Kitabı oku: «Rapunzel»

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eISBN 978-3-945163-50-4

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Inhalt

Rapunzel

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Rapunzel

Es war still im Schloss. Ganz und gar unheimlich. Gähnend leer waren die Gänge. Kein Klappern drang aus der Küche, denn die Köche und Gehilfen waren allesamt entlassen worden. Kein Kichern kam aus den Zimmern, denn Mägde gab es ebenfalls keine mehr. Keine Münze lag in den Schatzkammern, umgestoßen und zertreten waren die Truhen. Was das Heer an Lohn verlangte, zahlte das Volk mit einer abermals erhöhten Steuer, die seinen Unmut schürte. Doch die Soldaten würden bleiben, solange König Gregor auf dem Thron saß. Waren sie doch seine einzige Hoffnung, wieder zu Reichtum zu kommen. Er gierte danach, war besessen von dem Gedanken, blind und taub für alles andere, das nicht dem Erreichen seines Ziels diente.

Blind und taub war er auch für seine Tochter, Rapunzel, die ihm die Gemahlin genommen hatte, weil sie auf die Welt gekommen war. Seine ganze Aufmerksamkeit hatte seither seinem Sohn, ihrem älteren Bruder, gegolten, doch vor zwei Wintern hatte er den Kampf gegen ein Fieber verloren und war ebenfalls von ihm gegangen. Prinz Radosts Tod war ein vom König gut gehütetes Geheimnis. Er wollte kein sohnloser Herrscher sein, da er sich ohne männlichen Thronfolger verletzbar fühlte. Seine offizielle Erklärung besagte deshalb, dass der Prinz einen Feldzug gegen ein fernes, feindlich gesinntes Land führte und bald siegreich heimkehren würde. Im Volk betete man, dass diese Heimkehr ausbleiben würde, denn Radost war grausam gewesen und nicht nur wahnsinnig, wie sein Vater.

Außerdem hoffte man, der alte Regent würde bald das Zeitliche segnen, damit die Herrschaft an Rapunzel fiel, der man das freundliche Wesen zusprach, für das schon ihre Mutter bekannt gewesen war. Oft sah man sie in den Siedlungen, bei den Bauern und Handwerkern. Konnte sie auch nicht viel ausrichten, so war es für die Menschen doch wichtig, dass Rapunzel sie besuchte und sich mit ihnen unterhielt. Sie lauschte ihren Sorgen, fand Worte des Trostes und versprach, auf ihren Vater einzuwirken – was sie tatsächlich versuchte. Er sollte die eingenommenen Steuern sinnvoll anlegen, statt sie für seinen Kampf ausgeben. Allerdings ahnte jeder im Land, dass König Gregor sein Vorhaben, seinen vollkommen irren Plan, im Leben nicht aufgeben würde. Dabei hatte er einen Gegner gewählt, der ihm die Stirn mit Tücke statt mit Waffen bot und der sich stets nur verteidigte, niemals angriff.

Kam Rapunzel in die Siedlungen, so trat sie nie als Prinzessin auf. Sie fuhr nicht in einer Kutsche, vor der man einen Teppich ausrollen musste, sondern ritt auf ihrem schwarzen Hengst und machte sich nichts aus den Schlammlöchern, in denen ihre Füße nach einem heftigen Regenguss manchmal versanken. Statt farbenfrohen Kleidern und zierlichen Schuhen, trug sie Hemden, Ledermäntel, Reiterhosen und Stiefel. Ihr strohblondes Haar war recht kurz und wurde im Nacken zu einem kleinen Zopf zusammengehalten, aus dem sich eigenwillige Strähnen lösten. Schmal war ihr Gesicht und frei von jedem Puder, ihre grauen Augen blickten selten verträumt, sondern meist wachsam. Sie besaß keine weiblichen Rundungen, kicherte nicht und sprach mit der Vernunft eines Mannes, weshalb sie gut und gern für einen gehalten werden konnte. Ihr etwas dunkler Humor, brachte die Menschen in den Siedlungen zum Lachen; galt er doch nicht selten den Bemühungen des Königs, die – wie Rapunzel sich ausdrückte – Weltherrschaft an sich zu reißen, indem er ein winziges Königreich einnahm. Durch den Einsatz von ein bisschen Verstand wäre ihm das inzwischen vielleicht sogar gelungen, doch er kannte diesbezüglich nur rohe Gewalt und kehrte, wenn ein neuer Versuch misslungen war, vor Zorn schäumend in seine heruntergekommene Burg zurück, um die kargen Mauern anzuheulen und dem Gegner, der ihn nicht einmal mehr hörte, mit dem Tag zu drohen, an dem Prinz Radost vom Feldzug heimkehrte.

Das Ziel von Rapunzels Vater war das Diamantene Königreich. So nannte man den kleinen Staat, der unmittelbar an sein Land angrenzte und aus nicht mehr als einer Stadt bestand. Keine sanft fließenden Hügel und hohen Berge gab es dort, keine Seen und Siedlungen, keine Weizenfelder und Wälder. Auf nur wenigen Hektar wuchsen Türme in den Himmel, die hauptsächlich von Kauf- und Bergmännern sowie Architekten bewohnt wurden. Wie ein schützender Wall schlossen sich diese Gebäude um das Herz der Stadt: dem Schloss von König Philip, dessen aus kostbarstem Material gefertigte Spitzdächer und Zinnen golden im Sonnenlicht und silbern im Schein des Mondes glitzerten. Dasselbe Material war vereinzelt bei den Türmen der Stadt verwendet worden, weshalb sie ein spektakulär funkelndes, jedermann faszinierendes Bild abgab.

Was König Gregors Interesse seit vielen Jahren wachhielt und ihn zu immer neuen Versuchen der Übernahme bewegte, befand sich allerdings nicht über der Erde, sondern darunter. Direkt unter dem Schloss lag, viele hundert Meter in den Erdboden reichend, eine Diamantmiene. Ein Herankommen von außerhalb war aufgrund des sie umgebenden Granits unmöglich; der einzige Zugang befand sich in der Stadt. Ein ausgeklügeltes und kostspielig errichtetes Bergwerksystem erlaubte allein den Bewohnern des Diamantenen Königreiches den Zugriff auf die Schätze, die rechtmäßig ohnehin ihnen gehörten.

Von Verbitterung ergriffen, hockte König Gregor viel zu oft in seinem Turmzimmer und starrte zähneknirschend auf die von dort aus gut sichtbare, ewig lockende Stadt, verhöhnt von den in die Mauern und Dächer integrierten Diamanten. Er konnte einfach nicht glauben, dass es keine Möglichkeit gab, König Philip zu überwältigen und ihm dieses kleine Land abzunehmen. Nicht nur war sein eigenes Reich viel größer, auch die Zahl seiner Soldaten war um ein Vielfaches höher. Tausende dienten ihm, wohingegen es nicht mehr als hundert waren, die in Philips Dienst standen. Zwielichtige Bastarde waren das alles in König Gregors Augen, Bastarde wie ihr Regent, der sich unter ihnen versteckte. Nicht ein einziges Mal hatte er ihn zu Gesicht bekommen, zumindest nicht wissentlich, denn wie jeder Mann dieses Heeres trug er einen schwarzen Kapuzenmantel und eine lederne Maske, die den oberen Teil seines Gesichtes verbarg. Das nahm man jedenfalls an. Denkbar war allerdings auch – und König Gregor mochte diese Vorstellung – das Philip sein Schloss kaum verließ, weil er sich, an seinem Reichtum dick- und fettgefressen, kaum noch bewegen konnte.

An der Nase herumgeführt fühlte sich Gregor von diesem Kerl. Nicht einmal ein richtiger Kampf ließ sich mit ihm führen. Das empfand er nicht nur als Beleidigung, sondern auch als wenig männlich. Von einem königlichen Verhalten ganz zu schweigen. Statt ihm mit dem Schwert gegenüberzutreten, überlegte sich Philip stets sonderbare Kinkerlitzchen, die sämtliche Angriffe abwehrten, ohne dass nur eine echte Waffe erhoben worden war. Mal war es ein Feuerwall, der an den Grenzen des Diamantenen Königreichs entbrannte, wenn sich Gregors Heer näherte. Ein anderes Mal waren es Zäune aus angespitzten Holzpflöcken, die zur Abwehr aus dem Boden gezogen wurden. Zuletzt waren all seine Soldaten in einen mit Pflanzen und anderem Unrat getarnten Graben geritten, aus dem sie zwar sich selbst, nicht jedoch ihre Pferde hatten befreien können. Ein paar Tage darauf waren die die Tiere in die Burg getrabt – ein neuer Hohn, der besagte, dass Philip nicht einmal anderer Leute Pferde benötigte.

Rapunzel musste lachen, rief sie sich die wütenden Schilderungen ihres Vaters in Erinnerung. Zu gern wäre sie dabei gewesen, doch das durfte natürlich nicht sein, weil sie eine Frau war. Sie sollte die Burg hüten, kochen, putzen und nach der Entlassung der Gärtner auch den Gemüsegarten hegen und pflegen.

Grummelnd schleppte sie einen Eimer mit Wischwasser durch den Korridor, an den der Thronsaal anschloss, und erschrak fürchterlich, als sich das Visier einer der zur kargen Dekoration aufgestellten Rüstungen mit einem Klappern schloss. Wasser schwappte aus dem Eimer und platschte auf den gerade gereinigten Boden. Schimpfend machte sich Rapunzel daran, die Pfütze aufzuwischen, da ließ sie vielstimmiger Lärm aufhorchen. König Gregor und die Soldaten kehrten von ihrem neuerlichen Angriff auf das Diamantene Königreich zurück. Schnell räumte sie das Wischzeug fort und lief in den Hof, um zu hören, aus welchem Grund die Truppen diesmal gescheitert waren – dass sie eine Niederlage hatten einstecken müssen, daran zweifelte sie nicht.

Auf dem Hof angekommen, hob sie eine Hand vor den Mund, um ihr Grinsen zu verbergen. Ganz grün im Gesicht stolperten die Soldaten herum, zerrten schnaufende Pferde hinter sich her und klagten so laut, dass man beinahe Mitleid mit ihnen bekam. Von Tretmienen sprachen sie; merkwürdige Gaswolken hatten diese Dinger freigesetzt. Offenbar war es ein blindmachender, übel riechender Nebel gewesen, der König Gregor am heutigen Tag in die Flucht geschlagen hatte.

Hustend schleppte er sich nun an Rapunzel vorbei und warf ihr einen bösen Blick zu. »Was stehst du da herum, unnützes Ding, und hältst Maulaffen feil?«, presste er hervor und hustete. Er wollte noch etwas anfügen, doch brachte keinen Ton mehr hervor, winkte ab und zottelte hustend davon.

Rapunzel ging in den Stall und sattelte ihren Hengst. Wohin sie auszureiten gedachte, interessierte heute noch weniger als sonst.

Die Sonne stand bereits tief, als sie die Landesgrenze erreichte. Rauchschwaden waberten noch über das Grün und erinnerten an König Gregors Niederlage, lösten sich aber allmählich auf.

Auf einem Hügel ließ Rapunzel ihr Pferd halten, stieg ab und blickte zur Diamantenen Stadt. So wunderschön lag sie da im letzten Tageslicht, friedlich und gar nicht bedrohlich, aber doch stolz und sich ihrer Schönheit bewusst. Ihr Vater wusste nicht, dass sie oft an diese Stelle kam, um den Ausblick zu genießen. Ebenso wenig wusste er, dass sie eine gewisse Bewunderung für König Philip empfand, der sein kleines Reich so klug und umsichtig schützte.

»Was habt Ihr hier zu suchen?«, ertönte nahe bei ihr eine Stimme.

Rapunzel erstarrte, erschrocken auch vom Gedanken, dass sich jemand lautlos angeschlichen hatte und sie, statt die Frage zu stellen, ebenso gut hätte töten können. Sie schüttelte den Schreck ab und wandte sich um.

Nie zuvor hatte sie einen Soldaten des Diamantenen Königreichs gesehen, sondern lediglich gehört, dass sie furchterregend waren. Da er keine Waffe gezogen hatte, war es vor allem das seltsame Gewand, das ihm etwas Unheimliches verlieh. Groß und schlank war der Mann und trug über der ledernen Kleidung einen schwarzen Umhang, dessen Kapuze aufgeschlagen war. Eine Maske verbarg den oberen Teil seines Gesichtes; helle Augen funkelten sie aus den Schlitzen an. Haare, die sogar noch heller waren als ihre eigenen, beinahe weiß, fielen in glatten Strähnen in seine ebenfalls von der Maske bedeckte Stirn. Lediglich sein Kinn und sein Mund waren unmaskiert.

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