Kitabı oku: «Formen der Verstörung», sayfa 3
LÄNGE
Die Begrüßungs- und Schlussformeln nicht mit eingerechnet, variieren die Briefe zwischen drei und acht Zeilen mit zwei bis zu acht Sätzen. Kein Brief der Jungen ist länger als fünf Sätze, während alle Briefe der Mädchen sechs, sieben oder acht Sätze lang sind. Obwohl die Mädchen ihrer Zahl nach um eine weniger sind als die Jungen, sind sie insgesamt kommunikativer und tragen 84 Zeilen bei (verglichen mit 66 der Jungen) und 66 Sätze (verglichen mit den 53 Sätzen der Jungen).
Allerdings sind nicht alle Mädchen kommunikationsfreudig. Zwei haben Briefe von nur drei Zeilen und drei Sätzen verfasst. Bei dem einen handelt es sich um den schwermütigen Brief von Sally, der weiter unten zitiert wird. Der zweite kurze Brief stammt von Susan B. und enthält etwas, woraus man eine Andeutung von Neid wegen einer Schachtel Bonbons ablesen könnte. Alles in allem scheinen Länge und Inhalt der kürzesten Briefe auf eine deprimierte und apathische Gemütslage ihrer Verfasser hinzuweisen, wogegen Inhalt und Länge der längsten Briefe den Eindruck vermitteln, sie seien das Elaborat von fröhlicheren und kontaktfreudigeren Personen. Die mittellangen Exemplare sind einmal von handfestem Realismus gekennzeichnet (abgebrochene Äste und umgefallene Schneemänner), dann wieder von farbloser Formelhaftigkeit (vgl. Maureens Brief weiter unten) oder aber von starken Gefühlen und mit persönlicher Note (Scott: »Ich würde dir Beine machen und dich aus dem Bett jagen.«)
STIMMIGKEIT UND GESCHLOSSENHEIT INSGESAMT
Die Briefe weisen eine Tendenz zu unlogischen Aussagen auf: Ein Satz hat oft wenig mit dem auf ihn folgenden und ihm vorausgehenden zu tun (z.B.: »Das Wetter ändert sich ständig. Ich kann’s nicht erwarten, dass du wieder zur Schule kommst.«)
Manche Briefe wiederum entwickeln einen Gedanken absolut stichhaltig bis zum Ende: Z.B.: Sallys grimmiger Brief, Scotts enthusiastischer, ein wenig brutaler Brief, in dem er Stephen droht, ihm »Beine zu machen«, und Alex’ informativer Brief übers Schlittenfahren, der den Ort nennt, an dem die Schlittenpartie stattfand, und Fortschritte im Vergleich zum vergangenen Jahr festhält: »Wir hatten eine Menge Spaß drüben auf dem Hospital Hill. Wir fuhren über einen großen Buckel und flogen durch die Luft. Dieses Jahr stieg ich höher hinauf als sonst.«
STRUKTUR DER SÄTZE
Insgesamt bestehen die Briefe aus überwiegend einfachen Sätzen (z.B.: »Es gab ein riesiges Schneeballschießen im Freien«), darunter manchmal eine Satzreihe, ein Satzgefüge oder Satzreihen mit Satzgefügen.
SATZREIHEN
Der kürzeste Brief (zwei Sätze) stammt von Peter. Das ist der Junge, dessen mit dem Lineal gezogene Linie dick ist, schief und am Ende abbricht. Er ist andererseits einer der wenigen Schüler, die eine Satzreihe bilden und dabei die seltenere und interessante Konjunktion aber verwenden: »Wir haben eine Menge Spaß, aber du fehlst uns.«
Cynthia, eine der Realistinnen der Klasse, verwendet gleichfalls ein aber: »Ich habe Schneemänner gebaut, aber sie sind umgefallen.«
Susan A., eine weitere Realistin, verwendet aber, um ihre unten stehende Beschreibung des Märchenlandes abzuschwächen.
Weitere in den Briefen verwendete Konjunktionen sind:bis (2), weil (2), neben dem gebräuchlichsten und nichtssagenden oder neutralen und (7).
Ein Mädchen, Carol, das die Konjunktion weil verwendet, bildet innerhalb eines 3-Satz-Briefes zwei Satzreihen. »Ich hoffe, du kommst bald wieder zur Schule, denn ohne dich ist es einsam«, und: »Deine [kleine] Schwester übernachtete in der Silvesternacht bei uns, denn deine Mutter und dein Vater und deine [ältere] Schwester gingen zu einer Party.« Aufgrund der Verwendung komplizierter Satzstrukturen gehört ihr Brief zu jenen mit den meisten Zeilen (8), aber den wenigsten Sätzen.
Die üblichste, am wenigsten aussagekräftige Konjunktion ist und (7-malige Verwendung), so im Satz von Alex: »Wir fuhren über einen großen Buckel und flogen durch die Luft.« Ein Mädchen, Diane, bildet eine Satzreihe aus zwei Imperativen: »Beeil dich und komm bald wieder.«
SATZGEFÜGE
Abgesehen von den häufig verwendeten formelhaften Satzgefügen, die mit Ich hoffe (z.B.: »Ich hoffe, dass es dir bald wieder besser geht«) und Wäre schön beginnen (z.B.: »Wäre schön, wenn du es gesehen hättest«), gibt es relativ wenige Beispiele von Satzgefügen:
Fred: »Nun, ich denke, das ist alles, was ich dir zu berichten habe.«
Theodore: »Ich hab die gegnerischen Jungs geschlagen.«
Alex: »Dieses Jahr stieg ich höher hinauf als sonst.«
Susan B.: »Jonathan A. hat mir erzählt, dass er dir eine große Schachtel mit Bonbons geschiekt [sic!] hat.«
Kingsley verwendet zwei Satzgefüge hintereinander: »Was glaubst du, was du zu Weihnachten bekommst?« und: »Ich habe alles gekriegt, was ich mir gewünscht hab.«
SATZREIHENUND SATZGEFÜGE
Van, der Junge, der zugibt, dass ihm nichts einfällt, und einen der kürzesten Briefe schreibt, ist allerdings auch einer der wenigen Schüler, der eine Kombination von Satzreihe und Satzgefüge verwendet, obwohl er zwei Worte auslässt und sich selbst widerspricht (beachte seinen Gebrauch von denken): »Ich denke, das ist alles zu sagen [sic!], weil ich einfach nicht denken kann.«
Jonathan bildet ebenfalls eine Konstruktion aus Satzreihe und Satzgefüge. Er ist fröhlicher, verwendet aber eine weniger aussagekräftige Konjunktion: »Ich hoffe, dass dir meine Schachtel mit den Bonbons geschmeckt hat, und kann kaum erwarten, dass du wieder nach Hause kommst.«
Susan A. verwendet die weniger positiv besetzte Konjunktion aber: »Als es vorbei war, sah es aus wie in einem Märchenland, aber einige Bäume waren geknickt, andere gar abgebrochen.« Sie lässt auf diesen Satz eine weitere Satzreihen-Satzgefüge-Konstruktion folgen, wobei sie die starke Konjunktion also und zusätzlich einen Imperativ verwendet: »Es tut uns sehr leid, dass du im Krankenhaus bist, also schau, dass du schnell wieder auf die Beine kommst.«
VERBEN
Manche der von den Kindern verwendeten Zeitformen sind unklar.
Im Hinblick auf einen Kinofilm schreibt theodore: »Wäre schön, wenn du ihn siehst.« Es ist nicht klar, ob er meint: »Es wäre schön, du würdest ihn sehen« oder: »Wäre schön, du hättest ihn gesehen.«
Billy T. schreibt: »Ich hoffe, dass dir das Essen schmecken wird.« Es ist nicht klar, wann oder wo Stephen das Essen schmecken soll.
Joseph A. schreibt: »Ich hoffe, du hast Spaß.« Es ist nicht klar, wann oder wobei Stephen Spaß haben soll. Sowohl Billy als auch Joseph schwebte wahrscheinlich die Bedeutung vor, die im dort und jetzt der Verlaufsform der Gegenwart steckt: »das Essen schmeckt dir dort« und »du hast dort jetzt Spaß«. Es fällt auf, dass Joseph der einzige war, der den Spitalsaufenthalt von Stephen mit Spaß haben in Verbindung bringt.
Das anschaulichste Verb steckt in Scotts Wendung vom Beine-Machen.
IMPERATIVE
Die einzigen Beispiele für den Gebrauch des Imperativs (4, davon einer abgemildert durch bitte) finden sich in den Briefen von Mädchen. Das mag darauf hinweisen, dass die Neigung, »herumzukommandieren« oder zu »gängeln«, bei Mädchen stärker ist als bei Jungen, ebenso gut mag das aber – wenn man die geringe Anzahl von Briefen in diesem Sample berücksichtigt – statistisch nicht signifikant sein.
STIL
Der Stil der Briefe ist großteils ungezwungen, d.h. weder übertrieben formell noch extrem leger oder umgangssprachlich. Hin und wieder hat die Diktion einen zwanglosen Konversationston: Es gibt zwei Beispiele, in denen ein Nun am Satzanfang steht (in beiden Fällen ist das Komma weggelassen, das hier stehen müsste). In Scotts Brief gibt es ein sehr lebendiges umgangssprachliches Verb:Beine machen. Es lohnt allerdings, auf eine auffällige Formelhaftigkeit hinzuweisen, derer sich die meisten Kinder zumindest an einer Stelle bedienen: Wenn sie die Wahl hatten (was offenbar der Fall war), haben die Kinder ihren vollen Namen unter ihre Briefe gesetzt. Weiters verwenden Kinder in zwei Fällen, in denen sie die Namen anderer Kinder anführen, deren vollständige Namen, obwohl Stephen aus dem Zusammenhang sehr wohl wissen konnte, von wem sie sprachen. Mag sein, dass Vor- und Nachnamen in der Schulsituation von den Lehrern so voneinander untrennbar verwendet werden, wenn sie die Anwesenheitsliste durchgehen oder wenn sie einen Schüler zurechtweisen, dass die Kinder sich selbst auch gegenseitig mit Vor- und Nachnamen adressierten, wenn sie in der Schule etwas schrieben.
Zwei Kinder beweisen in manchen Augenblicken stilistische Eloquenz. Eine von ihnen, Susan A., malt ein lebendiges und plastisches Bild, das durch den Gebrauch einer Alliteration und starke Rhythmisierung noch verstärkt wird: »einige Bäume waren geknickt, andere gar abgebrochen«. Eine zweite, Sally, leitet mit einem starken, ganz spezifischen Bild ein – »Dein Sitz ist leer« – und verstärkt dieses dann durch eine parallele Struktur: »dein Strumpf noch nicht fertig.«
Man könnte argumentieren, dass auch Scott in den vier Sätzen seines überzeugenden Briefes durch sein Hin- und Herwechseln eine gewisse angenehme Balance gelingt, und zwar zwischen dort drüben und hier bei uns, dort oben und wieder hier, wodurch er de facto eine schaukelnde Bewegung erzeugt und Stephen enger an die Klasse bindet als alle anderen Kinder.
INHALT
Einige Briefe sind farblos und/oder nichtssagend, wogegen andere informativer und farbiger sind und/oder die Persönlichkeit der BriefschreiberInnen lebendiger zum Ausdruck bringen.
Der wahrscheinlich farbloseste Brief, der die allergebräuchlichsten formalisierten Gefühle und nur die allerallgemeinsten »Neuigkeiten« enthält, ohne inhaltlich und stilistisch außerhalb der Konvention zu bewegen, was auf eine eigenständige Persönlichkeit schließen lassen könnte, ist jener von Maureen. Obwohl er unleugbar freundlich und fröhlich ist, wirken Freundlichkeit und Fröhlichkeit wie auswendig gelernt: »Wie fühlst du dich? Du fehlst mir sehr. Ich hoffe, dass du bald wieder zur Schule kommst. Mir gefällt die Schule sehr gut. Im Schnee wars sehr lustig.« Ihre Schrift ist rund und durchgehend nach rechts geneigt, mit einer bemerkenswerten Ausnahme – dem Wort Ich, I, das senkrecht steht. Man könnte sogar so weit gehen anzunehmen, dass diese auffällig kontrastierenden I’s einen sublimierten Widerstand verraten, ein unterdrücktes Verlangen nach weniger Angepasstheit und Folgsamkeit, als sie offensichtlich an den Tag legt.
Ein weiterer ziemlich farbloser Brief in kleiner Handschrift mit vielen Rundungen ist jener von Mary, auch wenn sie eine Spur mehr Emphase zeigt als Maureen – »Du fehlst uns allen sehr« – und ein Spezifikum hinzufügt: »Ich hatte eine Menge Spaß mit meinem Schlitten im Schnee.«
Der Inhalt lässt sich im Großen und Ganzen unter den folgenden Überbegriffen zusammenfassen, in den zwei eher allgemeinen Kategorien des Ausdrucks von Anteilnahme und »Neuigkeiten«:
Formelhafter Ausdruck von Anteilnahme
komm bald zurück / wäre schön, du wärst hier (17mal in 27 Briefen)
wie geht es dir / hoffe, dass es dir besser geht (16)
du fehlst mir (9)
Erfahrungen in Bezug auf Krankenhaus/Essen (4)
Empathie: Ich weiß, wie es dir dabei geht (2)
Neuigkeiten
Spielen im Schnee (9)
Weihnacht / Weihnachtsgeschenke (7)
Schule / Schulaufgaben (4)
Essen / Kost (4)
Wetter (3)
Einkauf mit Eltern (2)
Kino (2)
Haustiere (1)
Silvesterabend (1)
Stephens Familie (1)
Party (1)
FORMELHAFTER AUSDRUCK DER ANTEILNAHME
Du fehlst mir
Viele Briefe der Kinder enthalten die Standardphrase:Du fehlst uns (oder mir) oder Du fehlst uns (oder mir) sehr, oft zusammen mit:Wir (oder ich) hoffe(n), dass du bald wieder zurück bist.
Van beginnt den Brief mit diesen beiden Empfindungen, weiß dann aber nicht weiter: In dünner, zittriger Schrift und mit so wenig Zwischenraum zwischen den Worten, dass sie beinahe aneinanderstoßen, schließt er mit: »Ich denke, das ist alles zu sagen [sic], weil ich einfach nicht denken kann.« Vans Buchstaben sitzen zum Teil sauber auf den linierten Zeilen, andere hängen in der Luft, wieder andere sind unter die Zeile hinuntergerutscht. Es ist möglich, dass die Buchstaben in seinem Fall – wie auch in anderen, in denen sich Befürchtungen der Kinder verraten – nicht der Linierung folgen, weil das Kind überkompensiert: Aus Angst, dass seine Buchstaben unter die Zeile rutschen, lässt es sie lieber über ihnen schweben; aus Angst, sie könnten über die Linien hinausragen, zwingt es sie unter die Linie. Wenn wir uns vorstellen, wie diese Kinder lernen, sauber zu schreiben, dürfen wir nicht vergessen, dass die Linie nichts ist, worauf die Buchstaben aufsitzen sollen. Sie ist eine Richtlinie (und obendrein eine sehr dünne), und für einen Anfänger ist es schwierig, jeden Buchstaben genau auf die Linie zu setzen. Dementsprechend empfinden manche Kinder auch beim Schönschreiben selbst eine gewisse Angst, egal, was sie nun auszudrücken versuchen.
Joan ist genauer und dementsprechend pointierter, indem sie mit einem Schlag das ganze Klassenzimmer herbeizaubert: »Du fehlst mir in unserer Sitzreihe in der Schule.« Sie erweckt zudem den Eindruck eines Solidaritätsgefühls bei den Kindern dieser ganz bestimmten Sitzreihe – »unserer Sitzreihe«.
Sally geht noch mehr ins Detail, und ihr Brief vermittelt, obwohl er zu den kürzesten gehört, die stärkste und die düsterste Emotion: »Hoffe, dass es dir besser geht. Dein Sitz ist leer. Dein Strumpf noch nicht fertig.« Dieser letzte Satz schließt mit einem Punkt, aber auf diesen folgt, missverständlicherweise, ein klein geschriebenes a, so dass wir nicht mit Sicherheit sagen können, ob Sally den Satz fortsetzen oder einen neuen beginnen wollte, als sie – in Gedanken abermals bei den düsteren Möglichkeiten – fortfährt: »aber ich denke nicht, dass er fertig werden wird.« Die Funktion dieses aber ist gleichfalls unklar. Sallys Handschrift ist schwach und dünn, und die Buchstaben sind extrem klein, außer wenn sie, in offenkundigem Missverständnis der Anweisungen des Lehrers, die langen Buchstaben wie das f und das l zögerlich so hochzieht, dass sie die Zeile oberhalb berühren. Der Inhalt sowie die Kürze des Briefes und die kleine Handschrift von Sally lassen, trotz des außergewöhnlich überschwänglichen und schwungvollen groß geschriebenen H, entweder auf einen tief sitzenden Pessimismus oder ein niedriges Selbstwertgefühl schließen.
Wie geht es dir / hoffe, dass es dir besser geht
Ein weiterer sehr häufiger Ausdruck von Anteilnahme: »Wir (oder ich) hoffe(n), dass es dir gut geht / bald besser geht / du bald gesund bist / Wie geht es dir?«
Billy J. beginnt mit: »Ich hoffe, dass es dir gut geht«, und schließt mit: »Ich hoffe, dass du bald wieder da bist«, dazwischen fügt er nur einen Satz ein: »Wir tun nicht viel.« Die Worte tun nicht viel sind kleiner und zusammengedrängter als der Rest und spiegeln vielleicht den Inhalt der Bemerkung. Auch Billys Buchstaben scheinen unter die Zeilen zu rutschen und entsprechen damit dem Geist seiner einzigen Neuigkeit – dass nicht viel erledigt wird.
Lois schlägt einen Plauderton an, der sich in den anderen Briefen selten findet, wenn sie, in fetten schwarzen Buchstaben, die vierschrötig auf den Zeilen sitzen, manchmal aber über den rechten Seitenrand hinausgehen, schreibt: »Wie geht es dir jetzt? Hoffentlich besser.«
Joseph A. schreibt »Wie gehst dir?« anstelle von »Wie geht es dir?« Die Lehrerin bemerkt das nicht.
Komm bald wieder / Wäre schön, du wärst hier
Lois, die es schafft, acht Sätze auf einem Raum von sechs Zeilen unterzubringen, drückt diesen Wunsch zweimal aus, einmal zu Anfang – »Wann wirst du wieder zurück sein?« – und einmal, höflich, aber bestimmt, am Schluss – »Schau bitte zu, dass du bald wieder zurück kommst.«
In ihrem oben zitierten Brief fügt Carol, verstärkend, die Erklärung ein, »denn ohne dich ist es einsam« – entweder ganz im Ernst, weil sie unmittelbar neben Stephen wohnt und vielleicht eine gute Freundin ist, zumindest aber aus Höflichkeit. Es ist festzuhalten, dass Carol zu Stephen in einer besonderen Beziehung steht, weil auch ihre Familien befreundet sind, wie sich aus ihrem Brief unmissverständlich ablesen lässt.
Joseph geht in seinem Enthusiasmus weiter, indem er seiner Ungeduld Ausdruck verleiht: »Ich kann es gar nicht erwarten, dass du wieder in die Schule kommst.«
Stephens Freund Jonathan, dessen runde Buchstaben senkrecht und fest auf der Zeile sitzen, verwendet fast die gleichen Worte: »Ich kann kaum erwarten, dass du wieder nach Hause kommst.« Vermutlich ersetzt Jonathan das üblichere wieder in die Schule durch wieder nach Hause, weil er nicht nur sein guter Freund, sondern auch sein Nachbar ist.
Ein Mädchen, Diane, fasst die gleiche Empfindung in fast die gleichen Worte – »Ich kann es kaum erwarten, dass du wieder zurück in die Schule kommst« – und legt dann noch in einem zweiten Satz, der zwei Imperative enthält, nach: »Beeil dich und komm bald wieder.«
Ihre Freundin Mary K. drückt es genauer und ziemlich streng aus, wenn sie hofft, Stephen werde »baldigst wieder in die Schule herein kommen«.
Billy T. legt die Betonung eher auf Stephens Entlassung aus dem Krankenhaus als auf seine Rückkehr in die Schule. Er gibt diesem Gedanken auch in zwei der drei Sätze seines kurzen Briefes Raum: »Wann bist du wieder draußen? Ich hoffe, dass du bald wieder draußen bist.«
Scott, ein anderer Junge, drückt die Anteilnahme in einem der überzeugendsten Briefe aus, in dem jeder einzelne Satz logisch auf den vorhergehenden folgt. Er beginnt mit Empathie: »Ich weiß, wie man sich dort drüben fühlt«, und entwickelt dann seinen Gedankengang, indem er zunächst noch einmal seiner Empathie Ausdruck verleiht (was im Vergleich zu den anderen Briefen ungewöhnlich ist): »Ich glaube, du wärst jetzt gerne hier, wo wir sind.« Dann verleiht er, gleichzeitig mit dem unüblichen Gebrauch des Konjunktivs, dem Ganzen eine dramatische Note: »Und wäre ich dort oben, ich würde dir Beine machen und dich aus dem Bett jagen.« Schließlich vervollständigt er seine Vor- und-zurück-Struktur mit einer weiteren Bezugnahme auf die Schule und das logische (Dann) Resultat seiner imaginierten Aktion: »Dann könntest du wieder hier sein.« (Scotts Verwendung von da drüben und dort oben zeigt an, dass er sich der etwas erhöhten Lage des Krankenhauses ein Stück außerhalb der Stadt bewusst ist, eine Tatsache, die durch Jonathans identischen Gebrauch des dort oben und noch durch ein drittes Kind gestützt wird, das bei der Beschreibung der Schlittenfahrt den Hospital Hill erwähnt.)
Ein Mädchen, Susan B., drückt in einem der kürzeren Briefe (drei Zeilen, drei Sätze) bloß die üblichen Gefühle aus und fügt liebevoll die Information aus zweiter Hand hinzu: »Jonathan A. hat mir erzählt, dass er dir eine große Schachtel mit Bonbons geschiekt [sic!] hat.« Ihre Handschrift verändert sich im unteren Teil des Briefes merklich: Während die Worte zu Beginn ihres Briefes kräftig, aufrecht und selbstsicher sind, werden sie zunehmend dünner und rechtslastiger, bis das Wort Bonbons, zart und zerbrechlich, fast ganz auf der Seite liegt.
Erfahrungen im Krankenhaus/Essen
Nur wenige Kinder äußern Neugierde bezüglich Stephens Erfahrung im Krankenhaus.
Kingsley fragt: »Gefällt es dir im Krankenhaus?«
Auch Stephens guter Freund Jonathan zeigt Interesse: »Wie ist es dort oben?«
Stephens Nachbarin, Carol, geht mehr ins Detail: »Kriegt ihr da gutes Essen?«
Billy T. macht sich ebenfalls über Stephens Essen (vermutlich im Krankenhaus) Gedanken, obwohl sein Gebrauch des Futurums Unklarheit schafft: »Ich hoffe, dass dir das Essen schmecken wird.«
Arlene, die sich offenbar der Schreibung des eigenen Namens nicht sicher war, oder aber sich dazu entschloss, ihn mit einem zusätzlichen i zu verzieren, verleiht ihrem Brief durch ihre beiden kurzen, aber präzisen Fragen etwas von Dringlichkeit oder gar Entschiedenheit: »Wer ist deine Krankenschwester? Wer ist dein Arzt?« Der letzte Satz ihres Briefes lässt allerdings vermuten, sie könnte ein »professionelles« Interesse gehabt haben: »Ich habe zu Weihnachten ein Krankenschwesterköfferchen geschenkt bekommen.«
Empathie: Ich weiß, wie es ist
Scott zeigt zu Beginn seines Briefes Empathie – »Ich weiß, wie man sich dort drüben fühlt« –, bevor er damit droht, Stephen zu besuchen.
Joseph O. beginnt ebenfalls mit dem Ausdruck großzügiger Empathie: »Ich weiß, wie du dich fühlst.« Dann fügt er zusammenhanglos an: »Ich kriege jetzt eine neue Jacke mit Kapuze.«