Kitabı oku: «Little Pearl», sayfa 6

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Kapitel 7

Immer wieder sage ich mir, ich solle umdrehen. Ständig hoffe ich, es möge ein Anruf kommen und ich müsse ins Bed and Breakfast zurück. Keine Meile vergeht, wo ich mir sage, dass es ein Fehler ist, was ich vorhabe. Aber ich kann nicht zurück. Ich kann nicht umdrehen. Ich werde wie von Geisterhand geführt.

Keine Ahnung, was ich ihm sagen werde, sobald ich vor ihm in der Werkstatt stehe. Dass ich nur sehen will, was er mittlerweile geschafft hat, wird er mir vermutlich nicht abkaufen.

Schon überquere ich den kleinen Bach und fahre am Waldrand entlang zu Moores Grundstück. Als ich auf den großen Kiesplatz komme, stehen ausnahmsweise drei Autos darauf. Moores SUV parkt vor dem Haus, während Dylans Pick-up an der gleichen Stelle steht wie immer. Links davon ist ein dunkelblauer Oldtimer. Vermutlich gehört der einem Kunden Sawyers.

Ich lege den Rückwärtsgang ein und überlege mir, ob ich zurückfahren soll. Ich will Dylan nicht bei seinen Geschäften stören. Doch dann fällt mein Blick auf die zwei Pappbecher von Starbucks auf dem Beifahrersitz. Also stelle ich meinen Toyota rechts von Dylans Auto ab, nehme die zwei Kaffees und gehe zur Werkstatt.

Ich öffne die Tür und trete in den Raum. Es ist erstaunlich still. Erst als ich mich umgesehen habe, bemerke ich, dass ich alleine bin. Fragend drehe ich mich im Kreis. Kein Dylan und auch kein Kunde weit und breit.

Ich sehe auf meine Armbanduhr. Es ist kurz nach neun. Macht er soeben Pause? Ist er nebenan in Moores Haus? Oder irgendwo draußen? Gerade als ich ins Freie gehen will, um zu sehen, ob ich ihn irgendwo entdecken kann, höre ich leises Gemurmel. Dann ein Kichern. Ich verharre an Ort und Stelle und lausche den Geräuschen. Sie kommen von oben. Ich kann es durch die spaltbreit offenstehende Tür in der linken Ecke hören. Ich bringe keinen Schritt zustande, aber ich erkenne eine Treppe, die nach oben führt.

Stöhnen. Ein hohes. Ein tiefes. Jemand stößt Dylans Namen aus. Eindeutig eine Frau. Mir wird ganz heiß und kalt zugleich.

»Geh auf die Knie. Ja, das ist gut.« Es ist unverkennbar Dylans kehlige Stimme.

Ich lasse beinahe die Pappbecher fallen, weil ich mir die Ohren zuhalten möchte. Ich will nicht mitbekommen, wie Dylan eine andere Frau vögelt. Das ist zu viel.

Neben mir steht ein Tisch. Schnell stelle ich den Kaffee ab und renne ins Freie. Ich blinzle ein paar Mal gegen das helle Sonnenlicht, als ich zu meinem Auto flüchte.

Ich wusste, dass Dylan einen hohen Frauenverschleiß hat, aber Zeuge davon zu werden, war zu keiner Zeit ein Ziel von mir. Wenn ich auf meine innere Stimme gehört hätte, wäre ich jetzt Zuhause und hätte nie etwas von dieser Nummer mitbekommen.

Es fühlt sich an, als hätte ich einen Schlag in die Magengrube verpasst bekommen. Irgendwie hatte ich gehofft, Dylan würde auch etwas für mich empfinden. So wie ich für ihn.

Ich hätte es besser wissen müssen.

Moore kommt mir entgegen, als ich auf meinen roten Toyota zusteuere. Ich setze ein Lächeln auf, obwohl mir im Augenblick gar nicht danach ist. Und ich mich viel lieber ins Auto setzen und davonrasen würde, statt mich mit meinem Gärtner zu unterhalten.

»Hallo Mr. Moore.«

»Hallo Miss Cécile. Was führt Sie denn hierher?«

»Ich wollte sehen, wie weit Dylan mit seiner Arbeit ist. Allerdings konnte ich ihn nicht finden.«

»Hmm«, Moore reibt sich über den Bart. Dann fällt sein Blick auf den Oldtimer. »Er macht bestimmt Pause«, sagt er nach kurzer Überlegung. Aber in seinen Augen sehe ich, dass er genau weiß, was Dylan in diesem Moment treibt.

Sein Blick wandert zu den Gauben über der Werkstatt. Ich folge ihm. Als ich glaube, einen Schatten hinter dem Vorhang zu sehen, schnellt mein Kopf nach vorn.

Ich schiebe meinen Pulloverärmel ein Stück nach oben, damit ich auf meine Uhr sehen kann. »Ich muss zurück.« Ich muss hier weg und zwar schnell.

Mr. Moore nickt. »Soll ich ihm etwas ausrichten?«

»Nein, schon in Ordnung.«

»Wie Sie meinen.« Ich möchte mich schon abwenden, doch Mr. Moore hält mich ein weiteres Mal auf. »Ich habe gehört, Ihr Vater nimmt morgen wieder an einem Wettkampf teil.«

»Stimmt, ja.«

»Wünschen Sie ihm viel Glück von mir.«

»Mach ich.«

Und jetzt sehe ich zu, dass ich von hier verschwinde. Ich fische meinen Schlüssel aus der Hosentasche und öffne den Toyota. Gerade als ich ins Auto steigen will, legt sich eine Hand auf den Türrahmen.

»Wo willst du hin?«

Mein Puls jagt in die Höhe und für eine Sekunde glaube ich mein Herz in der Kehle zu haben. Langsam drehe ich mich zu Dylan, der dicht hinter mir steht.

»Nach Hause«, antworte ich etwas schwach, weil sein Haar unverschämt sexy aussieht, das leider nicht ich so verwuschelt habe.

»Und warum bist du hier aufgetaucht?« Dylan funkelt mich mit seinen kaffeebraunen Augen grimmig an. Seine Lippen bilden eine gerade Linie.

»Warum bist du so stinkig?« Fast hätte ich gefragt, ob der Sex so übel war, dass er jetzt seine schlechte Laune an mir auslassen muss. Gott sei Dank konnte ich noch rechtzeitig die Worte zurückhalten.

»Ich bin immer so. Nun?«

»Was, nun?«

»Beantworte meine Frage.«

»Ich wollte«, dich sehen, »etwas mit Mr. Moore besprechen.«

»Ja klar.«

Der Motor des Oldtimers springt an und eine schwarzhaarige – eine andere, als die, mit der ich Dylan auf dem Parkplatz vor dem Supermarkt gesehen habe – lenkt ihn über den Platz.

Dylan schenkt ihr keine Beachtung, sondern sieht die ganze Zeit zu mir. »Ich habe etwas nachzuholen.«

Er klingt, als müsse er sich rechtfertigen. Aber das bilde ich mir bestimmt nur ein.

»Ich ... das geht mich nichts an.«

»Genau. Also, was hast du hier zu suchen?«

Ich möchte einen Schritt zurückgehen, aber mein Rücken drückt jetzt schon gegen das Auto. »Ich ...« Ich sehe mich nach Moore um, in der Hoffnung, er würde mich aus dieser Situation befreien, doch der ist wie vom Erdboden verschluckt.

Dylan folgt meinem Blick. Als ich wieder ihn ansehe, hat er die Arme vor der Brust verschränkt. »Komm mir nicht noch mal mit ‘ner Lüge.«

»Ich wollte dir einen Kaffee bringen.«

»Und weiter?«

Mit offenem Mund, weil er mich so leicht durchschaut hat, starre ich ihn an. Dann rutschen mir die Worte einfach heraus. »Ich wollte dich sehen.« Gott, mein Gesicht ist bestimmt knallrot, wie eine überreife Tomate. Wie konnte ich ihm das bloß sagen? Bestimmt fängt er gleich an zu lachen und schickt mich weg.

Doch das passiert nicht. Zumindest eines davon nicht.

Dylan beobachtet mich mit gefährlich dunklen Augen. »Du kennst mich nicht.«

»Nein, aber ich möchte das ändern.« Ich schlucke hart, als ich auf seine Antwort warte.

Nach vorn gebeugt und mit kalter Stimme sagt er: »Das willst du nicht, glaub mir.« Er macht einen Schritt zurück. »Steig ein und geh nach Hause.«

»Warum ...«

»Geh«, unterbricht er mich. Seine Augen wirken hart, aber auch irgendwie traurig und gequält.

Ich möchte eine Hand an seine Wange legen, um diesen Ausdruck aus seinen Augen zu vertreiben. Stattdessen steige ich in mein Auto und setze zurück.

Als ich vom Platz fahre, bemerke ich Dylan im Rückspiegel, wie er mir hinterhersieht. Erst als ich aus seinem Blickfeld bin, wage ich es meinen Tränen freien Lauf zu lassen. Seine Zurückweisung ist unheimlich schmerzhaft.

Ziellos kurve ich durch die Gegend. Ich sollte ins B&B – aufräumen und putzen. Eben das machen gehen, was mein Job ist. Doch mir fehlt gerade die Kraft und die Motivation dazu.

Ständig wiederhole ich Dylans Worte in meinem Kopf. Wobei ich mich dauernd frage, vor was er davonrennt. Denn ich bin mir ziemlich sicher, dass er das tut. Etwas muss in seinem Leben passiert sein, wieso er so verschlossen und kalt ist. Oder ist er nur zu mir so? Ich schüttle den Kopf. Nein, das glaube ich nicht.

Ja, er hat mich schockiert. Er hat meinem Herzen einen Stich versetzt. Trotzdem werde ich herausfinden, was ihn quält, was ihm widerfahren ist. Und seine abweisende Art wird mich nicht davon abbringen.

Mein Telefon klingelt auf dem Beifahrersitz. Ich fahre rechts ran und schaue aufs Display. Everlys Name leuchtet auf, wodurch ich sofort an meine eigentlichen Aufgaben erinnert werde.

»Hallo Everly, tut mir leid, ich bin gleich da«, sage ich rasch in den Hörer, nachdem ich abgenommen habe. Ich habe ihr nicht verraten, wo ich hinwollte, als ich am Morgen aus dem B&B gestürmt bin. Everly wäre sofort zu meiner Mom gerannt. Aber jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich sie so lange eingespannt und ihr etwas vorgegaukelt habe, nur damit ich zu Dylan fahren konnte. Und der nichts Besseres wusste, als mit einer anderen zu vögeln. Hoffentlich werde ich die Geräusche, die ich unfreiwillig mitangehört habe, schnell aus meinem Kopf bringen.

»Kein Problem, Liebes. Ich kann noch ein wenig die Stellung halten, wenn du noch Zeit für deine Besorgungen brauchst.«

»Nein, ich habe alles erledigt.«

»Gut, dann sehen wir uns ja in ein paar Minuten.«

»Warum hast du mich angerufen?«, frage ich meine Angestellte, ehe sie auflegen kann.

»LeAnn ist da.«

»Mom? Was macht sie da? Und warum ruft sie mich nicht selbst an?«

»Ich wollte dich nur vorwarnen.«

»Vorwarnen? Vor was?«

»Es fehlt ein altes Möbelstück.«

Oje, oje. Bestimmt hat Mom eins und eins zusammengezählt. Warum bloß musste ich ihr vor Wochen von meinen Plänen erzählen? Ich schlage mir gegen die Stirn. Das gibt Ärger, ich fühle es.

»Ich bin schon unterwegs.«

Mit einem unguten Gefühl fahre ich zum Blue House Inn zurück, und überlege mir, wie ich meiner Mutter erklären kann, dass ich trotz ihrer Bedenken den Kasten zu Dylan gebracht habe. Als ich aussteige, habe ich noch immer keine sinnvolle Erklärung. Doch dann laufe ich an Moms Auto vorbei auf die Veranda und ich weiß sofort, dass ich ihr einfach die Wahrheit sagen werde. Details kann ich ja auslassen.

Sie ist in der Küche und räumt gerade den Geschirrspüler aus, als ich den Raum betrete. »Hey Mom«, sage ich fröhlich. Auch wenn ich nervös wegen unserer kommenden Unterhaltung bin, so freue ich mich doch, sie zu sehen.

»Cécile, da bist du ja«, begrüßt mich Mom mit einem Lächeln.

Kann unser Gespräch doch nicht so schlimm werden? Meine Hoffnung steigt.

»Das brauchst du doch nicht zu machen.« Ich gehe zu ihr, drücke ihr einen Kuss auf die Wange.

»Kein Problem. Aber ich habe dir schon oft gesagt, du sollst mich anrufen, wenn du mit der Arbeit nicht nachkommst.«

»Ich habe alles im Griff.« Warum musste sie gerade diesen Tag für einen Besuch aussuchen? Gerade heute, wo ich alles stehen und liegen lassen habe, um zu einem Kerl zu fahren, dem niemand traut und ihn alle für einen üblen Typ halten - außer vielleicht Mr. Moore -, muss natürlich Mom auftauchen und mich dabei erwischen, wie ich meine Aufgaben vernachlässige. Was sonst noch nie der Fall war.

»Und warum musste Everly dann heute länger machen?«

Ich verstaue die Gläser, während sie die Teller wegräumt.

»Wo ist sie überhaupt?«

»Ich habe sie nach Hause geschickt. Schließlich hätte sie schon vor zwei Stunden Feierabend gehabt.« In ihrer Stimme schwingt ein unausgesprochener Vorwurf mit. Als die Spülmaschine leer ist, lehnt sich Mom an den Tresen. »Wann wolltest du mir erzählen, dass du den alten Kasten im Esszimmer renovieren lässt?«

Ich gehe zum Kühlschrank und hole mir ein Mountain Dew heraus, um Moms Blick auszuweichen, und mir etwas Zeit zu verschaffen. »Willst du auch etwas?«

»Diese Masche zieht nicht, meine liebe Tochter.« Als ich wieder Mom ansehe, hält sie ihre Arme vor der Brust verschränkt. »Raus mit der Sprache.«

Mit meinem Getränk gehe ich an den Tisch, ziehe einen Stuhl hervor und setze mich. »Ich habe dir doch gesagt, dass ich ihn restaurieren lassen werde.«

Mom kommt zu mir und nimmt gegenüber von mir Platz. »Bei diesem Sawyer?«

»Kennst du einen anderen Restaurator in der Gegend?«, frage ich mürrisch, weil ich mich in die Ecke getrieben fühle. Aber das hat sie nicht verdient. Und so rudere ich sofort zurück. »Tut mir leid.«

»Wie ist er so?«

Steile Falten bilden sich auf meiner Stirn, als ich sie überrascht ansehe. »Was?«

Mom verzieht keine Miene. »Ich möchte nur wissen, wie Mr. Sawyer so ist. Ob er es verdient, den Auftrag für dich auszuführen.«

»Mom!«

»Was? Wir hatten schon vor einer Weile dieses Gespräch, wo ich dir gesagt habe, dass ich nicht möchte, dass du ihn beauftragst. Trotzdem hast du es getan. Ich will nur erfahren, ob die Gerüchte wahr sind.« Sie legt ihren Kopf schief. »Und ich mir Angst um meine Tochter machen muss.«

»Ich habe kaum mit ihm geredet. Aber Dylan ist schwer in Ordnung«, antworte ich, dann verdrehe ich die Augen. »Und Sorgen musst du dir um mich bestimmt nicht machen. Warum auch?«

»Dylan? Seid ihr also schon beim Du?«

Ein weiteres Augenrollen. »Er ist in meinem Alter. Weshalb sollte ich ihn dann noch mit Sie ansprechen? Wir sind im einundzwanzigsten Jahrhundert, Mom.«

Mom gibt sich geschlagen. »Wann ist er denn mit der Arbeit fertig?«

»Weiß nicht genau. In einer Woche, vielleicht auch zwei.« Ich werde ihr nicht sagen, dass Dylan seinen Job wahrscheinlich heute, eventuell am Morgen beendet haben wird. Ich will nicht, dass sie dann hier auftaucht und ihn unter die Lupe nimmt.

»Gibst du ihm dann ein weiteres Möbelstück mit?«

Ich verschlucke mich fast an meinem Mountain Dew. Nicht, weil sie mich mit ihrer Frage überrascht, sondern weil sie ins Schwarze getroffen hat. Sie kennt mich besser, als mir im Moment lieb ist.

»Neiiin?«, sage ich gedehnt, wobei sich meine Antwort mehr wie eine Frage anhört.

»Wie oft hast du ihn denn schon besucht?«

Mit ihm geredet: fünf Mal. Ihn besucht: drei Mal. Er hier gewesen: ein Mal.

Ich zucke mit den Achseln. »Womöglich zweimal.«

»Womöglich?« Sie zieht die Augenbrauen zusammen. »Was ist das denn für eine Aussage? Du bist eine der wenigen Personen, die sich genau merkt, wann sie mit wem telefoniert oder wann sie wen getroffen hat. Wie oft warst du bei ihm?« In ihren Augen blitzt etwas auf, als würde ihr ein Licht aufgehen. »Wo sind deine Einkäufe?«

»Einkäufe?«, frage ich irritiert.

»Hast du nicht Everly gebeten, länger zu arbeiten, damit du in die Mall gehen konntest?«

Ihr kann ich leider nichts vormachen. »Mom, warum stellst du mir so dämliche Fragen?«, sage ich, statt ihr zu antworten.

»Dämlich sagst du dem?« Sie stemmt ihre Hände auf den Tisch und funkelt mich böse an. »Ich mache mir Sorgen um meine Tochter. Ist das etwa verboten?«

Ich werfe meine Hände in die Höhe und stehe auf. »Es gibt keinen Grund dazu!« Langsam bin ich genervt.

Mom steht ebenfalls auf. Unsere Augen sind auf gleicher Höhe, als wir uns gegenüberstehen. »Du hast dich verliebt.«

Mir bleibt fast das Herz stehen. »Unsinn.«

»Du brauchst es nicht zu leugnen.«

»Und was jetzt? Soll ich das jetzt einfach abstellen? Willst du mir verbieten, zu ihm zu gehen?« Meine angestauten Gefühle brechen sich Bahn. Dylans Zurückweisung hat mir mehr zugesetzt, als ich wahrhaben möchte. Und ich bin wütend. Aber auf die falsche Person.

»Ach, Liebes.« Mom kommt zu mir, möchte mich in die Arme nehmen, doch ich weiche zurück. Sie lässt ihre Hände an den Seiten heruntersinken. »Ich kann dir nicht vorschreiben, was du tun sollst. Ich will nur, dass du vorsichtig bist.«

»So wie du, als du Dad kennengelernt hast?«

»Das ist was ganz anderes.«

»Tatsächlich? Wieso? Laut deinen Erzählungen war Dad kein heiliger, bevor du ihn getroffen hast.«

»Das mag stimmen, aber ...« Mom verstummt, sieht mich bloß mit ihren braunen Augen an. Als ein kleines Lächeln auf ihrem Gesicht auftaucht, entspanne ich mich. »Wir haben wohl beide eine Schwäche für Bad Boys.«

Ich muss lachen, als ich sie Bad Boys sagen höre. Auch sie grinst. Doch dann werde ich wieder ernst. »Ich bin mir nicht sicher, ob Dylan wirklich so ein harter Kerl ist, wie er tut, oder ob er sich einfach nur schützen will«, gestehe ich ihr.

»Mom sieht mich fragend an. »Schützen, vor was?«

»Das will ich herausfinden.«

»Ich weiß nicht, ob das gut ist.«

»Hast du auch auf deine Eltern gehört, als du angefangen hast Dad zu daten?«

»Nein«, gibt Mom mit funkelnden Augen zu.

»Außerdem glaube ich nicht, dass Dylan bei Mr. Moore seine Werkstatt haben könnte, wenn die Gerüchte um ihn wahr wären. Denkst du nicht auch?«

»Damit könntest du recht haben«, stimmt mir Mom zu.

»Machst du mir einen Gefallen?«, frage ich sie dann.

Mom zieht ihre Unterlippe zwischen die Zähne, ehe sie die Nase rümpft. »Wieso bekomme ich das Gefühl, dass mich das in Teufelsküche bringen wird?«

»Sag Dad nichts davon.« Moms Brustkorb hebt sich, als sie tief Atem holt. Es ist viel verlangt, das ist mir bewusst. Aber ich will nicht auch noch mit Dad über Dylan streiten. »Auch meine Brüder brauchen nichts davon zu erfahren. Obwohl, Evan hat mich bereits erwischt, wie ich von Moores Grundstück gefahren kam und hat mich zur Rede gestellt. Doch vom Rest brauche ich mir nicht auch noch eine Moralpredigt anhören. Du weißt, wie sie sein können, wie ihr Beschützerinstinkt funktioniert.«

Ein flüchtiges Lächeln zupft an Moms Mundwinkeln. »Der ist manchmal ein wenig zu ausgeprägt. Aber, Kleines«, seufzt Mom und ihre kurze Fröhlichkeit ist wieder verschwunden, »etwas vor deinem Vater zu verschweigen, das ist fast unmöglich und obendrein falsch.«

»Trotzdem braucht er nichts von Dylan und meinen Aufträgen zu wissen.«

»So, so, jetzt sind es schon Aufträge.«

Unbeabsichtigt habe ich gerade eine ihrer vorher gestellten Fragen beantwortet. Ich zucke bloß mit der Schulter.

»Ich werde deinem Dad nichts sagen, außer wenn er mich fragt. Dann werde ich ihn nicht anlügen.«

»Das habe ich mir schon gedacht.«

»Gut. Und jetzt verrat mir, was du mit meinen Sachen und Grossmutters Deckchen gemacht hast, die im Kasten aufbewahrt wurden.«

»Sie sind im Keller. Ich habe sie in Kisten gepackt. Willst du sie durchsehen?«

»Ein andermal. Ich muss noch ein paar Besorgungen machen. Wir sehen uns morgen.«

»Hab dich lieb, Mom. Und danke.«

Wir drücken uns.

»Ich dich auch, mein Schatz.« Sie nimmt ihre Tasche vom Tresen und winkt mir nochmals zu, ehe die Tür hinter ihr zugeht.

Kapitel 8

Die Schlafräume sowie die Badezimmer sind aufgeräumt und geputzt. Die Wäsche hängt draußen, um zu trocknen. Das Frühstücksgeschirr ist wieder sauber in den Schränken. Mein neuer Gast hat vor wenigen Stunden eingecheckt. Jetzt muss ich nur noch den Boden im Esszimmer fertigsäubern und in den Supermarkt fahren. Danach kann ich mir eine Pause gönnen.

Gerade als ich die hochgestellten Stühle von den Tischen nehmen will, klopft es hinter mir. Ich drehe mich um und sehe meinen Gärtner im Türrahmen stehen.

Überrascht ziehe ich meine Stirn kraus. »Mr. Moore, was machen denn Sie noch hier? Ist irgendwas passiert?« Wir haben uns doch vor einer Weile einen schönen Abend gewünscht?

»Nein, nein, Miss Cécile, alles in bester Ordnung. Ich warte nur auf Dylan, er hat mich gebeten ihm mit dem Kasten zu helfen. Er müsste jeden Moment kommen.« Moore fährt sich über den Bart, eine alte Angewohnheit.

»Dylan? Kasten?«

Hinter Mr. Moore tauchen braunschwarze Haare auf. Gleich darauf sehe ich in Augen, die mich seit Wochen nicht mehr in Ruhe lassen. Dylan überragt meinen Gärtner um einen ganzen Kopf, als er neben ihm steht.

»Ich hoffe, wir stören nicht«, meint er in seiner tiefen Stimme.

»Nein, kein Problem.« Du störst mich nie. »Ich habe eben noch den Boden gewischt.« Mann Cee, das interessiert ihn doch nicht. Ich würde mir gerne eine gegen die Stirn klatschen. »Ist mein Schrank denn schon fertig?«, frage ich ihn, nachdem ich seinen Anblick in mich aufgesogen habe.

»Ja, ich habe ihn draußen auf meinem Pick-up. Moore hat mir angeboten, mir beim Abladen zu helfen.«

Ich muss schmunzeln, als ich erfahre, dass auch Dylan meinen Gärtner siezt. Ich finde es irgendwie süß und beweist mir, dass hinter Dylans harter Schale ein weicher Kern stecken muss.

Eigentlich sollte ich Dylan darauf hinweisen, dass er bereits das zweite Mal unangemeldet in meinem B&B aufgetaucht ist. Aber mein Herz macht einen Salto nach dem anderen, dass ich lieber den Mund halte. Ich möchte ihn nicht verärgern, besonders nach dem Treffen von heute Morgen nicht.

»Kann ich euch irgendwie behilflich sein?«, frage ich stattdessen.

»Es geht schon.«

Täusche ich mich oder hat er mich eben von oben bis unten mit seinem Blick abgecheckt, ehe er im Flur verschwunden ist?

Ich schüttle den Kopf. Mach dir keine falschen Hoffnungen, Cee.

Obwohl mir Dylan gesagt hat, sie würden ohne mich zurechtkommen, gehe ich auf die Veranda und sehe den beiden Männer zu, wie sie mein Möbelstück von Dylans Pick-up hieven. Ein feiner Schauer durchrieselt meinen Körper, als ich Dylan dabei beobachte, wie er den antiken Kasten anhebt und sich sein Bizeps unter seinem schwarzen T-Shirt wölbt. Seine Beine stecken in Jeans und seine Füße in Boots – beides ebenfalls schwarz.

Ich lecke mir über die Lippen, als er von der Laderampe springt und sich die Haare aus der Stirn schiebt. Er sieht so teuflisch sexy aus, ich kann einfach nicht mehr von ihm wegsehen. Ich glaube, neben mir könnte eine Bombe einschlagen, ich würde es nicht bemerken, so sehr bin ich von Dylan angetan.

»Dürften wir mal durch?«

Vor Schreck stolpere ich zwei Schritte zurück und laufe rot an. Ich habe gar nicht bemerkt, wie sich Dylan mir genähert hat.

Ein Lächeln - ein klitzekleines, aber es ist da - umspielt seinen Mund, sowie er mich am Arm festhält, damit ich nicht umfalle.

Lacht er mich etwa aus? Schon möchte ich mich aus seinem sanften Griff losreißen und ihm sagen, was für ein Arschloch er ist. Doch dann begegnen sich unsere Blicke und alles tritt in den Hintergrund. Seine Augen haben noch nie so lebendig gewirkt wie in diesem Moment. Ich weiß, ich starre ihn an, trotzdem kann ich mich nicht von seinem strahlenden Funkeln oder von seinem lächelnden Mund lösen, der so gut wie immer zu einem geraden Strich gezogen ist.

»Nochmals Glück gehabt«, meint Dylan und lässt mich los.

Schon vermisse ich seine Berührung – die bisher längste. Ich überlege mir schon, ob ich extra Stolpern soll, damit er mich erneut anfasst. Zweifellos wäre das zu kindisch. Und so gehe ich mit einem tiefen Sehnen ins Haus zurück.

Gleich darauf schiebt Dylan mein renoviertes Möbelstück ins Esszimmer. Gleichzeitig achtet Mr. Moore darauf, dass Dylan nirgends dagegen stößt.

Ich schlage meine Hände vor den Mund, sobald der antike Kasten wieder an seinem alten Ort steht. »Ich kann nicht glauben, was du aus ihm herausgeholt hast. Wunderschön«, flüstere ich.

Mit ausgestreckter Hand gehe ich rüber und berühre das feine, glänzende Holz mit meinen Fingerspitzen. Ich drehe den Schlüssel und öffne die Tür, die nun lautlos aufgeht, spähe ins Innere und schließe sie dann wieder. Jetzt würde ich meinen Eltern und meinen Brüdern gerne zeigen, wie recht ich mit der Restauration hatte. Doch das kann warten, bis sie mal hier sind und es mit eigenen Augen sehen können.

»Ich werde dann mal gehen«, höre ich Mr. Moore irgendwoher sagen.

Ich habe nur Augen für den Kasten, und dem Mann neben mir. »Danke, er sieht aus wie neu.« Ohne nachzudenken, was ich tue, drehe ich mich zu Dylan und umarme ihn.

Sofort steigt mir sein männlicher Duft in die Nase. Sein Körper fühlt sich so gut, so fest an unter meinen Händen. Doch ehe ich mit meinen Fingern über seinen Rücken fahren und seine Muskeln ertasten kann, spüre ich, wie er sich mit einem Mal verspannt.

Im nächsten Augenblick hat er mich schon von sich geschoben. Ich schließe kurz die Augen, ehe ich mich getraue ihm ins Gesicht zu sehen. Es ist wieder so wie immer, verschlossen und kalt.

»Tut mir leid. Ich weiß nicht, was in mich ...« Abrupt halte ich inne. Was soll ich ihm schon sagen? Belügen will ich ihn nicht und die Wahrheit, dass ich ihm um den Hals fallen wollte, kann ich ihm nicht anvertrauen.

Erleichtert atme ich auf, als mich Dylan aus der peinlichen Situation erlöst, in die ich mich unweigerlich gestürzt hätte. »Du hast eine eigenartige Art, danke zu sagen«, brummt er.

»Kann schon sein«, erwidere ich mit einem unsicheren Lächeln.

Ich muss mich beschäftigen, nicht dass ich mich abermals auf ihn stürze. Deshalb drehe ich mich zu den Tischen, und stelle nacheinander die Stühle auf den Boden zurück. Zu meinem großen Erstaunen räumt Dylan am Nachbartisch die Stühle ab und als diese alle unten sind, geht er zum nächsten Tisch.

Meine Mundwinkel zucken und mein Herz rast schon wieder, während ich ihn beobachte. Ich kann nicht glauben, was er da macht. Als er sich in meine Richtung dreht, wende ich mich schnell ab und mache mit meiner Arbeit weiter.

Er räuspert sich. »Ich war heute Morgen etwas neben der Spur.«

Weil er auch nach längerer Zeit noch immer nichts anfügt, drehe ich mich zu ihm und frage ihn mit hochgezogenen Augenbrauen: »Willst du dich etwa bei mir entschuldigen?«

»Nenn es wie du willst«, meint er mit einem gleichgültigen Schulterzucken.

Ich kann nicht sagen, dass ich ihn kenne – beileibe nicht -, trotzdem habe ich irgendwie das Gefühl, dass er sein Verhalten vom Morgen bereut.

»Ah, da haben wir deine Kratzbürstigkeit wieder.«

Dylan lacht. Er lacht aus vollem Hals. Was für ein schöner Klang.

Ich stehe da, glotze ihn mit aufgesperrtem Mund an und kann es nicht fassen, dass ich ihn zum Lachen gebracht habe. Gott, ich könnte für immer hier stehen bleiben und ihm zuhören. Beim Anblick seiner entspannten Gesichtszüge, die sonst immer verkrampft wirken, wird mir ganz warm ums Herz.

»Willst du ein Bier?«

Auf einen Schlag wird Dylan wieder ernst. Er verstummt, als hätte es ihm die Stimme verschlagen. Seine Miene ist wieder hart und die Schutzwälle, die er um sich errichtet hat, wieder hochgezogen.

Als ich schon denke, er würde sich verabschieden, überrascht er mich mit einem Kopfnicken. »Warum nicht?«

Er folgt mir in die Küche und nachdem ich zwei Flaschen Bier aus dem Kühlschrank genommen habe, setzen wir uns hinter dem Haus auf eine Bank.

Ich habe Dylan auf ein Bier eingeladen, ohne mir Gedanken darüber zu machen, was passieren würde, wenn auf einmal mein Dad oder einer meiner Brüder – besser noch gleich alle vier – hier auftauchen würden. Ganz klar, es gäbe riesigen Ärger. Doch im Augenblick ist mir das völlig egal. Nichts und niemand kann mir diesen Moment nehmen.

Meine Beine fühlen sich ganz weich an, während ich neben Dylan sitze und seiner Nähe mehr als bewusst bin. Mir gehen tausend Fragen durch den Kopf, nur getraue ich mich keine davon zu stellen. Alle sind ziemlich persönlich und ich bin mir ziemlich sicher, dass er sofort Reißaus nimmt, sobald ich beginne, ihn über sein Leben auszufragen. Also suche ich lieber ein harmloseres Thema.

»Wie viel schulde ich dir?«

»Ich habe die Rechnung noch nicht fertig.« Er schielt kurz zu mir, ehe er mit seinem Blick zurück zu seiner Flasche wandert, die er in seinen Händen hin- und herdreht. Dann hebt er sie an seinen Mund.

Ich folge seinen Bewegungen und starre auf seinen Hals, sowie er das Bier ansetzt und einen tiefen Zug nimmt.

Ich muss ebenfalls schlucken, aber aus einem ganz anderen Grund. Verlegen drücke ich meine Beine zusammen, weil ich dort plötzlich ein sanftes Ziehen verspüre.

Um mich abzulenken, versuche ich das Etikette von der Bierflasche zu lösen. Bringt nichts. Ich muss ständig daran denken, was er mit seinem Mund alles anstellen könnte – insbesondere mit meinem Körper.

»Eilt nicht«, versuche ich zu spaßen.

Er dreht den Kopf zu mir und tatsächlich umspielt ein leichtes Lächeln seine Mundwinkel. Er ist so wahnsinnig schön. Seine Haare stehen in alle Richtungen. Wie gerne würde ich durch seine Haare fahren und sie aus seiner Stirn streichen. Fast seufze ich auf, kann mich zum Glück gerade noch rechtzeitig zurückhalten.

Er nimmt eine Schachtel Zigaretten aus der Hosentasche und zündet sich eine an. Als er mir eine anbietet, schüttle ich den Kopf. »Du wirst hoffentlich keinen Anfall bekommen, wenn du sie siehst.«

Ich lächle. »Ich werde schon nicht auf dich losgehen.«

Dylans eben noch heitere Miene hat sich von einer Sekunde auf die andere verdüstert. Ein Schatten liegt auf seinem Gesicht, als er mich aus zusammengekniffenen Augen ansieht.

»Habe ich etwas Falsches gesagt?« Nervös halte ich seinem kalten Blick stand und frage mich, was ich verkehrt gemacht habe.

»Werden wir dann ja sehen«, knurrt er bloß und leert seine Flasche.

Ich verstehe nicht, was soeben geschehen ist, aber ich lasse mich nicht unterkriegen. Dylan mag kompliziert sein, dennoch will ich ihn näher kennenlernen. »Wenn du Zeit hast, würde ich dir gerne noch weitere Aufträge geben. Im Haus stehen viele antike Möbel herum, die unbedingt eine Auffrischung gebrauchen könnten.«

»Ich kann sie mir ja mal ansehen.«

»Gern. Willst du noch eins?«

»Wenn du noch hast.« Er nimmt einen letzten Zug seiner Zigarette und lässt den Filter in die Flasche fallen.

»Ich bin gleich wieder da.« Ich stelle meine Flasche auf den Boden, nehme seine leere und gehe ins Haus, um ein frisches Bier zu holen.

»Du hast es schön hier«, bemerkt Dylan, als ich zu ihm zurückkomme und mich wieder neben ihn auf die Bank setze.

»Danke.«

»Wie kommt es, dass du schon so jung ein Bed and Breakfast führst?«

Sofort sehe ich meinen Dad, wie er an den Rollstuhl gefesselt ist. Ich liebe meine Arbeit, das B&B zu leiten ist mein Traum. Doch wenn ich daran denke, warum ich das Blue House Inn jetzt schon betreibe und nicht erst in etwa zwanzig Jahren wie geplant, werde ich von einer unangenehmen Traurigkeit erfasst. »Mein Vater hatte vor vier Jahren einen Unfall und ist seit da von der Hüfte an abwärts gelähmt. Meiner Mom wurden die Sorge um Dad und das Führen des Bed and Breakfasts zu viel, weshalb ich kurz nach meinem Collegeabschluss das Blue House Inn übernommen habe.«

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9783742724793
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