Kitabı oku: «Der Tag, an dem der Tod starb», sayfa 2
Israel – das Volk Gottes
In unserem so genannten christlichen Abendland ist den meisten Menschen die von dem Evangelisten Lukas überlieferte Weihnachtsgeschichte hinreichend bekannt. Millionen kennen die Worte: „Es begab sich aber zu der Zeit ...“
Es ist historisch erwiesen, dass zur Zeit der Geburt Jesu Judäa von den Römern besetzt war. In Jerusalem war während des öffentlichen Wirkens Jesu die 10. Römische Legion „Fretensis“ stationiert, und Statthalter des in jenen Tagen regierenden Kaisers Tiberius war bekanntlich Pontius Pilatus.
Damit die Schrift erfüllt würde setzte der damalige Vorgänger des Tiberius, Kaiser Augustus – ohne natürlich die Weissagung des Propheten Micha zu kennen – das gesamte damals bekannte Imperium in Bewegung, um sich durch eine Volkszählung einen Überblick über zu erwartende Steuereinnahmen zu verschaffen. Zu diesem Zweck mussten Joseph und seine Verlobte Maria in den Heimatort Josephs nach Bethlehem, „darum, dass er von dem Hause und Geschlechte Davids war“ (vgl. Luk.2, 4). Hier kam nun Jeshua, wie der Name Jesus auf Hebräisch heißt, gemäß des Prophetenwortes als Kind jüdischer Eltern zur Welt. Damit ist auch hinreichend deutlich, dass Judentum und Christentum eindeutig gemeinsame Wurzeln haben. Der Apostel Paulus greift diese Tatsache in seinem Brief an die Römer mit den Worten auf: „Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich“ (Rö.11, 18).
Die Wurzeln des jüdischen Volkes jedoch reichen zurück bis zu dessen Stammvater Abraham, der zunächst mit seiner Familie in Ur in Chaldäa (heute Irak) lebte. Zu dieser Zeit hieß er jedoch noch Abram, denn die Änderung seines Namens erfolgte später in einem besonderen Zusammenhang. Zum Verständnis der biblischen Prophetie und Gottes Heilshandeln an den Menschen ist es daher unerlässlich, den Blick auf die Entstehung des jüdischen Volkes zu richten.
Eine überaus aufschlussreiche Begebenheit im Zusammenhang mit dem Heilshandeln Gottes an den Menschen ist die Glaubensprüfung Abrams. Zunächst hatte Gott sich ihm in dem Ort Haran offenbart und ihn angewiesen, mit seinen Angehörigen seine Heimat zu verlassen, um in das Land Kanaan zu ziehen, das Gott ihm und seinen Nachkommen zu ewigem Besitz zu geben gedachte (vgl. Gen.12, 1-9). Zwar hatte er die Stimme Gottes wahrgenommen, doch hatte er solches möglicherweise noch nie erlebt. So musste er sich an den halten, den er nie gesehen hatte und der Anweisung folgen. War es nur eine Sinnestäuschung oder hat Gott wirklich akustisch gesprochen? Aber er hielt sich an den, den er nicht sah, als sähe er ihn (vgl. Heb. 11, 8+27).
Im Vertrauen auf den, den er nicht sah, machte er sich auf den Weg, den er nicht wusste in ein Land, das er nicht kannte. In Genesis 17, VV1-8 heißt es:
„Als nun Abram neunundneunzig Jahre alt war, erschien ihm der Herr und sprach zu ihm: Ich bin der allmächtige Gott; wandle vor mir und sein fromm. Und ich will meinen Bund zwischen mir und dir schließen und will dich über alle Maßen mehren.“ Da fiel Abram auf sein Angesicht. Und Gott redete weiter mit ihm und sprach: „Siehe, ich habe meinen Bund mit dir, und du sollst ein Vater vieler Völker werden. Darum sollst du nicht mehr Abram heißen, sondern Abraham soll dein Name sein; denn ich habe dich gemacht zum Vater vieler Völker. Und ich will dich sehr fruchtbar machen, und will aus dir Völker machen, und auch Könige sollen von dir kommen. Und ich will aufrichten meinen Bund zwischen mir und dir und deinen Nachkommen von Geschlecht zu Geschlecht, dass es ein ewiger Bund sei, sodass ich dein und deiner Nachkommen Gott bin. Und ich will dir und deinem Geschlecht nach dir das Land geben, darin du ein Fremdling bist, das ganze Land Kanaan zu ewigem Besitz, und will ihr Gott sein.“
Erstaunt nimmt Abraham zur Kenntnis, dass er mit seiner zu diesem Zeitpunkt neunzig Jahre alten Frau Sara noch einen Sohn zeugen und ihn Isaak (d.h. das Lachen) nennen soll. Dies hat seinen Zusammenhang in der Tatsache, dass Sara, als sie von Gottes Verheißung hörte, lachen musste, denn nach dem Bericht der Bibel ging es ihr in ihrem Alter nicht mehr nach der Frauen Weise, d.h., sie hatte keine Periode mehr (vgl. Gen.18, 11). Doch Gott ist nichts unmöglich. Er schafft Leben aus den Toten und lässt Verdorrtes wieder erblühen. Er ist als Schöpfer der allmächtige Herr über Mensch und Tier, über belebte und unbelebte Materie.
Doch nun zu dem Ereignis, an dem Gott im Leben von Abraham als Vorbild seinen Heilsplan für die Menschheit verdeutlicht.
Die Jahre vergehen, und der Knabe Isaak wächst heran. Abraham freut sich und ist begeistert von seinem Sohn. Er liebt ihn als den von Gott Selbst verheißenen Nachkommen, aus dem einmal ein großes Volk entstehen soll. Was jedoch eines Tages geschieht, übersteigt alles menschliche Verstehen. Der Allmächtige wendet sich zu einer bestimmten Zeit wiederum an Abraham und spricht zu ihm (Gen.22, 1+2):
„Nimm Isaak, deinen einzigen Sohn, den du liebhast, und geh hin in das Land Morija und opfere ihn dort zum Brandopfer auf einem Berge, den ich dir sagen werde.“
Was muss in jenem Moment in diesem Mann vorgegangen sein, als Gott mit dieser Forderung an ihn herantrat? Wie hätten wir uns in dieser Situation verhalten? Es kann doch nicht sein, dass Gott, der die Menschen geschaffen hat und liebt, kein Tieropfer oder die Darbringung von Feldfrüchten, sondern sogar ein Menschenopfer verlangt!
Gott erwartet von Abraham, was bei einigen heidnischen Völkern gängige Praxis war, und so etwas sollte er tun? Hat er sich vielleicht verhört und Gottes Stimme nicht richtig wahrgenommen? Macht Gott doch damit wieder Seine Verheißung zunichte, aus Abraham ein großes Volk zu machen, Nachkommen so zahlreich wie die Sterne am Himmel! Doch wie reagiert dieser schwer geprüfte Mann? Die Bibel berichtet weiter (Gen.22, 3):
„Da stand Abraham früh am Morgen auf und gürtete seinen Esel und nahm mit sich zwei Knechte und seinen Sohn Isaak und spaltete Holz zum Brandopfer, machte sich auf und ging hin an den Ort, von dem ihm Gott gesagt hatte.“
Nach drei Tagen Fußmarsch gelangten sie in die Nähe des Berges Morija, der Ort, an dem später Jerusalem entstand und der Tempel Salomos errichtet wurde. Zur Zeit Jesu befand sich dort der Herodianische Tempel. Heute erhebt sich über diese Stätte der Felsendom. Da hier in Jerusalem zwei große Glaubensrichtungen aufeinandertreffen, ist dieser Ort der brisanteste weltweit. Weshalb, werden wir noch sehen.
Die Knechte mögen darüber nachgedacht haben, welches Tier wohl geopfert werden sollte, denn Abraham hatte außer dem Holz nichts dergleichen mitgenommen. Selbst wenn er ihnen seine Absicht mitgeteilt hätte, hätten sie ihm mit Sicherheit nicht geglaubt und ihn womöglich von seinem Vorhaben abgehalten.
Interessanterweise lässt Abraham nun die Knechte mit den Worten zurück:
„Bleibt ihr hier mit dem Esel. Ich und der Knabe wollen dorthin gehen, und wenn wir angebetet haben, wollen wir wieder zu euch kommen“ (Gen.22, 5).

Tempelberg in Jerusalem und Felsendom
Weshalb sagt Abraham „wir“? Er weiß doch, dass er allein ohne seinen Sohn zurückkehren würde oder ahnt er vielleicht schon, dass ihm Gott in Seiner Allmacht aus der Asche einen neuen Sohn schenken könnte?
Der Brief an die Hebräer gibt später über die Gedanken Abrahams Auskunft:
„Durch den Glauben opferte Abraham den Isaak, als er versucht wurde, und gab den einzigen Sohn dahin, als er schon die Verheißung empfangen hatte und ihm gesagt worden war: >Was von Isaak stammt, soll dein Geschlecht genannt werden.< Er dachte: Gott kann auch von den Toten erwecken, deshalb bekam er ihn auch als Gleichnis dafür wieder.“ (Hebr.11, 17-19)
Welches Szenario mag sich vor Abrahams innerem Auge abgespielt haben? Er muss den unschuldigen kleinen Jungen fesseln, ihn auf den inzwischen hergerichteten Altar legen, mit einem Messer seine Kehle durchtrennen und dann das aufgeschichtete Holz anzünden, das sein Sohn selbst auf den Berg getragen hatte. Wie konnte er den angstvollen, fragenden Blick ertragen: „Vater, was machst du?“ Hätte Abraham es ausgehalten zu sehen, wie die Flammen den toten Körper seines geliebten Sohnes fraßen oder hätte er sich in unvorstellbarem Schmerz abgewandt und gefragt: „Gott, was nun?“
Wie uns die Bibel berichtet, hat Gott den Opfervorgang rechtzeitig unterbrochen und es nicht zum letzten Ende kommen lassen. Aber Abraham ging aus dieser Prüfung gestärkt und geläutert hervor. Das, was ihm erspart blieb, hat Gott später an sich Selbst durch den Opfertod Jesu vollzogen. Einst trug der Sohn Isaak das Opferholz auf den Berg, auf dem er geopfert werden sollte, doch zweiundvierzig Generationen danach trug der Sohn Gottes das Holz auf den Hügel Golgatha, auf dem er am Kreuz Sein Leben für uns ließ, um uns vor dem „zweiten Tod“, der ewigen Verdammnis und Gottesferne, zu retten. Nach dem oben zitierten Text aus dem Hebräerbrief ist dieser Teil der Geschichte Abrahams ein Zeichen des Zukünftigen: die Kreuzigung und Auferstehung Jesu.

Golgatha
Um Leben und Tod geht es auch bei einem anderen Ereignis, welches uns die Bibel schildert und das bis ins Detail auf das Erlösungswerk Jesu prophetisch hinweist: der Auszug des Volkes Israel aus der ägyptischen Knechtschaft. Wie war es dazu gekommen?
Ein erster Hinweis auf diese Entwicklung findet sich in Genesis im 15. Kapitel.
Bevor Gott mit Abram einen Bund schließt, fordert Er ihn auf, einen Blick an den Himmel zu werfen und die Sterne zu zählen, was Abram natürlich nicht vermag. So zahlreich wollte der Ewige ihn mehren. Nach diesen Worten und dem Bundesschluss weist Gott jedoch auf ein Geschehen hin, das Abrams Nachkommen als Volk treffen sollte (Gen.15, 12-16):
„Als nun die Sonne am Untergehen war, fiel ein tiefer Schlaf auf Abram, und siehe, Schrecken und große Finsternis überfiel ihn. Da sprach der Herr zu Abram: Das sollst du wissen, dass deine Nachkommen werden Fremdlinge sein in einem Lande, das nicht das ihre ist; (Anm.: Ägypten) und da wird man sie zu dienen zwingen und plagen vierhundert Jahre. Aber ich will das Volk richten, dem sie dienen müssen. Danach sollen sie ausziehen mit großem Gut. Und du sollst fahren zu deinen Vätern mit Frieden und in gutem Alter begraben werden. Sie aber sollen erst nach vier Menschenaltern wieder hierher kommen, denn die Missetat der Amoriter ist noch nicht voll.“
Zu jener Zeit wurde Sarai, Abrams Frau, jedoch nicht schwanger, und die Zeit verging. Von Ungeduld geplagt entschloss er sich, auf Anraten seiner Frau zu ihrer Magd Hagar einzugehen, und mit ihr einen Nachkommen zu zeugen. Ein Schritt, der bei Kinderlosigkeit damals durchaus üblich war. Doch hatte sein Zweifeln an Gottes Verheißung derart weitreichende Folgen, dass sich diese bis in unsere Zeit hinein auswirken. Hagar gebar einen Sohn, der Ismael heißen sollte. Zu diesem Zeitpunkt war Abram sechsundachtzig Jahre alt (vgl. Gen. 16). Auf Ismael legte Gott das Versprechen, auch ihn zu einem großen Volk zu machen, doch war Ismael nicht der Sohn der eigentlichen Verheißung. Die Söhne Ismaels sind die heutigen Araber, und wir erleben insbesondere seit der Staatsgründung Israels im Jahre 1948 ständig oft blutige Konflikte. Dies scheint nach fast viertausend Jahren kaum glaubhaft, doch die Tatsachen sprechen für sich.
Im Alter von nunmehr neunundneunzig Jahren wendet sich Gott erneut an Abram und verheißt ihm einen Sohn, wie bereits weiter oben beschrieben. Isaak, der nicht tatsächlich geopfert werden musste, zeugte die Söhne Jakob und Esau (vgl. Gen. 25). Von Jakob stammen wiederum zwölf Söhne, die ihrerseits die Väter der Stämme des jüdischen Volkes bilden: Ruben, Simeon, Levi, Dan, Naphtali, Asser, Isaschar, Sebulon, Joseph, Juda, Manasse und Benjamin. Manasse und Ephraim waren Söhne, die Joseph später in Ägypten geboren wurden. Joseph hat die Gabe, Träume von Gott deuten zu können. In diesem Zusammenhang hat er eines Nachts einen Traum, dessen Auslegung die Eifersucht und den Neid seiner Brüder weckt (vgl. Gen. 37). Außerdem ist er noch Jakobs Lieblingssohn, und bekommt von ihm aus Zuneigung einen bunten Rock geschenkt.
Eines Tages beschließen Josephs Brüder, sich ihres ungeliebten Bruders zu entledigen: Beim Weiden der Schafe werfen sie ihn in eine Grube, nehmen ihm den bunten Mantel ab, beschmieren diesen mit Blut und lassen später ihrem Vater Jakob mitteilen, ein wildes Tier habe Joseph getötet. Zwischenzeitlich nähert sich eine Karawane, die auf dem Weg nach Ägypten ist. Sie ziehen ihren Bruder aus der Grube und verkaufen ihn für zwanzig Silberstücke an die Midianiter. In Ägypten angekommen, verkaufen diese wiederum Joseph an Potiphar, einen hohen Beamten am Hofe des Pharao (vgl. Gen. 37, 23-36).
Genesis Kap. 39 beschreibt nun das weitere Schicksal Josephs. Die Bibel hält uns hier einen Spiegel vor Augen, indem sie zeigt, wozu wir Menschen fähig sind. Der Mensch hat sich in Jahrtausenden in seinem Herzen nicht geändert – die äußeren Verhältnisse schon.
Gottes Gnade ist mit Joseph, und so gelingt ihm alles, was er in die Hände nimmt. Potiphar hat Gefallen an seinem Diener, so dass er ihn zum Obersten über sein gesamtes Haus macht. Eines Tages jedoch treibt sexuelle Begierde die Frau des Potiphar dazu, Joseph zu bedrängen, um mit ihm den Beischlaf zu vollziehen. Joseph hingegen, als aufrichtiger und gottesfürchtiger Mann, flieht aus ihrer Umklammerung, verliert dabei jedoch sein Gewand. Ihrem Mann schildert sie aus verletztem Stolz einen völlig anderen Sachverhalt und teilt ihm mit, Joseph habe sie vergewaltigen wollen und zeigt ihm dessen Gewand (vgl. Gen. 39, 11-18). Nun kommt, was kommen muss: Potiphar glaubt der Lüge seiner Frau, ist enttäuscht und entsetzt und lässt Joseph in das Gefängnis werfen.
Doch auch im ägyptischen Gefängnis ist Gott mit ihm. Anhand dieser Geschichte wird deutlich, dass negative äußere Umstände mitunter zu Gottes Plan gehören, auch wenn sie für uns nicht immer gleich nachvollziehbar sein mögen. Joseph sitzt unschuldig im Gefängnis, doch fragt er nicht, wie wir es oft tun: Warum lässt Gott das zu? Gott lässt so manches zu, weil es dereinst einen Tag geben wird, an dem alles, was Menschen je getan haben, von Ihm gerichtet werden wird. In Jesu Gleichnis vom Unkraut im Weizen (vgl. Matth.13, 24-30) sät der Feind über Nacht Unkraut zwischen die gute Saat, um den Ertrag zu verderben. Als die Saat endlich aufgeht, wollen die überraschten Knechte das Unkraut ausjäten, doch der Hausvater hindert sie, da sie sonst auch den guten Weizen beschädigen würden. So soll alles wachsen bis zur Ernte, und dann wird ausgesondert: Der Weizen wird in die Scheune gebracht, das Unkraut wird verbrannt. Das ist einer der Gründe, weshalb Gott manche mitunter auch unfassbar furchtbare Dinge in dieser Welt zulässt. Würde Er bei jeder üblen Tat auf der Welt sofort eingreifen, hätte der Mensch nicht mehr die ihm gegebene absolute Freiheit und würde nur unfreiwillig Gott gehorchen, wobei dann Unschuldige u.U. in Mitleidenschaft gezogen würden. Das Böse und Gemeine muss ausreifen wie ein Geschwür, das immer mehr schmerzt, bis es eines Tages aufgeschnitten wird und die Heilung einsetzen kann.
Wie viele Jahre Joseph in Gefangenschaft verbracht hat, ist uns nicht überliefert. Die damalige Rechtsprechung und Beweisaufnahme unterscheidet sich allerdings gravierend von unserer heutigen.
Nicht nur wegen guter Führung, sondern auch wegen anderer positiver Eigenschaften erhält Joseph im Gefängnis eine privilegierte Position. Auch legt er Mitinhaftierten Träume aus, die sich später bewahrheiten. Einer seiner Mitgefangenen ist der Mundschenk des Pharao, der nach seiner Entlassung aus dem Gewahrsam wieder in seine ehemalige Stellung am Hofe kommt. Als nun der Pharao zwei Jahre später einen Traum hat, mit dem sowohl er, als auch seine Wahrsager nichts anfangen können, besinnt sich der Mundschenk auf Joseph, an den er sich plötzlich wieder erinnert und empfiehlt seinem Herrn, diesen rufen zu lassen (Gen.41, 14-36):
„Da sandte der Pharao hin und ließ Joseph rufen, und sie ließen ihn eilends aus dem Gefängnis. Und er ließ sich scheren und zog andere Kleider an und kam hinein zum Pharao. Da sprach der Pharao zu ihm: Ich habe einen Traum gehabt, und es ist niemand, der ihn deuten kann. Ich habe aber von dir sagen hören, wenn du einen Traum hörst, so kannst du ihn deuten. Joseph antwortete dem Pharao und sprach: Das steht nicht bei mir; Gott wird jedoch dem Pharao Gutes verkünden. Der Pharao sprach zu Joseph: Mir träumte, ich stand am Ufer des Nils und sah aus dem Wasser steigen sieben schöne, fette Kühe; die gingen auf der Weide im Grase. Und nach ihnen sah ich andere sieben dürre, sehr hässliche und magere Kühe heraussteigen. Ich hab in ganz Ägyptenland nicht so hässliche gesehen. Und die sieben mageren und hässlichen fraßen die sieben ersten, fetten Kühe auf. Und als sie die hineingefressen hatten, merkte man’s ihnen nicht an, dass sie die gefressen hatten, und waren hässlich wie zuvor. Da wachte ich auf. Und ich sah abermals in meinem Traum sieben Ähren auf einem Halm wachsen, voll und dick. Danach gingen auf sieben dürre Ähren, dünn und versengt. Und die sieben dünnen Ähren verschlangen die sieben dicken Ähren. Und ich habe es den Wahrsagern gesagt, aber die können’s mir nicht deuten.“
Aber Joseph kann. Er deutet mit von Gott gegebener Weisheit die beiden Träume und empfiehlt in diesem Zusammenhang dem Pharao, Vorsorgemaßnahmen zu treffen, da auf Ägypten sieben fette und sieben magere Jahre zukommen würden. Pharao ist begeistert von der Weisheit Josephs und macht ihn daraufhin zum zweiten Mann im Staate. Die ihm vom Pharao übertragene Macht kommt in den Worten zum Ausdruck:
„Ich bin der Pharao, aber ohne deinen Willen soll niemand seine Hand oder seinen Fuß regen in ganz Ägyptenland“ (Gen.41, 44).
Das ist Gottes Handschrift! Er schafft Gerechtigkeit und fügt Umstände über Bitten und Verstehen.
Es geschieht alles so, wie Joseph gedeutet hatte. Es kommen die sieben fetten und danach die sieben mageren Jahre, die sich auch in den umliegenden Ländern extrem auswirken. Das ägyptische Volk kann dank Joseph nicht nur die zuvor angelegten Vorräte für sich selbst nutzen, sondern sogar das Getreide an die Hungernden aus der Umgebung verkaufen.
Diese Hungersnot ist auch in Kanaan, wo Jakob mit seiner Familie wohnt, zu spüren. So sendet er seine Söhne nach Ägypten, um dort Getreide einzukaufen.
Die Bibel schildert sehr bewegend die Begegnung zwischen Joseph und seinen Brüdern, die ihn Jahre zuvor dorthin verkauft hatten. Auf ihrer ersten Tour erkennen sie ihn noch nicht, doch als sie wiederum kommen müssen, um Getreide zu kaufen, gibt sich Joseph ihnen zu erkennen. Er fordert sie auf, ihren greisen Vater Jakob mit dem Rest der Familie nach Ägypten zu holen. Nach Rücksprache mit dem Pharao und seinen Großen bestehen gegen die Umsiedlung keine Bedenken, und so ergibt es sich, dass sich die zu diesem Zeitpunkt noch kleine Schar im Lande Gosen, nahe des fruchtbaren Nildeltas, ansiedelt.
Die Familie wächst und nimmt zu an Zahl. Im Laufe der Jahrzehnte werden sie zu einem großen Volk, was jedoch die Missgunst der inzwischen anderen Machthaber hervorruft, denen die Ausgangssituation mit Joseph und seiner Familie nicht mehr ganz so geläufig war. Die Bibel schildert dies in Exodus 1, 6-10:
„Als nun Josef gestorben war und alle seine Brüder und alle, die zu der Zeit gelebt hatten, wuchsen die Kinder Israel und zeugten Kinder und mehrten sich und wurden überaus stark, sodass von ihnen das Land voll ward. Da kam ein neuer König auf in Ägypten, der wusste nichts von Josef und sprach zu seinem Volk: Siehe, das Volk Israel ist mehr und stärker als wir. Wohlan, wir wollen sie mit List niederhalten, dass sie nicht noch mehr werden. Denn wenn ein Krieg ausbräche, könnten sie sich auch zu unseren Feinden schlagen und gegen uns kämpfen und aus dem Lande ausziehen.“
An dieser Stelle ist es zum besseren Verständnis erforderlich, den hier gebrauchten Namen Kinder Israel bzw. Volk Israel kurz zu erläutern. Jakob, der Vater der oben genannten späteren Stämme, hatte seinen Zwillingsbruder Esau mit List um dessen Erstgeburtssegen gebracht (vgl. Gen. 27, 1-40). Er flieht daraufhin nach Haran, um der möglichen Rache seines Bruders Esau zu entgehen. Allerdings kommt es Jahre später wieder zur Versöhnung. Auf dem Wege zur versöhnlichen Begegnung mit seinem Bruder kommt er mit den Seinen und viel Vieh als Geschenk an ihn an die Furt des Flusses Jabbok, einem östlich gelegenen Nebenfluss des Jordan. Hier lässt Jakob seinen Tross die Furt überqueren und bleibt zunächst allein zurück. Doch in der Nacht taucht plötzlich ein Unbekannter auf und greift ihn an. Sie ringen miteinander bis zum Anbruch der Morgenröte. Der geheimnisvolle Fremde will nun gehen, doch Jakob scheint zu ahnen, wen er da vor sich hat und sagt zu ihm (Gen.32, 28): „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.“ Daraufhin fragt ihn der Fremde (V.29-31):
„Wie heißt du? Er antwortete: Jakob. Er sprach: Du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel; denn du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und hast gewonnen. Und Jakob fragte ihn und sprach: Sage doch, wie heißt du? Er aber sprach: Warum fragst du, wie ich heiße? Und er segnete ihn daselbst. Und Jakob nannte die Stätte Pnuel (d.h. Angesicht Gottes), denn, sprach er, ich habe Gott von Angesicht gesehen, und doch wurde mein Leben gerettet.“
So kam Jakob zu seinem neuen Namen Israel, der Name, den das jüdische Volk und der wiedererstandene Staat auch heute noch tragen.
Der biblische Bericht zum Schicksal der Israeliten fährt fort (Ex.1, 11-14):
„Und man setzte Fronvögte über sie, die sie mit Zwangsarbeit bedrücken sollten. Und sie bauten dem Pharao die Städte Pithom und Ramses als Vorratsstädte. Aber je mehr sie das Volk bedrückten, desto stärker mehrte es sich und breitete sich aus. Und es kam sie ein Grauen an vor Israel. Da zwangen die Ägypter die Israeliten unbarmherzig zum Dienst und machten ihnen ihr Leben sauer mit schwerer Arbeit in Ton und Ziegeln und mit mancherlei Frondienst auf dem Felde, mit all ihrer Arbeit, die sie ihnen auflegten ohne Erbarmen.“
Aus dem Verlauf der Geschichte wissen wir, dass Frondienst und Zwangsarbeit bis hinein in unsere Zeit als probates Mittel der Unterdrückung zur Anwendung gekommen sind.
Der Ruf nach einem Erlöser wird unter den Israeliten immer lauter. Natürlich hat Gott in Seiner Weisheit vorgesorgt, um Seinen Plan zur Erfüllung zu bringen. Da die hebräischen Hebammen aus Ehrfurcht vor Gott dem Befehl Pharaos, die männlichen Neugeborenen zu töten nicht befolgen und demzufolge das Volk weiter an Zahl zunimmt, entschließt sich dieser, wie sich später erweisen soll, zu einem für ihn folgenschweren Schritt: Alle neugeborenen Söhne der Hebräer sollen von den Ägyptern in den Nil geworfen werden (vgl.Ex.1, 22).
Dem hebräischen Ehepaar Amram und Jochebed, die zu dem Stamm Levi gehören, wird eines Tages Mose geboren. Der Bericht über seine Errettung und sein weiteres Schicksal werden im zweiten Kapitel des Buches Exodus beschrieben. Hier wird deutlich, dass Gottes Pläne nie zum Scheitern kommen können, was immer Menschen auch dagegen tun mögen.
Nach drei Monaten kann Jochebed das Kind nicht mehr verbergen und setzt es in einem Schilfkörbchen im Nil aus, in der Hoffnung, dass es jemand findet und sich seiner annimmt. Doch ausgerechnet die Tochter des Pharao findet später das Neugeborene und gibt ihm den Namen Mose, d.h. der aus dem Wasser Gezogene. Sie lässt sogar seine Mutter ausfindig machen, um es von ihr stillen zu lassen. Später geht der Knabe zur Tochter des Pharao zurück und wird als Sohn adoptiert. Dies alles geschieht, ohne dass ihr Vater den wahren Hintergrund erfährt.
Als von den Hebräern stammend wird Mose unerkannt als Sohn am Hofe des Pharao erzogen, doch bleiben ihm die Leiden und die Knechtschaft der Hebräer nicht verborgen. Nachdem er irgendwann die Wahrheit über seine Herkunft erfährt, geht er zu seinem geschundenen Volk in die Lehmgruben und lässt die Annehmlichkeiten des ägyptischen Hoflebens hinter sich.
Eines Tages wird Mose Zeuge, wie ein ägyptischer Aufseher einen seiner hebräischen Brüder schlägt. Er nutzt einen unbeobachteten Moment, erschlägt den Aufseher und verscharrt den Leichnam im Sand (vgl.Ex.2, 11+12). Jedoch bleibt seine Tat nicht unentdeckt, und aus Furcht vor den zu erwartenden Folgen flieht er aus Ägypten durch die Wüste in die Gegend von Midian. In der Glut der Wüste wird nun das Werkzeug bereitet, durch das Gott Sein Volk erlösen wird.
In Midian, im nordwestlichen Teil der arabischen Halbinsel nahe des Roten Meeres, hütet Mose die Schafe Jethros, dessen Tochter Zippora er inzwischen zur Frau genommen hat. Eines Tages gelangt er beim Weiden der Herde an den Berg Horeb und nimmt ein wundersames Ereignis wahr: Er sieht einen brennenden Dornbusch, der jedoch nicht verbrennt. Beim Näherkommen spricht ihn Gott aus der Flamme an und gibt sich ihm als der Gott seiner Väter Abraham, Isaak und Jakob zu erkennen.
Gott redet zu Mose mit den Worten (Ex.3, 5-12):
„Gott sprach: Tritt nicht herzu, zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land. Und er sprach weiter: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Und Mose verhüllte sein Angesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen. Und der Herr sprach: Ich habe das Elend meines Volks in Ägypten gesehen und ihr Geschrei über ihre Bedränger gehört; ich habe ihre Leiden erkannt. Und ich bin herniedergefahren, dass ich sie errette aus der Ägypter Hand und sie herausführe aus diesem Lande in ein gutes und weites Land, darin Milch und Honig fließt, in das Gebiet der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hewiter und Jebusiter. Weil denn nun das Geschrei der Israeliten vor mich gekommen ist und ich dazu ihre Not gesehen habe, wie die Ägypter sie bedrängen, so geh nun hin, ich will dich zum Pharao senden, damit du mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten führst. Mose sprach zu Gott: Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehe und führe die Kinder Israel aus Ägypten? Er sprach: Ich will mit dir sein. Und das soll dir das Zeichen sein, dass ich dich gesandt habe: Wenn du mein Volk aus Ägypten geführt hast, werdet ihr Gott opfern auf diesem Berge.“
Nach vielen Bedenken, die der Ewige ausräumen kann, ist Mose nunmehr bereit, den von Gott gegebenen Auftrag zu erfüllen. Die Bibel berichtet weiter, wie er mit seinem drei Jahre älteren Bruder Aaron vor den Pharao tritt und die Freilassung seines Volkes aus der Knechtschaft fordert. Doch dessen Herz ist verstockt, und er will die Hebräer nicht ziehen lassen. Dies führt zu insgesamt zehn harten Maßnahmen, die Gott anwendet, um den Worten des Mose Nachdruck zu verleihen. Zehn Plagen kommen über Ägypten, und selbst nach neun Heimsuchungen, Verwandlung der Gewässer in Blut (Anm.: auch das Wasser in den Gefäßen), eine Froschplage aus dem Nil bis hinein in die Häuser, danach Stechmücken wie Wolken in ganz Ägypten, dann Stechfliegen, Viehpest, Blattern (Anm.: schwarze Pocken) an Mensch und Vieh, Hagel, Heuschrecken und Finsternis, lässt er die Hebräer nicht ziehen.
Jedes Mal treten Mose und Aaron nach der Plage vor den Pharao und fordern ihn auf, das Volk ziehen zu lassen, doch er weigert sich noch immer. Nun aber erfährt er einen letzten, massiven Schlag, denn der Ewige Israels lässt sich nicht spotten: Alle Erstgeburt von Mensch und Tier in Ägypten soll sterben. Davon ausgenommen ist Gottes Volk unter einer besonderen Bedingung, einem Vorgehen, dass uns bis ins Detail den Opfertod Jesu vorab bewusst machen soll. Der Bericht der Bibel hierzu ist so gewaltig, dass er hier wiedergegeben werden muss. Gott gebietet (Ex. 12, 3-13):
„Sagt der ganzen Gemeinde Israel: Am zehnten Tage dieses Monats (Anm.: Abib bzw. Nisan) nehme jeder Hausvater ein Lamm, je ein Lamm für ein Haus. Wenn aber in einem Haus für ein Lamm zu wenige sind, so nehme er’s mit seinem Nachbarn, der seinem Hause am nächsten wohnt, bis es so viele sind, dass sie das Lamm aufessen können. Ihr sollt aber ein solches Lamm nehmen, an dem kein Fehler ist, ein männliches Tier, ein Jahr alt. Von den Schafen und Ziegen sollt ihr’s nehmen und sollt es verwahren bis zum vierzehnten Tag des Monats. Da soll es die ganze Gemeinde Israel schlachten gegen Abend. Und sie sollen von seinem Blut nehmen und beide Pfosten an der Tür und die obere Schwelle damit bestreichen an den Häusern, in denen sie’s essen, und sollen das Fleisch essen in derselben Nacht, am Feuer gebraten, und ungesäuertes Brot dazu und sollen es mit bitteren Kräutern essen. Ihr sollt es weder roh essen noch mit Wasser gekocht, sondern am Feuer gebraten mit Kopf, Schenkeln und inneren Teilen. Und ihr sollt nichts davon übriglassen bis zum Morgen; wenn aber etwas übrigbleibt bis zum Morgen, sollt ihr’s mit Feuer verbrennen. So sollt ihr’s aber essen: Um eure Lenden sollt ihr gegürtet sein und eure Schuhe an euren Füßen haben und den Stab in der Hand und sollt es essen als die, die hinwegeilen; es ist des HERRN Passa. Denn ich will in derselben Nacht durch Ägyptenland gehen und alle Erstgeburt schlagen in Ägyptenland unter Mensch und Vieh und will Strafgericht halten über alle Götter der Ägypter, ich, der HERR. Dann aber soll das Blut euer Zeichen sein an den Häusern, in denen ihr seid: Wo ich das Blut sehe, will ich an euch vorübergehen, und die Plage soll euch nicht widerfahren, die das Verderben bringt, wenn ich Ägyptenland schlage.“
Dies ist die Einsetzung des Passahfestes, das bis heute bei den Juden auf der ganzen Welt gefeiert wird: die Erinnerung an die Befreiung aus der Knechtschaft, so, wie der Gott Israels es damals geboten hatte. Passah bzw. im Englischen Passover bedeutet gnädiges Vorübergehen und soll daran erinnern, dass Gott an seinem Volk vorübergegangen ist und es vor der Plage geschützt hat.
Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.