Kitabı oku: «Schachtelhalm - eBook», sayfa 3

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Die Wirkung des Saturn wurde als dem Winter ähnlich beschrieben, der die fließenden diffusen Wasserkräfte zu harten Eiskristallen formte, ordnete und trocknete, der die Vegetation regulierte, dem Leben einen Rhythmus gab und die Geschwindigkeit für eine Zeit bremste. So konnte eine Verschnaufpause eingelegt, mal ausgeruht und Zeit zur Besinnung gefunden werden. Saturn ist damit der coole Weise, der sagt: »Jetzt mach mal langsam, setz dich hin und komm zur Ruhe.« Denn er soll wohl wissen, dass alle Dinge aus der großen Stille, der absoluten Dunkelheit und Ruhe, dem Zentrum, entstanden und weiter entstehen.

Verwandt damit erklärte man sich die heilenden Wirkungen der Schachtelhalme auf alle Erkrankungen, bei denen etwas aus dem Lot geriet: Seien es zu feuchte oder »überfließende« Verhältnisse wie nässende Ekzeme, Blasenentzündungen, tränende Augen, zu starke Menstruation, Durchfälle oder im übertragenen Sinne aus dem Lot geratene Emotionen. Mehr zu den saturnischen Kräften im Schachtelhalm und deren Zusammenhang mit seinen Heilwirkungen wird bei Wolf-Dieter Storl auf spannende Weise in seinem Buch Heilkräuter und Zauberpflanzen zwischen Haustür und Gartentor (AT Verlag 2000) erklärt.


Kindlifresserbrunnen in Bern mit Widderdarstellungen am Sockel nahe dem Zeitglockenturm, eine Darstellung der Gottheit Kronos aus Sicht der griechischen Mythologie.


Das Goldene Zeitalter auf einem Gemälde von Lucas Cranach dem Älteren, um 1530, Alte Pinakothek, München.

So wie Saturn als »Hüter der Schwelle« im Planetarischen angesehen wurde, war auch die Urpflanze Schachtelhalm ein Hüter der Schwelle aus dem Pflanzenreich. Wohl deshalb wurde die Saturnpflanze bei den nordamerikanischen Indianern und in früheren Riten in Europa für Initiationszeremonien wie zum Beispiel das Erwachsenwerden oder für Geburten verwendet, denn man überschreitet in diesen Lebensphasen eine Schwelle und beginnt einen neuen Lebensabschnitt.


Sechseckstruktur an jungen Ackerschachtelhalm-Sporenkolben (Equisetum arvense L.) im März.


Ackerschachtelhalm in der Winterruhe. Jetzt kommen seine saturnisch-trockenen, urig anmutenden Züge gut hervor.


URZEIT UND ZUKUNFT: SCHACHTELHALME UND SILIZIUM

Schachtelhalm kann bis zu 25 Prozent des Trockengewichtes Kieselsäure enthalten (Sauerstoffsäure des Siliziums, Si(OH)4) und ist eine der wichtigsten pflanzlichen Kieselsäuredrogen. Er baut es in seine Zellwände ein und erhält dadurch Stabilität und Struktur. Doch vielleicht ebenfalls wesentlich an seiner Überlebenskraft beteiligt ist die Tatsache, dass er hierdurch mehr Licht aufnehmen kann, das durch die Kristalle gebündelt wird, fast wie kleinste über die ganze Pflanze verteilte Solaranlagen. Vielleicht befähigt ihn dieses Prinzip, ohne breitere Pflanzenteile wie Blätter sogar im gedämpften Waldlicht auszukommen. Elektronenmikroskopische Untersuchungen zeigten, dass kleine Kieselkriställchen vor allem an den äußeren Oberflächen der Stängel und Seitentriebe der Schachtelhalme angeordnet sind. Auch im Pflanzensaft ist nicht wenig gelöste Kieselsäure enthalten. Die meisten, jedoch deutlich später entwickelten Pflanzen benutzen für ihre Stabilität den Holzstoff Lignin und breite Oberflächen für die Fotosynthese. Silizium, im englischen Silicon genannt, ist nach Sauerstoff das zweithäufigste Element unserer Erdkruste. (Häufig wird das englische silicon falsch mit dem deutschen Wort »Silikon« übersetzt. Doch Silikon ist eine chemisch hergestellte Substanz aus der Verbindung von Silizium und Kohlenwasserstoff mit oft elastischer, biegsamer oder klebriger Konsistenz, ganz im Gegensatz zu den Kristallen oder Quarzen. Silikon wird im englischen mit silicone benannt.) Wenn sich Silizium und Sauerstoff chemisch verbinden, entsteht Siliziumdioxid (SiO2). Ein mechanisch und chemisch sehr stabiles Siliziumdioxid ist Quarz. Sand besteht aus Quarz und eine Reinform von Quarz ist der Bergkristall, reines Siliziumdioxid.

Silizium ist der Hauptbestandteil vieler Gesteine, von Sand, Kieselsteinen, Lehm oder Ton, Schiefer, wie gesagt Quarz und Feldspat. Es sind siliziumhaltige Steine und Materialien, die den größten Teil der Struktur der Erdkruste ausmachen.

Der Name Silizium kommt vom lateinischen silex, was »Feuerstein«, »Kieselstein« bedeutet. Mit ihm lernte die Menschheit, Feuer zu machen, und stellte in der Steinzeit Messer und Pfeilspitzen her. Ein weiterer Stein mit über siebzig Prozent Siliziumdioxid ist Obsidian, vulkanisches Gesteinsglas.5

Silizium wird als Halbmetall bezeichnet, weil es sowohl mineralische als auch metallische Eigenschaften besitzt. In den 1950er-Jahren wurden die Halbleitereigenschaften des Siliziums entdeckt, die ausschlaggebend für die explosionsartige Entwicklung der Elektronikindustrie waren. Diese konnte nun Siliziumchips als Grundbestandteil von Computern bauen, was das High-Tech-Zeitalter begründete. Silizium wirkte also als Katalysator für die High-Tech-Entwicklung der Menschheit. In Solarzellen und Flachbildschirmen ist er ein wesentlicher Bestandteil.


Bergkristall (links), Feuerstein (vorn), Feuersteinklingen und -messer (oben und rechts).


Ackerschachtelhalm-Wurzel (Equisetum arvense L.) mit Sporenkolbenknospe.

SILIZIUM IM KÖRPER

Auch in uns Menschen kommt Silizium natürlich vor. Es ist nach Eisen und Zink das dritthäufigste Spurenelement in unserem Körper. Aber wozu es gebraucht wird, ist noch nicht genau erforscht. Bei der Ratte ist es vor allem in Haut und Bindegewebe, Knochen, Haaren, Nägeln, Sehnen, Hauptschlagader, Luftröhre und in geringeren Konzentrationen in den Weichteilen vorhanden. Es scheint für Aufbau und Struktur des Knochen- und Bindegewebes, das hauptsächlich aus Kollagenen besteht, wichtig zu sein. Erforscht wurde bisher, dass es womöglich beim Ablesen der Information in den einzelnen Zellen und bei der Zusammensetzung des Knochen- und Knorpelaufbaus mitwirkt. Die Einnahme siliziumreicher Kost hat günstige Wirkungen auf Knochen und Knorpel gezeigt. Siliziumoxidsäure, Kieselsäure, ist in Form eines weißen Pulvers als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich und wird bei Störungen des Nagel- und Haarwachstums empfohlen.

Viele Wildtiere fressen gern Schachtelhalm, daher heißt er in der Sprache der grönländischen Eskimos wörtlich übersetzt »Rentierfutter« und »Gänsefutter«. Er ist auch für Tiere eine bedeutende Mineralienquelle, die Rentiere für die jährliche Neubildung ihres Geweihs und Wildgänse für ihre Langstrecken-Flugfedern benötigen, die sie im Sommer abwerfen.

Sein lateinischer Name Equisetum bedeutet »Pferdehaar« (von equus, »Pferd«, und saeta, »starkes Haar«).6 Die Stängel sehen mit ihren dünnen langen Trieben und Seitentrieben so haarig aus wie ein Pferdeschweif, weswegen die Pflanze im Griechischen auch Hippuris und im Englischen Horsetail heißt. In der Volksheilkunde wird sie (unter anderem) bei Haarausfall verwendet und bei nordamerikanischen Indianern sowie in Russland als wertvolles Pferdefutter und Medizin für die Tiere (siehe Seiten 157 und 202) eingesetzt. Man rätselt über seinen Ruf, mancherorts für Weidevieh giftig zu wirken. Auch wird vermutet, dass eine Art, der Sumpfschachtelhalm, giftig sei, worauf ich noch näher eingehen werde.

Ackerschachtelhalm im Gegenlicht. Man sieht die Lichtreflexionen der äußeren Stängelschichten, die besonders reich an eingelagerten Siliziumkristallen sind.


Rentier bei Kangerlussuaq, Grönland.

Sicher sind die meisten Schachtelhalmarten für Mensch und Tier eine gute Mineralienquelle. Neuere Forschungsergebnisse bestätigen immer mehr diese und weitere traditionelle Heilanwendungen. Ausführliches dazu ist im Kapitel zu den Heilwirkungen beschrieben.

TAKT UND STRUKTUR

Das Element Silizium ist auf mehreren Ebenen ein Strukturgeber. Nicht nur in den Schachtelhalmen, denen es ohne die Ausbildung von Holzfasern das aufrechte Wachstum und Festigkeit ermöglicht. Silizium hat ganz besondere Fähigkeiten, die mit Takt oder Struktur einhergehen:

• Auf der mineralischen Ebene bildet es zusammen mit Sauerstoff das häufigste Element der Erdkruste, es ist somit maßgeblich an den Strukturen der Erde beteiligt: in Form von Steinen wie Quarzen und Kieselgestein. Im Mineralienreich bedingt es die Kristallstruktur eines Sechsecks, die in Bergkristallen gut zum Ausdruck kommt.

• Auch in der zeitlichen Dimension bewirkt Silizium einen Takt. Denn wenn an Quarzkristalle Strom angeschlossen wird, schwingt es in einem solch regelmäßigen Takt, dass die Entwicklung von Quarzuhren möglich wurde.

• Auch im Bereich chaotischer Strahlung ordnet Silizium: Es wird in Geräten zur Messung von Radioaktivität verwendet, da es auch beim Kontakt mit diesen Strahlen in einem bestimmten Takt schwingt und so die Strahlung messbar macht.

• In Solarzellen ist Silizium bei der Umwandlung von Sonnenstrahlung in Strom im Einsatz. Und in der Computertechnik dient es mit hervorragenden Halbleitereigenschaften in Form von Siliziumchips als Grundbaustein jeglicher Geräte.

Wenn man eine Dimension weiter denkt und das zu großen Teilen aus Silizium bestehende Gestein der Erdkruste berücksichtigt, könnte man annehmen, dass das Material vielleicht dazu beiträgt, dass unser Planet Erde aus all den einstrahlenden kosmischen Kräften seinen ureigenen Rhythmus bildet.

Beim Betrachten der Heilwirkungen von Schachtelhalmen, die im Hauptteil des Buches ausführlich dargestellt sind, fallen die strukturierenden Qualitäten ins Auge, die viele Parallelen zu den Qualitäten von Silizium aufweisen. Der Schachtelhalm sieht nicht nur selbst sehr strukturiert aus, sondern bringt seine strukturierenden und ordnenden Qualitäten auch bei verschiedenen Beschwerden ein, wenn der Mensch aus dem Lot geraten scheint:

• Er bringt Ordnung in alles Überfließende, Wässrige: Bei Haut- und Schleimhauterkrankungen mit vielen Absonderungen, wie Hautekzemen, Wunden, Schnupfen mit viel Naselaufen. Bei Verdauungsbeschwerden und für Niere und Blase wirkt er ordnend auf die Schleimhäute und kann Entzündungen oder vermehrte Absonderungen wieder beruhigen und stabilisieren.

• Die inneren und äußeren Strukturen des Körpers von Haut, Haaren, Zähnen, Nägeln und Knochen kann er stärken und aufbauen.

• Auch auf der emotionalen Ebene vermag Schachtelhalm »überfließende Emotionen« zu entspannen, auch in diesem Bereich wirkt er sanft beruhigend, angstlösend und strukturierend.

Die regelmäßige Struktur ist ein wesentliches Merkmal des Schachtelhalms, mitbedingt durch die Stütze des eingebauten Siliziums. Vielleicht ist es diese Qualität, die es ihm ermöglichte, über Millionen von Jahren die Stufen der Evolution hinauf- und hinabzusteigen und bis in heutige Zeiten zu überleben, auch über klaffende Abgründe wie extreme Klimawechsel hinweg.


GRÜN, GESCHACHTELT, GERADE: SCHACHTELHALMARTEN ERKENNEN UND NUTZEN


Ackerschachtelhalm-Stängel (Equisetum arvense L.), auseinandergezogen wie ein Schwert aus dem Schaft.

In Europa gibt es schätzungsweise zehn, nach manchen Quellen zwölf verschiedene Schachtelhalmarten. Mit Ausnahme des Sumpfschachtelhalms sind alle Arten essbar und auch heilkundlich verwendbar. Und selbst Sumpfschachtelhalm kann für Kosmetik und äußerliche Heilanwendungen wie Umschläge benutzt, sollte aber nicht eingenommen werden. Im Folgenden möchte ich die mir bekannten Arten näher beschreiben und ihre Unterscheidbarkeit deutlich machen. Dazu gibt es Tipps zum Sammeln und Hinweise zum Erkennen eines Pilzbefalls an Schachtelhalmpflanzen, da solche Exemplare nicht verwendet werden sollten. Außerdem werden einige Pflanzen aufgeführt, mit denen Schachtelhalme verwechselt werden könnten.

Die Arten können sich sehr ähneln, sodass zur Unterscheidung schon genau hingesehen werden muss. Dies ist insbesondere bei der Bestimmung des heilkundlich am häufigsten verwendeten Ackerschachtelhalms und der Unterscheidung zum Sumpfschachtelhalm der Fall. Und wie immer spielt die Natur mit Varianten, sodass man selten auch »Mischlinge« zwischen zwei Arten finden kann. Solche Hybriden könnte man auch verwenden, doch würde ich sie wegen ihrer Seltenheit nicht pflücken. (Gute Beschreibungen solcher Hybriden sowie weiterer Schachtelhalmarten wie den in der Schweiz eher seltenen und deshalb in diesem Buch nicht beschriebenen Wiesenschachtelhalm, Equisetum pratense L., finden sich zum Beispiel auf www.blumeninschwaben.de.)

Stängelscheide mit dunkelbraunen Zacken auf dem elfenbeinfarbigen Stängel eines Riesenschachtelhalms (Equisetum telmateia Ehrh.) im Juni. Darunter sieht man die Sprossscheide, von der die Seitentriebe ringsherum aussprossen.

Immer wieder bekomme ich von Leuten erzählt, dass sie Schachtelhalm im Garten oder auf dem Acker haben, aber nicht sicher sind, welche Art es nun ist. Er scheint doch sehr häufig in den Gärten präsent zu sein. Umso mehr soll hier die Unterscheidung möglichst einfach dargestellt werden. Denn wenn man den Schachtelhalm kennt, kann man in ihm einen neuen Freund und Helfer finden, der einem mit seinem vielfältigen Potenzial, sei es nun in Heilkunde, Küche oder Haushalt, zur Seite stehen kann. Und der wacker die Stellung im Garten hält, komme was wolle.

Der Name Schachtelhalm oder Schafftheu soll von den Gliedern der hohlen Hauptstängel kommen, die alle Schachtelhalmarten haben. Wenn man am Stängel zieht, reißt die äußere Halmschicht oft an dieser gezähnten Scheide aus. Man kann ihn dort aber auch wieder zusammenstecken, quasi »schachteln«, oder wie einen Speer in den Schaft zurückstecken und er hält (wächst aber nicht wieder zusammen).

Ein weiterer gebräuchlicher Name ist Zinnkraut, da man mit Schachtelhalmen Zinn und andere Metalle sowie Holz sehr fein polieren kann. Ihr in geradezu mathematisch exakten Abständen gegliederter Hauptstängel ist typisch für die Schachtelhalme, zum Beispiel im Bild auf Seite 62 ganz links am Riesenschachtelhalm gut sichtbar. Es heißt sogar, dass seine nach mathematischen Regeln nach oben immer kürzer werdenden Stängelabschnitte den Entdecker des Logarithmus inspiriert haben sollen. Auch die Konstruktion des Empire-State-Buildings in New York soll nach dem Vorbild des Schachtelhalms erfolgt sein.

Sechs verschiedene Schachtelhalmarten. Von links nach rechts: Riesenschachtelhalm (Equisetum telmateia Ehrh.), Ackerschachtelhalm (Equisetum arvense L.), Sumpfschachtelhalm (Equisetum palustre L.), Waldschachtelhalm (Equisetum sylvaticum L.), Bunter Schachtelhalm (Equisetum variegatum Schleich.), Winterschachtelhalm (Equisetum hiemale L.). Man erkennt den elfenbeinfarbigen Stängel des Riesenschachtelhalms ganz links, die Ähnlichkeit des Acker- zum Sumpfschachtelhalm, den feinen hellgrünen (noch jungen) Waldschachtelhalm mit den nach unten gebogenen Seitenästen und die zwei unverzweigten Arten, der haarfeine und kleine Bunte Schachtelhalm (mit einem Moosklümpchen unten dran) und ganz rechts der dickere, unverzweigte, schön quer gestreifte Winterschachtelhalm mit einem Sporenkolben.

Seitentriebe mit Internodien am Waldschachtelhalm (Equisetum sylvaticum L.). Man sieht deutlich die gezackten Knoten (Internodien), welche die Seitentriebe gliedern. Die kleinen Zacken stehen etwas ab und machen die Gliederung besser erkennbar.

Jedenfalls sind Schachtelhalme allein schon durch diese Stängelgliederung gut zu erkennen. Die Stängelabschnitte werden durch eine Scheide getrennt, die je nach Art wenige oder viele ringförmig um den Stängel angeordnete grüne oder dunkel gefärbte Zacken besitzt. Diese Scheide ist zur Abgrenzung der Arten wichtig und sollte genau angeschaut werden.

Unterhalb der Stängelscheiden sprossen in Quirlen oft rundherum auf gleicher Höhe die Seitentriebe. Dieser Ort wird Sprossscheide genannt. Die Seitentriebe sind ebenfalls gegliedert und besitzen zwischen den Gliedern gezackte Knoten, die Internodien.

Da eine Art, der Sumpfschachtelhalm (Equisetum palustre L.), derzeit als giftig gilt, auch und vor allem für manches Weidevieh, sollte Sumpfschachtelhalm nicht innerlich verwendet werden. Deshalb ist es wichtig, ihn vom Ackerschachtelhalm und den anderen Arten unterscheiden zu können, was mit einer genaueren Betrachtung der Stängelscheiden gut gelingt. Alle Schachtelhalme haben einen hohlen Stängel. Schaut man sich den Stängelquerschnitt genau an, kann dies für die Unterscheidung mancher Arten ebenfalls hilfreich sein.


Ackerschachtelhalm am Flussufer.

ACKERSCHACHTELHALM

Equisetum arvense L.

Ackerschachtelhalm ist sehr häufig zu finden. Er kommt zum Beispiel oft an Bahndämmen vor, auf Kieswegen und am Rand von Kiesgruben. Dabei kann der Standort auch mal trockener sein als bei den meisten anderen Schachtelhalmen. Der Ackerschachtelhalm ist verzweigt, das bedeutet, er besitzt einen Hauptstängel, aus dem Seitenäste wachsen. Diese Seitenäste können unverzweigt oder weiter verzweigt sein.

Die Zähne der Stängelabschnitte sind hellgrün, nur die Spitzen sind dunkel gefärbt. Die Ansätze der Seitentriebe sowie die Zwischenstücke (Internodien) der Seitentriebe sind ebenfalls meist hellgrün. Bei älteren Stängeln oder nahe am Boden können diese Ansätze jedoch auch dunkel gefärbt sein.

Ackerschachtelhalm hat an der Stängelscheide acht bis zwölf Zähne, die Hauptstängel sind grün, die Seitentriebe quirlig angeordnet, das heißt sie entspringen rundherum auf gleicher Höhe am Hauptstängel. Diese Merkmale unterscheiden ihn schon von den meisten anderen Arten, nicht jedoch vom Sumpfschachtelhalm. Riesenschachtelhalm (Equisetum telmateia Ehrh.) zum Beispiel hat einen elfenbeinfarbigen Stängel und viel mehr Zähne an den Stängelscheiden, wie unten genauer beschrieben.

Die Stängelscheide des Ackerschachtelhalms.


Sporenbildende Kolbenstängel des Ackerschachtelhalms im März.

Ganz typisch für den Ackerschachtelhalm, doch auch für den Riesenschachtelhalm sind ihre braunen Sporenkolben im zeitigen Frühjahr, die ungefähr von März bis Mai erscheinen. Diese rein braunen Extratriebe erscheinen als Erstes und getrennt vom grünen Spross, sie enthalten und zerstreuen viele Sporen und sterben danach ab.

SUMPFSCHACHTELHALM

Equisetum palustre L.

Sumpfschachtelhalm gilt als leicht giftig, da man bei Weidevieh, das ihn gefressen hat, Vergiftungserscheinungen beobachtet hat. Er sollte deshalb nicht eingenommen werden, obwohl diese Giftigkeit für den Menschen bisher nicht bewiesen wurde (mehr dazu ab Seite 71). Traditionell wird Sumpfschachtelhalm für äußerliche Anwendungen wie Umschläge verwendet, zudem kann er in der Kosmetik oder zum Färben eingesetzt werden. Wie die anderen Arten enthält auch er viel Kieselsäure.

Er kommt gern an feuchten Standorten vor, wie Feuchtwiesen oder Bachrändern, Ackerschachtelhalm dagegen eher an trockeneren Standorten wie Kieswegen. Dennoch kann man beide Arten manchmal nebeneinander finden.

»Im Sumpf trägt man hohe Gummistiefel«

Mit diesem Satz kann man sich die sicherste Unterscheidungsmöglichkeit der beiden Arten merken. Dies betrifft die Länge der Stängelscheide (zwischen dem Ansatz der Seitentriebe und den Zacken am Hauptstängel) im Verhältnis zum ersten Abschnitt des dazugehörenden Seitenastes. Die Stängelscheide ist beim Ackerschachtelhalm kürzer oder gleich lang wie der erste Seitentriebabschnitt. Beim Sumpfschachtelhalm ist die Stängelscheide deutlich länger als der erste Seitentriebabschnitt, eben wie bei den Gummistiefeln, die einen hohen Schaft haben.

Unterscheidung von Ackerschachtelhalm (Equisetum arvense L.), links, und Sumpfschachtelhalm (Equisetum palustre L.), rechts. Wenn man die Seitentriebe auszupft und den nächsten Stängelabschnitt wegzieht, sieht man den Unterschied besser.


Sumpfschachtelhalme.


Links im Bild Sporenkolben des Riesenschachtelhalms (Equisetum telmateia Ehrh.) und rechts des Ackerschachtelhalms (Equisetum arvense L.) im April.

Wenn man unsicher ist, welche Schachtelhalmart man vor sich hat, kann man sie trotzdem immer für äußerliche Anwendungen wie Umschläge oder Kosmetikprodukte nehmen, sollte sie aber zur Sicherheit nicht innerlich oder für Wildkräutergerichte verwenden.

Wenn man die Sporenkolben sammeln will, ist es sehr einfach: Nur Acker- und Riesenschachtelhalm bilden getrennt von den grünen Trieben zeitig im Frühjahr gänzlich braune Sporenkolbentriebe ohne jegliche grüne Farbe und ohne grüne Seitentriebe aus. Beim Ackerschachtelhalm haben diese an den Stängelscheiden acht bis zwölf Zähne, beim Riesenschachtelhalm sind es zwanzig bis dreißig Zähne. Beide sind essbar, wobei ich den Ackerschachtelhalm zum Essen bevorzuge, denn die frischen Sporenkolben des Riesenschachtelhalms können bitter sein.

Beim Sammeln des grünen Krauts gibt es noch ein paar weitere Unterscheidungsmerkmale des Ackerschachtelhalms zum Sumpfschachtelhalm, wobei man hier schon genauer hinschauen muss. Sumpfschachtelhalm hat grüne Zähne an den Hauptstängelabschnitten, die eine schwarzbraune Spitze mit weißlichem Rand haben. Auch ist die Ansatzstelle der Seitentriebe vor allem im oberen Stängelbereich dunkler gefärbt als beim Ackerschachtelhalm. Ebenso sind die Internodien (zwischen den Abschnitten der Seitentriebe) dunkler gefärbt.7 Sumpfschachtelhalm trägt die Sporenkolben auf grünen Trieben, dies jedoch vermehrt später im Sommer. Doch hat nicht jeder ausgewachsene Sumpfschachtelhalm Sporenkolben, und auch junge Pflanzen haben noch keine Kolben. Wenn also kein Sporenkolben, an der Pflanze ist, heißt das noch nicht, dass es ein Ackerschachtelhalm ist.

Auch die Stängelquerschnitte von Sumpf- und Ackerschachtelhalm unterscheiden sich. Der Hohlraum in der Stängelmitte (die Zentralhöhle) misst beim Sumpfschachtelhalm ungefähr ein Sechstel des Querschnitts, die Nebenhöhlen sind gleich groß wie die Zentralhöhle. Beim Ackerschachtelhalm sind die Nebenhöhlen kleiner als die Zentralhöhle.

Junger Sumpfschachtelhalm (Equisetum palustre L.) im Mai (oben). Man erkennt deutlich die gezähnten Scheiden zwischen den Stängelabschnitten, mit der braunschwarzen Färbung der Spitzen der Zähne und deren feinem weißem Rand, dazu die bräunlichen Zacken der Stellen zwischen den Abschnitten der Seitentriebe (Internodien).


Unten Sumpfschachtelhalm (Equisetum palustre L.) mit dem Sporenkolben auf dem Stängel, oben Ackerschachtelhalm (Equisetum arvense L.) im Juni. Der Trieb des Ackerschachtelhalms hat nie einen Sporenkolben an der Spitze (mittleres Bild).


Stängelquerschnitt von Sumpf- (links) und Ackerschachtelhalm (rechts).

Ist Sumpfschachtelhalm giftig?

In meiner Familie wird schon lange Schachtelhalm gesammelt, und ich selbst nutze ihn seit meiner Jugend, hatte aber nie von einer giftigen Art gehört. Mein Großvater und mein Vater hatten mir die Giftpflanzen unserer Gegend gezeigt, aber Schachtelhalm galt generell als ungiftig. Daher wunderte es mich, als ich das erste Mal von einer giftigen Art hörte: dem Sumpfschachtelhalm. Alle anderen Schachtelhalmarten gelten als ungiftig, und auch in der alten europäischen Kräuterliteratur findet sich keine als giftig beschriebene Schachtelhalmart. Es ist ein kleines Rätsel: Ist der Sumpfschachtelhalm nun für den Menschen giftig oder nicht?

Bisher sind keine Vergiftungserscheinungen am Menschen beobachtet worden. Außerdem gibt es volksheilkundliche Verwendungen des Sumpfschachtelhalms in der Türkei, die ebenfalls für dessen Ungiftigkeit für den Menschen sprechen. Er gilt dort als heilsam bei Magengeschwüren, Hämorrhoiden und Nieren-Blasen-Beschwerden. Die Heilwirkung auf den Magen scheint nach bisherigen Forschungen mit einem in Sumpfschachtelhalm enthaltenen Wirkstoff (Flavonoldiglucosid) zusammenzuhängen, der die Schutzwirkung von Magenschleimhautzellen verstärken kann8,9. Auch wurden früher laut Fleischhauer10 die kleinen Wurzelknollen nicht nur der anderen Schachtelhalmarten, sondern auch des Sumpfschachtelhalms gegessen. Er betont aber, diese Information sei kritisch zu betrachten aufgrund von Berichten über Giftwirkungen bei Weidevieh. Denn für Kühe und Pferde sind Vergiftungserscheinungen durch Sumpfschachtelhalm beobachtet worden und belegt. Man geht heute davon aus, dass das in Sumpfschachtelhalm enthaltene Alkaloid Palustrin und verwandte Substanzen für diese Giftwirkung verantwortlich sind. Für diese Alkaloide konnte nachgewiesen werden, dass der Gehalt zum Vegetationsende in den Pflanzen deutlich zunimmt und etwa im November seinen höchsten Wert erreicht. Auch schwankten Zusammensetzung und Gehalt an Alkaloiden je nach Chemotyp der Pflanze und Standort erheblich11. Dies könnte erklären, warum er mancherorts als giftig gilt und andernorts nicht.

Thiaminase und ihre Wirkung auf den Menschen

Ein zweiter Inhaltsstoff, der in allen Schachtelhalmarten vorkommt und für Giftwirkungen nicht nur des Sumpfschachtelhalms bei Weidevieh verantwortlich gemacht wird, ist das Enzym Thiaminase, das Vitamin B1 abbaut. Dies könnte bei länger andauerndem Verzehr größerer Mengen rohen Schachtelhalms (nicht nur des Sumpfschachtelhalms) einen Vitamin B1-Mangel auslösen, was für Pferde beschrieben wurde. Wird gleichzeitig thiaminreiche Nahrung verzehrt, etwa Vollkorngetreide beim Vieh oder zusätzlich Leber, Eier, Kartoffeln, Hefe und andere Lebensmittel beim Menschen, kann dies jedoch ausgeglichen werden.

Einige andere Nahrungsmittel wie roher Fisch in Sushi-Gerichten enthalten ebenfalls Thiaminase, dennoch führt der Verzehr dieser Nahrung üblicherweise nicht zu Vitaminmangelerscheinungen.

Thiaminase ist nicht hitzestabil und wird auch in alkoholischen Zubereitungen zerstört, sodass in allen heißen Schachtelhalmzubereitungen (wie Tee, Abkochung oder verkohlt) sowie in Tinkturen keine relevante Menge an Thiaminase mehr enthalten ist und somit keine Gefahr eines Vitamin-B1-Mangels besteht. Einfrieren übersteht Thiaminase jedoch unbeschadet.

Auch bei der Menge zeigt sich, dass Schachtelhalm ungefährlich sein sollte. Man müsste über mehr als zwei oder drei Wochen unüblich große Mengen roh verzehren, damit gesundheitliche Probleme entstehen könnten. Denn der Vorrat an Vitamin B1 im menschlichen Körper hat sich bei fehlender Zufuhr nach zwei Wochen halbiert. Kleine Mengen sind daher unschädlich, was auch die traditionelle Verwendung von rohem Ackerschachtelhalm in der japanischen Küche bestätigt.

Schachtelhalm und die Taumelkrankheit beim Vieh

»Der Pferde Brot, der Kühe Tod.« Dieser alte Spruch über Schachtelhalm drückt aus, dass er auf verschiedenes Weidevieh unterschiedlich giftig wirken kann.12

Wahrscheinlich sind die beobachteten Gehunsicherheiten bei Weidevieh, das längere Zeit rohen Schachtelhalm gefressen hat, auf die Wirkung der eben beschriebenen Thiaminase zurückzuführen.13 Für Pferde konnte dies nachgewiesen werden, denn sie erholten sich nach einer rechtzeitigen Gabe von Vitamin B1, die in Futterhefe enthalten ist, wieder. Vitamin-B1-Mangel kann zu Müdigkeit und Bewegungsstörungen durch eine Schädigung der peripheren Nerven führen.14

Bei Pferden macht sich Vitamin-B1-Mangel durch Erregung, Zuckungen der Kopfmuskeln, taumelnden Gang, Aufhören der Reflexe, Hinstürzen und Erschöpfung bemerkbar. Die tödliche Dosis soll erreicht werden, wenn sie über einen Monat lang Heu fressen, das zwanzig Prozent Schachtelhalm enthält. Für Schafe und Ziegen allerdings soll Schachtelhalm, auch Sumpfschachtelhalm, ungiftig sein.

Es gibt allerdings Berichte, nach denen Schachtelhalm ein gutes Pferdefutter sein soll. Möglicherweise kommt dies daher, dass jenen Pferden zusätzlich Vitamin-B1-reicher Hafer gefüttert wurde; in diesem Fall profitieren sie sicher vom Mineraliengehalt des Schachtelhalms, ohne die negativen Auswirkungen eines Vitamin-B1-Mangels zu erfahren.

Für Kühe gilt Sumpfschachtelhalm, und nach manchen Quellen auch Ackerschachtelhalm, als giftig, wobei es hier auf den Futteranteil ankommt. Auf der Weide scheinen sie Schachtelhalme nicht zu fressen; wo dieser aber wie zum Beispiel bei Silagefutter von ihnen nicht vermieden werden kann, sollen ab einem Anteil von zwanzig Prozent Schachtelhalm im Futter Vergiftungserscheinungen auftreten können, wobei als Erstes die Milchleistung abnimmt.

Schachtelhalm enthält zudem etwas Nikotin, doch scheinen die enthaltenen Mengen zu klein für wirklich gefährliche Giftwirkungen.

Pilzbefallener Schachtelhalm und Equisetin

Schachtelhalm kann, wie jede Pflanze, von Pilzen befallen werden. Wenn ein Pilz der Gattung Fusarium vorhanden ist, kann er Pilzgifte wie zum Beispiel Fumonisine produzieren, die das Nervensystem stören und in Weidevieh Krebs auslösen können. Equisetin, das im Sumpfschachtelhalm nachgewiesen wurde, ist eine solche von Pilzen produzierte Substanz, die man als weitere Ursache für die Giftigkeit beim Weidevieh verantwortlich macht. Auch andere Pilzgifte wie Trichotezene können chronische und tödliche Krankheiten in Tieren und Menschen verursachen.15

Pilze wachsen am besten unter feuchten Bedingungen, und Sumpfschachtelhalm wächst im Gegensatz zum Ackerschachtelhalm gern an sumpfigen Orten. Möglicherweise ist Sumpfschachtelhalm deshalb häufiger von Pilzen befallen, deren Gifte ebenfalls verantwortlich für Störungen beim Vieh sein könnten. Dies wäre eine weitere Erklärung dafür, dass Sumpfschachtelhalm mancherorts als giftig und andernorts als ungiftig gilt, je nachdem, ob er nun von einem Pilz befallen ist oder nicht. (Beispiele für Pilzbefall bei Schachtelhalmen siehe Seite 91ff.)

Gleiche Effekte der möglichen standortabhängigen Ausprägung einer Giftwirkung gelten für den Gehalt an Alkaloiden in Sumpfschachtelhalm. Denn dieser Gehalt kann je nach Standort, Pflanzenteil und Jahreszeit um das Siebenfache schwanken.16

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