Kitabı oku: «Rosa Meer», sayfa 2

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Der Heimweg

Draußen ist es immer noch mild.

Wir schnappen uns die Räder und fahren Richtung Meer.

Wir fahren auf der Land-Straße.

Nachts ist kaum Verkehr.

Vor uns fährt nur ein Lastwagen.

Sicher will er zum Fähr-Hafen.

Dahin, wo die großen Schiffe ablegen.

Das ist nicht unsere Richtung.

Der wird an der nächsten Kreuzung abbiegen.

Laura ruft:

„Wer den Laster als Erste einholt, der bekommt Beppo zum Mann.“

Dann tritt sie in die Pedale.

Ich hinterher.

Das lasse ich mir nicht zweimal sagen.

„Beppo, den kriege ich!“, schreie ich zu Laura und fahre an ihr vorbei.

Ich fahre im Stehen.

Um mehr Kraft zu haben.

Meine Haare und der Rock, die wehen im Wind.

Ich fahre immer schneller.

Immer wilder.

Noch schneller!

Ich werde den Laster als Erste einholen.

Für Beppo! Meinen Beppo!

Für meine große Liebe!

Ich sehe die Rück-Lichter näher kommen.

Ich rieche schon die Abgase von dem schweren Laster.

Gleich bin ich da.

Gleich habe ich es geschafft!

Ich drehe mich kurz um.

Wie weit Laura wohl ist?

Weit da hinten.

Da ist sie.

Sie winkt.

Sie winkt voller Angst.

Und sie schreit!

Laura schreit in den Wind:

„Rosa, guck nach vorn!

Rosa!

Pass auf!

Rosa!!!“

Aber es ist zu spät.

Mein Vorder-Rad ist an den Reifen gekommen.

Seitlich an den Reifen.

Von dem großen Laster.

Der Reifen zieht mich mit.

Ich sehe meinen Fuß mit den roten Nägeln.

Irgendwo dazwischen, mein Bein.

Mein Bein!

Ich höre ein Knirschen.

Die Bremsen kreischen.

Metall schlägt auf Metall.

Der Reifen ist rot.

Blutrot.

Ich fliege, fliege.

Alles wird schwarz.

Und dann weiß ich nichts mehr.

Danach

Nach dem Unfall hat Laura immer zu mir gehalten.

Im Krankenhaus hat sie mich jeden Tag besucht.

Nur mein Vater und Laura dürfen mich besuchen.

Niemand sonst soll zu Besuch kommen.

Vor allem nicht Beppo.

Er soll mich nicht so sehen.

Sie haben mir das linke Bein abgenommen.

Sagt die Ärztin.

Den Fuß.

Den Unterschenkel.

Und auch das Knie.

Ich habe nur noch den Oberschenkel.

Nur noch einen Stumpf.

Das ist alles, was übrig geblieben ist.

Beppo soll das nie sehen!

Nie im Leben!

Und ich?

Wie soll ich den Anblick ertragen?

In der ersten Zeit weine ich nur.

Oder ich starre auf die Wand.

Weil ich mich leer fühle.

Ausgetrocknet.

Verkümmert.

Als wäre ich tot.

Aber ich war nicht tot.

Schmerzen sind so wahnsinnig lebendig.

Schmerzen bohren.

Beißen.

Erdrücken.

Schmerzen würgen den ganzen Körper.

Schmerzen sind Kotzen und Übelkeit.

Schmerzen sind Ohnmacht.

Ist das mein Leben?

Für Pepe ist es schrecklich.

Nicht das mit dem Bein.

Fischer verlieren immer mal wieder eine Hand oder ein Bein.

Das kennt er.

Das passiert eben.

Bei Unfällen auf den Booten.

Schrecklich für Pepe ist der Gedanke an den Unfall selbst.

Der Gedanke, dass ich hätte sterben können.

Dass er auch mich verloren hätte.

Wenn alles noch schlimmer gekommen wäre.

Wie damals. Mit Mama.

Pepe zündet in der Dorfkirche eine Kerze an.

Eine für Mama.

Eine für mich.

Aus Dankbarkeit.

Weil ich noch lebe.

Ich bin dankbar für nichts.

Ich wäre lieber tot.

Lieber tot als diese Schmerzen!

Aber mit der Zeit wird es besser.

Ich bekomme kein Morphium mehr.

Ich bekomme andere Schmerz-Mittel.

Leichtere Schmerz-Mittel.

Ich fühle mich wacher.

Ich kann wieder denken.

Ich frage die Ärztin:

„Wird alles verheilen?“

Die Ärztin ist erleichtert.

Sie ist froh, weil ich an die Zukunft denke.

An meine Zukunft.

„Ja, es wird alles gut verheilen!“, sagt sie.

„Und du wirst wieder gehen können.

Mit einer Prothese.

Das ist mühsam.

Am Anfang.

Aber du wirst es lernen.“

Eine Prothese!

Ein Bein aus Plastik!

Mir graut davor.

Ich fürchte mich davor.

Ich ekele mich davor.

Ich habe Angst, mein Bein zu berühren.

Jedenfalls das, was von ihm übrig geblieben ist.

Ich will das alles nicht sehen!

Ich will das alles nicht haben!

Manchmal bin ich so wütend.

Manchmal hasse ich mich.

Oder die Welt.

Das Leben.

Und Gott.

Beppo

Ein deutsches Sprich-Wort sagt:

Die Zeit heilt alle Wunden.

Aber kein Mensch glaubt daran.

Wenn die Wunden noch frisch sind.

Wenn es einem richtig dreckig geht.

Dann glaubt man nicht an Sprich-Wörter.

Auch nicht an das, was die Ärzte sagen.

Oder was Freunde erzählen, die einen trösten wollen.

Wenn es einem dreckig geht.

Dann glaubt man an nichts Gutes.

Dann gibt es nichts Gutes.

Wenn es einem verdammt dreckig geht.

Erst wenn Wochen, Monate oder Jahre vergangen sind.

Erst dann wird das Schlimme im Leben weniger schlimm.

Ich habe mich inzwischen an meine Prothese gewöhnt.

Aber mein Leben hat sich verändert.

Ich kann nicht mehr Fahrrad fahren.

Ich kann Pepe nicht mehr auf dem Boot helfen.

Ich habe keine Arbeit.

Ich habe kein Geld.

Nur eine kleine Rente.

Ich trage keine Röcke mehr.

Und keine Sandaletten.

Und Beppo ...

An dieser Stelle denke ich nicht weiter.

Aber ich kann wieder am Meer entlang gehen.

Ich sehe die bunten Boote auf dem Wasser.

Ich sehe die Möwen.

Ich höre ihr Geschrei.

Und nachts sehe ich die Sterne am Himmel.

Am Meer ist alles leichter.

Das Meer erwartet nichts von mir.

Ich muss nicht so sein, wie alle sind.

Das Meer kommt und geht.

Egal, was passiert.

Beppo ist inzwischen Bürgermeister.

Er schreibt mir Briefe, die ich nicht lese.

Abends wirft er sie in meinen Brief-Kasten.

Ich habe ihn dabei gesehen.

Unten vor dem Haus.

Wie sehr ich ihn liebe!

Ich lege seine Briefe in meine Schublade.

Vielleicht schreibt er mir, dass er mich liebt.

Aber ich will das nicht lesen.

Ich will nicht, dass Beppo einen Krüppel liebt.

Eine zerstörte Frau.

Eine Frau, die sich nie wieder vor einem Mann ausziehen wird.

Eine Frau, die sich nackt nur hilflos fühlt.

Nicht begehrenswert.

Sondern abstoßend.

Eine Frau, die keine Frau mehr ist. So wie ich.

Damals hat die Ärztin zu mir gesagt:

„Die Liebe zu dir selbst beginnt in deinem Kopf.

In deinen Gedanken.

Deine Gedanken können dich tragen.

Oder dich zerstören.

Das entscheidest du selbst.“

Ich habe das damals nicht verstanden.

Erst viele Jahre später.

Ich gehe Beppo aus dem Weg.

Wenn ich ihn auf der Straße sehe.

Dann biege ich vorher ab.

Ich verstecke mich in den Gassen.

Ich will ihm nicht begegnen.

Ich will nicht, dass Beppo mich humpeln sieht.

Und doch habe ich Sehnsucht nach ihm.

Ich würde so gern von ihm gestreichelt werden.

Wie damals, als wir zusammen tanzen waren.

Als wir uns im Meer geliebt haben.

Als er mich mit Sonnenmilch eingecremt hat.

Als er zwischen meinen Beinen eingeschlafen ist.

Nur Laura darf mir nahe kommen.

Nur Laura darf mich anfassen.

Ich brauche noch manchmal Hilfe.

Beim Anziehen, beim Duschen.

Durch den Unfall sind wir noch stärker miteinander verbunden.

Laura arbeitet jetzt im Tourismus-Büro.

Ich arbeite nicht mehr.

Vor meinem Unfall habe ich auf Pepes Boot gearbeitet.

Oder Post ausgefahren.

Mit dem Fahrrad.

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