Kitabı oku: «DMT - eBook», sayfa 8

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Bei allem, was bisher erforscht wurde, und das ist beileibe nicht wenig, ist dennoch der derzeitige Status quo, dass – wie Steven Barker es ausdrückt – die Forschung bisher nicht das Gesamtbild der Entstehung (Synthese), Verstoffwechselung (Metabolismus), Wirkung und Ausscheidung von körpereigenen psychedelischen Tryptaminen betrachten kann. Immerhin hat Steven Barker 2013 die Anwesenheit von DMT in der Zirbeldrüse von Ratten nachweisen können (siehe Seite 113), was ein immenser Fortschritt ist und Anlass zur Hoffnung gibt, dass diese Entdeckung die Wissenschaft auch hinter das Geheimnis der menschlichen Zirbeldrüse im Zusammenhang mit DMT kommen lässt. Die Forschung schreitet mit kleinen Schritten voran.

50 Film »DMT – The Spirit Molecule« von Mitch Schultz.

51 Das eröffnet auch eine Querverbindung zu Stanislav und Christina Grofs transpersonaler psychotherapeutischer Methode des Holotropen Atmens, bei der die Probanden gezielt und unter Anleitung hyperventilieren (also sehr schnell und sehr tief atmen), um in veränderte Bewusstseinszustände zu gelangen und z. B. die eigene Geburt noch einmal wiederzuerleben. Die Hyperventilation korreliert nach heutigen Erkenntnissen unter anderem mit einem veränderten Verhältnis von Sauerstoff und Kohlendioxid im Blut, es könnte aber zudem sein, dass an diesen durch die veränderte Respiration hervorgerufenen psychedelischen Erfahrungen auch endogenes DMT beteiligt ist. Die Erfahrungsinhalte, die mit Atemarbeit und den anderen Techniken erfahren werden können, sprächen aufgrund ihrer möglichen Analogie zur DMT-Erfahrung jedenfalls dafür. Bis dato können die Wissenschaftler sich in summa allerdings nur auf Spekulationen stützen: »Wir haben bisher keine belastbaren Daten, die sich auf das wahre Verhältnis von DMT zu den diversen physiologischen Zuständen beziehen«, sagt Steven Barker. (Film »DMT – The Spirit Molecule«)

52 in vitro = im Reagenzglas

53 in vivo = im lebenden Organismus

54 Anxiolytikum = angstlösendes Mittel

55 IAA = Englisch: indole-3-acetic acid

56 Ins Deutsche übertragenes, für den Druck leicht modifiziertes Zitat aus dem Film »DMT – The Spirit Molecule«, Regie: Mitch Schultz.

57 András Sai-Halasz hatte übrigens Anfang der Sechzigerjahre entdeckt, dass der MAO-Hemmer Iproniazid die DMT-Wirkungen im Menschen deutlich abschwächt (Sai-Halasz 1962), was bemerkenswert ist. Normalerweise verstärken MAO-Hemmer die Wirkung von Tryptaminen eigentlich.

58 Diese Studie führte zu der Hypothese, »dass die 6-Hydroxylierung des Indolrings eine wichtige Rolle für die Synthese eines aktiven Metaboliten spielt, der wiederum für die halluzinogenen Effekte des DMT verantwortlich sein könnte«. (Barker et al. 1981)

59 Desaminierung = vereinfacht gesagt: die chemische Abspaltung von Aminogruppen.

60 Melanom-Zelllinien sind für die Forschung gesammelte Proben von Hautkrebszellen, mit denen wissenschaftliche Untersuchungen durchgeführt werden.

Endogene Dimethyltryptamine und Psychosen

»Die erste Welle von Forschungen mit DMT wurde von dem Grundsatz geleitet, DMT und schizophrene Zustände miteinander vergleichen zu wollen.«

Rick Strassman (2004: 106)

Die Geschichte der Erforschung endogener Dimethyltryptamine ist in weiten Teilen die Geschichte der Forschung an psychotischen Erkrankungen, insbesondere der Schizophrenie. Schon in den frühen Fünfzigerjahren publizierten die britischen Psychiater Humphry Fortescue Osmond61 und John Smythies die Theorie, dass endogene »Schizotoxine« für die Symptomatik von halluzinatorischen Psychosen verantwortlich sein könnten (Osmond und Smythies 1952). Man glaubte damals noch gemeinhin, dass Psychedelika eine kurzzeitige Modellpsychose induzieren, anhand derer man psychotische Erkrankungen wie Schizophrenie untersuchen könne. Die Wissenschaft kam zu dem Schluss, dass Psychedelika eine Psychose imitieren könnten – daher die Bezeichnung Psychotomimetika (= eine Psychose nachahmend) –, weil einige der von LSD, Psilocybin, Meskalin usw. hervorgerufenen Wirkungen den Symptomen von psychotischen Erkrankungen ähneln. Mit der Entdeckung von Bufotenin, DMT und 5-MeO-DMT als körpereigene Substanzen vermuteten Forscher schließlich, dass diese endogenen Moleküle bei Psychotikern für die Symptomatik verantwortlich sein oder zumindest eine Rolle spielen könnten. Man hatte gehofft, dass man auf diesem Weg eine Art Gegenmittel finden würde, Rick Strassman nennt es ein Anti-DMT, das als Antipsychotikum die psychotischen Zustände heilen würde. »Die Theorie über einen Zusammenhang zwischen DMT und Psychosen wurde durch Studien untersucht, die allgemein auf zweierlei Weise vorgingen. Bei der einen Art von Studien wurden die Blutwerte von DMT bei kranken Patienten mit denen von normalen Freiwilligen verglichen; bei den anderen Studien verglich man die subjektiven Wirkungen psychedelischer Drogen mit denen natürlich auftretender psychotischer Zustände.« (Strassman 2004: 78f.)

Osmond und Smythies stellten darüber hinaus ihre »Transmethylierungshypothese bei Schizophrenie« auf (s. o.). Immerhin handelt es sich bei den körpereigenen psychedelischen Verbindungen generell um O- oder N-methylierte Analoge von biogenen Aminen oder nah verwandte endogene Substanzen (Rosengarten und Friedhoff 1976). Weil die Dimethyltryptamine in der Tat aus Vorstufen methyliert werden, gingen einige Forscher der Frage nach, ob die Aktivität des N-methylierenden Enzyms im Organismus, der Indolethylamin-N-methyltransferase (INMT), die an der Biosynthese von Tryptophan-Metaboliten wie den Dimethyltryptaminen beteiligt ist, bei Patienten mit psychischen Erkrankungen abnorm oder eventuell auch erhöht ist. (Benington et al. 1965; Brune und Himwich 1962; Domino 1975a; Gillin et al. 1976; Mandell und Spooner 1968; Narasimhachari et al. 1971a und 1971b; Narasimhachari et al. 1972; Pollin et al. 1961; Szára 1956; Tanimukai et al. 1970) Richard Jed Wyatt vom US-amerikanischen NIMH, Juan Saavedra und Julius Axelrod konnten in einer folgenden Arbeit eine gesteigerte Aktivität dieses Enzyms bei Schizophrenen jedoch nicht bestätigen. (Wyatt et al. 1973)

Narasimhachari und Kollegen hatten in Untersuchungen herausgefunden, dass DMT bei schizophrenen Personen offenbar häufiger im Blut nachgewiesen werden könne als beim gesunden Menschen – vier andere Studien konnten diese Ergebnisse allerdings nicht teilen (Angrist et al. 1976 und andere; kurz zusammengefasst bei Murray und Oon 1976), und bald wurde DMT auch beim gesunden, nicht-schizophrenen Menschen im Urin, im Liquor und im Blut nachgewiesen. (Barker et al. 2012; Gillin et al. 1976)

Dennoch wurden weitere Vergleichsstudien zwischen psychisch kranken und gesunden Probanden angestellt. In einer Untersuchung, die 1976 veröffentlicht wurde, hatten Forscher an 122 psychiatrischen Patienten gute Vergleichswerte für DMT im Urin ermittelt: So entdeckten die Wissenschaftler DMT im Harn von 47 % der Patienten mit Schizophrenie-Diagnose, von 38 % der Patienten mit einer anderen Psychose, von 19 % der Patienten mit neurotischen Erkrankungen, von 13 % der Patienten mit affektiver Störung/Psychose und von 5 % der gesunden Probanden. (Rodnight et al. 1976) William T. Carpenter, Professor für Psychiatrie an der University of Maryland School of Medicine, und Kollegen publizierten 1975 eine Studie mit zwölf schizophrenen Patienten und neun gesunden Kontrollpersonen, in der sich auch nicht verifizieren ließ, dass Schizophrene häufiger DMT im Blut hätten als gesunde Menschen (Carpenter et al. 1975), interessanterweise wurde die Aktivität der Monoaminooxidase (MAO)62 aber bei Schizophrenen als sehr niedrig analysiert. (Gillin et al. 1976)

Mit einer verfeinerten und nun quantitativ, statt qualitativ messenden Methode untersuchten Robin M. Murray und Michael C. H. Oon vom Londoner Institute of Psychiatry 68 Probanden: 54 psychiatrische Patienten und eine Kontrollgruppe von 14 gesunden Personen. In allen Urinproben aller Probanden konnte DMT nachgewiesen werden. Die Durchschnittswerte an gemessenem DMT waren bei psychotischen Patienten »viel höher als bei neurotischen und gesunden Personen«. Die höchsten Werte wurden aber bei vier manischen Patienten und 15 Schizophrenie-Patienten festgestellt (Murray und Oon 1976). Die Forscher folgerten, dass DMT natürlicherweise im Urin von Menschen zu finden ist, jedoch bei Personen mit psychotischen Störungen in höheren Konzentrationen vorliegt. Faktoren wie Ernährung, Darmzustand, Stress und körperliche Aktivität konnten als Einflussnehmer auf die DMT-Urinkonzentration nicht verifiziert werden.

Für Rick Strassman ist es trotzdem möglich, dass psychotische Erkrankungen und endogenes DMT miteinander in Verbindung stehen könnten, nämlich z. B. dann, wenn die Zirbeldrüse (Epiphyse), eine mitten im Gehirn sitzende Drüse, die u. a. für die Produktion des Schlafhormons Melatonin verantwortlich ist (s. u.), ins Spiel kommt. Rick Strassman vermutet, dass die Zirbeldrüse körpereigenes DMT herstellen kann – wissenschaftlich erwiesen ist das jedoch bislang nicht: »Es ist durchaus möglich, dass bei Psychotikern das Schutzsystem der Zirbeldrüse nicht normal funktioniert. Es gibt überzeugende indirekte Belege, die diesen Gedanken unterstützen.« (Strassman 2004: 109) Einen Hinweis sieht Strassman darin, dass sich die halluzinatorischen Symptome und Wahnzustände bei Schizophrenen verschlimmern, wenn sie Stress ausgesetzt sind. Gleichzeitig weiß die Forschung, dass gestresste Tiere einen erhöhten Level an körpereigenem DMT aufweisen. Hier sieht Rick Strassman die Verbindung, und er könnte durchaus Recht haben. Im Kapitel »DMT und die Zirbeldrüse« werden wir uns eingehend mit dem Thema befassen.

Leider war die Forschung an diesem interessanten Thema aber Mitte der Siebzigerjahre fast zum Erliegen gekommen. 1976 erschien ein Artikel von J. Christian Gillin et al. vom NIMH, in dem die Forscher feststellen, dass der Zusammenhang zwischen körpereigenem DMT und Schizophrenie nicht ausreichend belegt sei – weitere Untersuchungen wurden nicht angestrebt, was vorerst das Ende der DMT-Forschung am Menschen bedeutete (Gillin et al. 1976). Ende der Siebziger war dann zunächst endgültig Schluss. Die Drogengesetze hatten ihr Übriges getan. »DMT war einfach zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort. Eine rationale Erforschung seiner Rolle im Organismus wurde vom antipsychedelischen Wüten, das den unkontrollierten Gebrauch und Missbrauch dieser Drogen begleitete, auf diese Weise einfach hinweggefegt. (…) Politische Befürchtungen begruben wissenschaftliche Prinzipien unter sich.« (Strassman 2014: 81)

Der Psychologe und Pharmakologe Leo E. Hollister (1920–2000), Professor an der University of Texas Medical School in Houston und der Stanford University School of Medicine in Kalifornien, befasste sich mit diversen psychoaktiven Substanzen, insbesondere mit den Cannabinoiden aus der Cannabispflanze, aber auch mit Psychedelika. Er hatte 1967 ein Modell mit Kriterien für eine durch endogene Halluzinogene verursachte Schizophrenie entwickelt, das wie folgt aussieht:

(1) Das Agens muss klinische Aspekte einer Schizophrenie nachahmen.

(2) Wiederholte Applikation sollte keine Toleranz verursachen.

(3) Das Agens sollte im Menschen nachweisbar sein.

(4) Die biochemische Vorstufe des Agens sollte im Menschen nachweisbar sein.

(5) Das Agens sollte im Menschen synthetisiert werden.

(6) Das Agens sollte bei Schizophrenen unterschiedlich synthetisiert oder metabolisiert werden.

(7) Neuroleptika sollten die Synthese hemmen, die Verstoffwechselung erhöhen oder den Verhaltenseffekten des Agens entgegenwirken.

Auch heutzutage erscheinen immer wieder entsprechende Arbeiten zu wissenschaftlichen Untersuchungen. Und die beschäftigen sich zuweilen auch mit der alten Fragestellung über den Einfluss der körpereigenen Dimethyltryptamine auf psychotische Erkrankungen. Erst 2010 berichteten Forscher von signifikant erhöhten Bufotenin-Levels bei Autisten und Schizophrenen. (Emanuele et al. 2010) Die Beziehung zwischen Stress, DMT und den positiven Symptomen einer Psychose (Alleinheitsgefühl, erhabene Visionen, meditative Zustände, Einsichten in psychologische Phänomene, Eintritt in geistige Räume usw.) haben Dionysios Grammenos und Steven Barker untersucht und 2015 publiziert. Denn eventuell ist DMT tatsächlich der biologische Mediator, also das Bindeglied zwischen Stresssituationen und den positiven Symptomen einer Psychose: »Die zurückliegende Forschung vermutet eine Beziehung zwischen Stress und den positiven Symptomen einer psychotischen Erkrankung. Allerdings ist das biologische Substrat, auf dessen Grundlage diese Beziehung fußt, bisher unbekannt. Bezieht man sich auf die Transmethylierungshypothese, könnte man davon ausgehen, dass Schizophrenie das Resultat von abnormen biochemischen Stressmechanismen ist. Und diese abnormen Mechanismen könnten dazu führen, dass der Körper eine Substanz produziert, die für die Psychosesymptomatik verantwortlich ist. Darüber hinaus haben sich mehrere Studien mit endogenem DMT im Kontext mit der Transmethylierungshypothese befasst. Es wurde herausgefunden, dass Stress den körpereigenen DMT-Level in Ratten anhebt. Erhöhte DMT-Level wiederum werden auch mit den positiven Psychose-Symptomen bei psychiatrischen Patienten in Verbindung gebracht. Außerdem prägen auch gesunde Probanden, die DMT von außen zugeführt bekommen, diese typischen positiven Symptome aus.« (Grammenos und Barker 2015)

Die letzte klinische Forschung mit DMT, eine kontrollierte Doppelblindstudie, hatte 2005 ein Forscherteam in Aachen durchgeführt und die Unterschiede zwischen DMT und (S)-Ketamin als Agenzien für eine Modellpsychose herausgearbeitet. Resultat: Beide Substanzen erzeugen eine Modellpsychose, jedoch waren die Phänomene, die positiven Psychose-Symptomen ähneln, beim DMT ausgeprägter, während jene, die den negativen Psychose-Symptomen ähneln (motorische Störungen, Aufmerksamkeitsprobleme usw.), beim Ketamin hervortraten. (Gouzoulis-Mayfrank et al. 2005)

61 Osmond prägte 1957 übrigens den Begriff »psychedelisch« (die Seele offenbarend) bzw. Psychedelikum (die Psyche offenbarendes Pharmakon).

62 Das Enzymsystem im Körper, das Dimethyltryptamine abbaut.

Pharmakologie: Was macht DMT im Körper?

»Es hat den Anschein, als sei DMT für die Aufrechterhaltung normaler Hirnfunktionen notwendig.«

Rick Strassman (2004: 84)

Grundsätzlich orchestriert DMT in uns eine »pharmakokinetische Symphonie«, wie Forscher Dennis McKenna es ausdrückt. (McKenna 2012: 246) Wird DMT oral, also in ess- oder trinkbaren Zubereitungen, eingenommen, kann es seine Wirkung nicht entfalten, weil es von Enzymen namens Monoaminooxidase (MAO) abgebaut wird. Erst unter Hinzunahme eines entsprechenden Stoffes, der den Abbau durch die MAO unterbindet, in der Fachsprache MAO-Hemmer genannt, ist DMT im menschlichen und tierischen Körper imstande, seine psychedelischen Effekte auszuprägen. Interessanterweise weisen DMT und 5-MeO-DMT leicht hemmende Eigenschaften gegenüber Monoaminooxidase-Enzymen auf. (Cozzi et al. 2009; Nagai et al. 2007; Reimann und Schneider 1993; Smith et al. 1962) Diese Effekte sind allerdings nicht ausreichend, um das DMT auf oralem Wege bis zum Gehirn zu transportieren.

Wird DMT bzw. 5-MeO-DMT also mit Zugabe eines potenten MAO-Hemmers oral eingenommen oder aber geraucht, injiziert oder geschnupft, dann ist es in der Lage, ins Gehirn vorzudringen und im Organismus mit einigen speziellen Rezeptorsystemen zu interagieren. Mitte der Achtzigerjahre fanden Forscher aus Japan heraus, dass das Gehirn derart appliziertes DMT aktiv über die Blut-Hirn-Schranke befördert, um es in sein Zellgewebe zu holen. (Takahashi et al. 1985; Yanai et al. 1986) Das lässt darauf schließen, dass diesem Molekül eine ganz besondere Schlüsselstellung in Organismen zukommt, weil das Gehirn ansonsten nur lebensnotwendige Substanzen durch seinen Schutzwall hindurchlässt, beispielsweise Aminosäuren, die zur Proteinversorgung notwendig sind, und den Energielieferanten Glukose (Zucker). Dass Dimethyltryptamin zu ebenjenen Stoffen gehört, die vom Hirn geradezu aufgesaugt werden, sollte Anlass zur Annahme sein, dass DMT einen entscheidenden chemischen Baustein in Lebewesen darstellt. »Wenn DMT nur ein unbedeutendes, irrelevantes Nebenprodukt unseres Stoffwechsels wäre, warum weicht das Gehirn dann von seinen üblichen Mechanismen ab und zieht es in seinen ihm eigenen Bereich hinein?« (Strassman 2004: 83)

»In gewisser Hinsicht ist DMT tatsächlich ›Hirnnahrung‹ und wird vom Gehirn auf ähnliche Weise behandelt wie Glukose, seine kostbare Energiequelle.«

Rick Strassman (2004: 84)

Die Blut-Hirn-Schranke schützt das Gehirn davor, dass Giftstoffe, die wir über unsere Nahrung und über Genussmittel zu uns nehmen, eindringen können und verheerenden Schaden anrichten. »Man darf sich die Blut-Hirn-Schranke nicht als eine kompakte Barriere aus einem einzigen Stoff oder einer einzigen Schicht vorstellen; vielmehr handelt es sich um eine Membranstruktur, die aus einer Reihe von Komponenten in und an den Wänden der Blutgefäße im Gehirn besteht. (…) Der Begriff ›Schranke‹ kann in diesem Zusammenhang leicht missverstanden werden, da es sich bei der Blut-Hirn-Schranke nicht um eine physikalische Barriere handelt, sondern um einen dynamischen Stofftransport zwischen Blut und ZNS.« (Elbert und Rockstroh 1993: 50f.)

Wie DMT genau im Körper wirkt und wie der detaillierte pharmakologische Mechanismus funktioniert, ist von der Wissenschaft noch nicht vollständig aufgeklärt. Steven Barker von der Louisiana State University forscht seit 1976 über DMT. Zur letztlichen und vollständigen Funktion des Bewusstseinsmoleküls im menschlichen und tierischen Organismus kann aber auch er in weiten Teilen nur spekulieren: »Seit unsere Spezies über Bewusstsein und die Fähigkeit zur Erkenntnis verfügt, sind wir verwundert über die Bilder in unseren Köpfen, hinter unseren Augen; über Traumzustände, Entrücktheit, Kreativität, Vorstellungsvermögen und über die abweichenden und nicht alltäglichen Bewusstseinszustände, die durch physiologischen Stress, Krankheiten wie auch durch tiefe Meditation oder Isolation zustande kommen, und die zur Mythologie von Göttern, anderen Welten und zur Mystik geführt haben. Wir haben außerdem Pflanzen gefunden, die den Konsumenten zuverlässig an diese wundersamen Orte bringen, und wir haben die chemischen Verbindungen entdeckt, die diesen pflanzlichen Sakramenten ihre Kraft geben. Wir haben die Gebiete der Neurochemie und Neurophysiologie soweit verstanden, dass wir in der Lage sind, solche Moleküle selbst herzustellen und zu begreifen, wie sie auf der molekularen Ebene funktionieren. Das ist allerdings nicht bei den Halluzinogenen wie DMT der Fall. Während wir einige der Rezeptoren kennen, an die Halluzinogene binden und ihre Wirkung entfalten, und auch wissen, wie diese Verbindungen auf andere Neurotransmitter einwirken, so gibt es doch chemische Substanzen, bei denen wir dasselbe beobachten können, die aber nicht halluzinogen wirken. Irgendein Detail ihres pharmakologischen Mechanismus ist uns noch unbekannt.« (J. C. 2015)

Was bisher herausgefunden wurde, wird wissenschaftlich folgendermaßen erklärt: DMT weist eine Affinität zu diversen Subtypen der 5-HT-Rezeptoren (Serotoninrezeptoren) auf, unter anderem zu 5-HT1A, 5-HT2A und 5-HT2C (Keiser et al. 2009; Ray 2010), »wobei vermutlich wie bei den Phenethylaminen primär die agonistische Aktivität am 5-HT2A-Rezeptor für die psychedelischen Effekte verantwortlich ist« (Trachsel 2011: 204). DMT interagiert ähnlich wie andere Psychedelika, z. B. LSD, Psilocybin/Psilocin, aber auch das Phenethylamin Meskalin und andere, mit diesen im ganzen Körper verteilten speziellen Serotoninrezeptoren. Rick Strassman erläutert: »Der Ort, an dem DMT seine interessantesten Wirkungen entfaltet, ist (…) das Gehirn. Die Stellen, die dort besonders reich an diesen auf das DMT reagierenden Serotoninrezeptoren sind, haben etwas mit den Stimmungen, der Wahrnehmung und dem Denken zu tun. Obwohl das Gehirn den meisten Drogen und chemischen Verbindungen nicht ermöglicht, zu ihm vorzudringen, hat es für DMT eine bemerkenswerte Vorliebe. Die Behauptung, das Gehirn habe regelrecht ›Hunger‹ auf DMT, ist gar nicht so weit hergeholt.« (Strassman 2004: 82f.)

DMT und das Serotoninsystem

Es gab eine Vielzahl von vorklinischen Studien, die im Tierversuch biochemische Untersuchungen und Verhaltensstudien zur Interaktion von DMT und seinen Verwandten mit dem Serotoninsystem vorgenommen haben (Szára 2007). Übersichten über diese Arbeiten haben u. a. der Pharmakologe Edward F. Domino sowie der Psychiater und Neuropharmakologe George Kevork Aghajanian und Kollegen zusammengetragen (Aghajanian und Haigler 1975; Aghajanian und Marek 1999).

Stephen Szára und Kollegen hatten während einer solchen Studie im Versuch mit Mäusen herausgefunden, dass DET und LSD den Serotoninlevel in zwei Regionen im Mittelhirn ansteigen lassen, wohingegen der Level in einem anderen Bereich (Nervenkern des Vagusnervs) selektiv gesenkt wird. »Das war überraschend, denn zu dieser Zeit ging man eigentlich davon aus, dass die Interaktion zwischen den Halluzinogenen und Serotonin sich im Bereich der Großhirnrinde abspielt. Die wenigsten untersuchten den Hirnstamm.« (Szára 1968b)

DMT bindet aber darüber hinaus auch an Dopamin-, Noradrenalin63-, Histamin-, Sigma- und Spurenaminrezeptoren (TAAR) und ist mit den Dopamin- und Serotonintransportersystemen und dem vesikulären Monoamintransporter VMAT2 assoziiert.64 (Bunzow et al. 2001; Cozzi et al. 2009; Cozzi et al. 2011; Deli-ganis et al. 1991; Fontanilla et al. 2009; Pierce und Peroutka 1989; Smith et al. 1998) Eine gute wissenschaftliche Übersicht über die Erforschung der Beziehung von DMT zu endogenem Serotonin, Dopamin und den Synapsen (Stand: Anfang der Achtzigerjahre) liefern Steven Barker, John Monti und Samuel Christian (Barker et al. 1981). DMT wirkt im Gehirn außerdem auf die basalen Stammganglien, »die im Zwischen- und Mittelhirn liegen und die unwillkürliche Körperhaltung sowie die unwillkürliche Mitbewegung der Glieder, etwa beim Gehen, regeln« (Geschwinde 2013: 272). Ist DMT vom Körper aufgenommen, wird es per oxidativer Desaminierung und Demethylierung z. B. zu Indol-3-Essigsäure, 6-HO-DMT und DMT-N-oxid um- bzw. abgebaut (s. o.).

DMTs als Serotonin-Wiederaufnahmehemmer?

Eine Forschergruppe hatte vermutet, dass DMT und seine Analoga als SSRIs wirken, also als selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (Nagai et al. 2007), das sind Pharmaka, die z. B. in der Behandlung von Depressionen eingesetzt werden. Zwei Jahre später kam eine andere Studie von Nicholas V. Cozzi et al. aber zu der Auffassung, dass DMT kein Wiederaufnahmehemmer ist, sondern vielmehr selbst (in Konkurrenz mit Serotonin) in die Zellen transportiert und dort für die spätere Freisetzung abgelagert wird. (Cozzi et al. 2009; Mishor et al. 2011: 105)

Was ist ein Rezeptor?

Ein Rezeptor ist ein Protein bzw. Proteinkomplex und Empfangsstelle für eingehende pharmakologisch aktive Moleküle, z. B. psychoaktive Substanzen, aber auch alle anderen Pharmaka und Wirkstoffe. Diese eingehenden Stoffe – egal, ob durch äußere Einnahme oder körpereigene Prozesse in den Organismus gelangt – binden an die spezifischen Rezeptoren65, von denen es im Körper viele verschiedene gibt, und lösen damit ihre Wirkungen aus. Vereinfacht und verständlich ausgedrückt, dockt DMT zum einen an diverse Serotoninrezeptoren an, zum anderen aber auch an Dopamin-, Adrenalin- und Spurenaminrezeptoren66 sowie an den Sigmarezeptor (Sig-1R; Sigmar-1).

Eine Hypothese von 2005 besagt, dass die Effekte von äußerlich zugeführtem DMT – insbesondere von niedrigen Dosierungen – eventuell teilweise auf dessen Affinität zu den Spurenaminrezeptoren zurückzuführen seien. Außerdem könnte es sein, dass endogenes DMT mit den Spurenaminrezeptoren interagiert, um beruhigende und entspannende Effekte zu induzieren, die wiederum womöglich Symptome von Psychosen abzuschwächen in der Lage sind (Jacob und Presti 2005). Der US-amerikanische Neurowissenschaftler Jason V. Wallach hat sich wenige Jahre später mit der Thematik befasst und 2009 einen Artikel über den möglichen Einfluss der Spurenaminrezeptoren auf die erweiterte Sinneswahrnehmung unter DMT-Einfluss publiziert. Als Ligand67 des Spurenaminrezeptorsystems könnten endogene Dimethyltryptamine als klassische Neurotransmitter im Körper fungieren: »Die Entdeckung der Spurenaminrezeptoren und der Aktivität von DMT und anderen Halluzinogenen an diesen, führte zur Hypothese, dass die endogenen Halluzinogene als Neurotransmitter für eine Unterklasse dieser Spurenaminrezeptoren agieren. Während die psychedelischen Effekte von äußerlich applizierten Halluzinogenen mit dem 5-HT2A-Serotoninrezeptor assoziiert zu sein scheinen, interagiert dieser Rezeptor unter natürlichen Umständen nicht mit den endogenen Halluzinogenen. Überdies kann die Aktivität eines 5-HT2A-Agonisten nicht für die erweiterte visuelle Wahrnehmung verantwortlich gemacht werden, die für viele Halluzinogene typisch ist. Diese Effekte könnten schon eher von der Aktivität der endogenen Halluzinogen-assoziierten Spurenaminrezeptoren herrühren.« (Wallach 2009) Es ist also möglich, dass die veränderten Sinneswahrnehmungen unter DMT- bzw. Psychedelika-Einfluss nicht nur über die Serotoninrezeptoren, sondern gleichfalls durch die Aktivität der Verbindungen zu den Spurenaminrezeptoren zustande kommt. Außerdem könnten im Zentralen Nervensystem die Spurenaminrezeptoren zusammen mit den endogenen Psychedelika an den allgemeinen Sinneswahrnehmungen beteiligt sein. (Ebd.) Damit wäre die Hypothese Rick Strassmans, dass DMT eine zentrale Rolle bei der Erzeugung unseres Bewusstseins spielt, bereits halbwegs belegt. Das Spurenaminsystem steht darüber hinaus »mit den Gefühlszentren des Körpers in Verbindung und könnte auch an psychiatrischen Erkrankungen beteiligt sein«. (Jacob und Presti 2005) Aufgrund der Aktivität endogenen DMT an diesem System, »könnten geringe Mengen DMT als körpereigener Angstlöser (Anxiolytikum) fungieren« (ebd.).

Neben den Serotonin- und Spurenaminrezeptoren scheint ein weiteres Rezeptorensystem an der psychedelischen Wirksamkeit des DMT beteiligt zu sein, nämlich das der Sigmarezeptoren. Die Pharmakologin Dominique Fontanilla hatte 2009 mit einem Forschungsteam publiziert, dass DMT mit dem Sigmarezeptor in Verbindung steht und festgestellt, dass auch diese Tatsache ein Hinweis darauf sein könnte, dass DMT eine Bedeutung als Neurotransmitter hat. (Fontanilla et al. 2009) »Bisher nahm man an, dass DMT gemeinhin mit den 5-HT2A-Rezeptoren und/oder den Spurenaminrezeptoren interagiert, um seine psychedelischen Effekte zu entfalten. (…) Es ist aber auch möglich, dass die halluzinogene Wirkung zum Teil auch durch die Affinität zum Sigma-1-Rezeptor hervorgerufen wird.« (Su et al. 2009)

Sigmarezeptoren sind sogenannte Transmembranproteine und finden sich in Gehirn- und Immunzellen sowie in zahlreichen Organen von Säugetieren, z. B. in der Leber, im Darm und Dünndarm, im Herzen, in Prostata und Plazenta, in der Netzhaut (Retina) und in der Bauchspeicheldrüse. Diese Rezeptoren spielen bei essenziellen Körperfunktionen eine große Rolle, z. B. steuern sie die Bildung von Nervenzellen, sind an der Regulierung anderer Rezeptoren und am Zellüberleben beteiligt und regulieren entzündungshemmende Reaktionen und Immununterdrückung – zumindest im Tierversuch mit Mäusen. Darüber hinaus haben diese Rezeptoren Anteil an der Bildung unseres Gedächtnisses, unseres Lernvermögens und unserer Stimmung.

Ursprünglich deutete man den Sigma-1-Rezeptor fälschlicherweise als Opioidrezeptor (also als Bindungsstelle für Opiate und analoge Substanzen, die Opioide). Es hat sich jedoch herausgestellt, dass eine große Anzahl von synthetischen Verbindungen an diesen Rezeptortyp bindet, nicht aber die Opioidpeptide. Bislang ist nicht geklärt, welche endogenen Liganden tatsächlich mit dem Sigma-1-Rezeptor assoziiert sind – klar ist aber, dass dieser Rezeptor wie DMT einen Alkylamin-Kern beinhaltet und dass DMT an die Sigma-1-Rezeptoren bindet. (Fontanilla et al. 2009; Su et al. 2009)

2014 wurde von den Forschern Attila Szabo, Attila Kovacs, Ede Frecska und Eva Rajnavolgyi erstmals das immunmodulatorische Potenzial von DMT und 5-MeO-DMT in Assoziation mit dem Sigma-1-Rezeptor (Sigmar-1) beschrieben. Die Wissenschaftler untersuchten die Effekte von DMT und 5-MeO-DMT (sowie eines anderen Sigmar-1-Agonisten) auf menschliche Immunzellen. Die Zellen wurden einerseits mit Entzündung verursachenden Pathogenen behandelt und gleichzeitig mit DMT bzw. 5-MeO-DMT. Das Ergebnis: Die Zellen bildeten aufgrund der Anwesenheit der Tryptamine keine entzündlichen, sondern im Gegenteil nur entzündungshemmende Proteine aus und blieben damit von einer Entzündung verschont. Hemmt man – und auch das wurde herausgefunden – die für die Entwicklung von Sigmarezeptoren nötigen Gene, dann entfaltet auch das DMT keine neuroprotektiven (= zellschützenden) Wirkungen mehr. Eventuell eröffnet diese Entdeckung den Pharmakologen Möglichkeiten, die beiden (Endo-)Psychedelika in der Behandlung von Autoimmunerkrankungen und chronischen Entzündungskrankheiten einzusetzen. »Unsere Entdeckung weist auf eine neue biologische Rolle der Dimethyltryptamine hin, die als Sigmar-1-Liganden eventuell körpereigene Regulatoren entzündlicher Prozesse sind sowie an der Selbstregulation des Immunsystems beteiligt sein könnten.« (Szabo et al. 2014)

2016 erschien ein Artikel zu einer Studie, die wiederum von Attila Szabo und seiner Forschergruppe durchgeführt wurde und die Rolle von DMT als zellschützendes Prinzip untersuchte. Das Ergebnis: DMT aktiviert die Sigma-1-Rezeptoren im Gehirn und schützt die Zellen damit vor Sauerstoffmangel (Hypoxie). »Die Resultate zeigen, dass DMT die Überlebensrate von Zellen bei Sauerstoffmangel deutlich steigert. (…) Dies weist auf eine neue und wichtige Funktion des DMT innerhalb der menschlichen Zellphysiologie hin und darauf, dass eine Beeinflussung der Sigma-1-Rezeptoren durch DMT künftig interessant in der Therapie von Krankheitsbildern sein könnte, die mit Sauerstoffmangel (Hypoxie) und Mangeldurchblutung (Ischämien) einhergehen.« (Szabo et al. 2016)

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