Kitabı oku: «Coaching», sayfa 5

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Smells like team spirit

SMELLS LIKE TEAM SPIRIT

Gewinnen, Verlieren, Team, Coach, „goals“... nicht zufällig hantiert die Wirtschaftssprache mit den gleichen Vokabeln. Leute, die ihre Ziele mit Teams erreichen wollen, brauchen „team spirit“. Jede Mannschaft, ob im Sport oder im Business, hat einen speziellen Teamgeist. Er ist der Indikator für die Energie. Die höchste humane Energieform ist die Liebe. Wir wollen nicht gleich übertreiben, obwohl es zum Beispiel viele Leute gibt, die die Tour de France auch die „Tour de L’amour“ nennen. Aber Leidenschaft ist ein guter gemeinsamer Nenner für die zweithöchste Energieform in einer Mannschaft – weil sich dann alle gemeinsam für eine Sache einsetzen. Das allerhöchste ist das, was beim Fußball vielleicht alle zehn Jahre mal passiert: Dass die Spieler alle so im „flow“ miteinander sind, dass sie auch mit verbundenen Augen spielen könnten wie Otto Rehhagels griechische Nationalmannschaft. Nennen wir es Magie... einer für alle, alle für einen. Ganz unten folgen jede Menge negativer Energieformen: Verwirrung, Frustration, Verweigerung, Neid, Schuldzuweisung, Intrigen – alles eine Frage, wie ein Team aufgestellt ist. Wann immer zwei Mannschaften auflaufen, treten zwei verschiedene Mentalitäten gegeneinander an. Wer die Stadien analysiert, in dem sich ein Team befindet (nein, nicht die Fußballstadien!), wer das Mienenspiel, die Reden, Gesten und das Verhalten der Spieler untereinander verfolgt, befindet sich in einem spannenden Spiel. Gewinnen wird in der Regel immer jene Mannschaft, die sich besser aufgestellt hat, optimaler nach innen funktioniert. Beim Fußball zum Beispiel kann man in jeder Saison alle Schattierungen des Teams und seiner Trainer beobachten. Sport sympathisiert: Man sieht Menschen siegen und scheitern, man sieht Hoffnung, Verzweiflung, Siegeswillen, jede menschliche Emotion in den Gesichtern der Athleten. Man befindet sich in einem Theater des Lebens (vielleicht nicht umsonst ist Otto Rehhagel ein alter Freund des Theaterintendanten Jürgen Flimm) – und das Beste daran: Man kann auch noch selber spielen, wenn auch im begrenzten Rahmen. Wir hängen nicht nur wegen der Leistungen, der Siege und der Punkte an sportlichen Ereignissen, sondern auch, weil wir dort jede mentale Verfassung und Veränderung vorfinden und verfolgen können. Wie die Mannschaft spielt, und warum sie so gut, mittelmäßig oder schlecht spielt, ist der Grund, warum sich Millionen von Menschen das ganze Jahr über und auch außerhalb der 34 Spieltage einer Bundesligasaison mit einer Sportart beschäftigen, von der nur Ignoranten sagen, es „laufen doch nur 22 Menschen einem Ball hinterher“. Im Fußball, im Sport, im Business gibt es jede Art von Team: Mannschaften, die sich verabreden, solange schlecht zu spielen, bis ihr Coach gefeuert wird, bis zu Mannschaften, die ihr Letztes geben, um ihrem Coach die Ehre zu erweisen.

•Ein schlechtes Team beschließt, gegen seinen Trainer zu spielen.

•Ein mittelmäßiges Team sagt sich: „Heute zeigen wir dem Trainer, was wir drauf haben!“

•Ein Siegerteam verspricht sich gegenseitig: „Wir wollen unseren Coach nicht enttäuschen!“

Der Erfolg liegt nicht an der Mannschaft und nicht am Trainer – sondern dazwischen: im „team spirit“. Die Aufgabe des Coaches kann man auf eine Formel bringen, die wiederum für Sport und Business passt: „helping people reach their goals“.

Das moderne Spiel: Business-Coaching

DAS MODERNE SPIEL: BUSINESS-COACHING

Coaching heißt, Menschen zu helfen, ihre Ziele zu erreichen. Die Menschen erreichen ihre Ziele durch Teams. Ein Team besteht nicht nur aus einer Handvoll Leuten, sondern auch ihrem Teamgeist. Ziele zu erreichen, bedeutet, den Fokus dieser Ziele ins Team zu legen und den Output dieser Aktivität zu messen. Im Business-Coaching hat dieser Output ein spezielles, nämlich Maß – Geld. Aber Geld ist nur sekundär im Vergleich zum „team spirit“. Auch der Teamgeist lässt sich messen: In Popularität. Warum gibt es Stadien mit 60.000 Zuschauern und Übertragungen für Abermillionen Zuschauer, obwohl nur die allerwenigsten Menschen so schnell, geschickt, erfolgreich werden können wie die da unten auf dem Platz? Weil viel Geschehnisse auf dem Platz nach gleichen Regeln und Mustern verlaufen wie im Alltag und weil man die Möglichkeit hat, die Regeln zu diskutieren. Wann immer etwas passiert, was nicht ganz der Regel entspricht, drehen sich sofort alle Kameras dorthin, richten sich alle Augenpaare auf dieses Ereignis, gellen tausende von Pfiffe durch das Stadion. Jeder ist dabei, wenn die Regeln aufgestellt werden. Nichts bleibt verborgen. Sport ist wie Business: Jeder kann zuschauen. Willkommen im Medienzeitalter.

Bisher hat Business nicht unter Spielregeln funktioniert, sondern mit den Regeln des Kriegs. Unter den Augen der Medien ändert sich diese Perspektive drastisch. Als Michail Gorbatschow seinen amerikanischen Amtskollegen Ronald Reagan in New York City traf, um eine neue Ära des Weltfriedens einzuleiten, war dies nicht deren eigene Entscheidung. Sie hatten keine andere Wahl. Die Bewohner dieser Erde, die das Wettrüsten satt hatten und den Kalten Krieg beenden wollten, zwangen sie dazu. In einem Gespräch mit seinem früheren Rivalen Bob Dole stellte Bill Clinton fest, dass es vor laufenden Kameras, Presse und Öffentlichkeit kein Entkommen mehr gibt. Watergate war nur der Beginn einer neuen Ära, in der sich die Politik nicht mehr hinter verschlossenen Türen, Kulissen und vorgehaltenen Händen abspielen kann. Der Kongress, sagen beide, ist weit aufrichtiger als noch zu ihren Zeiten, weil das ganze Spiel von Kameras verfolgt wird und jeder alles verfolgen kann. Der Bürger ist Zuschauer, ist Zeuge der Szenerie, in der die Regeln ständig ausgelegt und neu definiert werden. Und da kann keiner mehr mogeln.

Dabei war der kleine Beschiss das zweite Standbein der politischen Berater, der Unternehmensberater, und vieler anderer jener Berufsgruppen, die sich heimlich, schnell und leise wieder zurückziehen können. Doch inzwischen zerrt die Öffentlichkeit sie gnadenlos ins Rampenlicht. Jeder in Amerika weiß, dass PriceWaterhouseCooper die Regierung und seine Kunden gefoppt hat. Jeder weiß, dass Doping im Sport kein Zufall mehr ist. Aber immer weniger kleine und große Betrügereien können unter der Decke versteckt werden. Als die Wirtschaft noch nach den Regeln des Kriegs gespielt wurde, hatte sie nicht die Aufmerksamkeit von Kameras und Medien. Man konnte sich sehr gut verstecken. Aber nun entwickelt sich Business wie ein Spiel. In einem Spiel kann man nicht lügen. In einem Spiel muss man mit guter Leistung gewinnen. In einem Spiel sind die Spieler das wichtigste Potenzial – wie auch im modernen Business. Sie sind nicht länger ein Kostenfaktor, sondern der wichtigste Aktivposten im Spiel des Erfolgs. Mit sichtbarer Leistung.

Unsere moderne Ökonomie ist eine Service-Ökonomie. In den Vereinigten Staaten wird bereits mehr als die Hälfte aller Umätze in Servicebereichen gemacht. Diese Entwicklung, die der „Servicewüste Deutschland“ noch blüht, wird sich dadurch von der alten Ökonomie unterscheiden, dass nur noch Höchstleistung honoriert wird. Die Gewinner werden diejenigen sein, deren Teams von Enthusiasmus getragen werden, weil sie die höchste Energie entwickeln und die beste Leistung bringen. Das ist auf dem Spielfeld nichts anderes als auf jedem Geschäftsfeld. Früher war das anders. Da brauchte man nichts als seinen Job erledigen, und wurde dafür bezahlt. Deutschland steht durch seine Reformen wie Hartz IV auf der Schwelle zu einer neuen Epoche, in der die „Bürger“ ihre Verantwortung selbst tragen. Der Soziologe Wolfgang Sofsky beschönigt nichts: „Keiner wagt offen zu sagen, was der Fall ist: dass der deutsche Wohlfahrtsstaat vor dem Ende steht und künftig jeder selbst sehen muss, wo er bleibt.“ (Die Welt v. 25.08.2004. Arbeitslosigkeit stellt aus finanziellen Gründen keinen Reiz mehr da. Die soziale Hängematte ist gekappt. Immer mehr Menschen werden sich selbständig machen und haben damit die Chance, wesentlich erfolgreicher zu werden. Keine Frage: Wir stehen an dem Übergang von einer Angestellten- zu einer Unternehmerkultur. Dadurch ist der einzelne fast gezwungen, zu tun, was man schon immer tun wollte. Coaching ist das Mittel, um aus der Servicewüste in die Service-Oasen zu gelangen. Coaching bedeutet zunächst, Neugier auf seine eigenen Ziele zu erzeugen.

Seine Individualität zu nutzen, kann sehr fruchtbar sein. „Der eigenen Neugier folgen“, gibt das deutsche Top-Model Heidi Klum als ihr Erfolgsrezept an.

Modernes Business-Coaching entwickelt sich aus dem Spiel. Es ist das Resultat aus einer Entwicklung, in der sich die Unternehmen immer mehr auf die Öffentlichkeit einlassen müssen. Die Regeln liegen nun offen dar. Kleinstunternehmer haben eine Riesenchance, mit einem hervorragenden Team ganz groß herauszukommen. Große Unternehmen werden durch ihre eigenen Strategien unterhöhlt, werden berechenbar, brechen unter dem Druck ihres Publikums zusammen, definieren die Regeln neu und werden sich wie Phönix wieder aus der Asche erheben. Coache werden diese Veränderungen herbeiführen. Business Leaders werden Berühmtheiten. Das Spiel ist eröffnet.

Der Sex darin, oder was ist Coaching?

DER SEX DARIN, ODER: WAS IST COACHING?

Coaching ist prinzipiell Sport. Wirtschaft ist ein Spiel, und Coache sind die neuen Trainer in diesem Turnier. Coaches können bei anderen Menschen Neugier auslösen, neue Energien freisetzen, sie zu ihren Zielen und Erfolgen führen. Sie ersetzen Manager und Berater. Um diese besonderen Menschen und die Tools dazu geht es in diesem Buch. Dafür ist eine Differenzierung nötig.

Coaching hat nichts mit Unternehmensberatung zu tun. Unternehmensberater suchen Lösungen, Coache Leistungen. Wenn sie den Unternehmen nicht gerade raten, Arbeitsplätze zu rationalisieren, um das Unternehmen wieder auf Erfolgskurs zu bringen, raten sie ihnen, Arbeitsplätze zu rationalisieren, um mehr Geld zu machen. Coaches sind keine Manager. Sie arbeiten nicht mit Zahlen, sondern mit Teamgeist. Sie sorgen auf diese Weise für High Performance. Wir haben eine „Performance Scale“ entwickelt, auf der jeder sehen kann, in welchem Leistungsstadium er oder das Team sich befindet. Der Teamgeist schafft eine bestimmte Stimmung, ein bestimmte Qualität von Vertrauen. Wenn das Team einer Firma das Selbstwertgefühl von Losern hat, werden sie auch nicht zur High Performance des Unternehmens beitragen.

Coaching zerstört spontan Bürokratie, vernichtet die toten Teile des Systems, eröffnet den lebendigen, atmenden Teilen der Unternehmen neue Wege. Das sind die Mitarbeiter. Alte große Unternehmen müssen durch dieses Fegefeuer gehen und sterben als das, was sie sind. Aber sie müssen es tun. Viele von ihnen verloren bereits viel Geld: Telekom, Deutsche Bank, Siemens... weil sie versuchen, Geld zu sparen, indem sie ihre Leute feuern. Stattdessen müssen sie Produkte und Dienstleistungen finden, die die Leute wirklich brauchen – und auf die sie neugierig werden.

Coaches sind die Hebammen der neuen Service–Ökonomie. Sie bringen die neuen Typen von Unternehmen und Unternehmern hervor. Sie helfen ihnen durch den Prozess, neue, auf Service basierende Systeme zu entwickeln. Ein moderner Typ eines attraktiven Unternehmens und eines modernen Unternehmen ist Apple mit Steve Jobs. Apple produziert nicht nur genau das, was seine „Fans“ wollen – sondern, ach beinahe hätte ich es vergessen, jedes Jahr einen neuen Computer mit einem sexy Design, präsentiert von dem Popstar Steve Jobs. Hier stimmt der Anspruch. Der Claim von Siemens etwa – „a world of innovation“ – ist nur ein Claim. Der Anspruch wird nicht erfüllt. Sie brauchen Coaching und Innovation. Was nicht bedeutet, dass Siemens eine schlechte Firma ist.


Denn Coaching hilft, Visionen zu erhellen. Coache sagen Dinge, die man sich selbst nicht zutraut. Sie werfen ihre Leute ins Feuer, schicken sie in den Nebel, lassen sie (verbal) über glühende Kohlen laufen – so lange, bis sie selbst erkennen, was in ihnen steckt.

Coaching ist Kuriosität. Sie bringt die Neugier der Mitarbeiter und den Spirit des Unternehmens hervor. Dort liegen Energien brach. Was Coaching von anderen Maßnahmen unterscheidet, ist die Tatsache, dass niemand mehr mühsam bewegt werden soll, einer Idee oder einem Ideal hinterher zu rennen, mit dem er sich nicht hundertprozentig identifiziert. Ein Mitarbeiter ist oft genug gezwungen, merkwürdigen und ziemlich aussagefreien „Leitbildern“ entsprechend zu arbeiten und zu agieren. Aber erst nach fünf geht er aus dem Büro, zieht sich seine Fußballklamotten an, trifft seine alten Kumpels, hat eine Unmenge Spaß – und ein kohärentes Team.

Coaching ist Zukunft. Vision, Mission, Motivation, Unternehmensleitbilder, das sind die alten Zöpfe, die man abschneiden muss, um erfolgreich zu bleiben. Ganz so sexy wie bei Apple wird es bei der Arbeit vielleicht nicht zugehen – aber in Zukunft braucht man echte Teams statt jener künstlich motivierter „freundlicher Teams“, Teamplayer statt „Mitarbeiter“, Team-Spirit statt „Missionen“ und „Leitbilder“ – und vor allem, einen Team-Coach statt eines Chefs, der seine Truppe so richtig auf Vordermann bringt – und so, dass es am Ende allen Spaß macht, die Resultate zu genießen. In der Service Economy sind die Leute wichtiger als Geld. Coaching bildet eine Kettenreaktion von Information und Energie. Denn Menschen sind keine Mitarbeiter, sondern Innovatoren. Sobald sie zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sind, werden sie ihr Unternehmen nach oben bringen, und auch für ihre Chefs nicht länger träge Kostenfaktoren darstellen. Ein enthusiastisches Team trainiert sogar den Coach und sich selbst dazu. Dadurch bringt Coaching ungeahnte Power in ein Unternehmen.

Das Coaching-System wird sich in der ganzen Welt durchsetzen. Dies geschieht 1:1, person-to-person, durch Menschen, die anderen Menschen wiederum zu ihren Zielen verhelfen. Man wird zusammen seine Werte entwickeln, und nach diesen Regeln spielen. Je besser diese „core values“ gestaltet sind, desto langfristiger wird der Erfolg des Unternehmens sein – wie man es zum Beispiel bei der Marriott-Kette verfolgen kann, deren Regeln so fundamental sind, dass sie sich über Generationen hinweg nicht verändert haben.

In den nächsten zwanzig Jahren werden immer mehr Leute Coache werden – sogar, wenn sie älter werden. Zum einen können sich die Unternehmen nicht mehr die Pension leisten, zum anderen wird ihre Erfahrung immer wichtiger. Sie können anderen direkt die Spielregeln vermitteln, bevor diese sich eine Beule am Kopf holen. Viele Unternehmen in Amerika holen inzwischen die „Alten“ für 12 Stunden die Woche als Coach zurück, um von ihrer Erfahrung zu profitieren und zu verstehen, mit welchen Regeln und „core values“ das Unternehmen so viel Erfolg hat. So wie Clive Davis, den vermeintlich ausgedienten „Mann mit dem goldenen Ohr“, Entdecker von Janis Joplin, Jimi Hendrix, Santana und Alicia Keys. Er wurde von seinem Arbeitgeber BMG Group gefeuert, machte allein weiter, entdeckte Alicia Keys, und hatte dann mehr Erfolg als bei Bertelsmann. Der Konzern kaufte ihn zurück. Sein Wert: Es gibt so viel schlechte Musik, da muss man einfach nur gute Musik produzieren. Klingt einfach, aber es steckt mehr dahinter.

Jedes menschliche Wesen ist oft genug in der Lage, zu coachen. Wer eine Familie hat, coacht seine Kinder. Wer Ahnung von irgendwas hat, coacht automatisch andere Leute. Jeder kann anderen Leuten Dinge zeigen, die in ihrem Gesicht stehen: Nur weil sie keinen Spiegel haben, entdecken sie sie nicht. Zum Beispiel, wo ihre Ziele liegen. Da werden sie neugierig. Um besser zu verstehen, worum es beim Coaching geht, hier noch ein kurzer Rückblick.

3. EINE KURZE, PAUSCHALE GESCHICHTE DES COACHING

3. EINE KURZE, PAUSCHALE GESCHICHTE DES COACHING

„Ihr seid alle Götter und Söhne des Höchsten.“

Gott

(im Interview mit Pico della Mirandola, 1494)

Die Theorie: Selbstorganisierende Systeme

DIE THEORIE: SELBSTORGANISIERENDE SYSTEME

Coaching bedeutet, einen Menschen oder ein soziales System zu organisieren, bis er oder es sich selbst organisiert. Leute, die mit Teams Ziele definieren und ein Spiel eröffnen, um diese Ziele zu erreichen, sind Coache. Die Triebfeder dafür ist Neugier. Der Beweis, dass diese Art Spiele kein Zeitvertreib, sondern sinn- und erfolgsgebundene Handlungen sind, zeigt die Weltgeschichte, die voll von Coaches ist. Hier nur ein paar davon, die uns gut in den Kram passen.

Am Anfang von allem steht natürlich der Coach aller Coache: Gott, oder wie man ihn nennen mag. Er schuf ein im Universum einzigartiges selbstorganisierendes System voller Energie: Den Planeten Erde. Eine Meisterleistung. Welches in den Galaxien schwebende Stück Geröll kann schon von sich behaupten, sich ständig um die eigene Achse zu drehen und durch eine Atmosphäre für jede Menge Abwechslung (Tag und Nacht, Wasser, Erde, Feuer, Wind und Wetter, Jahreszeiten) und vor allem für das selbstorganisierende System „Leben“ zu sorgen?

Gott war neugierig. Er wollte wissen, wie es mit diesem selbstorganisierenden System weitergeht. Eine ganz besondere Lebensart hat Gott dann kurz vor dem wohlverdienten Wochenende als Sahnehäubchen auf seine Schöpfung gesetzt. Damit es jemanden gibt, der das Ganze auch versteht und ihm auch mal dankbar ist für das, was er geschaffen hat, schuf Gott den Menschen. Präzise gesagt: Mann und Frau, und als selbstorganisierendes Energiesystem den Sex. Chapeau. Durch Reproduktion konnten sich Generationen um Generationen mit der Frage beschäftigen, warum sie auf dieser Erde wandeln und handeln, und wie das Ganze zusammenhängt. Anfangs hatten sie noch ein bisschen Angst, zum Beispiel vor höherer Gewalt. Aber dafür gab es rasch Götter und Mythen, denen Opfer dargebracht wurden, damit sich Gewitter, Sonnenfinsternisse und Lava schnell wieder verziehen. Inzwischen hat man diese Dinge relativ gut im Griff.

Dass die Natur, oder sagen wir die ganze Welt ein selbstorganisierendes System von selbst organisierenden Systemen darstellt, darauf kam man lange nicht, weil die Institutionen für solche Mythen, wie die Kirche, entschieden etwas gegen solche Vermutungen gehabt hätte. Mein Gott, kann man da nur sagen, der Allmächtige ist doch durchaus ein Mann, mit dem man reden kann. Aber die Kirche hatte mehr Interesse daran, dass die Menschlein Angst hatten – damit konnte man seine Macht behalten und durch Ablass und Absolution verdammt viel Geld verdienen. Durch Denker wie Descartes (Slogan: „Ich denke, also bin ich!“), aber auch Wissenschaftler wie Kepler, Galileo, Newton und andere kluge Köpfe kamen allerdings ganze Weltbilder ins Schwanken. Ab 1600 etwa drehte sich zum Beispiel nicht mehr die Sonne um die Erde, sondern die Erde um die Sonne. Als die Wissenschaften wie Astrologie und Mechanik sich immer häufiger mit ihren neuen Weltbildern aufdrängten, oder sich jemand wie Martin Luther mit seinen Thesen den Einzelmenschen in den Vordergrund rückte, wurden sie schnell Märtyrer oder Popstars, und der Klerus musste eine Bastion nach der anderen hergeben. Die Wahrheit setzt sich eben immer durch.

Zugegeben, es hat die Menschheit ein paar Jahre gekostet, bis man auf die wesentlichen Dinge gekommen ist, die zu ihrem Verständnis der Welt beitragen. Und sie ist noch lange nicht am Ziel. Aber Gott ist zuversichtlich, dass jeder Vertreter dieser Spezies es bis nach ganz oben schaffen kann. Um 1500 gab er dem Renaissance-Philosophen Giovanni Pico della Mirandola ein Interview, in dem er die Stellung des Menschen im Kosmos zurechtrückte, nachdem dies in der Bibel offenbar nicht klar herüberkam. Was Gott als Coach besonders auszeichnet – und ihn so sympathisch macht – ist die Tatsache, dass er sein Ziel als erreicht betrachtet, wenn er sich selbst überflüssig gemacht hat: „Du sollst Dich ohne jede Einschränkung und Enge, nach Deinem Ermessen, dem ich Dich anvertraut habe, selber bestimmen. Ich habe Dich in die Mitte der Welt gestellt, damit Du Dich von dort aus bequemer umsehen kannst, was es auf der Welt gibt. Weder haben wir Dich himmlisch noch irdisch geschaffen, damit Du wie Dein eigener, schöpferischer Bildhauer Dich selbst zur Gestalt ausformst, die Du bevorzugst. Du kannst zum Niedrigen, zum Tierischen entarten; Du kannst aber auch zu Höherem, zum Göttlichen wiedergeboren werden, wenn Deine Seele es beschließt.“

Nichts Schlimmeres konnte den Mächtigen aus Rom passieren, als dass die Menschen sich ihrer selbst bewusst werden – oder sogar selbst Karriere bis hin zur Gottwerdung machen können. Aber der Lauf der Geschichte war nicht mehr aufzuhalten – obwohl erst die Aufklärer Englands und Deutschlands den Fundus der Renaissance wieder entdeckten. Ihre stärkste Waffe: Die Freiheit. „Der Mensch wird frei geboren, aber überall liegt er in Ketten“, stellte Jean-Jacques Rousseau fest. Das fand Immanuel Kant in Königsberg so gut, dass er als einzige Dekoration in seinem bescheiden eingerichteten Haus ein Poster von dem französischen Philosophen aufhing. Der andere Coach von Kant war der schottische Denker David Hume. Er war der Meinung, dass man die Moral der Kirche gar nicht braucht, weil sie sich durch die öffentliche Meinung sowieso selbst organisiert: Alles, was ich tue, wird von meinen Mitmenschen gegengecheckt und eventuell korrigiert. Er begründete die deskriptive, die beschreibende Ethik, im Gegensatz zur präskriptiven wie jener der Kirche, die vorschrieb, was zu tun und was zu lassen ist.

Hume war wirklich ein sympathischer Mensch. Kein Wunder: Er hat die Sympathie erfunden. Es ist bei ihm die Fähigkeit, sich selbst an die Stelle anderer zu versetzen. Eine Grundvoraussetzung für Coaching. Durch diese und andere Ideen Humes wurden Kant und seine Neugier wach. Er gab zu, dass Hume ihn „aus meinem dogmatischen Schlummer weckte“. Kants Wake-Up-Call hatte sehr produktive Folgen. Er ging das Projekt Freiheit an. Aufklärung ist in seinen Augen „der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“. Das klappt. Man muss sich nur trauen. Schon ist man frei, selbst zu denken, statt ein unmündiges, also abhängiges Naturwesen zu sein. Der Rest regelt sich von selbst. Die Aufklärer hatten übrigens keine Probleme, solche Entdeckungen auch auf andere Dinge zu übertragen. Hume nannte diesen Vorgang „experimentell“, die Übertragung einer wissenschaftlichen Situation in einen anderen Bereich (er selbst schaute sich das von Isaac Newton ab). In der sich gleichzeitig entfaltenden freien Wirtschaft überträgt der Moralphilosoph Adam Smith, Kollege und Freund Humes, den Gedanken der Selbstorganisation auf die Wirtschaft: Je freier die Wesen handeln, um so größer der Output.

Smiths berühmte „unsichtbare Hand“, führt seitdem zusehends zu allgemeinem Wohlstand und Autonomie jedes Einzelnen. Aber bleiben wir noch einen Augenblick bei Kant, der übrigens keine Ökonomie schrieb, wie es sich damals für einen Philosophen gehörte. Stattdessen schrieb er sehr komplizierte Traktate namens „Kritiken“. Ziemlich am Ende seines Schaffens schrieb er ein Buch, das nur ein Mann schreiben kann, von dem die Zwänge seiner Karriere abfallen: Das vielleicht schönste, wenn auch nicht gerade einfachste Non-Fiction-Werk der Welt: Die „Kritik der Urteilskraft“. Es beginnt mit den Worten: „Man hat, nach transzendentalen Prinzipien, guten Grund, eine subjektive Zweckmäßigkeit der Natur in ihren besonderen Gesetzen, zu der Fasslichkeit für die menschliche Urteilskraft, und der Möglichkeit der Verknüpfung der besonderen Erfahrungen in ein System derselben, anzunehmen.“ (KU 305)

Das klingt etwas verschroben, aber es geht Kant um die Idee, dass die ganze Natur ein geschlossenes System bildet, und dass der Mensch in der Lage ist, dieses System zu knacken. Und nicht nur das: Sobald etwas für ihn oder sie stimmig, organisch, harmonisch wirkt, es schön zu finden. Um es mit den Worten von Samuel Fleischacker zu sagen: „Wahrheit ist Schönheit, und Schönheit Wahrheit. Wenn ich Schönheit in etwas entdecke, dann weiß ich, dass ich einen Platz in dieser Welt habe“. Diese Erscheinungen, „denen man daher den Namen schöner Formen beilegt“ (Kant), kann man überall antreffen, sei es im Hochgebirge, in einem Bild oder in Gestalt einer nackten Frau. Sie machen das Leben neugierig.

Natürlich war Kant vor allem dieser Natur, also Gottes Werk auf der Spur und versuchte nun, mittels der Urteilskraft, also des Selberdenkens statt Erfahrungssammlungen, hinter die „Zweckmäßigkeit“ der Welt zu kommen. Sein Kollege, heimlicher Bewunderer, aber selbst erklärter Kritiker und Nachfolger Hegel fand darin Widersprüche – und diese Widersprüche machte er sich zum Hobby, indem er alles behauptete, negierte, und dann wieder zusammensetzte. Das Hobby hieß „Dialektik“ und kam in seiner „Phänomenologie des Geistes“ dann doch zu der Schlussfolgerung: „Das Wahre ist das Ganze“. Wenn auch nur etwas komplizierter als bei Kant. Aber irgendwie musste man ihn ja toppen. Hegel spielte sich dann auch ganz schön als Coach auf, aber dazu kommen wir später. Kants „neue Kausalität“ (KU 307) und die Rede vom „Ganzen“ wurde im 20. Jahrhundert gerne aufgenommen, als Kybernetiker und Esoteriker sich anschickten, ein neues Weltbild zu kreieren, in dem quasi alles sorgfältig aufeinander abgestimmt ist. Bei den Esoterikern wurde Mutter Erde in der so genannten „Gaia-Hypothese“ geehrt, die das Gedankengut von den ganz frühen Griechen zurückkam, die die Erde selbst als ihre Mutter betrachteten. Daraus folgte nicht lange darauf der Holismus, der nicht ganz so hohl ist, wie er inzwischen mit dem Wort „ganzheitlich“ etikettiert ist. Dann trafen sich nach dem Zweiten Weltkrieg einige sehr schlaue Leute in New York – was als die „Macy-Konferenzen“ in die Wissenschaftsgeschichte einging. Vor allem Norbert Wiener beeindruckte seine Zuhörer mit seiner Wortschöpfung „Kybernetik“, die er vom griechischen Wort für „Steuermann“ entlehnte, seiner Definition als „Regelung und Kommunikation im Lebewesen und in der Maschine“ und mit anderen Worten der Idee, dass der Begriff der „wechselseitigen Kausalität“ – der auch bei Kant stehen könnte, der hier eben in der Kybernetik steht – durchaus in den Gesellschaftswissenschaften anwendbar ist. Dies war der Auftakt des „systemischen Denkens“, das der experimentellen Methode von David Hume nicht unähnlich ist. Aus diesem Ansatz, den Fundus von Systemen aus den verschiedensten Wissenschaften in andere Bereiche zu übertragen, entstanden viele andere grenzüberschreitende Wissenschaften, die die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts prägten, sei es mit Wieners Informationstheorie, der digitalen Form der Kybernetik in Gestalt von John Neumanns Computer, die systemische Familientherapie von Macy-Teilnehmer Gregory Bateson, „der erste erfolgreiche Versuch in der Wissenschaft, die kartesianische Trennung von Geist und Körper zu überwinden.“ (Capra 1996:71) Oder die Kommunikationstheorie seines Schülers Paul Watzlawick, die sich endlich nicht mehr auf einen Sender und einen Empfänger beschränkt, sondern auch auf die Botschaft, das Verstehen, das Feedback, den Inhalt des Gesagten und die Herstellung einer Beziehung in einer Kommunikation. Um nur einige Beispiele zu nennen, auf die wir in der Praxis an entsprechender Stelle ausführlicher zu sprechen kommen. Flugs erkannte man rückblickend mehrere solcher selbstorganisierender Modelle in Systemen der Wirtschaft, der Ethik, der Politik: Neben erwähnter „unsichtbarer Hand“ Adam Smiths, die die Wirtschaft regelt, auch dessen Ethik in der Allegorie des „unparteiischen Zuschauers“, der für eine gesunde Moral allein dadurch sorgt, dass er in unserem Kopf sitzt und die öffentliche Meinung über unser Tun und Lassen repräsentiert – so dass wir immer sehr genau wissen, ob es gut oder schlecht ist, was wir gerade tun. Auch Hegels Dialektik funktioniert wunderbar von selbst, auch wenn er in seiner „Phänomenologie des Geistes“ mit der Zeit dabei etwas abdreht. Hegel war der Coach von zwei Herren, die ein paar Jahre später daraus ein neues, selbstorganisierendes Weltmodell erstellten. Marx’ und Engels’ Modell von These und Antithese stammt aus dieser Technik, das sich 150 Jahre nach ihrer gesellschaftlichen Realisierung als Trugschluss herausstellt: Denn wer die Dialektik beherrscht, beherrscht alles. Nach dem Fall der Sowjetunion und der Berliner Mauer geisterte das typische Karl Marx-Gesicht mit Rauschebart und einer Sprechblase umher: „Sorry, war nur so eine Idee“. Die geschickte Organisation der Ausgleichung der gesellschaftlichen Mächte gelang wesentlich besser in dem System der „checks and balances“ in der Amerikanischen Verfassung. Kurzum: Alles ist System – wenn es funktioniert. Und wenn es denn funktioniert, ist das nicht einem einzelnen zu verdanken, der die Hebel immer wieder in Gang setzt (wie Gott einmal am Anfang), sondern ihrer Selbstorganisation. In dem Wort „Organisation“ steckt ja das Wort „Organ“, und wir überlassen es gerne den Systemtheoretikern, herauszufinden, wie es um die Rückkopplungsschleifen und die interaktiven Beziehungen bestellt ist, die diese Selbstorganisation auf Trab bringen. Wir kümmern uns besser ums Coaching und überlegen, wie im modernen Unternehmertum Coaching funktioniert. Speziell um die Frage: Wie bringt ein Coach es fertig, ein menschliches System wie ein Individuum, ein Team oder ein Unternehmen von selbst ins Laufen zu bringen (also auch ohne Antreiben, Drohen, künstlich Motivieren)?

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23 aralık 2023
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9783945562000
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