Kitabı oku: «Lebe Deinen Traum», sayfa 3
Dies Bildnis ist bezaubernd schön: der sich selbst verwirklichende Mensch
Ein selbst verwirklichter Mensch hat sich mit seiner unbewussten Schattenseite auseinander gesetzt, sich mit seinen verborgenen Ängsten konfrontiert und seinen Schmerz aufgelöst. Er hat sich von Vorurteilen und Projektionen verabschiedet und das sehen gelernt, was ist. Er hat sämtliche Kompromisse verlassen und weigert sich nicht mehr länger, sich vor sich selbst das Leben zu enthüllen und zu erfüllen, nach dem er sich wirklich in seinem tiefsten inneren Wesenskern sehnt. Ein selbst verwirklichter Mensch besitzt ein tiefes profundes Gefühl von Wohlergehen und hat sichtbar Erfolg – in einem gelingenden Leben.
Abraham H. Maslow, Begründer der humanistischen Psychologie, dessen erklärtes Ziel die „Vollmenschlichkeit“ im Sinne einer Psychologie menschlicher Gesundheit war, rief den Menschen dazu auf, zu einem aktiven Gestalter seiner Existenz zu werden, der sich in einer Zeit zunehmender Materialisierung nach lebendigen geistigen Lebenswerten sehnt. Maslow glaubte an die ganzheitliche Natur des Menschen und wies nach, dass der Einzelne aus einer Anzahl von Bedürfnissen heraus handelt. Diese Bedürfnisse sind zwar individuell verschieden, dennoch liegt eine aufsteigende Linie von niederen zu höheren Bedürfnissen im Wesen jedes Menschen. Unabhängig von seinen individuellen und soziokulturellen Abhängigkeiten liegt dem menschlichen Selbstverständnis letzten Endes eine geistige Zielsetzung zugrunde, die erst die eigentliche befriedigende Selbstverwirklichung ermöglicht.
Wenn dieser Prozess blockiert wird, wenn diese entscheidenden höheren Bedürfnisse nicht befriedigt werden, wird der Mensch krank. In meiner jetzt folgenden Darstellung des selbst verwirklichten Menschen zeichne ich Maslows Erkenntnisse nach. Ein solcher Mensch verfügt also über folgende Eigenschaften:
■ Eine angemessene Wahrnehmung der Realität
Diese besteht in der ungewöhnlichen Fähigkeit, das Falsche, Vorgetäuschte und Unehrliche in einer Persönlichkeit zu durchschauen und Menschen generell richtig und wirksam einzuschätzen. Diese Gabe erstreckt sich über alle Lebensbereiche – einschließlich Kunst, Musik, Wissenschaft, Politik und öffentliches Leben. Selbst verwirklichte Menschen können verborgene oder verwirrte Realitäten rasch und richtig erkennen. Ihre Voraussagen über die Zukunft sind oft zutreffend und beruhen auf ihrer Fähigkeit, vorliegende Tatsachen frei von Angst und losgelöst von ihrem jeweiligen individuellen Charakter, einem entschiedenen Optimismus oder Pessimismus zu begegnen. Sie schaffen Ergebnisse und regen zum Vertrauen in andere Menschen an.
■ Akzeptanz seiner selbst und anderer Menschen
Ein selbst verwirklichter Mensch kann seine eigene menschliche Natur in ihrer ganzen Abweichung vom Ideal annehmen, ohne dabei Sorge oder Betroffenheit zu empfinden. Er ist dabei nicht etwa selbstzufrieden oder selbstgerecht, sondern vielmehr fähig, die Irrungen, Sünden, Schwächen und Übel der menschlichen Natur mit demselben Geist hinzunehmen wie ein Naturgesetz. Er akzeptiert die Tatsache, dass Felsen hart, Wasser nass und Bäume grün sind. Ein selbst verwirklichter Mensch genießt die einfachen Augenblicke des Lebens wie ein Kind, das durch weit geöffnete, unkritische und unschuldige Augen auf die Welt blickt. Er nimmt einfach wahr und beobachtet, was ist, ohne darüber zu argumentieren oder es verändern zu wollen.
■ Natürlichkeit und Spontaneität
Einfachheit und Einzigartigkeit kennzeichnen selbst verwirklichte Menschen, begleitet vom Fehlen jedweder Künstlichkeit oder der Anstrengung, irgendeinen Effekt erzielen zu wollen. Es sind schlicht und einfach ihre Impulse, ihre Gedanken und ihr Bewusstsein, die so ungewöhnlich unkonventionell, spontan und natürlich sind. Indem sie gleichzeitig erkennen, dass die Gesellschaft diese weder verstehen noch akzeptieren kann, haben sie keinerlei Bedürfnis, irgendjemanden zu verletzen oder über irgendwelche Unsinnigkeiten zu streiten. Stattdessen unterziehen sie sich den üblichen Ritualen der Konventionen mit Humor und menschlichem Mitgefühl.
■ Interesse an Grundlagenfragen, Fragen der Philosophie und der Ethik
Selbst verwirklichte Menschen leben in einem weitestmöglichen Bezugsrahmen. Sie sind stets in der Lage, den Wald nicht mit den Bäumen zu verwechseln. Ihre Werte sind breit angelegt statt kleingeistig, global statt lokal auf bestimmte Regionen beschränkt. Ihre Visionen gelten sowohl für Dekaden wie auch für den einzelnen flüchtigen Augenblick. Sie sind Philosophen und dabei doch ganz einfach.
■ Neigung zur Einsamkeit und Zurückgezogenheit und dazu, von der jeweiligen Kultur und Umgebung unabhängig zu sein
Unter Opfern wird man selbst verwirklichte Menschen kaum finden. Denn sie werden angetrieben von einem Anstoß hin zur Erweiterung und Entwicklung. Mit Mängeln halten sie sich erst gar nicht lange auf. Selbst verwirklichte Menschen werden von ihren eigenen Möglichkeiten und Kraftreserven angetrieben. Wie der Baum nach Sonnenschein, Wasser und Nahrung lechzt, brauchen diese Menschen Liebe, Sicherheit und die Befriedigung anderer Grundbedürfnisse, die nur von außen kommen können. Aber sobald diese äußeren Bedürfnisse befriedigt sind, beginnt das wahre Ziel ihrer persönlichen Entwicklung und gleichzeitig diejenige der sie umgebenden Kultur.
■ Gleich bleibende Frische der Wahrnehmung
Die Fähigkeit, Ehrfurcht, Vergnügen, Wunder und Ekstase zu empfinden, ist in selbst verwirklichten Menschen stets lebendig. Und dies sogar bei ganz gewöhnlichen Dingen, die für andere Menschen längst schal geworden sind. Das Leben kann äußerst aufregend und ekstatisch sein – und das gerade in Augenblicken, in denen man es am wenigsten erwartet. Selbst verwirklichte Menschen können die trivialsten und rein routinemäßig ablaufenden Aktivitäten in etwas Spielerisches und Tänzerisches verwandeln und tiefste Freude dabei erfahren. Was sie erleben, ist ein ozeanisches Gefühl, bei dem sich ihrer Vision grenzenlose Horizonte öffnen. Dabei fühlen sie sich gleichzeitig kraftvoller und hilfloser als jemals zuvor. Sie begegnen dem Empfinden tiefer Ekstase, des Wunders und der Ehrfurcht, dem Verlust eines Ortes in Raum und Zeit, begleitet von dem intensiven Gefühl, dass etwas außerordentlich Wichtiges und Wertvolles geschehen ist. Durch eine solche Erfahrung wird der Mensch in seinem Alltagsleben transformiert und gestärkt.
■ Das tiefe Bedürfnis, der ganzen Menschheit zu helfen, jedoch mit tiefen Verbindungen zu relativ wenigen Menschen
Selbst verwirklichte Menschen haben keine Zeit für viele Freunde, aber die Freundschaften, die sie pflegen, sind tief und beständig. Da sie frei von Vorurteilen und im tiefsten Sinne demokratisch sind, respektieren sie jeden Menschen und besitzen die Fähigkeit, von jedem lernen zu können. Da sie selbst eine Elite darstellen, wählen sie sich auch elitäre Freunde aus. Aber diese Elite besteht aus Menschen mit Charakter, großen Fähigkeiten und Talenten und nicht etwa aus Menschen, die der obersten sozialen Schicht angehören, die über riesige materielle Reichtümer, fragwürdige Berühmtheit oder Macht verfügen.
■ Kreativität
Weder Talent noch Genie, sondern vielmehr die naive Kreativität von unverdorbenen Kindern charakterisiert die Persönlichkeit selbst verwirklichter Menschen. Wir alle werden mit diesem Potenzial geboren, aber die meisten von uns verlieren diese Qualität im Laufe unserer Anpassung an die Kultur der uns umgebenden Gesellschaft. Nur wenige bewahren sich diese frische, direkte Art oder können sie später im Leben wiedergewinnen. Selbst verwirklichten Menschen gelingt es, dieser Anpassung zu widerstehen und dabei gleichzeitig innerhalb der Grenzen der Konvention zu bleiben. Sie sind innerlich unberührt von der Kultur, die sie umgibt. Häufig führen sie soziale Veränderungen herbei.
■ Unvollkommen, aber voll funktionsfähig
Selbst verwirklichte Menschen mögen bisweilen dumm, zerstörerisch oder gedankenlos sein, ja sogar langweilig, stur oder irritierend. Auch sie sind nicht frei von oberflächlichem Stolz, von Eitelkeit oder Parteilichkeit gegenüber ihren eigenen Produktionen, ihrer Familie, ihren Freunden und Kindern. Manchmal können sie außerordentlich und unerwartet rücksichtslos erscheinen, zum Beispiel, wenn sie erkennen, dass ein Mensch, dem sie lange vertraut haben, sich verräterisch benommen hat. Dann beenden sie die Freundschaft mit einem kalten, klaren, brutalen Schnitt. Einige von ihnen erholen sich auch so schnell wieder vom Tod eines nahestehenden Menschen, dass sie herzlos wirken. Selbst verwirklichte Menschen sind sehr stark und unabhängig von den Meinungen anderer Menschen. Doch auch sie sind keine perfekten menschlichen Wesen. Es gibt keine perfekten menschlichen Wesen! Um Desillusionierung von der menschlichen Natur zu vermeiden, müssen wir zuerst unsere Illusionen über sie aufgeben.
Soziale Maskenspiele: die Welt als Karneval
Halten wir noch einmal fest: Sie sind nicht der Mensch, der Sie zu sein glauben. Das, was Sie für Ihr Ich halten, ist ein Konstrukt, das Sie sich in Ihrem Kopf zurechtgelegt haben. Es gibt kein Ich. Sie sind oder werden zu den Rollen, die Sie spielen. Was Sie für Ihr Ich halten, sind in Wahrheit soziale Maskenspiele, in die Sie durch Ihre Erziehung, durch die Gesellschaft und die jeweilige Kultur, in der Sie leben, hineingezwängt wurden. Nahezu alle Menschen verbergen sich hinter Masken und tragen Kostümierungen – meistens, ohne sich diese selbst ausgesucht zu haben. Daher ist es kaum verwunderlich, dass diese Kostümierungen in der Regel schlecht sitzen, fast immer zu eng sind oder überhaupt nicht zu Ihnen passen, ja, dass Sie sogar das Gegenteil Ihres angelegten Kostüms sind. Letzteres ist am häufigsten der Fall. Denn im Zuge der Anpassung an unsere Umgebung werden wir gezwungen, alles, was nicht in das geforderte Konformitätsgemälde hineinpasst – und das ist meistens unser Ureigenstes -, gänzlich aufzugeben oder doch zumindest so geschickt zu verbergen, dass es nicht ruchbar wird und allenfalls im Verborgenen blühen darf.
Die Welt, die wir uns auf diese Weise geschaffen haben, gleicht einem rauschenden venezianischen Maskenball der Dogenzeit: Verborgen hinter ihren kunstvollen Masken, unter Puder und Perücken, eingehüllt in knisternde Seidenroben und in Goldbrokatstickerei mit geschnürten Fischbein-Taillen und wogenden Dekolletés, unter schwarzen Pelerinenumhängen mit verwegenem Dreispitz, den Degen stets im Anschlag, begegneten sich in der Serenissima Aristokraten und Plebs, Lebemänner und Priester, Nonnen und Kurtisanen, Dichter und Richter, Spione, selbst ernannte und echte Fürsten, schüchtern tastende Liebende und Anhänger gefährlicher Liebschaften. Sie alle verwoben sich in einen unendlichen Reigen, in Tanz und Getändel, in Liebeleien und Händel – ganz und gar ohne zu wissen, mit wem sie es jeweils zu tun hatten. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Menschen lieben – und brauchen – Maskeraden. Daran ist auch nichts Schlechtes, solange es Spiel bleibt und wir wissen, wie weit wir das Spiel treiben dürfen und wann es wie am Roulettetisch heißt „Les jeux sont faits“. Das ist dann der Fall, wenn wir mit unseren Spielen andere verletzen oder uns selbst in unseren Spielen bis zur Unkenntlichkeit verlieren, zu süchtigen Spielern um des Spiels willen werden. Maskeraden und Spiele sind gut, doch nur solange sie unschuldig sind oder sie unserem Schutz dienen.
Dieser Funktion der Maskeraden begegnen wir auch in der Tierwelt: Das urweltliche Chamäleon passt sich mit seiner schillernden Farbgebung der jeweiligen Umgebung an, um sich zu tarnen und vor Feinden geschützt zu sein. Dass diese Strategie nur von Vorteil sein kann, zeigt sich daran, dass das Chamäleon eines der ältesten überlebenden Exemplare der Evolution ist, die ganz offenbar auf optimalen Selbstschutz setzt. Der Tintenfisch wiederum verspritzt, wenn Gefahr im Verzug ist, seine Tinte, hüllt sich und seine Widersacher in dichten, nachtblauen Nebel und flieht dann den Feind, geschützt vom Dunkel seiner selbst erschaffenen Nacht.
Maskeraden sind eine wunderbare Möglichkeit, um zu maximaler Flexibilität im Umgang mit anderen Menschen zu gelangen. Wenn Sie sich unter Haien bewegen, dürfen Sie nicht den Karpfen spielen, sonst werden Sie gefressen. Sich als Hai unter Haien zu bewegen, ist eine hohe Kunst – und überaus erstrebenswert für das eigene Überleben. Einem Tiger sollten Sie sich auch nicht unbedingt als Lamm nähern – der Reiz, Sie dann zu reißen, ist naturbedingter Killerinstinkt.
Ebenso wenig sollten Sie einen Hai dafür verurteilen, dass er ein Hai ist, oder einen Tiger dafür, dass er Tiger ist. Die Haie und Tiger unter den Menschen sind häufig zu solchen geworden, um die schwächeren Mitglieder ihrer Spezies zu schützen und für sie die Verantwortung zu tragen. Man begegnet ihnen oft in Führungspositionen. Es ist wichtig, zu erkennen, dass in jedem Hai im Kern auch ein Karpfen steckt, in jedem Tiger auch ein Lamm. Menschen sind ebenso vielschichtig wie paradox. Die wahre Kunst im Umgang mit Ihren Mitmenschen besteht darin, das Paradox zu umarmen, statt die dunklen und bedrohlichen Seiten anderer zu fürchten oder zu verurteilen.
Wir sind alle gleich. Keiner von uns ist besser oder schlechter als der andere. Das ist die Quintessenz, die wir zu durchschauen haben. Dann fällt es uns auch leichter, uns auf die Spiele anderer und unserer selbst einzulassen, ohne zu Spielverderbern zu werden. Jedes Spiel hat seine Spielregeln. Und bei jedem Spiel ist es wichtig, zu erkennen, wer jeweils die Regeln bestimmt. Soll ein Spiel funktionieren, müssen sich alle an die Vorgaben halten. Wenn Sie das Spiel vorgeben, müssen alle anderen Ihren Regeln folgen. Bestimmt ein anderer das Spiel, haben Sie sich dessen Regeln zu beugen. Nur so können menschliche Kommunikation und fruchtbares Miteinander funktionieren. Nur so gelangen wir wirklich zu Ergebnissen, statt uns gegenseitig zu torpedieren.
Die ganze Welt ist eine Bühne. Von nützlichen und schädlichen Rollenspielen. Von Hauptdarstellern und Zuschauern
„All the world is a stage“ – die ganze Welt ist eine Bühne – lässt William Shakespeare in seiner Komödie „Wie es Euch gefällt“ die Figur des melancholischen Jacques sagen. Er fährt fort: „Und alle Fraun und Männer (sind) bloße Spieler./ Sie treten auf und wieder ab, / Sein Leben lang spielt einer manche Rollen, / Durch sieben Akte hin.“
Mit den sieben Akten sind die sieben Lebensalter des Menschen vom Säugling bis zum Greis gemeint. Es ist ein düsteres Bild der – eigentlichen tragischen – Comédie humaine, die einem Gesetz von Abstieg und Fall zu folgen scheint. Doch Jacques’ pessimistische Deutung der Welt als einer irrealen Bühne des Scheins wird widerlegt durch eine Sicht des Spiels als einer Möglichkeit, zu sich selbst und zueinander zu finden. Die Komödie klingt in einem Tanz der glücklich vereinten Liebespaare aus, der eine vielstimmige kosmische Harmonie symbolisiert, die die zwischenmenschliche Ordnung und die Versöhnung der im Spiel auseinander gefalteten Gegensätze umgreift. Die Welt als Spiel und der Mensch als Spieler in ihr werden so in einer versöhnlichen Geste umarmt.
Deshalb noch einmal: An Rollenspielen ist an sich nichts Schlechtes. Sie sind häufig zum Überleben und zum Selbstschutz nötig, aber auch dazu, eine größere Bandbreite zwischenmenschlicher Kontakte leben zu können. Dadurch wird Ihr Leben bereichert. Verweigern Sie sich aber notwendigen Rollenspielen, indem Sie sich auf einen festen Ich-Standpunkt zurückziehen, werden Sie naturgemäß vereinsamen. Keiner wird sich die Mühe machen, das Bollwerk Ihrer Ich-Festung zu stürmen, wenn Sie ihm nicht auf halbem Wege entgegenkommen. Schwierig und ungesund werden Rollenspiele nur dann, wenn Sie mit ihnen Ihre Natur vergewaltigen und etwas vorgeben, das Sie nicht einlösen können. Damit betrügen Sie nicht nur sich selbst, sondern auch andere Menschen. Und die wechselseitige Enttäuschung wird auf dem Fuße folgen.
Deshalb sollten Sie zwischen nützlichen und schädlichen Rollenspielen unterscheiden lernen: Nützliche dienen Ihrem Überleben, Ihrem Selbstschutz und der Ausweitung Ihrer zwischenmenschlichen Beziehungen. Schädliche greifen Sie an, weil Sie sich dafür selbst verleugnen müssen und andere Menschen täuschen. Deshalb funktionieren sie auch in den seltensten Fällen über eine längere Zeit.
Rollenspiele sind grundsätzlich dazu da, Ihre Natur zu erweitern, statt sie einzuengen. Und auch dazu, Sie aus festgefahrenen Rollen zu lösen. Deshalb arbeite ich in meinen Seminaren und Kursen mit den Mitteln des Theaters. Immer wieder erlebe ich dabei, wie befreiend es für die meisten Menschen ist, sich auf einem neuen Feld zu erproben, Seiten von sich kennen zu lernen, die sie nie für möglich gehalten hätten. Denn wer nur eine Rolle im Leben spielt, engt sich ein, wird langweilig für sich selbst und andere. Daher ist es wesentlich, sich auszuprobieren, alle Fassetten anzusehen, die das Leben so reich machen – um frei zu werden von vorgefassten Bildern, die man sich von sich selbst macht. Und um herauszufinden, welche Fassetten Sie selbst zu einem reichen, erfüllten und glücklichen Leben führen. Grundsätzlich gilt: Es ist in jedem Fall besser, auf die Bühne zu treten und Rollen zu spielen, als Zuschauer zu bleiben. Weshalb? Weil Sie Ihr wahres Potenzial nur kennenlernen, indem Sie es erproben. Zuschauer wissen und können immer alles besser als Hauptdarsteller – ganz einfach deshalb, weil sie sich nicht beweisen müssen.
Haben Sie schon einmal Zuschauer eines Fußballspiels beobachtet? Wie sie in Rage geraten, wenn ein Spieler einen Fehler macht, einen Ball verspielt? Wenn einer am Tor vorbeischießt oder ein Elfmeter vom Torwart nicht gehalten wird? Oder Zuschauer eines Boxkampfes, die immer ganz genau wissen, wie man den Gegner k.o. schlagen könnte, ohne es selbst tun zu müssen? Und wie sie mit verzerrten Gesichtern vor den Banden sitzen, durch und durch erfüllt von kämpferischer Aggression? Dieser Zorn der Zuschauer bezieht sich letztendlich auf ihre eigene Ohnmacht: Sie sind nicht selbst im Spiel. Im Spiel zu sein heißt aber, aktiv zu werden, in Aktion zu treten. Etwas Großes, ganz im Sinne von Alles oder Nichts, von Gewinn oder Verlust, zu riskieren und dabei zu wagen, auch Fehler zu machen, durch die man wiederum lernen kann.
Wer spielt, muss immer damit rechnen, gewinnen oder verlieren zu können. Wer Zuschauer bleibt, kann aber weder gewinnen noch verlieren. Er bleibt ganz einfach draußen, vom Spiel des Lebens ausgeschlossen, das den ganzen Einsatz fordert. Lassen Sie sich daher zum Spiel des Lebens einladen. Lassen Sie sich ganz darauf ein. Entdecken Sie spielerisch all Ihre verborgenen Möglichkeiten, um sich voll ausleben zu können und um sich nicht am Ende Ihres Lebens die Frage stellen zu müssen, ob Sie wirklich gelebt haben. Spielerisch zu sein bedeutet, Leichtigkeit zu leben – selbstverloren zu singen, zu tanzen und sich in selbst erschaffenen Spielen zu verlieren wie ein Kind – mit demselben Staunen und derselben Unvoreingenommenheit, mit derselben Neugier und derselben Unschuld. Kinder umarmen die Welt, gehen offen auf sie zu – bis sie von Menschen, die diesen Blick auf die Welt verloren haben, erzogen und damit eingezäunt werden.
Die drei Realitäten,
in denen Sie leben
Sie, ganz nackt. Was Sie waren, bevor Sie vorgaben, irgendjemand zu sein
Als Sie geboren wurden, waren Sie reine Essenz, übersprudelnd vor Neugier, Offenheit und schierer Begeisterung an Ihrer täglich neu zu erkundenden Umgebung. Leider erinnert sich niemand an Sie, wie Sie einst in Ihrer unverbildeten Essenz waren. Fest steht jedoch, dass Ihre von anderen und wahrscheinlich auch von Ihnen selbst vergessene Natur unvergleichlich brillant war. Ihre Neugier und Ihre Kreativität waren in ihren Ursprüngen vollkommen unbeeinträchtigt von der Zensur anderer Menschen. Und Sie selbst waren ganz und gar reines Potenzial, voller unbegrenzter Möglichkeiten – wie ein Kontinent, auf den noch keiner seinen Fuß gesetzt hat, wie eine Schatzinsel, deren geheime Rohstoffe und natürlich reine Quellen noch nicht entdeckt und ausgebeutet wurden, wie ein Fluss, dessen Bett noch nicht begradigt, ein Urwald, der noch nicht gerodet, ein Meer, das noch nicht verseucht, ein seltenes Tier, das noch nicht ausgerottet wurde.
Noch hatte Ihnen niemand seinen Stempel aufgesetzt, Sie wie ein Pferd oder Rind aus einer ursprünglich freien Herde als sein Eigentum gebrandmarkt oder Ihre einzigartige Intelligenz aus einem breiten Strom, um der Konformität mit einer Gesellschaft oder Kultur willen, in ein schmales und spärlich tropfendes Rinnsal verwandelt. Die geforderte Anpassung erlaubt weder Einzigartigkeit noch Größe. Was über den Durchschnitt hinausragt, muss gestutzt und beschnitten werden.
Studieren Sie einmal ganz genau die Augen eines kleinen Kindes. Was Ihnen in diesen Augen begegnet, ist eine durch und durch offene, freudige und freundliche Neugier. Auch Sie haben einmal aus solchen staunenden, strahlenden, unschuldigen Augen auf die Welt geblickt. In Kinderaugen können Sie sich selbst in Ihren Ursprüngen begegnen – und das Lebewesen entdecken, das Sie waren, bevor Sie vorgaben, irgendjemand zu sein.
Als Kind waren Sie furchtlos, Ihr Blick noch ungetrübt. Sie erlebten jeden Augenblick als Wunder und aus einer gespannten, völlig offenen Neugier heraus. Wenn Sie Ihre Wahrnehmung heute so weit öffnen und dahin zurück ausdehnen könnten, würden Sie Ihre Gefühle und Empfindungen wahrscheinlich als eine Art göttlicher Ekstase und Verzückung beschreiben, wie sie große Künstler oder Sportler erfahren. Und genau dieses Gefühl zeigt Ihnen, wer Sie wirklich waren, bevor Sie angefangen haben, irgendwelche Rollen zu spielen. Lassen Sie dieses Gefühl tief auf sich wirken. Und erkennen Sie, dass dieses ganze Potenzial noch heute in Ihnen steckt: das unbeschriebene Blatt, die unbemalte Leinwand, der leere Raum, der nur darauf wartet, von Ihnen und Ihren ureigentlichen Begabungen ausgefüllt zu werden, um einen noch leeren, genau für Sie bestimmten Ort innerhalb der Schöpfung einzunehmen.
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