Kitabı oku: «Maunz & Minka», sayfa 2
*
Von Maus, Hund und einem mutigen Kater
„Setz dich, Minka. Ich möchte dir eine Geschichte erzählen“, sprach Maunz und deutete mit seiner großen Vorderpfote auf eines der Kissen, die auf dem Boden lagen.
Minka ließ sich nieder, schleckte sich die Pfoten sauber − sie war nämlich eine sehr eitle Katze − und sagte: „Lass hören!“
Maunz nickte beinahe unmerklich, überlegte kurz und begann zu erzählen: „Vor hundert Jahren gab es ein Königreich, das von Katzen regiert und von einem Hund tyrannisiert wurde. Dort hatte sich eine Untergrundorganisation gebildet. Sie wurde von einer Maus angeführt. Alle Mäuse des Königreiches waren mit der Politik der Katzen nicht einverstanden, denn Mäuse hatten nichts zu melden. Auch ein junger Kater hatte sich ihnen angeschlossen.“
„Ein Kater?“, unterbrach Minka Maunz.
„Ja, ein Kater, denn dieser war unsterblich in die Katzenprinzessin verliebt. Die Mäuse erhofften sich, dass der Kater den Hund, der oben in einer Höhle am Ziegenberg lebte, zähmen könne, er so die Prinzessin zur Frau bekäme, dann König werden würde und so den Mäusen ihre Rechte zurückbringen könnte.“ Maunz machte eine kurze Pause, bevor er fortfuhr: „Als der Kater eines Tages den weiten Weg zur Höhle in Angriff nahm, begegnete er einem Händler. Der Kater bat ihn um eine riesige Dose Katzenfutter, um den Hund zu besänftigen, doch der Händler lehnte ab.
Als es dunkel geworden war, sprang ein dicker Mäuserich aus dem Gebüsch. Du siehst mir aus, als wolltest du den Hund zähmen’, erklärte er. Er sprach mit einem französischen Akzent und tänzelte dem Kater vor den Pfoten herum.
Ich nehme dein Katzenfutter nicht!, sprach der Kater.
Oh nein, Katzenfutter, damit könnte man nicht einmal einen Katzenbettler besänftigen! Riesenknochen ist das Zauberwort, rief der Mäuserich fröhlich.
Wie viel willst du dafür?, fragte der Kater misstrauisch.
Oh, wie viel will ich? Oder was will ich?, antwortete der Mäuserich und sprang von einem Bein auf das andere. Wenn du dieses Rätsel lösen kannst, edler Kater, dann bekommst du den Knochen.
Abgemacht, stimmte der Kater schnell zu.
Der Mäuserich sagte: Ich mache nur, was ich mag. Die Leute finden mich nicht brav. Welches ist wohl mein Spitzname?
Der Kater überlegte lange, dann sprach er: Frecher Mäuserich?
Der Mäuserich lächelte. Gewiss, so komm und hilf mir tragen, den Riesenknochen kann ich nicht alleine heben! Der Mäuserich führte den Kater hinter einen Baum, dort lag der Riesenknochen.
Der Kater staunte nicht schlecht und nahm vorsichtig den Knochen hoch. Danke, meinte er. Der Mäuserich verneigte sich, bevor er im dunklen Gebüsch verschwand.
Als der Kater die Höhle erreicht hatte, ging gerade die Sonne auf. Da der Kater sehr müde von dem langen Weg war, beschloss er, sich erst einmal ein wenig auszuruhen, bevor er in die Höhle gehen würde.
Als er nach kurzem Schlaf die Augen aufschlug, stand der Hund vor ihm. Er knurrte und fletschte die Zähne. Der Kater wich einen Schritt zurück, wobei er versehentlich den Knochen nach vorne schubste. Der Hund wedelte aufgeregt mit dem Schwanz. Erst zögerte der Kater kurz, dann hob er den Riesenknochen auf und hielt ihn dem Hund hin. Dieser machte einen kleinen Freudensprung und die Erde bebte, als er wieder auf dem Boden aufkam. Nun reichte der Kater dem Hund den Riesenknochen, kletterte auf den Rücken des Tieres, warf ihm eine Schnur um den Hals und stieg mit ihm in die Lüfte. Der Hund hatte nämlich die Gabe zu fliegen. Den Knochen im Maul flog der Hund in Richtung Königreich und landete auf dem Schlossplatz.
Er hat ihn gezähmt!, rief der Schlossschreier.
Der König trat auf den Balkon. Wer bist du, Bursche?, fragte er bestimmend.
Lezoros, Lezoros von Katon, antwortete der Kater und verbeugte sich.
Der König ist erfreut!, schrie der Dorfschreier und versuchte damit, das Dorf zu informieren, das dreißig Pfoten vom Schloss entfernt war.“
Maunz nieste, dann fuhr er fort: „Die Prinzessin trat hinter dem König hervor, und das Herz des Katers schlug schneller. Der König bat den Kater, mit ins Schloss zu kommen, um seinen Lohn zu verhandeln. Wie den Mäusen versprochen forderte der Kater die Hand der Prinzessin. Der Körper des Königs war mollig. Als er zustimmte, wackelten seine Speckfalten auf und ab. Der Kater heiratete die Prinzessin, wurde König und brachte den Mäusen ihre Rechte wieder.“
Als Maunz zu Minka blickte, sah er, dass sie sich auf dem Kissen zusammengerollt hatte und selig schlief. Maunz kuschelte sich an Minka, lächelte und schloss ebenfalls die Augen.
Mitsiko Desdemona Buße (15) aus Berlin / Deutschland
*
Karierte Katzenwelt
Es war einmal ein kleiner Bauernhof, der sich an einem Stadtrand befand. Dort lebten Kühe, Hühner, Schweine, zwei Pferde, Ziegen und Schafe. Außerdem lebte dort noch eine große Katzenfamilie. Gerade bekam ein Elternpaar einen kleinen Kater. Sie nannten ihn Leo. Aber etwas an ihm war anders als bei den anderen Katzen. Er war nämlich grün kariert und nicht wie alle anderen Katzen auf dem Hof schwarz-weiß oder braun. Alle lachten den kleinen Leo aus und verspotteten ihn. Sie sagten: „Ahahaha, eine Katze mit grün kariertem Fell! Hihihihi!“
Die Eltern jedoch hatten Leo lieb und waren froh über ihr Kätzchen. „Ihr seid sehr, sehr dumm! Er kann doch gar nichts dafür!“, riefen Leos Eltern. Der kleine Kater wusste gar nicht, was los war. Er wusste nur, dass die anderen über ihn redeten. Als er schließlich verstand, worum es ging, war er sehr traurig und versteckte sich im Stroh. „Wie kann ich dieses blöde Fell bloß loswerden?“, dachte Leo. Als die anderen sich wieder beruhigt hatten und es langsam dämmerte, kuschelte sich Leo zu seinen Eltern. Sobald alle eingeschlafen waren, schlich Leo sich leise aus der Scheune. Die Tannen rauschten im brausenden Wind und der Mond schien hoch am Himmel. Und so spazierte der Kater im Mondschein umher. Plötzlich hörte er ein Rascheln und guckte sich um. Da kam eine kleine Katze aus einem Busch gekrochen und schaute Leo an. Sie sah genauso aus wie er, nur war sie blau kariert. Leo schaute das Kätzchen mit großen Augen an.
„Hallo, ich heiße Lea und wie heißt du?“, fragte die Katze.
„Ich heiße Leo! Aber warum bist du blau kariert?“, fragte er.
„Warum bist du grün kariert? Ist in deiner Familie denn niemand blau kariert“, entgegnete Lea verwundert.
„Nein, bei mir ist niemand blau kariert. Es ist gar keiner kariert, sie sind einfach nur schwarz-weiß oder braun“, erzählte Leo. „Wegen meines Fells lachten mich alle aus. Die Einzigen, die mich lieb haben, sind meine Eltern“, fügte er traurig hinzu.
„Ich lebe in einer Familie, in der es nur karierte Katzen gibt. Ich kann dich ja mal zu mir mitnehmen, oder?“, frage Lea.
„Okay, abgemacht!“, rief Leo.
„Ich führe dich hin“, sagte Lea und rannte los.
Leo lief ihr hinterher.
Schon bald kamen sie an ein Stoppelfeld, das dem gleichen Bauern gehörte, dem auch der Bauernhof gehörte, auf dem Leo und seine Familie lebten.
„Komm mit, ich zeig sie dir“, sagte Lea zu Leo. Sie rannte in die Mitte des Feldes und blieb dann vor drei Katzen stehen. „Hallo Mama und Papa und hallo Kleiner“, sagte Lea, „darf ich euch Leo vorstellen?“
„Ja, natürlich. Hallo, Leo!“, sagte Leas Mutter.
„Hallo!“, entgegnete Leo etwas schüchtern. Dann erzähle Lea ihren Eltern, warum Leo von zu Hause weggelaufen war. Nach dem Gespräch fragte Leo: „Wer ist eigentlich Kleiner?“
„Das ist mein kleiner Bruder. Er hat noch keinen Namen, wird aber bald einen bekommen“, beantwortete Lea.
Der Vater unterbrach die beiden Katzenkinder: „Es ist schon spät, du kannst heute Nacht bei uns schlafen. Wir wohnen dahinten in dem alten Schuppen am Rand des Stoppelfeldes. Und morgen reden wir dann mal mit deiner Familie.“
Schließlich gingen alle schlafen.
Am nächsten Morgen gingen sie zu Leos Familie auf den Bauernhof. Als sie dort ankamen, waren alle ganz außer sich vor Freude, als sie Leo wiedersahen.
„Wie es aussieht, spielt es keine Rolle mehr, welche Farbe sein Fell hat“, sagte Lea.
„Tut uns leid, dass wir dich ausgelacht haben“, entschuldigten sich die schwarz-weißen Katzen aus Leos Familie. „Als du weg warst, haben wir gemerkt, dass es ganz egal ist, wie du aussiehst. Wir haben dich vermisst.“
Und so wurden sie alle Freunde. Sie tranken zusammen aus ihren Katzenschälchen und aßen vom Katzenfutter. Ende gut – alles gut!
Luca Gembus (8) aus Kummerfeld / Deutschland
*
Mauzi Mauz und das Glückschweinchen
Es war einmal eine Katze namens Mauzi Mauz. Sie war eine der tüchtigsten und eifrigsten Mäusejägerinnen weit und breit. Als sie eines schönen, sonnigen Tages wieder auf die Jagd ging, entdeckte sie auf einer Lichtung eine kleine, abgemagerte Maus.
„Zwar klein und mickrig, aber doch wohl genügend als Vorfrühstückchen“, sagte Mauzi und schnurrte leise. Dann schlich sie leise vorwärts. Geräuschlos glitt sie an den Bäumen vorbei.
„Oh, ist er schön, piep!“, piepste plötzlich die kleine Maus, die Luzzi hieß.
Mauzi Mauz’ Ohren spitzten sich und richteten sich auf die kleine Maus. Sie hielt eine dünne Schnur in der Hand, die von den Menschen „Kutte“ … nein … „Kette“ genannt wurde.
Es war ein kleiner Anhänger dabei, der halb in, halb aus der Hand der Maus baumelte. Darauf war ein kleines Schweinchen.
Mauzi näherte sich und erkannte, dass etwas darauf stand. Es war die Menschenschrift. „Schade“, dachte Mauzi. „Ich wünschte, ich könnte es le…“
Mauzi erstarrte: „Wieso denke ich an solche blöden Menschendinger und nicht an meine Beute?“, dachte sie, bevor sie ihren anderen Gedanken zu Ende brachte. Sie leckte sich mit ihrer weichen Zunge über die Schnauze. Dann näherte sie sich der Maus wieder.
Doch plötzlich drehte sich Luzzi um, erkannte die Gefahr und flüchtete. Mit großen Sätzen sprang Mauzi Mauz ihr nach. Aber was war das? Luzzi, die schnellste Maus der Welt, huschte wie ein kleiner Tornado unaufhaltsam durch den Wald, immer schneller werdend. Mauzi lief weiter und hatte Mühe, Bäumen auszuweichen. Die kleine, unberechenbare Maus schlug kreuz und quer Haken. Die Kette flog hinter ihr her.
„Wenn ich die verdammte Maus nicht bekomme, soll sie mir wenigstens dieses Kettchen geben! Lorenu Klughu könnte herausfinden, was daraufsteht“, dachte Mauzi und wusste schon eine Lösung!
Sie holte alles aus sich heraus, überholte die Maus unbemerkt, lief weiter und stellte sich ihr in den Weg. Luzzi musste so abrupt stoppen, dass sie in Mauzi reinlief.
„Mau!“, schrie Mauzi auf. Noch nie, nie ist eine klitzekleine Maus mit solcher Wucht in sie reingelaufen! Rasch packte Mauzi Mauz die Kette und jagte davon.
Etwas später war sie bei Lorenu Klughu, der die Kette untersuchte und herausfand, dass da „Glückschweinchen“ daraufstand. „Das ist mau … eine tolle, perfekte Kette. Menschen benutzen sie und bekommen dann Glück!“, sagte der Weise Lorenu mit seiner tiefen Stimme.
Mauzi lächelte, aber plötzlich bekam sie einen verwirrten Ausdruck. „Benutzen? Mau?“, fragte sie und leckte sich die Pfote.
„Hahaha! Benutzen? Damit meinte ich, tragen … immer mit haben … dabeihaben. Verstehst du?“, lachte Lorenu Klughu. „Hiermit gebe ich dir, Mauzi Mauz, du großes Olipomusu („Große Jägerin“), die Kette, die die Menschen Glückschweinchen nennen“, sagte Lorenu, der Weise, feierlich und wollte Mauzi Mauz die Kette um den Hals hängen, doch dann schnappte die Kette erst eine, dann zwei winzige Mäusehändchen und zerrten an ihr. Dann riss Luzzi schließlich mit einem Lachen die Kette aus Lorenus Pfote.
„Olipumpsi! Hahaha!“, lachte Luzzi und zeigte mit einem ihrer kleinen Finger auf Mauzi. „Adieu, Mauzi Pupsi! Hiermit gebe ich Luzzi Zagrahty die Kette! Denn ich hab sie gefunden. Und so ist es mein Recht“, rief Luzzi aus und verschwand aus der Tür.
Ab diesem Tag trat Mauzi immer sehr ehrfürchtig vor Luzzi. Denn man weiß ja nie …
Luana Luise Siantis (11) aus Bonn / Deutschland
*
Avenidas
Käse
Käse und Fisch
Fisch
Fisch und Wolle
Käse
Käse und Wolle
Käse und Fisch und Wolle und
Katzen
Dae-Seong Hwang (14) aus Berlin / Deutschland
*
Die Katze, die den Mond austrank
Es war einmal eine junge Katze, die hieß Minka. Sie war schwarz wie die Nacht und trug weiße Socken an ihren Füßen. Sie wohnte auf einem Bauernhof in einem kleinen Weiler. Untertags schlief sie am liebsten auf dem Heuboden, wo es immer so gut nach getrockneten Kräutern und Heublumen roch. In der stillen Nacht streifte sie oft auf leisen Pfoten im hellen Mondlicht umher.
Eines Nachts hatte Minka Hunger und Durst. Leise schlich sie die alte Treppe des Heulagers herunter. Draußen schien der Mond rund und dick vom Himmel. Minka lauschte in die Nacht hinein und schaute hin und her. Dann schlich sie die Hauswand entlang, bis sie in den Garten kam. Da hinten schien eine Pfütze Milch zu sein. Die kam ihr gerade recht. Sie leckte sich ihr Schnäuzchen und lief darauf zu. Aber was war das? In einer Pfütze spiegelte sich der fette gelbe Mond.
Plötzlich entdeckte Minka auf dem Mond eine Maus. Das war Maunz, die frechste Maus auf dem Bauernhof. Maunz ärgerte Minka, wann es nur ging. Jetzt hüpfte Maunz auch noch auf dem Mond hin und her. Minka lief das Wasser im Munde zusammen. Wenn keine Milch, dann auf jeden Fall diese freche aufdringliche Maus.
Maunz rannte um den Mond herum, Minka hinterher. Maunz machte Minka eine lange Nase und rief: „Fang mich doch.“ Minka rannte auf Maunz zu, aber da war Maunz schon wieder weg. „Du bist viel zu dumm. Du bekommst mich nie“, ärgerte Maunz die schwarze Katze.
„Gleich fress ich dich mit Haut und Haar“, fauchte Minka. Da hüpfte Maunz auf die andere Seite, Minka hinterher. „Gleich gibt’s bei mir einen fetten Mäusebraten“, drohte Minka.
„Von wegen, du lahmer Kater.“
Da wurde Minka zornig: „Na warte!“, fauchte sie und schlug mit ihrer Tatze auf Maunz. Minka traf ein Schwall Wasser in ihr Katzengesicht. „Wie entsetzlich!“ Aber was war das, die kreisrunde Milchpfütze wackelte vor ihren Augen und Maunz war verschwunden.
Minka sah auf die Pfütze, in der die gelbe Scheibe allmählich wieder rund wurde. Aber was war das? Da saß doch wieder Maunz auf dem Mond. Wie konnte das sein?
„Dir werd ich es zeigen“, steigerte sich Minkas Wut. Sie begann, an der Pfütze zu lecken. „Mmh, schmeckt lecker, die Mondmilch.“ Gierig trank sie den Mond in sich hinein. „So, jetzt hab ich dich, du freche Maus“, sagte Minka schließlich.
Plötzlich kicherte jemand hinter ihr: „Hi, hi, hi, denkst du wohl.“ Minka drehte sich um. Auf einem umgedrehten Blumentopf saß Maunz und lachte.
„Ja, glaub ich wohl“, zischte Minka und setzte zum Sprung auf Maunz an. Aber Maunz war längst in ihrem Mauseloch im Holzschuppen verschwunden. Sie warf sich darin auf den Boden, reckte ihre Beinchen zappelnd in die Höhe und hielt sich den Bauch vor Lachen.
„Morgen werde ich mich an dir rächen“, drohte Minka und lief in Richtung Haus, um in der Küche nach etwas Fressbarem zu suchen.
Maxine Marxer (10) aus Marktoberdorf / Deutschland
*
Das Katzenmädchen
Es war kalt, eiskalt, als ich damals im tiefen Winter dieser Katze folgte. Sie war schneeweiß und hielt sich immer in unserer Straße auf, meist auf der Sonnenhügelhöhe. Dort wohne ich nämlich. Also, ich heiße Minkaya. Jetzt denkt bloß nicht, ich wäre ein Mädchen! Ich bin ein Junge, ein echter vierzehnjähriger Junge. Meinen Eltern ist damals wohl kein besserer Name eingefallen. Versteh ich auch nicht, warum sie mich nicht einfach Lukas oder Philipp genannt haben.
Auf jeden Fall schien diese Katze mich zu mögen oder unsere Straße. Jeden Abend, bevor ich ins Bett ging, hockte sie auf meinem Fensterbrett. Einmal dachte ich, dass sie mir eigentlich ein bisschen Gesellschaft leisten könnte, öffnete das Fenster, setzte mich zu ihr und erzählte ihr von allem, was mir Einzelgänger so passierte. Genau genommen so ziemlich gar nichts. In der Schule hielten sie mich für einen Langweiler und zu Hause war ich meist allein. Das ist eben so, wenn die Mutter als Krankenschwester arbeitet und der Vater sich immer im Büro aufhält und irgendwelche Überstunden macht. Ich hockte dann meist am PC und baute mir meine Wunschwelt auf, also eine ganz normale Familie und tolle Mädchen. Was ich mir unter tollen Mädchen vorstellte? Solche, die weder Zicken noch Tussis sind, die nicht auf zehn Zentimeter hohen Absätzen herumstöckelten und hundert Kilo Make-up im Gesicht trugen.
Doch ein Mädchen in unserer Klasse ließ mich immer an sie denken, Mauzeyla. Sie war neu in der Schule und wohnte hier wohl ganz in der Nähe. Sie sagte aber nie, wo genau. Jedenfalls hatte sie wunderschöne rote Locken, meerblaue Augen und eine helle Stimme. Außerdem hatte sie was in der Birne, im Gegensatz zu den anderen Mädchen! Sie schien mich aber nicht zu bemerken. Wie jeder andere. Ich war für die einfach nur Minkaya mit den braunen Strubbelhaaren und den popelgrünen Augen. Doch einmal brachte sie mir meine Mütze wieder, die mir Mitschüler gemopst hatten. Sie musste dafür sogar mit dem Fettklops Charlie kämpfen. Das war so süß von ihr! Doch so etwas erzählte ich nur der weißen Katze. Ich nannte sie Snow. Snow war ein guter Zuhörer. Sie saß einfach nur da und spitzte die Ohren. Meist war das abends. Irgendwann, wenn der Mond schon in seiner vollen, glänzenden Pracht zwischen den Sternen stand, sagte ich Gute Nacht und sie hopste vom Fensterbrett. Ich hüpfte wieder ins Zimmer, schloss das Fenster, schob den Vorhang zu und legte mich schlafen.
Als ich Snow damals folgte, führte sie mich durch weite Felder bis zu dieser Wiese. Ein roter Zaun versperrte uns den Zugang. Ich blickte starr auf die Katze und entdeckte am Rande der Wiese einen hellblauen Wohnwagen. Ein paar kleine Fenster mit weißen, gestrickten Vorhängen waren zu sehen. Das Dach war in knalligem Rot gestrichen. Snow schaute an mir hoch, tapste zum Zaun, quetschte sich unten durch und huschte zum Wohnwagen. Kurz vor der Tür hielt sie inne und guckte zu mir. Ich stand da und wusste nicht recht, was ich machen sollte. Da packte mich die Neugier. Ich stieß das quietschende Tor auf und lief in hastigen Schritten auf den Wohnwagen zu.
Es begann zu schneien. Meine Hände tief in die Taschen vergraben stoppte ich neben Snow. Diese sprang geschickt auf die höchste Stufe der kleinen Aufstiegstreppe und drückte mit ihrer Pfote die Tür auf. Ich folgte ihr und blickte schüchtern ins Unbekannte. Der Boden war mit bunten Teppichen ausgelegt. Da sah ich sie, Mauzeyla. Sie saß auf einer Eckbank, neben ihr viele kleine Kätzchen und auf dem Holztisch stand eine dampfende Tasse. Nun entdeckte sie auch mich. Eine ganze Weile schauten wir uns in die Augen. Ich in ihre meerblauen, sie in meine popelgrünen.
„Hallo“, sagte sie mit ihrer hellen Stimme.
Mein Herz raste. Es raste, als wolle es davonlaufen. Ich spürte den Herzschlag in meiner Brust. Bumm, bumm, bumm. Mir wurde warm. Verlegen kratzte ich mich am Kopf, hörte aber gleich damit auf, weil mir einfiel, dass dadurch meine Haare noch strubbliger aussehen würden. Ich drückte ein dummes, peinliches „Hi“ aus mir heraus.
Mauzeyla stand auf und füllte eine Kanne mit Wasser. „Tee?“, fragte sie und guckte zu mir. Ich nickte. Sie schaltete den Herd an und bald fing es an zu brodeln. „Setz dich“, forderte sie mich mit einer einladenden Geste auf. Unsicher suchte ich mir eine kleine Lücke zwischen den schnurrenden Katzen.
„Dies könnte auch die Wohnung einer Oma sein“, dachte ich plötzlich.
Irgendwie schien Mauzeyla meine Gedanken lesen zu können, denn sie erklärte: „Du denkst bestimmt, ich bin verrückt oder so. Erstens wegen der vielen Katzen und zweitens wegen dieser ungewöhnlichen Unterkunft.“ Sie füllte eine Tasse mit Tee. „Zucker?“, fragte sie, doch ich schüttelte den Kopf.
Unsicher spielte ich mit meinen Fingern und erwiderte: „Nein, ich glaube nicht, dass du verrückt bist. Bloß ... was ist mit deiner Familie?“
„Ich bin Waise“, antwortete Mauzeyla. „Doch im Waisenhaus hielt ich es nicht aus. Meine Tante July hat mich aufgenommen, meistens verbringe ich aber meine Zeit hier.“ Sie lächelte, strich einer kleinen Katze über den Kopf und ich bemerkte, wie ihre Augen strahlten.
Mein Herz pochte laut. Verlegen schaute ich zu Boden. Zum Teufel, wie dreckig waren meine Schuhe! „Minkaya, was ist?“ Ihre Stimme riss mich aus meinen Träumen.
„Ich möchte nur wissen, warum du den ganzen Tag hier bist“, hörte ich mich fragen. „Was zieht dich denn so zu den Samtpfoten?“
Interessiert verfolgte ich, wie Mauzeyla aufstand und sich mit einem zischenden Geräusch plötzlich in eine Katze verwandelte. Rot getigertes Fell, hellblaue Augen, wunderschön. Sie lief mir entgegen, schmiegte sich an mein Bein und verwandelte sich wieder in ein Mädchen. Wir standen so nah beieinander, dass sich unsere Nasenspitzen berührten und ich ihren Herzschlag fühlte. So nah, dass alles in einem Kuss zerfloss.
Yelda Erdogan (13) aus Berlin / Deutschland
Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.