Kitabı oku: «Schwein gehabt», sayfa 2

Yazı tipi:

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Ein himmlisches Happy-End

Adalbert, der dicke Eber,

War verliebt in eine Sau.

Grunzend fragte er, der Streber:

„Willst du werden meine Frau?“

Helene hieß das Schwein mit Namen.

Sie war entzückt und quiekte schrill:

„Ach, Bertl, hab’ mit mir Erbarmen!“

Sie fiel in Ohnmacht – und es war still.

„Lenchen, komm’ zurück zu mir!“

Da öffnete die Sau ein Auge:

„Vor deinen Klauen lieg’ ich hier,

Pflücke mich als reife Traube!“

Das Hochzeitsglück nach vierzehn Tagen

Im Fieber-Chaos und Gewimmel

Lag beiden Schweinen schwer im Magen,

Doch stiegen sie hinauf gen Himmel!

Ballonfahrt zu den Sternen,

Romantik pur – mit Ohrendruck.

Weit von zu Hause sich entfernen:

Durch Sau und Eber ging ein Ruck!

Denn Amors Pfeil flog daneben,

Statt „Zielobjekte beide Schweine“

Zerplatzte jetzt der Traum vom Leben:

Die Wolken tanzten nun alleine.

So stürzte der Ballon nach unten

Auf ein Feld mit Zuckerrüben.

Das Licht verschwand und es war dunkel,

War dies der Weg nach „drüben“?

Ein leises Grunzen hier und da,

Dann ein Überlebens-Schmatzen!

Der Himmel strahlte, wurde klar,

Doch Bertl brach sich alle Haxen!

Zu Haus’ gepflegt von Lenchen

Ging es bald besser Stück für Stück.

Mit Bouquet und einem Krönchen

Genossen sie ihr Schweineglück!

Udo Brückmann, geb. 1967, lebt als Dozent und Autor im ländlichen Niedersachsen. Zahlreiche Veröffentlichungen in den Bereichen Kinder- und Jugendliteratur, Lyrik und Belletristik. Für den Geest-Verlag Vechta entstanden u. a. die Kriminalsatiren „Ewig blüht das Leben“ (2015) sowie „Mords-Hochschule – Bildung für alle“ (2017). Seit 2019 Kindergedichte für den Kinderradiokanal „KiRaKa“, Produktion: WDR Köln. In Papierfresserchens MTM-Verlag sind bisher drei Kurzgeschichten in verschiedenen Anthologien veröffentlicht. Weiterführende Informationen sind auf der Webseite udo-brueckmann.de zu finden.

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Klick!

Liebe auf den ersten Blick?

Nein, auf den ersten Knopfdruck!

Monatelang gechattet, gechattet und gechattet …

Nett, lustig und lieb waren die meisten ja,

aber der heiß glühende Funken nicht durch die Leitung sprang.

Bis ich durch Zufall in einem anderen Portal landete

und plötzlich und unerwartet strandete!

Suchte ich dort doch aus ganz anderen Gründen Rat,

kam von Dir Fremdem die einfühlsame Schreib-Tat!

Dein Text mich sehr berührte,

ich mich sofort in Dich verliebte …

– „Enter(e)“ das Glück!

Juliane Barth: geboren 1982, lebt im Südwesten Deutschlands. Schreibt als Hobby seit jeher sehr gerne, u. a. Lyrik, Kurzgeschichten und Sachtexte. Veröffentlichungen in diversen Anthologien: sacrydecs.hpage.com

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Der Igel Igor

Der kleine Igel Igor sucht im Obstgarten nach Futter. Er will sich, für den Winterschlaf, einen dicken Bauch anfressen. Emsig sucht er nach allerlei Insekten im Boden. Mmh, die kleinen Würmer hier schmecken ihm besonders gut und auch eine Schnecke, die ihm in die Quere kommt, wird verputzt. Plumps, da fällt plötzlich ein Apfel mitten auf Igors Rücken.

„Aah, huch“, schnaubt der Igel, das hätte ihn jetzt beinahe erdrückt. Als er sich wieder etwas sammeln kann, merkt er, dass der Apfel ziemlich schwer ist. Er versucht mit kräftigem Schütteln, die Last auf seinem Rücken abzuwerfen, doch der Ballast hat sich so sehr auf seine Stacheln gebohrt, dass es ihm nicht gelingt, ihn loszuwerden. Er überlegte, wer ihm helfen könnte, so stapft er schwerfällig in der Gegend umher.

Ein schöner Schmetterling fliegt an ihm vorbei. Igor ruft nach ihm, aber der Schmetterling kann ihm auch nicht helfen, er hat es sehr eilig und der Apfel ist für ihn viel zu schwer.

Eine Maus kommt gerade des Weges, der kleine Stachelige bittet sie um Hilfe. Die Maus versucht, an seinen Stacheln hochzuklettern, jedoch der Apfel ist auch ihr zu schwer, sie bekommt ihn einfach nicht runter. Igor wirkt inzwischen ganz erschöpft von dem vielen Herumlaufen mit seiner schweren Last auf dem Rücken.

Er liegt schon, alle viere von sich gestreckt, im Gras und muss erst einmal verschnaufen, als zu seinem Glück die Henne Henriette geradewegs auf ihn zukommt und ihn findet. Sie ist auch unterwegs, um nach Würmern und Käfern zu scharren. Die Henne ist nett und fragt den entkräfteten Findling, ob sie ihm helfen kann. Igor schildert ihr seine Lage. Froh, dass jemand ihn nicht im Stich lässt, nimmt er ihre Hilfe gerne an.

Für Henriette ist das kein Problem, sie pickt den Apfel einfach von Igors Rücken und lässt sich einen Teil davon schmecken. Auf das Angebot, auch ein Stück des Apfels zu naschen, muss der Igel leider dankend ablehnen, der bekommt ihm nicht, er würde davon nur Bauchschmerzen bekommen.

Der Igel bedankt sich herzlich bei der Henne. Weil Henriette des Öfteren in den Obstgarten kommt, beschließen sie von nun an, dicke Freunde zu werden.

Eva Prinz wurde 1968 geboren. Sie ist verheiratet und hat drei Kinder. Als abendliche Freizeitbeschäftigung lässt die Landwirtin ihrer Fantasie gern freien Lauf und bringt sie zu Papier.

*

Der Teddybär

Es war einmal ein Teddybär,

der hatte es im Leben schwer.

Noch sehr jung und unerfahren,

fingen die Probleme an:

Ganz wild und struppig war sein Fell,

ihn zu verkaufen, ging nicht schnell.

Irgendwann, nach langer Zeit,

war es dann endlich so weit.

Eine Frau sah ihn am Fenster draußen

und entschied sich, ihn zu kaufen.

Sie wollt’ ihn ihrer Tochter geben –

für den Bären ein neues Leben!

Doch auf dem Weg zum neuen Heim,

fiel ein Knopf von seinem Leim.

Nur ein Auge blieb ihm übrig,

das fand die Tochter gar nicht niedlich.

Das Kind, das wollt’ ihn nimmer mehr

und gab ihn dann gleich wieder her.

Der Bär, der kam schnell auf den Müll,

und weinte, weil ihn keiner will.

Doch plötzlich, niemand hätt’s gedacht,

hat das Glück ihn angelacht!

Ein junges Mädchen fand ihn dort

und sprach gleich zu ihm vor Ort:

„Süßer Bär, du heißt nun Klaus,

und ich nehm’ dich mit nach Haus!“

Die Freude, die war riesengroß,

und schon gingen beide los.

Im neuen Haus sah er sich um,

vor lauter Staunen blieb er stumm.

Denn Klaus bekam ’nen schönen Platz,

behütet wie ein großer Schatz.

In einem Zimmer voller Teddybären –

der schönste Ort zu seinen Ehren!

So ein Glück war kaum zu fassen,

drum musste er fragen, er konnt’s nicht lassen:

„Liebes Mädchen, sage mir,

bleib ich denn nun wirklich hier?“

Das Mädchen sah ihn lächelnd an,

voller Stolz, und sagte dann:

„Ihr Teddys seid doch meine Freunde,

hier geschieht euch nichts zuleide.

Drum brauchst du gar nicht traurig sein,

denn Freunde lässt man nie allein!“

Den Teddy machte das sehr froh –

und es war auch wirklich so!

Ein großes Glück für das Plüschtier,

denn er blieb für immer hier.

Und er spürte Tag für Tag,

dass sie ihn auch wirklich mag.

Sein Leben war nun immer heiter,

glücklich, fröhlich und so weiter.

Denn eines weiß nun jedes Kind:

Glück ist dort, wo Freunde sind.

Natascha Handy wurde 1991 geboren und lebt in Graz. Sie veröffentlicht regelmäßig Kurzgeschichten für Kinder und Erwachsene. Neben der Schriftstellerei interessiert sie sich für Tiere und die Natur.

*

Das Märchen vom Ferkel und der Maus

Es war einmal ein Ferkel, das auf einem Bauernhof am Rande eines Waldes lebte. Dort führte es ein sehr angenehmes Leben, denn es wusste, dass es vom Glück verfolgt sein musste. Wann immer der Bauer eine alte Kartoffel aussortierte, die nicht mehr für die Suppe taugte, warf er sie blindlings aus dem Fenster und jedes Mal landete sie wie durch Zauberhand genau vor den Füßen des Ferkels. Während es diese dann genüsslich verspeiste, begannen die anderen Tiere, missgünstig zu ihm herüberzuschauen.

„Das ist doch nicht zu glauben“, krähte der stolze Hahn und scharrte mit seinen Krallen über den Sand, „schon wieder hat der Bauer das Ferkel bevorzugt!“

„Ich hätte auch gern mehr zu fressen“, murrte das alte Pferd, „aber der Bauer sagt, dass er kein Geld habe, um für uns alle aufzukommen. Er müsse sparen und schauen, was die nächste Ernte bringt.“

„Sei es, wie es sei“, sprach der Hahn empört. „Manch einer hat in diesen Zeiten einfach mehr von diesem unverschämten Glück als wir anderen!“ So redeten sich die Tiere in eine Wut hinein, von der das Ferkel nichts ahnte, bis es von allen anderen Bewohnern des Hofes gemieden wurde. In ihrer Eifersucht wollten sie nichts mehr mit ihm zu haben. Dadurch fühlte sich das Ferkel immer einsamer und obwohl es immer wieder die alten Kartoffeln zugeworfen bekam, konnte es sein Glück nicht so recht genießen.

Eines Tages, als es sich ein gemütliches Schlammloch für seinen Mittagsschlaf gesucht hatte, hörte das Ferkel ein klägliches Fiepen, das aus dem nahen Wald zu kommen schien. Von einer plötzlichen Neugier gepackt, sprang es auf, suchte nach einer Lücke im Holzzaun und verschwand zwischen den Bäumen. Ganz in der Nähe stieß es auf einen steinernen Brunnen. Immer wieder hallte das Fiepen aus der Tiefe zu ihm empor, sodass das Ferkel einen Blick in den Brunnen riskieren wollte. Es lehnte sich über die Öffnung und erkannte nur die gemauerten Wände des Schachtes. Dann lehnte es sich noch weiter über die Öffnung und sah, dass der Brunnen schon seit langer Zeit trocken lag. Und als es sich noch weiter über die Öffnung lehnte, fiel es hinein. Da das Ferkel aber vom Glück verfolgt war, landete es weich auf einem großen Jutesack, den jemand in den Brunnenschacht gelegt haben musste. Durch den Aufprall platzte der Sack auf und kostbare Kleider kamen zum Vorschein.

„Mir ist nichts passiert“, seufzte das Ferkel und schaute sich um, „doch wäre ich nicht vom Glück verfolgt, so wäre es mir schlecht ergangen!“ Das verzweifelte Fiepen hallte laut im Schacht wider, doch das Ferkel vermochte einfach nichts zu erkennen. Erst als sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah es eine kleine Maus vor sich sitzen, die bitterlich weinte. „Was ist denn mit dir?“, fragte das Ferkel voller Sorge, denn die Maus tat ihm sehr leid.

„Ich weiß nicht, wie ich aus dem Brunnen entfliehen soll“, antwortete die Maus und wischte sich die Tränen aus den Augen.

„Mach dir keine Sorgen“, sprach das Ferkel tröstend, „du musst wissen, dass ich vom Glück verfolgt bin. Bald wird man mich suchen und finden, da bin ich ganz sicher. Und wer mich rettet, kann auch dich hier herausholen.“

„Du magst vom Glück verfolgt sein“, sprach da die Maus, „aber andere sind es nicht. Ich bin schon so lange hier im Brunnen gefangen. Die Wände sind zu glatt und meine Pfoten finden keinen Halt. Ich möchte so gern meine Familie wiedersehen.“

Das Elend der kleinen Maus erweckte ein solches Mitleid im Ferkel, dass es sich von Herzen wünschte, sein Glück teilen zu können, sodass auch sie ein großes Stück davon abhaben könne.

In diesem Moment, da das Ferkel den Wunsch ausgesprochen hatte, kam ein Räuber des Weges. Er war gerade in das Jagdschlösschen der Herzogin eingebrochen und suchte nun den Brunnen auf, um darin seine Beute zu verstecken. Hastig schüttete er den Inhalt seiner Taschen in den Eimer, der über dem Loch an einer Winde hing, und ließ ihn langsam an einem Seil in den Schacht herunter. Dort, so hoffte er, würde das Diebesgut sicher sein, bis er wiederkäme, um es in aller Ruhe zu bergen. Sobald der Eimer am Boden des Brunnens angekommen war, verschwand der Räuber wieder im Unterholz, denn in der Ferne hatten die Hunde der Herzogin bereits seine Fährte aufgenommen.

Als die Maus den heruntergelassenen Eimer erblickte, hüpfte sie vergnügt auf und ab. „Das Glück ist mir hold!“, jubelte sie und kletterte am Seil bis ganz nach oben und aus dem Schacht heraus. Außer sich vor Freude über ihre Freiheit hätte sie den Brunnen am liebsten weit hinter sich gelassen, doch als sie auf dem steinernen Rand saß, schaute sie noch einmal zum Ferkel herab, das in der Dunkelheit saß. „Mach dir keine Sorgen“, fiepte sie ihm zu, „ich werde Hilfe holen und dich retten, so wie du mich gerettet hast.“ Dann verschwand sie im hohen Gras und ließ das Ferkel allein.

Es wurde Abend, es wurde Nacht und es wurde Morgen. Niemand war gekommen, um dem Ferkel aus dem Brunnen zu helfen. Doch das Ferkel sprach: „Ich bin vom Glück verfolgt. Jemand wird schon bald nach mir suchen!“

Es wurde Mittag, es wurde Abend und auch die zweite Nacht verbrachte das Ferkel allein im Brunnen. Am nächsten Morgen dann, als das Ferkel bitterlich frierend erwachte, begann es, an seinem Glück zu zweifeln. Vielleicht hatte die Maus all sein Glück mit sich genommen und machte sich nun ein schönes Leben damit! Doch dann hörte es plötzlich von oben ein aufgeregtes Fiepen, das ihm sehr bekannt vorkam.

Am Rand des Brunnens saß die Maus und rief: „Du wirst bald frei sein. Der Bauer folgt mir auf den Fersen. Nun muss ich um mein Leben laufen, damit er mir nicht den Garaus macht!“ Damit verschwand ihr kleiner Kopf vom Brunnenrand und der Bauer näherte sich mit plumpen Schritten. „Diese Maus hat ihren letzten Tag erlebt!“, sprach er, als er neben dem Brunnen hielt, um schnaufend nach Luft zu ringen, „laufen kann sie schnell, aber am Ende wird ihr das nichts nützen!“

Als das Ferkel den Bauern reden hörte, grunzte es, so laut es nur konnte, und seine Stimme wurde gehört. Verdutzt schaute der Bauer über den Rand des Brunnens und sah in der Tiefe sein verlorenes Ferkel sitzen. Sobald er wieder zu Atem gekommen war, eilte er zurück zum Hof, um eine Leiter aus der Scheune zu holen und in den Schacht hinabzusteigen.

„Du musst vom Glück verfolgt sein“, sprach der Bauer, als er mit dem Ferkel auf dem Arm die Sprossen wieder emporklomm. „Niemals hätte ich dich gefunden, wenn nicht eine vorwitzige Maus meinen gesamten Käse und die Hälfte meines Brotes gefressen hätte. Ich bin ihr nachgejagt und habe am Ende dich gefunden.“

So kam das Ferkel zu guter Letzt wieder nach Hause, hatte mit der Maus einen neuen Freund gewonnen und war sehr, sehr glücklich darüber, sein Glück mit ihr geteilt zu haben. Doch auch der Bauer sollte durch den Vorfall noch vom Glück verfolgt werden, denn er stieg nochmals herab in den Brunnen, um die kostbaren Kleider und das Diebesgut im Eimer, nämlich Schmuckstücke von unschätzbarem Wert, hervorzuholen und schließlich der Herzogin zurückzubringen. Diese freute sich so sehr über die Rückkehr ihres gestohlenen Geschmeides, dass sie den Bauern so reich belohnte, dass er und all seine Tiere fortan ein stattliches und sorgenfreies Leben führen konnten. Der stolze Hahn, das alte Pferd und die anderen Hofbewohner vergaßen ihre Missgunst und nahmen das Ferkel mit Freuden wieder in ihre Mitte auf. So hatte es letztlich auch mit ihnen sein Glück geteilt.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann sind sie heute noch immer allesamt vom Glück verfolgt.

Finn Lorenzen ist Literaturwissenschaftler und Autor. Er wurde 1989 in Kappeln in Schleswig-Holstein geboren und wuchs in Süderbrarup auf. An der Universität Bremen studierte er Germanistik und Kulturwissenschaft sowie Transnationale Literaturwissenschaft. Seinen spielerischen, verträumten Umgang mit der deutschen Sprache hat er durch Lyrikveröffentlichungen in diversen Anthologien bereits angedeutet, ehe er seine Aufmerksamkeit der Welt der Prosa zuwandte. Heute lebt er zusammen mit seiner Frau in Neuss.

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Glas

vorbeigelaufen

an Schaufenstern des Lebens

zum Glück zerbricht Glas

Ingeborg Henrichs, zuhause in Westfalen, verfasst bevorzugt kürzere Texte. Einige Veröffentlichungen.

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Maggi und Marlena

„Ach, Manno“, schimpfte Marlena, während sie ihren Schulranzen in den Flur warf.

Ihre Oma blickte fragend aus der Küche um die Ecke, eine halb geschälte Kartoffel in Händen: „Na, dir auch einen schönen guten Tag, meine Liebe!“

„Hallo, Oma“, schmollte Marlena sie an und ließ sich auf den Boden neben dem Schuhregal plumpsen, wo sie ihre Sneaker von den Füßen pflückte – ohne die Schnürsenkel zu öffnen. Bei Oma durfte sie das. Oma verriet Mama nichts, das war Ehrensache! Dann stand sie mühsam auf. Ein nasser Sandsack hätte nicht mehr Schwierigkeiten beim Aufstehen haben können, so viel stand fest.

„Man könnte meinen, du wärst die Sechzigjährige hier. Was ist los?“, kommentierte Oma Margarete dieses Schauspiel.

Marlena atmete schwer: „Ach, ich hab’ einfach einen echt bescheuerten Tag, Oma Maggi.“ Und mit bescheuert meinte sie eigentlich das schlimmere Wort, aber das durfte sie nicht sagen, das ließ Oma ihr nicht durchgehen.

„So schlimm?“, hakte Oma Maggi nach. Sie legte die Kartoffel aus der Hand, ging zum Kühlschrank und holte den Maracujasaft raus. Den gab es eigentlich erst beim Nachtisch, aber heute musste es sofort sein, das war klar. Sie setzten sich an den Küchentisch, jeder ein Glas Saft vor sich, und schwiegen eine Weile. Oma Maggi wusste immer, was zu sagen war. Oder wann man besser nichts sagte. Sie drängte einen nie zum Reden und war die beste Zuhörerin, wenn man redete.

Schließlich brach es aus Marlena heraus: „Heute Morgen habe ich verschlafen und furchtbar Ärger mit Mama und Papa gehabt deswegen. Weil ich so spät war, hab’ ich den Bus verpasst und Papa musste mich fahren. Das darf ich mir jetzt bestimmt drei Tage anhören. Außerdem haben wir einen unangekündigten Vokabeltest geschrieben, den ich voll verhauen habe – ganz bestimmt sogar. Tim hat mir in der Pause einen Fußball ans Bein gekickt und meine neue, weiße Jeans ganz dreckig gemacht. Den ganzen Tag haben alle doof geguckt, wie uncool ich rumlaufe. Ehrlich, Oma Maggi, ich weiß nicht, was los ist! Sogar Musikhausaufgaben haben wir aufbekommen – kriegen wir sonst nie, nie! Kannst du das glauben? Und eben ist meine Flasche im Ranzen ausgelaufen und ich muss bestimmt alle Bücher von meinem Taschengeld bezahlen. Das ist doch nicht fair, Oma! Wie soll ich das denn machen? Die kosten doch mindestens dreißig Euro pro Stück! Ich weiß nicht, warum das alles ausgerechnet mir passiert. Wieso habe ich so viel Pech?“ Dann verstummte Marlena, zog die Unterlippe vor und die Mundwinkel nach unten.

„War das eine rhetorische Frage?“, hakte Oma nach.

„Was für ’n Ding?“, entfuhr es Marlena.

„Eine rhetorische Frage, mein liebes Kind, ist eine Frage, auf die man keine Antwort erwartet, weil die Antwort schon auf der Hand liegt.“

Oma erklärte schwierige Wörter gut, aber das wusste Marlena heute nicht zu schätzen. „Wenn ich wüsste, warum ich so viel Pech habe heute, würde ich dich ja nicht fragen, Oma, hier liegt ja wohl gar nichts auf der Hand.“ Frustriert verschränkte sie ihre Arme und blickte aus dem Fenster. Was war los mit Oma? Sie hatte doch sonst immer die richtigen Worte.

„Nun, vielleicht liegt die Antwort nicht auf der Hand, sondern ein kleines Stückchen daneben. Du musst vielleicht ein bisschen suchen.“ Zwinkernd trank Oma einen Schluck Saft.

Marlena kniff die Augen zu kleinen Schlitzen zusammen und fragte sich, ob Oma Maggi eventuell den Verstand verlor. „Was meinst du?“, fragte sie ihre Oma zögerlich.

„Na, guck mal, Liebes. Du hast heute Morgen verschlafen, richtig?“

Marlena nickte langsam und dachte über die Oma ihrer besten Freundin nach – sie wohnte in einem Seniorenheim und konnte sich nicht merken, was man ihr vor zwei Minuten erzählt hatte. „Nun, wenn du es aber mal so herum siehst, dann hast du heute Morgen länger schlafen können als normalerweise an einem Schultag, oder?“

Wieder nickte Marlena.

Oma Maggi freute sich: „Siehst du, klingt gar nicht nach Pech!“

Marlena schnaubte: „Pah, wenn das kein Pech war, dann erklär doch mal den Streit, den ich mit Mama und Papa hatte, weil ich zur Schule gefahren werden musste!“

„Stell dir einen Moment vor, deine Eltern würde es nicht interessieren, ob du rechtzeitig wach bist, zur Schule kommst oder überhaupt zur Schule gehst“, sagte Oma jetzt sehr ernst.

Marlena überlegte. Hörte sich eigentlich ganz gut an.

„Du denkst jetzt vielleicht, das wäre nicht schlecht“, las Oma Maggi ihre Gedanken, „aber wir beide wissen, was aus den Kindern wird, deren Eltern sich nicht für solche Dinge interessieren.“ Dabei sah sie ihre Enkelin prüfend an.

Marlena kaute auf ihrer Unterlippe herum und nickte. Sie wusste, dass es ein gutes Zeichen war, wenn Eltern Pünktlichkeit verlangten. „Wie erklärst du mir aber den Vokabeltest und die dreckige Jeans – das ist doch nun wirklich Pech! Ich kriege eine schlechte Note und meine neue Hose ist schon gleich dreckig!“

„Nun, du wirst wohl eine schlechte Note bekommen“, gab Oma zu. Marlena wirkte zufrieden – endlich hatte Oma Maggi es eingesehen. „Aber weißt du, es ist doch etwas Gutes, dass es dir wichtig ist, keine schlechte Note zu haben – das nennt man Ehrgeiz und es hilft dabei, das Beste aus sich herauszuholen“, ermunterte Oma sie.

„Und als Nächstes sagst du mir, die dreckige neue Hose erinnert mich daran, dass ich die Hose bekommen habe, die ich seit Monaten haben wollte“, fügte Marlena halb ernst hinzu.

„Na siehst du, jetzt hast du’s raus!“ Oma prostete ihr zu. „Alles eine Frage der Pechspektive!“

Jetzt schmunzelte auch Marlena und hob feierlich ihr Glas: „Auf das Pech! Denn ohne Pech hätte es nicht schon vor dem Essen Maracujasaft gegeben.“ Dann trank auch sie.

Oma lachte und ging zur Arbeitsplatte, wo sie das Kartoffelschälen wiederaufnahm. Marlena sprang auf und half ihr. Während sie warteten, dass das Essen gar wurde, fiel Marlena etwas ein, das ihre Laune wieder trübte: „Aber Oma, was ist denn mit den nassen Schulbüchern? Das ist keine Frage der Pechspektive.“

„Stimmt, mein Liebes. Das ist keine Pechspektiv-Frage!“ Dann verschwand sie aus der Küche und kam kurz darauf mit einem Bügeleisen wieder. „Ich weiß, wie man Papier wieder glattbügelt ... und du hast eine verschwiegene Oma – das ist Glück im Unglück!“

Anne-Kathrin Dierkes, Jahrgang 1982, hat in der Grimmstadt Kassel Anglistik und Germanistik studiert. Mittlerweile lebt sie in Nordrhein-Westfalen und ist Lehrerin. Das Schreiben und das Zeichnen begleiten sie als Hobbys seit Kindertagen.

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ISBN:
9783960743378
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