Kitabı oku: «Wie aus dem Ei gepellt ...», sayfa 3

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*

Ein Ostermorgen

Ich kleines blaues Glockenblümchen stehe hier vor einem Haus.

Eines Morgens, früh im Frühling, kommen viele Kinder raus.

Denn vor Kurzem hat ein Hase bunte Eier hier versteckt.

Ein kleiner kecker Hase

mit langem Ohr und zuckender Nase.

Tage zuvor hat er sich ins Zeug gelegt.

Eier bunt bemalt, mit Herzen und Sternchen,

und danach den Boden gefegt.

Davor war er bei den Hühnern im Stall.

Dort hat er die Eier her.

Denn die Hühner freuen sich über seinen Besuch immer sehr.

Nun seh’ ich, kleines Glockenblümchen,

Häschens Werk voll Freude zu.

Denn die Kinder finden vor dem Finden keine Ruh.

Zora, 14 Jahre aus Tübingen, Deutschland.

*

Die Versammlung der Osterhasen

A

Heute.

Nicht irgendwo, sondern in unserer Nähe! Das gibt es! Kein Zweifel! Wir Menschen wissen ja alle gar nicht so richtig, was es auf der Welt gibt. Vieles bekommen wir eh nicht mit, weil die Wahrnehmungsfähigkeit eines Menschen eingeschränkt ist. Auf die Intelligenz eines Menschen sollte man sich auch nichts einbilden.

Jeder Einzelne lebt innerhalb von Grenzen, die selten oder gar nicht überschritten werden können. Er huldigt gern der Vorstellung von seiner Freiheit, aber oft bleibt es nur eine Vorstellung!

B

Vorabend des Karfreitag. Ostern stand vor der Tür! Das war die ureigenste Zeit für die Osterhasen in Deutschland. Sie versammelten sich alle hier, vor Ort!

„Nichts ist unmöglich, es kommt auch immer wieder dazu!“, riefen einige von ihnen. Sie hatten Schlappohren und hoppelten über das niedrige Gras, was vor Tagen noch gemäht worden war. Dies hier war ein öffentliches Gelände – bestens geeignet für Versammlungen. Beauftragte Menschen, normale Bürger, waren für die Pflege des Geländes zuständig. Sie waren zuverlässig. Ihnen konnten die Osterhasen jederzeit vertrauen – dafür wurden diese Bürger allerdings auch gut bezahlt. Eine begehrte Berufstätigkeit … in der Welt der Menschen zählte das Geld noch am meisten.

Darauf hatten sich die Osterhasen eingestellt. Eben dies war für sie am wichtigsten: sich auf die Menschen, ihre Bedeutung für die Welt, ständig neu einzustellen. Das geschah für die Augen und Ohren der meisten Menschen jedoch unauffällig – fast unsichtbar. Wenn es gesehen und gehört wurde, so wurde es nicht erkannt, zumindest falsch interpretiert. Die Menschen waren begrenzt!

C

Heute Abend hatten sich alle Osterhasen auf diesem wunderschön weitläufigen Wiesenplateau versammelt. Das Wetter war regnerisch. Es war aber nicht besonders kühl. Man würde sich wohlfühlen können. An zwei Imbissständen, die am Rande des Plateaus standen, konnte sich stärken, wer es wollte. Die Häuser der Bürger waren eher weit entfernt. Man sah hier nur ganz selten einmal einen Bürger spazieren. Der Coronavirus, das große Menschheitsproblem seit dem letzten Jahr, war allerdings nicht mehr ganz so präsent unter den Menschen.

Die Bürger hatten sich vom Plateau und den unmittelbar angrenzenden Flächen ringsherum schon vor Jahren verabschiedet, sodass sich die Osterhasen an den Osterfeiertagen frei fühlten, um zu tun, was unbedingt zu tun war. Sie trugen viel Verantwortung. Sie waren des Denkens fähig – und ihr Handeln war ohne innere Hemmungen. Denn sie wussten ja genau, warum sie hier waren und wo die erreichbaren Ziele lagen! Um es einmal abstrakt zu formulieren.

In der Tat, es ging um die Eier. Immer ging es um sie – für die Menschen in rauen Mengen. Die Eier hatte jeder der versammelten Osterhasen dabei. Die Körbe waren voll mit Eiern jeder Couleur. Viele waren gar kunstvoll bemalt worden. Einige trugen bunte Aufkleber mit Symbolen und Logos. Es war schön anzusehen. Die Osterhasen waren auf diese Eier sehr stolz, unterhielten sich angeregt über das Thema Verteilung und Verstecken der Ostereier im Rahmen der Osterfeiertage in Deutschland und Europa!. Jeder dieser besonderen Tiere, da allein für diese Feiertage ausgebildet und berufen, wusste viel zu diesem Thema, hatte alles dazu völlig verinnerlicht und sprach stets aus vollster Überzeugung. Es herrschte freie Meinungsäußerung.

Menschen waren Menschen. Osterhasen waren Osterhasen. Jede Art war für sich selbst interessant und wichtig, es gab zwischen ihnen aber offensichtliche Unterschiede.

Menschen bauten Häuser, arbeiteten meistens, hatten Familien und all das. Sie begründeten Staaten und Gesellschaftsordnungen. Die Osterhasen-Deutschgemeinde, wie sie sich nannte, war extrem eigen. Wenn sich die Osterhasen einmal im Kalenderjahr trafen, zielten ihre Gespräche nie auf die Lebensbedingungen zuhause ab, nein, es ging um die Eier!

Es war bemerkenswert: Jeder der anwesenden Osterhasen hatte auch dieses Jahr seine eigenen Ostereier für die Versteckaktionen in den Waldgebieten, auf den Privatgeländen und in den Wohnungen der Bürger mitgebracht. Sie sollten dieses Jahr eher unbefangen die Ostereier suchen, ihre … wichtigen, bunten, tollen!

Aus vollem Herzen riefen nun viele von den Versammelten: „Hurra, die Osterhasen sind da!“ Und alle applaudierten. Jetzt war auch für dieses Jahr der Anfang gemacht!

D

Menschen können den Osterhasen eigentlich nicht gut helfen.

Aber brauchen sie überhaupt von irgendwem Hilfe?

Die Lebens-Aufgabenstellung, die sie haben, ist unzweifelhaft klar: Ostereier verstecken, damit sie von Menschen gesucht und gefunden werden. Sobald die Osterhasen auf ihrer jährlichen Versammlung auf diese Aufgabenstellung eingestimmt worden sind, dann geht es auch schon los. Sie sind voller Vorfreude – schwärmen in alle Himmelsrichtungen aus. Die Begeisterung ist groß! In ihren Gesichtern steht sie geschrieben.

Zu dieser Lebens-Aufgabenstellung: Alle bekannten und pflichtbewussten Osterhasen sind bestrebt, jeder für sich in einer großen Eigenverantwortung, die Ostereier so gut zu verstecken, dass sie die Menschen, insbesondere die Kinder in den Familien, finden können, jedoch nicht finden müssen! Das ist tatsächlich nicht so ganz einfach. Manch Kind hat damit so seine Probleme. Es ist dafür meist viel Ausdauer erforderlich. Für die Kinder ist die Suche nach den Ostereiern immer wieder eine Herausforderung, wenn auch eine freudvolle Herausforderung.

Also die Osterhasen schwärmen aus, verstecken ihre Eier, und dann können sie zügig zum nächsten Haus weiterziehen. Erstaunlich ist, dass dies von den Menschen kaum beachtet wird – es geschieht im Zwischenraum von Aufmerksamkeit und Nicht-Aufmerksamkeit. Wie sonst könnte das Verstecken der Ostereier möglich sein?

Würden die Menschen die wahrhaft aktiven Osterhasen nicht einfach … nun ja: fangen und einsperren!? Das wäre zumindest zu befürchten. Sie schlachten und verspeisen gerne Tiere.

Deshalb hat einer, den wir von da oben kennen, dafür Sorge getragen, dass die Osterhasen sind wie sie sind. Wir nennen ihn Gott, aber nur ein Teil der Menschheit anerkennt ihn als Wesen, welches über allen Menschen und Tieren ist – und auf sie gestaltend Einfluss nehmen kann, wenn er es will.

Das alles hat Tradition in vielen Gesellschaften auf der Erde. Die Familien nehmen sie, besonders in Europa, sehr ernst. Dieser festen, schönen Tradition wird seit vielen Jahrzehnten gefolgt. Auch und gerade die Deutschen reichen sie von Generation zu Generation weiter, als gäbe es im Frühling eines jeden Jahres gar nichts Wichtigeres und Schöneres als so ein Ostereier-Suchen. Und diese Feiertage, an denen arbeitsfrei ist! Welcher Bürger hat nicht gerne auch mal frei? Die Stimmung ist dann irgendwo zwischen feierlich und fröhlich.

Die Osterhasen brauchen von niemandem Hilfe, außer von dem, der sie geschaffen hat …

Alle freuen sich auf das Osterfest!

Kay Ganahl: Jahrgang 1963 mit dem Lebensmittelpunkt Solingen/NRW, von Beruf Diplom-Sozialwissenschaftler und Schriftsteller, begann in jungen Jahren, sich mit Literatur, Politik und Philosophie auseinanderzusetzen, so dass es selbstverständlich war, diese Interessen mit dem Studium der Sozialwissenschaften an den Universitäten-Gesamthochschulen Wuppertal und Duisburg weiter zu verfolgen. Dort studierte er in der Studienrichtung Politische Wissenschaft schwerpunktmäßig politische Theorie und Philosophie, Ideengeschichte sowie Sozialphilosophie (Nebenfächer Soziale Arbeit/Erziehung und Psychologie).

*

Zwei Osterhasen

Was ist das denn für ein Hase,

der da spricht solch’ ein Gefasel?!

Eier hat er keine an Bord,

hält dafür einen Sprechrekord.

Quatscht mit seinen langen Ohren,

obwohl der Has’ hat geschworen,

dass er Ostereier versteckt,

bis Suchende sie hab’n entdeckt.

Nun ist es anders gekommen,

der Has’ selbst hat sie genommen,

einige auch privat verschenkt,

was sich dieser Hase wohl denkt?!

Jetzt hoppelt er mit leerem Korb,

entschuldigt sich an jedem Ort.

Doch ein Kakaoproduzent

auf die Schnelle noch jemand’ kennt.

Ein andrer Has’, das ist der Clou,

springt ein als Osterhas’ im Nu,

besitzt ein Schokoeidepot,

und macht daraus jetzt alle froh.

Nun gibt es Ostern doch noch ’was,

jene, die woll’n, finden’s im Gras,

oder es liegt an einem Baum,

hängt vor dem Haus am Gartenzaun.

So fortan zwei Osterhasen

die Ostereier austragen.

Auch wenn der eine mal nicht kann,

vertritt der andre ihn sodann.

Aber eines ist sonnenklar,

das war kein gutes Eierjahr!

Nur weil der eine half geschwind,

freuen die Leut’ sich wie ein Kind.

Maren Rehder schloss ein Studium der Fächer Kunst, Kunstgeschichte, Evangelische Theologie, Pädagogik und Soziologie ab. Schon als Kind wurde sie wegen ihrer Ideen besonders geschätzt – mit dem Schreiben begann sie erst im Erwachsenenalter. Neben Kurzgeschichten und anderen Texten widmet sie sich der Lyrik, speziell der Naturpoetik. Im Rahmen naturkundlicher Lehrwanderungen trägt sie eigene Gedichte im Alten Botanischen Garten Kiel vor.

*

Wie groß ist unsere Welt?

„Papi?“, fragte Sammy, nachdem die Hasenmutter eine Schüssel mit saftig grünen Salatblättern auf den Tisch gestellt hatte. „Wie groß ist eigentlich unsere Welt?“

Der Hasenvater verschluckte sich an einem Salatblatt und hustete, bis ihm die Tränen aus den Augen liefen. Er trank einen Becher Wasser, atmete mehrmals tief durch und räusperte sich. „Wie kommst du denn auf diese Frage?“

„Wir hatten gestern Erdkunde in der Schule“, antwortete Sammy, „und unser Lehrer Alfons meinte, dass die Welt riesengroß sei. Stimmt das?“

„Na ja“, antwortete der Hasenvater und rieb sich die Nase, was er immer tat, wenn er nicht genau wusste, was er sagen sollte. „Die Wiese gehört dazu, der ganze Wald und dahinter geht die Welt noch ein Stückchen weiter.“

„Das ist alles?“

„Dein Vater wollte sagen, dass er nicht genau weiß, wie groß die Welt ist“, mischte sich die Hasenmutter ein. „Hasen haben ein bestimmtes Revier und leben dort. Viel mehr bekommen sie von der Welt nicht zu sehen.“

„Ach so“, entgegnete Sammy. „Ich möchte trotzdem die ganze Welt kennenlernen!“

„Nun ist aber Schluss mit dem Unsinn!“, rief der Hasenvater ärgerlich und schlug mit der Pfote auf den Tisch. „Du kannst mir morgen bei der Ernte helfen. Da besteht die Welt aus einem Löwenzahnfeld mit vielen jungen Blättern. Das ist eine sinnvolle Tätigkeit, die uns allen zu einem vollen Magen verhilft. Jetzt nimm die Teller und bringe sie in die Küche!“

Sammy stand auf, sammelte das Geschirr ein und stellte es ins Spülbecken.

Der Lehrer Alfons hatte auch erzählt, dass es Schneehasen gibt, die ein weißes Fell haben. Aber Sammy traute sich nicht mehr, seinen Vater danach zu fragen.

Am nächsten Morgen lief Sammy schon früh zu seinem Freund Nick, der ganz in der Nähe wohnte. „Hast du deine Eltern auch nach der weiten Welt gefragt?“

Nick schüttelte den Kopf. „Sie waren überhaupt nicht begeistert, und Vater will sogar mit dem Lehrer Alfons sprechen. Er soll die Häschen nicht auf dumme Gedanken bringen, sondern ihnen zeigen, was im Leben wirklich wichtig ist.“

„Und was ist wirklich wichtig?“

Nick zuckte mit den Schultern und beide lachten.

„Du, Nick“, sagte Sammy plötzlich. „Wie wäre es, wenn wir beide losziehen, um ein Stück von der Welt zu entdecken. Ich würde so gern einen Schneehasen treffen.“

„Meinst du das wirklich?“, fragte Nick und blickte seinen Freund überrascht an. „Ich hatte heute Nacht genau denselben Gedanken.“

„Hör zu! Heute muss ich bei der Ernte helfen, doch morgen packen wir unsere Rucksäcke und gehen los. Nur wir beide. Wie findest du das?“

„Großartig!“, rief Nick und grinste über das ganze Gesicht. „Wir suchen den Schneehasen. Aber was werden unsere Eltern sagen?“

„Wir erzählen ihnen, dass wir einen Ausflug machen“, antwortete Sammy, „das ist nicht gelogen.“

Die Sonne stieg hinter den Bäumen hervor, als sich Sammy und Nick vor dem Hasenbau trafen. Sammy kannte den Anfang der Strecke von den Spaziergängen, die sein Vater mit ihm manchmal unternahm und auf denen sie sich spannende Geschichten erzählten. Aber dieses Mal war er mit Nick unterwegs, und das war etwas ganz anderes.

Die beiden Freunde erzählten sich Witze und lachten. Ab und zu aßen sie eine Karotte, damit der Rucksack leichter wurde, und sie liefen immer weiter, bis sie den Wald erreichten. Sammy blickte zum Himmel. Dunkle Wolken hatte die Sonne verdrängt, und es begann zu regnen. Die beiden Hasen kauerten sich unter eine große Eiche. Sie hatte viele Äste und Blätter und schützte die beiden vor der Nässe. Die Abenddämmerung brach allmählich herein, aber der Regen hörte nicht auf, und so gab es für die beiden Hasen keine Möglichkeit, ein besseres Nachtquartier zu suchen.

„Im Hasenbau ist es viel wärmer“, stellte Nick fest, nachdem er vergeblich versucht hatte, die herabfallenden Wassertropfen zu zählen. „Außerdem ist es dort nicht so nass.“

„Wer redet denn so laut mitten in der Nacht?“, fragte plötzliche eine tiefe Stimme über ihnen.

Die Häschen zuckten zusammen und legten sich flach auf den Boden. Es raschelte in den Blättern der Eiche, ein Uhu kam herabgestiegen. Er setzte sich auf einen der unteren Äste und betrachtete die beiden Abenteurer neugierig.

„Zwei junge Hasen gehen im Dunkeln spazieren“, sagte er und wackelte bedächtig mit dem Kopf. „Ich an eurer Stelle würde lieber im Hasenbau schlafen. Was macht ihr eigentlich hier so spät?“

„Wir suchen den Schneehasen“, rief Nick mutig, „und wir suchen ihn so lange, bis wir ihn finden.“

Da lachte der Uhu so heftig, dass der Ast, auf dem er saß, wackelte. „Um den Schneehasen zu treffen, müsste selbst ich viele Tage und Nächte fliegen. Bis dahin ist es weit, sehr weit. Was ist denn so besonders an einem Schneehasen, dass ihr unbedingt einen sehen wollt?“

Die beiden Häschen überlegten.

„Er hat ein weißes Fell“, meinte Sammy schließlich.

„Richtig“, erwiderte der Uhu. „Er hat ein weißes Fell und ihr habt ein braunes Fell. Der Schneehase lebt in einem Land, wo es eine Menge Schnee gibt und der Winter viele Monate dauert. Das weiße Fell dient dem Schneehasen als Tarnung, damit ihn seine Feinde nicht so leicht erkennen. Das ist alles.“

„Das ist alles?“, wiederholte Sammy erstaunt und blickte Nick an.

„Ja“, antwortete der Uhu, breitete seine Flügel aus und flog in die Nacht, um Mäuse zu jagen.

Am nächsten Morgen schien wieder die Sonne. Der Wind hatte die Regenwolken weggeblasen, und es schien ein richtig schöner Tag zu werden. Nick und Sammy hatten kaum geschlafen und waren nass geworden, weil der Regen während der Nacht durch die Blätter tropfte. Außerdem dachten sie über die Worte des Uhus nach.

„In einem Land, in dem es so kalt ist, möchte ich nicht leben“, sagte Nick nach einer Weile.

Sammy schüttelte den Kopf. „Ich auch nicht“. Die beiden liefen langsam weiter und schwiegen.

„Du Sammy“, begann Nick, „wir haben jetzt schon einiges von der Welt gesehen. Ich glaube, ich würde gern umkehren.“ Einen kurzen Moment fürchtete er, Sammy würde ärgerlich werden, weil er schon so früh aufgeben wollte. Doch das war nicht der Fall.

„Ich dachte gerade an die Hasenmutter und den Hasenvater“, erwiderte Sammy. „Sie werden sich Sorgen machen, und eigentlich sollte ich ihnen in den nächsten Tagen wieder bei der Ernte helfen.“

Ein Rabe saß auf einem Zaunpfahl und beobachtete die zwei. „So, so, die beiden Wanderer haben Heimweh. Wisst ihr eigentlich, dass bald die Osterzeit beginnt? In der Rabenschule habe ich gelernt, dass alle Hasen mit Begeisterung ans Werk gehen, um den Menschen auf der ganzen Welt eine Freude zu bereiten. Sollen die Osternester dieses Jahr leer bleiben? Wollt ihr den Kindern erzählen, dass ihr keine Zeit hattet?“

Die Häschen sahen sich an.

„Ich glaube, ich will jetzt sofort nach Hause!“, riefen beide gleichzeitig.

Der Rabe schlug mit den Flügeln. „Geht über die Steinbrücke da vorn, dann weiter geradeaus und am Waldesrand rechts einbiegen. Den Rest des Weges findet ihr selbst. Viel Glück!“

Die beiden Hasen sausten los. Sie hasteten über die Brücke, bis sie den Wald erreichten, bogen rechts ab, wie der Rabe es ihnen geraten hatte, und rannten so lange, bis sie am Hasenbau ankamen.

„Na, du kleiner Ausreißer“, sagte die Hasenmutter, als sie Sammy abends ins Bett brachte. „Ist die Welt so groß, wie der Lehrer Alfons behauptet?“

„Ja, Mama, die Welt ist riesengroß. Aber darauf kommt es eigentlich gar nicht an. Ich weiß jetzt, dass hier mein Platz ist. Ich möchte bei euch und meinen Freunden leben. Das ist mir viel wichtiger.“

Volker Liebelt, geboren 1966, Öhringen, Bankkaufmann, hat über 40 Geschichten in Anthologien veröffentlicht. Nach „Keiner spielt mit mir“, „Die Rosenkönigin“ und „Ein neuer Freund“ ist das die 4. Ostergeschichte mit den Hasen Sammy und Nick für die Reihe „Wie aus dem Ei gepellt – Erzählungen, Märchen und Gedichte zur Osterzeit“.

*

Lieschen lädt zum Osterfest

„Ostern, das wird in diesem Jahr ein Knüller“,

so sprach neulich Lieschen Müller.

„Die ganze große Sippe lad ich ein,

das wird ’ne tolle Feier sein.“

„Lieschen, das ist nett von dir,

selbstverständlich kommen wir

mit Oma, Opa und Hanno, dem Hund“,

das tat die liebe Tante Irmchen kund.

„Aber eins, das darfst du nicht vergessen,

Hanno, der braucht hochwertiges Fressen,

Oma und Opa sind weniger anspruchsvoll,

einfache Hausmannskost wäre ganz toll.“

Aus Wuppertal schreibt Vetter Hans:

„Wie wäre es zu Mittag mit einer Gans?“

Und Hanni berichtet: „Mein Neuer isst vegan.

Also nichts Tierisches für diesen Mann.“

Nachbarin Ute fühlt sich sogleich gestört,

meckert, als sie von diesem Feste hört,

so kommen Wünsche, Tipps, Beschwerden.

„Was wird das für eine Feier werden“,

denkt Lieschen und: „Das kann nicht sein,

keinem fällt etwas zu Ostern ein,

Auferstehung, Frühlingserwachen,

Ostereier suchen, Spaziergang machen.“

Niemand äußert: „Kann ich behilflich sein,

ich backe eine Torte, bringe eine Kiste Wein.“

Und Lieschen ahnt im Voraus schon:

„Auch Ostern ist Undank der Welten Lohn.“

Margret Küllmar, geb. 20.06. 1950, aufgewachsen auf einem Bauernhof in Nordhessen, nach der Schule Ausbildung in der Hauswirtschaft, dann Lehrerin an einer Berufsschule, jetzt im Ruhestand, schreibt Kurzgeschichten und Gedichte. Veröffentlichungen in zahlreichen Anthologien und von drei eigenen Lyrikbänden.

*

Gemeinsam schafft man alles!

„Oh nein, oh nein, oh nein!“, ruft der Hase völlig aufgelöst. „Das darf doch wohl nicht wahr sein! Nicht jetzt! Es müssen doch noch alle Eier versteckt werden, damit sie am Ostersonntag auch von den Kindern aus dem Veedel gefunden werden können!“

Der Hase ist den Tränen nahe, als der Erpel um die Ecke gewatschelt kommt. „Ist alles in Ordnung bei dir, Hase?“, fragt er mit besorgter Stimme. „Ich habe dich aufschreien hören. Hast du dir wehgetan?“

„Nein, das Gott sei Dank nicht! Aber bleib ja weg, Erpel! Ich habe gerade einen Bescheid bekommen, dass ich mich wahrscheinlich irgendwo mit dieser Menschenkrankheit angesteckt habe. Und jetzt muss die ganze Hasenfamilie vorsorglich in Quarantäne.“

„Wann sollst du dich denn angesteckt haben?“, fragt der Erpel irritiert. „Du bist doch hauptsächlich in deinem Bau gewesen und hast die ganzen Eier mit deinen Kindern und deiner Frau für Ostern angemalt, oder nicht?“

„Ja, keine Ahnung, wie das passieren konnte“, klagt der Hase wimmernd. „Jedes Tier weiß doch, dass man sich zurzeit besser von den Menschen fernhält!“

„Mhhh“, brummt der Erpel zustimmend, geht schnell ein paar Schritte zurück und schnappt sich ein Blatt vom Boden, was er sich sofort vor den Schnabel hält. „Das sind wirklich keine guten Neuigkeiten!“

Der Hase würde am liebsten aus Verzweiflung anfangen zu weinen. Der Erpel merkt dies und sagt liebevoll: „Ich weiß, wie furchtbar das jetzt für dich sein muss, aber sei dir versichert, ich werde dir helfen.“

Der Hase atmet tief durch, nickt dem Erpel dankend zu, strafft den Rücken und verkündet optimistisch: „Also, die Eier sind so gut wie fertig und desinfizieren können wir sie draußen vor dem Bau. Aber jetzt die Frage: Wie sollen sie verteilt werden? Es sind auch nur noch zwei Tage, um dieses Unterfangen zu planen und umzusetzen.“

Da kommt dem Erpel eine Idee. „Weißt du was, Hase? Ich frag mal meine Frau, die Ente. Die kennt doch jeden hier im Veedel. Bestimmt fällt ihr eine Lösung ein.“

„Oh ja, das ist ein guter Einfall!“, erwidert der Hase ganz aufgeregt. „Und ich gehe jetzt mal zu meiner Frau und gestehe ihr die neu eingetroffene Situation. Wünsch mir Glück, Erpel, dass sie mir nicht den Kopf abreißt.“

„Ich drücke dir die Flossen, Hase!“, sagt der Erpel aufmunternd, da er sich das Gewitter, welches seinen Freund erwartet, schon sehr gut vorstellen kann. „Und, ach ja, vielleicht sollte ich vorerst auch nicht mehr in eure Nähe kommen … hast du noch das alte Walkie-Talkie? Dann funke ich dich an.“

„Sehr gut mitgedacht! Soll doch noch mal jemand sagen, deine Frau sei klüger als du“, schmunzelt der Hase.

„Ja, ja. Sehr witzig“, antwortet der Erpel lachend und watschelt, so schnell er kann, runter zum Rhein und ab nach Hause.

„Liebste, Liebste bist du daheim? Wir brauchen unbedingt deine Hilfe!“, ruft der Erpel schon von Weitem.

„Pscht, pscht, pscht, du weckst die Kinder!“, flüstert die Ente. „Ich bin so froh, dass sie endlich alle schlafen.“ Und als die Ente ihren Mann so betrachtet, bemerkt sie, dass er etwas blass um die Nase ist und fragt Böses ahnend: „Was ist passiert? Wobei bedarf es meiner Hilfe? Und wer ist wir?“

Schnell, aber umfassend berichtet der Erpel von den eingetroffenen Ereignissen am Hasenbau.

Die Ente guckt ihren Mann nicht gerade erfreut an und fragt sofort: „Hast du genug Abstand gehalten?“

„Ja, und ich habe mir sofort ein Blatt vor den Schnabel gehalten!“, erwidert er zufrieden mit sich selbst, dass ihm das eingefallen war. „Hast du vielleicht eine Idee, wie wir dem Hasen helfen können, um das Osterfest der Menschenkinder zu retten?“

„Mhhh, lass mich mal kurz nachdenken“, grummelt die Ente. „Wer ist den gut in Logistik und Transport?“

Da räuspert sich der Erpel, um zum Sprechakt anzusetzen, und hört, wie seine Geliebte einschreitend sagt: „Ne, ne, ne, das, was du sagen willst, geht nicht auf.“

„Woher weißt du, was ich sagen will?“, fragt der Erpel aufmüpfig. Die Ente guckt ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an und erwidert amüsiert: „Och, Erpelchen, ich bin nun schon so lange deine Frau, ich will dir die Illusion ja nicht rauben, aber ich weiß immer, was du sagen willst.“ Zur schnellen Versöhnung verpasst sie ihm einen dicken Schmatzer und fügt triumphierend hinzu: „Ich weiß es! Wir fragen die beiden Königinnen!“ Der Erpel versteht nicht so schnell, wen seine Frau damit meint, sodass diese weiter ausführt: „Na, die Ameisen- und die Bienenköniginnen. Ich werde ihnen das Problem schildern und sie fragen, ob sie nicht in der Nacht von Samstag auf Sonntag ein paar ihrer Soldaten abstellen können, die dann die Eier verstecken sollen. Und die Spinnen könnten für die Bienen kleine Netze bauen, in welche die Eier gelegt und somit gut transportiert werden können. Und bei den Ameisen dürften diesbezüglich ja gar keine Schwierigkeiten auftreten, da sie alles auf dem Rücken tragen können.“

Erstaunt guckt der Erpel die Ente an und gluckst: „Du bist wirklich die klügste Frau von allen! Was ein toller Plan!“

Sie errötet ein wenig, findet ihren spontanen Einfall aber auch genial. „Dankeschön, mein Liebster“, flötet sie. „Ich würde sagen, wir machen es jetzt so: Du berichtest dem Hasen schon mal und passt auf die Kinder auf, während ich mit den beiden Königinnen und den Spinnen spreche. Dann gucken wir uns die Feinheiten des Plans gemeinsam an und legen Straßen und Routen fest.“

„Perfekt!“, ruft der Erpel und beginnt damit das Walkie-Talkie zu suchen, während sich die Ente auf den Weg macht.

Bereits zwei Stunden später steht fest, dass alle, sowohl die Oberbefehlshaberinnen mit ihren Untergebenen als auch die Spinnen, dem Hasen helfen möchten, ein schönes Osterfest für die Menschen, zu zelebrieren.

Am darauffolgenden Tag treffen sich alle Beteiligten per Walkie-Talkie-Konferenz, um die Einzelheiten abzusprechen und den Ablauf durchorganisieren.

„Gut“, sagt die Ente in die Sprechmuschel. „Wie abgemacht übernimmt der Hase heute Nacht per Funk die Koordination der Ameisen- und Bienenarmeen. Zuvor werden die Eier vor dem Hasenbau zur Sicherheit vom Erpel und mir gereinigt, sodass sich auch keine möglichen Krankheitserreger verteilen können. Die Spinnen bringen ihre Netze ebenfalls zum Bau, sodass die Bienen die Eier mühelos fliegend verteilen können. Hat noch jemand Fragen?“

Da meldet sich die Ameisenkönigin und sagt in ihrer etwas barschen Art: „Vernünftig wäre es natürlich, wenn meine Soldaten den inneren Zirkel des Veedels mit Eiern versorgen, da diese ja alles schleppen müssen. Es dürfte ja kein Problem sein, dass die Bienen die weiteren Strecken mit ihrer Flügelkraft zurücklegen.“

„Ich denke, das lässt sich so gut machen“, sagt die Bienenkönigin sofort ganz diplomatisch. „Es ist nämlich so, dass ich die stärksten meiner Männer für diese Aufgabe gestern Abend bereits ausgewählt und diese von ihrem heutigen Dienst befreit habe, sodass alle ausgeschlafen und fit sein werden.“

„Das klingt so fantastisch!“, freut sich der Hase. „Ihr seid echt die Besten. Wie kann ich mich je dafür revanchieren?“

„Ach“, erwidert der Erpel schnell, „erst mal gucken, dass heute Abend alles klappt. Und wir wissen doch alle, dass sich immer eine Möglichkeit ergibt, seinen Freunden ein anderes Mal genauso beizustehen.“

„Das stimmt!“, pflichtet die Ente ihrem Mann bei und ergänzt: „So, jetzt sollten sich aber alle noch mal ausruhen und dann treffen wir uns um Punkt null Uhr heute Nacht am Hasenbau.“

Gesagt, getan.

Alles funktionierte reibungslos, sodass die Menschenkinder am Ostersonntag fröhlich und ausgelassen Eier suchen und finden konnten.

Pela Nehring, geboren 1984 in Köln. 2010 erwarb sie einen Magister in Philosophie, Germanistik und Theologie an der Universität zu Köln. Zudem absolvierte sie eine Ausbildung als „Systemischer Coach und Change Manager“. Die Beschäftigung mit sozialen Phänomenen und deren Auswirkungen ermöglicht es ihr, nah am Puls der Zeit zu sein.

Yaş sınırı:
0+
Hacim:
272 s. 5 illüstrasyon
ISBN:
9783960744115
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