Kitabı oku: «Wünsch dich ins große Wunder-Weihnachtsland Band 1»
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Wünsch dich ins große Wunder-Weihnachtsland
195 Erzählungen, Märchen und Gedichte zur Advents- und Weihnachtszeit
Band 1
Martina Meier (Hrsg.)
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Impressum
Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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© 2020 – Papierfresserchens MTM-Verlag GbR
Mühlstr. 10, 88085 Langenargen
Alle Rechte vorbehalten.
Titelbild: Heike Georgi
Lektorat und Herstellung: Redaktions- und Literaturbüro MTM
Sammelband 1 beinhaltet Wünsch dich ins Wunder-Weihnachtsland Band 1, 2, 3, 4 und 5
ISBN: 978-3-96074-332-3 - E-Book
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Inhalt
Schneeflöckchen
Vom Tannenbaum, der kein Weihnachtsbaum werden wollte
Adventskonzert
Ein Glitzern in der Nacht
Weihnachtsbaum
Der kleine Engel Sebastian
Barbaratag
Im Schein der Kerze
Das erhörte Gebet
Auch Engel brauchen manchmal Hilfe
Elsas Traum vom Weihnachtsbaum
Kinderkram
Frost
Das große Tauschfest
Der Keksklau
Der Weihnachtsdieb und andere Pannen
Weihnachtsengel
Angorina
Jan, Opa und die heilige Familie
Miris Weihnachten
Weihnachten im Hause Nimmersatt
Wie der Drache Fress-dich-nicht dem Christkind geholfen hat
Ho! Ho! Ho!
Weihnachten im Märchenwald
Putschipatschis Weihnachten
Das Weihnachtsei
Die Weihnachtsfee
Flunkerlands Weihnachten
Lisa und der Nikolaus
Bären-Freundschaft
Der kleine Elefant
Der Eiskobold und die Weihnachtsstadt
Stromausfall im Weihnachtsdorf
Der falsche Bart des Weihnachtsmannes
Die Weihnachts-Meeris
Anna und die zahmen Hühner
Die knallrote Sonnenbrille
Hallo Julia!
Das Christkind hat kein Telefon
Der kleine Weihnachtsstern
Mehr als nur ein Geschenk
Schon viel zu groß?
Der Engel aus dem Abfallkorb
Ein Engel namens Tobias
Weihnachtsland
Der Weihnachtsabend
Melinda und das Pony
Weihnachtszeit
Weihnachten mit Anderl
Die kleine Schneeelfe
Der Stern, der uns führt
Einmal im Jahr
Wundersame Weihnacht
Der Weihnachtsmond
Was ist das Christkind?
Zimtsternchen auf Reisen
Ein Fest für Papa
Das Weihnachtsgeschenk
Lucia
Blume
Das Weihnachtsgeheimnis
Der Weihnachtshund
Weihnachtsmann gesucht
Weihnachtswichtel Wuzzi
Der kleine Engel
Schneeelfenversprechen
Die kleine Schneeflocke
Der Schneemann
Kai und Amber
Kleine und große Lügen
Frau Tannenbaum
Lauschen lohnt sich
Weiße Feder
Annas schönster Traum
Fröstelchen und Klara
Wunder-Weihnachtsbaum
Der Weihnachtsstern
Postamt Christkindl
Kleiner roter Engel
Die Hütte am Waldrand
Wanda
Der unerwartete Gast
Rettung an Weihnachten
Der Schneekobold
Geheimnisvolle Holzfiguren
Ein Teddy fehlt
Der Weihnachtszauber
Knulfs Abenteuer
Aufregender Heiligabend
Wunder der Weihnacht
Der Weihnachtsmann aus dem Stadtpark
Der Weihnachtsengel
Ein unglaublicher Traum
Meine Weihnachtswünsche
Das Christkind backt Plätzchen
Der Kobold und der Weihnachtsmann
Der Weihnachtszug
Mein Mann, der Weihnachtsmuffel
Das arme Kind
Fjutsch
Henri, der Schneemann
Wart ihr denn auch brav?
Lottas Herzenswunsch
Keks in Not
Weihnachtszeit
Marit
Das Geheimnis der Schneekinder
Weihnachtshektik
Schlackerwetter
Der Brief auf dem Dachboden
Ein Igel unterm Weihnachtsbaum?
Der neue Weihnachtsmann
Aufregung im Weihnachtsland
Ein zuckersüßes Bild für Oma
Die schwarze Feder
Der traurige Clown
Der fremde Gast
Die erste Weihnacht
Der Harfenengel
Leo, die Naschkatze
Und es gibt ihn doch!
Pedro, das Karussellpferdchen
Advent
Weihnachten mit Haseline Hasenmaus
Ein Weihnachtskonzert
Um Mitternacht auf dem Weihnachtsmarkt ...
Maximilian
Der Schneemann mit der blauen Mütze
Stilles Glück im Bollerwagen
Die Zauberkugel
Den Weihnachtsmann gibt es doch!
Wanda rettet Weihnachten
Weihnachten im Jahr 1955
Das Weihnachtsgeheimnis
Brief ans Christkind
Ein cooles Weihnachtsgeschenk
Weihnachtsnacht
Diebstahl in der Weihnachtsbäckerei
Mimis tolle Weihnachtszeit
Engel Daniel
Robert rettet den Weihnachtsmann
Weihnachtszeit bei Pastor Plumm
Ein Katalog voller Spielsachen
Unerfüllbare Weihnachtswünsche
Fynns Reise ins Weihnachtsland
Wie Knecht Ruprecht zum Nikolaus kam
Der ist echt!
Weihnachten kann kommen
Die Weihnachtsmondfee
Timothys Weihnachtswunsch
Philipp sucht den Winter
Es ist nie zu spät
Merkwürdiger Besuch
Das Missverständnis
Johanna rettet Weihnachten
Verzauberte Geschenke und magische Flötentöne
Weihnachtszauber
Die Flucht
Marimi und Jale, die Weihnachtselfen
Joulupukki und Tonttus
Lebkuchenmaus
Kommissar Antonio auf weihnachtlicher Mission
Weihnachtsfurien
Die Weihnachtsfee
Drago, der kleine Drache, und Weihnachten
Amelias Weihnachtsfest
Schneeprinz und Eisprinzessin
Weihnachten mit den Heinzelmännchen
Das Krippenspiel
Geregelte Weihnacht im Himmelspostamt
Der Weihnachtsexpress
Der Weihnachtsmann in Afrika
Spuren im Schnee
Das Weihnukkafest
Das geflickte Weihnachtsfest
Schnee über Afrika
Der Sinn von Weihnachten
Einsame Herzen
Der Tag, an dem Opa in einem Netz gefangen war
Lena und der lebendige Schneemann
Aufruhr im Adventskalender
Überraschung zu Weihnachten
Glaubst du an Wunder?
Des Schneemanns Nase
Wenn das Krippenspiel im Chaos versinkt
Das Schneewunder
Wie das Christkind zum Christkind wurde
Der Wunschzettel
Wolle, das Weihnachtsschaf
Der große Weihnachtswunsch
iChristmas
Jeden Tag Weihnachten
Die Wunschprüfung
Schneeweißer Weihnachtsmannzauber
Das Rätselgeschenk
Die gestohlenen Geschenke
*
Schneeflöckchen
Hinter Bergen, hinter Meeren, im fernen Land der Zauberei stand hoch oben in den Wolken ein himmlisches Schloss. Von hohen Turmmauern umgeben und dichten Rosenbüschen umrankt, man könnte meinen, hier läge Dornröschen in einem tiefen Schlaf.
Doch in jenem Schloss lebte schon seit vielen Jahrhunderten die Königin der Winterelfen. Ihr einziges Kind, ein kluges, sanftes Wesen, liebte sie von Herzen, und weil sein Haar so weiß wie Schnee war, nannte sie es ‚Schneeflöckchen’.
Als die Winterzeit nahte, befahl die Königin das Wolkentor zu öffnen, damit es auf der Erde schneite. Kaum hallte ein heller Glockenton durch das Schloss, liefen alle Winterelfen hurtig herbei, schoben die Riegel zurück und öffneten das goldene Tor. Wie ein Schneegestöber fielen nun dicke weiße Flocken zur Erde und türmten sich zuhauf. Gar nicht lang, da war jedes graue Fleckchen mit dem glitzernden Weiß bedeckt.
Schneeflöckchen sah hinab und freute sich über das Treiben, welches nun begann: Die Menschen traten aus ihren Häusern und jubelten über die weiße Pracht. Die Kinder polierten die Kufen ihrer Schlitten und sausten über die steilen Berghänge ins Tal hinab. Andere lieferten sich eine wilde Schneeballschlacht, bauten Schneefiguren oder liefen auf den zugefrorenen Gewässern Schlittschuh. Tannenbäume wurden im Walde geschlagen und aus den Schornsteinen stiegen süßliche Düfte empor.
Es war gar lustig anzusehen, wie die Kinder so fröhlich und unbeschwert in der weißen Winterwelt zu toben begannen.
So saß Schneeflöckchen auf seinem weichen Wolkenkissen, sah herab und konnte ein Staunen nicht verbergen. „Ach, könnte ich auf die Erde hinab, nur ein einziges Mal“, seufzte es. Doch die Elfenkönigin wollte davon nichts hören und antwortete auf sein Bitten stets abweisend: „Wir Winterelfen haben dort nichts verloren. Einzig und allein unsere Aufgabe ist es, für den Schneezauber Sorge zu tragen, damit die Erdenbewohner das Fest der Liebe begehen können.“
„Das Fest der Liebe?“
„Ja, die Heilige Nacht“, antwortete die Königin. „Sei vernünftig und schlag es dir aus dem Kopf!“
Tage vergingen. Die Elfenprinzessin blickte sehnsüchtig den Flocken nach, die langsam zur Erde schwebten. Ihr Verlangen wurde unendlich groß. Gern hätte sie etwas über die ‚Heilige Nacht’ erfahren, es mit eigenen Augen gesehen und mit dem Herzen gespürt. Doch hier oben, im Himmelsschloss der Feen, gab es diesen weihnachtlichen Zauber nicht. So blieb ihr nichts anderes übrig, als zuzuschauen.
Eines Abends, als die kleine Elfe voller Sehnsucht wieder auf die Erde sah, war dort alles still und friedlich. Doch plötzlich fiel ihr ein Knabe auf, der sich keineswegs über das bevorstehende Fest zu freuen schien. Einen Schlitten mit Holzscheiten hinter sich herziehend, stapfte er traurig aus dem nahegelegenen Tannenwald. Ohne lange zu überlegen und das Verbot ihrer Mutter missachtend, ließ sich die Elfe mit den Schneeflocken zur Erde gleiten.
Sanft landete sie auf dem Weg vor dem Knaben. Dieser blieb erstaunt stehen, als er das himmlische Geschöpf sah. Klein und zart saß es mitten im Schnee und sah so gar nicht verängstigt drein. Keck schaute sein Gesicht aus dem weißen Pelzmäntelchen hervor. Die zierlichen Füße verbarg es in geschnürten Stiefelchen und in dem weiß gelockten Haar glitzerte feiner Elfenstaub. Schneeflöckchen stand auf, zupfte sein bauschiges Mäntelchen ordentlich und strich sich das Haar aus der Stirn.
„Schickt dich, zauberhaftes Wesen, das Christkind?“, fragte der Knabe verwundert.
Das Elfchen antwortete wahrheitsgemäß: „Nein, vom Christkind komm’ ich gewiss nicht daher.“
Der Junge kniete nieder und nahm es behutsam auf die Hand. „Woher kommst du dann?“
Schneeflöckchen antwortete sogleich: „Aus dem Wolkenschloss der Winterelfen.“
„Aber was tust du hier, mitten im kalten Schnee, und bist nicht bei deinesgleichen?“
„Ich möchte die Heilige Nacht sehen!“
„Die Heilige Nacht?“
Das Elfchen nickte und antwortete mit erwartungsvoller Stimme: „Ich habe davon gehört! Wie gern möchte ich sie sehen.“
Der Knabe überlegte einen Augenblick. Wie konnte so etwas sein? Am Heiligabend begegnete er einer Elfe anstatt dem Christkind, auf das er schon so viele Jahre vergeblich wartete. „Wenn dies dein Wunsch ist, so will ich sie dir zeigen, aber erwarte nicht zu viel. Einen Christbaum haben wir nicht, denn die Mutter ist krank und liegt schon seit Wochen darnieder. Viel nennen wir nicht unser Eigen, aber die Großmutter hat ein Fladenbrot gebacken. Sicher wird sie dir davon geben, damit du deinen Hunger stillen kannst.“
Schneeflöckchen zögerte einen Augenblick, dann bat es den Jungen: „Nun sag mir, warum schaust du so bekümmert drein, wenn doch heute Heiligabend ist?“
„Warum sollte ich nicht, wo das Christkind schon seit langem ausbleibt!“
„Willst du’s mir nicht erzählen?“, fragte Schneeflöckchen mit sanfter Stimme.
Gemächlich trabte der Junge weiter und begann zu berichten: „Vor vielen Jahren trieb eine böse, alte Amme, welche mit dem Teufel im Bunde stand, ihr Unwesen. Sie hatte es sich zu eigen gemacht, jedes Kindlein, welches in der Heiligen Nacht geboren wurde, zu holen und in ihre Obhut zu nehmen. Am Heiligen Abend hämmerte die Amme nun an Großmutters Tür und forderte das soeben geborene Kind, um es des Teufels Braut werden zu lassen. Aber die Großmutter schickte die Amme in die Hölle, denn nie und nimmer wollte sie sich von ihrem Töchterchen trennen. Daraufhin stieß das böse Weib einen grausigen Fluch aus und rief zornig: Erst wenn die Rosen im Schnee erblühen, soll das Christkind wieder zu euch finden. Derweil soll Hunger, Armut und Krankheit euer ständiger Begleiter sein und nicht von euch weichen.“ Nachdem der Knabe geendet hatte, blieb er stehen, wischte sich mit dem Ärmel die Tränen aus dem Gesicht, öffnete eine Gartenpforte und zog den Schlitten hinter einen Holzverschlag. Schneeflöckchen setzte er auf dem Fenstersims nieder und sprach: „Nun, so will ich dir jetzt deinen Wunsch erfüllen.“
„Ich danke dir!“, erwiderte das Elfchen, „aber zuvor möchte ich, dass du allein in die Hütte gehst.“
„So soll es geschehen“, antwortete der brave Knabe, nahm ein paar Holzscheite vom Schlitten und trat in die Hütte hinein.
Hier empfing ihn eine wohlige Wärme, denn im Kamin prasselte bereits ein lustiges Feuer. Sein Schwesterchen kam geschwind auf ihn zu und rief freudig: „Schau, Ludwig, das Christkind war da!“ Dann nahm es den Bruder bei der Hand und zog ihn ins Zimmer, wo die Großmutter bereits auf ihn wartete. Begierig schweifte sein Blick durch die Stube und augenblicklich entdeckte er etwas Wundervolles: einen Christbaum. In der hintersten Ecke leuchtete er unter den vielen Wachskerzen, geschmückt mit üppigen Leckereien und war gar lieblich anzusehen. Wahrlich hingen an den zarten grünen Zweigen bunte Zuckerkringel, Marzipanfrüchte, Kandis und Lakritzestangen. Darunter stand ein Tellerchen mit Nüssen, umgeben von rotbäckigen Äpfeln, Lebkuchen und gebackenen Plätzchen. Neben der Ofenbank lagen für jedes Kind ein warmes Winterzeug sowie mit Silberschleifen verzierte Gaben. Augenblicklich öffnete sich die Kammer und die Mutter trat heraus, umarmte und herzte die Kinder und dankte dem Christkind.
Schneeflöckchen sah durch das erleuchtete Fenster in die Stube und sein Herz klopfte. Die Heilige Nacht, ja so muss sie wohl sein, dachte es. Wie gern wäre es im Lichterglanz um das Bäumchen gesurrt und hätte von den Köstlichkeiten genascht. Gerade wollte es in den Himmel entschweben, als sich die Hüttentür öffnete und Ludwig aus der Tür trat. Verlegen sah Schneeflöckchen zu ihm auf und sprach: „Nun muss ich mich aber sputen und eiligst wieder zum Himmelstor hinauf.“
Der Knabe nahm das Elfchen auf die Hand, führte es an seine Lippen, küsste es liebevoll auf die Stirn und nahm von ihm Abschied. Lange sah er Schneeflöckchen nach, bis es vollends in der Dunkelheit zwischen den Sternen entschwand. Als er sich umwandte, erblickte er zu seinen Füßen zarte Christrosen im Schnee, so weiß und rein, wie es nur Schneeflocken sein können.
Kathrin Dietze wurde 1963 in Erfurt geboren.
*
Vom Tannenbaum, der kein Weihnachtsbaum werden wollte
Inmitten eines Waldes, nahe der Stadt Himmelspforte, standen eine große und eine kleine Tanne. „Es wird Winter“, sagte die große Tanne zu der kleinen Tanne. „Dann ist bald Weihnachten und die Menschen kommen, um uns aus dem Wald zu holen. Sie feiern ein großes Fest. Sie nennen es Christfest. Wir Tannenbäume werden wunderbar geschmückt. In Rot oder Weiß, in Silber oder Gold. Vielleicht mit Kugeln oder mit Sternen und Engeln. Ich freue mich darauf.“
„Ich aber nicht!“, entgegnete die kleine Tanne. „Ich will nicht von den Menschen geholt werden. Ich will kein Weihnachtsbaum sein! Hier im Wald habe ich meine Freunde. Das Rotkehlchen kommt jeden Tag und singt mir ein Lied. Was soll der Specht denken, wenn ich nicht mehr da bin und er sich auf meinen Zweigen nicht mehr ausruhen kann von seiner schweren Arbeit? Und die Fuchsfamilie, die gleich hier um die Ecke ihre Höhle hat! Die Kleinen spielen jeden Tag unter meinen Zweigen!“
„Ach“, seufzte die große Tanne. „Der Höhepunkt in meinem Leben ist, wenn ich ein Weihnachtsbaum werden darf.“
Die kleine Tanne überlegte, was daran Besonderes sein sollte. Dann müsste sie Abschied nehmen von allen ihren großen und kleinen Freunden. Tränen liefen über ihre Wangen, als sie sich das vorstellte. Inzwischen war es Winter geworden. Schnee lag auf den Zweigen der kleinen Tanne. Sie war herrlich anzusehen und sie war stolz, dass sie so stark war, den vielen Schnee zu tragen. Die große Tanne sah auch schick aus in ihrem weißen Kleid und sprach nur noch von Weihnachten. Allmählich wurde die kleine Tanne neugierig.
Einmal war es dann soweit. Die große Tanne wurde geholt. Hastig sagte sie: „Auf Wiedersehen!“ Das ging so schnell, dass sie sich nicht einmal zum Abschied umarmen konnten.
Nun wurde es der kleinen Tanne doch etwas einsam. Der Fuchs kam zwar jeden Tag zu Besuch und erzählte ihr, was er erlebt hatte, aber die kleine Tanne wurde nicht mehr richtig froh. Bis Heiligabend ...
Plötzlich ratterte und krachte es im Wald. Ein Trecker bahnte sich seinen Weg. Männer mit Hacken und Spaten saßen darauf. „Hier ist eine schöne Tanne für meinen Garten!“, rief ein Mann. Sie hielten genau vor der kleinen Tanne an.
„Oh je! Oh je!“, dachte die kleine Tanne und fragte sich bang: „Was geschieht jetzt mit mir?“ Schon wurde gegraben, gezogen und gerüttelt und siehe da – die kleine Tanne wurde auf den Trecker gehoben. Fuchs und Hase konnten noch rasch winken und „Tschüss!“ rufen, dann war es wieder still im Wald.
„Wo geht es mit mir hin?“, rätselte die kleine Tanne. Sie wurde es kurz darauf gewahr.
Vor einem schönen Haus mit grünen Fensterläden wurde sie abgeladen, in den Garten getragen und eingepflanzt. Eine Frau und zwei Kinder kamen aus dem Haus und brachten Lichterketten mit, mit denen sie die kleine Tanne schmückten.
„Seht mal!“, rief die Frau. „Wie schön dieser Baum ist! Jetzt haben wir auch einen Weihnachtsbaum.“ Alle bewunderten die kleine Tanne. Die wusste gar nicht, wie ihr geschah. Es ging alles so schnell. Aber als sie an sich herabschaute, musste sie sich eingestehen: Sie war schön, einfach wunderschön! Nun war sie doch ein Weihnachtsbaum. Jedes Jahr zur Weihnachtszeit wurden die Lichterketten angebracht und die kleine Tanne erstrahlte zu einem schönen Weihnachtsbaum – zum schönsten Weihnachtsbaum weit und breit. Dann seufzte sie: „Ach, es ist doch wunderbar, ein Weihnachtsbaum zu sein!“
Lore Buschjohann ist 79 Jahre alt und wohnt in Gütersloh. Sie hat durch die erfolgreiche Teilnahme am Anthologie-Projekt „Und was ich dir noch sagen wollte ...“ das Schreiben für sich entdeckt und inzwischen weitere Kindergeschichten und auch ihre Lebenserinnerungen zu Papier gebracht.