Kitabı oku: «Gate C30», sayfa 2
Noch 6:45 Stunden bis zum Abflug
Ein Teil von mir wollte das Gespräch abbrechen und einfach weiter nach meiner Geldbörse und den Dokumenten suchen, aber die Aura, die tiefe Entspannung, die Freude und die Lockerheit von Rob faszinierten mich. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass dieser Surfer etwas wusste, was ich nicht wusste. Er hatte etwas, das ich mir wünschte. Er war authentisch und so frei. Ich war überrascht von mir selbst, aber ich wollte mehr erfahren. Vielleicht war es die erstaunliche Gelassenheit, die er ausstrahlte. Ich fühlte mich gut, friedlich und sicher – nur durch seine Anwesenheit.
»Okay, Rob, du sagst, ich habe wenig Zeit, warum soll ich dir dann zuhören?« »Sehr gute Frage. Die erste wichtige Antwort ist, dass ich aus Erfahrung spreche. Alles, was ich dir erzähle, habe ich selbst erlebt und gespürt. Hier geht es nicht um Theorie, es geht um viel mehr, es geht um das Leben und die bewusste Entscheidung, die eigene Realität zu erschaffen.« »Wie meinst du das? Eigene Realität? Das hier ist die Realität! Mir fehlt meine Geldbörse. Und bist du nicht sauer, dass die Maschine Verspätung hat?« »Nein!«, kam sofort die klare Antwort von Rob. »Ich bestimme, wann ich sauer bin, nicht irgendeine Fluggesellschaft! Druck entsteht nur, wenn du gegen die äußeren Kräfte arbeitest, die auf dich einwirken. Dein Herz weiß genau, wie dein Leben funktioniert. Wenn du aufhörst, in deinem Kopf zu leben voller Stress und Druck, Gedanken und Zwängen, wenn dein Herz den Kurs übernimmt, dann fängst du an, wirklich zu leben in deiner Realität. Das ist der Moment, in dem du dein Leben nicht mehr von außen bestimmen lässt, sondern einfach nur neugierig wirst auf den Augenblick. Niemand weiß, was in der Zukunft passiert, aber jeder lebt gedanklich im Morgen, im nächsten Urlaub, in sieben Stunden. Wer aufhört, nach Sicherheit und vorhersehbarer Zukunft zu suchen, wird alle seine wichtigsten Antworten in der Neugierde auf den Augenblick finden.«
»Das klingt alles ganz nett, Rob, aber was ist mit Planungen und mit Zielen? Ist das nicht extrem wichtig?« »Ja, aber deine Ziele kommen aus deinem Kopf. Und der kann niemals intelligenter sein als die Natur, die ihn erschaffen hat. Vertraue auf dieses Wunder, auf das Unerklärliche: Tief in dir gibt es eine unbestreitbare und ungezähmte Kraft, die will, dass du großartig wirst und nicht durchschnittlich bleibst. Folge dieser Kraft und du erreichst nicht nur deine Ziele, sondern findest deine Passion. Die Dinge, die dich wirklich begeistern, entstehen niemals zufällig, sie sind eng mir deiner Bestimmung verbunden. Vertraue ihnen und du fängst an, deinen eigenen Mount Everest zu erkennen.
Als Kind wusstest du genau, was du werden wolltest und was deine Passion war, richtig, Amigo? Programmiere dich ganz neu und erkenne endlich die Dinge wieder, die du längst nicht mehr sehen kannst. Führe ein Gespräch mit einem alten Freund oder Familienmitglied und frag nach deinen kindlichen Interessen. Was hast du immer getan früher, was hat dich wirklich gefreut? Es sind genau diese Dinge, die wirklich nah an deiner wirklichen Passion und deinen wichtigsten Zielen sind. Finde diese magischen Dinge wieder und dann fülle sie mit Leben, jeden Tag. Echte Leidenschaft kommt nach echter Arbeit, nach echtem Training. Zu viele Menschen denken, dass sie erst ihre Passion finden müssen, um die Kraft zu haben, jeden Tag für etwas zu arbeiten. Es ist genau umgekehrt. Erst wenn du jeden Tag für etwas aufstehst, entsteht echte Passion, weil du wirklich gut wirst und dich in die Lernkurve verliebst. Du kultivierst ein Handwerk, die Zeit bleibt stehen. Wann gab es Momente in deinem Leben, in denen die Zeit stehen blieb? Momente, in denen du genau das gemacht hast, was dich am meisten erfüllt? In diesen magischen Augenblicken liegt das Geschenk deiner Begabung. Geh zurück an die Orte, die dir Inspiration schenken!
Öffne dich und dein Wesen für den Zauber des Lebens. Spüre die Kraft der Welt, die dich umschließt. Die Regentropfen auf deiner Haut. Die Sonne, die dich wärmt. Das Gefühl auf deiner Hand, die einem anderen Menschen hilft. Das Geschenk eines schönen Zufalls – wie die Verspätung unseres Fluges heute. Manchmal im Leben kreieren zu viele Abkürzungen eine Verspätung. Nimm dir Zeit, um zu verstehen!«
Noch 6:32 Stunden bis zum Abflug
Ich wollte Robs Aussage am liebsten unter irgendeiner Hokuspokus-Hippie-Fantasie verbuchen, aber dazu war dieser Mann einfach zu intelligent, zu cool und zu selbstsicher. Seine Worte klangen noch Minuten, nachdem sie seine Lippen verlassen hatten, tief in meinem Inneren nach. Ich wartete, und nach einer Pause, die sich anfühlte wie eine Ewigkeit, fragte ich Rob: »Woher weißt du das alles?«
Er lächelte wieder mit dem gleichen hochgezogenen Mundwinkel, drehte sich zu mir, legte sich mit seinen Zeigefingern die langen Haare hinter die Ohren und holte ein Foto aus seiner Brieftasche. »Weißt du, wer das ist?« Ich blickte auf das Foto und sah einen Menschen, der mich sehr an mich erinnerte. Ein Mann mittleren Alters, schwarzer Anzug – offensichtlich teuer –, etwas übergewichtig, müde Augen, leerer Blick. Daneben ein schwarzer Lamborghini. Das Auto wirkte ebenso mächtig und finster wie der Mann daneben. »Ich kenne die Person nicht«, sagte ich und gab ihm das Foto zurück. »Das ist Robert Boyd, einer der bekanntesten Marketingmanager von New York City. Einer der Mitgründer der größten Werbeagentur des Landes.« Das erklärte das Auto und den teuren Anzug. »Und was ist mit ihm?«
Rob sah wieder durch das große Fenster in die Sonne hinter dem Rollfeld. »Seine alten Freunde nannten Robert immer nur Rob. Der Mann auf dem Foto, das bin ich!« Ich war überrascht und etwas verwirrt. Die Person auf dem Foto sah Rob überhaupt nicht ähnlich. Die Figur, die Haare, die Hautfarbe, die ganze Aura dieses Menschen auf dem Foto hatten überhaupt nichts mit der Person zu tun, die hier am Gate C30 neben mir saß. Ich war beeindruckt von diesem neuen und so offensichtlich zum Guten veränderten Robert »Rob« Boyd. Aber wie konnte jemand, der noch wenige Jahre zuvor so müde und ungesund gewirkt hatte – wie ein kranker alter Mann –, plötzlich so vital, fit, glücklich, jung und gutaussehend sein? War er es wirklich? Gab es ein Geheimnis? Eine neues Medikament oder den Brunnen des ewigen Lebens? Ich war unsicher. »Wirklich? Das ist kaum zu glauben, Rob!«
»Schau genau hin, Amigo!«, sagte er und hielt mir das Foto ein weiteres Mal vor. Und doch, die Augenpartie war auf den zweiten Blick unverkennbar. Der Mann auf dem Foto, neben dem Lamborghini, war Rob, der coole, fitte Typ mit den zerrissenen Jeans und den langen Haaren, der hier neben mir saß. »Was ist passiert?«, fragt ich sofort. »Wo ist der Anzug? Wo ist der Mann auf diesem Foto? Du hast dich unglaublich verändert.« »Der Mann auf diesem Foto hat nicht auf seine Zeit aufgepasst. Ich habe als Robert Boyd, der goldene Junge von New York City, über zehn Jahre meines Lebens verloren. Diese zehn Jahre bekomme ich nie wieder zurück. Ich wollte nicht den gleichen Tag immer wieder neu leben und das mein Leben nennen. Das ist kein guter Plan für die Zukunft, sondern eine schlechte Entschuldigung für die Gegenwart. Seit ich besser auf meine Zeit aufpasse, gehört Robert Boyd nicht mehr in mein Leben.«
Ich war sprachlos. »Wie konntest du einfach aufhören? Was war mit der Firma, der ganzen Verantwortung? Du musst mir erklären, wie so ein harter Einschnitt überhaupt möglich ist und was dich auf diesen Weg geführt hat.« Robs Mundwinkel hob sich wieder an, als ob er sich freuen würde, diese lebenswichtige Entscheidung noch einmal zu durchleben. »Ich musste mich entscheiden«, sagte er und erzählte von den Jahren auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Von unvorstellbarem Druck, 18-Stunden-Tagen und viel zu wenig Schlaf. All das gerechtfertigt durch die besten Weine, die saftigsten Steaks, die teuersten Zigarren und die schönsten Frauen. Es gab viele Freunde, aber wenig Freundschaft. Lautes Lachen, aber keine Freude. Perfekte Sauberkeit und Eleganz, trotz tiefstem Schmutz. »Nicht jeder ist dafür bestimmt, ein Teil deiner Zukunft zu sein. Ich vermisse keinen einzigen der Menschen von damals, sie mich sicher auch nicht. Wenn du aufhörst, falsche Freundschaften zu verfolgen, und anfängst, dich mit dir selbst anzufreunden, wirst du deine eigene Gesellschaft genießen lernen, während die richtigen Menschen endlich den Weg zu dir finden. Auch wenn es oft weh tut, sich von Menschen zu trennen – vergiss nicht, deine dunkelsten Tage machen dich besonders. Das Leben passiert für dich, Amigo, nicht gegen dich.«
Robs Kerze – sein Lebenslicht – brannte damals schneller, als er jemals gedacht hätte. Er erzählte von einer Routineuntersuchung bei seinem Hausarzt. Der Arzt sagte damals zu ihm: »›Herr Boyd‹, und Jason, Amigo, ich werde nie vergessen, wie er mir dabei über seine Lesebrille hinweg tief in die Augen schaute, ›Sie können unmöglich so weitermachen. Entweder der Job oder Ihre Gesundheit!‹« Es wurde für einen Augenblick ruhig zwischen mir und Rob. »Ich habe sofort eine Reise gebucht, drei Wochen Hawaii. Kahului, weg von allem. Wenn du etwas willst, was du noch nie hattest, musst du etwas tun, was du noch nie getan hast. Ich wollte Ruhe. Also musste ich aufhören, mich so zu verhalten, als ob ich zwei Leben hätte. Ich musste weg von allen Kollegen, den Meetings, den schicken Abendessen, den exklusiven Partys.«
Rob sah mich mit seinen glasklaren blauen Augen an und sprach weiter: »Ich musste über das nachdenken, was der Doc mir gesagt hatte. Also mietete ich mir eine kleine Hütte am Strand und nahm mir zum ersten Mal Zeit für mich. Ich musste weg. Du kannst dich nicht am gleichen Ort wiederfinden, an dem du dich verloren hast. Die Suche musste aufhören, denn es geht im Leben nicht um das Suchen, sondern um das Entscheiden und das Erschaffen.« Ich konnte sehen, wie Rob innerlich leuchtete, als er mir von seiner Zeit am Strand von Kahului erzählte. Er gelangte an einen Ort, dessen Mystik, unbändige Natur und uralte Traditionen auch mich schon immer fasziniert hatten. Er erzählte von den Menschen, die er traf, junge einheimische Surfer. Mit den ersten Sonnenstrahlen kamen sie täglich zum Strand, stundenlang surften sie die größten Wellen der Welt. Im Einklang mit der Macht der Meere, frei von Zeit und Druck. Rob genoss die Freundlichkeit, die Lockerheit, die Wärme und den ganz neuen Blick auf das Leben, den er von diesen SurferJungs lernte.
»Fast alles funktioniert wieder, wenn du kurz mal den Stecker ziehst«, sagte er und erzählte mir von der Sprache des Meeres: »Das Rauschen der Wellen spricht zu dir und jeder Wassertropfen birgt die Geheimnisse des Ozeans. Wilde Meere wühlen das Herz auf, inspirieren endlose Fantasien und füllen das Leben mit Freude. Das zeigten mir die einheimischen Surfer, ohne dabei Worte zu sprechen. Sie brauchten nicht viel, um erfüllt zu sein. Und das bisschen, was sie hatten, teilten sie mit mir, weil sie merkten, dass ich arm war – vor lauter Reichtum. Vor einer großen Welle sind wir alle gleich, und sie kommt immer, egal wer du bist. Du kannst sie nicht anhalten, aber du kannst lernen zu surfen.«
In dieser bezaubernden Lebenswelt fing Rob an, sich wieder lebendig zu fühlen. Er entdeckte die wahre Freude, die Neugier und das echte Glück. »Es war, als wenn eine innere Stimme mir gesagt hätte, dass ich an einem Ort wie diesem leben musste und dass ich viel weniger brauchen würde, als ich dachte, um wirklich frei zu sein und das wiederzufinden, was ich im Leben verloren hatte. Zum ersten Mal entschied ich befreit von beengender Logik ganz intuitiv, aus der Freiheit des Herzens und nicht rational. Ich verkaufte alles, was ich besessen hatte – und bereise seitdem die Welt. Ich surfe. Ich genieße. Ich habe nichts außer meinem Surfbrett und den Dingen in meinem Rucksack. Ich bin so glücklich wie noch nie zuvor in meinem Leben.
Ich habe wiedergefunden, was vergessen war. Mein Dasein ist so viel leichter, seit ich die Wellen des Lebens zu surfen gelernt habe. Menschen denken immer, dass Leben ist ein Kampf. Sie schwimmen gegen Wellen, jeden Tag. Seit ich losgelassen habe, trägt mich die Strömung. Ich vertraue dem Leben, meinem Herz, dem Gefühl. Das ist mein neues Leben«, sagte er und sein Blick wanderte dabei zufrieden an sich herunter, über die Jeans zu den Flipflops und seinen gebräunten Füßen. Die endlosen Strände und das klare Wasser hatten seine Gedanken gereinigt und sein Herz geweckt. Er hatte schon vorher die ganze Welt bereist, aber noch nie zuvor ihre wahre Schönheit erkannt.
Ich war fasziniert. Dieser Exwerbemogul-Surfer-Hippie wühlte etwas in mir auf. »Wie kannst du glücklich sein, ohne etwas zu besitzen?«, fragte ich sofort. »Woran erfreust du dich?« »Die schönsten Dinge im Leben sind keine Dinge, Jason. Echtes Glück kommt von innen nach außen, nicht von außen nach innen.« Dieser Satz schoss wie ein Pfeil in meine Brust. Ich fühlte mich ertappt von einem Menschen, den ich gar nicht kannte. Gleichzeitig erinnerte mich sein Gedankengang aber auch an die zahllosen Gurus, Motivationstrainer und Wunderheiler, die ich aus dem Fernsehen kannte. Ich war skeptisch und doch interessiert. Seine Worte trafen Stellen in mir, die schon lange nicht mehr berührt worden waren.
»Doch wie funktioniert Glück von innen nach außen?«, fragte ich. Offensichtlich hatte Rob wiedergefunden, was die steile Karriere seine Seele hat vergessen lassen. Er hatte ein neues Leben angefangen, voller Harmonie und Wahrheit, voller Glück und Erfüllung von innen. »Ah, es gibt nichts, was so leicht und gleichzeitig so schwer ist wie das Glück von innen«, sagte er. »Alles, was du brauchst, um echtes Glück von innen zu spüren, hast du bereits in dir. Dir fehlt nichts. Du musst dich nur daran erinnern, wie dein Glück funktioniert.«
»Wie Glück funktioniert?«, erwiderte ich sofort. »Glück ist doch keine Mechanik!« »Dein eigenes Glück zu finden, ist eine Fähigkeit. Wenn du sie beherrschst, funktioniert sie – immer. Du kannst dein Glück kreieren, selbst und jederzeit. Das Gefühl, wenn du jemandem hilfst, wenn du ehrlich bist, wenn du dein Bestes gibst und etwas Neues lernst, wenn du dich ehrlich entschuldigst oder jemandem in die Augen schaust und sagst, wie sehr du diese Person liebst – das ist echtes Glück, Jason, und das kannst du jederzeit haben. Es ist das Gefühl, das durch deine Handlungen ausgelöst wird. Nicht das Gefühl, das durch deine Anschaffungen ausgelöst wird. Diese beiden Gefühle werden oft verwechselt, weil du dir wahres Glück vorstellst, wenn du über deine materiellen Wünsche nachdenkst – ein Trugschluss! Erst wenn du die Anschaffung dann tatsächlich gemacht hast, spürst du den Unterschied und verstehst, dass dir echtes Glück verwehrt geblieben ist.«
Noch 6:18 Stunden bis zum Abflug
Wir schwiegen eine Weile. Ich war gefesselt, ich wusste genau, worüber er sprach: jedes Auto, das ich mir jemals gekauft hatte, meine schwere silberne Uhr, die ich letzten Sommer in Rom erstanden hatte, die teure Designerkleidung. Der Wunsch, diese Dinge zu besitzen, hatte mich immer glücklicher gemacht, als sie tatsächlich zu besitzen. Ich verstand, dass echtes Glück ein Gefühl war, das ich auf meine materiellen Wünsche projizierte. »Ja«, sagte ich leise immer wieder vor mich hin. »Ja.« Und plötzlich erfasste mich eine Grundsatzfrage: »Wenn sich jeder Mensch selber glücklich machen kann, warum sind dann so viele Menschen unglücklich?« »Sehr gute Frage, Amigo!«, sagte Rob und antwortete mit ruhiger Stimme: »Das Leben belohnt den Mut der Menschen. Um wirklich glücklich zu sein, musst du wirklich mutig sein. Du musst den Mut besitzen, die Wahrheit zu sagen, auch dem zu vergeben, dem es nicht einmal leid tut. Den Mut, Menschen zu helfen, auch wenn sie dir niemals helfen können. Den Mut, deine Maske abzunehmen, echte Emotionen zu zeigen, an Liebe zu glauben und nicht an Angst.
Im Leben gibt es doch eigentlich nur Liebe oder Angst. Wenn du den Mut hast, dich für Liebe zu entscheiden, wirst du immer glücklich sein. Jedes böse Wort verliert sofort seine Kraft, wenn du an Liebe glaubst. Egal in welcher Religion oder Philosophie, alle Meister jeder Zeit kannten dieses Geheimnis und liebten voller Mut, obwohl Angst allgegenwärtig war. Sie liebten ihre Mörder und ihre Verräter. Liebe machte sie unsterblich. Wer den Mut hat zu lieben, wird immer glücklich sein. Und leider, Jason, sind die wenigsten wirklich mutig. Traurig ist, dass wenige selbst schuld daran sind.«
»Wie meinst du das?«, fragte ich und reflektierte über mein eigenes Leben, über Momente, in denen ich nicht ganz offen war, auch eine Art Maske trug, hinter der ich meine Unsicherheiten versteckte, Angst anstatt Liebe lebte und mir damit mein Glück verwehrte.
Rob erzählte von der Gefahr, die Person zu werden, hinter deren Maske man sich jeden Tag versteckt. »Wir werden zu der Person, die wir vorgeben zu sein. Es kommt der Zeitpunkt, an dem wir diese Maske nicht mehr abnehmen können, ohne dabei auch etwas Haut mit abzureißen. Der Mut muss größer sein als der Schmerz, aber das falsche Umfeld kann den Mut eines Menschen zerstören. Die Kindheit. Der Einfluss der Gesellschaft. Die Werbung, die den Menschen ständig zeigt, wie sie aussehen müssen, was sie tragen müssen, welche Autos sie fahren müssen, um glücklich zu sein. Eine ewig fortlaufende Geschichte aus falschen Versprechungen. Der Mut, da auszusteigen, die eigene Rolle abzulegen und zu lieben, das ist der erste Schritt zurück zum Glück. Schau mich an: Ich hatte alles. Aber ich habe noch nie in meinem Leben so viel Mut aufbringen müssen wie für die Entscheidung, alles wegzugeben und neu anzufangen – mit echtem Glück als Ziel. Es war der wichtigste Schritt meines Lebens.
Dein Glück im Leben wird durch das Glück bestimmt, was du anderen gibst durch deinen Glauben an die Liebe. Und du musst bei dir selbst anfangen. Du musst zurückfinden zu deinem echten Glück. Dich selbst wieder lieben lernen. Dann erst kannst du andere glücklich machen. Dann erst kannst du andere lieben. Nur die Hand, die gibt, kann auch etwas annehmen. Echter Charakter zeichnet sich durch das aus, was du für Menschen tust, die nichts für dich tun können. Du bekommst niemals das, was du willst, aber immer das, was du gibst.«
Ich fühlte mich, als wüsste ich genau, wovon Rob sprach, obwohl ich seine Worte so noch nie gehört hatte. Es war, als würde er mir Wahrheiten aufzeigen, die ich bereits kannte, ohne sie je zuvor gehört zu haben. Jetzt war ich wirklich interessiert.
»Wie genau kann ich Glück von innen lernen? Gibt es Techniken?«, fragte ich Rob.
»Lebe, um zu geben – das ist alles, worum es hier geht! Ich lernte während meiner Zeit in New York, dass man sich wirklich leer fühlen kann, auch wenn man offensichtlich alles hat. Es war, als hätte ich Löcher in mir.«
Ich wusste genau, wovon er sprach. »Jeder Mensch hat diese Löcher in sich, Jason. Angst, Trauer, Einsamkeit, Unsicherheit. Diese Löcher kannst du aber niemals von außen füllen. Glaub mir, ich habe es versucht. Mit Geld, Sex, Macht, Autos, Kleidung, Drogen, Medikamenten – es funktioniert nicht, es macht die Löcher nur noch größer. Ich sehe Menschen, die ihren Beruf hassen, die sich Geld leihen, um Dinge zu kaufen in der Hoffnung, dass sie glücklich werden. Und weil sie sich Geld geliehen haben, sind sie gezwungen, noch härter, noch länger zu arbeiten, in einem Beruf, den sie dann noch mehr hassen als vorher. Geld besteht aus Zahlen und Zahlen haben kein Ende. Wenn du in Zahlen nach Glück suchst, wird deine Suche niemals enden. Und ein materieller Wunsch, der erfüllt wird, verschwindet nicht. Er wird durch einen neuen Wunsch ersetzt. Ein Weg ohne Endpunkt, der wahres Glück in immer weitere Ferne rücken lässt, obwohl du dir nichts sehnlicher wünschst, als endlich anzukommen und deine Träume zu leben. Das tut wirklich weh.«
»Wie kann man denn von diesem endlosen Weg abkommen? Wie hast du das geschafft? Wie hast du deine Löcher gefüllt?« Rob schaute auf und sagte sanft: »In dem ich anderen Menschen dabei helfe, ihre Träume zu leben, lebe ich das Leben meiner Träume. Gib, teile, freue dich an der Freude und am Erfolg anderer! Schenke Menschen jeden Tag die Kraft deiner ehrlichen Nettigkeit! Und sofort schenkt dir deine Seele die Heilung deiner tiefsten Schmerzen. Die Welt ist voll guter Menschen, Amigo, und wenn du keine finden kannst, sei selbst einer. Wenn du dich nicht selbst glücklich machen kannst, mach jemand anderen glücklich, und der Rest passiert von ganz allein. Immer dann, wenn du in wahrem Einklang mit deiner Persönlichkeit Entscheidungen triffst, wachsen deine Selbstachtung und dein Stolz. Du brauchst dazu nichts außer dein reinstes Wesen und dein Herz.«
»Kannst du mir bitte noch etwas genauer erklären, was ich tun kann, um mehr Selbstachtung durch meine Entscheidungen zu bekommen? Ich glaube, ich verstehe es noch nicht ganz, Rob.«
»Lächele fremde Menschen an, Amigo.«
»Was?«, fragte ich ungläubig. »Das kann doch nicht reichen, um meine Unsicherheiten und Ängste zu ändern. Das klingt zu einfach.«
»Viele Dinge, die Menschen glücklich machen, sind einfach, aber das heißt nicht, dass sie automatisch getan werden. Oft sind es vor allem die einfachen Dinge, die vernachlässigt werden. Wünschst du dir nicht oft, du hättest die Möglichkeit, jemanden ein zweites Mal zum ersten Mal kennenzulernen? Ehrliche Nettigkeit zu zeigen, führt dazu, eine echte menschliche Verbindung zu spüren. Im Grunde sind wir doch alle gleich, Amigo. Dieselbe Sonne wärmt unsere Haut und wir atmen die gleiche Luft. Je mehr Verbindung du spüren kannst, desto mehr ehrliche Achtung und Mitgefühl kannst du schenken und zurückbekommen. Frag dich ehrlich: Wann hast du das letzte Mal jemanden Fremdes angelächelt, Jason?«
Er hatte recht. Ich nahm die fremden Menschen in meinem Umfeld schon lange nicht mehr wirklich wahr, und schon gar nicht lächelte ich sie an. »Versuch es mal!«, sagte Rob, wieder mit seinem leichten Grinsen und dem angehobenen Mundwinkel. »Es ist egal, wen du aussuchst, aber lächle ehrlich! Wie andere sich in deiner Gegenwart fühlen, sagt viel mehr über dich aus, als du denkst.«
Und plötzlich wurde ich nervös. Ich fühle mich beobachtet. Ich verstand jetzt, was Rob meinte, als er sagte, dass es Mut erfordert, Dinge zu tun, die so einfach scheinen. Es wäre leichter gewesen, niemanden anzulächeln und mein Umfeld einfach zu ignorieren, so wie sonst auch. Aber ich vertraute Rob und sah mich am Gate C30 um. Alle Fluggäste von Flug 0691 saßen um uns herum. Es war ein gemischtes Bild: Geschäftsleute, Familien, junge und alte Menschen. Mein Blick blieb bei einer älteren Dame hängen, sie sah nett aus. Sie schien zu bemerken, dass ich sie ansah, und unsere Blicke trafen sich. Ich spürte ganz deutlich, fast körperlich, dass wir uns ansahen. Ein sehr intensives Gefühl, das ich lange nicht mehr gespürt hatte. Ich war wirklich nervös. Ich atmete tief ein – und lächelte sie an. Was geschah, war unbeschreiblich. Ich konnte wie in Zeitlupe sehen, wie mein Lächeln sie traf und wirklich überraschte. Sie freute sich und lächelte zurück. Wir hatten zusammen eine ganz einzigartige Energie der Freude und des Glücks erschaffen, die uns gegenseitig zufloss. Wir haben in diesem Augenblick gemeinsam unser eigenes Glück kreiert.
Ich war überwältigt. Unsere Blicke trennten sich und ich war tief berührt. Ich war froh, voller Euphorie. Ich hatte etwas gegeben, Mut bewiesen und echtes Glück zurückbekommen. Rob schaute mich an und sagte mit einem breiten Grinsen: »Gut, Amigo, du lernst schnell! Glück zu kreieren, ist eine der wichtigsten Lektionen deines Lebens und dabei viel simpler, als du denkst. Ein Lächeln kann eine Freundschaft starten, ein Wort kann einen Streit beenden, ein Blick kann eine Beziehung retten und ein einziger Mensch kann dein Leben verändern.