Kitabı oku: «Zeitreise auf Abwegen», sayfa 4
6. Kapitel
Die Belastungen hinsichtlich der doppelten Haushaltsführung waren in den letzten Wochen nur schwer zu verkraften, weshalb wir uns hier und da etwas einschränken mussten.
Derweil bemühte ich mich, um eine neue Anstellung und schrieb mehrere Bewerbungen an verschiedene Unternehmen in der Region, bekam aber während dieser Zeit nur Absagen.
Schon nach einigen Tagen erhielt ich per Post die eingesandten Bewerbungen zurück, mit der Begründung, man passe nicht in das Profil und außerdem suche man Bewerber aus einem anderen Umfeld. Und so blieb mir nichts anderes übrig, als mich mit meiner derzeitigen Situation abzufinden.
Natürlich war Elke alles andere als begeistert, als ich ihr doch noch die Geschichte über jene Auseinandersetzung mit dem Geschäftsführer schilderte. Letztendlich hinderte das Elke aber nicht daran, den Bau unseres Eigenheims noch einmal zu verschieben, zumal der Auftrag schon unter Dach und Fach war.
Als Elke eines Tages abermalig auf das Dorf zu Silka und Julian fuhr, blieb mir nicht mehr viel Zeit, um mich von Elke zu verabschieden, weil ich an diesem Tag noch einen Termin zu einem Vorstellungsgespräch wahrnehmen wollte.
Nach einem reichhaltigen Frühstück schaffte ich zunächst Ordnung in unseren vier Wänden im Wohnblock. Anschließend zog ich die Cellophan Planen vom Sofa und von der Schrankwand und räumte den restlichen Bauschutt weg.
Die allgemeinen Versorgungslücken der letzten Tage wurden durch die Wohnungsverwaltung endgültig geschlossen. Ein neuer Aushang im Treppenhaus informierte umfassend über die derzeitigen Baumaßnahmen bezüglich unseres Wohnblocks. Somit wurde Wasser und Elektrizität dem privaten Haushalt wieder tagtäglich zur Verfügung gestellt, ohne dass man dabei auf andere Versorgungsträger zurückgreifen musste. Bis auf die Außenfassade, wo immer noch das Baugerüst stand und Bauschutt lag, war jetzt soweit alles im Reinen.
Ich packte meine Bewerbungsmappe in die Aktentasche, zog ein frisches Hemd an und fuhr wieder ins Zentrum unserer Stadt. Aber irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass es erneut Probleme geben könnte, die darauf schließen lassen, was zuletzt vorgefallen war. Nach einem kurzen Intermezzo mit dem Personalleiter jener Firma, stellte ich kurz mein Bewerberprofil vor. Anschließend begann das Frage- und Antwortspiel, dass ich zu meiner Verblüffung einigermaßen beherrschte. Der Personalleiter nahm meine Bewerbung zur Kenntnis, ließ aber offen, ob eine Einstellung in absehbarer Zeit möglich sei.
Wieder sah ich mich getrieben von der Hektik, die das Zentrum der Stadt versprühte und so zog es mich im Anschluss daran, wieder in jenes Restaurant, wo mein Cousin Michael als Kellner arbeitete. Wie beim vorherigen Mal setzte ich mich an einem Tisch in die Ecke und bestellte ein kleines Menü. Nachdem ein anderer Kellner das Essen servierte, fragte ich nach Michael, woraufhin dieser mir mitteilte, dass Michael heute seinen freien Tag hat und er erst Morgen wieder im Restaurant kellnert. Daraufhin kramte ich in meiner Jackentasche, zog die Visitenkarte von Michael heraus und wählte dessen Rufnummer. Nach einem kurzen Besetztzeichen meldete sich Michael mit durchdringender Stimme am Apparat.
>>Hallo wer da?<<.
>>Dreimal darfst du raten<<, entgegnete ich.
>>Clemens, prima das du anrufst…, gibt es irgendwas neues zu berichten?<<.
>>Nur so viel, ich bin gerade im Restaurant am Anger und hab dich dort gesucht<<.
>>Tja, heute habe ich meinen freien Tag, aber am Abend gebe ich ein Gastspiel in der Rotplombe, wenn du Zeit hast, dann komm doch heute Abend einfach vorbei<<.
>>Mal sehen, wie sich das Einrichten lässt<<, gab ich zur Antwort.
>>Also Clemens bis heute Abend…<<.
Das Gespräch wurde abrupt unterbrochen, dadurch das Michael einfach auflegte.
Nahezu pausenlos fuhren Straßenbahnen durch das Zentrum der Stadt Erfurt.
An einem Zeitungskiosk kaufte ich schließlich ein paar Zeitschriften und zwei Tageszeitungen in der Hoffnung, einen passenden Job in den Stellenanzeigen zu finden.
Aber erst zu Hause schaute ich mir in aller Ruhe die Anzeigen genauer an. Jedes Mal, wenn ich ein interessantes Stellenangebot entdeckte, machte ich mir diesbezüglich eine Randnotiz in der jeweiligen Zeitung oder Zeitschrift. Zwischendurch schaute ich mir auch eine ganze Reihe artfremder Anzeigen an und entdeckte dabei eher zufällig eine gerahmte Anzeige, die für Hormonpräparate aus der Schweiz Werbung machte.
“Die Firma MPS mit Sitz in der Schweiz ist führend in Chromosomen- und Hormonforschung und Gewinner von Auszeichnungen. Innovation und jahrelange Forschung haben unsere Firma in der Schweiz zu einem der aufstrebenden Global Trader werden lassen. Unsere Lifestyle Hormone sind von höchster Qualität und garantieren einen sicheren Umgang für ihre persönliche Entscheidung zu unseren Produkten. Fordern Sie noch heute den großen Farbkatalog an.”
Die Anzeige schien interessant zu sein, zumal mir bekannt war, dass die Schweiz zu den innovativsten Ländern der Welt zählte. Kurz notierte ich mir die Adresse dieser Firma MPS in mein Notizbuch. Fortwährend schrieb ich einen Brief und bat um die Zusendung jenes Katalogs von dieser Firma. Im Anschluss daran brachte ich den Brief zur Post, in der Hoffnung, von dort eine Antwort zu erhalten.
- : -
Die Reklame an der Rotplombe leuchtete in farblichen Nuancen, als ich am Abend kurz nach einundzwanzig Uhr dort eintraf. Es waren schätzungsweise zwei Dutzend Gäste dort, die sich zum größten Teil am Tresen an einer Bar aufhielten. Musikalische Unterhaltung aus einer Art Musik Box dröhnte aus mehreren Lautsprechern in den kleinen Saal. Mein Blick erhaschte die Bühne im Saal, wo in der Mitte eine E-Orgel stand. Offensichtlich hatte das Abendprogramm noch nicht begonnen, daher beschloss ich, vorerst an die Bar zu gehen, wo sich fast alle Gäste aufhielten. Im dichten Gedränge stand ich am Tresen, trank mein Bier und beobachtete das Geschehen im Club. An einer der Wandseiten rechts neben dem Tresen hingen einige Poster von bekannten Künstlern, die dort bereits auftraten. Fast zeitgleich fing eine drei Mann Combo an, auf der Bühne zu musizieren. Es hörte sich gleich zu Anfang fürchterlich an, so dass ich mir für einen Moment beide Ohren zuhielt. Aus den Lautsprecherboxen dröhnte es in einem Schallpegel, der jenseits der Dezibel Grenze lag. Jemand wollte mir noch irgendetwas sagen, aber leider verstand ich kein einziges Wort mehr. Als ich wieder rüber zur Bühne schaute, erkannte ich meinen Cousin Michael, der an der Orgel stand. Ein anderer Musiker spielte neben Michael Gitarre, der sich im Rhythmus der Musik bewegte.
Ich war mir völlig im Klaren darüber, dass Michael mich hier am Tresen der Bar nicht sehen konnte und so hoffte ich auf einen günstigen Moment.
Als die ersten drei Lieder gespielt waren, setzte eine kurze Unterbrechung ein, weil
eine Lautsprecherbox auf der rechten Seite ausgefallen war. Eiligst bewegte sich ein junger Mann zur Bühne, der das Problem in Augenschein nahm. Infolge des technischen Eingriffs, gab es zuerst eine Rückkopplung, bevor dann auch noch die Spots ausfielen.
Derweil verschanzte sich die Combo hinter der Bühne und wartete auf ein Zeichen ihrer Crew, als es zwischenzeitlich im Saal unruhig wurde. Einige der Gäste machten sich durch Zwischenrufe bemerkbar. Es dauerte noch einige Minuten, bis die Combo endlich weiterspielte.
Ich hatte keine Ahnung, wie lange die Unterhaltung an diesen Abend noch andauern würde und so beschloss ich näher an die Bühne heranzutreten, in der Hoffnung, dass Michael mich von meinem Platz aus sehen würde. Auch die anderen Gäste des Clubs standen jetzt unmittelbar vor der Bühne und bewegten sich im Takte der Musik.
Zwischenzeitlich war der Club voll mit neuen Gesichtern, wobei ich mir nicht sicher war, Personen aus jenem Umfeld zu kennen. Die Combo spielte ihr Programm ohne Unterbrechung weiter.
Den ganzen Abend über wartete ich auf eine Veränderung der Lage, die sich aber erst zu später Stunde einstellte.
Ich bestellte mir noch ein Bier an der Bar und redete mir förmlich ein, wie töricht es doch von mir war, jenen Club betreten zu haben. Diese Musik passte ganz und gar nicht zu meinem Geschmack. Hier überzeugte mich wenig, bis auf diese anmutenden amourösen Poster von Künstlern an der Wand, die ich erneut aus der Ferne betrachtete.
Als die Combo aufhörte zu spielen, applaudierten einige der anwesenden Gäste. Jetzt applaudierte auch ich und ging anschließend wieder rüber zum Tresen an die Bar, als mich nach geraumer Zeit jemand von hinten ansprach.
>>Clemens, hast dich ja doch noch her getraut<<.
Sofort drehte ich mich um und erkannte Michael.
>>Man, hast du mich jetzt aber erschreckt<<, fauchte ich Michael an.
>>Sorry Clemens, das wollte ich nicht<<.
>>Was ist Michael, macht ihr gerade eine Pause?<<.
>>Nein unsere Vorstellung hier im Club ist für heute Abend beendet. Außerdem dürfen wir nach dreiundzwanzig Uhr nicht weiterspielen, wegen der Gastspielverordnung.
Clemens was ist, wollen wir zusammen ein Bierchen trinken?<<.
Ich schaute auf die Uhr und stellte fest, dass es kurz vor Mitternacht war. Schließlich willigte ich aber ein und Michael bestellte bei Holger noch zwei Bier.
>>Hättest ja gestern den Telefonhörer nicht gleich auflegen brauchen<<, brachte ich hervor.
>>Mein Akku im Handy war leer, sonst hätte ich gern zurückgerufen. Was macht eigentlich dein Hausbau oder wohnst du schon nicht mehr in der Stadt?<<.
>>Im Moment halte ich noch die Stellung in unserer Wohnung. Gerade jetzt, wo doch die Sanierungsarbeiten noch am Laufen sind. Elke ist momentan nur noch ein paar Tage unter der Woche hier in der Stadt. Die übrigen Tage wohnt Elke bei Silka auf dem Dorf<<.
>>Wer ist denn Silka?<<.
>>Du kennst Silka nicht?<<.
>>Na hör mal!, woher denn?<<.
>>Silka ist die Schwester von Elke, die sich mitunter auch um meinen Sohn Julian kümmert<<.
>>Wie hat dir denn heute Abend unser Musikprogramm im Club gefallen?<<.
>>Irgendwie hast du meinen Geschmack nicht gerade getroffen, aber wenn ich sehe, wie viele Gäste heute Abend im Club waren, habe ich so meine Zweifel, ob Eure Musik noch populär ist<<.
>>Na wenn schon, beim nächsten Mal sind es mehr Gäste und darauf trinken wir jetzt noch einen!<<.
Michael bestellte bei Holger noch zwei Bier und dazu zwei Doppelkorn. Mir war schon ganz schlecht von dem vielen Bier, so dass ich erst einmal in Richtung Toilette lief.
Als ich zurückkam, signalisierte mir Michael, dass der Club bald schließen würde, wenn die Zahlen nicht stimmen. Michael mokierte sich regelrecht über den Clubbesitzer, der nur an seine Zahlen denke und eben wenig Initiative zeige, um den Club am Leben zu erhalten.
Während Michael kritische Töne verlauten ließ, schwärmte Holger von etwas Großem, was der Club hergeben sollte.
Die meisten Gäste waren schon gegangen, als wir noch endlose Diskussionen über den Club führten und über alltägliche Dinge, die unser Leben bestimmten, bevor wir gemeinsam gegen zwei Uhr in der Früh den Club verließen.
Auf beiden Beinen schwankend fand ich den Weg irgendwie noch allein nach Hause, als ich mich von Michael und Holger verabschiedet hatte.
7. Kapitel
Am nächsten Morgen hatte ich eine regelrechte Katerstimmung. Mein Kopf summte noch im Takte dieser fürchterlichen Musik von jenem Club. Ich lief in die Küche und kochte mir einen Pott Kaffee. Durch das Küchenfenster konnte ich vereinzelt Handwerker sehen, die gerade dabei waren, Handwerkszeug aus einem Baucontainer auf die gegenüberliegende Straßenseite zu räumen.
Der Himmel war mit dichten Wolken überzogen, aus denen ab und zu ein paar Schneeflocken rieselten. Das Thermometer am Fenster zeigte um die Null Grad an. Vorsichtig drehte ich am Ventil des Ölofens, so dass Öl in den Behälter floss. Sobald der Boden des Trichters mit Öl bedeckt war, entzündete ich ein Streichholz. Schnell kroch die Flamme am Trichter empor.
Anschließend schloss ich den Deckel am Ofen und stellte das Ventil auf Stufe drei. Es dauerte nicht lange, bis eine gewisse Raumtemperatur im Wohnzimmer erreicht wurde. Völlig entspannt setzte ich mich auf das Sofa und schaute mir noch einmal die Fachpublikationen für unser Eigenheim an. Unter der Rubrik “Konzept Hausbau” fanden sich gleich mehrere Anleitungen hinsichtlich der Eigenleistungen, die in einem möglichen Rahmen lagen.
Auf einem Blatt Papier machte ich mir ein paar Skizzen zu den Angaben, die ich der Fachpublikation entnahm. Hauptsächlich ging es aber darum, wie ich am effektivsten die einzelnen Tätigkeiten kombinieren kann, um Kosten und Zeit zu sparen. Dieser Grundgedanke löste die Art und Weise meiner Vorbereitungen, dabei berücksichtigte ich auch die Bauleistungen durch die Baufirma. Zum Schluss fasste ich noch einmal mein Konzept für die Eigenleistungen zusammen, welches ich Elke beim nächsten Besuch präsentieren wollte.
Noch einmal schaute ich aus dem Küchenfenster, als im selben Augenblick das Telefon klingelte und Elke sich am anderen Ende der Leitung meldete.
>>Clemens ich wollte nur mal hören, ob du auch ohne mich gut zurechtkommst<<.
>>Schatz, ich bin gerade dabei ein schlüssiges Konzept zu erarbeiten, bezüglich unserer Eigenleistungen<<.
>>Es ist ja schön, dass du dir inzwischen auch mal Gedanken über unseren Hausbau machst…<<.
>>Hör mal zu Elke, ich beschäftige mich schon immer mit deinem Wunsch vom Eigenheim, das ist dir bloß noch nicht weiter aufgefallen<<.
>>Na gut Clemens, dann will ich dich nicht weiter stören bei deinen Vorbereitungen<<.
>>Elke du störst überhaupt nicht. Gibt es denn mittlerweile irgendetwas neues zu berichten, oder weswegen hast du gerade angerufen?<<.
>>Die Hausbaufirma hat mit dem Erdaushub auf unserem Grundstück begonnen und Julian findet das alles ganz spannend, wenn der Bagger dort die Erde herausholt<<.
>>Das kann ich mir alles gut vorstellen. Dann ist es ja nicht mehr allzu lang, bis die Arbeiten am Fundament greifen<<.
>>Das soll wohl schon nächste Woche der Fall sein…<<, entgegnete Elke.
Elke berichtete Punkt für Punkt, was sich derzeit alles auf unserem Grundstück abspielte, dabei schilderte sie auch die wechselnden Witterungsverhältnisse, die die Arbeiten vor Ort zusätzlich erschwerten. Als Elke den Hörer auflegte, überlegte ich mir, was ich mit dem heutigen Tag noch anfangen könnte.
Zuerst schrieb ich wieder einige Bewerbungen an verschiedene Unternehmen in der Region.
Danach holte ich vier Adressaufkleber aus einer Schublade der Schrankwand und bedruckte anschließend die verschiedenen Briefe.
Irgendwie fand ich auch jenen handgeschriebenen Zettel in der Schublade, auf dem die Anschrift einer Person vermerkt war, von der mir Marina vor geraumer Zeit erzählt hatte.
Konnte es sein, dass Marina heute vielleicht bei ihrer Freundin übernachtete oder aber auch nur bei ihr zu Gast ist.
Irgendwie spielte es sich in meinen Hintergedanken ab, dass es wohl die letzte Gelegenheit für mich ist, dass ich Marina unter dieser Anschrift noch antreffen könnte. Außerdem musste ich damit rechnen, dass bald die Arbeiten an unserem Eigenheim greifen und sich dann nicht noch einmal eine Chance bot, Marina noch einmal in der Stadt anzutreffen. Eine Telefonnummer hatte ich nicht und so beschloss ich an diesem Nachmittag jener Anschrift auf dem Zettel einen Besuch abzustatten. Augenblicklich ging ich in den Flur, zog meinen Mantel über und verschwand zur Wohnungstüre nach draußen.
Der Wind wehte mir um die Nase, weswegen ich meinen Mantelkragen hochstellte.
Die tiefhängenden Wolken am Horizont kündigten länger anhaltende Schneefälle voraus.
Zu Fuß lief ich in das Zentrum unserer Stadt, vorbei an dem Augustinerkloster und weiter bis ich schließlich zu jener Adresse gelangte, die mir Marina gab.
Das Wohnhaus unter der Adresse hatte schon seine besten Jahre hinter sich, während an manchen Stellen schon der Putz abbröckelte, hing über dem Eingang eine Innschrift, die aus langer Tradition heraus in den Mörtel gemeißelt wurde. Die Innschrift enthielt eine Widmung, die ich aber nicht mehr lesen konnte und eine Jahreszahl wann das Wohnhaus errichtet wurde.
Unter dem angegebenen Namenszug klingelte ich zweimal kurz hintereinander.
Nach einer Weile öffnete sich oben links im Dachgeschoß ein Fenster und eine junge Frau Anfang zwanzig schaute heraus.
>>Zu wem möchten Sie denn, junger Mann?<<.
>>Hören Sie, mein Name ist Clemens Wagner und ich bin ein Bekannter von Marina<<.
>>Warten Sie!, ich komm gleich runter<<, rief die Stimme von oben.
Das Fenster im Dachgeschoß schloss sich und es dauerte noch einen Moment, dann hörte ich Schritte im Hausflur und eine junge Frau mit brünettem langem Haar stand plötzlich vor mir. So gut es ging erklärte ich ihr kurz mein Anliegen und dass mein Besuch nur obligatorisch sei. Die junge Frau deutete an, dass Marina diese Woche wohl nicht mehr zu ihr kommt und erst in vier Wochen wieder bei ihr zu Hause ist, aber wenn ich jetzt schon einmal hier wäre, dann könnte ich zumindest mit ihr gemeinsam eine Tasse Tee trinken und ein wenig plaudern. Ich willigte schließlich ein und wir liefen gemeinsam die Treppen im Hausflur hinauf.
>>Ich wusste gar nicht, dass Marina noch einen anderen Freund hat, außer Mark<<, entgegnete mir die junge Frau auf dem Weg nach oben.
>>Wissen Sie, ich kannte Marina bevor sie mit Mark zusammen war<<.
>>Ach so, dass wusste ich nicht. Übrigens ich heiße Janine<<.
>>Sehr erfreut, ich heiße Clemens…, Clemens Wagner<<.
Die Dachgeschoßwohnung befand sich in einem desolaten Zustand. An manchen Stellen konnte man zusehen, wie der Putz von der Decke rieselte. Auch die Holzdielen hatten ihre beste Zeit schon hinter sich gelassen. Abgesehen von den baulichen Veränderungen, machte die Wohnung aber eher einen gemütlichen Eindruck.
An den Wänden im Wohnzimmer hingen selbstgemalte Aquarelle und in einer Ecke links neben dem Sofa standen handgefertigte Skulpturen aus Gips, die kunstvoll bemalt waren. Insgesamt jedoch strahlte das Wohnzimmer auch eine gewisse Ruhe aus.
>>Sagen sie Janine, studieren Sie noch?<<.
>>Aber ja, die meiste Zeit bin ich jetzt hier in der Stadt, wo ich ein Praktikum absolviere<<.
>>Haben Sie die Skulpturen aus Gips selber gemacht<<, fragte ich Janine.
>>Gefallen sie Ihnen?<<.
>>Gar nicht so schlecht<<, ließ ich wissen.
>>Ja das war eine meiner ersten Arbeiten an der Hochschule…<<, während sie eine dieser Gipsfiguren in die Hand nahm und mir zeigte.
>>Janine darf ich Sie fragen, wann Sie Marina das erste Mal begegnet sind?<<.
>>Wir sind uns erstmals an einem Institut außerhalb der Stadt begegnet. Ich hatte dort auch einen Praktikumsplatz. Es war alles sehr aufregend und neu. Die Archäologischen Sammlungen, die wir restaurierten, stammten fast alle aus einer Zeit nach Christus. Der technische Leiter des Instituts überbrachte uns Inschriften, die wir zuerst rekonstruieren und dann übersetzen sollten. Eines Tages dann tauchte Marina auf, die uns bei der wissenschaftlichen Arbeit half. Nach Feierabend trafen wir uns dann öfter in einem Lokal am Fischmarkt<<.
Marina erzählte mir von ihrer Studienzeit und von einer Studentenwohnung in der Stadt.
>>Während meines Besuches lernte ich auch Marinas Freund Mark kennen. Ein sympathischer junger Mann mit viel Lebenserfahrung<<.
Janine ging in die Küche und kam kurz darauf mit einer Kanne Tee wieder.
Danach stellte Janine noch Kuchen und eine Schachtel Kekse auf den Tisch.
>>Clemens, nehmen Sie sich ruhig was Sie essen wollen…<<.
>>Haben Sie den Kuchen selber gebacken?<<.
>>Nein, der ist von meiner Oma<<.
>>Janine, glauben Sie eigentlich an die große Liebe?<<.
>>Oh ja, Sie etwa nicht?<<.
>>Doch schon, jedenfalls Marina war so etwas wie meine große Liebe. Aber wie das Leben eben halt so spielt, ist das Glück manchmal zum Greifen nah, man kann aber nicht daran festhalten<<.
>>Ich glaube, Sie lieben Marina immer noch<<.
Ohne dass ich darauf antworten wollte, fragte Janine einfach weiter.
>>Erzählen Sie mir doch einfach, wie Sie Marina kennengelernt haben?<<.
>>Janine, das ist schon sehr lange her. Ich arbeitete damals beim DLRG an einem Baggersee. Zuerst hatten wir nur Blickkontakt, bis es dann bei einer Begegnung zwischen uns gefunkt hat<<.
Janine überkam plötzlich ein Lachanfall.
>>So schnell ging das mit der Liebe. Und wie ist es dann weitergegangen?<<, fragte Janine voller Übermut.
>>Nun, wir trafen uns dann noch öfter, aber leider hatte Marina dann schon jemand anderes kennengelernt<<.
>>Mark?<<.
>>Nein, jemand vom Gymnasium<<, gab ich zur Antwort
>>Und wie sind Sie dann zu der Anschrift meiner Wohnung gekommen?<<.
>>Vor geraumer Zeit habe ich Marina in der Stadt getroffen. Da hat Sie mir erzählt, dass Sie ab und zu bei Ihnen übernachtet<<.
>>Jetzt waren Sie sicher nur mal neugierig, wo diese Freundin wohnt<<.
>>Sozusagen<<, pflichtete ich ihr bei.
>>Sind Sie jetzt enttäuscht?<<, fragte Janine.
>>Nein im Gegenteil. Mein Besuch bei Ihnen ist für mich eher eine Bereicherung<<.
>>In wie fern?<<.
>>Sie haben mir eine Facette Ihres Lebens offenbart. Das ist wie bei einem philosophischen Akt…<<.
In dem Moment klingelte es an der Wohnungstür. Janine rannte zuerst in die Küche, dann wieder in das Wohnzimmer und schaute dann aus dem Fenster.
Es sah so aus, als wenn noch jemand zu Besuch kommen würde. Ich stand auf und wollte mich gerade verabschieden, als Janine mir entgegentrat.
>>Es ist nur eine Studienfreundin von mir. Clemens bleiben Sie doch noch ein bisschen…<<.
Schließlich konnte ich den Bitten von Janine nichts entgegensetzen und blieb.
Die Freundin von Janine hieß Katharine und war sehr charmant und überaus eloquent.
Ihre sprachliche Ausdrucksweise überraschte mich geradezu.
Den Nachmittag über diskutierten wir über Aristoteles und Alexander den Großen und merkten kaum, dass die Zeit in Windeseile verstrich.
Zuweilen hörte man Tauben über der Wohnung im Dachgeschoß, die ab und an Gurrten und mit den Flügeln schlugen. Jedes Mal, wenn das der Fall war, brachen wir in ein Gelächter aus.
Erst am Abend verabschiedete ich mich von den beiden und hoffte darauf, Marina noch einmal zu begegnen.
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