Kitabı oku: «Ein tödliches Komplott», sayfa 3
2. Kapitel
Vereinigte Staaten, Washington D.C. (WA)
Im 9. Stockwerk des J. Edgar Hoover Building an der Pennsylvania Avenue stand der Special Agent James Lawrence an seinem Bürofenster und blickte hinaus auf die belebte Straße. Hinter ihm lagen mehrere Akten auf seinem Schreibtisch. Bereits seit einigen Wochen landeten fast täglich neue Hinweise dort. Auf jedem der braunen Umschläge stand neben seinem Namen das Kürzel SNB. Irgendeine Gruppierung in den Vereinigten Staaten gab sich als Bundesbehörde aus und schickte einfache Normalbürger wie Zugvögel durch die einzelnen Bundesländer. Sie transportierten Drogen, Waffen und sogar Sprengstoff von einem Ort zum Nächsten. Die Betroffenen hatten davon keine Ahnung.
Lawrence war der Agentenführer der vom Justizministerium der Vereinigten Staaten bestellt worden war, diesen Fall mit allen verfügbaren Mitteln aufzuklären. In seiner langen Karriere konnte er schon einige schwere Verbrechen aufklären, was ihm einen sehr guten Ruf einbrachte. Nun hatte man ihn mit dem Fall der SNB betraut. Die polizeilichen Ermittlungsakten lauteten fast immer genau gleich. Einfache Bundesbürger aus den einzelnen Staaten wurden angeworben, um dem ganzen Land zu helfen. Sie erhielten dafür Bezahlungen von einigen tausend Dollar. Alles was sie dafür tun sollten waren Pakete zu transportieren, Autos zu überführen oder minderwertige Botengänge. Falls man sie anhielt, wurden sie für Verbrechen angeklagt die sie nur im Auftrag durch eine angebliche Behörde begangen hatten. Wer hinter dieser angeblichen Behörde steckte, war nicht festzustellen.
Man musste die einzelnen Bürger über längere Zeit beobachtet haben bevor man sie anwarb. Ausnahmslos alle von ihnen gehörten einer Gruppe von Menschen an die jung waren, gerade ihre Ausbildung abgeschlossen hatten und in finanziellen Problemen steckten. Diese Menschen waren leichte Beute gewesen. Man konnte sie relativ günstig bekommen und die Ausgaben die man ihnen als Vergütung bot, waren nur ein winziger Teil der Beute. Eine scharfe Waffe auf dem Schwarzmarkt kostete gut und gerne hunderttausende Dollar. Die transportierten Drogen brachten auch ein Vielfaches der bezahlten Vergütungen ein. Es wurde Zeit dem ganzen auf die Spur zu kommen.
James Lawrence ließ zwei seiner Agenten rufen die den Fall untersuchen und aufklären sollten. Sie waren zwei seiner besten. Echte Spürhunde und sehr gut ausgebildet. Lawrence brauchte nicht lange zu warten bis die beiden an seine Bürotür klopften. Nacheinander kamen die Special Agents Cooper Knight und Ashleigh Spears in sein Büro. James Lawrence forderte die beiden auf vor seinem Schreibtisch Platz zu nehmen. Seine Agenten folgten mit einem kurzen freundlichen Nicken und setzten sich auf die Besucherstühle vor seinem Schreibtisch. Ashleigh warf einen kurzen Blick auf die Akten die vor ihr auf dem Schreibtisch ihres Vorgesetzten lagen. Die junge Agentin erkannte sofort das Kürzel SNB darauf.
Neugierig fragte sie, »Geht es um die angebliche Bundesbehörde?«
James Lawrence nickte nur kurz, »Was wissen sie darüber Spears?«
»Nur das was in unserem System steht. Eine angebliche Bundesbehörde die es gar nicht gibt benutzt Bürger in finanziellen Schwierigkeiten als Kuriere für Waffen und Drogen in den ganzen USA. Wer dahintersteckt ist für die Ermittlungsbehörden ein Rätsel. Man hat sie bisher nicht gefunden und es gibt auch keinen Hinweis auf die Täter.«
»Exakt Spears«, stimmte James Lawrence zu, »Unsere Aufgabe ist es die Täter aufzuspüren und sie vor Gericht zu stellen. Das Justizministerium hat mich mit dieser Aufgabe betraut. Sie sind zwei der besten Agents unter meiner Zuständigkeit, deshalb werden sie diese Aufgabe übernehmen. Der letzte Bürger wurde in Portland mit 18 kg Crystal Meth erwischt. Bei seiner Festnahme durch die örtlichen Polizeikräfte wurde er schwer verletzt. Sie fliegen bereits heute Nachmittag und kümmern sich um den Fall. Die Polizeiführung in Portland habe ich bereits informiert. Man erwartet sie bereits.«
Cooper Knight machte ein mürrisches Gesicht. Ihm war nicht wohl bei dem Gedanken einfach der örtlichen Polizei vor die Nase gesetzt zu werden. Die meisten Strafverfolgungsbehörden in den Vereinigten Staaten hatte keine besonders gute Erfahrungen mit Agenten des FBI gemacht. Wann immer aus Washington einige Agenten auf einen Fall angesetzt wurden hatten sie die dumme Angewohnheit gleich komplett alles zu übernehmen. Andere Meinungen als die der Agents zählten dann nicht mehr und wurden systematisch ignoriert. Das einzige was ihm an der Aufgabe gefiel war die Tatsache, dass er mit Ashleigh Spears zusammen an dem Fall arbeiten durfte. Insgeheim hatte er eine Schwäche für die Agentin an seiner Seite, was aber aufgrund der Strukturen der Ermittlungsbehörde außen vor bleiben musste. Beziehungen unter Kollegen duldete man nicht.
»Gibt es noch Fragen?«, wollte James Lawrence von seinen Agenten wissen.
»Nur eine«, meldete sich Knight zu Wort, »da es sich dabei scheinbar um eine größere Gruppe handelt, ansonsten wäre es kaum im ganzen Land möglich Bürger anzuwerben, gewährt man uns welche Hilfe?«
»Das Justizministerium gewährt uns alle verfügbaren Mittel die wir benötigen.«
»Ich meinte eigentlich mehr Leute die an dem Fall mit uns arbeiten und nicht Ressourcen«, präzisierte Knight seine Frage.
Lawrence wollte dieser Frage eigentlich ausweichen. Das Justizministerium stellte ihm zwar alles Mögliche zur Verfügung, aber mehr Leute konnte er leider nicht auftreiben. Trotzdem konnte er seine Agents nicht im Stich lassen, weil er wusste, dass die zwei eigentlich viel zu wenig waren. »Ich hatte gehofft, dass dieses Thema nicht zur Sprache kommt«, gab er zu. »Mehr Mitarbeiter stellt man uns leider nicht zur Verfügung. Man verwies mich dann auf Interpol in Lyon, die ich aber bisher nicht angefragt habe. Wir werden diesen Fall alleine aufklären, ohne uns irgendwelche Schreibtischtäter ans Bein zu binden. Nur, wenn es wirklich gar nicht mehr anders geht, werde ich dort nachfragen uns wenigstens ein oder zwei Leute zu schicken die dann unter ihrer Führung arbeiten werden.«
»Bleistiftjongleure sollen uns helfen?«, fragte Spears etwas enttäuscht.
»Leider ja«, bestätigte Lawrence und schlug die Augen nieder. »Ich hätte mir auch mehr Hilfe gewünscht, aber vorerst geht es erst einmal darum die ganzen Ausmaße des Sumpfs festzustellen, bevor wir ihn trocken legen können. Im Justizministerium nimmt man den Fall nicht ganz so wichtig, dass man mehrere Leute dafür abstellt.«
Ashleigh Spears schüttelte sauer den Kopf, »Man fordert eine Aufklärung mit allen verfügbaren Mitteln und schickt dann zwei Agenten, weil man sich bei einem Jahresetat von fast zehn Milliarden Dollar im Jahr nicht mehr leisten kann. Stattdessen verweist man uns an Interpol die mit ihren paar Millionen im Jahr das alles machen können. Wir sparen am falschen Ende!«
James Lawrence konnte ihr nur zustimmen aber ihm waren leider die Hände gebunden. Seine anderen Agenten waren im ganzen Land verstreut und hatten zu viele Baustellen die sie beackern mussten. Knight störte das wie seine Kollegin auch nur sah er darin eine Chance länger mit Spears zusammenarbeiten zu können. In seinen Augen war sie etwas ganz Besonderes. Mit ihren 28 Jahren, den schulterlangen kastanienbraunen Haaren und den blauen Augen war sie genau seine Kragenweite. Die angenehm dunkle Stimme besorgte das Übrige. Zudem vereinigte sie auch noch eine gute Auffassungsgabe und eine sehr hohe Intelligenz auf sich.
Auch Ashleigh fand gefallen an ihrem Kollegen der eine gewisse Ähnlichkeit mit dem jungen Burt Reynolds hatte. Nur der Bart fehlte Cooper Knight dafür aber den konnte man ja wachsen lassen. Trotzdem kamen sich die beiden nicht näher. Die Vorschriften beim FBI waren in der Beziehung ziemlich deutlich formuliert und erlaubten keine romantische Beziehung unter Kollegen. Aufgeben wollte sie ihren Job aber bei der Bundesbehörde auf keinen Fall. Seit sie noch ein kleines Mädchen war träumte sie davon zur Polizei zu gehen und gefährliche Verbrecher zu verhaften. Das hatte sie jetzt endlich erreicht, auch wenn für das Privatleben kaum noch Zeit blieb. Ashleigh war mit ihrem Job verheiratet. Das hatte den unglaublich großen Vorteil, dass der nicht fremdgehen konnte wie ihre damalige Highschool Liebe.
Cooper Knight bekam von seinem Agentenführer noch eine Akte überreicht in der die Hinweise zu der Gruppierung SNB aufgeführt waren und verließ mit seiner Kollegin das Büro ihres Chefs. Draußen auf dem Gang führten die beiden eine ungezwungene Unterhaltung während sie zum Ausgang schlenderten. In wenigen Stunden würde schon ihr Flug nach Portland abheben. Formal war Cooper Knight aufgrund der längeren Dienstzeit ihr Vorgesetzter aber das spielte zwischen ihnen keine Rolle. Spears hatte sich schon auf der Akademie einen Namen gemacht. Ihr Gedächtnis war phänomenal. Die hübsche Special Agentin vergaß kein Gesicht und konnte sich auch noch Jahre später an die Ereignisse mit der Person erinnern. Cooper hatte seine Vorteile eher im schriftlichen Bereich. Die Fakten die er in den Akten las, konnte er fast originalgetreu wiedergeben. Das hatte ihm in der Schule, wenn es um das Gedichte auswendig lernen ging schon oft genug geholfen. Ein oder zweimal kurz vor Unterrichtsbeginn zu lesen hatte ausgereicht um es frei aufsagen zu können. Nur mit den Zahlen funktionierte das nicht. Jahreszahlen vergaß er bereits wieder, nachdem er sie gelesen hatte.
Vor der FBI Zentrale verabschiedeten sie sich voneinander und fuhren zu ihren Wohnungen. Sie mussten noch für den Auftrag in Portland packen bevor am Nachmittag ihr Flieger ging. Erst kurz vor dem Abflug würden sie sich wieder am Flughafen treffen. Ashleigh Spears war sehr gespannt auf das was sie erwarten würde. Nachdem die eigentliche Polizei bisher nur Hinweise gesammelt hatte, kamen sie den Tätern nicht auf die Spur. Es brauchte die Hilfe der Profis vom FBI. Die Hilfe von ihr und ihrem Kollegen. Eigentlich freute sie sich auf diese Aufgabe, ihr war nur nicht wohl bei dem Gedanken keinerlei Kollegen außer Cooper bei sich zu haben. Sie waren nur zu zweit und die Gesellschaft SNB operierte in den gesamten USA. Wie viele Leute daran beteiligt waren, konnte man nicht abschätzen. Natürlich hatten sie die Polizeibeamten der Städte im Rücken, aber die konnten ihnen nur Hinweise liefern.
Auch Cooper wäre es lieber gewesen in einem großen Team auf Verbrecherjagd zu gehen und nicht nur mit seiner Kollegin. Er wusste, dass es gefährlich werden könnte nur zwei Bundesagenten ins Feld zu schicken, um eine ganze Organisation hochzunehmen. Oft hörte man davon, dass Freunde und Kollegen aus dem Leben gerissen wurden, nur weil sie im Kampf gegen skrupellose Verbrecher alleine gegen eine Übermacht angetreten waren. Ihre einzige Aussicht auf Hilfe war Interpol in Lyon, die aber erstens noch nichts von ihrem Glück wussten und zum anderen nur Bürotiger beschäftigten die sich maximal an Briefbögen mal die Finger aufschnitten. Diese Menschen waren nicht im freien Feld zu gebrauchen. Da konnte es schon ziemlich hart zur Sache gehen.
Am frühen Nachmittag, die laue Frühlingssonne stand bereits schon ziemlich tief am Firmament, trafen die beiden Agenten vor dem Flughafen von Washinton D.C. zusammen. Ihre Reisetaschen wurden in die Maschine geladen und die beiden Special Agents folgten in die Aluminiumhülle. Während die Boeing 737 über die Startbahn raste, warf Cooper Knight einen Blick in die Akten die ihnen ihr Agentenführer zusammengestellt hatte. Ashleigh bat ihn laut vorzulesen was sie bisher hatten. Sie wollte sich die Akten nicht auch noch anschauen müssen. Cooper las und fasste es in seinen eigenen Worten für sie zusammen.
»Die meisten Opfer sind junge Frauen die in prekären Lebensumständen stecken. Bevorzugt sprechen sie Studentinnen an, die mit dem Kleingeld was sie als Kellnerin verdienen ihr Leben und ihr Studium finanzieren. Sie locken sie alle mit kleineren Beträgen, wie 2000 bis etwa 5000 Dollar für einfache Botendienste. Irgendwo etwas abholen und an einem anderen Ort wieder abstellen. Die Polizei tappt nach wie vor im Dunkeln. Sie haben sogar schon versucht einen Verdächtigen nur zu beschatten und darauf zu warten, wer das gelieferte Päckchen abholt, aber auch nach drei Tagen war noch niemand daran interessiert. Als sie das Paket dann selbst geholt haben war es leer. Der Inhalt war wie von Zauberhand verschwunden, obwohl sie das Paket die ganzen drei Tagen nicht aus den Augen gelassen hatten. Was die Beamten in Texas versucht haben wäre auch mein erster Ansatz gewesen. Die haben nur den Lieferant mit Zivilbeamten beobachtet und darauf gewartet was passiert. Aber auch nach mehr als einem Monat wurde er nicht wieder beauftragt. Irgendjemand der Gruppierung die hinter SNB steht muss entweder die ganzen Kuriere überwachen, oder Verbindungen in die höchsten Polizeikreise haben.«
»Das wird ja immer besser«, maulte Ashleigh Spears ihren Kollegen an. »Da verschwindet Material aus Paketen die überwacht werden und die Kuriere werden nicht mehr eingesetzt, wenn wir sie im Auge behalten. Das ist ja wie verhext! Aber könnten wir nicht mit ein bisschen Überwachungstechnik zumindest die Empfänger ausfindig machen?«
»Wie soll das gehen?«, fragte Cooper verwirrt. »Die lassen ihre Pakete nicht unbeaufsichtigt. Wir können da nicht einfach einen Sender anbringen und darauf warten, dass es abgeliefert wird.«
Spears lächelte geheimnisvoll, »Wenn wir einen Kurier umdrehen können dann schaffen wir es auch ein Paket nachzuverfolgen.«
Während die Boeing in zehn Kilometer Höhe weiter Richtung Westen flog diskutierten die beiden Ashleighs Vorschlag. Die Frage war nur wie man einen Kurier umdrehen konnte ohne das die SNB Leute nichts davon mitbekamen. Ganz egal aus welcher Perspektive sie das Problem aber auch betrachteten kamen sie zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis. Das Problem war einfach nicht zu lösen. Jede Möglichkeit die sie besprachen, führte immer wieder in die gleiche Sackgasse. Eine Lieferung die nicht aus den Augen gelassen wurde konnte man nicht einfach mit einem Sender versehen, ohne dass es jemand mitbekam. Sie brauchten andere Lösungsansätze.
Dann berichtete Cooper vom letzten Kurier den die Kollegen in Portland festgenommen hatten. »Edwin Nash hat fast 18 kg Crystal Meth aus dem Kofferraum eines Wagens der an einer Umgehungsstraße abgestellt war herausgeholt. Sein Auftrag war es die hochgefährliche Droge nach Sacramento in Kalifornien zu bringen. Als er sie übernommen hatte wurde er von den Kollegen einkassiert. Leider hielt er sich für einen Geheimagenten der seinen Auftrag zu Ende bringen musste und fing an sich gegen seine Festnahme zur Wehr zu setzen. Ein junger Streifencop, der ihn mit seiner Dienstwaffe in Schach halten wollte, um seinen Vorgesetzten zu sichern war allerdings so nervös bei der Geschichte das sich ein Schuss gelöst hat. Er traf Mister Nash so unglücklich in den Oberbauch, dass sein Projektil erst den Magen durchlöcherte und anschließend die Milz zerfetzte. Der 19 Jahre alte Aushilfsarbeiter wurde in der Klinik notoperiert und konnte durch die Ärzte gerettet werden. Die Kollegen haben sein Appartement durchsucht und fanden nicht den geringsten Hinweis auf das SNB. Erst als sie ihn vernehmen konnten kam heraus, dass er dafür 2500 Dollar erhalten sollte, was in seinem Fall ungefähr drei Monatsgehältern entspricht. Der Wagen den man ihm zur Verfügung stellte war erst am Vorabend aus der Garage einer Familie gestohlen die einen Kurzurlaub in der Karibik verbringt.«
»Sehr clever«, summte Ashleigh, »Der Diebstahl des Wagens wäre also gar nicht aufgefallen bevor Nash seinen Auftrag beendet hatte. Wie haben die Kollegen davon erfahren, dass Mister Nash etwas erledigt?«
»Es gab einen anonymen Hinweis auf den Wagen in dem die Drogen versteckt waren.«
»Ein anonymer Hinweis auf gleich mal 18 kg Crystal Meth? Wer könnte ein Interesse daran haben so etwas zu verraten?«, fragte sie.
»Ein Drogendealer dem es angeboten wurde?«
»Unwahrscheinlich«, schüttelte Spears den Kopf, »zufällig weiß ich, dass die meisten Drogen an der Westküste über den Hafen von Seattle ins Land gelangen und Crystal Meth verkauft sich am besten in Los Angeles, Las Vegas oder in San Francisco. Sacramento liegt nicht weit von San Francisco entfernt. Gut möglich, dass es nur ein weiterer Übergabeort war an dem die 18 Kg aufgeteilt werden sollten. 6 kg werden extra abgepackt und die restlichen 12 kg werden durch einen weiteren Kurier weiter nach Süden geschafft. 1,5 Gramm davon kosten knapp 100 Dollar. Das sind also rechnerisch 1,2 Millionen Dollar. Die 2500 Dollar für Nash sind also nicht mehr als ein kleines Trinkgeld und er trägt das ganze Risiko.«
Cooper nickte nur stumm. Edwin Nash würde für einige Jahre hinter Gitter verschwinden. Er wusste zwar nicht was er da transportiert aber das spielte auch keine Rolle. Alleine die transportierte Menge war so groß, dass man ihm eine Verteilungsabsicht nachweisen konnte. Unwissenheit schützt nicht vor einer Strafe. Die Strafe für Drogenschmuggel über eine Bundesgrenze war so schon hoch genug, dass es keine Rolle mehr spielte, ob er es verkaufen wollte oder nicht.
3. Kapitel
Vereinigte Staaten, Cleveland (OH)
Es ärgerte ihn maßlos. Der ganze Plan war gescheitert. Er hatte für dieses Vorhaben extra mehr als eine Million riskiert und ein verdammter Streifencop mit seinem unruhigen Finger vereitelte ihn. Jetzt hatte er brillante Fotos, die ihm überhaupt nicht schmeckten. Warum musste der Sergeant genau an diesem verdammten Tag mit einem Frischling unterwegs sein, der sich schon in die Hose macht, wenn einer laut hustet? Das konnte einfach nicht wahr sein. Gut, der Auftritt seines Kuriers war gar nicht so übel wie er sich das vorgestellt hatte, aber die Folgen waren alles andere als das, was er geplant hatte. Ausgerechnet dieser Cop stand ihm in Portland noch im Weg.
Der Plan war eigentlich narrensicher. Sein Kurier sollte den verdammten Cop so weit reizen bis der sich nicht mehr halten konnte und dem Kurier etwas antut. Dann wäre er ihn wenigstens gleich los gewesen und die Nation wäre wieder durchgedreht. Ein dunkelhäutiger Kurier, jung und dämlich wie eine Landstraße, wird von einem Drogencop auf offener Straße verprügelt. Dazu die hübschen Fotos die er in Auftrag gegeben hatte schön unter die Medien verteilt und schon hätte er diesen Typen mindestens die nächsten tausend Jahre los. Die ganze afroamerikanische Bevölkerung hätte wieder etwas worauf sie einprügeln konnte und seine Geschäfte an der Westküste fielen nicht mehr ins Gewicht. Vor allem bekäme sie niemand mit, weil sie alle abgelenkt wären.
Schon viel zu oft war ihm dieser Drogenspürhund in die Parade gefahren und hatte mehr als genug seiner Aktionen verhindert. Der musste einfach weg, damit er in Portland freie Hand hatte. Jetzt stand er in seinem Büro am Fenster und blickte hinunter auf den Lake Erie. In seiner Hand hielt er ein Glas zwölf Jahre gereiftem Scotch mit zwei Eiswürfeln, die im Glas klirrten. Er musste sich etwas Neues ausdenken. Der Blick auf das blaue Wasser, was in der Frühlingssonne glänzte, brachte ihn immer wieder auf die besten Ideen. Heute allerdings blieb die Wirkung aus. Dafür meldete sich das Telefon auf seinem Schreibtisch. Missmutig stellte er das Glas auf die Tischplatte und nahm das Gespräch entgegen.
»Was?«, fragte er sauer.
»Wir bekommen ein Problem in Portland, Sir.«
»Was für ein Problem? Tritt zufällig noch der Columbia River über die Ufer und schwemmt dieses Dreckloch weg?«
»Nein Sir«, schränkte der Anrufer ein. »Das FBI ist auf dem Weg nach Portland. Washington schickt zwei Special Agents die unsere Aktivitäten untersuchen sollen. Die sitzen schon in einer Maschine, die in Kürze hier landet!«
»Haben wir zufällig noch eine Boden-Luft-Rakete übrig? Wir könnten sie vom Himmel holen. Es war klar, dass sich diese Schnüffler irgendwann auf die Suche machen. Wir sind darauf vorbereitet. Schaffen sie besser diesen Sergeant Barber aus dem Weg. Der hat uns in den letzten Monaten schon viele Lieferungen versaut und ich bin es langsam leid ihn mit Samthandschuhen anfassen zu müssen.«
»Unsere Waffen sind bereits verkauft Sir. Aber das ist das FBI, was da ankommt und kein Taubenzüchterverein.«
»Es gibt keinen großen Unterschied zwischen dem FBI und einem Taubenzüchterverein. Die werden nichts Verwertbares finden und fliegen dann wieder zurück. Selbst, wenn sie etwas finden sollten habe ich sie immer genau da wo ich sie haben will. Je mehr sie zu sehen glauben, umso einfacher ist es sie zu täuschen. Unsere Vögelchen bekommen Bargeld in einem Briefumschlag, das sich nicht zurückverfolgen lässt. Die glauben, sie arbeiten für eine staatliche Behörde und es gibt im ganzen Land Millionen davon. Das einzige, was mir Sorgen macht, sind diese dämlichen Beamten, die mir immer wieder in die Suppe spucken und extrem hohe Kosten verursachen. Das Humankapital ist egal, die sind leichter zu ersetzen als fehlende Zigaretten. Aber diese kleinen Mengen, die wir sie transportieren lassen, gehen ganz schön ins Geld. Roger Barber hat uns zwischenzeitlich schon mehr als vier Millionen gekostet, weil er seine Adlernase immer wieder in meine Angelegenheiten hängt. In keiner anderen Stadt haben wir dieses verdammte Problem. Aber es ist nicht so einfach einen Drogenfahnder umzulegen, ohne die gesamte Truppe aufzuwecken, die an ihren Donutläden schlafen. Ich möchte den aus dem Weg haben, dann können wir endlich mit großen Mengen operieren.«
»Was sollen wir tun?«, fragte die Stimme aus dem Telefon.
»Nicht in die Hosen scheißen. Ich kümmere mich schon darum. Im Moment bleiben wir in Portland bei den kleinen Mengen bis wir endlich Barber aus dem Weg haben. Ändern sie einfach die Routen für unsere Lieferungen bis ich grünes Licht gebe.«
»Wann kommt die nächste Lieferung?«
Er musste kurz nachdenken. Es war nicht so einfach den Überblick zu behalten, wenn man in vielen Städten gleichzeitig am Arbeiten war. Dann fiel es ihm wieder ein. »Die nächste Lieferung trifft nächsten Donnerstag ein. Irgendwas um 30 Kilogramm in kleinen Mengen wie bisher. Versenden sie maximal fünf Kilogramm zu unseren Abnehmern, bis wir den blöden Cop losgeworden sind.«
»In Ordnung Sir«, klang die Stimme aus dem Hörer und die Verbindung wurde unterbrochen.
Der gute Scotch in seinem Glas war durch die geschmolzenen Eiswürfel schon verwässert. Wütend kippte er den Inhalt in die Blumen auf seiner Fensterbank und schenkte sich ein zweites Glas ein. Dieses Mal ohne Eiswürfel. Er brauchte einen Plan, den Roger Barber, den Drogenfahnder aus Portland, endlich daran hinderte, seine Geschäfte aufzudecken. Erneut blickte er wieder auf das aufgewühlte Wasser unterhalb seines Büros. Nur wenige Minuten später hatte er eine großartige Idee, wie er seinen Widersacher im Westen aus dem Weg räumen könnte. Er trank den Scotch mit einem tiefen Zug aus und schluckte das hochprozentige Getränk. Die Hitze des Alkohols in seinem Schlund fühlte er bis es in seinem Magen landete. Dann griff er zum Telefon und wählte eine Kurzwahl.
»Ja?«, meldete sich eine zarte Frauenstimme.
»Hallo Emma. Sag mal, wann hat Barber seinen nächsten Termin bei einer deiner Angestellten?«
»In ungefähr einer Woche besucht ihn Madeleine, aber warum möchtest du das wissen?«
»Kannst du Madeleine etwas mitgeben, wenn sie ihn besucht?«
»Klamotten oder was?«, fragte sie.
»Hör auf mit dem Unsinn. Ich will, dass sie ihm etwas unterschiebt, am besten gut versteckt!«
Er hörte sie leise stöhnen bevor sie sagte, »Wie groß und schwer ist es, was sie verstecken soll?«
Ein Lächeln umspielte seine Lippen, »Etwa ein Pfund schwer und nicht größer als drei Schachteln Kippen.«
»Das sollte sie schaffen. Musst du wissen, wo es versteckt ist?«
»Nur grob. Das FBI wird es dann schon finden und ihn aus dem Verkehr ziehen!«
»Du weißt schon das mir dadurch ein Stammkunde wegfällt?«
Er nickte. »Natürlich weiß ich das. Ich werde mir etwas als Ausgleich einfallen lassen. Vielleicht der Bürgermeister oder so.«
»Der ist doch sowieso schon Kunde bei mir«, lachte sie, »Die halbe Stadtverwaltung ist bei mir Kunde. Wenn das deren Schlampen zu Hause wüssten, könnte ich die Stadt übernehmen!«
»Du bekommst einen Ausgleich, das ist versprochen, Emma. Sobald Barber weg ist sorge ich dafür, dass du einen neuen Kunden bekommst, der genug Geld bei dir lässt«, versprach er.
»Okay, ich gebe dir Bescheid wo Madeleine dein Päckchen versteckt hat. Wer bringt es?«
Er dachte kurz darüber nach, dann sagte er, »Ein Kurier wird es am üblichen Platz hinterlegen. Ich sorge dafür, dass es spätestens am Donnerstag da ist.«
»In Ordnung«, bestätigte sie die Absprache. »Ich gebe dir sofort Bescheid wo sie es bei ihm hinterlegt hat.«
»Danke Emma«, lächelte er und legte auf.
Direkt danach nahm er seinen goldenen Kugelschreiber und machte sich eine kurze Notiz auf seiner Schreibunterlage. Den Kurier zu finden war kein Problem, nur musste er einmal mehr auf das Geld für ein halbes Kilo Stoff verzichten. Allerdings wäre er dann auch Roger Barber los und konnte in Portland endlich auf die großen Lieferungen umsteigen. Die Kuriere waren zwar nicht teuer, aber für jeden kleinen Abschnitt musste er wieder Kleinbeträge aufwenden, die sich mit der Menge schon zu einem großen Ausgabeposten summierten. Die andere Möglichkeit wäre Portland komplett auszusparen und einen Umweg über Spokane und dann nach Reno in Kauf nehmen. Der längere Weg war zwar sicherer, aber es würde zu einer Unterversorgung führen, die er sich nicht erlauben wollte. Das ganze Liefernetzwerk aufzubauen war schon schwer genug.
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