Kitabı oku: «Roter Widerstand in der bayerischen Provinz», sayfa 2
Die Arbeiterbewegung im roten Burghausen
Zwei Tage nach Beginn der Revolution in München, am 9. November 1918, fand in Burghausen eine Kundgebung statt, an der weit mehr als 1000 Personen teilnahmen. Der Initiator war der spätere USPD Funktionär Karl Fischer, welcher als Schlosser bei der Wacker-Chemie arbeitete. Schon damals beschäftigte die Wacker-Chemie rund 1000 Arbeiter. Der Betrieb war rot und der gewerkschaftliche Organisationsgrad hoch. Das alles bei einer Einwohnerzahl von 3500 vor 1914 bzw. knapp 5000 am Ende des Weltkrieges waren es knapp 5.000 wegen der Wacker-Chemie in Burghausen.
In einer Resolution forderten die Teilnehmer der Kundgebung die unentgeltliche Erteilung der Bürgerrechte, Maßnahmen gegen die Preistreiberei, eine Lebensmittelverteilung unter Teilnahme von Arbeitervertretern und die Neuwahl der Gemeindevertretung. Magistrat und Gemeindekollegium zeigten sich grundsätzlich mit den Forderungen einverstanden. Der entscheidende Fehler war, dass innerhalb des Rates Angehörige der Bourgeoisie und die rechten Sozialdemokraten saßen. „Anfangs befanden sich in dem eigentlichen Arbeiterrat auch Fabrikbeamte, Selbständige, ja sogar ein Offizier. Nur Max Ulrich von der SPD stand tatsächlich links. Kurz nach der Ermordung von Kurt Eisner, am 24. Februar 1919, fand auch in Burghausen für die dortigen Gegebenheiten eine Massenkundgebung statt.“
Veranstalter war jetzt nur noch der Arbeiterrat, der Ende April nochmals umgebildet werden sollte. Am 7. April 1919 wurde auch in Burghausen die Räterepublik ausgerufen. Das Ereignis wurde auf einer Volksversammlung gefeiert mit Max Ulrich als Hauptredner. Der Arbeiter- und Soldatenrat (ASR) verhängte die Zensur über den „Burghausener Anzeiger“.
In Altötting wurde sogar gekämpft. Hier sprach Max Ulrich, der Vorsitzende des Bezirksarbeiterrates, vor 400 Leuten am 8. April 1919 für die Räterepublik. Er kündigte die Errichtung eines Revolutionstribunals an, welches allerdings nie tagte.
Mitte April kamen 20 bewaffnete Rotgardisten aus München in Altötting an. Ein Maschinengewehr stand vor dem Rathaus. Die Lokalzeitung wurde zensiert. Altötting war kampflos den bewaffneten Rotgardisten in die Hände gefallen. Die hetzenden Kleriker schafften das Gnadenbild nach Passau. Angeblich, um es in Sicherheit zu bringen. Kein Rotgardist interessierte sich jedoch in der einen oder anderen Form für die „Mutter Gottes“. Das war eine reaktionäre Provokation, um die Einsiedler und Bauern gegen die Arbeiter und Soldatenräte aufzuhetzen.
Ende April wurde am Innufer in Neuötting geschossen. Dabei kam ein Rotgardist an der Marienbrücke in Neuötting ums Leben. Die Rotgardisten zogen nach München ab. Anfang Mai war alles zu Ende. In Burghausen kam es zu keinen weißgardistischen Morden wie in München. Eine Freikorpseinheit unter dem späteren hohen Nazi Konstantin Hierl zog in Burghausen ein. Der ASR löste sich auf, einige führende Vertreter des Rates tauchten für kürzere Zeit unter. Bekannte Funktionäre des Burghauser ASR wurden von sympathisierenden Kleinbauern im Landkreis versteckt. Die Masse des Freikorps zog nach München, um dort ihre Morde zu begehen.
Spaltung der Arbeiterbewegung in Burghausen
Bekanntlich spaltete sich die Sozialdemokratie im Rahmen des Ersten Weltkriegs. Von Anfang an gegen den Krieg stand die Gruppe um Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht mit dem späteren Spartakusbund. Im Frühjahr 1917 bildete sich neben der SPD die USPD. Die USPD war in der Arbeiterbewegung eine zentristisch genannte Gruppierung, in offensichtlicher Opposition zum Kriegskurs und gegen die Unterstützung des Kaiserreiches durch die Mehrheitssozialdemokratie. Erst im April 1919 gründete sich in Burghausen eine selbständige USPD Ortsgruppe. Die Not der schlechten Lebenslage sowie die Kriegstoten brachten auch die Arbeiter der Wacker-Chemie dazu, immer schärfer das Regime und den Krieg abzulehnen. Bis ins Jahr 1920 hinein war die Sozialdemokratie in Burghausen gespalten.
Nach der faktischen Auflösung der USPD in Halle im Oktober 1920 schloss sich die Mehrheit der USPD der KPD an. Die USPD-Minderheit ging 1922 im Wesentlichen zur SPD zurück.
Ab 1920: eine starke KPD in Burghausen
Nach der Spaltung der USPD wurde in Burghausen die Ortsgruppe der KPD eine ziemlich starke Kraft. Die Spaltung der Arbeiterschaft in einen ziemlich revolutionär gesinnten Teil und einer am Reformismus orientierten Schicht konnte auch in Burghausen beobachtet werden. SPD und KPD waren in der Weimarer Republik in etwa stets gleich stark. Das war auch in Burghausen der Fall.
Bei der einen Wahl war die SPD etwas stärker, bei der nächsten Wahl die KPD. Von 1924 bis Ende 1929 war die SPD in Burghausen allerdings wesentlich stärker als die KPD.
Die führenden Personen in der KPD waren schon in der Weimarer Republik Alois Haxpointner, vor 1933 politischer Leiter der KPD, Heinrich Breu, Werbeobmann zuständig für Agitation und Propaganda, Josef Burghart, Organisationssekretär, Ludwig Aigner und Peter Neudecker. Dazu kam der bei den Nazis besonders gefürchtete „Kunstschütze“ Simon Vorburger. Die SPD repräsentierte Josef Brunnhuber als Ortsvorsitzender und als Leiter des sozialdemokratischen „Reichsbanners“ Georg Schenk. Georg Schenk war seit 1928 auch Betriebsratsvorsitzender bei der Wacker-Chemie in Burghausen.
Arbeiter und NSDAP in Burghausen
Insgesamt betrachtet konnte der Nationalsozialismus vor 1933 bei den Arbeitern bis auf bestimmte Ausnahmen nicht Fuß fassen. Zwar gab es Überläufer wie das ehemalige SPD-Mitglied Ludwig Malcomeß, welcher am 1.1.1931 von der SPD zur NSDAP übertrat und der erste Kreisleiter der Nazis im Landkreis Altötting wurde, aber dies war eine Ausnahme. Malcomeß wurde von den Arbeitern verachtet und „Lumpenproletarier“ genannt. Es fällt auf, dass fast alle leitenden Kader von SPD und KPD einfache oder gelernte Arbeiter waren. Das Bürgertum in Burghausen blieb bis in den März 1933 hinein mehrheitlich der „Bayerischen Volkspartei“ (BVP) verbunden.
Es gab mit der Entwicklung der Wacker-Chemie sozusagen eine zweigeteilte Stadt Burghausen. Das neue Proletariat in Burghausen-Neustadt – oft in Augsburg und Nürnberg angeworben – Neustadt war politisch rot und wurde von der Bürgerschaft argwöhnisch beäugt. Die Nazis gewannen eine gewisse Stärke von den gegen Ende der Weimarer Republik zerfallenen anderen bürgerlichen Parteien wie DVP, DDP, und der „Deutschnationalen Volkspartei“ (DNVP). Die erste Ortsgruppe der Nazipartei entstand 1921 mit 9 Gründungsmitgliedern. Ihr Ideologe war der aus Tittmoning stammende Buchschreiber Albrecht Wirth. Dieser nazistische Ideologe mit Zweitwohnsitzen in Burghausen und München schrieb nicht nur Bücher, sondern auch Artikel für die von Dietrich Eckhart herausgegebene antisemitische Wochenschrift „Auf gut deutsch“.
Die Burghauser Bürgerschaft blieb jedoch lange Zeit hindurch konservativ oder deutschnational. Die Nazibewegung rekrutierte sich zuerst aus einigen Lehrern des örtlichen Gymnasiums. Ihr erster Vorsitzender war der Lohnbuchhalter der Wacker-Chemie, Hubert Maier.
Einige örtliche Honoratioren aus der gerade entstandenen Nazibewegung hielten sich im Hintergrund. Dazu kamen junge Gymnasiasten, speziell der Gymnasiast Hans Bayerlein. Letzterer trat 1930 aus der Nazibewegung aus und versuchte eine Otto-Strasser-Gruppe 1930 in Burghausen zu gründen. Dieser Versuch blieb erfolglos. 1931 zog der talentierte Redner Hans Bayerlein von Burghausen (er studierte in München) ins Rheinland. Dort war er im Umfeld der KPD tätig.
Im April 1926 kam der Teilnehmer am Hitlerputsch Dr. Georg Basel nach Burghausen. Der Chemiker arbeitete in der Abteilung O der Wacker-Chemie. Die Abteilung 3 des Labors wurde zur starken Keimzelle der Nazibewegung in Burghausen. Dr. Basel konnte allerdings keine normalen Arbeiter ansprechen.
Innerhalb der Arbeiterklasse blieben die „Laboranten“ isoliert. Nur in Ansätzen gelang es dem Nazi Malcomeß, ab 1931 Jugendliche und einige wenige verblödete Arbeiter zu gewinnen. Die Wacker-Chemie setzte auf ihren Chemiker, den SS Mann Dr. Zabel. Dieser Dr. Zabel wurde von der Wacker-Direktion in diversen Auseinandersetzungen innerhalb der Nazibewegung mit dem herumsaufenden „Proleten“ Ludwig Malcomeß unterstützt.
Exkurs: Reichstagswahlergebnisse in Burghausen (1932/33)
In Burghausen sahen die Wahlergebnisse so aus:
Reichstagswahl 30.07.32
NSDAP 421 Stimmen
SPD 580 Stimmen
KPD 560 Stimmen
BVP 1.253 Stimmen
Reichstagswahl 6.11.32
NSDAP 352 Stimmen
SPD 569 Stimmen
KPD 498 Stimmen
BVP 1284 Stimmen
Reichstagswahl 5.3.33
NSDAP 703 Stimmen
SPD 591 Stimmen
KPD 351 Stimmen
BVP 1335 Stimmen
Die Ergebnisse zeigen, dass die beiden Arbeiterparteien SPD und KPD zusammengerechnet noch bei den Terrorwahlen im März 1933 stärker waren als die Nazipartei.
Im Kreis Altötting mit seiner großen bäuerlichen Bevölkerung hatte die Reichstagswahl vom 5. März folgendes Gesamtergebnis: NSDAP 6.381 Stimmen, SPD 3.134 Stimmen, KPD 1.473. Immer noch deutlich vorne lag die „Bayerische Volkspartei“. Das war in Oberbayern nur noch in den Landkreisen Mühldorf und Altötting der Fall.
Das rote Burghausen in der „Weimarer Republik“
Nach der Revolution von 1918 gab es auch in Burghausen Betriebsräte, speziell bei der Wacker-Chemie. Die Wahlen zum Betriebsrat gingen meist leicht zugunsten von SPD Kandidaten aus.
Aber auch USPD und KPD Mitglieder waren stark in den Betriebsräten vertreten. Der 13. März 1920 ging in die Geschichte als Kapp-Putsch ein. Nach anfänglichen Erfolgen brach der Umsturzversuch in dem von der Reichsregierung, den Gewerkschaften und allen Arbeiterparteien initiierten Generalstreik zusammen.
In Bayern führte der Kapp-Lüttwitz-Putsch zum Rücktritt der Regierung von Johannes Hoffmann (SPD, 1867–1930). An seine Stelle trat eine rechtskonservative Regierung unter Gustav von Kahr (BVP, 1862–1934), die den Einwohnerwehren nahestand und deren Auflösung bis 1921 verhinderte. Damit war der Kapp-Putsch letztendlich nur in Bayern erfolgreich. Es entstand die Losung von der „Ordnungszelle Alpenland“.
Auch bei der Wacker-Chemie gab es einen kurzen Streik gegen die Kapp-Putschisten. Der spätere KPD-Ortsvorsitzende Alois Haxpointner verteilte zusammen mit anderen Flugblätter vor dem Werkstor. Es gab einen allgemeinen Streik gegen die Kapp-Putschisten. Aber Burghausen lag sehr weit abseits. Die Nachrichtenlage kann nicht mit heute verglichen werden. Es wurde den Arbeitern geraten wieder zu arbeiten. Die Direktion von Wacker-Chemie drohte mit dem Einsatz des THW. Sozialdemokratische Gewerkschafter beruhigten dann die Lage endgültig, als der Kapp Putsch im Reich zusammenbrach.
Die Arbeiterparteien in Burghausen und die beginnende Weltwirtschaftskrise
Ab Ende 1923 gelang es der neuen Reichsregierung unter Gustav Stresemann, mittels der Einführung der Rentenmark die wirtschaftliche Lage in Deutschland deutlich zu verbessern. Die Hyperinflation wurde beendet. Zuvor kam es aber noch zum Hitlerputsch am 9. November 1923 in München. Bekanntlich endete das Abenteuer im Fiasko.
Am Putschversuch der Nazis nahmen auch einige Personen aus dem Landkreis Altötting teil, darunter der „Alte Kämpfer“ aus Neuötting Heinrich Hilleprandt sowie Franz Obermaier aus Altötting. Kein Mensch aus Burghausen nahm am Naziputsch teil. Im Gegenteil. Allerdings versuchten einige örtliche Nazis in Burghausen, als die Geschichte in München schon gegessen war, am Abend des 9. November in Burghausen das Rathaus zu besetzen. Dieser lächerlichen Übung von Gymnasiasten wurde ein schnelles Ende bereitet. Wacker-Arbeiter unter Führung von Karl Fischer, dem damaligen KPD-Betriebsratsvorsitzenden bei Wacker, vertrieben die Nazis. Den sehr jungen Nazis – meist Schülern – gelang die Flucht vor den harten Arbeiterfäusten.
Anfang der Zwanzigerjahre, speziell im Jahr 1923, hatte die KPD die Mehrheit der Wacker-Arbeiter hinter sich. Die KPD in Burghausen hoffte im Jahr 1923 auf eine sozialistische Revolution in Deutschland. Im Oktober 1923 entstanden in Thüringen und Sachsen „Arbeiterregierungen“ aus linker SPD und KPD. Nachdem über die beiden Länder die Reichsexekutive verhängt worden war, sagte die KPD-Führung unter Heinrich Brandler in Chemnitz den geplanten Aufstand ab. Vor der Absage des „Deutschen Oktobers“ wurden auch in Burghausen von der KPD Ortsgruppe Aufstandsvorbereitungen getroffen. Es wurde versucht, an illegale Waffen zu kommen. Wie erfolgreich dies war, kann heute nicht mehr festgestellt werden.
Auch in der Wacker-Chemie wurde von der dortigen Betriebsgruppe der KPD Agitation für die kommende Revolution betrieben. Die örtliche SPD verhielt sich abwartend.
In den Zwanzigerjahren waren beide Arbeiterparteien SPD und KPD in Burghausen klassische Arbeiterparteien. In beiden Parteien dominierte in den Führungspositionen der gelernte Facharbeiter. Als Beispiel seien hier beider KPD erstens Alois Haxpointner genannt, eingelernter Schlosser. Haxpointner hatte von verschiedenen Unternehmen stets gute Arbeitszeugnisse. Auch Ludwig Auberger, ein gelernter Schreiner, und Johann Aigner, ein gelernter Fabrikarbeiter bei der Wacker-Chemie, zählten zu den Facharbeitern.
Die KPD hatte jedoch, anders als die SPD, in den Zwanzigerjahren mehr Hilfsarbeiter als Mitglieder als die SPD. Diese wurden oft von Klein- und Mittelkapitalisten besonders ausgebeutet. Letzteres erklärt ihre höhere Empfänglichkeit für die radikaleren Parolen der KPD. Die SPD hingegen hatte mehr Einfluss im gehobenen Proletariat, speziell in der Wacker-Chemie. Im Krisenjahr 1923 stand aber die Mehrheit der Wacker-Arbeiter hinter der KPD.
In den sogenannten goldenen Zwanzigerjahren gab es in größeren Betrieben eine soziale Kompromisslinie. So auch bei der Wacker-Chemie. Das erklärt den Rückgang der radikalen Stimmung. Dennoch blieb die KPD auch bei Wacker fest verwurzelt. Die Mehrheit der Arbeiter folgte allerdings dann der SPD. Das hatte auch mit der ultralinken Politik der KPD Zentrale unter Ruth Fischer und Arkadi Maslow 1924 bis 1925 zu tun und ab 1928 ebenfalls mit der von Stalin befohlenen ultralinken Wende. Oftmals traten KPD Mitglieder aus dem ADGB aus und bildeten eigene Gewerkschaften wie die RGO (Revolutionäre Gewerkschaftsopposition). Dies isolierte die KPD-Arbeiter bei Wacker von ihren Kollegen in der großen Gewerkschaft ADGB. Eine radikal andere Lage entstand für die Arbeiter mit dem großen Börsencrash im Jahr 1929. Die SPD-Mehrheit im Betriebsrat der Wacker-Chemie ließ sich gegen den starken Widerstand der KPD-Betriebsräte 1930 auf einen Kuhhandel mit der Wacker-Chemie ein. Die Arbeitszeit wurde ohne Lohnausgleich von 48 auf 40 Stunden in der Woche reduziert. Die Sozialdemokraten nannten dies „eine Notwendigkeit, um Arbeitsplätze zu erhalten“. Der neue KPD-Leiter Alois Haxpointner sagte daraufhin in einer öffentlichen Versammlung im „Anker“ 1930: „Typischer sozialdemokratischer Verrat an der Arbeiterklasse.“
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