Kitabı oku: «Das Weg ist das Ziel»

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Max Kohlhaas

Das Weg ist das Ziel

Kein Reiseführer für Auswanderer

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Inhaltsverzeichnis

Titel

0

Ort

00

Komm' her

Komm' zur Ruh'

Einschlafphase

Knack.

Fremde Betten

000

Wie ein Schwert in Stein

Spiel mit

Morgen

Brückstück

Hallo Hallo du

Schleim

Kein Mucks

Nachtflucht

Erste Hilfe

Kein Anschluss unter dieser Nummer

Bitte sprechen Sie nach dem Piep

Lückenfüller

Zum Glück ist Descartes tot

Kopfmensch

Schön, dass du da bist

Tee & Kekse

Kress

Hallo Frank

Symbiose

//Tock..Tock..Tock..Tock//

Schneid' mich in Scheiben

Wurfzelt

Stadtmädchen

Nachschlag

Erwartungshaltung

Alte Marotten

Der große Knall

Eins plus Eins

Guten Morgen

Vordruck

Fernseher, wie fern? Sehr fern.

Unerwünschter Gast

Ungenaue Vergleiche

Epilog

Impressum neobooks

0

Das Weg ist das Ziel

Kein Reiseführer für Auswanderer

Max Kohlhaas

Die letzte Ruhe.

Ich stelle mir bei dem Ausdruck völlige Zufriedenheit, Vollständigkeit

Abwesenheit von Chaos, Pflicht und Entscheidung vor

Eine schöne Vorstellung, die mir aus der Menge an Stimmen zuzwinkert

Kein Gefühl, keine Erfahrung, kein Ort so fehlerlos

Und komplett das was es im Eigentlichen verspricht zu sein

Einsam, aber gut

Stille, aber ertragbar

Mehr als das; das tragende Element

Kein Ton

Kein Licht

Weder warm noch kalt.

Eine der Erde eingewandte Stadt ohne Menschen, ohne gesichterlose Erahnungen

Keine kurzen Einblicke mehr in Leben durch die als einzige hell erleuchtete

Fensterfront eines Wohnkomplexes

Ohne rettende Inseln zwischen denen ich mich nach Luft schnappend im Wasser

abstrample; Kein Wasser

Keine Farben

Keine Bilder

Keine Maler

Niemand an den gedacht, mit dem geredet, dem geschrieben werden muss

Keine Gedanken

Keine Gespräche

Keine Höflichkeit

Verantwortungslos

Ich werde nicht gebraucht und niemand braucht etwas von mir,

Weil ich nichts zu geben habe

Keine leeren Versprechungen

Keine vollen Gläser

Kein Durst oder Hunger

Kein Verlangen das Befriedigung sucht

Kein Gegenteil

Keine Geschichte

Keine Zukunft

Und ich bin nur einen Schnitt, Sprung, Stich, Schuss davon entfernt,

in diesem Sein nicht sein zu können

Ort

(Wenn der überhaupt wichtig ist)

Eine Stadt in der man nicht schauen müsste, bevor man über die Straße geht, es aber trotzdem tut, falls man den im Auto kennt und sich dankend zunicken möchte.

Überhaupt werden hier viele Dinge nur so gemacht, weil man vermutet, dass das in großen Städten auch so gemacht wird. Wer eine Stadt zum gefragten Touristenziel heranziehen will, braucht teure Parkplätze, alte Geschichten und neue Einkaufszentren. Hier gibt es nur die alten Geschichten, die Parkplätze sind alle kostenlos und wenn begrenzt, dann auf Zeit. Ein Ort zum Durchfahren.

Die Einkaufszentren liegen im oder auf dem Weg zum nächsten Ort, damit Menschen von außerhalb die Ruhe nicht stören oder auf die Idee kommen Parkplätze zu belegen.

Es gibt vier Ampeln. Alle davon überflüssig.

Ich bin gerne hier und bewege mich noch langsamer als die alten Leute auf dem Weg zum Kuchen. Vielleicht das Henkersmahl. Kirschkerne sind nicht ungefährlich.

Ich kenne keinen, aber alle auf der Straße.

Der Ort existiert Stein für Stein in meinem Kopf.

00

Wenn man mal verstanden hat

Wie die Stadt

Funktioniert

Wie Häuser Menschen atmen

Dass die Gässchen wie Wildwechsel

Kurz nach bis kurz vor der Dämmerung

Raubtier und Jäger

Wolf und "Ohne dich ist alles doof"

Die Stellen die unbelaufen sind

Wie naturbelassener Waldboden

Diejenigen die nicht in die Funktion passen

Wie ein alter Bunker oder ein Hochsitz

Wir sind der Schuss

Und der Überschuss

Ich bin das Todesurteil

Die Chance auf neues Leben

Der zündelnde Junge in der Scheune

Wind der das Feuer entfacht

Der Vogel der flüchtet und

Sich ein neues Paradies sucht

Bis zu dem Tag

An dem es jemand entdeckt

Komm' her

Quer über die gepflasterte Straße entdecke ich einen kleinen, gemütlichen Laden mit Schaufenster. Als ich näher komme erkenne ich den anscheinenden Besitzer des Geschäftes. Alt, etwas breiter gebaut, Wollpullover und eine graue Hose, sein Gesicht scheint zufrieden, soweit ich es durch die leichten Spiegelungen des Glases erkennen kann. Ich habe dieses Geschäft noch nie hier gesehen, seit meinem sechzehnten Lebensjahr ging ich wöchentlich mindestens zweimal durch diese Einkaufsgasse, vielmehr um mir die Leute als die Angebote anzuschauen oder mein Geld für überteuerte Getränke hinaus zu werfen.

Als ich näher komme, muss ich plötzlich wider Willen an einen alten Schulkameraden denken, den ich seit unseres Abschlusses, zu meinem Glück, nicht mehr gesehen hatte. Ich dachte seine Stimme aus dem Sprachorgan eines vermeintlichen Kunden der Bücherei wahrgenommen zu haben. Vielleicht jobbte er hier, um sich etwas Geld zurücklegen zu können, wie so viele es auch schon mir empfahlen.

Ich hatte bisher immer mehr oder weniger dankend abgelehnt und durchscheinen lassen, dass ich es nicht für nötig halte. Aber nicht weil ich genug habe, ganz im Gegenteil, eher, weil ich dachte, dass sich mein Weg auch ohne viel Geld wird richten lassen müssen. Natürlich ganz ohne Schicksalsgedanken.

Nebenbei fiel mir auf, dass die Bücherei für ebendiese viel zu klein ist. Sie besteht nur aus einem Raum, den man schon von außen völlig einsehen kann und noch nicht einmal dieser ist vollends mit Büchern bestückt. Die Glasseite ist frei, da man sonst weder raus noch rein schauen könnte und die Wand gegenüber des Fensters steht auch leer. Der Raum selbst ist geschätzte vier mal vier Meter groß. Links vom Fenster ist die Eingangstreppe, auf der auch mittlerweile meine Füße stehen und nach oben steigen. Als ich das Zimmer betrete, habe ich das Gefühl, ich werde wahrgenommen und bemerkt, aber aus irgendeinem Grund lässt man mich in Ruhe die Gegend erkunden. Ich habe nicht eines der Bücher mehr in Erinnerung. Die Atmosphäre lädt nicht zum Bücherlesen ein. Kein Sofa, kein alter, faltiger Sessel, noch nicht mal ein Stuhl, nur knarrender, löchriger Holzboden. Ich verkrieche mich in die linke hintere Ecke und tue als denke ich nach, mit gesenktem Kopf. Ich lausche dem Gespräch der beiden. Ich kann nicht hören, über was sie sich genau unterhalten. Es ergibt keinen Sinn, irgendwas mit „Stille“ und „schon wieder einer“ und „neue Leute“. Plötzlich höre ich einen der beiden meinen Namen sagen, nicht nur den Familiennamen, der in dieser Stadt alles andere als uneigentlich ist, sondern meinen vollständigen Namen. Aber woher sollten sie mich kennen, ich bildete mir immer ein, dass man mich nur an meinem Gesicht erkenne und mit ihm gab ich mir alle Mühe es unter meinem Hut zu verstecken. Haben sie mich doch erkannt? Nein das kann nicht sein. Sie sprechen nicht zu mir, ich hatte sie nur über mich reden hören. Vielleicht ja auch eine Verwechslung, ein ähnlicher Vor- und Nachname, der sich geflüstert so anhört, als meine man mich. Und überhaupt, wieso flüsterten sie eigentlich?

Durch diese Gedankengänge und kleine Panik in mir, muss ich mich ein wenig auffällig verhalten haben, denn als sie bemerken, dass ich nur so tue, als wäre ich beschäftigt, ergreift mein alter Schulkamerad ein Buch und sie heben die Lautstärke ihrer Unterhaltung, um darüber zu reden, dass sie es bald wieder nachbestellen müssen, weil es sich doch so gut verkaufe. Mit diesen und anderen rudimentären Worten löst sich ihre Unterhaltung auf und sie drehen sich zu mir um, zwar wieder ohne etwas zu sagen, aber trotz alledem kommt in mir das Gefühl hoch, sie hätten mich gefragt, ob sie mir helfen können. Ich blicke auf und sehe zuerst in das Gesicht meines Schulkameraden. Er ist es nicht. War es nie gewesen. Die ganze Zeit über hatte ich mich getäuscht. Er scheint noch älter als der Ladenbesitzer selbst, doch irgendetwas zeichnet ihn aus, dass er es nicht ist, der die Verantwortung trägt für das Geschäft.

Ich muss stark verwundert gewesen sein, dass sich meine Sinne so täuschten, oder vielleicht auch erleichtert, dass ich für kurz in meinen Gedanken versank und äußerliche Reize abprallen ließ. Der Besitzer wiederholt meinen Namen und fängt an zu lächeln. „Wir haben gerade von dir gesprochen!“

Er kommt auf mich zu, schlägt mir auf die Schulter und ergreift meine Hand, wie alte Freunde es tun. Ich kenne ihn aber nicht. Oder vielleicht erkannte ich ihn nicht, dachte ich mir. Wir unterhielten uns nicht lange über das Wetter, die Familie oder sonstigen oberflächlichen Kram, sondern sie brauchten meinen Rat. Sie verlangten danach.

Komm' zur Ruh'

Ich werde umgedreht und entdecke, dass die Ecke in der ich stehe gar keine ist, wie konnte ich so etwas nur übersehen? Es ist ein Flur, der entlang der Wand des Geschäftes führt, beziehungsweise wohl eher die hintere Wand des Geschäftes bildet. Wenn man von außen hineinschaute, konnte man es nicht erkennen, aber hier sehe ich zwei Türen und noch eine Abbiege die nicht einzusehen ist. Wir gehen wie selbstverständlich, aber doch bedrückt und ängstlich vor dem was kommt, zu der linken Seite der eigentlichen Bücherei weg, auf eine Tür zu.

Wie ein Arzt auf dem Weg zum Zimmer des Patienten mit der unbekannten Krankheit, die sich zwar in bekannten Symptomen äußert, aber nicht auf die üblichen Medikamente reagiert, komme ich mir vor.

Der jüngere der alten Männer öffnet die Tür und ich bin immer noch in der Arztrolle eingefroren. Da stehen tatsächlich zwei Betten wie sie im Krankenhaus üblich sind.

Der Raum ist dunkel, alles Licht was hinein fällt, stammt aus dem Geschäft und wird indirekt über die Wandreflexion nur noch geschwächt ins Zimmer getragen.

Das Zimmer selbst besitzt weder eine Lampe noch ein Fenster.

Als sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, ergeben sich Muster in einem der Betten, das andere steht leer. Ein dickwangiger, lebloser Bub von vielleicht 22 Jahren liegt auf dem Rücken, den Blick durch die geschlossenen Augen zur Decke gerichtet. Ich denke schon wieder an einen alten Schulkameraden, diesmal ist mir der Gedanke freundlicher erschienen, da ich mit dieser Erinnerung zumindest eine Zeit lang befreundet gewesen bin und sie mochte bis zu einem ungewissen Zeitpunkt.

Doch bevor ich weiter forschen kann, löst sich meine Erinnerung wieder auf. Der Junge steht aus seinem Bett auf und ist ein Mädchen, ein Mädchen auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Eine kurze Frisur, viel zu ordentlich dafür, dass sie gerade erst aufgestanden ist. Sie trägt ein weißes Nachthemd. Es fällt an ihr herunter, als wäre es frisch gebügelt. Ich vermochte sogar einen Hauch des Bügelgeruches kurz zu erhaschen, vielleicht auch nicht.

Im Eingangsbereich des Raumes steht ein Tisch mit zwei Stühlen. Sie schwebt lautlos darauf zu. Als sie dann vor mir sitzt, setzte ich mich auch hin.

Sie beginnt zu reden. Ich höre ihr nicht genau zu. Eigentlich überhaupt nicht. Weil mich die Situation in der ich mich befinde, viel zu sehr beschäftigt und in eine Traumwelt reißt.

Jeden Moment dachte ich, ich sollte aufwachen und mich fragen, wieso ich an alte Schulfreunde dachte, jeden Moment dachte ich, sie reißen alle drei ihre Masken runter und entpuppen sich als meine drei besten Freunde, die mich, eben weil sie mich so gut kennen, exzellent hinters Licht geführt haben.

Doch nichts passierte, sie redet weiter.

Ihr Gesicht fällt plötzlich in sich zusammen, sie sackt in sich ein und bevor ich, aus meiner Träumerei gerissen, etwas fragen kann, werde ich schon wieder weitergeschoben, raus aus dem Raum, mit einem freundlichen: „Sie ist müde, sie muss etwas schlafen. Sie sind aber auch ein guter Zuhörer.“

Während ich hinaus geschoben werde, kann ich bei einem Blick zurück eine kurze, Macht ergreifende Handbewegung des alten Mannes gegenüber des Mädchens ausmachen.

Einschlafphase

Zurück in den eigentlichen Bücherraum gedrängt scheint mir alles plötzlich so unfreundlich. Das urige, heimatliche Gefühl dieses kleinen Raumes war verschwunden. Das bisschen was mal da war.

Übrig geblieben ist das Gefühl von Unheil in mir und eine erschreckende, lauernde Atmosphäre.

Der Grund dafür, neben den seltsamen Geschehnissen in diesen Wänden, ist unter anderem die nicht dämmernde, sondern in ihrer vollen Pracht scheinende Nacht. War ich denn wirklich so lange mit meinen Gedanken beschäftigt? Wie lange hat das Mädchen mir etwas erzählt?

Der alte Holzboden knarrt mit jedem Schritt den ich tue lauter.

Inzwischen sind beide Männer wieder anwesend. Sie haben Tee mitgebracht. Er wird mir angeboten, ich trinke.

Es ist eine Pfirsich-Schwarztee-Mischung. Ich habe ihn noch nie getrunken, aber der Geschmack erinnert mich an ein Kindheitserlebnis:

Ich war damals gerade sechs geworden, dass weiß ich noch so genau, weil mir meine liebe Großmutter seit meinem sechsten Geburtstag bis hin zu meinem achtzehnten immer eine Schachtel Pralinen schenkte. Es waren immer die gleichen.

Eine rechteckige, blaue Verpackung mit einer roten, breiten Schleife umbunden.

Wenn man die Verpackung öffnete, stach einem, sobald man den von der Luft gehaltenen Deckel vorsichtig abnahm, eine weiße, seidene Decke entgegen. Hauchdünn und duftend.

Unter der Decke war eine weiße Papierschicht und darunter endlich die Schokoladentrüffel, die mit Haselnusscreme gefüllten Waffeln, zwei Kokospralinen, an der rechten Seite eine Auswahl an Pralinen mit sämtlichen Nüssen, links das gesamte, wünschenswerte Nougatbuffet und in der Mitte eine einzige Rumpraline aus weißer Schokolade und dunkler Verzierung oben auf.

Insgesamt waren es 32 Pralinen.

Doch es gab Regeln. Dieses Geschenk war die Art meiner Großmutter mir das Genießen beizubringen. Ich durfte immer nur eine Praline am Tag essen.

Das sagt sich jetzt, da ich weiß wie es funktioniert so leicht, aber mit sechs Jahren hätte ich gerne mein heutiges Wissen besessen.

Von solchen Abreibungen auf den blanken Hosenboden kann ich heute nur noch träumen.

Als meiner Mutter damals auffiel, dass ich an einem Tag drei anstatt einer gegessen hatte, legte sie mich auf ihr schönes Sommer-Blumenkleid über die Knie und verpasste mir Schläge, die ihr wohl einst zustanden.

Wenn meine Großmutter mich sonst schon nichts gelehrt hatte, dann zumindest den Genuss und den Verzicht, mit meiner Mutter als ihrem Helfer.

Das Jahr in dem ich sechs wurde, war das einzige in dem ich Prügel bezog wegen Verstoß gegen die Regeln. Später stellte ich es geschickt an.

Mein Geburtstag lag und liegt immer noch im Dezember und die Neujahrsnacht war eine der wenigen Ausnahmen im Jahr, an denen es kleinen Kindern wie mir damals erlaubt war bis nach Mitternacht auf zu bleiben.

Ein jeder wahrer Genießer wie ich es war, kann sich schon längst denken, was mein Plan war.

Ich aß also um kurz vor Mitternacht eine und eine Minute später, als sich meine Familie in den Armen lag, um das neue Jahr zu feiern, die zweite Praline. Damit hatte ich keine Regel gebrochen und trotzdem mehr als sonst.

Meine Großmutter hätte mir sicherlich auch zu späteren Geburtstagen als dem achtzehnten weiterhin Pralinen geschenkt, aber kurz nach Neujahrsbeginn erlag sie ihrem Brustkrebs, wie er allen Frauen der Familie bisher früher oder später zuteil wurde. Ich hatte bis dorthin schon zehn der Pralinen gegessen, also waren noch zweiundzwanzig übrig und ich schwor mir von nun an mir jedes Jahr nur eine einzige zu gönnen. Sie waren so süß, dass ich mir um ihre Haltbarkeit keine Gedanken machen musste, sie würden, wenn sie müssten, meine Person selbst überleben und einem kleinen Kind noch den Genuss eintrichtern.

Sie würden also bis zu meinem vierzigsten Lebensjahr anhalten.

Zurück aus meiner Erinnerung, in die sehr verwirrende Wirklichkeit geschmissen, versuche ich den Grund für mein Abschweifen wiederzufinden. Genau. Der Tee.

Ebenso wie die dünne Decke, unter der die Pralinen sanft gebettet waren roch, schmeckt der Tee den mir die beiden mir höchst suspekten, aber doch freundlichen Männer einschenkten.

Als kleinen Genuss zum Tee gibt es etwas Süßes. Der Mann mit der Brille und dem Bart hält mir eine große, weiße Porzellanschüssel vor und ich wusste, weil auch sie es so getan hatten, dass ich nur eine Kleinigkeit daraus entnehmen sollte, wenn ich mir einen peinlichen Moment ersparen will.

Schokotropfen, mit Schokolade umhüllte Kaffeebohnen, Blätterkrokant und anderes Gutes birgt das Innere der Schüssel, aber rasch entscheide ich mich für etwas in Silberpapier gepacktes. Ausgepackt und zerteilt mit meinen Zähnen, stelle ich fest, dass es eine Nougat Pistazien Praline ist. Sie ist gut und zerfließt mir auf der Zunge bis in die Wangen.

Knack.

Dieses Geräusch, so grell und schrill, so durchdringend und drängelnd. Es erfüllt meine Brust mit einem Gefühl der unsicheren Reue und nagelt mir von innen, metallisch klingend, gegen die Schädeldecke.

Die beiden weisen mit Händen und Füßen an, dass ich mich erheben und ihnen in das linke, hintere Zimmer folgen soll.

Ich fühle mich plötzlich wie die Praline: Mein wunder Knackpunkt, der schon für alle deutlich sichtbar war, wird langsam von der fließenden Hülle befreit und attackierbar.

Es waren die kleinen Süßigkeiten und die süßen Kleinigkeiten die mich am Meisten interessierten, mir aber auch oft das Herz brachen. Warum sonst wäre mir die kleine Bücherei, umrandet von hohen Häusern und billigen Boutiquen aufgefallen?

In dieser, für mich inzwischen kitschig, romantischen Kleinstadt musste man zwar sehr geduldig sein, aber unmöglich war es nicht, ein wenig abnormale Besonderheit zu finden.

Ich erinnerte mich an den grünen Laden. Er hieß zwar: „Was ich mag, magst du vielleicht auch“, ich jedoch nannte ihn den grünen Laden, weil der Besitzer, wissentlich oder nicht, ...

in jeder Speise, in jedem Trank, auf jedem Tisch, auf jedem Schrank, auf den Tellern, Tassen, Schuhen, den Langspielplatten, Instrumenten oder Uhren, immer etwas Grünes hatte. Und sei es auch nur eine Feder, ein Faden, eine Frucht oder ein Fleck, etwas war immer grün. Manchmal glaubte ich, wenn ich umher stöberte, zwischen zufällig gewählten Verkaufsstücken, ihm auf den Leim gegangen zu sein. Dass dieser graue Pullover, den ich in der Hand hielt, nichts Grünes aufzuweisen schien. Doch als ich ihn siegessicher wieder zusammen legte, sprang mir die Innenseite des Kragenschildchens ins Auge. Grün.

Egal ob es eine Kunst, ein Spiel mit maximal einer Hand voll Detailverliebter oder der Tick des Verkäufers war, es war etwas abnormal Besonderes, dass bestimmt nicht jedem auffiel, wenn er den winzigen Laden betrat, falls man ihn in all dem Gewusel von Hektik überhaupt fand oder beachtete.

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Hacim:
120 s. 1 illüstrasyon
ISBN:
9783738068085
Yayıncı:
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