Kitabı oku: «KISHOU III», sayfa 2
Aufbruch in die Singala
Der Tolsmoi Rhodes spie gezielt auf eine Planke des Bodens, die tatsächlich noch an einer Stelle des Wagens zwischen Kisten, Beuteln, Säcken und Getäu hervor lugte. Das Knirschen des Sandes zwischen seinen Zähnen verminderte es indes nicht.
Er saß auf einem der vollbepackten Wagen, und musterte aufmerksam über die Köpfe seiner Truppe hinweg die tödliche Eintönigkeit der Singala – und immer wieder auf die Formation seines Trupps. Sie hatten sich lange auf diesen Augenblick vorbereitet, und zumindest bis zu diesem Moment sah alles ganz gut aus.
Weit waren sie noch nicht gekommen. Die Wolkendecke hatte sich inzwischen etwas aufgelöst, und ließ hier und da die Strahlen der Sonne passieren. Es war schon eine gute Weile her, wo sie den Horizont überschritten hatte, dennoch war das Ufer der Singala noch immer gut zu erkennen – obgleich es sich farblich nicht einmal sonderlich von der Einöde unterschied.
Es wären wohl nicht richtigen Worte, wenn man sagen wollte: die Asimielenen waren in die Singala eingedrungen. ,Eingeflossen’ wäre stimmiger. Denn kein Asimielene durfte sich eigentlich am Rande des Trupps aufhalten. Ein einziger unbedachter, und etwas zu lange gewährter Blick in die Gleichförmigkeit der Umgebung, hätte ihren Geist auslöschen – und damit ihren Tod bedeuten können.
Für den Asimielenen war keine Gefahr größer, als die der Fraglosigkeit. Wenigstens ein einziger kleiner, noch so unbedeutender Punkt, sollte da sein, gegenüber dem sie sich verhalten konnten – der Fragen aufwarf, die wiederum alle möglichen Gedanken produzieren würden – denen gegenüber man sich erneut verhalten musste ... Die Singala kannte solche Keimzellen des Geistes nicht, von denen der Asimiele lebte – die er gewissermaßen atmete.
So liefen jene, die sich am äußeren Rand des Trupps aufhielten, seitwärts – ihre Gesichter den Gefährten zugewandt und ihre Augen stets ins Innere des Trupps gerichtet – während die inneren ihren Marsch bremsten, um sie vorbeiziehen zu lassen. Vorn angekommen, verlangsamte sich der letztlich rückwärtige Gang der Äußeren, bis sie wieder von der Meute verschluckt wurden, und ins Innere glitten – während gleichzeitig am hinteren Ende des Trupps die entsprechende Menge der Asimielenen gerade nach außen fiel – um dort wiederum im Seitwärtsgang das Spiel von Neuem zu beginnen.
Auf diese Weise wechselte jeder von ihnen immer wieder seinen Standort von Innen nach Außen, und zurück – und niemand war zu lange der Gefahr ausgesetzt, in die Leere der Singala zu blicken, und zugleich konzentriert damit beschäftigt, die Formation aufrecht zu erhalten. Im Inneren des Trupps wurde die sichere Situation ausgiebig genutzt, die Krypte hervorzuholen, um darin die letzten Gedanken und Erfahrungen festzuhalten.
Es war alles nicht gerade unkompliziert – aber gut durchdacht und hinlänglich geübt. So hatte es von außen betrachtet tatsächlich den Anschein einer fließenden Masse – wenngleich auch einer sehr zähen. An ein schnelles Fortkommen war auf diese Weise nicht zu denken.
Ein Trupp bestand jeweils aus etwa zweihundert Asimielenen. Das Los hatte über ihre Anwesenheit hier entschieden, denn es wäre wohl niemand unter den Asimielenen, der freiwillig auf dieses Unternehmen verzichtet hätte – auch wenn einer Rückkehr kaum die Chance der vorhergesagten Zahl eines fallenden Würfels zukam.
Dann waren da noch jeweils fünfzehn vollbepackte Wagen – immer drei nebeneinander bildeten das gleichbleibende Zentrum des Aufmarschs. Jeder von ihnen wurde gezogen von zwei kräftigen Fläcks – büffelartige Tiere mit kaum erahnbaren, stumpenförmigen Hörnern, zottigen schwarzbraunen Fell, und breiten Kopf, der sich vorn zu einem kurzen Rüssel verjüngte. Sie waren nicht besonders groß, dafür aber ausdauernd und zäh. Ihren Wasservorrat trugen sie in sackförmigen, durchhängenden Bäuchen mit sich. Sie wirkten dadurch etwas plump, und tatsächlich waren sie alles andere als flink – aber das war hier auch nicht gefragt. Ein schnelles Vorankommen war ja in dieser Umgebung sowieso von vornherein ausgeschlossen.
Vier bis fünf Tage, schätzten die Asimielenen, würde ihr Marsch dauern, bis sie ihr Ziel erreicht hatten. Was es hier zu finden galt, sollte sich in etwas der Mitte der Singala aufhalten. Doch bereits Einen Tag vor dem Ziel würden sich die drei getrennt marschierenden Trupps vereinigen – wenn alles gut ging.
Die beiden äußeren Flanken des geteilten Einmarsches – es waren zum Einen die Asimielenen um den Tolsmoi Rhodes von der Oase Tisma, und auf der anderen Seite die des Tolsmoi Kilak von der Oase Goozl – zogen mit einem Pflug, den sie jeweils am mittleren Wagen der letzten Reihe vertäut hatten, eine Furche in den lockeren Boden. Während sich die auf diese Weise gegrabene Schneise hinter ihnen in der Ferne verlor, hatten die jeweiligen Tolsmois von ihrem erhöhten Sitz auf den Wagen darauf zu achten, dass diese Schneise in ihrem Lauf eine kleine, genau vorausberechnete Krümmung aufwies. Auf diese Weise vordringend, sollten die Trupps in der Folge des dritten Tages aufeinander stoßen.
Der mittlere Trupp – der des Tolsmoi Bork von der Oase Flin, musste entsprechend ohne jede Kursabweichung immer genau geradeaus marschieren. Aus hier nicht weiter zu erörternden Gründen – es hat wohl etwas mit der eigensinnigen Natur dieses Volkes zu tun – nutzten diese allerdings für die notwendige Markierung, die ihren gradlinigen Kurs gewährleisten sollte, keinen Pflug, sondern fein gemahlene Holzkohle, die von einem der letzten Wagen über einen langen, rüsselartigen Trichter auf den Boden entlassen wurde. Ein endloser, tiefschwarzer Faden verlor sich auf diese Weise hinter ihnen.
Wer das Volk der Asimielenen nur flüchtig kannte, hätte leicht annehmen können, dass sie sich einfach nur nicht auf einen gemeinsamen Marsch einigen konnten, und jeder der Oasenvölker seinen eigenen Gedanken folgte. Wer sie allerdings besser kannte, wusste, dass sich dahinter eine gut durchdachte Strategie verbergen musste.
Die Asimielenen kannten die mutmaßlichen Hyndriden der Singala nicht. Es musste unklar bleiben, ob sie überhaupt eine Chance hatten, sich ihrer zu erwehren – wie es auch keinerlei Gewissheit darüber gab, ob die Feinde der Hyndriden, jene mächtigen Handriden, ebenfalls in der Singala irgendwo ein Zuhause hatten, um ihnen im Zweifelsfalle beizustehen zu können. Nichts wusste man – was aber natürlich niemand wirklich bedauerte, wie jeder sofort bestätigen würde, der sich etwas mit den Asimielenen auskannte, denn es beflügelte ihre Gedanken. Letztlich: Drei unabhängig von einander marschierende Trupps bedeuteten schlicht, dreimal die Chance durchzukommen.
Sie ahnten zum Zeitpunkt ihres Einmarsches noch nicht, wie bald sich ihr Kalkül auszahlen sollte …
~*~
Habadam
Habadam!“, entfuhr es Boorh und dem Unteren Squatsch gleichzeitig – aber es war nicht gerade der Klang von Freude, die in ihrem Ausruf mitschwang. Was in Mo in diesem Moment vor sich ging, war wie immer, nicht zu erkennen. Scheinbar unbeeindruckt, nahm sie die Überraschung zur Kenntnis.
Das große, und eher hagere Wesen, das in diesem Moment hinter einem Felsen hervorkam, war offenbar um so erfreuter. Kleine Knopfaugen strahlten unter weißen, buschigen Augenbrauen hervor, und unter der großen, schmalen und ziemlich hakenförmigen Nase, deuteten sich, unter einem vollen und bis über die Brust reichenden und spitz zulaufenden weißen Vollbart, zwei zu einem Lachen geöffnete unregelmäßige Zahnreihen an.
Er reichte nicht ganz an die Größe Boorhs heran, erschien aber im ersten Moment – wohl auf Grund seiner schlaksigen Gestalt – fast größer als dieser. Ein langer, blauer und bis zum Boden reichender, geschlossener Mantel fiel von seinen schmalen Schultern, aus dessen weite Ärmel heraus, lange, etwas spindelige Finger hervor lugten. Das Kleidungsstück war überall mit großen, weißen Symbolen bestickt, und sein Kopf zierte eine ebenso blaue Kappe, unter der ein unbändiges langes Büschel schlohweißer Haare hervorquoll.
Außer der auffälligen Nase und den hellen Knopfaugen war eigentlich nicht besonders viel von seinem Gesicht zu erkennen. Eine Hand hielt einen langen, knorrigen Stab, der in seinem Verlauf am oberen Ende abgeknickt war. Der Jüngste schien er wahrlich nicht mehr zu sein ...
„Koschu!“, rief die Gestalt freudig aus, während sich seine Arme einladend weit öffneten. Ein seltsames Knistern war vereinzelt aus seiner Richtung zu vernehmen, und kleine Blitze entluden sich zwischen den ausgebreiteten Händen ... „Verzeiht meine kleine Unaufmerksamkeit ...! “, rief er mit einer erstaunlich tiefen und warmen Stimme, die man dieser Gestalt gar nicht zubilligen wollte. „Ich warte schon eine Ewigkeit auf euch, und war wohl mit meinen Gedanken gerade etwas geschwätzig – als ich eben meinen Namen hörte ...! Welch ein Reiz!“
Er war nun herangekommen, und schien jetzt doch einigermaßen fassungslos, wie er Kishou gegenüberstand. „Für alles was sich Verhält, gibt es immer sehr viele Möglichkeiten!“, sprach er mit ehrfürchtiger Gebärde. „Bisher gedachte ich keine davon unbemessen zu lassen, oder gar auszuschließen – doch ihr übertrefft alles, was mein Geist zu bemessen imstande war ...! “ Ruhelose Augen bemaßen Kishou für einen Moment in Sprachlosigkeit – dann wendete er sich plötzlich ab, reckte seine Arme hoch in den Himmel, und rief in ihn hinein: „Suäl Graal! – ungeliebte Schwester und unbändige Herrscherin über alles, was da ist. Sieh her! – die neue Zeit ist angebrochen! Du wirst sie nicht aufhalten!“ Indem er dies rief, richtete er die Spitze seines Stabes in den Himmel. Knisternde Blitze traten daraus hervor, und ein knallender Donner erfüllte die Luft.
Strahlend wendete er sich wieder Kishou zu – die nur die ganze Zeit mit offenem Munde dastand. „Ich kann euch nicht sagen, wie erfreut ich bin!“, rief er – und endlich bemerkte er wohl auch die anderen ... „Eine zweite Sonne ist nun ebenfalls aufgegangen im Drom der Asimielenen. Mo! Es ist ein wahrlich erregender Reiz, sich nach so langen Zeiten wieder zu dir verhalten zu können! ... Und auch das Untere Squatsch!“, bemerkte er nun. „Wie lange haben wir uns nicht mehr zueinander verhalten!“
„Nicht lange genug!“, konterte der nur mit böse blitzenden Augen.
„Herrlich! – wie mir das gefehlt hat. Ich danke dir!“, freute sich der Neuankömmling offenbar über die Reaktion des Unteren Squatsch ... „Und auch Boorh – dazu in einem Stück! Ihr müsst gut auf ihn aufgepasst haben, Koschu!“, freute er sich spitzbübisch.
Der reagierte mit einem finsteren Blick. „Boorh entscheidet: nichts verdrängt an diesem Ort das Allsein, das als ,Koschu’ erkannt werden will!“, brummte er böse.
„Nicht?“ Die buschigen Augenbrauen des quirligen Alten klappten nach oben.
„Ich bin Kishou!“, fand diese nun endlich ihre Sprache wieder. „Du bist wohl Habadam, … von der Sippe der Chemuren.
„Ich ... denke – ja! So verhält es sich wohl ... , schien der Gefragte etwas irritiert – um sich jedoch gleich wieder zu fangen. „Verzeiht meine kleine Unverhältnismäßigkeit – wie kam ich nur auf ,Koschu’ ...?“
„Und du hast gewusst, dass wir kommen?“, wunderte sich Kishou. „Hat Trautel Melanchful ...”
„Trautel Melanchful?“ Erneut klappten die zottigen, weißen Augenbrauen des Chemuren nach oben. „Trautel Melanchful ist euch bekannt? Wie ergeht es der Alten? Ist sie gar mit euch gekommen?“ Seine Augen suchten aufgeregt die Umgebung ab ...
„Nein, ich komme von ihr – sie hat mich geschickt!“, klärte sie Habadam auf. „Ich dachte nur, dass sie dich vielleicht in so einer ,Ankunft’ ...”
„Welch ein Fluss von Neuigkeiten!“, fiel ihr der aufgeregte Alte freudig ins Wort ...
„Also Das sie dir Bescheid gesagt hat!“, schloss Kishou ab.
„Nein, nein! Es gab keine Ankunft. Es wäre hier auch sehr schwierig in diesen Zeiten zwischen all den unbemessenen Verhalten ...”
„Aber woher wusstest du es dann, dass wir kommen?“, wunderte sich Kishou.
„Ich wusste, dass ihr kommt?“, schien sich ob dieser Frage Habadam nun ebenfalls zu wundern, und seine dichten Brauen zogen sich nachdenklich nach unten ...
„Aber Du hast doch eben gesagt, dass du auf uns gewartet hast?“, wunderte sich nun wiederum Kishou.
„Ich verhielt mich wartend zu euch ...”, überlegte der Alte. „Doch ich wusste nicht das ihr kommt!“
„Häh?? – wie jetzt ...?“. verstand Kishou nun gar nichts mehr. „Du hast auf uns gewartet, aber ...”
„Nun ja, es war eine Möglichkeit, dass ihr kommt!“, unterbrach er sie sogleich. „Es verhielten sich dem gegenüber natürlich noch viele andere Möglichkeiten!“ ... Aber diese schien mir doch die Möglichste unter allen Möglichen. Und so, wie sich hier alles gerade verhält ... Und es ist ja auch die allerhöchste Zeit, dass ihr kommt!“, stellte er fest. „Allerdings ...” Sein Blick viel auf ihre Gefährten, “... dass auch einige meiner Sippenbrüder sich zu euch verhalten ... erstaunlich ... das kam mir nicht in den Sinn! Höchst erstaunlich! – Und euer Name ...” Er strich sich nachdenklich über den Bart ... „Es gab wohl zu viele der Möglichkeiten. Verzeiht meine kleine Unverhältnismäßigkeit. Die fehlenden Wasser machen mir sehr zu schaffen. Meine Form hat doch sehr nachgelassen. Doch lasst uns nur eine kleine Zeit zueinander verhalten, und ...”
„Habadam – es ist genug!“, wurde er unwiderruflich von Mo unterbrochen. „Es ist entschieden, dass du in Kishou und uns das Land der Asimielenen bemisst, so, wie es in dieser Zeit das Allsein verdrängt!“
„Ein guter Gedanke!“, erkannte Habadam sofort an. „Setzen wir uns doch! Zuvor berichtet mir aber, wo ihr euch verhieltet, bevor ihr kamt, und wie es euch bisher ergangen ist. Ich will zunächst alle Neuigkeiten aufsammeln. Danach stellt eure Fragen!“
Sie setzten sich, wo sie gerade standen auf den Boden, und Kishou begann ihre Abenteuer zu berichten. Das Knistern um Habadam herum, und die kleinen Blitze, die sich nun vermehrt immer wieder zwischen seinen Händen entluden, oder für Momente den Boden mit seinem Körper verbanden, irritierte sie anfänglich etwas – aber es gelang ihr doch schnell, es zunächst einmal hinzunehmen. Die Chemuren hatten eben so ihre Eigenheiten, und sie war ja schon einiges gewohnt.
Habadam saß kerzengerade vor ihr mit weit aufgerissenen, leuchtenden Augen, und schien jedes ihrer Worte begierig in sich aufzusaugen. Es war ja nicht gerade wenig, was Kishou zu erzählen hatte – zumal sie sprach, als würde sie alles selbst noch einmal erleben. So verging einige Zeit, bis sie schließlich zum Ende kam.
Habadam stierte noch eine Weile auf Kishou, als sie verstummte, als müsste er noch einen Moment abwarten, bis auch die Letzten ihrer Worte sicher in ihm verstaut waren – dann atmete er einige Male tief ein und aus ...”Ich gehöre zum alten Geschlecht der Chemuren, die die Zeiten überdauerten. Doch es wird noch das Verhalten vieler dieser Zeiten in ihrer Summe benötigen, um all eure Verhältnismäßigkeiten zu entdecken!“, sagte er mit tragender Ehrfurcht. „Ich danke Suäl Graal, das sie uns die großen Wasser nahm, ihr wäret sonst für alle Zeiten im Allsein verborgen geblieben. So nun aber verhält es sich, das der große Sammler allen Wissens erfahren darf – ... dass er nichts weiß!“
„Entschuldige, Habadam ...”, reagierte Kishou, die von der plötzlichen Ernsthaftigkeit der Worte Habadams etwas verunsichert war. „Du redest einerseits so ziemlich normal ... und andererseits doch wieder nicht ... .zumindest trotz allem für mich noch in Rätseln ... .Also ich mein‘ … Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis ich dich verstehe! – Aber macht ja nix!“, erwachten plötzlich ihre Gesichtszüge zu einem befreienden Lächeln. „So war’s bis jetzt ja immer, wenn ich irgendwo gerade neu angekommen war!“
Auch unter Habadams dichtem Gesichtskleid schimmerten wieder die zwei lachenden Zahnreihen hindurch, während sein Blick fast verklärte Züge annahm.
„Du bist ein Zauberer, stimmt's!“, legte Kishou nun endlich los. Diese Frage brannte ihr vor allen anderen die ganze Zeit schon auf der Zunge. „Zumindest siehst Du genauso aus ... wie Merlin, der in einigen Geschichten von Trautel Melanchful ganz wichtig ist. Er ist auch ein großer Zauberer und ...”
„Oh nein, oh nein!“, wurde sie sogleich von einem offenbar erschrockenen Habadam unterbrochen. „Wo denkt ihr hin? – In mir verhält sich natürlich ein ,Magier’ wie ihr es seid. Und mit eurer Hilfe sicherlich auch bald wieder ein Großer!“
„Häh?“, stutzte Kishou. „Also mal abgesehen von dem in der Mitte – aber ist das nicht dasselbe?“
„Nein. Auf keinen Fall.“, winkte Habadam erschrocken ab. „Ein Zauberer ist ein ... Taschenspieler! Ich bin kein Taschenspieler. Ich bin ein Magier – wie ihr es seid!“
„Tut mir Leid,“ zuckte Kishou mit den Schultern. „Ich hab’ keine Ahnung was ein ‚,Taschenspieler’ ist – aber wieso sagst du immer, dass ich auch ein Magier bin? Das meinst du doch – oder?“
So wenig man unter den wallenden Haaren des Alten von seinem Gesicht erkennen konnte, war es doch unübersehbar, dass er mit Kishous Frage nichts Rechtes anzufangen wusste ... „Nun – selbstverständlich werde ich mich nicht mit euch jemals messen können ...” Seine Hand raufte angestrengt nachdenklich den langen Bart ... „und fürwahr – ich sehe, meine Magie verhält sich nicht gleich der euren ... Meine mag euch wohl etwas … einfach und plump erscheinen – ... so ist mir doch kein Name bekannt, der eure hohe Kunst beschreibt. Ich kenne nur die des Magiers!? Doch klärt mich auf! Wie ist der Name der euch beschreibt?“
„Na ... Kishou!?“, meinte die zögerlich. Unsicher, ob dies die rechte Antwort auf die Frage war.
„Ah – höchst interessant! Das ist mir neu!“, glaubte Habadam nun zu begreifen. „Es gibt also den Zauberer, den Magier, und Kishou! Verstehe!“ Er nickte mit dem Kopf. „In mir verhält sich nur ein Magier – aber immerhin doch: An eurer Seite schon bald wieder ein Großer! ... wenn ihr den Wunsch meines Verhaltens euch gegenüber nicht in den Wind schlagt, von nun an als eurer Begleiter nicht mehr von eurer Seite zu weichen.“
„Ganz im Gegenteil!“, freute sich Kishou, die den kauzigen Kerl alles andere als unsympathisch empfand. „Ich würde dich sonst darum bitten. Trautel Melanchful hat gesagt, dass wir es nur gemeinsam schaffen können!“ Sie stockte plötzlich ... „Ach so – entschuldige. Du weißt ja noch garnicht worum‘s überhaupt geht!“
Der Kopf Habadams senkte sich etwas, und die hellen Knopfaugen schielten verschmitzt auf die für ihn doch recht kleine Kishou herunter. „Um es mit einfachen Worten, und wohl doch wohl wohlbemessen auszudrücken, nennen wir es mal: Wasser holen!“
Kishou hätte beinahe laut aufgelacht. Habadam verfügte offenbar über eine gute Portion Humor.
„Doch nun sagt mir, was ich euch berichten kann!“, setzte er wieder an. „Ihr werdet wissen wollen, wie sich alles vom Allsein Verdrängte zueinander verhält im Drom der Asimielenen!“
„Gibt es hier auch Oasen!“, war sofort Kishous erste Frage.
„Oh ja – sehr viele!“, antwortete Habadam nickend. „Es verhalten sich mit den Zeiten weniger und weniger zum Volk der Asimielenen – doch noch sind es recht viele. „Er glättete gedankenvoll seinen Bart ... „Sie sind im Allgemeinen nicht mehr sonderlich groß – in einigen verhalten sich nur noch wenige Bäume zu ihnen. Doch andere sind noch durchaus ...”
„Und Korks?“, unterbrach ihn Kishou lauernd.
Habadam nickte. „Die Korks verhalten sich mit einer großen Wahrscheinlichkeit überall im Großen Belfelland – seit jenem unseligen Kampf gegen Suäl Graal und ihren ,Horden der Gleichen’. Ihr wisst sicherlich davon.“
„Ja – schon!“, seufzte Kishou. „Ich hab’ halt trotzdem gehofft...”
„Aber es verhalten sich nicht mehr sehr viele von ihnen in diesem Drom!“, beschwichtigte Habadam sofort, als er Kishous Seufzer bemerkte. „Es sind nur noch kleinere versprengte Gruppen. Über all die Zeiten hat mein Volk ihr Verhalten studiert, und einen Besonderen Apparat geschaffen – den ,Visus’! Nur ein einziger von ihnen kann in der Formation einer solchen Gruppe von Korks so viel Verwirrung stiften, dass ihr Verhalten nicht mehr zum Ziel führt. In ihnen verhält sich keine Gefahr mehr in diesem Teil des Großen Belfellands!“
„Puh ...! “, machte Kishou. „Das ist doch schon mal `ne richtig gute Nachricht. „und dein Volk, die Asimielenen?“
„Ihr werdet eure Freude an ihnen haben!“, reagierte Habadam sofort. „Man streitet sich so gut es geht, und schafft noch immer viele neue Gedanken. Natürlich kein Vergleich zu früheren Zeiten ...”, bremste er sich selbst etwas wehmütig, “... der Verhältnismäßigkeiten sind nicht mehr sehr viele hier – aber man verhält sich eben zu dem, was noch da ist, so gut es geht!“
„Aha ...”, meinte Kishou nur. Sie konnte mit dieser Auskunft nicht so recht etwas anfangen: ,... Sie streiten sich so gut es geht ...’ Aber so wie Habadam darüber sprach, schien es nicht sonderlich gefährlich zu sein ...
„Wie wäre es, wenn der Zauberlehrling ... – verzeiht meine kleine unbemessene Verdrängung!“, entschuldigte sich das Untere Squatsch mit einem kurzen Schulterzucken in Richtung Kishou, “... also wenn der ,Weißbart’ mal etwas etwas vom ,Dom des allseitigen Verhaltens’ in uns vom Allsein trennen würde? ... wenn er die Güte besäße! Ich kann mir nicht vorstellen,... kann ich mir nicht, dass er noch immer bemessen ist, wie wir ihn zuletzt vom Allsein verdrängten!“
„Ein guter Gedanke, Unteres Squatsch!“, unterbrach ihn Habadam – und mit einem zwinkernden Seitenblick zu Kishou: „Ich muss vermuten, dass sich meine geschätzten Sippenbrüder schon über eine längere Zeit in eurer Nähe aufhalten!“ Er wurde wieder ernster. „Doch die Vermutung meines Sippenbruders verhält sich wohlbemessen: Suäl Graal hat seinerzeit die Heilige Tafel von ihrem Sockel im Heiligen Dom gerissen, und in unermesslichem Zorn in die Winde verstreut! Es verhält sich nun leider so, dass kein Weg mehr in das Dritte Tal der Dritten Ebene des Dritten Droms führt!“
„Oh!“, machte Kishou.
„Wo befindet sich der Ort, an dem in dieser Zeit die Heilige Tafel vom Allsein verdrängt ist!“, fragte Mo bestimmt.
„Ich verhielt mich gerade nicht zu ihr, als sie so wütete, Mo, mein Abbild der Sonne.“, antwortete Habadam. „Der Möglichkeiten sind viele – wie allerdings auch die Zeiten, die seither verfließen. Viel Zeit für viele Gedanken!“, zwinkerte er Kishou zu. Er machte eine kleine Pause, bevor er weiter sprach. „Ich sehe zwei Teile der heiligen Tafel. Jede von ihnen trägt eines der heiligen Worte, deren Verhalten zueinander alles Sein begründet – und die voneinander getrennt doch nichts als nur Worte scheinen!“ Die Augen Habadams schlossen sich, und er schien in eine Art Trance zu versinken, bevor er weiter sprach ...
„Mit ungeheurer Wucht schleudert Suäl Graal die Heilige Tafel in die Winde des Asimielenlandes. Sie zerschellt an einem Fels hoch oben am Gipfel des Berges Goltasar zu zwei gleichen Teilen. ,Udun’, die Eine – ,Gala’ die Andere! Während der eine Teil sich auf dem Gipfel Goltasars in dem Fels verfängt, um dort seine Ruhe zu finden, trägt es den anderen weit über ihn hinaus – bis auch dieser endlich über dem mächtigen und weiten Galasee niederkommt – und in seiner Mitte auf den tiefen Grund versinkt!“
Habadams Augen öffneten sich wieder.
„Ich versteh’ ehrlich gesagt überhaupt nichts!“, sagte Kishou endlich, und nicht ohne Beklemmung. Es klang alles nicht gut, auch wenn sie nicht verstand worum es hier ging. „Was ist die ,heilige Tafel’ ... Und überhaupt alles ...?“
„Boorh entscheidet: In einem Sockel, dessen Ort in der Mitte der großen Halle des Heiligen Doms das Allsein verdrängt, ist das Schloss des Tores bemessen zum Dritten Tal der Dritten Ebene des Dritten Droms. Und Boorh entscheidet: In der Heiligen Tafel verdrängt sein Schlüssel das Allsein!“
Habadams Brauen klappten nach oben und legten seine Kulleraugen frei. „Interessanter Gedanke – sehr treffende Beschreibung seines Verhaltens – erstaunliche Lösung! Wenn du erlaubst, behalte ich diesen Gedanken. Boorh – du hast bei mir was gut!“
Boorh grinste zufrieden über beide Backen – zumindest für einen Moment. Dann fiel ihm wohl auf, woher das Kompliment kam, und sofort zogen sich seine Lippen wieder von den Ohren zurück, um wieder seinem, für ihn hier angemessenen düsteren Blick zu offerieren.
„Aha ...! “, versuchte sich Kishou nun ein Bild von der Sache zu machen. „Also einfach gesagt bedeutet das: Der Schlüssel zum Tor des Dritten Tals der Dritten Ebene des Dritten Drom ist kaputt – und ein Teil von ihm liegt auf einem hohen Berg und der andere auf dem Grund eines großen Sees ...! Hier gibt's ein’n großen See?“, fiel ihr plötzlich auf.
„Nein!“, war dessen ganze Antwort.
„Wie ... Nein!? – Du hast doch eben gesagt, dass der eine Teil in einen großen See fiel?“
„Nein, ich sagte, das es sich so verhielt, dass diese zweite Hälfte der Heiligen Tafel auf den Grund des großen und weiten Galasees versank – in seiner Mitten!
„Also gibt's hier doch einen See!“
„Nein!“
„Ach so!“, meinte Kishou endlich zu verstehen. „Dann ist der ,Galasee’ gar kein See. Ich dachte nur ... wegen dem Namen ...”
„Doch, doch!“, widersprach Habadam. „Der Galasee war sogar ein sehr großer See – er verhielt sich schon fast wie ein Meer. Allein das Verhalten der vielen Wellen ...”, geriet er ins Schwärmen. „Keine wiederholte sich jemals. Doch alle verhielten sich in geheimnisvoller Weise zueinander. – Niemals gab es eine, deren Verhalten nicht irgendwie geprägt war von der anderen ...”
„Ach soooo!“, verstand Kishou nun endlich wirklich. „Es gibt ihn heute nicht mehr!“
„Nein!“, sagte Habadam, was nun wohl endlich als Bestätigung zu verstehen war. „Er ist – wie die meisten der Wasser – im Allsein seines eigenen Grundes verschwunden, oder von den Winden davongetragen ... .und mit ihm alle seine Wellenberge und Täler!“
Während sich Habadams Gesicht verdunkelte, erhellte sich das Kishous ... „Das bedeutet aber immerhin, sie liegt jetzt irgendwo da auf der Erde rum – wir könnten sie also finden!“
„Diese Möglichkeit besteht durchaus!“, bekräftigte Habadam. Und seine kleinen Augen blitzten wieder auf. „Ich habe mein Volk bereits von eurem baldigen Eintreffen unterrichtet – und einige von ihnen sollten schon auf dem Weg dorthin sein, um sie zu finden!“
„Echt?“, staunte Kishou „Und das andere Teil? – auf diesem Berg?
„Es verhält sich hier noch etwas beschwerlicher – aber auch dort wird man suchen ... .Doch mir scheint die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass dies gelingen wird.
„Wieso?“, erschrak Kishou.
„Die Singala hat so ihre Tücken. ihr Verhalten ...!
„Singala?“, unterbrach ihn Kishou.
„Alte Worte einer sehr alten Sprache des Großen Belfellands!“, erklärte Habadam bereitwillig. „Der Wortstamm von ,Gala’ ist ,'Gal', und bedeutet soviel wie ,das Bewegte'. ,Gali' ist die ,Bewegung', und ,Gala' bedeutete soviel wie ,Acker des Lebens' - heute sagen wir ,Wasser' dazu. Sein Verhalten ist zu jeder Zeit das der Bewegung! Und ,Sin’ bedeutete soviel wie: verborgen, verloren, verstecken ... je nach dem! Es verhält sich in dem Namen nun jener Ort, den einst der große und weite Galasee beanspruchte!“
„Verstehe!“, nickte Kishou aufmerksam.
„Es ist kein guter Ort für den Asimielenen – Eine weite und unüberschaubare Fläche ohne jeden Reiz verhält sich dort. Nichts ist in ihr, was den Geist bewegt – doch wo keine Bewegung ist, da ist Allsein!“
Kishou nickte nachsinnend. „Ich glaube, ich verstehe was du meinst. Als ich damals Trautel Melanchful verließ, wanderte ich lange durch die Erste Ebene des Ersten Tals des Ersten Droms – bevor ich auf die Kyiten traf. Da hat’s wohl genauso ausgesehen. ... Also einfach nichts weit und breit, und in alle Richtungen. Da hatte ich auch irgendwann so’n komisches Gefühl, als würde ich langsam irgendwie verschwinden ... oder so. Der Kopf wurde immer leerer. Wenn ich nicht noch gerade rechtzeitig ...“
„Und in euch verhalten sich viele … und eine ,Kishou’!“, gab Habadam noch zu bedenken. „Gar mächtiger als ein Magier! Ihr könnt euch denken, wie wenig mein Volk sich diesem Feind der Leere erwehren kann, wenn ihr damit schon eure Mühe hattet!“ Nein – bis zu eurer Ankunft konnten sie es nicht wagen, in die Singala einzudringen!“
„Und jetzt können sie’s?“, wunderte sich Kishou.
„Die Nachricht eures baldigen Erscheinens brachte sehr viel Bewegung in ihre Geister – viele neue Gedanken – alles verhält sich nun neu zueinander in ihren Köpfen. Sie fanden Möglichkeiten des Verhaltens darin, wie sie die Singala überwinden könnten!“
„Aber du meinst trotzdem, dass sie es nicht schaffen werden?“ Kishou ahnte eigentlich mehr, als das sie wirklich verstand.
„Wenn es nur die Singala wäre ...?“ Seine buschigen, weißen Brauen zogen sich eng zusammen. Doch leider ist die Singala nicht wirklich verlassen von allem. Nicht auch von den Hyndriden ... zumindest spricht einiges dafür!“
Allein schon der Klang dieses Namens ließ Kishou erschauern. „Hyndriden?“, fragte sie besorgt ...
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