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3.1. Charismatische Vorläufer am Rande der Erweckungs- und Heiligungsbewegung

Enthusiastischen Glauben mit Geisteserfüllung, Zittern, Weinen, Zungenreden und ähnliche Phänomene findet sich in der Anfangsgeschichte der Quäker, bei den Inspiriertengemeinden (Pietismus), bei den protestantischen Camisarden in Südfrankreich, in Herrnhut (Zinzendorf) und während der Erweckungsveranstaltungen Wesleys in Bristol (Methodismus) oder Edwards und Whitfields in Massachusetts.

Im 18. und 19. Jahrhundert gab es zwei große Heiligungs- oder Erweckungsbewegungen in den USA. Die Gläubigen hatten ein starkes Verlangen nach einer zusätzlichen Erfüllung mit dem Heiligen Geist, die im Anschluss an die Bekehrung das Leben bereichern sollten. Man nannte sie Herzensreinigung, Versiegelung, Ausrüstung mit Kraft oder Geistestaufe. Viele sahen in der Taufe mit dem Heiligen Geist einen zweiten Segen im Sinne einer völligen Heiligung nach der Wiedergeburt. Der amerikanische Erweckungsprediger Charles Finney berichtet von einer besonderen geistlichen Erfahrung, die er als „Kraft-Taufe” bezeichnete. Sein Freund Asa Mahan nannte dieses Erlebnis Geistestaufe. Der Evangelist Reuben Torrey definierte die Geistestaufe als eine besondere Erfahrung nach der Bekehrung, durch die der Christ mit Kraft aus der Höhe und mit Geistesgaben für den Dienst ausrüstet wird. Dieses Verständnis Torreys wurde von der Heiligungsbewegung übernommen, in der das Zungenreden als äußeres Zeichen der Geistesfülle galt.

Parallel zur Erweckungsbewegung begannen die afroamerikanischen Sklaven im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts, massenhaft den christlichen Glauben anzunehmen und sich vornehmlich baptistischen und methodistischen Kirchen anzuschließen. Später versammelten sie sich verstärkt in selbständigen schwarzen Kirchen wie der African Methodist Episcopal Church. In ihnen entwickelten sie eine Form religiöser Glaubensausübung, die ihrer Herkunft entsprach. Im Gegensatz zum lateinamerikanischen Synkretismus (Voodoo, Macumba) verzichteten sie auf die alten Götter, bewahrten aber Formen wie die Ekstase als wichtiges Element ihrer Gottesdienste. Nicht die Auslegung und das Verständnis des Bibeltextes stand im Mittelpunkt, sondern das Gefühl, vom Glauben besessen zu sein, to get religion, Gott zu schauen, Gesichte zu haben, Gott aus sich selbst sprechen zu lassen, in Zungen zu reden. Diesen Zustand erlangten sie mit Methoden afrikanischer Religiosität: Die Predigt war eine unaufhörliche Folge von Ruf und Antwort zwischen Prediger und Gemeinde. Die ständige Wiederholung sorgte für Erregung. Da Trommeln untersagt waren, erzeugte man Rhythmus durch Füßestampfen und Händeklatschen. So entstanden um 1900 überall im Land Tausende von kleinen Gemeinden, auch unter Teilen der armen weißen Bevölkerung. Die meisten bezeichneten sich als Pfingstgemeinden oder Heiligungsgemeinden. Die Anhänger dieser Gruppierungen, bei deren Gottesdiensten Gesang und Tanz eine große Rolle spielten, strebten, angefeuert von ihren wild agierenden Predigern, den Holy Rollers, nach kollektiver Ekstase. Die Ausgießung des Heiligen Geistes äußerte sich dabei in unartikuliertem Schreien, dem Sprechen in Zungen und in tranceähnlichen Zuständen.17

Der baptistische Prediger B.H. Irwin forderte seine Zuhörer ab 1890 auf, sie müssten nach ihrer Bekehrung und Heiligung noch die Taufe mit Heiligem Geist und Feuer erleben. Nachdem sich die meisten Führer der Heiligungsbewegung gegen die Drei Segen Häresie ausgesprochen hatten, gründete Irwin die Iowa Fire- Baptized Holiness Association. Diese schloss sich 1911 mit einer ähnlichen, vom methodistischen Prediger A.B. Crumpler gegründeten Organisation zusammen. Die neue Gruppe nannte sich Pentecostal Holiness Church. Parallel dazu entstand durch den Baptistenpastor Richard G. Spurling das Latter Rain Movement, eine Bewegung, die unter Berufung auf Joel 3, Apg 2,16-18 und Jak 5,7f eine endzeitliche Geistesausgießung erwartete. Die Besucher einer Versammlung in Liberty, Tennessee erlebten 1892 eine Geistestaufe mit anschließendem Zungenreden. Daraus entstand die Holiness Church, die sich 1903 in Church of God umbenannte.

3.2. Die Pfingstgemeinden - Die erste Welle des Heiligen Geistes18

Eigentlicher Auslöser der Pfingstbewegung waren die Geistestaufe und das Zungenreden, das einige Studenten der Topeka- Bibelschule (Kansas) von Charles F. Parham 1901 erfuhren. Heiligungsgemeinschaften in Kansas und Missouri fühlten sich dadurch angesprochen und strebten nach ähnlichen Erfahrungen. Der ehemalige Sklave W.J. Seymour erlebte 1905 in Houston (Kansas) seine Geistestaufe und wurde daraufhin von Neeley Terry, Predigerin einer Heiligungsgemeinde, nach Los Angeles eingeladen. In den folgenden Monaten hielt er regelmäßige Gebetsversammlungen ab und wartete auf die Mitteilung der Kraft aus der Höhe. Am 9.4.1906 ereignete sich hier die erste Geistestaufe. Daraufhin traf man sich über dreieinhalb Jahre hinweg täglich in der ehemaligen Methodistenkirche in der Azusa Street. Während dessen ereigneten sich zahlreiche Wunder, Prophetien und Zungenreden. Diese Ereignisse wurden von Zeitungen aus dem In- und Ausland aufgegriffen. Dadurch wurden viele Menschen aufmerksam, reisten nach Los Angeles, erfuhren die Geistestaufe und brachten diese Erfahrung in ihre Heimatgemeinden. Bereits 1907 entstand ein weiteres Pfingstzentrum in Pennsylvaninen. Auch das Moody Bible Institute wurde von dieser Erweckung ergriffen. Innerhalb weniger Jahre breiteten sich Geistestaufe und Zungenrede weltweit aus und führten zur Gründung zahlreicher neuer Pfingst- Gemeinden. Getragen wurde diese Verbreitung insbesondere durch Laien, von denen einige auf Pfingst- Bibelschulen ausgebildet wurden. Im Laufe der Jahrzehnte beruhigte sich der anfängliche Enthusiasmus, und eine organisatorische Festigung trat ein. Regelmäßige Weltpfingstkonferenzen sind Treffpunkte unterschiedlichster pfingstlicher Konfessionen.

Zu den größeren Pfingstkirchen der USA gehören die International Pentecostal Holiness Church (IPHC) und die aus der Azusa Street Mission entstandenen Assemblies of God (Versammlung Gottes), deren Zentrum in Springfield (Missouri) liegt (heute: 12 311 Gemeinden, 3 Millionen Mitglieder in den USA, 58 Millionen weltweit). Das 1955 gegründete Evangel College bietet theologische, naturwissenschaftliche und künstlerische Studiengänge an. Zahlreiche eigene Bibelschulen bilden die zukünftigen Gemeindemitarbeiter aus. Das Gospel Publishing House in Springfield gab 1913 das älteste amerikanische Pfingstblatt, den Pentecostal Evangel heraus. 1946 wurde eine eigene Radiomission namens Revivaltime begonnen. Das 1975 gegründete International Correspondence Institute bietet im Fernunterricht Bibelkurse und Fortbildungen für Gemeindemitarbeiter an.19

Die Church of God in Christ (COGIC, Hauptsitz: Memphis / Tennessee) ist der größte afroamerikanische Pfingstverband (heute: 6 Millionen Mitglieder in den USA). Sie wurde von Charles Harrison Manson 1907 gegründet und unterhält eine Filmproduktionsagentur (Cogic Video), ein Verlagshaus, theologische Ausbildungsstätten (z.B. All Saints Bible College, Memphis / Charles H. Manson Theological Seminary / Atlanta), soziale Dienste (COGIC Charities”) und eine Missionsgesellschaft.20

Die von R.G. Spurling gegründete Church of God verlegte 1907 ihren Sitz nach Cleveland (Tennessee). Heute ist sie weltweit verbreitet (10 Millionen Mitglieder in 150 Ländern), verfügt über ein eigenes Medienunternehmen (Church of God Communications, Faith News Network) und unterhält neben ihrem Predigerseminar Lee University in Cleveland weltweit zahlreiche weitere Ausbildungsstätten (z.B. Church of God Theological Seminary, Cleveland / Patten University, Oakland / Europäisches Theologisches Seminar, Freudenstadt), ein Verlagshaus (Pathway Press), Dienste für verschiedene Personen- und Bevölkerungsgruppen (Männer, Frauen, Soldaten, Spanischsprachige usw.), sowie Außenmission (COGWM) und soziale Hilfsprojekte.21 Nachdem sich die Church of God von ihrem absolut herrschenden Leiter A.J. Tomlinson trennten gründete dieser eine eigene Pfingstkonfession, die Church of God of Prophecy (heute: 1 Millionen Mitglieder in 130 Ländern). Nach einer Auseinandersetzung der Kirchenleitung mit dessen Sohn und designierten Nachfolger Homer A. Tomlinson gründete dieser die Church of God, World Headquarters (Queens Village, New York).

Neben den genannten großen Pfingstverbänden gibt es in den USA noch rund 200 eigenständige Pfingstkonfessionen, die sich zum Teil durch ihre Lehre und zum Teil durch die ethnische Herkunft ihrer Mitglieder unterscheiden (z.B. Gemeinden mit afroamerikanischem, asiatischem, indianischem Hintergrund). Dazu gehören beispielsweise The Pentecostal Church of God (PCG, 1100 Gemeinden), Open Bible Churches (ca. 150 000 Mitglieder) und Elim Fellowship (190 Gemeinden, 22 000 Mitglieder). In der seit 1948 bestehenden Pentecostal Fellowship of North America waren viele „weiße” Pfingstkonfessionen der USA zusammengeschlossen. Durch vermehrte Kontakte zwischen weißen und schwarzen Pfingstgemeinden über die Society for Pentecostal Studies (SPS, seit 1970) konnte 1994 in Memphis ein gemeinsamer Pfingstverband gegründet werden: Pentecostal & Charismatic Churches of North America (PCCNA). International arbeiten Pfingstgemeinden in der World Pentecostal Holiness Fellowship (WPHF) und der Pentecostal World Conference (PWC) zusammen.

Viele der amerikanischen Pfingstgemeinden (z.B. die Church of God) lehren einen dreistufigen Heilsweg (Bekehrung, Heiligung, Geistestaufe). Andere (z.B. Die Assemblies of God) sehen in der Heiligung einen das ganze Leben durchziehenden Prozess und beschränken sich deshalb auf einen zweistufigen Heilsweg (Bekehrung, Geistestaufe). Einige amerikanische Pfingstgemeinden zählen sich zur Jesus only Bewegung. Ausgehend von Beispielen aus der Apostelgeschichte meinen sie, dass nur auf den Namen Jesu allein getauft werden sollte. Um eine vollmächtige Taufe zu erhalten, ließen sich zahlreiche Pfingstanhänger noch einmal auf den Namen Jesu taufen.

3.2.1. Pfingstgemeinden in Europa

Als Vorläufer der Pfingstbewegung in Europa kann die Erweckung in Wales angesehen werden, wo sich in den Jahren 1904-1905 rund 100 000 Menschen bekehrten. Der walisische Evangelist George Jeffreys gründete 1915 die Elim Pentecostal Church mit Sitz in Cheltenham. Die Brüder Daniel und Jones Williams erhielten nach eigenen Aussagen seit 1910 Offenbarungen, nach denen sie die urchristlichen Ämter in der Gemeinde wiederherstellen sollten und selbst zu Propheten und Aposteln berufen würden. 1916 gründeten sie die Apostolic Church. Ähnliche Gruppen bildeten sich in Schottland, England und Irland. Ihr Bestreben, Apostel- und Prophetenämter neu zu etablieren, wird ähnlich auch von der Katholisch apostolischen Kirche und der Neuapostolischen Kirche” geteilt. Besonders erfolgreich war die Mission der Apostolic Church in Afrika, die meisten Anhänger finden sich heute in Nigeria. Die auf Offenbarungen und Autorität aufbauende Struktur entspricht weitestgehend den Vorstellungen afrikanischer Stammeskulturen.

Nach England kam die amerikanische Pfingstbewegung durch den anglikanischen Pfarrer A.A. Boddy. Prägende Persönlichkeit der Assemblies of God in Great Britain and Ireland war Donald Gee (1891-1966). Zum Glauben kam er 1905 während der Erweckung in Wales und erlebte 1912 die Geistestaufe. Später wurde er Vorsitzender der Assemblies of God und Leiter ihrer Bibelschule in Kenley (bis 1964). Ab 1957 gab er im Auftrag der Weltpfingstkonferenz die Zeitschrift Pentecost heraus. Seit 1979 sind die englischen Pfingstkirchen in der British Pentecostal Fellowship zusammengeschlossen.

Der methodistische Prediger Thomas Ball Barratt erfuhr 1906 in New York eine Geistestaufe und brachte die Gedanken der Pfingstbewegung in seine Gemeinde nach Christiania (Oslo / Norwegen). Nach Auseinandersetzungen mit seiner Kirchenleitung gründete er 1916 die Filadelfia- Gemeinde, die sich zur größten norwegischen Pfingstgemeinde entwickelte.

Die Pfingstbewegung in Schweden geht auf Lewi Pethrus (1884-1974) zurück, der 1907 bei Barratt die Geistestaufe erhielt und aufgrund seiner Werbung für die Ideen der Pfingstbewegung 1913 von den Baptisten ausgeschlossen wurde. Zahlreiche Baptisten gingen mit ihm und gründeten die Filadelfia- Gemeinde in Stockholm. Später entstand die Smyrna- Gemeinde in Göteborg. Die breit angelegten Aktivitäten Lewi Pethrus’ förderten eine schnelle Ausbreitung der Pfingstgemeinden in Schweden. Pethrus gründete 1912 einen Buchverlag, 1916 die Wochenzeitschrift Evangelii Härold, 1945 die Tageszeitung Dagen, den Christlichen Buchring, das Schallplattenunternehmen Herold des Heim, und 1955 die International Broadcasting Association die Radiosendungen in 36 Länder ausstrahlte. Außerdem verfasste er mehr als 50 Bücher und rief Heime für die Rehabilitation von Alkoholikern und Drogensüchtigen ins Leben. Missionarisch waren die schwedischen Pfingstgemeinden insbesondere in Afrika tätig. In großen Teilen Schwedens genoss Lewi Pethrus eine allgemeine Anerkennung.

Die Pfingstbewegung in Finnland entwickelte sich unter dem Einfluß von T.Barratt, L.Pethrus und D.Gee. Die ersten Pfingstgemeinden in Dänemark entstanden unter dem Einfluß des Hamburger Strandmissionars Emil Meyer. Später wurden weitere Gemeinden von der Apostolischen Kirche in England gegründet.

Die größten Pfingstgemeinden in Frankreich sind die Assemblée de Dieu und die Eglise Apostolique. Durch den Pfingstprediger Clement de Cossec entstand hier die Internationale Zigeunermission. Cossec sah in den Zigeunern Nachkommen der zehn verlorenen Stämme Israels, die nach dem babylonischen Exil nicht wieder ins Heimatland zurückgekehrt waren. Die hauptsächlich von Sinti und Roma getragene Arbeit verbreite sich in den folgenden Jahren über ganz Europa. Obwohl schon 1923 eine erste Gemeinde in Gijon entstand, konnte sich die Pfingstbewegung in Spanien erst nach dem Bürgerkrieg und der Durchsetzung der Religionsfreiheit 1967 etablieren. In Portugal missionierten seit 1924 ausländische Pfingstprediger. Der größte Gemeindeverband, die Assembléias de Deus, unterhielt ein theologisches Seminar, einen Verlag und verschiedene soziale Einrichtungen. In Italien standen die Assemblee di Dia lange unter dem Druck der katholischen Kirche. Neben ihnen entstanden mit der Chiesa Evangelica Internazionale und der Chiesa Apostolica zwei weitere Pfingstverbände.

Neben der Broederschaft van Pinkstergemeenten engagierte sich insbesondere der Pfarrerssohn und Künstler Karel Hoekendijk für die Verbreitung der Pfingstbewegung in den Niederlanden. Nachdem er durch ein Wunder von einem schweren Herzleiden geheilt wurde, gründete er 1954 das international arbeitende Missionswerk Stomen van Kracht. Er vertrat die Auffassung, dass Christen nicht nur ein einziges Charisma gegeben würde. Jeder Gläubige, der danach strebe, würde alle Geistesgaben bekommen.

Der norwegische Pfingstprediger T. Barratt bereiste 1908 auch die Schweiz und legte mit seinen Versammlungen in Zürich den Grundstein der Schweizerischen Pfingstmission. Die Gemeinde für Urchristentum führt sich auf den pensionierten Pfarrer Chr. Drollinger und den methodistischen Laienprediger Johann Widmer zurück, die ab 1927 in der Schweiz missionarischen Gemeindeaufbau betrieben. Glaubensheilungen, Prophezeiungen und Dämonenaustreibungen führten zu Spannungen mit der reformierten Kirche. Die freien Christengemeinden wurden 1927 vom Berliner Pfarrer B. Schilling und seinem Schwiegersohn G. Steen gegründet. In der französischen Schweiz entstand die Eglise Evangélique Réveil.

Die 1920 in Bulgarien entstandenen Pfingstgemeinden litten nach dem Zweiten Weltkrieg unter sozialistischer Verfolgung. In Jugoslawien hielten sich die meisten Pfingstgemeinden zu den Assemblies of God. Die Rumänischen Pfingstgemeinden gehen auf G. Bradin zurück, der 1922 in der Nähe von Arad die ersten Versammlungen durchführte. Von Anfang an wurden die Gläubigen durch staatliche Stellen behindert. Gemeindeglieder wurden zu Geld- und Gefängnisstrafen verurteilt und gelegentlich misshandelt. Während der besonders schlimmen Verfolgung unter der Regierung Antonescu (1940-1944) mussten sich die Gläubigen nachts oder im Wald versammeln. Die inzwischen stark angewachsene Apostolische Pfingstkirche Gottes konnte nach ihrer staatlichen Anerkennung freier arbeiten. Die Pfingstgemeinden in Polen entstanden unter Einflüssen aus Deutschland und von Rückwanderern aus den USA.

Als Vater der russischen Pfingstbewegung gilt Ivan Efimovitsch Voronaeff (geb. 1886). Nach Verfolgungen durch die Orthodoxe Kirche emigrierte der Baptistenprediger in die USA. Nachdem er dort mit der Pfingstlehre bekannt wurde, gründete er in New York 1919 die erste russische Pfingstgemeinde. Nach einem Aufenthalt in Bulgarien, wo er 18 Gemeinden ins Leben rief, kehrte er 1921 nach Russland zurück und gewann zahlreiche Baptisten und Evangeliumschristen für die Pfingstbotschaft. Es entstand die Union der Christen evangelischen Glaubens (Pfingstkirche), die 1930 verboten wurde. Nachdem Voronaeff verhaftet und in ein sibirisches Arbeitslager deportiert wurde, blieb er verschollen. Inzwischen hatte Pastor I.K. Panko in Weißrussland Pfingstgemeinden gegründet. Nach deren Verbot (1944) schloss sich ein kleinerer Teil der All-Union der Evangeliumschristen / Baptisten an und verzichtete auf Zungenreden, Fußwaschung und öffentliche Evangelisation. Ein größerer Teil ging in die Illegalität und hatte bis in die 80er Jahre unter Verfolgungen zu leiden. Trotzdem wuchs ihre Zahl rasch an. Seit den Grenzöffnungen der ehemals sozialistischen Länder wandereten zahlreiche Pfingstgläubige in den Westen, insbesondere in die USA aus.

Von den Pfingstgemeinden werden folgende überregionale theologische Zeitschriften herausgegeben: Pentecost (1947-1966), Pneuma, The Journal of the Society for Pentecostal Studies (seit 1979), Journal of Pentecostal Theology (seit 1989) und Journal of the European and Pentecostal Theological Association (seit 1996, früher EPTA Bulletin, seit 1981).

3.3. Die Charismatische Bewegung - Die zweite Welle des Heiligen Geistes

Die zweite Phase der Charismatischen Bewegung wurde während der 50er Jahre durch die Heilungsevangelisten William Branham, Oral Roberts, Gordon Lindsay und T.L. Osborn in den USA vorbereitet. Zwischenzeitlich hatten sich die traditionellen Pfingstkirchen etabliert und wurden weitgehend anerkannt. Einerseits wurden zunehmend Stimmen laut, die einen neuen geistlichen Aufbruch in den Pfingstgemeinden erhofften. Andererseits bereiteten die konfessionsübergreifenden Aktivitäten des Generalsekretärs der Weltpfingstkonferenz David J. Du Plessis und die Veranstaltungen der Geschäftsleute des vollen Evangeliums (Full Gospel Business Men’s Fellowship International) zunehmend Kontakte zu Christen anderer Kirchen. Im Laufe der 60er Jahre übernahmen immer mehr Pfarrer und Laien protestantischer Kirchen in den USA Elemente pfingstlerischer Frömmigkeit und Theologie. So entstand erst eine Charismatische Bewegung in den evangelischen und wenig später in den katholischen Kirchen. Der episkopale Pfarrer Dennis Bennett initiierte diese zweite Welle des Heiligen Geistes in den USA ab 1959. Unterstützt wurde er maßgeblich durch den lutherischen Pastor Larry Christenson, einen der leitenden Theologen der Charismatischen Bewegung. Beide erlebten zu Beginn ihrer Tätigkeit eine Geistestaufe und Phänomene des Zungenredens. Durch Bücher, Vortragsreisen und Kongresse verbreiteten sie die Gedanken der Charismatischen Bewegung in den protestantischen Kirchen aller Welt. Größere charismatische Gruppen entstanden bei den Baptisten, Episkopalen, Lutheranern, Mennoniten, Methodisten, Orthodoxen und Presbyterianern.

Die Betonung der Charismen durch das Zweite Vatikanische Konzil und die Erwartung eines neuen Pfingsten durch Papst Johannes XXIII. förderte die Ausbreitung der Charismatischen Bewegung in der katholischen Kirche. Nach der Lektüre der Bücher „Das Kreuz und die Messerhelden” (David Wilkerson) und Sie sprechen in anderen Zungen (John J. Sherills) erlebten Dozenten und Studierende der katholischen Duquesne- Universität in Pittsburgh / Pennsylvanien die Geistestaufe mit Glossolalie. Von hier aus breitete sich die Charismatische Bewegung in den 60er Jahren auch in der katholischen Kirche aus.22 Pfingsten 1975 fand in Rom der dritte internationale Kongress der katholischen charismatischen Erneuerung statt, an dem 10.000 Menschen aus etwa 65 Ländern teilnahmen. Nach der von Kardinal Suenens mit 750 Priestern und Bischöfen gefeierten Eucharistie (dem ersten charismatischen Gottesdienst in der Geschichte des Peterdomes) bezeichnete Papst Paul VI diese Erneuerung als eine Chance für die Kirche und die Welt, als katholische Erneuerung, als Erneuerung im Heiligen Geist, und betonte ausdrücklich: „Die mehr und mehr säkularisierte Welt braucht nichts nötiger als das Zeugnis dieser ‘geistlichen Erneuerung’“. Höhepunkt jenes Gottesdienstes war die Glossolalie von Tausenden Gottesdienstbesuchern. Durch die Taufe mit dem Heiligen Geist soll eine größere Liebe zur Messe, zu Maria oder ein tieferes Verständnis der Sakramente erreicht werden. Die Charismatische Erneuerung wurde in der katholischen Kirche früher akzeptiert und integriert als in den protestantischen Kirchen. Seit jeher bot die katholische Kirche unter ihrem Dach sehr unterschiedlichen Ausprägungen des Glaubens eine Heimat, wenn diese bereit waren, einige grundlegende kirchliche Dogmen zu akzeptieren. Volksfrömmigkeit, Orden und Mystik boten hier eine historisches Vorbild für die Charismatische Bewegung in der katholischen Kirche. Sie umfasst weltweit rund 100 Mio. Menschen. Anfänglich nannten sich deren Anhänger Katholische Pfingstbewegung, später Erneuerung aus dem Geist Gottes. Stärker als in der katholischen Kirche üblich werden das Lesen der Bibel, die Entscheidung für Jesus Christus, die Erfüllung mit dem Heiligen Geist (Geistestaufe), der Empfang von Geistesgaben (Charismen), die Evangelisation und die Ökumene besonders betont. In den USA wurden die katholischen Charismatiker besonders durch die Organisation Word of God geprägt. In Europa verbreite sich die Charismatische Bewegung stark unter französischen Katholiken. Wichtig sind hier die Gemeinschaften Emmanuel, Chemin Neuf, Lion de Juda (später Béatidudes) und Pain de vie.

Die erste weltweite Organisation war das Internationale Büro der katholischen Charismatischen Erneuerung (ICCRO ab 1975, seit 1981 in Rom). Katholische Charismatiker arbeiten auch in der International Charismatic Consultation on World Evangelization (ICCOWE, 1989) mit. Der Einfluss katholischer Charismatiker wächst heute insbesondere in Lateinamerika, Afrika und Südostasien. Zumeist konnten die charismatische Bestrebungen mit typisch katholischer Religiosität verbunden und in die bestehenden Kirchenstrukturen integriert werden.23

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