Kitabı oku: «Perry Rhodan - Die Chronik»

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Biografie der größten

Science Fiction-Serie der Welt

von Michael Nagula

Band 2

Das Universum dehnt sich aus

(Goldenes Zeitalter 1975–1980)

Mit Einführungen von

Erich von Däniken, Andreas Eschbach, Hubert Haensel und Frank Borsch


www.hannibal-verlag.de

Impressum

Originalausgabe

© 2012 by Hannibal

Hannibal Verlag, ein Imprint der Koch International GmbH, A-6604 Höfen

www.hannibal-verlag.de

ISBN 978-3-85445-356-7

Auch als Hardcover-Buch erhältlich: ISBN 978-3-85445-330-7

Der Autor:

Michael Nagula ist freiberuflicher Autor, Übersetzer, Herausgeber und Verleger. Seit 1975 veröffentlicht er über PERRY RHODAN. Von 2001 bis 2007 war er festes Mitglied des Autorenteams. In dieser Zeit schrieb er 13 Romane der Serie und betreute redaktionell die ATLAN-Miniserie OMEGA CENTAURI, die Heyne-Taschenbuchreihe PERRY RHODAN: ODYSSEE und die Sammler-Edition der klassischen PLANETENROMANE in 26 Bänden des Weltbild-Verlags. Seine PERRY RHODAN CHRONIK beruht zu großen Teilen auf persönlichen Gesprächen und bisher unveröffentlichtem Material der an diesem Welterfolg beteiligten Personen.

Bereits erschienen:

Michael Nagula, Perry Rhodan - Die Chronik

Band 1, Geburt und Siegeszug eines Phänomens

(Die klassischen Jahre 1961–1974)

Mit Einführungen von Klaus N. Frick, Uwe Anton, H. G. Ewers und Hans Kneifel

ISBN 978-3-85445-355-0 (Hardcover: 978-3-85445-326-0)

Autor und Verlag bedanken sich bei dem PERY RHODAN-Team der Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt, für die freundliche Unterstützung.

PERRY RHODAN ®, ATLAN ® und Mausbiber Gucky ® sind eingetragene Warenzeichen der Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

Lektorat: Hermann Urbanek, Wien; Eckhard Schwettmann, Gernsbach

Korrektorat: Otmar Fischer, Münster

Layout und Satz: www.buchsatz.com, Innsbruck

Coverdesign: bürosüd, München

Coverfoto: Johnny Bruck, © VPM/Pabel-Moewig Verlag GmbH

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt und darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlags nicht verwertet oder reproduziert werden. Das gilt vor allem für Vervielfältigungen, Übersetzungen und Mikroverfilmungen sowie die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Widmung

Zitat

Einführungen

1975

1976

Fotostrecke 1

1977

1978

Fotostrecke 2

1979

1980

Vorschläge und Anregungen zu PERRY RHODAN ab Band 1000

Danksagung

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Zum Gedenken an H. G. Francis, der wenige Tage vor Drucklegung des vorliegenden Buches starb.

Danke, Hans,

für deine unendliche Schaffenskraft, deine Inspiration, die uns Hunderte Romane und Hörspiele aller Art beschert hat – und deine Begeisterung für die Schönheit und grenzenlose Liebe der Welten.

»Du bist nicht tot, du wechselst nur die Räume. Du lebst in uns und gehst durch unsere Träume.«

Michelangelo

»Wenn ich eine Geschichte der Menschheit in die Zukunft entwickeln soll, so hat sie in unserer Jetztzeit zu beginnen; zu beginnen mit dem bemannten Mondflug, begreifbarer und realistischer Technik, die nach und nach ausgebaut wird. Ich werde demnach auf keinen Fall mit dem Bau des 120. Stockwerks beginnen, sondern mit dem soliden Fundament.«

K. H. Scheer in einem Schreiben an Kurt Bernhardt

»Im Grunde ist alles realisierbar, was der menschliche Verstand erfindet. Gäbe es nicht politische und andere Probleme, insbesondere wirtschaftliche, so lebten wir sicherlich schon heute in der Zukunft.«

Clark Darlton im Gespräch mit Reinhard Habeck


»Sie sind ja nur ein Fantast!«

vom PERRY RHODAN-Weggefährten Erich von Däniken

Immer wieder wird mir vorgeworfen: »Sie sind ja nur ein Fantast!« Ich gebe es zu: Ich bin ein Fantast. Allerdings möchte ich zu bedenken geben, dass es die Fantasten sind, welche die Welt in Atem halten. Und nicht die Erbsenzähler. Jules Verne war ein Fantast. Er beschrieb eine Reise zum Mond. In seiner Geschichte erreichen drei Menschen in einer hohlen Kanonenkugel den Erdtrabanten. Und was passiert? Ein junger Ingenieur aus Siebenbürgen, Hermann Oberth, liest Jules Vernes Fantasterei und sagt sich: »So geht das nicht.« Er setzt sich hin und beginnt zu rechnen. Wie viel Energie, welche Fluchtgeschwindigkeit wären nötig, um die Erdanziehung zu überwinden? 1928 erscheint sein Buch Die Rakete zu den Planetenräumen. Seither gilt er als Vater der Weltraumfahrt. Wernher von Braun wiederum war ein Schüler von Hermann Oberth. Er machte den Schuss zum Mond zur Wirklichkeit.

Zwischen dem Fantasten Jules Verne und der ersten Mondlandung lagen gerade einmal zwei Generationen. Und diese Geschichte zeigt, dass durch und durch wahr ist, was Professor Robert Haviland in einem Artikel der Wissenschaftszeitschrift IBIS [»Requirements for Interstellar Travel«, Vol. 60, 2007] vermerkt: »Wir sollten nie vergessen, dass das Weltraumprogramm zuerst durch Amateure vorangetrieben wurde, die jeden Aspekt der Weltraumfahrt und Weltraumforschung bereits im Voraus beschrieben haben. Selbst die Relativitätstheorie wurde durch einen Amateur entwickelt, einen Sekretär in einem Patentamt, ohne jede Unterstützung vom Staat oder den Hochschulen.«

Doch lassen wir Einstein außen vor. Mir geht es hier um die Zukunft, die PERRY RHODAN beschreibt, jene Weltraumserie, die mein Freund Clark Darlton alias Walter Ernsting zusammen mit K. H. Scheer gründete. So viel ist darin vorweggenommen worden – zu allem Anfang die Landung auf dem Mond. Die Autoren setzten als Datum das Jahr 1971 fest, und in der Realität war dies das Jahr, in dem ich Walter persönlich kennen lernte. Vorher hatte ich ihn als Schriftsteller gekannt und von einigen Telefonaten …

Ich war damals Direktor eines Viersternehotels im Schweizer Kurort Davos. Eines Abends betrat ein schlaksiger Herr die Hotelbar. Seine Wangen schienen mir etwas eingefallen zu sein und passten nicht so recht zu den dunklen Koteletten vor seinen Ohren. Er trug ein blaukariertes Hemd ohne Krawatte und darüber ein hellbraunes Jacket. Der Fremde blieb hinter den Barhockern stehen und starrte mich an. Ich glotzte zurück und wusste augenblicklich: Den kennst du! Der Mann grinste und streckte mir zwischen den Schultern anderer Gäste die Hand entgegen. »Sie müssen Erich von Däniken sein«, meinte er lachend, und mir war schlagartig klar: Dort, in der zweiten Gästereihe, stand Walter Ernsting alias Clark Darlton. Dabei hatte ich noch nie ein Bild von ihm gesehen.

Obwohl wir uns zum ersten Mal begegneten, umarmten wir uns wie alte Freunde und duzten uns sofort. Es wurde eine lange heitere Nacht, erst an der Bar, dann in meinem Büro. Schon damals entstand die Idee zu dem Roman Der Tag, an dem die Götter starben, der sehr viel später erschien. Aber nur Monate später begleitete mich Walter zu einem Kongress der AAS (Gesellschaft für Astronautik, Archäologie und SETI) nach Chicago. Mit dabei waren der Wiener Schriftsteller Peter Krassa und der Bibliothekar Uli Dopatka. Dort geschah es dann auch, dass während meines Vortrags plötzlich ein dicker Polizist, der seitwärts der Bühne gestanden hatte, auf mich zuhechtete, mich umwarf und mit seinem ganzen Körpergewicht auf mir liegenblieb. »Nicht bewegen!«, zischte er. Ich merkte, unter der Last ächzend, wie das Licht anging, verstand aber die Lautsprecherstimme nicht, die den Zuhörern im Saal etwas mitteilte. Das Auditorium wurde von Security-Leuten geräumt, und ich sah aus den Augenwinkeln Walter, der auf die Bühne rannte und sich nicht abweisen ließ. Er schubste den Polizisten von meinem verschwitzten Körper weg und half mir auf.

»Was ist eigentlich los?«, wollte ich völlig verdattert wissen. Darauf Walter: »Irgendein Idiot hat gedroht, dich zu erschießen!«, und dabei dirigierte er mich ruhig, aber bestimmt hinter einen Vorhang. Schaudernd entfuhr es mir: »Wenn der Psychopath eine MP oder eine Granate einsetzt, bist du auch weg!« Während Walter sich eine Zigarette anzündete, antwortete er lachend: »Ich kann dich doch nicht allein krepieren lassen!«

Und dann gibt es noch diese Begebenheit auf dem Weltcon, der 1980 in Mannheim stattfand – sicher ein etwas anderes Kaliber, aber auch typisch Walter. Es wimmelte von Jugendlichen und der Crème de la crème der Moewig-Autoren, vor allem den PERRY RHODAN-Machern. William Voltz war anwesend, desgleichen K. H. Scheer … Das 1000. Heft der Serie wurde gefeiert! In einer Pause standen Walter und ich mit anderen Männern vor einem Urinal und erleichterten uns, als sich ein Bursche mit Heft und Kugelschreiber hinter ihn stellte und um ein Autogramm bat. Walter drehte seinen Oberkörper leicht in Richtung des Jungen, die Linke immer noch am Glied: »Und mit welcher Hand soll ich schreiben?«

Am lebhaftesten erinnere ich mich aber an ein gefährliches Abenteuer, das wir in Brasilien erlebten. Manaus, die heiße Stadt am Amazonas, war der Ausgangspunkt unserer Expedition zu einem Indiostamm weiter oben am Fluss. Kayapo nannten sich die Eingeborenen, und ich hatte gehört, dass dieser Stamm Jahr für Jahr einen Tanz zu Ehren eines Außerirdischen aufführte, der vor vielen Jahrtausenden ihre Vorfahren besucht habe. Da musste ich hin, und Walter war genauso gespannt wie ich. Damals gab es in Brasilien eine Indianerschutzbehörde, die FUNAI. Sie sollte darüber wachen, dass keine Fremdlinge zu den Indiostämmen vorstießen. Doch gegen etwas Bakschisch ließ sich alles arrangieren. Ein pensionierter General machte uns mit einem katholischen Missionar bekannt, der den Stamm regelmäßig mit Medikamenten und dem Evangelium versorgte. Dieser Missionar trug den passenden Namen José Angelo de Dios (Engel Gottes) und erklärte sich gern bereit, uns in seinem einmotorigen Wasserflugzeug zu den Kayapo zu bringen. Und dann ging’s los!

Vorne saßen der Priester und ich, hinter uns Walter, umrahmt von Benzinkanistern, Medikamenten und unseren Rucksäcken. Keiner der Sitzgurte funktionierte. Um die Maschine in die Luft zu bringen, war eine Startbahn von einigen hundert Metern nötig. Der Priester ließ den Motor aufbrüllen und raste schnurstracks in Richtung der Urwaldbäume vor uns. »Heb ab! Heb ab!«, schrie ich, doch das Flugzeug schoss unbeirrt auf die grünbraune Mauer am Ufer zu. Um es kurz zu machen: Wie als Antwort auf unser Stoßgebet brachte der Missionar es tatsächlich fertig, die Maschine zwei Meter vor der Böschung zum Stillstand zu bringen. Dann wendete er die Maschine und tuckerte langsam zurück.

Aber das war noch nicht alles. »Ihr müsst mir helfen«, meinte er und blickte uns aus seinem Runzelgesicht engelsgleich an. »Ihr müsst euch gleichzeitig mit mir vor- und wieder zurückbeugen. Stark wippen müsst ihr, damit die Flugzeugnase nach oben zeigt und die Schwimmer sich vom Wasser lösen können. Verstanden?« Walter starrte den Missionar an. »Sind Sie verrückt? Am Ende der Wasserpiste stehen Urwaldriesen. Wir werden sie voll rammen!« Padre de Dios, der so gar nichts von einem Priester an sich hatte und seine Boxermuskeln unter einem grau verschwitzten Unterhemd versteckte, belehrte uns, er habe diese Art von Start schon mehrfach durchgeführt. Meistens klappe es. Wir sollten Vertrauen haben. »Da braucht es Gottvertrauen«, grinste Walter mich an. »Kannst du beten?«

Der Flieger startete erneut. Zu dritt – der Pilot, Walter und ich – führten wir auf Kommando Wippbewegungen aus. Mit dem ganzen Oberkörper vor und zurück, immer wieder vor und zurück. Beinahe hätten sich die Schwimmer des Flugzeugs auch aus dem Wasser gelöst, doch dann – der jähe Abbruch. Unsere kleine Flugzeugkanzel war die reinste Sauna. Die Unterwäsche klebte uns am Leib, und in der Kabine machte sich Benzingeruch breit. Einer der Kanister schien nicht dicht zu sein. Der Missionar versuchte es immer wieder, und der fünfte Startversuch klappte endlich. Mit breitem Grinsen zog er sein Flugzeug einen Meter über den Wipfeln nach oben. Dann bekreuzigte er sich und wollte sich eine Zigarre anzünden. »Um Gottes willen, nein!«, schrie Walter. »Riechen Sie denn nichts?«

So war Walter. So erinnere ich mich an ihn während unserer gemeinsamen Zeit in den Siebzigern. Vielleicht verstanden wir uns deshalb so gut, weil er wie ich ein Fantast war – ein Visionär, der es wagte, das Undenkbare zu denken, der durch seine Geschichten das Unvorstellbare vorstellbar machte. Und der durch sein Schreiben Millionen Menschen inspirierte!

Ich bin fest davon überzeugt, dass das, was Walter und K. H. Scheer mit PERRY RHODAN erschufen, das Denken der Jugend mehr beeinflusst hat als alle Politik zusammen. Walter brachte die Serie mit auf den Weg. Seine Fantasie veranlasste unzählige Menschen, die Vision der Weltraumfahrt und eines frühen Kontakts mit Astronauten aus dem All zu teilen. Und das Großartige ist: Es nimmt kein Ende. Die Faszination der Serie lebt weiter. Seit Jahrzehnten ersinnen die Autoren, die sich um die beiden herum gruppiert haben, phänomenale Welten, transportieren die Leser in die Zukunft und in die Vergangenheit und beschreiben nach dem Vorbild der ersten Autorengeneration Ereignisse, die es einmal gab oder noch geben wird. Was für ein Vermächtnis! Was für eine starke Botschaft!

PERRY RHODAN ist nicht nur die erfolgreichste Weltraumserie auf Erden, sondern auch die fantastischste. Sie entfesselt die Fantasie und macht das Unvorstellbare vorstellbar. Und das seit fünfzig Jahren! In meinen Augen ist das ihr größtes Verdienst. Dafür danke ich der Serie und allen, die bisher an ihr mitgewirkt haben. Schon deshalb sollte man jeden einzelnen ihrer Autoren durch den Zuruf adeln: »Sie sind ja ein Fantast!«

»PERRY RHODAN und ich«

von PERRY RHODAN-Gastautor Andreas Eschbach

Andreas Eschbach, zwei Jahre vor dem Serienstart geboren, studierte Luft- und Raumfahrttechnik, arbeitete zunächst als Softwareentwickler und war Geschäftsführer einer EDV-Beratungsfirma, ehe er als Schriftsteller in Erscheinung trat. Zu seinen bekanntesten Romanen zählen »Das Jesus-Video«, »Die Haarteppichknüpfer«, »Quest«, »Eine Billion Dollar« und »Ausgebrannt«. Er schrieb mit Band 1935 den ersten PERRY RHODAN-Gastroman, der im August 1998 erschien, und seither zwei weitere.

Das erste PERRY RHODAN-Heft meines Lebens war alt, regelrecht zerschlissen und fraglos schon durch viele Hände gegangen. Mein bester Freund Max hatte es mir geliehen. Es trug die Nummer 11 und den Titel »Mutanten im Einsatz«. Kurioserweise muss ich damals auch gerade elf Jahre alt gewesen sein. Was »Mutanten« sein sollten, war mir schleierhaft. Aber es klang gut.

Ich las und war von der ersten Seite an gefesselt. Ich las von Teleportern und Suggestoren, von einem Planeten des Sterns Wega, von Raumanzügen, in denen man sich unsichtbar machen konnte, und von einem kugelförmigen Raumschiff, das sechzig Meter im Durchmesser maß. Jede einzelne dieser Zutaten hätte ausgereicht, mich zu faszinieren; die Kombination war unwiderstehlich.

»Hast du noch mehr?«, fragte ich meinen Freund Max, als ich ihm das Heft zurückgab. Ich war angefixt.

Zum Glück herrschte an Nachschub kein Mangel. Max kam von einem Bauernhof und war in der günstigen Position, bei jemandem, der Kaninchen züchtete, alte PERRY RHODAN-Hefte gegen Kaninchenfutter einzutauschen. Bald bekam ich die Hefte stapelweise. An manchen Ferientagen las ich, bis mir schwindlig wurde, oft zehn und mehr Hefte hintereinander weg.

Es war die Zeit, in der ein normaler Junge meines Alters sich durch den kompletten Karl May gelesen hätte. Wobei PERRY RHODAN durchaus Parallelen zu den Karl-May-Romanen hatte: Perry war Old Shatterhand, Atlan war Winnetou und Bully war Sam Hawkins. Oder so. Jedenfalls Typen, die aufregende Abenteuer in fernen Landen erlebten (nur eben noch aufregender, und die Lande noch ferner, als anderswo zu lesen), und im Geiste war man bei ihnen. Ich flog mit kilometergroßen Raumschiffen in fremde Galaxien, steuerte Space-Jets auf unerforschte Planeten hinab und schlich mit gezücktem Thermostrahler durch extraterrestrische Bauwerke. Nicht das Schlechteste, wenn man auf dem platten Land lebte, wo nichts los war.

Das Problem – oder sagen wir lieber: der besondere Reiz – bestand darin, dass die Hefte nicht in der Reihenfolge bei mir ankamen, in der man sie einst veröffentlicht hatte, sondern wild durcheinander. Zwei, drei Hefte mit fortlaufenden Nummern waren schon ein Fest. Aber größtenteils las ich Puzzleteile, die es nachträglich zu einem Gesamtbild zusammenzusetzen galt. Was die Sache indes eher interessanter machte, weil man sich eine Menge zusammenreimen musste.

Als die Vorräte des Kaninchenzüchters abgearbeitet waren, fanden Max und ich heraus, dass man diese Hefte auch kaufen konnte. Fortlaufend! Die neuesten Ausgaben! Und obendrein eine zweite Auflage! (Im vorigen Jahrtausend waren Teenager noch nicht so weltgewandt wie heute.) Diese fatale Entdeckung hatte zur Folge, dass von da an der größte Teil meines nicht gerade üppigen Taschengelds in die Kassen des Pabel-Moewig-Verlages floss. Das eine oder andere Feierabendbier der damaligen Autoren – vielleicht auch mal ein Farbband – habe ich bezahlt, jawohl!

In diese Epoche fiel es, dass ich mit Schreibmaschinen in Kontakt kam und lernte, damit umzugehen. Nicht richtig zwar – ich schreibe bis heute nur mit drei bis vier Fingern –, aber es genügte bald, um in überschaubarer Zeit Papier mit Text zu füllen.

Da mein Vater nach anfänglicher Skepsis ebenfalls Gefallen an diesen »Heftchen« gefunden hatte, kam ich auf die Idee, ihm zum Geburtstag ein »selbst gemachtes« Romanheft zu basteln. So entstand der erste »Eschbach«: direkt in die Maschine getippt, mit rührend hölzernen Dialogen und unglaublich viel Handlung pro Seite, Figuren und Geschichte ungeniert zusammengeklaut aus allem, was mir gefiel. Mein Perry hieß Rox, mein Mausbiber war ein Biberbär. Ganz schön einfallsreich, was? Und statt zum Mond sollte die Reise in Band 1 nach Alpha Centauri gehen, mit zwei Raumschiffen, von denen eines bereits auf der Mitte der ersten Seite explodierte!

In dem Alter darf man solche Dinge.

Es entstand ein Heft im Format DIN A5, das mitsamt selbst gezeichnetem Schutzumschlag stattliche 32 Seiten umfasste: »Unternehmen Proxima«, mein wirklich aller-allererster Roman.

Er war im Rahmen seiner Möglichkeiten ein instant success. Mein Vater konnte sich gar nicht beruhigen über den schriftstellernden Sohn. Wann immer Besuch kam, wurde unweigerlich früher oder später »der Roman« hervorgezogen und stolz präsentiert. Mir war das alles schrecklich peinlich – aber irgendwie muss ich es wohl auch als Anerkennung empfunden haben; jedenfalls machte ich weiter und verfasste einen Fortsetzungsband.

Beide zusammen gab ich eines Tages mit einem coolen »Da, hab ich geschrieben« an meine Freunde, die wie ich PERRY RHODAN lasen.

»Ganz gut«, befanden die nach der Lektüre. Und fragten: »Hast du noch mehr?«

Was, wie jedem klar sein sollte, der mal in dem Alter war, so ziemlich die höchste Form des Lobes darstellt, die zu haben ist.

Natürlich waren die Romane nicht gut. Aber die Nachfrage animierte mich, das Hobby fortzusetzen und mir immer neue Verwicklungen auszudenken, in die ich meine Figuren bringen konnte. Auch wenn fast jede Idee geklaut war und der Schreibstil aus heutiger Sicht hanebüchen, es machte Spaß! Und wie das so ist, wenn man etwas ständig übt: Man kann gar nicht verhindern, dass man allmählich besser wird.

Als meine Serie Band 10 erreichte, sprang der Funke über. Plötzlich begannen auch meine Freunde, eigene Heftserien herauszugeben. Ein regelrechter Wettbewerb entbrannte. Jeder versuchte, fantasievoller und spannender zu schreiben als die anderen. Die Erscheinungsweise straffte sich: Auf dem Höhepunkt dieser mehrere Jahre dauernden Ära brachte jeder von uns pünktlich alle zwei Wochen ein neues Heft heraus! Und zwar komplett mit aufwendig gestaltetem Titelbild, Vorankündigung des nächsten Bandes – und Leserbriefseite: Denn wir schrieben uns gegenseitig lange, kritische Leserbriefe! Meine gestalterische Wut ging so weit, dass ich meine Romane zeitweise zweispaltig tippte – auf der Schreibmaschine, wohlgemerkt, auf zu A5 gefaltetem Papier – und meine Sätze im Kopf so vorformulierte, dass ich den Text durch Einfügen von Leerstellen auf Blocksatz bringen konnte!

Irgendwann ebbte das wieder ab. Mit fünfzehn begann ich, den ersten »richtigen« Roman zu schreiben, auf ganz normalem Papier, das ich zu einem simplen Manuskript aufeinanderstapelte. Im Grunde so, wie ich es heute noch mache.

Auch wenn mir dieses Geständnis den Weg in die Annalen der ernsthaften Literatur auf ewig verbauen wird: Tatsache bleibt, dass PERRY RHODAN mich zum Schreiben gebracht hat.

Da gönne ich ihm doch seine Unsterblichkeit!

»Mich riefen die Sterne«

von PERRY RHODAN-Autor Hubert Haensel

Es muss wohl so sein. Sooft ich meine Tante treffe, die im besten Teenageralter war, als ich gerade laufen und reden konnte, bekomme ich meine frühen Schandtaten zu hören. Dazu gehört eindeutig mein damaliger Lieblingssatz: »Ich gehe erst heim, wenn Mond und Sterne am Himmel stehn!«

Na also. Wenn das nicht die beste Voraussetzung war, mich eines Tages mit Science Fiction zu befassen … Dunkel entsinne ich mich tatsächlich der Faszination, die der nächtliche Milchstraßenhimmel stets auf mich ausübte.

Der endgültige Anstoß kam im immer noch zarten Alter von acht Jahren. Die Comicserie NICK, DER WELTRAUMFAHRER wurde meine erste Begegnung mit Raumschiffen, fernen Planeten und Außerirdischen. Schon kurz darauf las ich mich durch die Bestände einer der damaligen Leihbüchereien. Damit folgte ich dem Beispiel meines Vaters, der vor allem während der Wintermonate stets Zukunftsromane zu Hause hatte.

Etwa elf muss ich gewesen sein – ich war aufs Gymnasium übergewechselt und fuhr mit dem Zug in die Nachbarstadt –, als ich am Bahnhofskiosk mit der TERRA-Heftreihe Bekanntschaft schloss. PERRY RHODAN folgte zwangsläufig. Ich erinnere mich gut: Es war Band 143 »Für Menschen verboten«. Ich las den Roman, fand ihn spannend, kam aber irgendwie nicht in die Zusammenhänge hinein. Dazu bedurfte es eines zweiten Anlaufs mit Band 209 »Im Banne der Scheintöter«. Schon während der Lektüre muss ich mich endgültig infiziert haben, denn von da an konnte ich es kaum mehr erwarten, jede Woche pünktlich meinen nächsten PERRY RHODAN-Roman in Händen zu halten.

Es war die Faszination des Weltraums, des Vorstoßes der Menschen in unsere Nachbargalaxis Andromeda, der fremden Lebensformen und des dennoch Menschlich-Vertrauten, das mich nicht mehr losließ.

Während ich wöchentlich mehrere Romane verschlang, im Deutschunterricht prompt ein Referat über Weltraumfahrt hielt – nachdem ich direkt von der NASA einiges an Informationsmaterial erhalten hatte –, wurde natürlich der Gedanke geboren, selbst zu schreiben.

Den Anstoß dazu, es wirklich zu versuchen, gab mir der Aufruf zu einem Kurzgeschichtenwettbewerb in der REN DHARK-Serie. Ich beteiligte mich mit meiner dafür verfassten Story »Mentalität«, die das Verhalten von uns Menschen bei der Begegnung mit einem Außerirdischen auf der Erde entlarvt.

Es kam, wie es kommen musste: Ich erhielt den zweiten Preis, hatte Blut geleckt, setzte mich hin und schrieb auf meiner mechanischen Schreibmaschine zwei Romanmanuskripte. Dass ich beide Texte nie eingereicht habe, war gut. In meiner Euphorie hatte ich wohl keines der vielen Fettnäpfchen ausgelassen, in das ein hoffnungsvoller Jungautor aus eigenen Gnaden gleich mit beiden Füßen hineintreten kann. Erst mein drittes Manuskript schickte ich an den Pabel Verlag.

Inzwischen hatte ich nicht nur den ordentlichen Beruf eines Bankkaufmanns erlernt und einige Jahre später geheiratet, meine Frau und ich waren zudem gemeinsam Prinzenpaar gewesen und immer noch im Fasching engagiert. Deshalb muss es wie ein Augenzwinkern des Schicksals anmuten, dass ausgerechnet an einem Faschingsdienstag der Postbote klingelte und mich aus tiefem Schlaf aufschreckte. Den großen Brief, den er mir brachte, identifizierte ich sofort als mein Monate vorher eingereichtes Manuskript.

Selbstverständlich wurde ich von meiner Frau bemitleidet, die mein zerknirschtes Gesicht umgehend meiner Enttäuschung zuschrieb und nicht einem möglicherweise noch vorhandenen Kater. Wahrscheinlich hatte sie auch recht damit. Umso größer fiel die Überraschung aus, als ich den Begleitbrief las. Mein Roman war angenommen – unter der Voraussetzung, dass ich ihn kürzte. Es gab in den folgenden Wochen nichts, was ich lieber getan hätte. Mehr als ein halbes Jahr später erschien dann mein erster TERRA ASTRA-Roman unter dem Titel »Das Geisterschiff«. Das war Ende 1978.

Ein Traum hatte sich erfüllt. Erst recht, als ich gefragt wurde, ob ich mir eine Mitarbeit bei ATLAN vorstellen könne.

Natürlich konnte ich, schließlich war ich auch eifriger Leser der Abenteuer des unsterblichen Arkoniden. Genau zwölf Monate nach dem »Geisterschiff« erschien mein erster ATLAN-Roman. Und schon im Folgejahr kamen meine ersten beiden Beiträge zu der neuen Fantasy-Serie MYTHOR auf den Markt.

Ich verfasste die Manuskripte nebenberuflich, also an den Abenden, an Wochenenden und im Urlaub. Auf gewisse Weise bedeutete es für mich Entspannung, die Fantasie spielen zu lassen. Alle Alltagsprobleme verblassten vor den Sonnenaufgängen exotischer Welten, wurden klein und unbedeutend angesichts der unendlichen Weiten der Schöpfung.

Aber nicht erst seit jener Zeit bin ich der Ansicht, dass wir Menschen uns und unsere hausgemachten Probleme keinesfalls so ernst nehmen sollten. Wir sind mit Sicherheit nicht die Einzigen, und wir sind erst recht nicht der Nabel des Universums. Für den Kosmos sind wir eher unbedeutend. Niemand würde uns vermissen, falls wir uns in unserer Arroganz und Borniertheit selbst ausradierten.

Ich habe Krimis geschrieben, viele Romane für die SEEWÖLFE, auch einige DÄMONENKILLER, und ich habe meine eigene Serie DIE ABENTEURER aus der Taufe heben dürfen. Das hat mir Erfahrungen eingebracht, die ich nicht missen möchte. Geblieben bin ich bei der Science Fiction, gehöre seit 1994 zu den Stammautoren von PERRY RHODAN und habe mich im Jahr 2002 als Schriftsteller selbständig gemacht. Ich bin verantwortlich für den vierwöchentlich erscheinenden PERRY RHODAN REPORT, betreue die regelmäßig erscheinenden Risszeichnungen und bearbeite die vor mittlerweile rund dreißig Jahren erschienenen Romanhefte für die erfolgreichen PERRY RHODAN-Silberbände; seit Buch 81 ist das meine Aufgabe.

Wer sich für die Sterne interessiert, der weiß, wie gigantisch allein unsere Milchstraße ist. Die Entdeckungen in jüngster Zeit belegen, dass es weit mehr fremde Planeten zu geben scheint als bislang angenommen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis unsere Wissenschaftler die ersten Welten aufspüren werden, die hinsichtlich Größe, Zusammensetzung der Atmosphäre und Abstand zum Muttergestirn der Erde ähneln. Dann haben wir die Voraussetzungen für fremdes Leben, das unseren Maßstäben entspricht. Aber wer sagt denn, dass nur unter solchen Umständen Leben existiert? Beispiele, dass dem nicht so ist, finden wir schon auf unserer Heimatwelt zur Genüge.

Wie auch immer. Wer PERRY RHODAN liest, sollte längst erkannt haben, dass weder Hautfarbe noch das Aussehen eines Wesens entscheidend sind, sondern ausschließlich seine geistige Haltung, die Ethik. Vielleicht besinnt sich die Menschheit eines Tages darauf und erkennt, dass wir alle zusammen in einem winzigen Boot durch Raum und Zeit driften – in einem Boot, das wir Erde nennen.

All die Ewiggestrigen, die Kriegstreiber und Fanatiker sollten endlich begreifen, dass selbst unser Sonnensystem nur ein Staubkorn in der Schöpfung ist. Es gäbe so viel Sinnvolles zu tun. Warum packen wir es nicht endlich an?

»Die größte Soap Opera aller Zeiten«

von PERRY RHODAN-Autor Frank Borsch

Frank Borsch, Jahrgang 1966, arbeitete als Übersetzer von SF-Romanen und Comics und als Journalist für Internet-Themen. Bei Heyne erschien seine ambitionierte SF-Trilogie »Alien Earth«. Von 2001 bis 2007 war er Redakteur bei VPM und u.a. für die PERRY RHODAN-Bücher bei Heyne verantwortlich. Nach zwei im Perryversum angesiedelten Hardcovern ist er seit 2003 festes Mitglied des Autorenteams. Für die am 30. September 2011 gestartete neue SF-Serie PERRY RHODAN NEO, in der die Abenteuer des Titelhelden ab der klassischen Nr. 1 neu erzählt werden, schreibt er die Exposés und verfasste er auch den ersten Band.

Die Wahrheit über PERRY RHODAN ist: Es gibt eigentlich zwei Serien – eine, die reguläre, die seit mittlerweile über 2600 Wochen am Kiosk zu kaufen ist, und eine zweite, geheime Serie. Ich nenne sie die Serie hinter der Serie, oder auch die Daily Soap.

Wie PERRY RHODAN selbst handelt die Daily Soap von fühlenden, größtenteils intelligenten Wesen und ihren Verstrickungen mit Entitäten, die mächtiger sind als sie selbst (der Verlag, der Markt, der Lesergeschmack, den Emotionen, die im Leserforum der Serie und im Internet hochschlagen), aber auch von anderen gewöhnlichen Sterblichen (den lieben Kollegen) und zuweilen unsterblich gewordenen Sterblichen (den einflussreicheren der Kollegen, den Redakteuren). In der Daily Soap wird geliebt und gehasst, genossen und gelitten, werden Helden- und Schandtaten begangen, Geniestreiche und Verbrechen.

Klingt spannend, nicht?

Nur: Wo gibt es diese dramatische Story zu kaufen?

Bis vor einigen Jahren lautete die Antwort: nirgends. Die Geschichte hinter der Geschichte existierte, aber niemand hatte sich an die unmöglich erscheinende Aufgabe gewagt, sie aufzuschreiben, nicht als Ganzes.

Bruchstücke existierten: ein Artikel hier und da, in den Heften selbst, in Sonderbänden, in Fanzines und – als die gewichtigsten Stücke, da sie persönliche Geschichte erzählen – in den Biografien der Serienväter K. H. Scheer und Walter Ernsting. Wer von der Geschichte hinter der Geschichte erfahren wollte, musste ein ausgesprochen geschickter und beharrlicher Jäger sein, das Bild in seinem Kopf zusammensetzen und über die klaffenden Lücken hinwegsehen.

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773 s. 56 illüstrasyon
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9783854453567
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