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MMMM – MännerMutMacherMaik
Gott sagt: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch (Hesekiel 36,26) – Das war 2017 mein Taufspruch, und ich durfte es auch so erleben: Jesus gab mir ein neues Herz und einen neuen Geist, der mein Wesen und mein komplettes Leben veränderte.
Schon früh ging ich zur Förderschule für Lernbehinderte, wo ich auch viel gemobbt wurde und oft als Hippie-Schüler, Baumschüler oder als Taugenichts bezeichnet wurde. So wurde mir schnell alles egal. Scheißegal. Ich hatte kein Lieblingsfach – außer Sport.
Mit dreizehn Jahren zog ich mir die ersten Flaschen Bier rein, als gäbe es kein Morgen mehr, und mit vierzehn rauchte ich das erste Mal Cannabis. Bob Marley war mein täglicher Musikrhythmus; ich hörte Reggae und hing ab wie ein Faultier. Der Gruppenzwang, aber auch die Neugier brachten mich dahin, mit fünfzehn dem Teufel komplett die Hand zu reichen, und so zog ich weiße Kristalle durch die Nase. Ich schoss mich auf andere Planeten, um von der Realität nichts mehr mitzubekommen.
Mit den Drogen und allem, was damit einhergeht, versklavte ich mich einer Macht, die man nicht mehr so einfach loswird. Die Drogen waren eine Ersatzbefriedigung für das, was mir kein Mensch geben konnte: Liebe. Nicht nur meine Seele, sondern auch mein Körper fing an, sich durch die Drogen zu zersetzten. Mit vierzehn erlitt ich das erste Mal Krampfanfälle. Mein „Ausbrechen“ war am Ende meine Gefangenschaft.
Im Drogensumpf begann meine kriminelle Karriere: Aggressionen, geringe Hemmschwelle, Diebstahl, Sachbeschädigungen … Durch die ganze Beschaffungskriminalität bekam ich mit 22 Jahren meine erste Haftstrafe und musste nun für ein Jahr und sieben Monate hinter Gitter. Dort, im Jugendstrafvollzug Regis-Breitingen, lernte ich 2011 das Blaue Kreuz kennen – und damit auch eine neue Hoffnung für mein Leben. Nicht nur die Seelsorge fand mein Interesse, sondern auch eine Mitarbeiterin des Blauen Kreuzes. Von meiner Seite war es Liebe auf den ersten Blick. Aber Irene sagte mir schnell, dass es nichts mit uns wird. Trotzdem spürte ich nun eine Wärme hinter den kalten Mauern und Stahlgittern.
Das Blaue Kreuz führte mit uns Gruppen- und Einzelgespräche und auch Besinnungsfahrten durch. Bei einer Besinnungszeit entschied ich mich für den Herrn Jesus Christus, und dazu kann ich nur jedem Mut machen: es war die beste Entscheidung in meinem Leben! Du kannst mit ihm nur dazugewinnen. Er wurde zum Zentrum meines Lebens.
An dem Tag, als ich aus meiner Haft entlassen wurde, fuhren mich Irene, Dieter und mein Vater nach Elbingerode – zu meiner ersten Drogenlangzeittherapie. Durch den frühen Beginn meiner Drogengeschichte und den jahrelangen Konsum waren mein Denken, Fühlen und Handeln so verstört, dass ich psychisch am Boden war. Insgesamt machte ich elf Entgiftungen, drei Langzeittherapien und wohnte in drei verschiedenen
Einrichtungen (betreutes Wohnen für psychisch kranke und suchtkranke
Menschen). Zwischendurch habe ich echt nicht mehr an das lebenswerte Leben geglaubt. Ich musste täglich zehn verschiedene Medikamente nehmen, angefangen von den Depot-Spritzen gegen die Psychosen, bis hin zu Antidepressiva, Pillen gegen Manie und Epilepsie. Ich fühlte mich wie eine Laborratte, war aufgeschwemmt durch die ganzen Medikamente und wog mit 24 Jahren 122 Kilo …
Ich zog nach Berlin, fand jedoch auch dort nicht das große Glück. Die nächsten Jahre waren geprägt von Rückfällen, Obdachlosigkeit und Hoffnungslosigkeit. In Berlin machte ich meine dritte und letzte Langzeittherapie. Es war gut, denn ich setzte mich mit mir und meinem Leben noch einmal komplett auseinander.
Am Ende der letzten Therapie nahm ich wieder Kontakt mit Irene auf, wir verliebten uns, und so verschlug mich die Liebe 2017 nach Leipzig. In der ersten Zeit in Leipzig war ich arbeitsuchend, was durch meine Diagnosen nicht so einfach zu ändern war. Als Epileptiker mit einer fünfzigprozentigen Schwerbehinderung, einer Lese-Rechtschreibschwäche, dazu noch vorbestraft … was will man da noch groß dranhängen?
Aber einer liebte mich immer so sehr, und das durfte ich dann erfahren. Jesus zeigte mir, dass er alle meine Fehler, all das Miese zu etwas Gutem drehen konnte: Er machte aus meinem Mist Dünger.
Eine Ausbildungsstätte nahm mich trotz meiner ganzen Vorgeschichte an, sodass ich eine Ausbildung zum Krankenpflegehelfer plus Realschulabschluss machen konnte. Und nun bin ich seit dem letzten Jahr im Blauen Kreuz Leipzig e.V. fest angestellt, gehe regelmäßig in den Knast, wo ich selber gesessen habe, mache den Jungs Mut. Ich mache Suchtberatung, Seelsorge, Hausbesuche sowie Sucht- und Gewaltprävention an Schulen. Die ganzen negativen Erfahrungen sind nun eine Hilfe für meinen Dienst und der Zugang zu den Menschen, die ebenfalls im Leben gescheitert sind. Das Blaue-Kreuz-Team wurde zur Familie für mich. Und ich erlebe hier so viele Wunder.
Ich durfte die Frau, in die ich mich 2011 verliebt hatte (und die damals nein sagte), nach sieben Jahren heiraten. Es ist für mich so eine Gnade, zu erleben, dass Gott es gut mit mir meint. Allein, dass ich gesunde Kinder habe, selbst noch am Leben bin und ein lebenswertes Leben führen darf. Dass ich meine Berufung leben kann, beim Blauen Kreuz zu dienen und Menschen in schwierigen Lebenssituationen zu begleiten. Ich bin so dankbar!
Ich möchte dir Mut machen, dich heute auf Jesus einzulassen; es ist nie zu spät, neu anzufangen und dich für das Leben zu entscheiden. Das Leben wird nicht leichter, doch du kannst stärker werden. Hoffnung und Kraft sind sehr wichtig: Hoffnung zu haben, dass es besser wird, und die Kraft durchzuhalten, bis es da ist.
Jesus sagt: Wer mich liebt, richtet sich nach dem, was ich gesagt habe. Auch mein Vater wird ihn lieben, und wir beide werden zu ihm kommen und für immer bei ihm bleiben (Johannes 14,23, HFA).
Maik Löwen | Jg. 1990 | verheiratet | 3 Kinder | Leipzig | Mitarbeiter des Blauen Kreuzes Leipzig e.V. (Suchtarbeit, Seelsorge, Gefangenenarbeit, Sucht und Gewaltprävention an Schulen ...)
Das Leben ist nicht immer fair, aber …
Im November 2016 entschied ich mich an einem Männerwochenende: Ich nehme an einem Muskathlon teil.
Ein Muskathlon ist ein Spendenlauf: Man meldet sich an und entscheidet sich für eine der Disziplinen: Halbmarathon (21 km), Marathon (42 km), Ultramarathon (63 km), Ultrawalk (63 km) oder Mountainbike (120 km). Dazu sammelt man 10.000 € Spenden für eine Hilfsorganisation. Man ist dann eine Woche in dem Land, in dem der Muskathlon stattfindet und schaut sich die Arbeit der Hilfsorganisation vor Ort an. Außerdem nimmt man am Muskathlon teil. Alle Kosten bezahlt der Teilnehmer aus eigener Tasche.
Zu Hause angekommen, erzählte ich meiner Frau und meiner 8-jährigen Tochter von meiner Anmeldung. Meine Tochter sagte: „Papa, du bist verrückt und total durchgeknallt.“ Recht hatte sie, denn ich hatte in meinem Leben nie wirklich Sport getrieben – und dann gleich so eine Herausforderung!
Klar war, dass ich im Jahr 2017 teilnehmen würde. Es standen zwei Termine und Orte zur Auswahl: Ruanda im Mai und Indonesien im Oktober, beide mit dem Kinderhilfswerk Compassion. Ich wollte nach Indonesien, denn da bliebe mir mehr Zeit, um die 10.000 € Spenden zu sammeln. Das schien für mich im Vorfeld die größte Hürde zu sein.
Am nächsten Tag hatte ich aber den Eindruck, ich solle meine Familie in die Entscheidung mit einbeziehen. Wir sprachen darüber, dann sagte meine Tochter: „Papa, du musst nach Ruanda.“ Ich fragte: „Warum?“ Meine Frau antwortete: „Weil Afrika näher an Europa liegt als Asien.“
Meine Antwort war: „Okay, das wird aber spannend, 10.000 € in 185 Tagen zu sammeln.“ Dadurch wurde die Hürde noch größer. (Was ich damals nicht wusste, Indonesien hätte nicht funktioniert.)
Ich habe mich dann für Ruanda im Mai 2017 und die Disziplin 120 km Mountainbike angemeldet, danach angefangen zu trainieren und auf den Weg gemacht, um Spenden zu sammeln.
Am Anfang fiel es mir nicht leicht, darüber zu reden, und ich bin auch nicht immer auf offene Ohren gestoßen. Aber wenn eine Tür zuging, dann blieb ich nicht stehen, sondern ging weiter, und woanders tat sich eine neue auf. Am 4. Advent war bereits über die Hälfte der Summe zusammen. Ich befürchtete, der Spendenzug würde irgendwann anhalten. Doch er hielt nicht an.
Eine Geschichte aus dieser Zeit: Es ist Heiligabend, wer eine 6 würfelt, darf ein Geschenk auspacken. Meine Tochter überreicht mir ein Geschenk. Als ich schüttle, sind Metallgeräusche zu hören und ich dachte, ob sie mir wohl Schrauben eingepackt hat? Beim Auspacken kam zu meinem Erstaunen Geld heraus. Meine Tochter sagte voller Stolz: „Papa, das ist mein Beitrag, um dich nach Ruanda zu bringen.“ Ich war zu Tränen gerührt, und ehrlich gesagt habe ich immer noch keine Ahnung, wie sie so eine Summe erreichte.
Noch im Dezember buchte ich den Flug, bezahlte das Hotel und schloss eine Reiserücktrittsversicherung ab. Ich dachte, wenn etwas Unvorhergesehenes kommen sollte, dann ist nicht das ganze Geld futsch.
Bereits Mitte Januar waren die 10.000 € überschritten. Ein echtes Wunder. Im Vorfeld hätte ich so etwas nie für möglich gehalten.
Drei Tage später bekam meine Frau die Diagnose Krebs. Ich dachte, ich sei im falschen Film. Sofort hatte ich die Krebsstorys meiner Eltern vor Augen. Paps verstarb 11 Monate nach der Diagnose 2012 und Mutter zwei Monate nach der Diagnose 2013.
Am nächsten Tag saß ich am PC und schaltete nach einiger Zeit ERF
POP ein, was ich nur hin und wieder mache. Es lief das Lied King of My Heart von Kutless. In dem Lied ist die Rede davon, dass der König meines Herzens der Wind in meinem Segel sein soll, der Anker in den Wellen, dass er es gut mit mir meinte und mich nicht im Stich lassen würde. Es passte perfekt in die Situation und gab mir Mut und Hoffnung. Ich machte es zu meinem Handy-Klingelton und wusste einfach, dass sich das Schicksal meiner Eltern bei meiner Frau nicht wiederholen würde. Die schwere Last blieb trotzdem.
Dazu fielen mir noch zwei Sätze ein:
- Das Leben ist echt nicht immer fair, aber Gott meint es immer gut.
- Gott gibt uns nicht immer das, was wir wollen, aber alles, was wir brauchen.
Zu meiner Frau sagte ich: „Schatz, ich habe keine Ahnung, wie tief das Tal ist, wie weit der Weg ist, aber eines Tages werden wir dahinten auf dem Berg sein, uns auf eine Bank setzen, eine Flasche Limo trinken und alles wird vorbei sein. Lass uns einen Tag um den anderen nehmen und uns keine Sorgen um das Morgen machen, denn das wird uns die Kraft für das Heute rauben. Gemeinsam werden wir es schaffen.“
Dazu sagte ich noch: „Ich werde hier an dieser Stelle den Muskathlon nicht aufgeben. Ich kümmere mich um dich und um unsere Tochter, und wenn dann noch Zeit ist, trainiere ich. Was im Mai ist, wissen wir heute nicht.“
Wir fuhren zusammen zu den Besprechungen in die Klinik, aber es kam alles ganz anders, als uns die Ärzte gesagt hatten: Der Krebs war nicht gutartig, sondern bösartig; nicht eine OP war nötig, sondern zwei; nicht nur eine Hormontherapie, nein, Chemo mit anschließender Bestrahlung kamen dazu. Das volle Programm. Aber jedes Mal, wenn eine schlechte Nachricht kam, kam auf der anderen Seite eine Spende oder ein Mut machendes Wort an – das gab mir neue Kraft.
An unserer Tochter ging das nicht spurlos vorbei; es hat sie sehr beschäftigt. Sie hatte Angst, die Mama zu verlieren. Es waren viele Gespräche, tröstende und Mut machende Worte nötig.
Die beiden OPs waren überstanden und es war Anfang Mai. Wir gingen zusammen ins Krankenhaus, um die bevorstehende Chemotherapie zu besprechen. Ich erzählte den zuständigen Ärzten von meinem Muskathlon. Die Antwort: „Wir können darauf keine Rücksicht nehmen; Sie haben die Termine zu nehmen, die sie bekommen.“ Beim Blick auf die Termine sehe ich: Die erste Chemo ist eine Woche vor Abflug nach Ruanda und die zweite erst, wenn ich wieder zurück bin.
Der Tag der ersten Chemo ist da, und meine Frau verträgt sie gut. Gott sei Dank! Ein paar Tage später bekomme ich auch die Freigabe von ihr, nach Ruanda fliegen zu dürfen.
Vier Tage vor Abflug ist die 12. Patenschaft für ein Kind von Compassion vermittelt, und zwei Tage vor Abflug betete ein Mann des Gebetskreises aus unserem Dorf, dass noch jemand 120 € überweist. 20 Minuten später bekomme ich eine WhatsApp-Nachricht: 20.000 € sind voll für den König. Da hatte einer den Sturm, der über uns hinwegfegte, benutzt, um aus 10.000 € über 20.000 € zu machen.
Einen Tag vor Abflug sagte meine inzwischen 9-jährige Tochter zu mir: „Papa, du kümmerst dich jetzt um die Kinder in Ruanda, und ich kümmere mich hier um die Mama.“ Wow, die Worte haben mich sehr berührt. Ich konnte mit ruhigem Herzen nach Ruanda fliegen. Freunde hatten ihre Hilfe angeboten, solange ich weg bin; aber es wurde keine einzige Hilfe nötig.
Das Größte für mich in Ruanda war, nach 7 Stunden und 45 Minuten sowie 120 Kilometern und über 1800 Höhenmetern ins Ziel zu fahren, mein Patenkind in den Arm zu nehmen und den Jungen auf mein Fahrrad zu setzen. Alle Schmerzen und Anstrengungen waren vergessen. Mit der Gewissheit, das Richtige getan zu haben, und mit dankbarem Herzen kam ich aus Ruanda wieder. Das Erlebte gab mir neue Kraft und Mut für den weiteren Weg.
Vom 3-wöchigen Chemo-Rhythmus ging es in den Wochen-Rhythmus. Ich kann mich noch gut erinnern: Es war
Mitte Oktober gegen Ende der Chemotherapie. Ich saß an meinem Schreibtisch, schlug meine Bibel auf, las Matthäus 11 und blieb am Vers 29 hängen. Da spricht Jesus zu seinen Jüngern: „Ich meine es gut mit euch!“ (HFA Gerechtigkeitsbibel) Was für Mut machende Worte mitten in unsere Situation hinein!
Mir liefen die Tränen herunter, denn da stand Jesus selbst hinter mir. Er legte mir die Hand auf die Schulter und sprach: „Mach dir keine Sorgen! Ich meine es gut mit deiner Frau, ich meine es gut mit deiner Tochter und ich meine es gut mit dir.“ Die Worte gaben mir neue Kraft und Mut, die letzten Stücke des Weges noch zu gehen.
Nach der Chemo kam dann die Bestrahlung und im Januar 2018 die Reha. Diese Zeit war noch einmal sehr herausfordernd. Tochter, Schule und Job, alles unter einen Hut zu bringen. Aber mit den Worten und der Gewissheit im Rücken, dass er es gut meint, ging es.
Es ist Palmsonntag 2018, ein herrlicher, warmer Frühlingstag mit strahlender Sonne. Unser Dorf liegt auf einem Hügel; für mich ist es „der Berg“, denn von allen Seiten aus geht es hoch. Ich mache mit meiner Frau einen Spaziergang. Wir setzen uns auf den fast höchsten Punkt auf eine Bank. Ich hole aus meinem Rucksack zwei Gläser und gieße Zitronenlimonade ein. Wir trinken sie und haben dabei Tränen in den Augen. Wir danken Gott, dass er uns da durchgeführt hat. Gott sei Dank, bis zum heutigen Tag ist sie krebsfrei.
Das Leben ist echt nicht immer fair, aber Gott meint es immer gut mit dir! Gib niemals auf ! Steh auf !
Gerd Gugel | Jg. 1967 | verheiratet | 1 Tochter| Stockach-Gomaringen | Fertigungsmeister
Wie ich vom Karriere-Tiger zum ErmuTIGER wurde
Ich bin 1991 Christ geworden – alter Schwede, ist das lange her! Aber was heißt Christsein eigentlich ganz genau, fragen mich Freunde ab und zu. Nun, ich habe mich vor vielen Jahren entschieden, ganz bewusst ein Leben mit „Gott an meiner Seite“ zu leben. Die beste Entscheidung meines Lebens, über die ich mich bis heute jeden Tag aufs Neue freuen kann – als ob ich im Obelix-Style in einen Zaubertrank voller Freude gefallen wäre. Wie sich das anfühlt? Das könnt ihr nachlesen: im Neuen Testament in Apostelgeschichte 2 Vers 25, wo beschrieben wird, was ein Herz wirklich fröhlich macht.
Und trotzdem hatte ich einige Aufs und Abs in den ersten Jahren meines Christseins, weil ich meine „wahre Identität“ erst noch finden musste. Was es mit der Bedeutung der Identität auf sich hat, möchte ich hier genauer erklären.
Ich lese immer wieder mal Umfrage-Werte bezüglich „Glauben in Deutschland“, und es sind immer so zwischen 65 und 70 % der Deutschen, die scheinbar an einen Gott glauben. Unglaublich eigentlich, wenn man sieht, wie viel Angst wir Deutschen trotzdem noch haben, sodass der Begriff „German Angst“ inzwischen schon weltweit ein Stigma und eine Beschreibung für unser ängstlich-deutsches Gemüt ist. Ich habe gelernt, dass „an Gott zu glauben“ und ihm wahrhaft „nachzufolgen“ zwei völlig verschiedene Dinge sind.
In all den Jahren meines Christseins seit 1991 durfte ich zwar viel Gutes erleben, aber ich hatte oft das Gefühl, nicht wirklich „frei“ zu sein. Und irgendwie ging es mir viel zu langsam voran in meiner beruflichen Entwicklung und auch im Privatleben. 2008 ist dann etwas passiert, das mein Leben tatsächlich komplett veränderte. In einem Gespräch mit Gott (ja, ich erlebe, dass ER nicht nur hört, sondern auch antwortet) fragte mich Gott (ausgelöst durch eine Predigt von Joyce Meyer) ganz deutlich, ob ich denn wüsste, wer ich vor Gott sein solle? Ob ich mir meiner Identität, wie er mich haben möchte, bewusst sei?
Schwierige Frage! Wenn ich dich jetzt fragen würde: „Was ist deine Identität? Wer möchtest du sein im Leben?“, hättest du darauf sofort eine Antwort? Es ging sogar noch tiefer. Je länger ich darüber nachdachte, was ich Gott und mir selber antworten würde, hatte ich das Gefühl, dass der springende Punkt in der Formulierung lag. „Wer willst du sein im Leben?“ ist eine andere Frage als „Wer sollst du sein im Leben?“ Denn das Letztere beinhaltet ja die Vorstellung, dass Gott einen konkreten Plan für mein Leben hat und eine ganz klare Vorstellung davon, wie er sich „diesen David“ (meine Wenigkeit) ursprünglich in seiner „besten Version“ ausgedacht hatte.
Um es abzukürzen: Nach einigen Tagen intensiven Nachdenkens und einiger Gespräche mit Gott hatte ich eine Art Selbst-Erkenntnis. Worauf Gott wohl viele Jahre gewartet hatte, war meine bewusste Entscheidung, ein ganz bestimmter Menschen-Typ zu werden, welcher die „wahre Nachfolge Jesu“ beschreibt: EIN ERMUTIGER!
Als ich mich 2008 ganz bewusst dafür entschied, meinem Egoismus den Kampf anzusagen und viel mehr Energie darauf zu verwenden, andere Menschen zu ermutigen und ihnen Hoffnung zu bringen, anstatt mich ständig nur um meine Karriere und mein Ego zu kümmern, da passierten plötzlich die verrücktesten Dinge. Nicht nur, dass ich auf einmal beruflich viel mehr Erfolg hatte, als je zuvor, nein, ich hatte plötzlich eine Leichtigkeit in allem, was ich tat, weil nun der Druck weg war, es mir und allen beweisen zu müssen.
Das ist ein großes Problem in Deutschland, dass wir uns viel mehr nach der Anerkennung anderer sehnen, als dass wir uns fragen, was Gott wohl von uns denkt. Diese Sucht nach Anerkennung lässt den einen zum Workaholic werden und den anderen zwölfmal am Tag sein Instagram und Facebook checken, ob das letzte Selfie auch genügend Likes (!) bekommen hat. Unsere Gesellschaft suggeriert uns ständig, dass wir nicht gut genug sind und dass wir jeden Tag etwas zu beweisen haben, wenn wir mithalten wollen im Gedränge nach Anerkennung und Vorzeige-Erfolgen.
Als ich mich entschied, ein Ermutiger zu werden, habe ich mich damit auch gleichzeitig ent-
schieden, aus diesem Teufelskreis und Hamsterrad des Beifall-Suchens auszusteigen. Mein Fokus liegt nun täglich darauf, wie ich Gott und den Menschen dienen kann – anstatt mich, wie viele Jahre lang, täglich zu fragen „Worauf habe ich denn heute gerade Bock?“
Dieses Leben nach dem Lustprinzip hatte ich 2008 satt – weil es einfach nie genug (!) war. Mein Herz schien damals ein großes Loch zu haben, durch das alles hindurchfiel, was ich mir holte, um vermeintlich glücklich zu sein. Wenn ich nun morgens aufstehe, habe ich seither ein bestimmtes Ritual: Ich sage spätestens beim Duschen, wenn ich einigermaßen bei klarem Verstand bin: „Gott, ich will DIR heute dienen! Du darfst mich gebrauchen, wenn du heute jemandem durch mich etwas Gutes tun willst!“
Mit dieser Aussage startet mein Tag, und ich könnte euch sehr viele Mutmach-Geschichten erzählen, die ich durch diese neue Haltung erlebt habe. Vor einem Jahr zum Beispiel hatte ich eine Frau zum Coaching bei mir, die es durch diverse Krankheiten und familiäre Probleme nicht einfach hatte. Einige Wochen nach ihrem Besuch rief ich sie an, um mich zu erkundigen, ob das Coaching ihr geholfen habe, gezielt Schritte in die Veränderung zu machen, und wie es ihr denn ergangen sei.
Sie sagte mir am Telefon, dass es ihr gut ginge und sie sehr fleißig an ihrem Verkaufsprogramm arbeite (sie ist solo-selbstständig), sie jedoch oft frustriert sei, weil ihr alter PC ab und zu so krass abstürze, dass schon einige Male der komplette Text eines ganzen Arbeitstages verschwunden sei!
„Waaaaas?“, reagierte ich am Telefon. „Du schreibst sieben Stunden und dann ist das am nächsten Tag weg??!!“ „Ja, genau!“, antwortete sie.
In diesem Moment hatte ich sofort den Impuls, ihr zu helfen und fragte sie, was denn ein PC, den sie sich vorstelle, kosten würde. Sie habe einen bestimmten Laptop vor Augen, doch habe sie für dieses Modell nicht das Geld, erklärte sie mir. Der nächste Impuls, den ich bekam (von oben – so arbeitet Gott mit seinen Ermutigern), war, ihr finanziell zu helfen: „Würde es dir helfen, wenn ich dir 500 € ausleihe?“ Ihre überraschte und freudige Reaktion: „Eeeeecht jetzt?“ „Klar, ich helfe dir gerne“, war meine Antwort. Doch kaum hatte ich es ausgesprochen, da wurde auch schon der nächste göttliche Impuls in mein Ohr geflüstert, und ich verstand sonnenklar diese Worte: „David, schenk ihr die 500 €!“
Ich muss dazu sagen, dass ich kein wohlhabender Mensch bin; welcher
Künstler in Deutschland ist das schon? Noch dazu bin ich gebürtiger Schwabe mit einer großen Leidenschaft für Schottland. Deswegen musste ich kurz schlucken, aber die Basis und Voraussetzung des Ermutiger-Daseins für Gott basiert ja zu 100 % darauf, dass ich Gott vertraue, dass er sich um mich kümmert und mich mit allem top versorgt, wenn ich mich um seine „Menschlein“ kümmere. Guter Deal finde ich. Kann man nachlesen in Matthäus 6,33 (HFA). Da heißt es: „Setzt euch zuerst für Gottes Reich ein und dafür, dass sein Wille geschieht. Dann wird er euch mit allem anderen versorgen.“
Also sagte ich ihr: „Weißt du was, ich glaube, ich schenke dir die 500 € einfach!“ Ich weiß nicht, ob ihr schon mal erlebt habt, wie es sich anhört, wenn eine Frau am Telefon vor Freude ausrastet, aber ich glaube, ich hatte noch Tage später einen schweren Tinnitus im Ohr!
Gesagt getan, ich überwies ihr das Geld sofort. Doch einige Minuten später, als ich auf die Uhr schaute und daran dachte, dass meine Frau Helena bald nach Hause kommen würde, hatte ich plötzlich das Szenario vor Augen, wie sie sich meine Geschichte anhören würde und mich dabei entsetzt anschaute. „Waaas? 500 €? Du weißt schon, dass wir keine Millionäre sind … Und du kennst die Frau doch gar nicht!“ Ein Glück, dass meine Frau mich liebt und obendrein noch ein großes Herz hat, sodass sie nur positiv auf meine verrückte Aktion reagierte und cool sagte: „Super! Gut gemacht! Ich freu mich, dass du ihr helfen konntest.“ Um meine Großzügigkeit zu rechtfertigen (was ich gar nicht gemusst hätte) sagte ich: „Weißt du Helena, ich glaube, dass Gott uns das sowieso doppelt zurückgibt, weil er es liebt, wenn man Menschen großzügig hilft!“
Danach wurde nicht mehr darüber gesprochen. Das Leben ging weiter und einige Tage vergingen, bis ich plötzlich mit offenem Mund und aufgerissenen Augen an meinem PC saß. Ich war gerade dabei, eine Überweisung online zu tätigen und stolperte beim Checken des Kontostands über einen mysteriösen Geldeingang von exakt 1.000 €. Ein Mann, den ich erst einmal im Leben gesehen hatte, hatte mir das Geld überwiesen und dazu geschrieben, er habe den göttlichen Impuls bekommen, mich in meiner Arbeit mit genau diesem Betrag zu unterstützen.
Unfassbar! Ich weiß noch, wie ich an diesem Tag durch die Wohnung schwebte – nicht wegen des Geldes, sondern weil ich wieder einmal erleben durfte, wie treu Gott ist, und wie sehr er es liebt, uns mit kleinen Fingerzeigen bewusst zu machen, dass er uns sieht und es belohnt, wenn wir seinen geliebten Menschen unsere Aufmerksamkeit und Empathie schenken.
Solche Erlebnisse machen mir Mut, diesen Weg des Ermutigers immer weiterzugehen, um noch mehr solcher verrückter Abenteuer mit Gott zu erleben. Diese Art zu leben, macht mich wirklich glücklich, weil es nichts Erfüllenderes gibt, als Menschen zu überraschen, ihnen eine wirkliche Freude zu machen und zu sehen, wie sie aufblühen, weil man sich
ernsthaft für sie interessiert und ihnen zur Seite steht. Genau so sollte eigentlich unser aller Leben funktionieren, denn ich bin überzeugt, dass Gott sich die Menschen ursprünglich als Wesen ausgedacht hat, die erst dann die wahre Freude des Lebens entdecken, wenn sie füreinander da sind!
Jesus hat uns damals in einer seiner Reden ganz bewusst ein Lebens- und Erfolgsgeheimnis verraten, das jedoch nur wenige Menschen in unserer zunehmend gleichgültiger werdenden Gesellschaft erkannt haben: „Geben macht glücklicher als Nehmen!“
David Kadel | Jg. 1967 | verheiratet | 1 Kind | Aachen | Inspirations-
Trainer | www.davidkadel.de, www.fussball-gott.com Sein neues Mutmach-Buch „WIE MAN RIESEN BEKÄMPFT“, www.wiemanriesenbekaempft.de