Kitabı oku: «Breaking News für die Liebe - Promis sind Idioten!», sayfa 3

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Kapitel 4 – Schatten der Vergangenheit

Für den Rest der Woche ging ich Marc so gut es ging aus dem Weg. Ich achtete zwar aus der Ferne darauf, dass er gut auf seinen Job vorbereitet wurde. Aber ich selbst gab ihm keine Einweisungen mehr. Gott sei Dank hatte ich eine gute Ausrede - wegen eines Pilotenstreiks lagen Teile des Flugverkehrs lahm und ich musste eine Sondersendung nach der anderen planen.

Wenn wir uns im Redaktionsraum über den Weg liefen, grüßten wir uns zwar höflich, aber Marc unternahm keine Versuche mehr, unser Verhältnis zu verbessern. Im Gegenteil. Mehr als einmal verließ er einen Raum, wenn ich ihn betrat. Oder er scherzte besonders laut mit den Kollegen, wenn ich in seiner Nähe auftauchte. Wahrscheinlich um mir zu zeigen, wie beliebt er hier jetzt schon war und dass ich die Einzige war, die ein Problem mit seiner Beschäftigung im Sender hatte. Blöderweise hatte er damit anscheinend auch noch Recht.

Der Tag an dem Marc zum ersten Mal auf Sendung gehen würde näherte sich mit den guten, alten Siebenmeilen-Stiefeln und ich wusste nicht, was ich hoffen sollte. Ein Teil von mir wollte, dass dieser eingebildete Lackaffe einging wie ein schlecht zubereitetes Soufflé. Der andere Teil von mir wollte eine gute Leistung sehen, damit ich Volker beweisen konnte, dass ich mich an meinen Teil der Verabredung hielt. Schließlich hatte Volker mir deutlich zu verstehen gegeben, dass er mir die Verantwortung für die Qualität von Marcs Sendungen übertragen hatte.

Am Abend vor Marcs großem Tag fühlte ich mich wie vor dem großen Showdown in einem alten Western. Nina war mit einer Familienpizza mit Rucola-Belag bei mir zur Krisensitzung vorbeigekommen. Sie war der Meinung, dass die gesunden Bitterstoffe im Salat die ungesunden Bestandteile der Pizza aufheben würden. Ich fühlte mich nicht dazu berufen, ihr diesen Unsinn auszureden. Wir hatten eine Flasche Rotwein geöffnet und es uns auf meinem Sofa gemütlich gemacht.

»Du redest die ganze Zeit nur davon, wie Marc sich vor der Kamera macht und was er alles noch lernen muss«, unterbrach Nina meinen akribischen Bericht der letzten Woche irgendwann genervt. »Erzähl doch mal, wie ihr euch jetzt versteht.«

Ich dachte nach und versuchte, ihr eine möglichst ehrliche Antwort zu geben. »Ich denke, wir befinden uns in einer Art kalten Krieg mit einem unausgesprochenen Nicht-Angriffspakt.«

»Sexy«, konstatierte Nina trocken. »Und immer noch diese lästigen Körperphänomene, wenn der in deiner Nähe auftaucht?«

Ich wiegte den Kopf. »Dieses nervige Kribbeln im Bauch verschwindet langsam. Und solange er sein Jackett anlässt, habe ich auch meine Tagträume unter Kontrolle.«

Nina grinste. »Lügnerin.«

»Er ist hübsch, attraktiv und hat schönere Augen, als ein normaler Mann haben sollte. Das gebe ich alles zu. Ich wäre ja ein Betonklotz, wenn ich nicht auf ihn reagieren würde.« Ich trank einen großen Schluck Wein und verschränkte die Arme. Als ich meine Geste bemerkte, ließ ich sie allerdings schnell wieder sinken. Ich konnte mich dunkel erinnern, dass Nina damals in ihrem Psychologie-Studium einen Extra-Kurs über Körpersprache belegt hatte. »Aber es ist nun mal eine Tatsache, dass schöne Männer überheblich, arrogant und unzuverlässig sind. Sie haben es nicht nötig, nett zu Frauen zu sein, weil ihnen sowieso alle hinterherlaufen. Rechne noch Marcs Bekanntheit dazu und wir haben ein selbstverliebtes Arschloch, wie es im Buche steht.« Ich stellte das Glas ab. »Ich bin über Ryan Gosling hinweggekommen. Also werde ich es ja wohl auch schaffen, Marcs Aussehen in Zukunft zu ignorieren.«

Wortlos griff Nina zu meinem Notebook und bevor ich sie aufhalten konnte, hatte sie aus meiner Favoritenliste die Szene aus »Crazy, Stupid, Love« mit Ryan Gosling herausgefischt, in der Emma Stone ihm sagt, dass er aussehe wie gefotoshoppt. Mist!

»Das kannst du gerne löschen«, sagte ich möglichst gleichgültig. Ich war mir ziemlich sicher, dass irgendeine andere arme Irre die Szene sowieso längst auf youtube gepostet hatte.

Nina goss unsere Gläser wieder voll. »Gib ihm doch einfach noch mal eine Chance.«

»Na schön. Aber du weißt ja, dass er mittlerweile mit Eva Mendes verheiratet ist«, witzelte ich, als ob Nina von dem Schauspieler gesprochen hätte.

Sie rollte genervt mit den Augen. »Schön, Marc Feldmann hat sich auf dieser Party daneben benommen. Aber du auch. Lass es gut sein und versuche, ihn besser kennenzulernen.«

Ich lehnte meinen Kopf gegen die Sofalehne. »Ich habe einfach die Erfahrung gemacht, dass ich mich von Männern wie Marc Feldmann am besten fernhalte.«

»Ah, du meinst solche mit zwei Beinen und zwei Armen, einem Kopf und einem Du-weißt-schon-was zwischen den Beinen?«

»Häh?« Ich sah sie verständnislos an.

»Du hältst dich von allen Männern fern, Becs«, sagte sie mit ihrem Blick, der nichts Gutes verhieß. »Sobald jemand seine Zahnbürste in deine Wohnung mitbringt, machst du Schluss und verschwindest von der Bildfläche.«

»Das ist doch gar nicht wahr«, rief ich empört. »Mit Björn war ich drei Jahre zusammen.«

»Du warst elf«, rief Nina verzweifelt und sah aus, als ob sie mich schütteln wollte. »Das einzige, was zwischen euch gelaufen ist, war Händchen-Halten. Und wenn ich dich erinnern darf: als er dir zum ersten Mal versucht hat, seine Zunge in den Mund zu schieben, hast du sofort mit ihm Schluss gemacht.«

»Sag ich ja. Der war eben auch so ein Schönling«, murrte ich.

»Wie dein Vater«, sagte sie leise.

Ich verkrampfte mich innerlich. Sie wusste genau, dass sie mit diesem Thema eine unsichtbare Grenze überschritt. Ich wich ihrem Blick aus und nahm den Laptop. »Komm, wir gucken uns noch mal Ryan Gosling an, wie er sein Hemd auszieht, okay?«, sagte ich versöhnlich.

Sie nickte. »Einverstanden«, gab sie nach. »Aber nur, wenn du mir eins versprichst: Sei einfach ein bisschen mehr du selbst bei der Arbeit. Du würdest es dir und allen anderen so viel leichter machen, wenn du auch dort die Becca wärst, die ich so gut kenne.«

Ich seufzte. »Okay.«

»Und du weißt, wen ich mit allen anderen meine, oder?«

»Ja«, sagte ich genervt. »Und jetzt konzentrieren wir uns wieder auf leichtbekleidete Hollywood-Stars, okay?«

Kapitel 5 – Hiobsbotschaften

»Komm zum Schluss. Du bist eine halbe Minute zu spät dran.« Ich hielt die Taste für die Regieanweisungen gedrückt und beobachtete Marcs Redaktion durch die Glasscheibe, die mich vom Senderaum trennte. Marc zeigte mit einem angedeuteten Nicken, dass er mich verstanden hatte. Er ließ zwei Sätze weg und beendete den Bericht knapp.

»Und raus«, wies ich ihn an.

Er hatte seine Sache wirklich gut gemacht. Dafür, dass es seine erste On-Air-Schicht gewesen war, hatte er sich sogar extrem gut geschlagen. Er konnte formulieren, brachte die Dinge auf den Punkt und hatte dazu noch eine Lockerheit, die wirklich beeindruckend war.

Die Sendung war vorbei und sofort drängte sich eine Traube von Leuten um das Moderatorenpult, um Marc zu beglückwünschen. Ich seufzte und war nun doch erleichtert, dass es keine größeren Pannen gegeben hatte.

Ich war seit sechs Uhr morgens im Sender und jetzt war später Nachmittag. Ich hatte für heute also genug unbezahlte Überstunden gemacht und beschloss, schnell nach Hause zu verschwinden. Ich hatte meinen Arbeitsplatz schon aufgeräumt und ging direkt auf den Fahrtstuhl zu, als ich hinter mir schnelle Schritte hörte.

»Becca, warte doch mal kurz«, hörte ich Marcs Stimme hinter mir.

Ich drehte mich um und Marc wäre fast in mich hineingelaufen. Er stoppte gerade noch rechtzeitig.

»Und? Wie war ich?«, fragte er ein wenig atemlos.

Okay, man musste nun wirklich nicht besonders niedrige Instinkte haben, um bei so einer Frage sexuelle Assoziationen im Kopf zu haben. Ich wischte den Anblick von Marcs nacktem, verschwitztem Körper ungeduldig von meiner inneren Leinwand und lächelte ihn gezwungen an. »Die Übergänge holprig, zum Ende hin immer besser. Fürs erste Mal nicht übel«, sagte ich knapp. Ich hätte ihm gerne jeden einzelnen Fehler genüsslich aufgezählt, aber er sollte mich ja nicht für kleinkariert halten.

»Oh«, sagte er etwas tonlos. »Okay.«

Für einen Moment sah er aus wie ein Hündchen, dass das Stöckchen geholt hat und kein Leckerli dafür bekommt. Ich musste gegen meinen Willen grinsen. »Es war eine gute erste Sendung«, gab ich zu.

Er legte den Kopf schief. »War das jetzt so schwer?«, fragte er dann neckend.

Na, toll. Von wegen unsicheres Getue. Es war doch immer das Gleiche. Kaum gab man ihnen den kleinen Finger, wollten sie die ganze Hand.

Ich atmete durch. Irgendjemand musste seinen Höhenflug mal stoppen und außer mir war dazu offenbar niemand bereit. »Man merkt allerdings, dass du dich in einigen Themen noch nicht richtig wohlfühlst«, setzte ich deshalb hinzu.

Hinter Marc kam die neue Praktikantin angetrippelt. »Marc?«, säuselte sie mit einem niedlichen Nasenkräuseln. »Wir wollten doch jetzt alle was Trinken gehen, oder?« Sie kicherte sinnentleert. »Ich soll dich holen.«

Marc warf mir einen fragenden Blick zu. »Kommst du mit?«, fragte er beiläufig.

»Oh, ich würde ja gerne«, sagte ich in dem gleichen gekünstelten Ton wie die Praktikantin. »Aber ich will deinen Fans nicht den Platz wegnehmen, den sie brauchen, um dich anzuhimmeln.«

Seine Augen verdunkelten sich. »Wie du willst.«

»Gehen wir?«, gurrte die Praktikanten-Barbie. Sie hatte meine Spitze noch nicht einmal richtig mitbekommen.

»Sicher«, sagte er und lächelte ihr zu.

Ich sah ihnen nach, wie sie gemeinsam den Flur hinuntergingen. Die Senderäume waren mit einer Glastür abgetrennt. Als sie sie erreichten, drehte sich Marc noch mal zu mir um und sah mir kurz in die Augen. Dann hielt er der Kleinen die Tür auf.

»Nach dir«, sagte er galant. Dann hörte ich ihn laut und deutlich sagen: »So, Jennifer. Dann erzähl mir doch mal, was du so mit deinem Leben vorhast.«

Mir wurde fast schlecht. Sofort ging mir sein Spruch vom Praktikantinnen-Flachlegen wieder durch den Kopf. Was für ein Scheißkerl. Ohne nachzudenken rief ich ihm hinterher: »Übrigens - wenn du dich noch ein bisschen über die Nah-Ost-Situation informieren willst: Es gibt du eine gute Sendung für Leute mit deinem Wissensstand. Sie heißt Logo und läuft jeden Tag im Kinderkanal.«

Marc würdigte mich keines Blickes, aber ich war mir sicher, dass er jedes Wort verstanden hatte. Die Glastür schloss sich geräuschlos hinter ihm und ich atmete tief durch. Von so einem Lackaffen würde ich mir den Tag nicht verderben lassen. Sollten sie doch alle schön zusammen feiern gehen, meine Kollegen und ihr neuer Scheiß-Superheld. Dem hatte ich es gegeben. Zumindest redete ich mir das ein.

Ich drehte mich schwungvoll um – und stand genau vor Volker, der offenbar gerade vom anderen Ende des Flurs gekommen war und mich wütend anstarrte. Ich reimte mir schnell zusammen, dass er meinen letzten Satz gehört haben musste.

»Du musst das im Zusammenhang sehen«, stammelte ich. »Das war ein Witz unter Kollegen. Du weißt doch, dass wir uns alle gegenseitig aufziehen.«

Er schüttelte den Kopf, eher traurig als wütend, und ging wortlos an mir vorbei.

»Wir müssen noch über die Sondersendung morgen früh reden«, rief ich ihm nach, um zu sehen, ob alles in Ordnung war.

Er drehte sich kurz zu mir um. »Kein guter Zeitpunkt«, stieß er mit zusammengebissenen Zähnen hervor und ließ mich einfach stehen.

Das war doch wirklich zu blöd. Die ganze Woche hatte ich mich benommen wie eine Heilige und bei der ersten, kleinen Stichelei musste mein Chef mich belauschen. Das Leben war manchmal wirklich zu ungerecht!

***

Ich wusste, mein Verhalten würde nicht ohne Folgen bleiben, aber es dauerte zwei Tage, bis Volker mich in sein Büro zitierte. Marc hatte sich bei den ersten Sendungen durchweg gut gemacht und wurde nun als regulärer Moderator im Dienstplan eingesetzt. Ich wusste, dass es kein lustiges Gespräch werden würde und dass es mit einer Entschuldigung diesmal wohl nicht getan war.

»Komm rein«, sagte Volker mit neutraler Stimme, als ich den Kopf zu seiner Bürotür hinein steckte. »Ich habe eine schlechte und eine richtig schlechte Neuigkeit für dich«, sagte er und zeigte auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch. »Welche willst du zuerst hören?«

»Die schlechte«, sagte ich tonlos.

»Marc möchte gerne die normalen Stufen unseres Ausbildungsprozesses im Schnelldurchlauf absolvieren. Das heißt, er wird als Reporter und Redakteur eingearbeitet, wenn er nicht als Moderator im Einsatz ist«, sagte er mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete.

Ich verkniff mir jeden Kommentar über diese Sonderbehandlung und nickte. »Okay.« Dann biss ich mir auf die Lippe. »Und die richtig schlechte?«

Ich war darauf gefasst, dass Volker mir eröffnen wurde, dass ich mit meinem dummen Nahost-Spruch die Chance auf eine Beförderung endgültig verspielt hatte. Aber Volker tippte etwas auf seiner Tastatur und nahm einen Moment später ein Blatt Papier aus dem Drucker.

»Das ist Andreas Huppenberger«, erklärte er.

»Ja, das ist mir bekannt«, sagte ich verwirrt, nachdem ich einen kurzen Blick auf das Papier geworfen hatte. »Rad-Profi unter Doping-Verdacht. Hat sich vor der Presse versteckt. Irgendwo in Schweden, heißt es.«

»Er ist in Dänemark. Ein alter Freund von mir war dort im Urlaub und hat mir den Tipp gegeben. Huppenberger ist offenbar in einem Häuschen in der Nähe von einer Urlaubssiedlung an der Nordsee.«

Ich hatte immer noch keine Ahnung, was das alles mit mir zu tun haben sollte. »Und?«

Volker kniff die Augen zusammen. »Das wird Marcs erster Reporterauftrag.«

»Und wieso ist die richtig schlechte Nachricht?«, fragte ich mit einem mulmigen Gefühl im Bauch.

»Du fährst mit ihm dorthin. Ihr sucht Huppenberger, sprecht mit ihm und wenn er bereit ist, macht ihr ein Interview.« Volker rückte seine Brille zurecht. »Und wenn er nicht da ist, kommt ihr wieder nach Hause und Marc hat hoffentlich keine Lust mehr auf weitere Reporter-Aufträge und ich kann ihn als das einsetzen, als was ich ihn eingekauft habe: als Anchorman.« Er lehnte sich zurück und verschränkte die Hände hinter dem Nacken. »Drei Fliegen, eine Klappe.«

Ich schüttelte verständnislos den Kopf. »Drei?«

»Erstens: Marc kriegt seinen Reporterauftrag. Zweitens: du hast eine letzte Chance zu beweisen, dass du im Sinne des Senders handeln kannst. Drittens: entweder ihr bringt mir eine Super-Story oder ich brauche Marc Feldmann nie wieder als Reporter einzusetzen.«

»Darf ich auch mal was dazu sagen?«, fragte ich gepresst.

Volker schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Ich würde es dir nicht empfehlen.« Er hob Daumen und Zeigefinger seiner rechten Hand und hielt sie so, dass nur noch wenige Millimeter Luft dazwischen waren. »Du bist so kurz davor, dass ich die Geduld verliere. Zeig Marc, wie beschissen die Reporter-Jobs da draußen sind und mach ihm gleichzeitig klar, dass es eine gute Entscheidung wäre, hier weiter zu moderieren.«

»Wieso das?«

»Marc trifft die endgültige Entscheidung erst in zwei Wochen. Ob er langfristig für unseren Sender arbeiten will.«

Jetzt war meine Beherrschung doch dahin. »Du meinst, das ist für ihn so eine Art Projektwoche? Und wenn es ihm nicht gefällt, dann wird er doch lieber Karatelehrer oder Fernsehkoch?«

Er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »So ist es.«

»Das darf doch alles nicht wahr sein.«

»Ihr fahrt morgen früh los. Die Redaktions-Assistentin bucht euch irgendein Hotel, ihr könnt einen Dienstwagen nehmen. Ich bin bestimmt nicht der einzige, der den Tipp mit Huppenberger bekommen hat. In ein paar Tagen wimmelt es da von Reportern.«

»Aber ich... .« Als ich den Ausdruck in Volkers Augen sah, brach ich ab. »Alles klar«, sagte ich leise und schlich aus seinem Büro.

***

»Und wenn ich wirklich kündige?«, fragte ich Nina mit zittriger Stimme.

Ich hatte mich auf der Toilette eingeschlossen und erst mal wie üblich bei meiner besten Freundin angerufen. Es war Dienstagnachmittag, schon nach vier. Wie stellte sich Volker das vor? Was, wenn ich ein Privatleben hätte? Oder zumindest eine Katze? Mein Chef konnte doch nicht allen Ernstes verlangen, dass ich morgen früh um sieben auf unbestimmte Zeit mit Marc Feldmann nach Dänemark fuhr. Das war doch sicher arbeitsrechtlich vollkommen unzulässig!

Ich hörte Nina am anderen Ende seufzen. »Entweder du regst dich jetzt noch ein bisschen darüber auf oder du fängst an, die Reise zu planen«, sagte sie trocken. »Du wirst weder kündigen noch diesen Trip absagen. Du fährst nach Dänemark, bist die Einzige, die ein Interview mit diesem Doping-Heini bekommt und kommst als Königin des Senders wieder zurück. Zu allem Überfluss verträgst du dich mit Marc, ihr werdet die besten Freunde und bei dem schönen Wetter wirst du sogar noch braun.«

»Und was ist mit meiner Wohnung?«, fragte ich in dem verzweifelten Versuch, ihrer bestechenden Logik etwas entgegen zu setzten.

»Du meinst, wer den Topf Basilikum gießt, den du dir für eins-neunundneunzig im Supermarkt gekauft hast? Ich muss dich enttäuschen, der ist längst eingegangen. Alle wichtige Post bekommst du ohnehin längst online.«

Ich hielt einen Moment inne und merkte, dass ich Angst hatte. Ich war als Reporterin um die halbe Welt gereist, hatte in Hongkong Karaoke gesungen und im Oval Office gedreht. Na gut, es war eine Art Tag der offenen Tür im Weißen Haus gewesen, aber immerhin. Selbst meine Reise in den Irak hatte ich furchtlos hinter mich gebracht. Aber das hier war etwas anderes. Ich fühlte mich dieser Reise nicht gewachsen.

»Ich will aber nicht«, sagte ich trotzig.

»Du schaffst das schon«, sagte Nina aufmunternd. »Jetzt geh nach Hause, pack deine Sachen und geh früh schlafen.«

»Musst du so streng sein?«, quengelte ich.

»Ja, ich denke schon«, antwortete sie nach kurzem Nachdenken. »Aber du weißt ja, dass ich dich trotzdem lieb habe.«

Natürlich hatte Nina Recht und natürlich hörte ich auf sie. Ich las alles über den Radsportler Huppenberger und seinen Doping-Skandal, was ich finden konnte. Dann ging ich nach Hause und packte meine Sachen.

Ich hatte keine Ahnung, was Marc davon halten würde, dass ich seine Reisebegleiterin sein würde. Vermutlich würde er lieber mit der Praktikanten-Barbie fahren. Dann könnten sie gleich auf ein zweites Hotelzimmer verzichten. Marc war ja offiziell von seiner Frau getrennt und auch wenn er meines Wissens formal noch verheiratet war, konnte er nach bestem Wissen und Gewissen in der Gegend herumvögeln.

Als ich um zehn Uhr alles vorbereitet hatte, ging ich tatsächlich ganz brav ins Bett, aber ich konnte nicht einschlafen. Es war ein schwüler Augustabend und obwohl mein Schlafzimmerfenster sperrangelweit geöffnet war, staute sich die Hitze des Tages in dem kleinen Raum.

Seufzend stand ich noch einmal auf und holte mir mein Notebook ins Bett. Ich las noch ein bisschen über Andreas Huppenberger und notierte mir noch mal die wichtigsten Fakten zu vergangenen Doping-Fällen im Radsport. Dann, ohne groß darüber nachzudenken, schrieb ich Marc Feldmann ins Google-Suchfeld.

Ich hatte bislang nur mit meiner Nichte und nur zum Spaß nach Informationen über Marc im Netz gesucht. Seit ich ihn persönlich kannte, hatte ich mir verboten, ihn zu googeln. Auch jetzt kam ich mir vor wie eine Stalkerin. Die Vorstellung, durch irgendwelche verrückten Umstände könnte Marc mein Browserverlauf in die Hände fallen, war beängstigend. Aber ich konnte mich nicht stoppen.

Drei Stunden später fühlte ich mich, als hätte ich vorgehabt, ein winziges Stückchen Schokoladentorte zu essen und dann das ganze Ding auf einmal verputzt. Ich hatte mir wirklich alles angesehen, was ich über Marc finden konnte: Seine Hochzeitsfotos mit dieser Brünetten, die so elegant und stilvoll war wie Kate Middleton. Auftritte auf dem roten Teppich. Interviews mit verwackelter Kamera von zweifelhaften Internet-Journalisten. Schnappschüsse, Zeitschriftenartikel und Teile seiner Sendungen. Noch immer flimmerte seine Quiz-Sendung über meinen Monitor, als ich die Augen kaum mehr auf halten konnte. Der Auftrag im hohen Norden konnte ja heiter werden. Ich rollte mich zusammen und fiel in einen unruhigen Schlaf.

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