Kitabı oku: «Angriff der Tapferkeit», sayfa 4

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KAPITEL SECHS

Kendrick stand auf der breiten Plattform am Rande des Canyons und ließ den Blick über die Nebelwirbel schweifen. Als er in die Weite des Canyons hinausblickte, brach sein Herz. Es zerriss ihn, seine Schwester so zu sehen, und er fühlte sich, als wäre er selbst angegriffen worden. Er hatte bei ihrer Rückkehr in den Gesichtern der Silesier gesehen, dass sie in ihr mehr sahen als nur ihre Anführerin – sie sahen sie als Mitglied ihrer eigenen Familie. Auch sie waren niedergeschlagen. Als ob Andronicus ihnen allen Leid zugefügt hätte.

Kendrick fühlte sich schuldig. Er hätte wissen müssen, dass seine jüngere Schwester etwas Derartiges tun würde. Er wusste, wie stolz und mutig sie war. Er hätte ahnen müssen, dass sie versuchen würde, sich selbst zu opfern, bevor jemand auch nur die Chance hätte, sie aufzuhalten. Und er hätte einen Weg finden müssen, um sie aufzuhalten. Er kannte ihre Natur, wusste wie vertrauensselig sie war, wusste, dass sie ein gutes Herz hatte – und als Krieger wusste er, wie brutal manche Anführer sein konnten. Er war älter und erfahrener als sie und er hatte das Gefühl, sie im Stich gelassen zu haben.

Kendrick fühlte sich auch schuldig dafür, welche Last man in dieser aussichtslosen Situation auf die Schultern einer einzigen Person, einer neu gekrönten Königin, einem sechzehnjährigen Mädchen, gelegt hatte. Sie hätte die Last nicht alleine tragen sollen. Solch eine schwerwiegende Entscheidung zu treffen, wäre selbst ihm oder seinem Vater nicht leicht gefallen. Gwendolyn hatte unter den gegebenen Umständen das Beste getan, was sie konnte, und vielleicht mehr, als jeder andere von ihnen getan hätte. Kendrick hatte selbst keine Idee, wie sie gegen Andronicus vorgehen sollten. Keiner von ihnen wusste es.

Beim Gedanken an Andronicus lief Kendricks Gesicht vor Wut rot an. Er war ein Anführer bar jeder Moral, jeder Prinzipien, jeder Menschlichkeit. Es war Kendrick klar, dass sie, wenn sie jetzt kapitulieren würden, alle das gleiche Schicksal erleiden würden. Andronicus würde jeden einzelnen von ihnen umbringen oder versklaven.

Doch etwas hatte sich verändert. Etwas Neues lag in der Luft. Kendrick konnte es in den Augen der Männer sehen und er konnte es selbst spüren. Die Silesier waren nicht länger auf das bloße Überleben aus, sie wollten sich nicht nur verteidigen. Sie wollten Rache.

„SILESIER!“, brüllte eine Stimme.

Die Menge verstummte und sah nach oben. In der Oberstadt am Rande des Canyons stand Andronicus umringt von seinen Schergen und starrte auf sie herab.

„Ich werde euch vor die Wahl stellen!“, donnerte er. „Gebt mir Gwendolyn und ich werde euch am Leben lassen! Wenn nicht, dann wird ab Sonnenuntergang Feuer auf euch herabregnen und nicht einer von euch wird überleben!“

Er machte eine Pause und grinste.

„Das ist ein sehr großzügiges Angebot. Überlegt nicht zu lange!“

Die Silesier wandten sich langsam von ihm ab und sahen sich an.

Srog trat vor.

„Meine lieben Silesier!“, donnerte seine Stimme über eine wachsende Menge von Kriegern hinweg. Er sah ernster aus als Kendrick ihn je zuvor gesehen hatte. „Andronicus hat unsere geliebte und hoch geschätzte Anführerin angegriffen. Die Tochter unseres geliebten Königs MacGil, die selbst eine großartige Königin ist. Damit hat er jeden einzelnen von uns angegriffen. Er hat versucht, unsere Ehre zu beschmutzen – doch er hat nur sich selbst beschmutzt!“

„AYE!“ schrie die Menge. Die Männer waren unruhig und griffen nach ihren Schwertern. In ihren Augen loderte Feuer.

„Kendrick“, sagte Srog und wandte sich ihm zu. „Was schlägst du vor?“

Kendrick sah den Männern vor sich in die Augen, langsam, einem nach dem anderen.

„WIR GREIFEN AN!“, schrie Kendrick und in seinen Augen loderte ungezügelte Leidenschaft.

In der Menge erhob sich zustimmender Jubel. Immer mehr Männer strömten auf den Platz und er konnte keine Furcht in ihren Augen erkennen. Er konnte sehen, dass jeder einzelne von ihnen bereit war, bis zum Tod zu kämpfen.

„WIR WERDEN WIE MÄNNER STERBEN, NICHT WIE HUNDE!“, schrie Kendrick.

Trotziger Jubel brandete auf: „AYE!“, riefen die Männer zurück.

„WIR KÄMPFEN FÜR GWENDOLYN! FÜR ALL UNSERE MÜTTER UND SCHWESTERN UND FRAUEN!“

„AYE!“

„FÜR GWENDOLYN!“, schrie Kendrick.

„FÜR GWENDOLYN!“, antwortete die Menge.

Die Energie, die über dem Platz lag, war greifbar und es strömten immer mehr Männer herbei.

Mit einem letzten Schrei folgten sie Kendrick und Srog, als sie allen voran die Treppen zur Oberstadt hinaufstürmten. Die Zeit war gekommen, Andronicus zu zeigen, aus welchem Holz die Silver geschnitzt waren.

KAPITEL SIEBEN

Thor stand mit Reece, O’Connor, Elden, Conven, Indra und Krohn am Fluss und alle sahen auf Convals Leichnam herab. In der Luft lag eine traurige Stimmung; Thor konnte es spüren. Das Gewicht lastete schwer auf seinen Schultern, zog in nach unten, während er auf seinen toten Waffenbruder hinuntersah. Conval. Tot. Es schien unmöglich zu sein. Sie alle hatten sich zusammen auf diese Reise begeben und kannten sich schon seit langer Zeit. Er hätte sich die bisherige Reise niemals zu fünft vorstellen können. Convals Tod erinnerte ihn an seine eigene Sterblichkeit.

Der Gedanke an all die Zeiten, in denen Conval für ihn dagewesen war, ihn auf jedem Schritt seiner Reise begleitet hatte – vom ersten Tag an, als Thor in die Legion eingetreten war. Er war wie ein Bruder für ihn gewesen. Conval hatte sich für ihn eingesetzt, hatte immer ein nettes Wort für ihn gehabt. Anders als einige der anderen, hatte er Thor von Anfang an als Freund akzeptiert. Ihn tot daliegen zu sehen – besonders in Folge einer Fehleinschätzung von ihm selbst – bereitete Thor Bauchschmerzen. Wenn er niemals diesen drei Brüdern vertraut hätte, wäre Conval jetzt vielleicht noch am Leben.

Für Thor waren Conval und Conven immer unzertrennlich gewesen, die zwei eineiigen Zwillinge, von denen einer die Sätze des anderen vollenden konnte. Er konnte sich nicht vorstellen, welchen Schmerz Conven gerade fühlen musste. Conven sah aus, als wäre er nicht mehr die Person, die er heute Morgen noch gewesen war. Der fröhliche und unbeschwerte Conven, ausgelöscht von demselben Schwerthieb, der seinen Bruder getötet hatte.

Sie standen still am Rande des Schlachtfeldes und die Leichen der feindlichen Krieger stapelten sich um sie herum. Sie standen da wie angewurzelt und sahen auf Conval herab und keiner von ihnen war bereit weiterzuziehen, ohne dass er ein anständiges Begräbnis erhalten hatte. Sie hatten einige schöne Felle an den getöteten Offizieren des Empire gefunden, sie ihnen abgenommen und Convals Körper damit eingewickelt. Sie hatten ihn auf dem Boot, mit dem sie hergekommen waren, aufgebahrt. Sein Körper war lang ausgestreckt und sein Blick gen Himmel gerichtet. Das Begräbnis eines Kriegers.

Sie waren eine ganze Weile so dagestanden, jeder Einzelne von ihnen in seine eigenen Gedanken versunken, und keiner wollte ihn gehen sehen. Indra bewegte ihre Hand in Kreisen über Convals Kopf und sang mit geschlossenen Augen etwas in einer Sprache, die er nicht verstehen konnte. Er konnte jedoch sehen, wie viel er ihr bedeutete, als sie die traurige Zeremonie zelebrierte, und Thor spürte beim Klang ihres Gesangs ein Gefühl des Friedens. Keiner der Jungen wusste, was er hätte sagen sollen, und so standen sie alle stumm und niedergeschlagen da und ließen Indra gewähren.

Schließlich schien Indra mit der Zeremonie fertig zu sein und sie trat zurück. Conven trat vor und Tränen liefen über seine Wangen, als er neben seinem Bruder niederkniete. Er legte seine Hand auf die Hand seines toten Bruders und senkte den Kopf.

Dann stand er auf und gab dem Boot einen Stoß. Es tauchte in das stille Wasser des Flusses, und dann, als ob die Gezeiten es verstanden, nahm die Strömung plötzlich zu und zog das Boot langsam und sanft weg. Es tanzte auf den leichten Wellen hinaus auf den Fluss und plötzlich, als ob die Strömung verstand, was geschah, begann das Boot langsam und sanft von ihnen wegzutreiben. Es driftete immer weiter von der Gruppe weg und Krohn begann zu winseln. Aus dem Nichts zog plötzlich eine Nebelwand auf und verschluckte das Boot. Es war verschwunden.

Thor fühlte sich, als wäre auch sein Körper in die Unterwelt gesaugt worden.

Langsam drehten sich die Jungen um und ließen den Blick über das Schlachtfeld und die Ebene, die dahinter lag, schweifen. Hinter ihnen lag die Unterwelt, aus der sie gerade gekommen waren, auf der einen Seite eine weite Grasebene und auf der anderen Seite lag nichts als leeres Ödland, eine heiße Wüste. Sie standen an einer Kreuzung.

Thor wandte sich Indra zu.

„Um den Nimmersee zu erreichen, müssen wir die Wüste durchqueren?“, fragte Thor.

Sie nickte.

„Gibt es keinen anderen Weg?“, hakte er nach.

Sie schüttelte den Kopf.

„Es gibt andere Wege, aber sie sind viel länger. Du würdest Wochen verlieren. Wenn du darauf hoffst, die Diebe einzuholen, dann ist das der einzige Weg für dich.“

Die anderen starrten lange angestrengt in die Einöde hinaus. Die Sonnen brannten unbarmherzig auf sie herab.

„Sie sieht gnadenlos aus“, sagte Reece, der an Thors Seite getreten war.

„Ich weiß von niemandem, der jemals versucht hätte, sie zu durchqueren, und es überlebt hat“, sagte Indra. „Es ist eine unendliche Weite voller feindseliger Kreaturen.“

„Wir haben nicht genug Vorräte“, gab O’Connor zu bedenken. „Wir würden es niemals schaffen.“

„Und doch ist es der Weg zum Schwert“, sagte Thor.

„Angenommen, das Schwert existiert noch“, sagte Elden.

„Wenn die Diebe den Nimmersee erreicht haben“, sagte Indra, „dann ist dein kostbares Schwert für immer verloren. Ihr würdet eure Leben für einen Traum riskieren. Das Beste, was ihr jetzt tun könnt, ist umzukehren, und in den Ring zurückzugehen.“

„Wir werden nicht umkehren“, sagte Thor entschlossen.

„Besonders nicht jetzt“, fügte Conven hinzu und trat vor. In seinen Augen brannte ein Feuer, angefacht von Trauer.

„Wir werden das Schwert finden oder beim Versuch, es zu finden, sterben“, sagte Reece.

Indra schüttelte den Kopf und seufzte.

„Ich hätte nichts anderes von euch erwartet“, sagte sie. „Tollkühn bis zum Schluss.“

*

Thor und die anderen liefen Seite an Seite durch das Ödland und blinzelten in die erbarmungslose Sonne, schwer schnaufend vor Hitze. Er hätte gedacht, dass er froh sein würde, endlich der Unterwelt entkommen zu sein, aus der immerwährenden Finsternis, um die Sonnen wieder zu sehen. Doch er war von einem Extrem ins nächste gekommen. Hier, in der Wüste, gab es nichts als Sonne: Gelbe Sonnen am gelben Himmel, die ohne Unterlass auf ihn herabbrannten, und es gab keinen Ort, um sich vor ihnen zu verstecken. Sein Kopf schmerzte und ihm war schwindelig. Er schlurfte und hatte das Gefühl, schon eine ganze Ewigkeit marschiert zu sein. Als er sich umsah, bemerkte er, dass es den anderen nicht anders erging.

Sie waren erst einen halben Tag lang unterwegs und er konnte sich nicht vorstellen, wie sie das noch länger durchhalten sollten. Er sah Indra an, die ihre Kapuze über den Kopf gezogen hatte, und fragte sich, ob sie vielleicht recht gehabt hatte. Vielleicht war es tollkühn gewesen, es überhaupt zu versuchen. Doch er hatte geschworen, dass er das Schwert finden würde – und welche Wahl hatten sie denn überhaupt?

Während sie weitergingen, wirbelten ihre Füße kleine Staubwolken auf, die das Atmen nur noch weiter erschwerten. Am Horizont erwartete sie nichts weiter als noch mehr ausgedörrter, staubiger Boden, eine wenig einladende Ebene so weit das Auge reichte. Nicht die kleinste Andeutung von Struktur, Straße, oder Berg – oder irgendetwas. Nichts als Wüste. Thor fühlte sich, als ob er ans Ende der Welt gekommen wäre.

Thor fand in einer einzigen Sache Trost: Zumindest waren sie sich jetzt, zum ersten Mal auf ihrer Reise, sicher, wohin sie gingen. Sie waren nicht länger von den Lügen der drei Brüder und ihrer dummen Karte eingelullt; nun hörten sie auf Indra, und er vertraute ihr mehr als er ihnen getraut hatte. Er fühlte, dass sie sie in die richtige Richtung führte – er wusste nur nicht, ob sie die Reise überleben würden.

Thor begann, ein leises Rauschen zu hören, und als er zu Boden blickte, sah er wie der Sand um sie herum in Kreisen wirbelte. Die anderen sahen es auch. Thor war verwirrt, als er beobachtete, wie sich der Sand langsam sammelte und die Kreise zu seinen Füssen stärker wurden und sich dann gen Himmel erhoben. Eine Staubwolke erhob sich vom Wüstenboden und stieg immer höher.

Thor hatte plötzlich das Gefühl, dass sein gesamter Körper austrocknete. Er fühlte sich, als ob jeder Tropfen Wasser aus seinem Körper gesaugt wurde, und er sehnte sich nach Wasser, er war noch nie in seinem Leben so durstig gewesen.

Panisch griff er nach seinem Wasserschlauch, hob ihn an seine Lippen und spritzte etwas Wasser in seinen Mund. Doch als er es tat, tropfte das Wasser nicht nach unten, sondern wurde in Richtung des Himmels gezogen, anstatt sein Lippen zu benetzen.

„Was ist das?“, rief Thor Indra zu und keuchte.

Sie beobachtete ängstlich den Himmel und zog ihre Kapuze zurück

„Umgekehrter Regen!“, rief sie.

„Was?“, schrie Elden über das Rauschen hinweg und hielt sich den Hals.

„Es ist so, als ob es nach oben regnen würde. Alle Feuchtigkeit wird gen Himmel gezogen.“

Thor sah zu, wie der Rest seines Wassers aus seinem Schlauch nach oben gesogen wurde, wie er austrocknete und sich zusammenzog, bis er schließlich als sprödes Stück Leder zu Boden fiel.

Thor fiel auf die Knie, griff an seinen Hals, er konnte kaum noch atmen. Um ihn herum taten die anderen dasselbe.

„Wasser!”, jammerte Elden neben ihm.

Sie hörten ein lautes Grollen, wie der Klang von tausend Donnerschlägen, und Thor blickte auf und sah, wie sich der Himmel verdunkelte.

„DUCKT EUCH!“, schrie Indra. „Der Himmel dreht sich!“

Sie hatte kaum zu Ende gesprochen, als sich der Himmel zu öffnen schien und eine Wand aus Wasser über sie herunterbrach und Thor und die anderen mit der Kraft einer Flutwelle umwarf.

Thor wurde in der Welle hin und hergeworfen und wusste nicht, wie ihm geschah. Schließlich landete er unsanft auf dem Wüstenboden, während die Welle weiterrollte. Prasselnder Regen folgte der Welle und Thor legte seinen Kopf in den Nacken und trank, bis er endlich keinen Durst mehr verspürte.

Langsam kamen alle wieder auf die Beine, atmeten schwer und sahen ziemlich mitgenommen aus. Sie sahen einander an: sie hatten wieder einmal überlebt. Als Schock und Angst verklungen waren, mussten sie laut lachen.

„Wir leben!“, schrie O’Connor.

„Ist das das Schlimmste, was die Wüste zu bieten hat?“, rief Reece, glücklich, noch am Leben zu sein.

Indra schüttelte ernst den Kopf.

„Ihr freut euch zu früh“, sagte sie und sah besorgt aus. „Nach dem Regen kommen die Tiere der Wüste zum Trinken.“

Ein fürchterliches Geräusch ertönte, und Thor sah zu Boden und sah mit Schrecken, wie sich eine Armee von kleinen Kreaturen aus dem Sand erhob und auf sie zu gewuselt kam. Thor sah über seine Schulter und sah hinter sich einen See, den der Regen hinterlassen hatte, und bemerkte, dass sie diesen durstigen Kreaturen genau im Weg standen.

Dutzende Lebewesen, die Thor noch nie zuvor gesehen hatte, kamen in seine Richtung gelaufen. Riesige gelbe Tiere, die Büffeln ähnelten, jedoch doppelt so groß waren, mit vier Armen und vier Hörnern kamen auf zwei Beinen auf sie zu gerannt. Sie rannten auf eine seltsame Art und Weise – immer wieder einmal ließen sie sich auf alle viere fallen und stießen sich wieder ab, um auf zwei Beinen weiter zu rennen. Sie brüllten, als sie auf sie zu liefen, und ihre Schritte ließen den Boden erzittern.

Thor und die anderen zogen ihre Schwerter und bereiteten sich darauf vor, sich zu verteidigen. Als sich die ersten der Tiere näherten, wich Thor aus, in der Hoffnung, dass sie einfach an ihnen vorbei zum Wasser laufen würden.

Doch die Kreatur senkte ihren Kopf, um Thor mit ihren Hörnern aufzuspießen und verpasste ihn knapp als Thor zur Seite rollte. Sehr zu Thors Schrecken, war es damit nicht zufrieden – es drehte wütend um und stürmte erneut auf ihn zu. Es schien mehr darauf erpicht zu sein, ihn tot zu sehen, als zum Trinken an das Wasserloch zu kommen.

Während es mit gesenkten Hörnern wieder auf ihn zugestürzt kam, sprang Thor hoch und schlug eines seiner Hörner mit dem Schwert ab. Das Tier brüllte auf, sprang auf zwei Beine und fuhr herum, versetzte Thor einen Schlug und schickte ihn damit zu Boden.

Es wollte Thor niedertrampeln, doch Thor rollte aus dem Weg und die Füße der Kreatur hinterließen einen tiefen Eindruck im sandigen Boden und wirbelten eine dicke Staubwolke auf. Wieder versuchte das Tier ihn niederzutrampeln, doch Thor hob sein Schwert und rammte es ihm in die Brust.

Es schrie erneut auf, als das Schwert es bis zum Knauf durchbohrte, und Thor rollte darunter hervor, gerade noch rechtzeitig, bevor es tot zu Boden fiel und eine neue Staubwolke aufwirbelte. Thor hatte Glück. Das Gewicht der Kreatur hätte ihn sicherlich erdrückt.

Thor stand auf und sah, wie eine weitere Kreatur auf ihn zugestürmt kam. Er sprang aus dem Weg, doch nicht schnell genug, sodass ein Horn seinen Arm aufritzen konnte. Er schrie vor Schmerzen auf und ließ sein Schwert fallen. Nun ohne Schwert, griff Thor nach seiner Schleuder, lud sie mit einem Stein und schleuderte ihn gegen das Biest. Es stolperte und schrie als der Stein ihm ein Auge ausschlug – doch es rannte weiter. Thor versuchte ihm auszuweichen, indem er im Zickzack davonlief, doch es war zu schnell. Er konnte nicht weiter ausweichen und war sich sicher, dass ihn jeden Moment eines der Hörner durchbohren würde. Er sah zu seinen Legionsbrüdern hinüber und sah, dass es ihnen nicht viel besser ging und auch sie vor den Biestern davonliefen.

Das Biest holte auf und war nur noch wenige Zentimeter entfernt – Thor konnte sein Schnaufen hören und seinen widerlichen Gestank riechen – und es senkte die Hörner. Thor bereitete sich auf den Aufprall vor.

Plötzlich kreischte das Biest auf. Thor drehte sich um und sah, wie es hoch in die Luft gehoben wurde. Er sah verwirrt auf, verstand nicht, was vor sich ging – und sah hinter dem Biest ein riesiges lindgrünes Monster, dreißig Meter groß, mit Reihen von messerscharfen Zähnen. Es hielt das Biest zwischen seinen Kiefern, als wäre es nichts, und hob seinen Kopf, um es in sein Maul fallen zu lassen. Es begann zu kauen, schlang es in drei Bissen herunter und leckte sich die Lefzen. Um Thor herum drehten sich die gelben Kreaturen um und rannten vor dem Monster davon. Es jagte hinter ihnen her und sein riesiger langer Schwanz peitschte Thor von hinten und schickte ihn und die anderen unsanft zu Boden. Doch das Monster jagte an ihnen vorbei. Es schien weitaus größeres Interesse an den gelben Kreaturen zu haben, als an ihnen.

Thor wandte sich um und blickte die anderen an, die alle sprachlos dasaßen und ihn ansahen.

Indra stand da und schüttelte den Kopf.

„Das war noch nicht alles“, warnte sie. „Es wird noch viel schlimmer kommen.“

KAPITEL ACHT

Kendrick lief langsam über den ausgebrannten Innenhof der Oberstadt. An seiner Seite waren Srog, Brom, Kolk, Atme, Godfrey und ein Dutzend Silver. Sie gingen langsam und vorsichtig, die Hände hinter dem Kopf erhoben, als Zeichen der Kapitulation.

Die kleine Gruppe ging an tausenden von Empire-Kriegern vorbei, die sie neugierig angafften, und auf Andronicus zu, der sie am äußeren Stadttor erwartete. Kendrick spürte, dass alle Augen auf sie gerichtet waren und die Anspannung in der Luft war greifbar. Obwohl sich tausende von Kriegern im Innenhof befanden, war es so still, dass man eine Nadel hätte fallen hören können.

Vor einer Stunde hatte Kendrick seine Andronicus Kapitulation angekündigt und seine Gruppe war zusammen nach oben gestiegen. Sie zeigten allen, dass sie keine Waffen trugen, als sie gemeinsam durch die Massen von Kriegern des Empire liefen, und formell vor Andronicus niederknieten. Kendricks Herz schlug wild und sein Hals wurde trocken, als er sah wie viele tausend feindliche Krieger sie umringt hatten.

Kendrick und die anderen hatten ein Schauspiel geprobt, und als sie sich Andronicus näherten, sah er zum ersten Mal, wie riesig und wild er aussah. Er betete, dass ihr Plan funktionieren würde. Wenn nicht, würde ihr Leben gleich vorbei sein.

Sie gingen mit klappernden Sporen, bis schließlich einer von Andronicus‘ Generälen vortrat, eine imposante Figur mit finsterem Blick. Er streckte seine Hand aus und stieß Kendrick an. Sie wurden ungefähr fünf Meter vor Andronicus angehalten, wahrscheinlich aus Vorsicht. Sie waren klüger, als Kendrick erwartet hatte. Er hatte gehofft, dass sie ihn bis zu Andronicus marschieren lassen würden, doch nun war klar, dass sie das nicht zulassen würden. Kendricks Herz schlug schneller und er hoffte, dass der Abstand ihren Plan nicht vereiteln würde.

Als sie schweigend Andronicus gegenüber standen, räusperte sich Kendrick.

„Wir sind gekommen, um vor dem Großen Andronicus zu kapitulieren“, sagte Kendrick mit donnernder Stimme und versuchte dabei, so überzeugend wie möglich zu klingen, während er regungslos neben den anderen stand und Andronicus in die Augen sah.

Andronicus Finger spielten mit den Schrumpfköpfen an seiner Halskette.

„Wir akzeptieren deine Bedingungen“, fuhr Kendrick fort. „Wir gestehen unsere Niederlage ein.“

Andronicus, der auf einer riesigen steinernen Bank saß, lehnte sich ganz leicht vor, und sah mit etwas, das fast wie ein Lächeln aussah, auf sie herab.

„Ich weiß“, sagte er und seine Stimme hallte über den Hof. „Wo ist das Mädchen?“

Kendrick war auf die Frage vorbereitet.

„Wir sind die ranghöchsten Offiziere mit den meisten Auszeichnungen“, antwortete Kendrick. „Wir sind als erste gekommen, um unsere Kapitulation zu verkünden. Wenn wir fertig sind, werden mit Eurer Erlaubnis die anderen folgen.“

Kendrick musste innerlich darüber schmunzeln. „Mit Eurer Erlaubnis“ klang gut und ließ ihn nur noch glaubwürdiger klingen. Er hatte vor langer Zeit seine Lektion von einem seiner militärischen Berater gelernt: Wenn man mit einem Anführer zu tun hat, sollte man immer sein Ego ansprechen.

Die Fehler, die ein Kommandant machen konnte, wenn man ihm ausreichend schmeichelte, waren grenzenlos.

Andronicus lehnte sich ein wenig zurück und verzog kaum seine Miene.

„Natürlich werden sie das“, sagte er. „Ansonsten wäre es ziemlich dumm von euch, hierherzukommen.“

Andronicus saß da und starrte auf sie herab, als ob er um eine Entscheidung ringen würde. Es schien, als ob er spüren konnte, dass irgendetwas nicht stimmte. Kendricks Herz schlug ihm bis zum Hals.

Endlich, nach langem Warten, schien sich Andronicus entschieden zu haben.

„Ihr alle!“ sagte er. „Tretet vor und kniet nieder.”

Sie sahen Kendrick an und er nickte.

Gemeinsam traten sie vor und knieten vor Andronicus nieder.

„Sprecht mir nach“, befahl dieser. „Wir die Repräsentanten von Silesia…“

„Wir die Repräsentanten von Silesia…“

„Kapitulieren hiermit vor dem Großen Andronicus…“

„Kapitulieren hiermit vor dem Großen Andronicus…“

„Und schwören ihm die Treue bis ans Ende unseres Lebens und darüber hinaus…“

„Und schwören ihm die Treue bis ans Ende unseres Lebens und darüber hinaus…“

„Und schwören, ihm bis ans Ende unserer Tage als Sklaven zu dienen.“

Kendrick fiel es schwer, die letzten Worte über die Lippen zu bringen, und er schluckte schwer, bis er sie schließlich Wort für Wort ausspie:

„Und schwören, ihm bis ans Ende unserer Tage als Sklaven zu dienen.“

Ihm war übel dabei, und sein Herz klopfte bis zum Hals. Endlich hatten sie das hinter sich gebracht.

Eine angespannte Stille folgte, bis Andronicus schließlich lächelte.

„Ihr MacGils seid schwächer, als ich gedacht habe“, ätzte er. „Es wird mir großes Vergnügen bereiten, euch zu versklaven und euch die Regeln des Empire beizubringen. Nun geht und bringt mir das Mädchen, bevor ich meine Meinung ändere und euch alle an Ort und Stelle umbringe.“

Während Kendrick da kniete, zog sein gesamtes Leben vor seinen Augen vorüber. Er wusste, dass dies einer der wichtigsten Augenblicke seines Lebens war. Wenn alles so verlief, wie er es hoffte, würde er später einmal die Geschichte dieses Tages seinen Enkelkindern erzählen. Wenn nicht, würde er in wenigen Augenblicken tot sein. Er wusste, dass ihre Chancen unglaublich schlecht standen, aber das musste er in Kauf nehmen. Für sich selbst, für die MacGils, für Gwendolyn. Jetzt oder nie.

Mit einer schnellen Bewegung griff Kendrick hinter seinen Rücken, wo unter seinem Hemd ein kurzes Schwert versteckt war, sprang auf, streckte es hoch und schrie:

„SILESIER! ANGRIFF!!“

Kendrick schleuderte sein Schwert mit aller Kraft in Richtung von Andronicus Brust. Es war ein gut gezielter Wurf von gewaltiger Wucht, der jeden anderen Krieger mit Leichtigkeit getötet hätte.

Doch Andronicus war nicht wie jeder andere Krieger. Kendrick war ein Stückchen zu weit weg und Andronicus ein klein wenig zu schnell. Es gelang ihm, sich gerade noch rechtzeitig zu ducken. Er schrie vor Schmerz auf, als die Klinge seinen Arm streifte und er zu bluten begann. Das Schwert verfehlte sein Ziel und tötete stattdessen einen General, der ein Stück weit hinter ihm stand.

Auf Kendricks Schrei hin brach Chaos aus. Die anderen um ihn herum zogen ihrerseits ihre verborgenen Schwerter und töteten die feindlichen Krieger, die um sie herum standen. Brom zog einen Dolch und rammte ihn einem ihrer Wachen, der besonders nahe stand, in den Nacken. Kolk zückte eine kurze Schleuder, platzierte einen Stein und traf einen entfernt stehenden Krieger, der einen Bogen gespannt hielt, gerade bevor er seinen Pfeil abschießen konnte.

Godfrey warf einen Dolch. Seine Zielgenauigkeit war nicht so gut wie die der anderen, und der Dolch traf sein Ziel nicht in die Brust, sondern lediglich ins Bein.

Um sie herum erhoben sich die Schreie von verletzten Kriegern des Empire, von denen keiner den Angriff erwartet hatte.

Auf Kendricks Schrei hin kamen von allen Seiten des Hofes plötzlich silesische Krieger aus Mauerritzen und Ecken hervor. Mit lautem Schlachtgeschrei stürzten sie sich in dem Kampf, zielten und verdunkelten mit ihren Pfeilen den Himmel. Tausenden von Pfeilen flogen über den Hof und trafen die Empire-Krieger aus allen Richtungen. Der Angriff kam von so vielen Seiten, dass sie nicht wussten, wo sie sich zuerst hinwenden sollten. Voller Panik griffen sich viele von ihnen gegenseitig an.

Kendrick war begeistert, dass sein Plan so gut funktionierte. Srog hatte ihm die versteckten Tunnel gezeigt, die überall die Unterstadt mit der Oberstadt verbanden. Sie waren für den Fall einer Belagerung gebaut worden, als letzte Möglichkeit für einen Überraschungsangriff. Dort hatten die Silesier geduldig auf seinen Befehl gewartet.

Tausende kamen nun hervor und schossen mit solcher Geschwindigkeit und Zielgenauigkeit, dass den Kriegern des Empire keine Gelegenheit blieb, zu reagieren. Kendrick stürzte sich in den Kampf, nachdem er das Schwert eines toten Feindes ergriffen hatte und griff die ihm am nächsten stehenden Krieger an. Sein Freund Atme und die anderen taten es ihm nach. Unter den Kriegern des Empire brach Panik und Chaos aus. Sie rannten in alle Richtungen davon, wobei sie nicht einmal wussten, in welche Richtung sie laufen sollten.

Die Silesier gewannen die Oberhand. Kendrick tötete mindestens ein Dutzend Männer, bevor er auch nur ein einziges Mal seinen Schild heben musste, um einen Schlag abzuwehren. Atme kämpfte Rücken an Rücken mit ihm, so wie sie es immer taten, und richtete mindestens genauso viel Schaden an. Mit jedem Schlag dachte er an Gwendolyn. An Rache.

Die Empire-Krieger waren so perplex, dass sie alle zu den Toren des äußeren Hofs rannten. Die Menge drängelte sich über Andronicus und seine Männer hinweg, trampelten sie nieder oder schob sie einfach mit sich. Wie eine Herde wurden sie alle durch das Haupttor getrieben. Jeder Einzelne von ihnen versuchte verzweifelt, den Pfeilen zu entkommen, die weiter aus allen Richtungen auf sie herabregneten. Als den Silesiern die Pfeile ausgingen, zogen sie ihre Schwerter und stürzten sich ins Gemenge.

Die Anzahl der feindlichen Krieger war riesig, doch die meisten von ihnen waren keine gut ausgebildeten Kämpfer – die meisten waren nur Kanonenfutter, zum Dienst unter Andronicus versklavt. Die Silesier dagegen waren zwar zahlenmäßig unterlegen, doch jeder Einzelne von ihnen war ein perfekt ausgebildeter Krieger, ein Elitekämpfer. Jeder Einzelne von ihnen mindestens so effektiv wie zehn Männer des Empire. Das Überraschungsmoment war auch auf ihrer Seite – doch was am schwersten wog: Sie hatten Feuer im Blut. Sie standen dem Rücken zur Wand und hatten einen unbändigen Willen zu leben. Sie trieb der Wunsch nach Rache für Gwendolyn an. Schließlich war es ihre Stadt. Und sie wussten, dass das ihrer aller Tod bedeuten würde, wenn sie nicht gewinnen konnten.

Die Silesier ließen ihre Hörner erschallen, ein furchteinflößender Klang, als wären sie eine gigantische Armee wie die des Empire. Und immer mehr Männer kamen durch die Tunnel nach oben. Sie alle stürzten sich in den Kampf – sie wussten, dass es hier ums nackte Überleben ging.

Der Kampf auf beengtem Raum war schwierig und brutal.

Blut bedeckte den Hof als ein Schwert auf das andere traf, ein Dolch auf den nächsten, als die Männer miteinander rangen und einander in die Augen sahen, Mann gegen Mann kämpfte und sie einander von Angesicht zu Angesicht töteten. Schnell schien der Vorteil auf Seiten der Silesier zu liegen.

Ein weiteres Horn erklang und aus den unteren Toren kamen hunderte Angehörige der Legion, jeder mit einem eigenen wilden Schlachtruf auf den Lippen. Sie stürzten sich in den Kampf, schwangen Schleudern und ließen Pfeile und Speere fliegen, schlugen mit ihren Schwertern um sich, töten auf allen Seiten um sie herum die feindlichen Krieger, und schon bald hatten die Silesier die Überhand gewonnen.

Jung an Jahren, waren die Angehörigen der Legion trotzdem schon gut ausgebildete Krieger, und während sie sich ins Getümmel stürzten, widmeten sie den Kampf Gwendolyn und Thor.

Die Legion richtete genauso viel Schaden an wie die anderen, und gemeinsam trieben sie die feindlichen Krieger weiter und weiter zu den äußeren Toren und aus der Stadt hinaus. Überall lagen die Leichen der feindlichen Krieger verstreut, und die, die noch in der Stadt verblieben waren, wurden von Panik ergriffen und rannten davon.

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Yaş sınırı:
12+
Litres'teki yayın tarihi:
04 ocak 2021
Hacim:
272 s. 4 illüstrasyon
ISBN:
9781094344225
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