Kitabı oku: «Die Nacht der Verwegenen », sayfa 4
KAPITEL SIEBEN
Aidan ritt zusammen mit Leifalls Männern über die Einöde. Cassandra ritt zu seiner Linken; Anvin zu seiner Rechten und Fynn lief zu seinen Füßen. Gemeinsam galoppierten sie und wirbelten eine Staubwolke auf. Aidan fühlte sich überwältigt vom Gefühl des Sieges und des Stolzes. Er hatte es geschafft, das Unmögliche zu erreichen, es geschafft den Wasserfall umzuleiten, den immensen Strom des Immerfalls über die weite Landschaft zu leiten und den Canyon zu überfluten– und gerade so seinen Vater zu retten. Als er näher kam, so begierig darauf wieder mit seinem Vater vereint zu sein, konnte er die Männer seines Vaters in der Ferne ausmachen und ihre Jubelschreie bis hierher hören und wurde von Stolz erfüllt. Sie hatten es geschafft.
Aidan war erleichtert, dass sein Vater und dessen Männer überlebt hatten. Die Schlucht war geflutet worden, sie quoll über und tausende tote Pandesier wurden ihnen vor die Füße geschwemmt. Zum ersten Mal spürte Aidan das Gefühl von Bestimmung und Zugehörigkeit. Er hatte wirklich eine Menge zum Kampf seines Vaters beigetragen, trotz seines jungen Alters und er fühlte sich wie ein Mann unter Männern. Er spürte, dass dies einer der schönsten Momente seines Lebens war.
Als sie galoppierten und die Sonne auf sie herabschien konnte Aidan kaum den Moment erwarten, wenn er seinen Vater wiedersehen würde, wenn er den Stolz in seinen Augen, die Dankbarkeit und vor allem den Ausdruck des Respekts in seinem Blick sehen würde. Sein Vater würde ihn nun, da war er sicher, als ebenbürtig betrachten, als einer von ihnen, einen wahren Krieger. Es war alles, was Aidan jemals gewollt hatte.
Aidan ritt weiter, das donnernde Geräusch der Pferdehufe in den Ohren, er war voller Staub und vom langen Ritt von der Sonne verbrannt worden und als sie endlich den Berg erklommen und hinunterritten, sah er das letzte Stück vor sich. Er schaute zur Gruppe der Männer seines Vaters hinüber. Sein Herz klopfte vor Vorfreude – bis er auf einmal realisierte, dass etwas falsch war.
Dort in der Entfernung machten die Männer seines Vaters Platz und zwischen ihnen sah er eine einsame Figur, die alleine durch die Wüste ging. Ein Mädchen.
Es machte keinen Sinn. Was machte ein Mädchen dort alleine und lief auf seinen Vater zu? Warum hatten alle Männer angehalten und sie durchgelassen? Aidan wusste nicht genau, was falsch war, aber so wie sein Herz schlug, sagte ihm tief etwas im Inneren, dass es Probleme gab.
Noch komischer war, als Aidan näher kam, dass er die Erscheinung des einsamen Mädchens erkannte. Er sah ihren Wildleder und Ledermantel, ihre hohen schwarzen Stiefel, den Stab an ihrer Seite, ihr langes hellblondes Haar, ihr stolzes Gesicht und ihre Gesichtszüge und er blinzelte verwirrt.
Kyra.
Seine Verwirrung nahm immer noch zu. Als er sah wie sie lief, ihre Gangart, die Art und Weise wie sie ihre Schultern hielt, wusste er, dass etwas nicht ganz stimmte. Es sah aus wie sie, aber es war nicht sie. Das war nicht seine Schwester mit der er sein ganzes Leben zusammengelebt hatte, mit der er so viele Stunden verbracht und Bücher in ihrem Schoß gelesen hatte.
Immer noch hunderte von Metern entfernt, schlug Aidans Herz schneller und ein böses Gefühl der Vorahnung ergriff ihn. Er senkte den Kopf, trieb sein Pferd an und drängte es zu einem so schnellen Galopp, dass er kaum noch atmen konnte. Die Vorahnung wurde immer stärker, er hatte das Gefühl von bevorstehendem Verhängnis als er das Mädchen neben Duncan sah.
„VATER!“ schrie er.
Doch von hier wurden seine Schreie vom Wind verschluckt.
Aidan galoppierte schneller, überholte die Gruppe und raste den Berg hinab. Er beobachtete hilflos als das Mädchen ausholte um seinen Vater zu umarmen.
„NEIN, VATER!“ schrie er.
Er war noch fünfzig Meter entfernt, dann vierzig, dann dreißig Meter – doch immer noch zu weit weg, um irgendwas zutun außer zuzusehen.
„FYNN, LAUF!“ befahl er.
Fynn lief los, er war sogar noch schneller als das Pferd. Und doch wusste Aidan, dass keine Zeit mehr blieb.
Dann sah er wie es passierte. Das Mädchen zog zu Aidans Schrecken einen Dolch und stieß ihn seinem Vater in die Brust. Die Augen seines Vaters weiteten sich, als er auf die Knie fiel.
Aidan hatte das Gefühl, als ob auch er erstochen wurde. Er spürte wie sein gesamter Körper in sich zusammenklappte, noch nie hatte er sich in seinem Leben so hilflos gefühlt. Alles war so schnell passiert, die Männer seines Vaters standen dort, verwirrt, perplex. Keiner wusste, was passierte. Aber Aidan wusste es. Er wusste es sofort.
Immer noch zwanzig Meter entfernt, griff Aidan verzweifelt zu seiner Hüfte und zog den Dolch, den Motley ihm gegeben hatte, holte aus und warf ihn.
Der Dolch segelte durch die Luft, drehte sich um die eigene Achse, schimmerte im Licht und flog in Richtung des Mädchens. Sie zog ihren Dolch heraus, lächelte und wollte gerade wieder zustechen – als plötzlich Aidans Dolch sein Ziel fand. Aidan war erleichtert, dass dieser zumindest ihren Handrücken traf, sie zum Schreien und dazu brachte ihre Waffen fallen zu lassen. Es war kein irdischer Schrei und ganz sicher nicht Kyras. Wer auch immer sie war, Aidan hatte sie enttarnt.
Sie drehte sich um und schaute ihn an und als sie das tat beobachte Aidan mit Schrecken, dass sich ihr Gesicht veränderte. Die mädchenhafte Erscheinung wurde durch eine groteske, männliche Figur ersetzt, die größer wurde, größer als sie alle wurde. Aidan öffnete seine Augen geschockt. Es war nicht seine Schwester. Es war kein anderer als der große und heilige Ra.
Auch Duncans Männer schauten geschockt hin. Irgendwie hatte der Dolch, der seine Hand getroffen hatte die Illusion zerstört und den magischen Zauber zerschlagen, den er benutzt hatte um Duncan zu täuschen.
Im selben Moment sprang Fynn nach vorne in die Luft und landete mit seinen riesigen Tatzen auf Ras Brust und drängte ihn zurück. Knurrend warf sich der Hund an seine Kehle und kratzte ihn. Er hieb nach seinem Gesicht und brachte Ra damit völlig aus dem Gleichgewicht und hielt ihn so davon ab Duncan erneut anzugreifen.
Ra, der sich im Dreck abmühte, sah nach oben in den Himmel und schrie Worte, irgendetwas in einer Sprache, die Aidan nicht verstand, offensichtlich beschwor er einen alten Zauber hinauf.
Und dann verschwand Ra plötzlich in einer Wolke aus Staub.
Alles was blieb war sein blutiger Dolch, der zu Boden fiel.
Und dort in einem Meer aus Blut lag Aidans unbeweglicher Vater.
KAPITEL ACHT
Vesuvius ritt Richtung Norden über die Landschaft. Er galoppierte auf dem Pferd, das er gestohlen hatte, nachdem er eine Gruppe von pandesischen Soldaten umgebracht hatte – von seinem Tobsuchtsanfall angetrieben wurde er auch nicht langsamer als er durch ein Dorf nach dem anderen raste und unschuldige Frauen und Kinder umbrachte. In einigen Fällen ritt er durch ein Dorf wegen der Waffen und des Essens, durch andere einfach aus Spaß am Töten. Er lächelte breit als er sich daran erinnerte wie er ein Dorf nach dem anderen in Brand setzte, mit bloßer Hand fackelte er sie ab. Er würde seine Spur in Escalon überall dort hinterlassen wo er gewesen war.
Als er aus dem letzten Dorf hinausritt, ächzte er, warf eine brennende Fackel und sah voller Genugtuung zu wie sie auf dem nächsten Dach landete und ein weiteres Dorf in Brand setzte. Voller Freude ritt er aus dem Dorf hinaus. Es war das dritte Dorf, das er in dieser Stunde niedergebrannt hatte. Wenn er könnte würde er sie alle abfackeln –aber er hatte eine dringende Aufgabe. Er presste seine Absätze in sein Pferd, er war entschlossen sich mit seinen Trollen zu treffen und sie zu dem letzten Teil ihrer Invasion zu führen. Sie brauchten ihn jetzt mehr als je zuvor.
Vesuvius ritt und ritt, überquerte die weiten Ebenen und gelangte in den nördlichen Teil Escalons. Er spürte, wie sein Pferd unter ihm müde wurde, aber das brachte ihn nur dazu seine Absätze tiefer in es hineinzubohren. Es kümmerte ihn nicht, wenn es tot umfallen würde – eigentlich hoffte er das sogar.
Als die Sonne höher am Himmel stand konnte er spüren wie seine Trolle näher kamen, sie erwarteten ihn; er konnte es in der Luft riechen. Es erfüllte ihn mit großer Freude, dass sein Volk hier in Escalon war, endlich, auf der anderen Seite der Flammen. Und doch fragte er sich auch warum seine Trolle nicht bereits weiter südlich waren und das ganze Land ausraubten. Was hielt sie davon ab? Waren seine Generale so inkompetent, dass sie nichts ohne ihn schafften?
Vesuvius gelangte endlich an das Ende eines langen Waldes und sein Herz machte einen Sprung beim Anblick seiner Truppen, die sich über die Ebenen von Ur ausbreiteten. Zehntausende von Trollen versammelten sich, bemerkte er aufgeregt. Dennoch war er verwirrt, denn anstatt siegreich zu erscheinen, sahen diese Trolle besiegt und hilflos aus. Wie war das möglich?
Als Vesuvius seine Leute nur so rumstehen sah, verdunkelte sich sein Gesicht vor Ärger. Ohne seine Präsenz wirkten sie alle demoralisiert, so als ob ihnen aller Kampfeswille genommen worden war. Endlich, dank der abgesenkten Flammen, war Escalon ihrs. Auf was warteten sie noch?
Vesuvius erreichte sie schließlich und als er in die Menge ritt und zwischen ihren Reihen entlang galoppierte, beobachtete er wie sie ihn alle voller Schock, Angst und dann Hoffnung anschauten. Sie alle erstarrten und schauten ihn an. Er hatte schon immer diesen Effekt auf sie gehabt.
Vesuvius sprang von seinem Pferd und ohne zu zögern, erhob er seine Hellebarde hoch, drehte sich herum und schlug dem Pferd den Kopf ab. Das Pferd stand dort für einen Moment, kopflos, dann fiel es tot zu Boden.
Das, dachte Vesuvius, war für zu langsames Galoppieren.
Außerdem hatte es ihm schon immer Spaß gemacht etwas zu töten, wenn er irgendwo ankam. Vesuvius sah die Angst in den Augen der Trolle, als er wütend auf sie zulief und nach Antworten verlangte.
„Wer führt diese Männer an?“ befahl er.
„Ich tat dies, mein Herr.“
Vesuvius drehte sich um und sah einen großen, dicken Troll mit Namen Suves. Er war sein Oberbefehlshaber in Marda gewesen. Vesuvius sah, dass Suves versuchte stolz auszusehen, dennoch war Angst hinter seinem Blick zu erkennen.
„Wir dachten Ihr seid tot, mein Herr“, fügte er erklärend hinzu.
Vesuvius blickte finster drein.
„Ich sterbe nicht“, fuhr er ihn an, „Sterben ist für Feiglinge.“
Die Trolle sahen ihn alle in Stille und Angst an, als Vesuvius seinen Griff um seine Hellebarde lockerte und schloss.
„Und warum habt ihr hier angehalten?“ fragte er. „Warum habt ihr nicht ganz Escalon zerstört?“
Suves sah immer wieder voller Furcht zu seinen Männern und dann zu Vesuvius.
„Wir wurden aufgehalten, mein Meister“, gab er schließlich zu.
Vesuvius durchfuhr die Wut.
„Aufgehalten!?“ schnappte er. „Von wem?“
Suves zögerte.
„Dem, der als Alva bekannt ist“, sagte er schließlich.
Alva. Der Name klang tief in Vesuvius Seele wieder. Escalons größter Zauberer. Der Einzige mit vielleicht mehr Macht als er.
„Er erschuf einen Spalt im Boden“, erklärte Suves. „Eine Schlucht, die wir nicht überwinden konnten. Er hat den Norden vom Süden getrennt. Zu viele von uns sind bereits beim Versuch gestorben. Ich war es, der den Rückzug befohlen hat, der all diese Trolle gerettet hat, die du hier heute siehst. Ich bin es, dem du danken musst, dass ihre wertvollen Leben gerettet wurden. Ich bin es, der unser Volk gerettet hat. Und deswegen, mein Meister, bitte ich, dass du dich mich unterstützt und mir meine eigene Befehlsgewalt gibst. Denn nach allem sucht dieses Volk jetzt nach Führung von mir.“
Vesuvius spürte wie die Wut beinahe in ihm explodierte. Mit zitternden Händen sprang er zwei schnelle Schritte nach vorne, schwang seine Hellebarde weit und schlug Suves den Kopf ab.
Suves fiel zu Boden, während ihn die restlichen Trolle voller Schock und Angst betrachteten.
„Da“, antwortete Vesuvius dem toten Troll, „hast du deine Befehlsgewalt.“
Vesuvius überblickte sein Volk mit Abscheu. Er lief die Reihen auf und ab, starrte in all ihre Gesichter, träufelte ihnen Angst und Panik ein und er genoss es.
Schließlich begann er zu sprechen. Seine Stimme klang mehr wie ein Knurren.
„Der große Süden liegt vor euch“, dröhnte er in seiner dunklen Stimme, die voller Wut war. „Dieses Land war einst unser, von unserem Vorvätern geplündert. Dieses Gebiet war einst Teil von Marda. Sie haben gestohlen was unser war.“
Vesuvius nahm einen tiefen Atemzug.
„Für die von euch, die Angst haben weiter vorzudringen: Ich werde eure Namen sammeln und die eurer Familien und ich werde jeden einzelnen von euch langsam foltern, einen nach dem anderen und euch dann zum Verrotten in die Schachtgruben Mardas werfen. Die, die den Wunsch haben zu kämpfen und eure Leben zu retten und das zurückzufordern was einst unseren Vorvätern gehört hat, werden mich nun begleiten. Wer folgt mir?“ schrie er.
Ein lautes Jubeln und Rumpeln tönte durch die Reihen, denn eine Reihe nach der anderen, so weit er blicken konnte, erhob ihre Hellebarden und sang seinen Namen.
„VESUVIUS! VESUVIUS! VESUVIUS!“
Vesuvius ließ einen lauten Kampfschrei ertönen, drehte sich um und rannte nach Süden. Hinter sich hörte er ein Rumpeln wie Donner, das Donnern von tausenden von Trollen, die ihm folgten, von einem großen Volk, das entschlossen war Escalon ein für alle Mal zu besiegen.
KAPITEL NEUN
Kyra flog auf Theons Rücken nach Süden durch Marda und kam langsam wieder zu sich; als sie endlich dieses Land der Dunkelheit verließ. Sie fühlte sich mächtiger als je zuvor. In ihrer rechten Hand hielt sie den Stab der Wahrheit, der leuchtete und dessen Licht sie beide einhüllte. Es war eine Waffe, das wusste sie, die mächtiger war als sie; es war ein Objekt des Schicksals, welches sie mit seiner Kraft erfüllte und sie beherrschte. Das Gefühl ihn in der Hand zu halten ließ das Universum größer erscheinen, gab ihr das Gefühl selber größer zu sein.
Kyra fühlte sich als ob sie die Waffe hielt, die seit ihrer Geburt für sie bestimmt war. Zum ersten Mal in ihrem Leben verstand sie, was gefehlt hatte und sie fühlte sich vollständig. Sie und ihr Stab, diese mysteriöse Waffe, die sie aus den Tiefen Mardas geborgen hatte, waren eins.
Kyra flog nach Süden und auch Theon war größer und stärker neben ihr, die Wut und Rache in seinen Augen spiegelten ihre eigenen wieder. Nach Stunden des Fliegens begann die Finsternis zu verblassen und das Grün Escalons wurde sichtbar. Kyras Herz machte einen Sprung beim Anblick ihres Heimatlandes, von dem sie geglaubt hatte, dass sie es niemals wiedersehen würde. Sie spürte ein Drängen; sie wusste, dass ihr Vater, von den Armeen Ras eingekesselt, sie im Süden brauchte; sie wusste, dass pandesische Soldaten das Land überströmten, sie wusste das pandesische Flotten Escalon von den Meeren angriffen, sie wusste, dass irgendwo weit oben die Drachen kreisten, die genauso von Escalons Zerstörung besessen waren und sie wusste, dass die Trolle einfielen, dass Millionen von Kreaturen ihr Land in Stücke rissen. Escalon befand sich von allen Seiten in einer ernsten Notlage.
Kyra blinzelte und versuchte von ihrem Geist die unheimliche Vorstellung ihres Heimatlandes, das in Stücke gerissen wurde und die langen Streifen von Ruinen, Schutt und Asche aus ihrem Geiste zu verbannen. Und doch als sie den Stab fester umklammerte, hoffte sie dass diese Waffe, Escalons Waffe der Erlösung war. Konnten dieser Stab, Theon und ihre Kräfte wirklich Escalon retten? Konnte etwas, dass schon so weit weg war noch gerettet werden? Konnte Escalon überhaupt jemals darauf hoffen das zu werden, was es einmal gewesen war?
Kyra wusste es nicht. Aber es gab immer Hoffnung. Das war das, was ihr Vater sie gelehrt hatte: Selbst in den schlimmsten Stunden, wenn die Dinge so düster aussehen, selbst wenn es so aussah, als ob sie völlig zerstört wären, gab es immer noch Hoffnung. Es gab immer einen Funken Leben, von Hoffnung, von Veränderung. Nichts war für immer. Noch nicht mal die Zerstörung.
Kyra flog und flog, sie fühlte wie ihre Bestimmung in ihr aufkam, fühlte das Gefühl von Optimismus, sie fühlte sich mächtiger mit jedem vorbeistreichendem Augenblick. Sie erinnerte sich und hatte das Gefühl, als ob sie etwas tief in sich selbst gefunden hatte. Sie erinnerte sich, wie sie das Netz der Spinne zerschnitten und sie fühlte dass sie, als sie das getan hatte, auch etwas in sich abgetrennt hatte. Sie war gezwungen worden alleine zu überleben und sie hatte die tiefsten Dämonen in sich besiegt. Sie war nicht länger dasselbe Mädchen, das in Fort Volis aufgewachsen war; sie war nicht einmal mehr das gleiche Mädchen, das nach Marda eingedrungen war. Sie kam nun als Frau zurück. Als Kriegerin.
Kyra schaute nach unten durch die Wolken und fühlte wie sich die Landschaft unter ihr veränderte und sah, dass sie endlich die Grenze erreicht hatten wo einst die Flammen gestanden hatten. Als sie die riesige Narbe auf dem Land betrachtete, zog eine Bewegung ihren Blick auf sich.
„Tiefer, Theon.“
Sie tauchten unter die schweren Wolken und als die Finsternis nachließ, machte ihr Herz einen Sprung beim Anblick ihres geliebten Landes. Sie war aufgeregt ihren eigenen Boden, die Hügel und Bäume, die sie kannte wiederzusehen und die Luft Escalons wieder atmen zu können.
Doch als wiederhinschaute, sank ihr Herz ab. Da unten waren Millionen von Trolle, die das Land überfluteten und aus dem Süden von Marda kamen. Es glich einer Massen Migration von Biestern, ihr Dröhnen war sogar von hier oben hörbar. Als sie das sah war sie sich nicht sicher ob ihr Land so einer Attacke standhalten konnte. Sie wusste, dass ihr Volk sie brauchte – und zwar schnell.
Kyra spürte den Stab der Wahrheit in ihrer Hand vibrieren und dann ein hohes flüsterndes Geräusch abgeben. Sie fühlte, dass er sie rief, sie zum Kampf befahl. Sie war sich nicht sicher, ob sie den Stab beherrschte oder ob er sie beherrschte.
Kyra zielte mit dem Stab in Richtung Boden und im selben Moment ertönte ein krachendes Geräusch aus ihm. Es war als ob sie Donner und Licht in ihrer Handfläche hielt. Sie sah fasziniert zu wie eine strahlende Lichtkugel aus dem Stab schoss und nach unten Richtung Boden raste.
Hunderte von Trollen blieben stehen und schauten nach oben und sie erkannte die Panik und den Schrecken in ihren Gesichtern, als sie die Lichtkugel sahen, die vom Himmel auf sie herabflogen. Sie hatten keine Zeit wegzurennen.
Eine weitere Explosion erfolgte, so mächtig, dass ihre Schockwellen Theon und Kyra sogar vom Boden aus erreichten und ins Wanken brachten. Die Lichtkugel traf mit der Stärke eines Komets, der auf die Erde traf. Als sich die Explosion wellenförmig ausbreitete fielen tausende von Trollen tot zu Boden.
Kyra musterte ihren Stab erstaunt. Sie bereite sich gerade darauf vor, die Trollarmee zu vernichten – als auf einmal ein schreckliches Brüllen über ihr ertönte. Sie schaute nach oben und war erschrocken das riesige Gesicht eines scharlachroten Drachens aus den Wolken auftauchen zu sehen – und ein Dutzend weitere hinter ihm.
Sie realisierte zu spät, dass diese Drachen sie gesucht hatten.
Bevor Kyra sie mit ihrem Stab schlagen konnte, holte bereits ein Drache aus und streifte Theon mit seinen Klauen. Theon wurde von dem schweren Schlag überrascht und stürzte, sich wild drehend, durch die Luft hinab.
Kyra hielt sich mit ihrem Leben fest, als sie unkontrolliert durch die Luft wirbelten. Theons Flügel überschlugen sich immer wieder und er versuchte wieder ins Gleichgewicht zu gelangen, aber er drehte sich wieder und wieder um sich selbst. Kyra hing gerade noch so an ihm, grub sich in seine Schuppen, bis er es endlich schaffte sein Gleichgewicht wiederzufinden.
Theon brüllte vor Rache und trotz dessen, dass er kleiner war als die Gruppe flog er furchtlos nach oben auf den Drachen zu, der ihn angegriffen hatte. Der Drache war offensichtlich überrascht, dass der kleinere Theon sich erholt hatte und bevor er reagieren konnte stieß Theon ihm seine Zähne in den Schwanz.
Der riesige Drache schrie als Theon seinen Schwanz sauber abbiss. Für einen Moment flog er ohne Schwanz weiter, dann verlor er sein Gleichgewicht und wirbelte mit dem Gesicht zuerst in Richtung Boden. Er kam mit einem dumpfen Schlag auf und hinterließ einen Krater und eine riesige Staubwolke.
Kyra erhob ihren Stab, spürte das Brennen in ihrer Hand und schwang ihn als drei weitere Drachen angriffen. Sie sah, wie eine Lichtkugel nach vorne schoss und die drei Drachen ins Gesicht traf. Sie kreischten, hielten in der Luft an und begannen dann zu zappeln. Sie wurden dann ganz still und fielen schließlich wie Steine senkrecht hinab, bis auch sie den Boden mit einer Explosion erreichten und tot waren.
Kyra war erstaunt über ihre Kraft. Hatte der Stab der Wahrheit tatsächlich drei Drachen mit einem einzigen Schlag umgebracht?
Kyra erhob ihren Stab wieder, denn ein weiteres Dutzend Drachen erschien und als sie den Stab absenkte und damit hoffte sie zu töten, war sie überrascht als sie auf einmal einen schrecklichen Schmerz in ihrer Hand spürte. Sie drehte sich und bemerkte im Augenwinkel einen Drachen, der hinter ihr auftauchte und mit seinen Klauen über ihren Handrücken streifte. Er schlug gegen ihre Hand und Blut spritzte. Im selben Moment ergriff er den Stab der Wahrheit und riss ihn ihr aus den Händen.
Kyra schrie, mehr vor Schreck, dass sie den Stab verlor, als vor Schmerz. Dann ließ der Drachen den Stab fallen und sie sah geschockt zu wie dieser durch die Luft fiel, sich immer wieder überschlug und Richtung Boden hinabsegelte. Der Stab, Escalons letzte Hoffnung, würde zerstört werden.
Und Kyra, die nun unbewaffnet war, sah sich einer Horde Drachen gegenüberstehen, die alle nur darauf warteten sie in Stücke zu reißen.
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