Kitabı oku: «Sklavin, Kriegerin, Königin », sayfa 11

Yazı tipi:

Die Magd schloss die Tür und lief zu Ceres hinüber.

„Eine Einladung für Sie gnädige Frau“, sagte sie mit einer Verbeugung.

Ceres nahm das Stück Papier von dem Silbertablett und rollte es auf.

Ceres,

Wenn du mir erlaubst, so würde ich deine Gesellschaft heute Nachmittag überaus zu schätzen wissen. Solltest du dem zustimmen, so würde ich mich überaus freuen, dich heute in der Bibliothek zu treffen.

Treulichst,

Thanos

Ceres setzte sich auf das Bett und versuchte, die Aufregung, die beim Gedanken an ein Treffen mit Thanos in ihr aufstieg, zu ignorieren, nur sie beide, allein in der Bibliothek. Sie liebte es zu lesen und hatte sich häufig von Zuhause weggeschlichen, um in der zwanzig Minuten entfernten Bibliothek in den Schriftrollen zu schmökern.

Sie durfte diese Gefühle nicht zulassen, ermahnte sie sich und ließ das Papier neben sich sinken. Wenn sie ihrer Zuneigung für ihn freie Bahn ließe, dann würde es ihr wahnsinnig schwerfallen, ihn zu täuschen oder zu betrügen. Und sie liebte Rexus. Wie konnte sie überhaupt darüber nachdenken, eine Einladung des Feindes anzunehmen, den sie noch Tage zuvor gemeinsam verspottet hatten?

Thanos’ Einladung anzunehmen war durchaus gefährlich, Ceres wusste das. Erst gestern hatte die Königin ihnen verboten, sich außerhalb der Übungszeiten zu sehen. Mit dieser Einladung forderte er sie förmlich heraus. Hatte er gar keine Angst?

Es schien zumindest so.

Hatte er wirklich der Heirat zu Stephania nur zugestimmt, um ihr Leben zu retten? Es war die liebevollste Geste, die ihr jemals entgegengebracht worden war. Eigentlich fast zu liebevoll.

Sie sollte ihm sagen, dass das Opfer zu groß war.

Das war es, was sie tun würde, seine Einladung annehmen, ihm genau das sagen und ihn außerdem daran erinnern, dass er der Königin zugesagt hatte, sich nicht mit ihr zu treffen.

KAPITEL EINUNDZWANZIG

Das kann nicht gut gehen, dachte Ceres als sie die zugigen Treppen von ihrem Zimmer auf dem Weg zu Thanos hinunterging. Die Magd lief voran. Mit schweißnassen Händen und einem Herzen, das sich weigerte, in einem angemessenen Tempo zu schlagen, spürte sie jede Sekunde den Drang anzuhalten und in ihr Zimmer zurückzukehren. Dort war sie sicher. Dort würde Thanos sie mit Sicherheit nicht aufsuchen und sie würde sich selbst nicht dafür hassen müssen, diese Einladung angenommen und Rexus hintergangen zu haben.

Sie blieb auf einem der Treppenabsätze stehen und blickte nach unten in den Gang, der von Dutzenden von Marmorsäulen gesäumt war. Die Magd setzte unterdessen ihren Weg fort. Die Decken erreichten gipfelgleiche Höhen und der Boden war so glatt wie ein See an einem ruhigen Tag. Die Wandmalereien bildeten frühere Könige, Königinnen, Ungetüme und die Natur ab.

Die Magd, die nun schon einige Meter davongeeilt war, drehte sich um, winkte ihr zu.

„Kommen Sie“, sagte sie. „Oder haben Sie Schmerzen von dem Training?“

Ihr Körper schmerzte, ja, doch das war nicht der Grund, weshalb sie stehen geblieben war. Sie machte sich klar, dass es das war, was sie tun musste und straffte ihre Schultern. Sie atmete tief durch und setzte sich wieder in Gang.

Unten angelangt ließ die Magd Ceres nach draußen und geleitete sie durch den Hof und zu einem der Seitengebäude des Palastes.

Sie gelangten zu einem einzelnen Gebäude, die Vorderseite der Bibliothek bestand aus sechs Marmorsäulen. Davor befand sich ein kleiner Brunnen mit einer Statue der Königin darauf. Die Statue blickte Ceres mit ihrem stählernen Blick an.

Sogar hier steht man unter ihrer Beobachtung, dachte Ceres.

„Kann ich irgendetwas für Sie tun?“ fragte die Magd mit einem Lächeln.

Ceres schüttelte ihren Kopf. Sie blickte dem Mädchen nach, als es in Richtung des Palasts verschwand.

„Ceres?“ hörte sie eine Stimme hinter sich.

Sie drehte sich um und erblickte Thanos. Er war in eine weiße Toga gehüllt und seine dunklen Locken waren zurückgekämmt. Auch wenn er etwas förmlicher als gewöhnlich aussah, so stand ihm die Toga außerordentlich gut. Ceres versuchte sich nicht zu sehr von seinem Äußeren blenden zu lassen.

„Ich habe dich fast nicht erkannt“, sagte er.

„Ich sehe… auch nicht gerade wie ich aus“, sagte sie und rang ihre Hände.

„Du siehst genau aus wie du, nur ein bisschen sauberer“, sagte er und schaute sie amüsiert an.

Er lehnte sich etwas vor und atmete ein.

„Und wie du duftest“, sagte er.

Das war also das erste, was ihm auffiel, dachte sie irritiert. Dennoch schlug ihr das Herz bis zum Halse.

„Habe ich wohl vorher nicht?“, fragte sie und zog ihre Augenbrauen nach oben.

„Nicht wie ein Mädchen“, sagte er.

„Du gewöhnst dich besser nicht daran. In der Arena werde ich nach wie vor nicht wie ein Mädchen riechen.“

Er lachte laut auf und das irritierte Ceres noch mehr.

„Wollen wir?“, fragte er und hielt ihr den Arm hin.

Ohne seinen Arm zu nehmen, lief sie an ihm vorbei die Stufen zur Bibliothek hinauf. Sie hörte, wie er hinter ihr stöhnend ausatmete.

Ceres verschlug es die Sprache als sie eintrat und die tausenden von Schriftrollen sah, die in den Wandregalen sorgfältig aufbewahrt wurden. Sie hatte noch nie so viele Schriftdokumente an einem Ort gesehen, die andere Bibliothek in ihrer Nähe war so viel kleiner gewesen. Oh wie sehr sie gerne tage-, wochen- oder monatelang hier gesessen hätte und all das Wissen in sich aufgesogen hätte.

In dem Raum war es recht warm und der Duft von Holz und Pergament durchflutete die stickige Luft. Zwischen den Marmorsäulen an den Seiten saßen in Togen gekleidete Gelehrte an Holztischen und schrieben. Eine unausgesprochene Ehrfurcht lag in der Luft und Ceres erfüllte die Atmosphäre mit einem wohligen Schwindelgefühl.

In der Mitte der Bibliothek stand ein älterer Mann an einer Marmorplatte. Er beugte sich über eine Schriftrolle, in der er las. Er war barhäuptig und seine Ohren wirkten so besonders groß. Seine durchdringenden blauen Augen und eine große Adlernase komplettierten sein Gesicht.

Er blickte auf und lächelte und Ceres wusste sofort, dass sie ihn mögen würde.

Thanos trat hinter sie und legte seine Hand auf ihren Rücken. Hitze strahlte von dieser Berührung in ihren Körper und er drückte sie sanft vorwärts in Richtung des alten Mannes.

„Ceres, darf ich vorstellen, Cosmas“, sagte Thanos. „Er ist der königliche Gelehrte und darüberhinaus noch vieles mehr.“

„Es ist mir eine Ehre, Sie kennenzulernen“, sagte Ceres mit einem Nicken und leichten Knicks.

„Die Ehre ist ganz auf meiner Seite meine Liebe“, antwortete der alte Mann und sein Lächeln wurde noch breiter als er ihre Hand nahm.

„Was bedeutet noch vieles mehr?“, fragte Ceres.

Thanos legte eine Hand auf Cosmas Schulter und sein Blick wurde weich und zärtlich.

„Berater, Lehrer, Freund und Vater“, sagte er.

Der alte Mann lachte auf und nickte.

„Vater, ja.“

Cosmas rollte eine der Rollen vor ihm auf und obwohl es Ceres in den Fingern juckte zu wissen, was darin stand, wagte sie nicht zu fragen, ob sie einen Blick darauf werfen durfte, denn sie fürchtete, dass es unangebracht war.

„Man würde es nicht denken, aber du hättest Thanos sehen sollen als er hier im Schloss ankam“, sagte er mit seiner brüchigen Stimme. „Er war so ein dünnes Ding, niemand hätte geglaubt, dass sich sein Körper zur Statur eines Gottes entwickeln würde.“

Ceres lachte. Thanos trat hinter den alten Mann und deutete auf sein Ohr. Ceres nickte und verstand, dass die Hörfähigkeit des Mannes nicht mehr die beste war.

„Vielleicht hat es Thanos dir schon erzählt, aber er hat seine Eltern verloren als er noch ein kleines Baby war. Wundervolle Menschen waren sie“, sagte Cosmas, schüttelte den Kopf und zog die Lippen nach unten.

„Es tut mir sehr leid, das zu hören“, sagte Ceres und blickte zu Thanos, doch der blieb stumm.

Der alte Mann nahm das Papier wieder auf, doch bevor er es beiseite legen konnte, fasste sich Ceres ein Herz und schob ihre Bedenken bei Seite.

„Dürfte ich kurz darin lesen?“, fragte sie und zwang sich dazu lauter zu sprechen als sie es normalerweise getan hätte, um sicherzustellen, dass Cosmas sie auch hören konnte.

Thanos Augen wurden groß und er blickte sie ungläubig an.

„Was?“, fragte Ceres und fühlte sich peinlich berührt.

„Ich bin… davon ausgegangen, dass du nicht lesen kannst“, sagte er.

„Tja, da hast du dich wohl verschätzt“, erwiderte sie. „Ich lese so ziemlich alles, was ich in die Finger bekomme.“

Cosmas lachte und winkte sie zu sich.

„Auch wenn das hier nicht die größte Bibliothek in Delos ist, so ist sie doch die älteste und hält außerdem die Schriften der größten Philosophen und Schriftgelehrten der Welt bereit“ sagte Cosmas. „Du kannst hier nach Herzenslaune lesen, was immer du magst.“

„Danke!“, sagte Ceres und überflog mit den Augen die Schriftrolle vor ihr. „Ich könnte hier einziehen.“

„Warte!“, sagte Thanos. Seine Augen wurden schmal und er blickte sie misstrauisch an. „Welche Arte von Büchern hast du bisher gelesen?“

„Mathematik, Astronomie, Physik, Geometrie, Anatomie und Medizin unter anderem“, sagte Ceres.

Thanos nickte und blickte sie mit einer Mischung aus Verwunderung und Stolz an.

„Thanos, warum führst du sie nicht noch ein bisschen weiter durch den Rest der Bibliothek und wir können uns gemeinsam diese Schriftrolle hier ansehen, wenn ihr zurück seid?“, sagte Cosmas.

„Hättest du dazu Lust?“, fragte Thanos.

„Natürlich!“, antwortete Ceres begeistert.

Thanos bot ihr erneut seinen Arm an, doch sie lief erneut nur an ihm vorbei, ohne dieser Geste ihre Aufmerksamkeit zu schenken. Er rollte mit den Augen.

Thanos brachte sie zuerst zum Studierzimmer dann zur Vorlesungshalle und zum Versammlungsraum. Zum Abschluss führte er sie in die Gärten der Bibliothek.

Sie liefen schweigend auf den Steinwegen entlang, an Götterstatuen, formgeschnittenen Büschen, Weinbergen und endlos langen Blumenbeeten vorbei. Eine sanfte Brise erfrischte ihr Gesicht und der Duft von Rosen wirbelte durch die Luft.

Sie erinnerte sich daran, dass sie Thanos eigentlich etwas hatte sagen wollen, doch hier in seinem Beisein konnte sie sich kaum entsinnen, was es gewesen war.

„Ich muss zugeben, dass ich ziemlich verblüfft war als du all die Disziplinen aufgezählt hast, die du studiert hast“, sagte Thanos. „Es tut mir leid, wenn ich dir nicht gleich geglaubt habe.“

„Nun, zu deiner Verteidigung hast du natürlich Recht, dass die meisten Bürger eher schlecht gebildet sind und die meisten Angehörigen des Königshauses denken, dass sie alles über jeden wüssten, wie hättest du es also wissen sollen?“, sagte sie.

Er lachte leise über ihre Spöttelei.

„Ich bin der erste der zugeben würde, nicht über alles im Bilde zu sein“, sagte er.

Sie blickte ihn von der Seite an. Tat er nur so bescheiden? Es war schwer zu sagen.

„Wie kommt es, dass du so gebildet bist?“, fragte er und legte seine Hände auf den Rücken während sie liefen.

„Der beste Freund meines Vaters war ein Gelehrter und er hat mich heimlich zum Lesen in die Bibliothek gelassen. Oft hat er sogar neben mir gesessen und mich in meinem Studium angeleitet“, sagte sie.

„Ich freue mich, dass es gescheite Männer dort draußen gibt, die Frauen zu einem Studium ermutigen“, sagte er.

Ceres blickte ihn erneut an und versuchte festzustellen, ob er das Gesagte möglicherweise wirklich ernst meinte.

„Cosmas ist einer dieser Männer. Wenn du willst, kann ich ihn darum bitten, dich weiter zu unterrichten.“

Ceres konnte ein breites Grinsen nicht unterdrücken.

„Das wäre großartig. Liebend gerne“, sagte sie.

Sie liefen noch eine Weile weiter, bis sie zu einem Halbkreis aus Marmorsäulen kamen. Thanos bat sie, sich auf die Steinbank zu setzen und nachdem sie sich gesetzt hatte, gesellte er sich zu ihr. Als sie die Stadt und das dahinterliegende Meer erblickte, musste sie seufzen.

„Ich wusste nicht, dass deine Eltern gestorben sind als du noch ein Kind warst“, sagte Ceres.

Er blickte über die Stadt und er rümpfte leicht die Nase.

„Ich kann mich nicht an sie erinnern, auch wenn ich jede Menge Geschichten über sie von Cosmas gehört habe.“

Er hielt inne und legte seine Hand neben ihre, so dass ihre kleinen Finger sich berührten.

In ihrem Bauch kribbelte es.

„Ich frage mich oft, wie sie wohl waren und vor allem wie es wohl sein muss von einer Mutter geliebt zu werden“, sagte er.

„Wie sind sie gestorben?“, fragte sie mit sanfter Stimme.

„Das ist nicht klar, aber Cosmas denkt, dass sie ermordet wurden.“

„Wie schrecklich!“, entfuhr es Ceres und legte ohne nachzudenken ihre Hand auf die seine.

Sie merkte, was sie getan hatte und wollte ihre Hand schon wieder wegziehen, doch Thanos griff sie und hielt sie fest.

Sie saßen dort für den Moment einer Ewigkeit, ihre Herzen schlugen hoch, ihr Atem wurde flach.

Sie sagte sich, dass sie ihm nicht in die Augen blicken durfte, denn sie wusste, dass sonst etwas passieren würde. Etwas Schreckliches. Etwas Wunderbares.

Er legte eine Hand unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht, so dass ihr nichts anderes übrig blieb als ihm in die Augen zu sehen.

Plötzlich war es als wäre alle Luft um sie verschwunden und sie spürte eine Wärme, die sie noch nie zuvor gespürt hatte.

Seine dunklen Augen streiften über ihre Lippen und eine unsichtbare Macht zog sie zu ihm hin und weg von ihrem Entschluss, sich von ihm fernzuhalten, weg von Rexus und all denen, die ihr je lieb und teuer gewesen waren.

Mit einem sanften Lächeln hob er eine Hand und strich über ihre Wange. Ceres war wie gebannt. Er lehnte sich nach vorne und seine Lippen küssten sanft ihren Hals.

Sie atmete tief ein, während ihre Hände durch seine dicken dunklen Locken fuhren. Sie fand seinen warmen und weichen Mund und versenkte langsam ihre Lippen in den seinen. Ein Kribbeln durchflutete sie und alles was je gewesen war, hörte auf zu sein.

„Thanos!“, hörte Ceres eine weibliche Stimme rufen, die sie zurück in die Wirklichkeit brachte.

Sie drehte sich um und erblickte Stephania. Sie stand da mit zusammengepressten Lippen und Tränen in den Augen.

Thanos warf ihr einen finsteren Blick zu.

„Der König will dich sprechen“, antwortete sie kurz.

„Kann das nicht warten?“, fragte Thanos.

„Nein es ist dringend“, sagte Stephania.

Thanos atmete langsam und geräuschvoll aus, Enttäuschung stand in seinen Augen geschrieben. Er stand auf und verbeugte sich vor Ceres.

„Bis zum nächsten Mal“, sagte er und marschierte zurück zur Bibliothek.

Ceres war die ganze Situation sehr peinlich und sie stand auf und wollte gehen, doch Stephania hinderte sie daran. Ihre Augen funkelten böse.

„Du wirst dich endlich von Thanos fernhalten, hörst du? Nur weil du wie eine Prinzessin aussiehst, heißt das noch lange nicht, dass du eine bist. In deinen Adern fließt das Blut gewöhnlicher Menschen und nichts kann daran etwas ändern.“

„Ich…“ begann Ceres, doch ihr wurde sogleich das Wort abgeschnitten.

„Ich weiß, dass Thanos dich sehr mag, doch schon bald wirst du ihn langweilen so wie alle anderen Bürgerlichen zuvor. Und wenn du ihm einmal das gegeben hast, was er will, dann wird er dich aus dem Palast jagen, so wie alle anderen Mädchen.“

Ceres schenkte dem, was Stephania sagte, keine Sekunde Glauben.

„Wenn er so viele andere Mädchen hat, warum wollen Sie ihn dann heiraten?“ fragte sie.

„Ich muss einer Person von so niedrigem Rang sicherlich keine Rechenschaft ablegen. Bleib meinem zukünftigen Ehemann fern oder ich finde eine Gelegenheit, dich aus dem Weg zu räumen, verstanden?“

Nachdem sie das gesagt hatte, machte sich Stephania auf den Weg zurück zur Bibliothek. Doch dann drehte sie sich noch einmal zu Ceres um.

„Und nur dass du es weißt“, sagte sie, „ich werde der Königin haargenau erzählen, was ich heute gesehen habe.“

KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG

Thanos lief vor Ceres’ Tür nervös auf und ab, seine Hände waren nass, sein Hals trocken und seine Rüstung zu eng und heiß. Nichts fühlte sich richtig an, denn nichts war richtig. Auch wenn er wusste, dass ihm sein Onkel keine Wahl ließ, so wusste er doch, dass Ceres es nicht verstehen würde, es sie verletzten würde und sie ihn möglicherweise sogar hassen würde. Und das Schlimmste war, dass sie damit Recht haben würde. Er verachtete sich dafür, dem Befehl seines Onkels Folge zu leisten und er hätte viel dafür gegeben, dieser Zwickmühle zu entkommen.

Thanos wischte sich den Schweiß von der Stirn und fluchte leise.

Er wusste, dass es idiotisch war, hier wie ein betrunkener Dummkopf herumzulaufen, vor allem weil der König ihm befohlen hatte, den Hof sofort zu verlassen. Doch Ceres verdiente es, die Wahrheit zu wissen, auch wenn das bedeuten sollte, dass es einen Keil zwischen sie trieb. Auch dann, wenn sich seine schlimmsten Ängste bewahrheiten sollten und sie ihn nie wieder würde sehen wollen.

Niemals.

Er schloss seine Augen beim Gedanken an die Bedeutung dieser Worte. Dann erkannte er, dass es einen zweiten Grund gab, weshalb er hier war. Er musste sie noch einmal sehen, im Falle er würde getötet.

Er mahnte sich selbst, dass er nicht über Eventualitäten nachdenken sollte, über die er keine Kontrolle hatte.

Er biss die Zähne zusammen und klopfte an der Tür. Die neue Magd öffnete die Tür und er trat ein.

In dem Moment als Ceres ihn sah, wurde sie kreidebleich.

„Danke, dass du Anka aus dem Kerker geholt hast und mir erlaubst, sie als meine Magd um mich zu haben“, sagte Ceres.

Er blickte zu dem Mädchen und nickte Ceres zu.

„Natürlich. Ceres, könnte ich dein Schwert haben?“ fragte er.

Thanos bemerkte, dass Ceres ihre Schulter bei der Frage anspannte und ein verwirrter Blick in ihre Augen trat. Sie wusste, dass etwas nicht stimmte.

„Natürlich“, sagte Ceres.

„Vielleicht können wir ein Stückchen zusammen gehen“, sagte er.

Sie gingen hinaus und stiegen die Treppen zur Dachterrasse hinauf. Eine warme Brise spielte mit seinem Haar. Von hier aus konnte Thanos die gesamte Hauptstadt sehen und all ihre Häuser, die so aussahen als wären sie übereinandergestapelt. Er konnte sogar das Geschrei auf der Straße von hier aus hören.

Er blieb bei der Veranda stehen und blickte zu Ceres. Sie sah so wunderschön aus in ihrem weißen Kleid, das im Wind wehte und mit ihren rotblonden Haaren, die sich sanft im Rhythmus des Luftzugs bewegten. Aber es war nicht ihre Schönheit, die ihn so sehr anzog. Es war ihr Durst nach Leben, ihre Begierde zu lernen und die Leidenschaft, die sie für die Menschen und Dinge aufbrachte, die ihr wichtig waren.

Er atmete tief ein und blickte ihr in die Augen, bevor er anfing zu sprechen.

„König Claudius hat dem königlichen Heer befohlen die Rebellion zu zerschlagen“, sagte er.

Ihre Lippen pressten sich zusammen und sie drehte sich von ihm weg, um über die Stadt zu blicken.

„Ging es in der Unterredung mit dem König darum?“, fragte sie.

„Ja.“

„Du hast ja schon deine Rüstung an, also kann ich wohl davon ausgehen, dass du zu denen zählst, die den Befehl des Königs ausführen werden“, sagte sie.

Er brachte die Worte nicht über die Lippen.

„Ich wünschte, ich müsste es nicht tun, aber ich habe keine andere Wahl, Ceres“, sagte er.

„Wir haben immer die Wahl.“

Ihre Stimme klang ruhig und doch bemerkte er, wie sehr sie sich zusammenreißen musste. Er wusste, dass sie ihn am liebsten angeschrien hätte.

„Wie könnte ich eine Wahl haben? Du hast keine Ahnung, wie es ist, unter dem König zu leben, unter seinem prüfenden Blick und mit der Angst, jeden Moment sein Leben einzubüßen.“

„Meine Brüder sind dort draußen!“, schrie sie und Tränen quollen aus ihren Augen. „Mein Freund Rexus. Wirst du sie töten, wenn sie dir über den Weg laufen? Wirst du diejenigen abschlachten, die mir alles bedeuten?“

Er fühlte einen dumpfen Schmerz in seiner Brust als er sie so sah. Alles, was er wollte, war es sie zum Lachen zu bringen und ihr ein sicheres Zuhause zu geben.

„Ich weiß, dass du verärgert bist – “ sagte er.

„Weil es mein Volk ist!“, schrie sie. „Es ist auch dein Volk Thanos! Erkennst du denn nicht, dass du für einen korrupten König kämpfst, der sein Volk unterdrückt? Willst du wirklich, dass sich nichts ändert in diesem Land?“

Er ballte seine Fäuste und blieb still.

„Du kämpfst für eine Sache, der du eigentlich versuchst zu entkommen. Siehst du das denn nicht?“, sagte sie.

Er wusste, dass sie Recht hatte, doch wenn er es nicht tat, dann würde der König sie beide ohne zu zögern wieder in den Kerker werfen lassen, denn das war es, was er ihm angedroht hatte, als Thanos versucht hatte, Einwände zu erheben.

Er umfasste die Brüstung so fest, dass seine Knöchel weiß wurden.

„Ich muss tun, was ich nicht tun will, um die Dinge zu bekommen, die ich mehr begehrte.“

Sie stand wie vom Blitz getroffen da. Ihre schönen grünen Augen wurden groß und ihre Mund öffnete sich vor Entsetzen.

„Was könntest du mehr begehren als die Freiheit für dich und dein Volk?“, fragte sie.

„Dich!“ sagte er.

Ceres wusste nicht recht, wie sie reagieren sollte und Tränen traten ihr in die Augen. Sie atmete aus, blickte nach unten und schlang die Arme um ihren Körper als könnte sie so ihr Herz vor dem Zerbrechen schützen.

„Ich muss jetzt gehen. Ich wollte dich das nur wissen lassen, bevor ich aufbreche“, sagte er.

„Geh nicht. Bitte!“, flüsterte sie und ihre Arme fielen schlaff hinunter. Tränen rollten ihre Wangen hinab.

„Es tut mir leid Ceres. Ich muss.“

Tiefe Traurigkeit spiegelte sich in ihrem Gesicht wider und sie schluchzte laut auf.

„Wenn du in den Krieg ziehst, dann werde ich nie wieder ein Wort mit dir wechseln“, sagte sie mit wackliger und unsicherer Stimme. „Das ist… das ist ein Versprechen!“

Er blickte ihr nach, als sie fortlief und auch wenn Thanos nichts lieber getan hätte als ihr nachzulaufen, sie in seine Arme zu schließen und sie zärtlich zu küssen, waren seine Füße wie festgefroren. Er stand einen Moment still da. Wut und Scham übermannten ihn zur gleichen Zeit.

Wenn er sich retten wollte, dann musste er all das aufgeben, was er liebte.