Kitabı oku: «Red Dirt Heart: Lodernde Erde»

Yazı tipi:

Überarbeitete Neuauflage (ePub) Mai 2020

Für die Originalausgabe:

Copyright © 2014 by N.R. Walker

Titel der Originalausgabe:

»Red Dirt Heart 2«

Published by Arrangement with N.R. Walker

Für die deutschsprachige Ausgabe:

© 2020 by Cursed Verlag

Inh. Julia Schwenk

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,

des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung

durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit

Genehmigung des Verlages.

Bildrechte Umschlagillustration

vermittelt durch Shutterstock LLC; iStock

Satz & Layout: Cursed Verlag

Covergestaltung: Hannelore Nistor

Druckerei: CPI Deutschland

Überarbeitung: Susanne Scholze

ISBN-13: 978-3-95823-821-3

Besuchen Sie uns im Internet:

www.cursed-verlag.de


Aus dem Englischen von Betti Gefecht

Liebe Lesende,

vielen Dank, dass ihr dieses eBook gekauft habt! Damit unterstützt ihr vor allem die Autorin des Buches und zeigt eure Wertschätzung gegenüber ihrer Arbeit. Außerdem schafft ihr dadurch die Grundlage für viele weitere Romane der Autorin und aus unserem Verlag, mit denen wir euch auch in Zukunft erfreuen möchten.

Vielen Dank!

Euer Cursed-Team

Klappentext:

Charlie führt endlich das Leben, das er immer gewollt und doch nie für möglich gehalten hatte. Seit sechs Monaten leitet er jetzt schon mit Travis zusammen die Sutton Station. Doch die harte Arbeit und die Tatsache, dass er nach so langer Einsamkeit plötzlich ständig jemanden um sich hat, machen Charlie zunehmend zu schaffen. Und da er noch nie gut darin war, seine Probleme in Worte zu fassen, muss er hilflos zusehen, wie Travis sich mehr und mehr von ihm zurückzieht. Wird er es rechtzeitig schaffen, sich Travis vollständig zu öffnen, oder sind die beiden Männer vielleicht doch nicht so perfekt füreinander, wie sie bislang dachten?

Für diejenigen,

die vor Jahren das Wagnis mit mir eingegangen sind.

Und diejenigen,

die immer noch an meiner Seite sind.

Danke.

Kapitel 1

Vier Tage. Vier verdammt lange Bevor-er-herkam-war-das-nie-so-Tage.

Ich lehnte am Küchentresen, sah zum zwanzigsten Mal auf die Uhr und nippte an meinem Tee.

»Er kommt ja bald«, sagte Ma.

Ich tat so, als wüsste ich nicht, wovon sie redete, und sie tat so, als würde sie nicht lächeln. Ma versuchte, das Abendessen zuzubereiten, und ich stand ihr ihm Weg. Ich stellte meine noch volle Tasse in die Spüle und seufzte. »Es ist unsinnig«, sagte ich. »Ich bin sechsundzwanzig Jahre lang perfekt ohne ihn ausgekommen. Wie können dann vier Tage so besch–« Ich verstummte gerade noch vor dem Schimpfwort und versuchte es noch einmal. »Wie können vier Tage so verdammt lang sein?«

In Mas Augenwinkeln bildeten sich Lachfältchen, als sie mir ihr spezielles Wie süß!-Lächeln schenkte. »Du vermisst ihn. Das ist nur natürlich«, sagte sie. »Kannst du das Blech für mich rüberstellen?«

Ich trug das alte, schwere Backblech mit dem Roastbeef zum Tisch in der Mitte der Küche hinüber, wo Ma es vor dem Servieren immer aufschnitt. »Trotzdem. Vier Tage. Das ist erbärmlich«, murmelte ich. »Und sie verspäten sich! Wie lange dauert das denn, von der südlichen Zaungrenze hierher zurückzukommen? Sie sollten längst hier sein.«

Ma ignorierte mein Gejammer und bat mich, die Servierplatten vom Regal herunterzuholen. Dann sollte ich die Teller nehmen und den Tisch decken. Ich wusste, dass sie mich nur beschäftigte, damit ich ihr nicht im Weg stand. Ich war ihr bereits den ganzen Nachmittag auf die Nerven gegangen. Und gestern auch schon eine Weile. Tag drei hatte auch keinen Spaß gemacht.

Travis war seit vier Tagen weg. Vier verfluchte Tage. Vier Tage, in denen die Zeit nicht vergehen wollte und sich elendig dahinschleppte. Vier Tage, in denen ich versucht hatte, mich irgendwie zu beschäftigen. Vier Tage, in denen ich ein erbärmliches Häufchen Elend war.

Er war mit Ernie, Bacon und Trudy unterwegs, um an der Südgrenze Zäune zu reparieren. Es überraschte mich nicht, dass das gemacht werden musste, sie waren zu viele Jahre der Sonne ausgesetzt gewesen und hatten angefangen zu rosten. Über mehrere Kilometer hinweg mussten neue Pfähle gesetzt und neuer Draht gezogen werden. Das war ein Haufen Arbeit, etwa hundert Kilometer vom Hof entfernt. Da lohnte es sich einfach nicht, abends nach Hause zu kommen. Wir blieben in ständigem Funkkontakt und George war am zweiten Tag mit frischem Proviant zu ihnen rausgeflogen, so wie wir es auch während eines Viehtriebs machten.

Als Travis sagte, dass er mit den anderen zusammen den Job machen wollte, hatte ich gesagt, dass ich dann auch mitkommen würde. Wir hatten im Bett gelegen und Travis hatte sich auf mich gerollt und gelacht. »Kannst du keine vier Tage ohne mich leben?«, hatte er gefragt.

»Sei nicht albern«, hatte ich erwidert. »Natürlich kann ich das.«

Er hatte im Dunkeln gegrinst und mich dann lächelnd geküsst. »Das kannst du absolut nicht.«

»Sei mal nicht so von dir selbst eingenommen«, hatte ich geantwortet.

»Du wirst ohne mich zu nichts zu gebrauchen sein«, hatte er mich geneckt, meine Hände über meinem Kopf gegen die Matratze gedrückt und seine Nase an meiner gerieben. »Du wirst schon sehen.«

Und der eingebildete Mistkerl hatte recht.

»Weißt du«, sagte ich zu Ma, als ich das Tablett mit den Gewürzen aus dem Vorratsschrank nahm. »Weißt du, was das Schlimmste ist? Dass er immer recht haben muss. Das macht mich echt sauer.«

»Mhm«, brummte Ma in diesem Aber sicher, Schätzchen-Ton.

»Und es stinkt mir, dass er denkt, er könnte entscheiden, ob er vier Tage lang Zäune reparieren geht oder nicht, nachdem ich gesagt habe, dass die anderen dazu mehr als fähig sind. Ich meine, ich bin nicht sein Vormund, aber ich bin sein Boss.«

Ma sagte nichts, sondern sah mich nur an, während sie die Soße umrührte. Nur ihre hochgezogene Augenbraue schien zu sagen: »Natürlich bist du das, Schatz.«

»Und es schien ihm nicht in den Sinn zu kommen, dass es ein Problem wäre, mich vier Tage lang allein zu lassen. Er wollte lieber freiwillig vier Tage lang da draußen campen als mit mir zusammen zu sein, verdammte Scheiße. Und was sagt das jetzt über mich aus?«

»Charlie«, tadelte Ma.

»Und weißt du, was mir auch noch stinkt? Er lässt immer seine Handtücher auf dem Bett liegen. Ich hasse das! Wie schwer kann es sein, sie wieder aufzuhängen? Das ist nicht schwer. Echt nicht. Und er knirscht im Schlaf mit den Zähnen. Ich hasse es wirklich, wenn er das macht. Und was zum Henker hat es mit diesem Brief von meiner alten Uni auf sich, der an ihn adressiert –«

In diesem Moment hörten wir die Motorräder und den alten Pick-up an den Toren bei der Scheune vorfahren.

Und mir wurde die Brust ganz eng und in meinem Magen tanzten Schmetterlinge.

Ma brach in Gelächter aus. »Mhm. Ich kann an deinem Grinsen sehen, wie sehr dir all das stinkt.«

»Sie sind wieder da«, stellte ich das Offensichtliche fest.

Ma nickte zur Vorderseite des Hauses hinüber. »Geh.« Als ich schon fast in der Diele war, sagte Ma: »Charlie?« Ich drehte mich um und sah sie an. »Versuch, dir nicht zu viel anmerken zu lassen, Schatz. Sonst weiß er sofort, dass er recht hatte.«

Ich trat aus der Vordertür in die kälter werdende Luft. Es war nun beinahe Winter, die Tage waren kürzer und die Nächte kühlten schnell ab. Der Sonnenuntergang war von seiner üblichen Palette aus Orange- und Rottönen zu einem dunkleren Lila geworden, bevor es ganz dunkel wurde.

Zwei Motorräder und der Pick-up kamen von den südlichen Weiden heran und parkten bei der Scheune. Die Motoren erstarben, und ich war noch nicht weitergekommen als zur vorderen Veranda, als der Klang von Gelächter die Stille durchschnitt. Entweder hatte Travis etwas Lustiges gesagt oder sie hatten einen Witz darüber gemacht, dass ich auf der Veranda stand und auf ihn wartete wie ein liebeskrankes Schulmädchen.

Es war mir egal.

Travis kam von der Scheune herüber, grinsend wie immer, und sprang die Verandatreppe herauf. Seine gebräunte Haut betonte die blauen Augen und das breite Lächeln, und roter Staub bedeckte seine Jeans und sein Hemd, weil er eines der Geländemotorräder gefahren hatte.

Travis war jetzt seit sechs Monaten hier. Sein Knie – das er sich verletzt hatte, als er uns mal eine ganze Nacht lang draußen verloren gegangen war – war wieder fast wie neu. Er zog seinen Hut – meinen alten Hut – vom Kopf und lächelte. »'n Abend.«

Natürlich erwiderte ich sein Lächeln sofort. Ich war nur froh, dass es schon dämmerte und er nicht sehen konnte, wie ich rot wurde und meine Wangen glühten, weil er mich so ansah. »'n Abend.«

Ich wollte ihn so wahnsinnig gern anfassen, meine Arme um ihn legen, ihn küssen. Aber das ging nicht. Die anderen standen immer noch vor der Scheune und alle konnten uns sehen.

»Du hast mich total vermisst«, sagte Travis. Er biss sich auf die Lippe und sah mir auf den Mund, so als wollte er mich auch küssen.

»Sei nicht so von dir eingenommen«, sagte ich. Es sollte nonchalant klingen, war aber kaum ein Flüstern.

Er lachte und dann verblasste sein Lächeln und er sah mich nur noch an. Wir standen einfach da, sagten nichts, starrten einander nur eine gefühlte Ewigkeit an.

Er schluckte hörbar. »Ist heute die Post gekommen?«, fragte er.

»Ist sie.« Ich nickte zur Vordertür. »Da waren ein paar Briefe für dich dabei. Liegt alles auf unserem Bett.«

Unser Bett.

Fühlte sich immer noch seltsam an, das zu sagen.

Ich folgte ihm, als er ins Haus ging und seinen Hut an den Haken neben meinem hängte. Er zögerte in der Diele einen Moment, sein Blick wanderte zwischen mir und der Küche hin und her, dann schnappte er sich meine Hand und zog mich ins Schlafzimmer.

Er drehte sich, legte in einer fließenden Bewegung seine Hand an meinen Nacken und zog mich für einen Kuss zu sich heran.

Für einen Wir waren vier Tage getrennt-Kuss.

Der Kuss war intensiv und entschlossen und liebevoll und alles, was ich brauchte.

Er legte einen Arm um mich, zog mich an sich und seufzte, als unsere Körper miteinander verschmolzen.

»Jungs!«, rief Ma aus der Küche.

Travis stöhnte und trat einen Schritt zurück, was den Kuss beendete. »Du gehst lieber hin«, sagte er. »Und ich geh mich besser waschen und versuche, das hier loszuwerden«, fügte er hinzu und rückte in seinem Schritt die Dinge zurecht.

Ich beäugte die Beule in seiner schmutzigen Jeans. »Ich könnte dir damit behilflich sein«, sagte ich.

»Du wirst mir später damit behilflich sein«, sagte er und legte erneut kurz Hand an seinen Schritt.

Dann fiel mir etwas ein. »Trav«, fuhr ich fort und nickte bedeutungsvoll zu dem Haufen an Post auf dem Bett. »Möchtest du mir vielleicht mitteilen, warum die University of Sydney dir schreibt?«

Sein Blick schoss zu den Umschlägen und Päckchen. »Ähm, nachher vielleicht.«

Ich hob den Brief auf, aber er nahm ihn mir weg und warf ihn zurück aufs Bett. Dann ging er aus dem Zimmer und in Richtung Bad. »Fass ihn nicht an, Charlie.«

»Trav«, jammerte ich. »Ich hab schon den ganzen Tag gewartet.«

Travis erreichte die Badezimmertür und lachte. »Die Antwort ist trotzdem Nein.«

Dann rief Ma aus der Küche: »Charles Sutton«.

»Noch mal Glück gehabt«, flüsterte Travis. Dann grinste er und schloss die Tür.

»Ich könnte ihn einfach aufmachen und lesen«, sagte ich zur Badezimmertür.

»Könntest du«, rief er. Ich hörte, wie das Wasser aufgedreht wurde. »Wirst du aber nicht.«

Ich schnaubte. Vielleicht war es auch eher ein Knurren. Dann stapfte ich davon und in die Küche, wo Ma wartete. »Warum sind Männer so frustrierend?« Ich nahm eine Gabel und warf sie in die Spüle.

Ma lachte laut auf. »Schätzchen, das ist eine uralte Frage. Muss für euch beide doppelt schlimm sein.« Sie mühte sich mit einer schweren Pfanne ab, also schnappte ich mir ein Küchentuch und brachte sie für sie vom Ofen zum Tisch hinüber.

Ich schnaubte erneut und öffnete den Vorratsschrank mit deutlich mehr Schwung, als nötig gewesen wäre. »Ich bin überhaupt nicht frustrierend. Aber er.« Ich zog das Tablett mit den Soßen heraus und stellte es auf den Küchentisch. Ma sah mich an und nagte an ihrer Oberlippe.

»Was?«, fragte ich. »Ich bin nicht frustrierend.«

Sie wandte sich wieder der Spüle zu, wahrscheinlich, um ihr Lächeln vor mir zu verbergen. Aber ihre Stimme verriet sie. »Ich nehme an, er wollte dir nicht sagen, was in dem Umschlag ist?«

»Nein.«

Travis erschien im Türrahmen und er sah ganz sauber aus und roch noch viel besser. »Hat dir keine Ruhe gelassen, wie?«, fragte er und versuchte nicht mal, sein Grinsen zu verbergen.

»Den ganzen Tag nicht«, gab ich zu.

Sein Grinsen wurde noch verschmitzter und um seine Augen herum erschienen Lachfältchen, als er die Küche betrat. Er legte seine Hände an mein Gesicht und küsste mich. Das war etwas, das er nur in Mas Gegenwart machte. Die Küche war neutraler Boden, ein Ort, an dem jeder offen seine Meinung sagen konnte. Die anderen Farmarbeiter, meine Angestellten, kamen nie in die Küche. Und in ihrer Gegenwart berührten wir einander nicht, geschweige denn küssten wir uns.

»Geh dich waschen«, sagte er. »Ich deck den Tisch zu Ende.« Er drückte mir noch ein Küsschen auf die Lippen, dann schob er mich zur Tür. »Geh.« Als ich halb durch die Diele war, rief er: »Und fass den Umschlag nicht an.«

Nachdem ich mir Hände und Gesicht gewaschen hatte, kam ich wieder raus und fand George, Bacon, Trudy, Billy und Ernie am Esstisch vor. Travis war natürlich auch da, und während wir aßen, redeten sie über ihre vier Tage am südlichen Grenzzaun.

Travis sah müde aus, auch wenn er unentwegt lächelte. Ich hatte keinen Zweifel, dass er jeden Tag vor Sonnenaufgang wach gewesen war, und ein Schlafsack direkt auf dem Boden war auch nicht gerade für tiefen Schlaf geeignet. Der Winter war die beste Zeit, um die meisten Arbeiten zu erledigen. Die Nächte waren kalt, aber die Tage waren im Vergleich zu der glühenden Sommerhitze lediglich warm. Und Travis liebte die Arbeit. Er liebte es, etwas zu tun zu haben, etwas zu schaffen, und er hielt den ganzen Tag nicht inne.

Sie sprachen alle über ihr freies Wochenende, dass sie am Morgen nach Alice fahren würden. Es war die übliche freudige Erwartung und der ganze Blödsinn darüber, wer was unternehmen würde.

Bevor das Abendessen vorbei war, sagte Ernie: »Da war auch eine große Gruppe Kängs auf der südlichsten Weide. Haben 'n ganz schönes Chaos veranstaltet.«

Ich schob meinen leeren Teller weg. »Wie viele?«

Travis zuckte die Schultern. »Ungefähr zwanzig.«

Ich sah George an. »Wir sollten uns das am Wochenende vielleicht mal ansehen.«

Ich konnte George ansehen, dass er im Kopf bereits Pläne machte, bevor der Tisch abgeräumt war, und ich wusste, wir würden uns morgen darum kümmern. Aber heute Abend hatte ich anderes im Sinn.

Ich wollte Travis in meinem Bett. Und ich wollte wissen, was zum Teufel er mit diesem Brief von meiner alten Uni vorhatte.

Als alle gegangen waren und das Haus still war – nachdem Travis es absichtlich so lange hinausgezögert hatte, wie ich aushalten konnte –, schleifte ich ihn in unser Schlafzimmer. Er schloss die Tür hinter uns und lachte, als ich ihm den Umschlag gab.

»Bitte mach ihn auf.« Betteln war nicht länger unter meiner Würde.

Travis ignorierte mich und nahm zunächst das größte braune Paket vom Bett. Der Aufkleber zeigte die Handschrift seiner Mutter, deshalb versuchte ich, geduldig zu sein, während er es als Erstes aufriss. Seine Mom hatte ihm seine Lieblings-Kapuzenjacke geschickt. Er war in der Hitze des Sommer hierhergekommen, in der Absicht, lediglich vier Wochen zu bleiben. Er besaß keine Winterkleidung, außer den Kleidungsstücken, die er mir abgeluchst hatte. Ich hatte ihm ein paar Jeans und ein paar Hemden online bestellt, aber irgendwie trug ich die nun, und er zog einfach weiter meine Sachen an.

Seine Mom hatte ihm außerdem ein paar Biskuits geschickt.

»Kekse.«

»Biskuits.«

»Kekse.«

»Es sind Biskuits.«

»Es sind Kekse. Das steht sogar auf der Packung.« Er hielt sie hoch und zeigte sie mir. »Und die hier sind meine Lieblingskekse. Ich hab sie vermisst.« Er riss das Paket auf und schob sich ein Biskuit in den Mund. Er stöhnte und legte den Kopf in den Nacken, während er kaute. »Die sind so gut.« Er faltete den handgeschriebenen Brief von seiner Familie auf und ich wartete, während er las. »Mom lässt ganz lieb grüßen«, sagte er und las weiter. Ich stand da und wartete, so geduldig ich konnte, bis er fertig war. Dann sah Travis mich an und hielt mir die Packung mit den Biskuits hin. »Willst du einen?«

Ich schüttelte den Kopf. »Trav.«

Als Nächstes öffnete er das kleine, braune Paket. Wir bestellten Kondome und Gleitgel online und die Sachen wurden in diskreten, schlichten Pappkartons geliefert. Ich bin sicher, George und Ma wussten, was drin war, wenn die Post eingesammelt wurde, aber das war immer noch besser, als einen von ihnen zu bitten, bei ihrem nächsten Trip in die Stadt Gleitgel mit Geschmack mitzubringen.

Er riss die Schachtel auf und schüttete den Inhalt aufs Bett. »Oh, guck mal, Gleitcreme«, sagte er. »Jede Menge Gleitcreme. Wenn du es richtig anstellst, dann lass ich dich vielleicht was davon an mir benutzen.«

»Travis«, sagte ich. »Bitte.«

»Es beschäftigt dich wirklich, oder?«, sagte er und nahm den großen, weißen Umschlag in die Hand, der mich in der Tat den ganzen Tag schon wahnsinnig gemacht hatte. Er sah mich an und drehte ihn in seinen Händen hin und her. Sein Lächeln war verschwunden.

»Warum willst du mir nicht sagen, was drin ist?«

»Ich will nicht, dass du sauer auf mich wirst.«

»Trav, was hast du angestellt?«

Er biss sich auf die Unterlippe und sah mir schließlich in die Augen. Er schluckte heftig und gab mir den Umschlag. »Ich habe möglicherweise die Uni kontaktiert und mich danach erkundigt, wie du dich wieder einschreiben könntest, um deinen Abschluss nachzuholen.«

Ich starrte ihn eine ganze Weile an, dann nahm ich ihm langsam den Umschlag aus der Hand. »Du hast was?«

»Du hast immer gesagt, dass du wünschtest, du hättest zu Ende studiert. Und eines Tages war ich hier, und du warst draußen, und ich dachte, es wäre eine wirklich gute Idee, aber jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher.«

Ich öffnete den blöden Umschlag und zog die Papiere heraus. Mr. Charles Sutton, wir freuen uns, Ihnen folgendes Angebot…

»Wie hast du das gemacht?«, fragte ich. »Es ist alles auf meinen Namen.«

»Ich könnte so getan haben, als wäre ich du. Es waren nur ein paar E-Mails und eine Online-Bewerbung, aber ich hab drum gebeten, dass die Post an mich geschickt wird.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich habe einfach gesagt, Travis wäre der Verwalter der Farm und dass sämtliche Post an ihn adressiert wird. Du wärst überrascht, wie leicht das ging.«

»Travis.«

»Sei nicht sauer.«

Ich schüttelte den Kopf über ihn. »Wie soll ich das machen? Ich kann nicht einfach zurück nach Sydney gehen!«

»Nein, du kannst das per Korrespondenz erledigen. Das geht alles online. Du musst vielleicht zum Abschlussexamen nach Sydney, aber bis dahin ist es noch eine ganze Weile, und es wäre auch nur ein Wochenende, und ich dachte, vielleicht könnten du und ich…« Er brabbelte nervös vor sich hin und sah ein wenig ängstlich aus. Er nahm sich noch ein Biskuit und sagte mit vollem Mund: »Ich hab diesen Kurs erst letztes Jahr beendet, also kann ich dir helfen. Ich bin sicher, dass wir eine oder zwei meiner Arbeiten benutzen könnten, was nicht gerade sonderlich legal ist und möglicherweise an Plagiieren grenzt, und mein ganzes Zeugs ist noch in den Staaten, aber wenn wir zusammenarbeiten, dann wird das überhaupt nicht lange dauern –«

Ich legte den Umschlag, der zufällig ein Immatrikulationspaket der University of Sydney enthielt auf das Bett und nahm Travis' Hand. »Warum hast du mir nichts gesagt?«

Er schluckte sein Biskuit hinunter. »Ich wollte nicht, dass du sauer wirst.« Seine Mundwinkel sanken herab. »Bist du sauer? Du hast mehrmals gesagt, dass du es bereust, deinen Abschluss nicht gemacht zu haben«, fügte er hinzu. »Und ich dachte, ich könnte dir helfen, ihn zu machen. Ich weiß nicht… tut mir leid, ich hielt es zu der Zeit für eine gute Idee.«

»Ich bin nicht sauer«, sagte ich und seufzte. Es stimmte – ich hasste es, dass ich es nicht zu Ende gebracht hatte.

Travis lächelte, oder so was in der Art. »Also hasst du mich nicht?«

Ich prustete. »Ich hasse dich nicht. Aber vielleicht hättest du es mal erwähnen können oder wir hätten darüber reden können.«

»Wir haben darüber geredet«, sagte er. »Vor ein paar Wochen erwähnte ich meinen Abschluss und du sagtest, du bedauerst, keinen zu haben.«

»Das war nicht wirklich eine Diskussion darüber, wieder zurück auf die Uni zu gehen.«

»Na ja, irgendwie schon.«

»Äh, nein, wirklich nicht.«

»Bist du sicher, dass du nicht sauer bist?«

»Ich bin nicht sauer.«

»Ich glaube, du solltest mich küssen«, sagte er. »Dann werde ich wissen, ob du sauer bist und nur sagst, du wärst es nicht, oder ob du wirklich nicht sauer bist.«

Ich lachte leise und drückte kurz meine Lippen auf seine. Aber er schüttelte den Kopf. »Nö. Du bist sauer. Ich wusste, dass du sauer werden würdest.«

»Ich bin nicht sauer!«

»Doch. Bist du. Irgendwie.«

»Nein, bin ich nicht. Ich sollte es sein, aber ich bin's nicht.«

»Doch, bist du.« Er blieb hartnäckig. »Ich merke das daran, wie du mich geküsst hast.«

»Ist das so?«

Er nickte vollkommen ernsthaft. »Japp. Das war ein Ich bin sauer, aber lasse mir nix anmerken-Kuss. Mit Sicherheit.«

Ich griff nach ihm, schubste ihn aufs Bett und warf mich auf ihn, sodass der Rest der Post unter ihm zerknitterte. Ich strich ihm das Haar aus der Stirn und küsste ihn noch einmal, sanfter und langsamer, bis seine Augenlider sich flatternd schlossen. Er schmeckte nach Schokolade. »Bin ich jetzt immer noch sauer?«

Travis lächelte und leckte sich die Unterlippe. Seine Augen funkelten. »Definitiv.«

Also küsste ich ihn noch einmal. Ich hielt sein Gesicht fest und schob meine Zunge in seinen Mund, bis er nachgab. Ich konnte den genauen Moment fühlen, in dem er sich geschlagen gab; sein Körper schmiegte sich an meinen, seine Beine öffneten sich für mich, seine Hände hielten mich fest und er stöhnte.

Also küsste ich ihn noch ein bisschen länger.

Als er außer Atem und voller Verlangen war, löste ich meinen Mund von seinem. Travis war kusstrunken, hatte ganz glasige Augen und geschwollene Lippen. Ich richtete mich über ihm auf und zog ihm das Hemd über den Kopf, dann zog ich meins aus. Ich beugte mich über ihn und er legte mir eine Hand auf die Brust, um mich davon abzuhalten, ihn nochmals zu küssen.

»Also wirst du's machen?«, fragte er.

Ich erinnerte mich nicht daran, dass er mich gebeten hatte, etwas mit ihm zu machen. »Was machen?«

»Deinen Abschluss fertig.«

»Ich würde lieber dich fertigmachen«, bot ich an. Ich rieb meine Hüften an seinen und fühlte, wie erregt er war.

Er schenkte mir ein langsames Lächeln und hob seinen Hintern ein bisschen an, ließ mich ihn aber immer noch nicht küssen, bevor ich ihm nicht geantwortet hatte. »Charlie.«

Ich prustete. »Erpresst du mich?«

Er grinste unbefangen. »Was willst du mehr? Mich oder deinen Abschluss?«

Ich knurrte ihn an und presste seine Hände über seinem Kopf auf die Matratze. »Ich will beides«, sagte ich ihm. »Und ich werde beides kriegen.«

Er lächelte triumphierend und legte ein Bein um meinen Oberschenkel. »Ich wusste es.« Ich beugte mich herab, um ihn zu küssen, und er hielt mich erneut auf. »Charlie?«

»Was jetzt noch?«

»Könntest du dich beeilen?« Er grinste. »Es ist vier Tage her.«