Kitabı oku: «30 Minuten Gewaltfreie Kommunikation», sayfa 2
1.3 Ein positives Menschenbild
Die Gewaltfreie Kommunikation beruht auf einem positiven, ganzheitlichen Menschenbild. Wesentliche Elemente sind:
• Positive Motivation durch Bedürfnisse
• Gleichwertigkeit der Bedürfnisse
• Selbstverantwortung für unser Denken und Handeln
• Selbstkompetenz für unser inneres Erleben
• Natürliche Gemeinwohlorientierung
Positive Motivation
Alles menschliche Verhalten ist durch Bedürfnisse motiviert. Jeder Mensch tut in jedem Augenblick in Bezug auf seine Bedürfnislage „das Beste“, was ihm gerade möglich ist. Manchmal merken wir jedoch im Nachhinein, dass wir wichtige Bedürfnisse zugunsten anderer vernachlässigt haben.
Gleichwertigkeit
Zu den großen kulturellen Errungenschaften unserer modernen Zivilisation gehört die Erkenntnis, dass alles menschliche Leben wertvoll und gleichwertig ist. Oft leben wir jedoch nach wie vor nach dem Motto: „Ich/Wir oder die anderen.“ Wir meinen, wir müssten uns entscheiden, entweder für die eigenen Ziele und Bedürfnisse zu sorgen oder uns hilfsbereit den Bedürfnissen der anderen zuzuwenden. Dieses Spannungsfeld ist letztlich ein Ausdruck des menschlichen Grunddilemmas zwischen Entwicklung und individueller Freiheit einerseits und Sicherheit und Verbundenheit andererseits.
Der Prozess der Gewaltfreien Kommunikation, in dem die eigenen Bedürfnisse genauso wichtig genommen werden wie die der anderen, kann bei der Lösung dieses Dilemmas einen hilfreichen Beitrag leisten. Wenn die Bedürfnisse beider Seiten transparent und empathisch kommuniziert werden, entstehen Verständnis und Mitgefühl und es kommt leichter zu Lösungen, in denen Freiheit und Sicherheit, Selbstausdruck und Verbindung berücksichtigt werden.
Selbstverantwortung
Wir können nur für das Verantwortung übernehmen, worauf wir Einfluss haben, z. B. ...
• für unser Denken, unsere Ziele und Absichten,
• für den Umgang mit unseren Gefühlen und Bedürfnissen,
• für unser Sprechen und Handeln,
• für unsere Reaktion auf die Reaktion anderer.
Wir sind jedoch nicht verantwortlich für die Reaktion der anderen, denn diese liegt nicht in unserer Macht.
Beispiel: Herr K. möchte einer Mitarbeiterin kündigen. Da ihm ein achtsamer zwischenmenschlicher Umgang wichtig ist, bereitet er sich auf das Gespräch vor. Er vermutet, es könnte für die Mitarbeiterin ein schwerer Schlag sein, und verbindet sich innerlich sowohl mit seinen guten Gründen für diesen Schritt als auch mit seinem Mitgefühl für jemanden, der plötzlich seine Existenzgrundlage verliert. Im Gespräch erklärt er ihr die Gründe für sein Vorgehen und dass sie nichts mit der Mitarbeiterin als Mensch zu tun haben. Er hört ihr mitfühlend zu, beantwortet ihre Fragen und bietet ihr Unterstützung an. Es liegt jedoch nicht in seiner Macht, ob sie die Nachricht gefasst aufnimmt oder mit Verzweiflung darauf reagiert. Wie er mit ihrer Reaktion umgeht, fällt jedoch wiederum in seinen Einfluss- und damit Verantwortungsbereich.
Selbstkompetenz
Jeder ist Experte für sich selbst und hat damit auch die Deutungshoheit über sein eigenes Innenleben. Jeder weiß letztlich selbst am besten, was er gerade braucht.
Natürliche Gemeinwohlorientierung
Es ist zutiefst menschlich, nicht nur das eigene Wohlbefinden im Blick zu haben, sondern auch das Leben anderer bereichern zu wollen.
Das Menschenbild der Gewaltfreien Kommunikation ist geprägt von positiver Motivation, Gleichwertigkeit, Selbstverantwortung und -kompetenz.
1.4 Die Umsetzung – Ein Überblick
In den meisten Konflikten verhindern Störungen der Beziehungsebene, dass auf der Sachebene Lösungen gefunden werden können. Deshalb legt die Gewaltfreie Kommunikation ihren Schwerpunkt auf die Beziehungsebene, bindet diese jedoch ganz konkret an die Sachebene, was die Verständigung effizient und alltagstauglich macht. Dies geschieht durch eine innere Haltung (s. Kap. 2) und durch die inhaltliche Lenkung der Aufmerksamkeit (s. Kap. 3 und 4).
Die innere Ausrichtung
In einer Atmosphäre von Vertrauen und Offenheit lassen sich die meisten Konflikte sehr viel leichter aushandeln. Um diese Qualitäten zu stärken und eine angenehme zwischenmenschliche Verbindung zu fördern, ist die Orientierung an folgenden Kriterien hilfreich:
• Präsenz: bewusst wahrnehmen, was jetzt geschieht, ohne sich in Interpretationen zu verlieren
• Authentizität: sich selbst gegenüber ehrlich sein; in Übereinstimmung mit den eigenen Werten handeln
• Empathie: bewusst mitfühlen, wie es einem selbst und dem anderen geht
• Wohlwollende Zuwendung: an sich selbst und am anderen interessiert sein und zum beiderseitigen Wohlergehen beitragen wollen
Vier Komponenten der Verständigung
Um sich im Konfliktfall einem anderen Menschen verständlich zu machen und zu erfahren, worum es ihm geht, hat es sich bewährt, die Aufmerksamkeit auf vier Komponenten zu richten: Beobachtung (Sachebene), Gefühle und Bedürfnisse (Beziehungsebene) sowie Bitte (handlungsbezogene Sach- und Beziehungsebene).
Diese Komponenten vermitteln alle grundlegenden Inhalte, die wir brauchen, um uns zu orientieren, um zu verstehen, eine zwischenmenschliche Verbindung herzustellen und zu einer konkreten, weiterführenden Handlung zu finden.
Wie ausführlich die einzelnen Komponenten zum Einsatz kommen, ist situationsabhängig.
Beispiel: Anke erklärt ihrer Tochter Julia, wann und wo sie sich am Mittag mit ihr treffen möchte. Julia tippt währenddessen in ihr Handy. Als Anke fragt: „Meinst du, du findest das?“, antwortet Julia: „Was hast du gerade gesagt?“ Anke atmet erst einmal tief durch. Ihr ist bewusst, dass niemandem damit geholfen ist, wenn sie Julia anfährt, deshalb verzichtet sie auf die Antwort, die ihr auf der Zunge liegt. Sie merkt, dass es ihr unter ihrer Genervtheit gerade v. a. um Klarheit und effiziente Verständigung geht. Als ihr das klar wird, fühlt sie sich ruhiger. Sie macht sich bewusst, dass Julia sich nicht so verhält, weil sie sie ärgern will, sondern weil unter ihren Freundinnen gerade ein lustiger Austausch stattfindet. Das kann Anke verstehen. Jetzt kann sie sich Julia ruhig und klar mitteilen:
1. Beobachtung: Der Bezugspunkt, der Auslöser
In Abgrenzung von Bewertungen („Wie unhöflich!“) und Verallgemeinerungen („Du hörst nie zu.“) beginnt sie mit dem faktischen Geschehen, damit Julia weiß, worauf sich ihre Reaktion bezieht: „Wenn ich höre, dass du nicht mitgekriegt hast, was ich gesagt habe ...“
2. Gefühle: Die emotionale Reaktion
„... werde ich unruhig und ungeduldig ...“ Sie versucht, in die Benennung ihrer Gefühle keine Interpretationen wie „Ich bin dir wohl egal“ zu mischen, da diese bei Julia leicht als Schuldzuweisung ankommen.
3. Bedürfnisse: Das eigentliche Anliegen
„... weil ich Klarheit darüber brauche, wie wir uns treffen wollen, und weil mir wichtig ist, gehört zu werden.“ Der Kern der Mitteilung sind die Bedürfnisse. Indem Anke sagt, worum es ihr eigentlich geht (z. B. Klarheit und Verständigung), kann sie sich mitteilen, ohne ihr Gegenüber anzugreifen oder infrage zu stellen.
4. Bitte: Was könnte jetzt konkret helfen, zu bekommen, was ich brauche?
Sie bittet Julia um eine konkrete, jetzt durchführbare Handlung, deren Zweck Julia nachvollziehen kann. Zum Beispiel: „Könntest du das Handy bitte beiseitelegen, bis wir geklärt haben, wo wir uns treffen?“
Innere und äußere Kommunikation
Diese vier Komponenten dienen auf allen Ebenen der Kommunikation zur inhaltlichen Orientierung:
• innerlich in der empathischen Selbstklärung und der empathischen Vermutung, was beim anderen gerade los ist,
• äußerlich im aufrichtigen, wertschätzenden Selbstausdruck und im empathischen Zuhören.
Wenn Sie sich auf diese Weise zuerst über Ihre eigene Befindlichkeit klar werden, wissen Sie, ob Sie gerade bereit und fähig sind, auf jemand anderen einzugehen. Indem Sie sich zuerst in den anderen hineinversetzen, bevor Sie ihm von sich erzählen, können Sie abschätzen, ob dieser gerade offen und in der Lage ist, Sie zu hören oder sich mitzuteilen.
Die Gewaltfreie Kommunikation beruht auf einem Menschenbild der positiven Motivation, Gleichwertigkeit, Selbstverantwortung und -kompetenz sowie einer authentischen, empathischen inneren Haltung. Durch den zielgerichteten Wechsel zwischen Sach- und Beziehungsebene können auch in Konfliktsituationen wertschätzende Beziehungen aufrechterhalten und für alle Beteiligten zufriedenstellende Lösungen gefunden werden.
2. Innere Grundlagen
Das Kommunikationsmodell der vier Komponenten Beobachtung, Gefühle, Bedürfnisse und Bitte bietet Orientierung und Struktur für einen wertschätzenden Umgang mit sich selbst und anderen. Um seine volle Wirkung zu entfalten, bedarf es jedoch einer Haltung, die sich in Anlehnung an Rosenbergs Lehrer Carl Rogers zusammenfassen lässt in Präsenz, Authentizität, Empathie und wohlwollende Zuwendung. Dabei geht es nicht darum, diese Qualitäten perfekt zu verkörpern, sondern uns immer wieder nach ihnen auszurichten.
Die innere Haltung ist so wichtig, weil das gesprochene Wort nur einen geringen Teil unserer Kommunikation ausmacht. Der weitaus größte Teil der Botschaft wird über Tonfall und Körpersprache vermittelt. Um ernst genommen zu werden und eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen, sind die innere Ausrichtung und die wohlwollende Absicht also letztlich entscheidender als das, was gesagt wird.
2.1 Motivation – mit klarer Absicht
Der erste Schritt zu einem aufrichtigen, wertschätzenden Umgang mit sich selbst und anderen ist die bewusste Entscheidung dazu. Das mag selbstverständlich klingen, doch gerade in angespannten Situationen, in denen unsere Konditionierungen auf Rechtfertigung, Verteidigung oder gar Rache drängen, ist dieser Schritt eine entscheidende Weichenstellung für den weiteren Verlauf. Worum geht es Ihnen in der Selbstklärung oder im Gespräch mit anderen? Wollen Sie einfach nur Dampf ablassen – oder sind Sie an einem Austausch interessiert? Wollen Sie sich durchsetzen – oder geht es Ihnen um Klärung, Verständnis und Entspannung? Je klarer Sie sich über Ihre Absicht sind, desto größer ist die Chance, dass Sie bekommen, was Sie wollen. Allerdings gelingt es nur selten, auf dem eigenen Standpunkt zu beharren und gleichzeitig eine gute Beziehung zu pflegen. „Willst du recht haben oder glücklich sein?“, zitierte Rosenberg oft aus dem Kurs in Wundern. Und fügte hinzu: „Beides zusammen geht nicht.“ (z. B. Rosenberg, 2005, S. 9). Jedenfalls nicht immer.
Aus der klaren Motivation zu einem aufrichtigen und wertschätzenden Umgang miteinander entsteht die Kraft, auch in schwierigen Situationen offen und präsent zu bleiben.
2.2 Präsenz – mit Herz und Verstand
Wirklich präsent sein bedeutet, offen und vorbehaltlos wahrzunehmen, was gerade geschieht. Solange wir uns in Denkmustern wie richtig/falsch oder gut/böse verstricken, packen wir Wahrnehmungen und Menschen in Schubladen. Wenn wir jedoch mit Herz und Verstand wach und präsent sind, können wir unterscheiden zwischen auf Erfahrungen oder Vorwissen beruhenden Meinungen und dem, was tatsächlich passiert.
Entschleunigung
„Menschliche Freiheit beruht auf der Fähigkeit, zwischen Reiz und Reaktion innezuhalten und eine Reaktion zu wählen, zu der wir wirklich stehen können.“ (May, 1991, S. 95) Automatisierte Reaktionen erfolgen blitzschnell – unser Unbewusstes kann elf Millionen Bytes pro Sekunde verarbeiten. Das bewusste Denken bewältigt jedoch maximal 40 bis 50 Bytes pro Sekunde. Um uns in einer Situation unserer Reaktionsmöglichkeiten bewusst zu werden und Handlungsspielraum zu gewinnen, hilft daher vor allem Entschleunigung.
Tipps zur Entschleunigung
Je heißer der Konflikt, desto mehr Zeit ist nötig, um bewusst zu handeln. Denn je mehr unser Überleben bedroht zu sein scheint, desto primitivere und stärker unbewusst verankerte Verhaltensweisen drängen in den Vordergrund. Halten Sie inne, nehmen Sie ein paar tiefe Atemzüge und benennen Sie innerlich, was geschieht. Dies stärkt neurologisch nachweisbar die emotionale Regulierung und damit die Fähigkeit, reflektiert zu handeln. Machen Sie Gesprächspausen. Konzentrieren Sie sich auf Ihre Körperwahrnehmungen (z. B. Ihren Atem, den Bodenkontakt der Füße), um mit neuem Blick zu schauen, was gerade vor sich geht. Trinken Sie ein Glas Wasser, gehen Sie für ein paar Minuten aus dem Raum.
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