Kitabı oku: «Organische Gemeinde»
NEIL COLE
Organische Gemeinden
WENN SICH DAS REICH GOTTES GANZ NATÜRLICH AUSBREITET
GLORYWORLD-MEDIEN
1. E-Book-Auflage 2021
Die Originalausgabe erschien unter dem Titel „Organic Church“ bei Jossey-Bass, 989 Market Street, San Francisco, CA 94103-1741, USA.
© 2005 by Neil Cole
© der deutschen Ausgabe 2008 GloryWorld-Medien, www.gloryworld.de
Alle Rechte vorbehalten
Bibelzitate sind, falls nicht anders gekennzeichnet, der Elberfelder Bibel, Revidierte Fassung von 1985, entnommen.
Weitere Bibelübersetzung: LU: Lutherbibel, Revidierte Fassung von 1984
Foto auf Seite 138: Two day old human embryo at four cell stage of development x260; Stone/Yorgos Nikas
Fotos auf Seite 174: Manfred Mayer
Das Buch folgt den Regeln der Deutschen Rechtschreibreform. Die Bibelzitate wurden diesen Rechtschreibregeln angepasst.
Übersetzung: Markus Roll
Lektorat/Satz: Manfred Mayer
Cover: Vision C, www.vision-c.de
Cover-Foto: Gert Blazejewski
ISBN (epub): 978-3-95578-129-3
ISBN (Druck): 978-3-936322-29-3
Stimmen zum Buch
Neil Cole ist einer der führenden Köpfe und Praktiker organischer Gemeindeformen. Seine Vision von der Gemeinde ist so neu wie sie uralt ist. Seine eigene Geschichte und die Philosophie von CMA ist für die Gemeinde auf ihrem Weg ins 21. Jahrhundert beispielhaft.
Alan Hirsch, Autor und Gemeindegründer
Dieses Buch ist tief gehend und praktisch und trotzdem angenehm zu lesen. Es erweitert unser Denken und versetzt uns in die Lage zu erleben, dass sich das Reich Gottes in unserer Generation über die ganze Welt ausbreitet. Es kommt genau zur rechten Zeit.
John C. Maxwell, Autor und Gründer von INJOY
Mein Leben dreht sich darum, hundertfache Frucht zu sehen. Der Ansatz von Neil Cole hilft, solche Ergebnisse in Bezug auf Gemeinden zu erhalten, indem er viele neue Formen des Reiches Gottes gründet, die Tausende von Menschen erreichen. Das dramatische Wachstum der „Awakening Chapels“ und die organischen Gemeinden, die in diesem Buch beschrieben werden, zu beobachten, war für mich in den letzten Jahren eine der größten Freuden. Das neue Buch von Neil Cole erzählt nicht nur die inspirierende Geschichte, sondern beschreibt die Prinzipien dahinter, damit wir sie anwenden können.
Bob Buford, Autor und Leiter von „Leadership Network“
In einer Zeit, in der viele sagen: „Gott ja; Kirche nein!“, spüren die meisten von uns instinktiv, dass die Kirche, wie wir sie kennen, verhindert, dass es zur Kirche, wie Gott sie will, kommt. Aber wo ist der Haken? Wohin gehen wir von hier aus? Gekonnt legt uns Neil Cole eine begeisternde Einladung zur wohl aufregendsten geistlichen Pilgerreise vor, die heutzutage stattfindet: die globale Reise einer Kirche zurück nach Hause. Machen Sie mit und werden Sie Teil davon!
Wolfgang Simson, Autor von „Häuser, die die Welt verändern“
Gemeindemultiplikation ist wohl nicht das Fachgebiet der Elfenbeinturm-Theoretiker! Neil Cole hilft uns, zu verstehen, dass es dabei nicht um einen Zuschauersport geht. Dies ist das praktischste, hilfreichste und umfassendste derzeit erhältliche Buch, wenn wir die sich schnell ausbreitenden Formen des einfachen, organischen Gemeindelebens auf der ganzen Welt verstehen wollen.
Dr. Tony Dale, House2House
Dieses Buch empfehle ich von ganzem Herzen. Es ist voller tiefer Erkenntnisse; Sie werden nichts Schwammiges darin finden. Unter den Büchern über Gemeindegründung bietet es eine rare Kombination von Eigenschaften: es ist biblisch und gut geschrieben, das beschriebene Modell hat sich als effektiv erwiesen, und es ist von einem Praktiker geschrieben und nicht von einem Beobachter oder Elfenbeinturm-Theoretiker.
Curtis Sergeant, Leiter der Gemeindegründung
der Saddleback Church, Lake Forest, Kalifornien
Mir großer Freude empfehle ich dieses Buch. Die Geschichten und Erfahrungen in diesem Buch werden viele ermutigen, der Führung des Heiligen Geistes zu folgen. Neil Cole ist ein echter Pionier des Glaubens und ein Mann mit einer großen Vision, der sich entschieden hat, die Dinge, die Gott in ihn hineingelegt hat, in die Praxis umzusetzen. Ich glaube, dass dieses Buch Herzen entzünden wird, ihren Glauben in organischen Gemeinden überall auf der Welt auszuleben.
Michael Steele, Leiter Nordamerika, DAWN Ministries
Neil Cole ist ein echter Wegbereiter für die heutige Kirche. Seine Geschichte wird Sie inspirieren und Sie dafür zurüsten, den lebendigen Christus in Gemeinschaft zu erfahren.
Jonathan S. Campbell, Ph. D., Autor von „The Way of Jesus“
Inhalt
Vorwort
Vorbemerkung
Einführung
TEIL 1: WURZELN DER ORGANISCHEN GEMEINDE
1 Reite mit mir hinaus!
2 Für eine neue Art von Gemeinde erwachen
3 Die Zombie-Braut lebt!
4 Eine gefährliche Frage
TEIL 2: DIE ORGANISCHE NATUR DES REICHES GOTTES
5 Grundlagen des Reiches Gottes: Man erntet, was man sät, und man isst, was man erntet
6 Ein verzaubertes Königreich mit Zaubersamen, schnellwachsenden Bäumen und einer wunderschönen Braut, die gerettet werden muss
7 Wir alle haben als Zygote begonnen
TEIL 3: VOM MIKROSKOP ZUM TELESKOP
8 Die DNA des Leibes Christi entschlüsseln
9 Epidemisches Wachstum beginnt in den Genen
TEIL 4: DAS EPIDEMISCHE REICH UND WIE ES SICH AUSBREITET
10 Es braucht Mut, sich um Menschen zu kümmern
11 Osama und ich sind uns nahe
12 Wie sich die Epidemie ausbreitet
TEIL 5: DER RUF ZUR ORGANISCHEN GEMEINDE
13 Stilvoll fallen!
14 Bemerkenswerte Geschichten
ANHANG
Dank
Über den Autor
Vorwort
Vor einiger Zeit führte ich in einem schottischen Dorf in der Nähe von Edinburgh ein Tagesseminar für junge Leiter der Church of Scotland durch. Jerry Middleton, mein Gastgeber und Pastor der Gemeinde vor Ort, unterstützte mich dabei. Eines der Geschenke, die er mir machte, war, dass er mir von einem Erlebnis berichtete, das er einige Monate zuvor gehabt hatte.
Als er eines Tages in seiner Amtstracht durch den Ort ging, riefen ihm zwei Kinder über die Straße zu: „He, Herr Pastor, könnten Sie mal kurz aufhören, Pastor zu sein, um uns zu helfen?“ Etwas sprachlos, aber bereit, die Herausforderung anzunehmen, ging Jerry über die Straße. Dort sah er, dass die Kette eines der Fahrräder der Jungen gerissen war. Ohne zu zögern kniete er sich auf den Bürgersteig hin und fing an, das Fahrrad auseinanderzubauen, um die Kette zu reparieren. Die beiden konnten es nicht glauben, dass dieser Pastor sich tatsächlich hinkniete, um ihnen zu helfen. Und sie waren noch mehr überrascht, als sie merkten, dass er sogar fähig war, ihr Problem zu lösen.
Nachdem er fertig war, entschuldigten sie sich dafür, dass seine Hände nun so dreckig waren. Jerry tat es ab. „Kein Problem, Freunde. Wollt ihr wissen, wie man diesen Dreck wieder wegbekommt?“ „Keine Chance“, sagte der eine von ihnen, „das kriegt man nicht so leicht wieder ab.“
„Ich zeig euch, wie’s geht“, fuhr Jerry fort. Er kniete sich noch einmal auf den Boden, aber dieses Mal nahm er einfach etwas lose Erde und „wusch“ seine Hände, indem er sie mit der Erde rieb. Dann fragte er sie: „Wisst ihr, wo ich etwas Wasser finden kann?“ Die Jungen antworteten: „Wir wohnen hier gleich um die Ecke. Kommen Sie mit!“
So marschierten die drei, sehr zur Überraschung ihrer Mutter, direkt in die Küche ihres Hauses. Die Kinder baten sie, zur Seite zu rücken, damit sie das Spülbecken benutzen könnten. Mit offenem Mund starrte sie auf den Pastor, den ihre Kinder mitgebracht hatten. „Vielen Dank, dass ich hier meine Hände waschen kann“, sagte Jerry, während die Jungen beobachteten, wie seine Hände unter dem Wasser wieder sauber wurden. Die Mutter bat ihn dann, noch auf einen Tee zu bleiben. Für Jerry war dies „einer seiner verrücktesten pastoralen Besuche“, aber er bezeugte auch, dass er durch diesen einen Vorfall eine Menge lernte, wie der Dienst in einer postmodernen Kultur praktisch aussehen kann.
Erst als ich die geniale Einleitung von Neil Cole zu dem vorliegenden Buch las, fing ich an zu verstehen, wie grundlegend Jerrys Geschichte ist. Wir leben in einer nachchristlichen Kultur, die denkt, dass die Kirche nichts zu bieten hat, außer wenn sie einmal aufhört, das zu tun, was sie immer tut: „He, Pastor, könnten Sie mal kurz aufhören, Pastor zu sein, um uns zu helfen?“ Heutzutage kommen die Leute nicht mehr auf die christliche Seite der Straße. Wir müssen die Straße überqueren, wenn wir den Menschen dienen wollen. Und am besten können wir dienen, wenn wir es nicht groß planen, sondern wenn es natürlich, organisch geschieht, oft, wenn wir gerade etwas ganz anderes tun.
Es gefällt mir, wie Neil Cole es ausdrückt: „Wenn du diese Welt für Jesus gewinnen willst, dann musst du im Raucherbereich sitzen.“ Wenn die Kirche nicht bereit ist, ihre Hände (oder Lungen) schmutzig zu machen, dann findet sie kein Gehör. Die Häuser und Herzen der Menschen sind offen für das Evangelium, aber es braucht Beziehungen, damit sie es verstehen. Kirche funktioniert am besten mit zweien oder dreien – nicht mit zwei- oder dreihundert oder zwei- oder dreitausend. „Wo sich zwei oder drei versammeln, da bin ich mitten unter ihnen.“
In Organische Gemeinde geht es weniger um das, was wir tun sollen, sondern es ist ein Buch über das, was Gott schon getan hat und heute tut. Ich glaube, es ist nicht möglich, dass Sie es wieder weglegen, ohne dass das Bild, wie Gott die Kirche gemeint hat, zu einem Hologramm in Ihrem Herzen geworden ist. Lesen Sie es, und ernten Sie Samen, der gleich wieder ausgesät werden kann. Lesen Sie es, und weinen Sie eine Tränenernte über das, was sein könnte, wenn wir, wie Neil Cole es so unvergesslich ausdrückt, „die Latte, wie wir Kirche praktizieren, tiefer legen, und die Latte, was es bedeutet, ein Jünger zu sein, höher legen.“ Die eigentliche Sünde ist nicht, was in der Vergangenheit geschehen ist, sondern das, was in der Gegenwart nicht geschieht.
Dr. Leonard I. Sweet
E. Stanley Jones Stuhl in Evangelisation
an der Drew University
Dieses Werk widme ich Menschen
aus zwei Generationen in meinem Leben:
Erstens: dem Gedenken an Ray Walker,
der mir gezeigt hat, was es bedeutet,
ein Mensch zu sein, der Jesus und andere liebt.
Zweitens: Heather, Erin, Zachary
und der nächsten Generation
von „Reich-Gottes-Agenten“,
die die Gemeinde dahin bringen werden,
wo wir es im Traum nicht für möglich gehalten hätten.
Vorbemerkung
An diesem Abend regnet es sehr stark. Neo wird von einer eigenartigen Gruppe von Menschen begleitet. Sie sehen teils streberhaft, teils cool aus, aber alle benehmen sich, als seien sie schlauer als der Rest der Welt.
Mit vorgehaltener Waffe wird Neo zu einem alten, verlassenen Haus geführt, wo er angeblich den berüchtigten Morpheus treffen soll. Hier wird ihm dann ein dunkler Fremder mit reflektierender Sonnenbrille und schwarzem Trenchcoat einige Pillen anbieten – und er wird bereitwillig eine der Pillen schlucken!
Was war wohl der Auslöser, dies zu tun? Neo wird von einem Wunsch getrieben, dem er nicht länger widerstehen kann. Eine unersättliche Neugier und eine heilige Unzufriedenheit mit der Norm treiben ihn dazu, allen Zwang abzulegen. Er ist motiviert, außergewöhnliche Risiken auf sich zu nehmen, weil er nicht länger im dumpfen Einerlei eines gewöhnlichen Lebens verharren kann – einer Welt, in der alles seinen gewohnten Gang geht.
Die Begrüßung verläuft freundlich. Dann folgt ein höchst interessanter Dialog.
Morpheus beginnt, indem er Neos schwierige Situation mit der von Alice im Wunderland vergleicht, als diese in ein Kaninchenloch fällt. Er bemerkt, Neo biete den Anblick eines Mannes, der nur das akzeptiert, was er sieht, weil er sich in einem Traum befinde, kurz vor dem Aufwachen. Ironischerweise kommt das der Wahrheit sehr nahe. Morpheus erzählt Neo, warum sie ihn hierher gebracht haben: Es sei seine Chance zu erfahren, was die Matrix ist. Morpheus fragt ihn, ob er das möchte.
Neo nickt bedächtig, aber ohne zu zögern, als würde er erkennen, dass es sich hier um einen Wendepunkt in seinem Leben handelt, durch den sich alles für immer verändern würde. Morpheus erklärt: „Die Matrix ist überall. Sie ist um uns herum, sogar jetzt in diesem Raum. Du kannst sie sehen, wenn du aus deinem Fenster blickst oder wenn du deinen Fernseher einschaltest. Du kannst sie fühlen, wenn du zur Arbeit oder zur Kirche gehst und wenn du deine Steuern zahlst. Es ist die Welt, die man über deine Augen gestülpt hat, um dich für die Wahrheit blind zu machen.“
Neo fragt, um welche Wahrheit es gehe.
„Dass du ein Sklave bist, Neo. Wie jeder andere auch, bist du in die Sklaverei hineingeboren, in ein Gefängnis, das du nicht riechen, nicht anfassen und nicht fühlen kannst. Ein Gefängnis für deinen Geist.“
Morpheus öffnet eine kleine silberne Box, nimmt zwei Pillen heraus und erklärt Neo, dass eine bloße Beschreibung nicht ausreiche. Er müsse es selbst sehen, um zu verstehen. Dann beugt sich Morpheus nach vorne, in jeder Hand eine Pille.
„Das ist deine letzte Chance. Danach gibt es kein Zurück mehr. Wenn du die blaue Pille nimmst, hört die Geschichte auf; du wachst in deinem Bett auf und glaubst, was immer du willst. Wenn du die rote Pille nimmst, bleibst du im Wunderland, und ich zeige dir, wie tief das Kaninchenloch reicht.“
Neo greift langsam, aber entschlossen, nach der roten Pille.
Morpheus sagt ihm plötzlich, er biete ihm nur die Wahrheit an, nicht mehr und nicht weniger. Neo schluckt die rote Pille und das Abenteuer beginnt.
Er wacht auf und findet heraus, dass er sich vorher in einer künstlichen Welt befunden hatte, die „Matrix“ genannt wird. Alles, was er als Wahrheit gekannt hatte, war in Wirklichkeit eine Maske, die die Wahrheit verhüllte und ihn und alle anderen in einer Lüge gefangen halten sollte.
So weit die Handlung aus dem Kinofilm „The Matrix“ von den Wachowski-Brüdern. Darin kommt etwas zum Ausdruck, was ebenfalls wahr ist: Es gibt so etwas wie eine rote Pille, die unsere Augen für eine weitaus lebendigere Realität des Reiches Gottes öffnet. Es ist die Wahrheit des Wortes Gottes, die wir brauchen, um frei zu werden und um die Kraft seines Reiches auf diesem Planeten freisetzen zu können. Die Bibel enthielt schon immer die Wahrheit, aber unser Denken ist durch eine verzerrte Wahrnehmung der geistlichen Realität geblendet. Dieses Buch möchte uns die Augen dafür öffnen, dass wir die Kirche, das Reich Gottes und unsere Rolle in beiden Bereichen klarer und realer erkennen.
Viele Menschen suchen nach mehr. Mit der Gemeinde, wie wir sie heute kennen, sind sie nicht mehr zufrieden. Sie befassen sich mit der Gemeinde, die im Neuen Testament beschrieben wird, und ihre Neugier erwacht. Was sie dort lesen, ist jedoch weit entfernt von dem, was sie jede Woche erleben. Sie hören auch davon, wie schnell sich die Gemeinde in China und Indien derzeit ausbreitet, und das ermutigt sie. Werden auch sie wagen, von mehr zu träumen? „Kann ich dieselbe Kraft erleben?“, fragen sie sich. „Kann Gott auch hier, an diesem Platz, wirken? Wird sich das Reich Gottes auch in einer Gesellschaft wie der amerikanischen, die davon noch gar nichts ahnt, rasant ausbreiten?“ Ja! Ja!
„Dein Reich komme, Dein Wille geschehe, auf Erden wie im Himmel“ (Mt.6,10).
Bevor Neo im Film die rote Pille schluckte, wurde ihm noch eine andere Möglichkeit offen gelassen.
„Stoppt das Auto!“, befiehlt ein Mitglied der eigenartigen Sekte, die ihn entführt hat, um Morpheus zu begegnen. Mit einer Pistole in der Hand dreht die Frau sich nach Neo um und verlangt, dass er sich entweder vollkommen ihrem Plan unterwirft oder aussteigt und weggeht. Er reagiert trotzig. Als er die Autotür öffnet und aussteigen will, hält Trinity, eine hübsche und talentierte Hackerin, ihn auf und sagt ihm, er solle ihr vertrauen. Er fragt sie, weshalb er jemandem trauen solle, den er gerade erst kennengelernt hat.
Sie blickt die dunkle Straße hinunter, während es unaufhörlich regnet, und antwortet: „Weil du bereits dort warst, Neo. Du kennst diese Straße. Du weißt genau, wo sie endet. Und ich weiß, dass du da nicht sein möchtest.“
Neo steigt langsam wieder ins Auto und hat sich unbewusst damit abgefunden, einer roten Pille zu begegnen.
Sieht man sich die herkömmliche Gemeinde in den USA und das, was sie zu bieten hat, an, ist es, als würde man eine alte, durchnässte Straße hinunterstarren. Man hat keine Lust, da weiterzugehen. Noch mehr Visionsbeschreibungen, christliche Konzerte, Predigten oder Entwürfe für größere Gemeindegebäude reichen einfach nicht aus.
Es wird Sie überraschen, was Menschen für Jesus tun, was sie aber nicht für eine Gemeindevision tun. Es gibt etwas Besseres. Muss es geben. Jesus ist nicht dafür gestorben und auferstanden, damit wir bessere Gemeindebriefe oder bequemere Kirchenbänke haben.
Morpheus, der fiktive Prophet aus „Die Matrix“, würde es wohl so formulieren: „Ich sage Ihnen, warum Sie hier sind. Sie sind hier, weil Sie etwas wissen. Was Sie wissen, können Sie nicht erklären, aber Sie können es fühlen. Sie haben es schon Ihr ganzes Leben lang gefühlt: Mit der Kirche stimmt etwas nicht. Sie wissen nicht, was es ist, aber wie ein Splitter in Ihrem Gehirn bringt es Sie zum Wahnsinn. Dieses Gefühl hat Sie zu diesem Buch gebracht. Sie wissen, wovon ich rede.“
Wenn Sie das Buch gelesen haben, möchten Sie womöglich nicht zurück. Durch die Gedanken, die hier vorgestellt werden, wurden andere schon für die normale Kirche ruiniert. Das ist die letzte Warnung!
Überall auf der Welt nehmen Menschen die rote Pille und kehren nicht zurück. Die Kirche, wie Sie sie kennen, wird sich ändern. Jetzt ist der Moment gekommen, in der Sie sich entscheiden müssen. Dies ist Ihre rote Pille.
Das Kaninchenloch wartet. Das Abenteuer soll beginnen.
Einführung
Man hat das Christentum hinter Kirchenmauern begraben und mit den Fesseln des Dogmatismus festgezurrt.
Lasst es wieder los, damit es in unsere Mitte kommt und uns Freiheit, Gleichheit und Liebe lehrt.
Minna Canth
Schon seit vielen Jahren gehe ich immer seltener in die Kirche, weil ich dort so wenig von dem finde, nach dem ich mich sehne. Die Gegenwart Gottes zu spüren – danach verlangt es mich.
Frederick Buechner
„Houston, wir haben ein Problem.“
Dieses historische Understatement gab am 14. April 1970 Kommandant James A. Lovell von sich, als er an Bord der Apollo 13 Hunderte Meilen von der Erde entfernt ziellos in einer kleinen Metallkapsel im All umhertrieb. Etwas war völlig schiefgelaufen. Der Sauerstoff und die Triebkraft reichten nicht mehr aus, um sicher nach Hause gelangen zu können, sodass die Crew der Apollo 13 und das Expertenteam der NASA in Houston vor einer großen Herausforderung standen. Ron Howard dokumentierte diese kritische Episode in dramatischer Weise in dem Film „Apollo 13“, deren Ausgang entweder in einer schrecklichen Tragödie enden oder zu einem großen Erfolg für die NASA führen konnte. Dieser Hilferuf aus dem All führte dazu, dass kreative Lösungen für ein komplexes Problem gesucht wurden.
Die Gemeinde kann heute etwas Ähnliches sagen: „Himmel, wir haben ein Problem.“
Die Worte in diesem Buch sind wahrscheinlich nicht unbedingt das, was Sie hören wollen, so wie auch Houston den Hilferuf nicht hören wollte. Aber wenn wir nicht bereit sind, uns unseren Problemen zu stellen, werden wir unseren Weg nie korrigieren können. Aus Liebe zu Jesus und seiner Kirche, seiner Braut, habe ich dieses Buch geschrieben.
Meinungsforscher berichten, eine große Anzahl von Nichtchristen habe zwar Interesse an Jesus, jedoch nicht daran, in die Kirche zu gehen. Es gibt einen Autoaufkleber, auf dem steht: „Ich liebe Jesus; es sind die Christen, die ich nicht ausstehen kann.“
Bevor Mel Gibsons „Die Passion Christi“ in den Kinos erschien, konnte ich diesen Film in einem speziellen Treffen gemeinsam mit mehreren Tausend Pastoren ansehen. Die gängige Meinung bei diesem Treffen war, dass dieser Film zu einem großen Erfolg werden und viele Menschen zurück in die Kirchen bringen würde. Es gab für diesen Zweck schon Predigten für Suchende, die aus dem Internet heruntergeladen werden konnten. Buntes Werbematerial wurde gedruckt, um die Massen in unsere Gottesdienste zu locken. Ganze Kinos wurden gemietet, um den Film in eigenen Veranstaltungen zu zeigen, weil man meinte, die Menschen, die man eingeladen hatte, würden Christen und dann auch selbstverständlich Kirchgänger werden.
Zur großen Überraschung aller wurden sogar mehr Tickets als erwartet verkauft, und weltweit spielte der Film über 600 Millionen Dollar ein. Aber vielleicht noch überraschender ist, dass sich dies nicht positiv auf die Zahl der Gemeindemitglieder ausgewirkt hat.
Das zeigt uns, dass viele Menschen die Botschaft von Jesus zwar hören wollen und auch daran glauben, aber mit der Kirche als Institution, wie wir sie derzeit haben, nichts zu tun haben wollen. Das sollte für uns alle eine klare Warnung sein. Wir haben ein Problem.
Offensichtlich sind die Leute an Jesus interessiert, aber mit seiner Frau (die Kirche ist die Braut Christi) wollen sie keine Zeit verbringen. Leider haben wir die Botschaft des Evangeliums so verkürzt, dass sie untrennbar mit der Institution Kirche verbunden ist. Selbst wenn sie nur etwas über Jesus hören wollen, sagen wir den Leuten, sie müssten die bittere Pille „Kirche“ schlucken. Die meisten sterben jedoch lieber an der Krankheit, als diese „Medizin“ zu schlucken.
Die Ortsgemeinde ist inzwischen so unattraktiv geworden, dass sie viele, selbst unter den überzeugten Christen, gänzlich ablehnen. In seinem Buch „The Present Future: Six Questions for the Church“ (Die gegenwärtige Zukunft: Sechs Fragen an die Kirche) macht Reggie McNeal die alarmierende Beobachtung: „Eine wachsende Zahl von Menschen verlässt die institutionelle Kirche aus einem neuen Grund. Sie gehen nicht, weil sie ihren Glauben verloren haben, sondern um ihren Glauben zu bewahren.“1 Das sind harte Worte. Könnte es sein, dass die „verkirchlichte Kultur“ geistlich gesehen toxisch ist? Wir haben ein Problem.
Die Zahl der Gottesdienstbesucher ist allerdings kein Barometer dafür, wie es um die Christenheit steht. Letztendlich sollte das Evangelium doch eine Transformation bzw. Veränderung bewirken. Es reicht nicht aus, unsere Kirchen zu füllen; wir müssen unsere Welt verändern. Wenn die Kirche wirklich effektiv ist, sollte sich die Gesellschaft und Kultur verändern. Geht die Kirche auf die Menschen zu und werden diese durch die gute Nachricht des Reiches Gottes verändert? Wo dies geschieht, wird die Anzahl der Christen sicherlich steigen. Das Reich Gottes dreht sich aber nicht darum, dass wir einmal in der Woche den Gottesdienstraum füllen. Wir tun Jesus unrecht, wenn wir sein Leben und sein Wirken auf so traurige Statistiken wie Besucher- oder Mitgliederzahlen reduzieren.
Inwieweit die Kirche einen Einfluss hat, sieht man in der Gesellschaft – auf den Straßen, nicht in den Kirchenbänken.
Die USA stehen nicht alleine da, was diesen Niedergang der Gemeinde angeht. Überall auf der Welt, wo die Kirche dem westlichen, institutionellen Muster folgt, nimmt ihr Einfluss ab.
Unlängst war ich in Japan und sprach in einer Kirche vor hauptsächlich jungen Japanern. Meine Frau und ich waren die einzigen Weißen in dem Gebäude, vielleicht sogar in der gesamten Stadt. Ich erwähnte, dass in Japan weniger als ein Prozent der Bevölkerung Kirchenmitglieder sind. Seufzend nickten sie alle und zeigten damit, dass sie angesichts dieser Realität müde geworden waren. Ich sagte dann, dass ich vor einigen Monaten schon einmal bei ihnen gewesen war und dass damals die Prozentzahl ebenso niedrig war. Nichts hatte sich geändert. „Was ist los mit euch?“, fragte ich. Sie lachten, als wäre die Erwartung, dass sich etwas ändern könnte, lächerlich.
Ich fuhr fort und erzählte ihnen, ich sei auch schon vor drei Jahren in Japan gewesen, und auch damals seien weniger als ein Prozent Kirchenmitglieder gewesen. Dieses Mal lachten sie nicht. Dann sagte ich ihnen, dies sei auch schon zehn Jahre vorher so gewesen und fragte sie: „Wisst ihr, wie hoch der Anteil der Christen vor hundert Jahren war?“ Sie waren den Tränen nahe, als ich meine eigene Frage beantwortete: „Ebenfalls weniger als ein Prozent!“ Nach einer Pause sagte ich: „Da stimmt etwas nicht, wie wir hier in Japan Kirche praktizieren.“ (An dieser Stelle sei bemerkt, dass wir aus dem Westen es waren, die ihnen beigebracht haben, wie die Kirche funktioniert.
Damit Japan verändert wird, muss Jesus den Leuten etwas Neues und Wirkungsvolles geben. Dasselbe gilt für uns im Westen. Nicht die Ortsgemeinde wird die Welt verändern, sondern Jesus. Der Gottesdienstbesuch am Sonntag verändert das Leben der Menschen nicht. Nur Jesus in ihren Herzen ist der, der diese Veränderung hervorrufen kann.
Die westliche Kirche hat so viel von dem aufgegeben, was sie sein soll, dass sie für die Verlorenen bedeutungslos geworden ist. Christliche Organisationen, wie Bibelschulen, Missionsgesellschaften, seelsorgerliche Beratungsstellen und Evangelisationswerke sind entstanden und haben inzwischen einen Großteil der Arbeit übernommen, für die Gott eigentlich die Gemeinde berufen hatte. Die Kirche erwartet, dass andere evangelisieren, Führungskräfte heranbilden und soziale Dienste tun. Menschen mit ernsten Problemen schicken wir zu den Psychologen.
Wenn man Nichtchristen fragt, wozu die Ortsgemeinde wichtig ist, dann fallen ihnen meist nur zwei Dinge ein: Man heiratet dort und man wird dort beerdigt. Viele von ihnen versuchen mit aller Macht, beides zu vermeiden. Ist es das, wofür Jesus gelitten hat und gestorben ist? Ist dies das Beste, was wir mit der Kraft der Auferstehung anfangen können? Wir haben ein Problem!
Unternimmt die Ortsgemeinde dann schon einmal den Versuch einer Evangelisation, ist es meist nicht mehr als ein „Kommt doch alle mal vorbei“. Im Prinzip schmeißt die Kirche eine Art Party und erwartet, dass die Menschen zu ihr kommen. Unter der Devise „Wie können wir die Leute außerhalb der Kirche erreichen?“ verbringen wir viel Zeit damit, neue Wege zu finden, wie wir die heilige Stunde am Sonntag so relevant für Suchende machen können, dass sie auch kommen wollen. Es gibt unzählige Bücher, Seminare, CDs, Zeitschriften und Internetseiten zu dem Thema, wie wir die Gottesdienste so interessant machen können, dass die Verlorenen ebenfalls unseren Jesus wollen. Glauben wir wirklich, dass wir sie damit so beeindrucken können, dass sie in die Kirche eintreten wollen? Ist das Ziel, dass sie in die Kirche kommen, hinreichend?
Wie weit gehen wir, um Menschen in unsere „Gottesdienst-Show“ zu bekommen? Wie viele Kompromisse gehen wir ein, um die Besucherzahlen zu erhöhen? Der extremste Fall, von dem ich gehört habe, hat sich im Nordwesten der USA zugetragen. Dort warb eine Kirche damit, es mit Geld zu belohnen, wenn jemand mindestens einen Monat lang jeden Sonntag in den Gottesdienst käme. Sie bezahlten die Leute dafür, dass sie in ihren Gottesdienst kamen! Dieses Beispiel ist nicht gerade einfallsreich, aber fällt uns tatsächlich nichts Besseres ein, als Besucher mit unserer professionellen Musik, unseren Predigten und Vorführungen zu „kaufen“? Ich denke, wir haben mit der ganzen „Sucherfreundlichkeit“ den Bogen überspannt. Wir haben ein Problem!
Warum müssen Menschen sonntags früh aufstehen, sich fein anziehen, um zu einem Ort zu fahren, wo sie sich in Reihen hinsetzen und den restlichen Morgen auf den Hinterkopf ihres Vordermannes gucken müssen, während jemand, den sie nicht kennen, ihnen das neueste Rezept auftischt, wie man in drei Schritten zu einem besseres Leben kommt? Soll diese Erfahrung wirklich ihr Leben für immer verändern?
Eine Missionarsfamilie, die in einer der gefährlichsten Gegenden der Welt organische Gemeinden gründet, machte einmal Heimaturlaub in den USA. An ihrem ersten Sonntag besuchten sie eine große Baptistengemeinde, von der sie unterstützt werden. Da der Missionar an diesem Tag im Gottesdienst sprechen sollte, kamen sie schon früh in ihren besten Kleidern an. Seine Frau saß mit den beiden Kindern in der ersten Reihe. Sie sahen beim Soundcheck und Stimmen der Instrumente zu. Das älteste Kind fragte: „Mama, wird es gleich eine Show geben?“ Die Kinder hatten Gemeinde bisher nur als familiäre Atmosphäre in Privathäusern und Wohnungen erlebt. Diese Art von Gemeinde erschien ihnen absolut fremd. Ich bin davon überzeugt, dass die meisten von uns mit unserer Art, Gemeinde zu leben, viel zu sehr vertraut sind, als dass wir noch erkennen könnten, wie seltsam unsere Bräuche eigentlich sind.
Es erstaunt mich, wie viel Energie und Ressourcen (Zeit, Geld, Menschen) für eine einzige Stunde in der Woche verbraucht werden. Wir haben Kirche in eine religiöse, sonntägliche Show verwandelt. Nach der Show gehen wir dann alle wieder nach Hause, bis die Kirche eine Woche später zur selben Zeit und am selben Ort neu beginnt. Ist das wirklich die Braut Jesu?
Laut Missionsbefehl ist es unsere Aufgabe, „in alle Welt zu gehen“, aber wir haben das Ganze umgedreht: „Kommt her und hört unsere Botschaft!“
Wir erwarten, dass die Leute in die Kirche kommen, um zu Jesus zu kommen, aber die Menschen in der Welt wollen mit der Kirche nichts zu tun haben. Wir sind von unserem religiösen Club so eingenommen, dass wir denken, diejenigen, die nicht in die Kirche gehen, seien diejenigen, die keine Beziehung zu Jesus haben. Als würde es ausreichen, dass jemand sonntags eine Stunde im Gebäude sitzt, um zu sagen, er sei Christ. Aber unsere Errettung hängt nicht davon ab, was wir sonntags tun und ob unser Name im Mitgliederverzeichnis auftaucht. Natürlich ist uns das lehrmäßig klar, aber trotzdem teilen wir die Bevölkerung in Kirchgänger und Nicht-Kirchgänger ein, als würde alles davon abhängen, dass sie Teil unserer Organisation sind. Kein Wunder ist unsere Botschaft so verworren. Wir haben unseren Hauptauftrag vergessen und denken, die Menschen müssten so wie wir werden statt wie Jesus.