Kitabı oku: «Organische Gemeinde», sayfa 4
Kapitel 2: Für eine neue Art von Gemeinde erwachen
Risiken sollten nicht nach ihren Erfolgsaussichten beurteilt werden, sondern nach dem Wert der Ziele.
Ralph Winter
Es gibt einen Unterschied zwischen dem Kennen des Weges und dem Gehen des Weges.
Morpheus in dem Film „The Matrix“
Bevor wir die organische Gemeinde beleuchten und untersuchen, wie sie wächst und sich vermehrt, bis sie zu einer Bewegung wird, die sich spontan multipliziert, ist es wichtig, dass ich Ihnen das Gesamtbild aufzeige und eine kleine geschichtliche Einführung gebe. In diesem Kapitel erzähle ich unsere eigene Geschichte, damit Sie verstehen, wie wir sozusagen in eine Bewegung hineingestolpert sind. Das tue ich nicht, damit Sie unsere Vorgehensweise nachahmen und versuchen, unseren Erfolg zu klonen, das wird nicht funktionieren. Nein, unsere Geschichte erzähle ich, damit Sie den Mut finden, Ihre eigene zu entdecken. Sie werden darin die Grundprinzipien erkennen, damit Sie das Wesentliche einer organischen Gemeindebewegung verstehen lernen. Dieses Kapitel erzählt die Geschichte eines Pastors einer ganz normalen Gemeinde, der durch Gottes Führung eine Gemeindemultiplikationsbewegung entdeckt hat.
Die Geschichte der beiden Steves
Acht Jahre lang war ich Pastor einer ziemlich normalen Gemeinde in einer südkalifornischen Vorstadt. In dieser Zeit bildeten wir Leiter aus, die neue Gemeinden gründen sollten. Letztendlich wurden drei Tochtergemeinden gegründet. Bereits in den Anfängen spürte ich, dass mein Dienst dort zeitlich begrenzt sein und ich irgendwann etwas anderes tun würde. Mit den Jahren sah ich Veränderungen im Leben vieler Menschen, Leiter entwickelten sich und der Dienst gedieh. Ich fühlte mich dort immer wohler. Es war eine großartige kleine Gemeinde, und ich dachte, dass ich dort auf Dauer bleiben könnte. Viele Male hatte ich die Gelegenheit, die Gemeinde zu verlassen, aber immer wenn ich mit Gott darüber redete, fühlte ich mich bestärkt, dort zu bleiben.
Dann veröffentlichte ich zusammen mit meinem Freund Bob Logan Materialien zur Entwicklung von Leitern.1 Sobald diese Aufgabe erledigt war, hatte ich den Eindruck, dass ich von meinem Ruf für diese Gemeinde befreit war. Es schien sich ohne Vorwarnung und in einer Zeit, in der ich nicht danach gefragt hatte, in Luft aufzulösen, aber ich war mir nicht sicher, zu welcher neuen Sache ich berufen war.
Es war in dieser Zeit, in meinem siebten Jahr als Pastor dort, dass wir einige offene Angriffe des Feindes zu spüren bekamen. Am Anfang waren es scheinbar unbedeutende Dinge, die unser Gelände betrafen, aber dann baute sich die Opposition zu einer großen Sache auf.
Das Gelände unserer Gemeinde hatte eine Größe von etwa zwei Hektar und befand sich in einem Vorort in den Ausläufern eines Berges in Alta Loma. Davon benutzten wir aber nur ein Fünftel. Das umliegende Gelände war ebenfalls nicht bebaut, sodass unsere Gemeinde etwas isoliert und abgelegen lag.
Als Erstes entdeckte ich, dass Jugendliche Marihuana auf unserem Gelände anbauten. Dann fand ich wiederholt morgens benutzte Kondome auf dem Parkplatz unserer Gemeinde. Diese Dinge ärgerten mich. Ich wusste, dass es nur Jugendliche waren, die hier herumhingen. Sie taten mir leid, und ich war wütend auf den Feind, dass er sie auf unserem Gelände für seine Zwecke benutzte. Die Entrüstung darüber, dass er Sünde und Missbrauch direkt auf unser Gelände brachte, ließen mir keine Ruhe. Unsere Gemeinde kam zu dem Schluss, dass es sich um einen geistlichen Angriff handelte, und wir begannen, inbrünstig zu beten. Das machte den Feind aber nur noch wütender, was in dem übelsten Ereignis gipfelte.
Wenn ich allein im Gemeindegebäude war, überkamen mich des Öfteren seltsame und dunkle Gedanken. Ich stellte mir vor, ich würde einen jungen Mann finden, der sich erhängt hatte, nahm allerdings an, dass das Unsinn sei und schob die Gedanken beiseite. Als ich eines Samstagmorgens im Büro war, sah ich, dass Polizei und Feuerwehr anrückten, allerdings ohne in Eile zu sein. Ich folgte ihnen zu der alten Eiche am anderen Ende des Grundstücks, und dort erblickte ich genau das, was ich zuvor in Gedanken befürchtet, aber immer wieder verdrängt hatte. Ein junger, gut und gesund aussehender Mann hatte sich erhängt. Er trug brandneue, teure Schuhe und hatte etwas Geld bei sich. Ich erfuhr, dass er Steve hieß, dreißig Jahre alt war und Probleme mit seiner jungen Ehefrau gehabt hatte.
Im Verlauf einer einzigen Woche waren Drogen, Sex und der Tod auf unser Gemeindegelände gebracht worden. Das war offensichtlich nicht normal. Es herrschte Krieg.
Als ich den leblos umherschaukelnden Körper des Mannes betrachtete, erinnerte ich mich an all die Eindrücke der letzten Zeit. Mir kam es vor, als würden einige Jahre der Führung Gottes an diesem Platz ihren Höhepunkt finden. Ich wusste, dass dies ein wichtiger geistlicher Moment war, und so betete ich fast instinktiv: „Herr, was ging in diesem Mann vor, als er von diesem Ast sprang und im nächsten Leben landete?“
Bald sollte ich entdecken, dass dies ein gefährliches Gebet war. Der Herr beantwortete es sehr schnell. In allen Bereichen meines Lebens wurde ich durch die Menschen, die ich liebte, herausgefordert. Die Ereignisse überschlugen sich förmlich, wie Wellen, die über mir zusammenbrachen – und das alles innerhalb von nur wenigen Wochen. Die Prüfungen schienen sich auf alle meine Beziehungsebenen auszuweiten.
Als Erstes durchlebte mein ältester und bester Freund eine kurze depressive Phase und übte mit aller Heftigkeit Kritik an meiner Person. Er nannte mich einen Schwindler, der nichts im gemeindlichen Dienst zu suchen habe. Dann verbreitete ein Gemeindeglied in der Gemeinde unwahre Geschichten über mich; das Schlimme daran war, dass ihm einige meiner langjährigen Befürworter Glauben schenkten. Ein Pastor aus meiner Gegend stellte meinen Charakter, meine Kompetenz und meine Berufung vor meinen Kollegen in Frage. (Ist es nicht typisch für einen Pastor, dass er gleich drei Punkte aufzählt?) Dann flog aus merkwürdigen Gründen ein anderer Pastor aus meinem Gemeindeverband vom anderen Ende des Landes nach Arizona, um dort einen unserer Gemeindegründer zu beschuldigen, er sei ein Ketzer und solle besser unseren Gemeindeverband verlassen. Ich flog sofort nach Arizona, um ihn zu verteidigen, und erfuhr dabei, dass auch ich unter Verdacht geraten war. Dann fühlte ich mich im Stich gelassen, als mein Co-Autor aufgrund unserer gemeinsamen Arbeit viele Einladungen, in Gemeinden zu dienen, bekam, während ich scheinbar den Anschluss verpasst hatte. Es sah so aus, als würden meine geliebten Freunde, meine Gemeinde, meine Kollegen, mein Gemeindeverband und auch das Reich Gottes insgesamt mich nicht mehr respektieren. Es gab nicht einen Lebensbereich, in dem ich nicht durch Menschen, die mir eigentlich so nahe standen wie Brüder und Schwestern, persönlich verletzt wurde, unabhängig davon, ob sie es absichtlich oder unabsichtlich taten.
Mitten in dieser Zeit bekam ich dann einen Anruf von einem anderen Pastor aus meiner Gegend, den ich nur selten sah. Damals fungierte ich als regionaler Vorsitzender für meinen Gemeindeverband. Dieser Pastor behauptete nun, in den vergangenen Jahren habe es viele grauenhafte Sünden in unseren Gemeinden gegeben, und forderte mich auf, als Leiter die volle Verantwortung dafür zu tragen, auf die Knie zu fallen und Gott um Vergebung und Heilung zu bitten. Das war genau das, was ich in dieser Krisenzeit noch brauchte.
Während ich ihm so zuhörte, hatte ich den Eindruck, dass er wahrscheinlich recht hatte. Ich warf mich flach auf den Boden und flehte Gott an, die Sünden meiner Leute zu vergeben.
An diesem Nachmittag besuchte mich mein Mentor Tom Julien. Er lebt in einem anderen Bundesstaat, und normalerweise halten wir übers Telefon oder die Treffen unseres Gemeindeverbands Kontakt. Dieses Mal kam er aber zu mir in mein Büro, um mich persönlich zu sehen. Ich hatte ihn gar nicht gebeten zu kommen; er war nur zufällig gerade in der Gegend. Dies war sogar das einzige Mal, dass mich Tom in meinem Büro aufsuchte. Es war ein von Gott arrangiertes Treffen in einer wichtigen Zeit, und ich bin dankbar, dass er seinem Gott gegenüber so sensibel ist.
Er fragte mich, wie es mir ginge, und ich erzählte ihm von den letzten Wochen, die für mich die Hölle gewesen waren. Er war sehr interessiert und betroffen. Dann begann er die einzelnen Ereignisse miteinander in Verbindung zu bringen. Ich wurde von meinem besten Freund verleugnet, wurde von einem engen Kollegen verraten, von meinen Kollegen in Frage gestellt, von meinen eigenen Leuten als falscher Lehrer betitelt und dann noch aufgefordert, vor Gott für ihre Sünden einzustehen. Ich erlebte sozusagen ein Stück weit die Leiden Christi. Das war eine Chance für mich, zumindest einen Teil von dem zu verstehen, was mein Herr für mich hatte durchmachen müssen.
Mein Mentor sah mich an und sagte: „Das hört sich so an, als würdest du für irgendetwas gestählt werden!“ Ich erwiderte: „Ich habe eher das Gefühl, dass ich weichgeklopft werde!“ In der Tat wurde mein Herz immer weicher. Ich konnte die Leiden Jesu besser nachfühlen. Ich hatte Erbarmen mit den Leuten, die mich angriffen. Vor allem hatte ich Mitleid mit den jungen Menschen, die wie Steve keine Hoffnung hatten, die von den Menschen um sie herum nicht geliebt wurden und kurz davorstanden, sich umzubringen.
Nach diesem aufschlussreichen Gespräch mit Tom kehrte sich plötzlich alles um. Mein Freund wurde vom Arzt mit einer chemisch induzierten Depression diagnostiziert. Daraufhin entschuldigte er sich demütig bei mir. Heute sind wir enger als je zuvor befreundet. Das Gemeindeglied wurde zurechtgewiesen und die Gemeinde erholte sich. Der Pastor, der meinen Charakter vor meinen Kollegen in Frage gestellt hatte, gab sogar die Anregung, die schließlich dazu führte, dass ich die leitende Position für Gemeindegründung in unserem Gebiet übernahm. Seitdem gehört er zu meinen stärksten Unterstützern. Der Gemeindeverband reagierte auf die Anschuldigung der Ketzerei und forderte den, der meinen Freund und mich angeklagt hatte, auf, seine Anschuldigungen zu unterlassen. Alle meine Beziehungen wurden wiederhergestellt, aber in mir hatte sich für immer etwas verändert. Ich spürte nun einen neuen Ruf, die Hoffnung Jesu den Menschen zu bringen, die zerbrochen und verloren sind und nicht mehr leben wollen.
Trotz der Verletzungen, die mir die Menschen, die ich liebte, zugefügt hatten, hatte ich nie das Gefühl, dass mein Retter mir den Rücken zuwandte. Jesus war immer bei mir, egal, was andere Menschen sagten und taten. Ich verlor nie die Hoffnung.
In dieser Zeit berief Gott auf sehr radikale Weise einen anderen Mann namens Steve. Er war einer der Ältesten unserer Gemeinde und von Beruf Klempner. Genau wie der andere Steve, war auch er ungefähr 30 Jahre alt. Wir ließen Steve sonntags meist die Ankündigungen machen, da er gute Witze erzählen konnte und einen lebendigen Charakter hatte. Eines Sonntags änderte er sich jedoch. Er ging auf das Podium und sagte: „Alle Infos, die ihr braucht, findet ihr im Gemeindebrief. Schlagt jetzt bitte mit mir Offenbarung 5 und 6 auf.“ Dann fing er an zu beschreiben, wie der Himmel einmal aussehen würde. Denjenigen, den ich bisher als Klempner gesehen hatte, konnte ich plötzlich als Pastor sehen.
Zwei junge Männer Anfang dreißig hatten beide den Namen Steve; der eine war ohne Hoffnung, während der andere eine innere Berufung und Leidenschaft verspürte, das Leben auszuleben, das Jesus in ihn hineingelegt hatte. Durch dieses Erlebnis wusste ich, dass Gott mich dazu berufen hatte, jungen, kaputten Menschen wie Steve die Hoffnung und das Leben Jesu zu bringen, damit sie zu Menschen werden, die spüren, dass sie eine Berufung und eine Leidenschaft für das Leben im Überfluss haben … wie Steve.
Etwas Neues beginnt
Nachdem ich ein Jahr lang Steve als Mentor gedient und die Gemeinde entsprechend vorbereitet hatte, erhielt meine Familie den Auftrag, in Long Beach in Kalifornien etwas Neues zu starten. Wir wurden ausgesandt, um Menschen wie den ersten Steve zu finden und zu erreichen, Menschen, die in großen Probleme steckten und alle Hoffnung verloren hatten. Unsere Aufgabe war es, ihnen wieder Hoffnung und einen Sinn für ihr Leben zu geben, ähnlich wie es beim zweiten Steve war. Wir wurden ausgesandt, um unter den postmodernen Leuten der Stadt neue Gemeinden zu gründen, die wir „Awakening Chapels“ nannten.
Eine einzelne Gemeinde zu gründen, war keine Option für uns; wir waren fest entschlossen eine Gemeindemultiplikationsbewegung zu starten, und wir wollten auf alles verzichten, was uns von diesem Ziel abbringen konnte, selbst auf bewährte Dinge. Ich habe herausgefunden, dass es viele effektive Methoden im christlichen Dienst gibt, die aber gleichzeitig eine Multiplikation verhindern. Erfolg, wie ihn fast das gesamte moderne Christentum definiert, ist oft kontraproduktiv für eine gesunde Reproduktion. Wir waren gewillt, alles aufzugeben, was keine Multiplikation gesunder Jünger, Leiter, Gemeinden und Bewegungen zur Folge hatte. Deshalb gründeten wir auch eine neue Organisation mit dem Namen „Church Multiplication Association“ (CMA), um die nötigen Ressourcen zu entwickeln, damit wir unseren Auftrag erfüllen konnten.
Wir wählten Long Beach, weil uns drei Dinge wichtig waren: ein städtisches Zentrum, ein Gebiet mit einem großen Hochschulkomplex mit vielen jungen Menschen und ein Strand in der Nähe (natürlich nur, um Taufen durchführen zu können).
Wir kamen mit ein paar Methoden, die sich für das Reproduzieren von Jüngern als wirksam erwiesen hatten, und einem Team aus zwölf radikalen Christen, die bereit waren, etwas Neues auszuprobieren. Weit wichtigere Eigenschaften waren unser Wunsch zu lernen und dass wir Herzen hatten, die hören wollten, was der Geist uns zu sagen hatte. Die Gemeinden, die Gott anfing, entsprachen nicht dem, was wir geplant hatten, doch als wir der Führung des Herrn der Ernte folgten, entdeckten wir, wie wir neue Gemeinden gründen konnten, die gesund waren und sich reproduzieren konnten. Diese neuen Gemeinden waren klein und trafen sich meist in Privathäusern.
Ich hatte nie beabsichtigt, „Hauskirchen“ zu gründen, und bin immer ein wenig überrascht, wenn man mich als eine Autorität auf diesem Gebiet sieht. Wir nennen sie nicht Hauskirchen. Stattdessen nennen wir sie „organische Gemeinden“. Damit wollen wir betonen, was uns wichtig ist: das gesunde Leben und die natürliche Art und Weise der Reproduktion.
Wir vermeiden den Begriff Hauskirche aus verschiedenen Gründen. Zum einen hat die Hauskirche in den USA in einigen Kreisen den Ruf, aus verärgerten und nonkonformistischen Leuten zu bestehen, die sich von anderen isolieren und Waffen im Keller lagern. Natürlich trifft das in den meisten Fällen nicht zu, aber der Begriff ruft negative Bilder hervor.
Ein weiterer Grund, weshalb wir diesen Begriff vermeiden, ist, weil Jesu Gemeinde nicht an irgendwelche Gebäude gebunden ist, egal, ob diese einen Schornstein oder einen Turm auf dem Dach haben. Wir haben Gemeinden entdeckt, die sich an den unterschiedlichsten Orten treffen: auf leeren Grundstücken, in Parks oder auf Parkplätzen. Und trotzdem nennt man sie nicht „Parkplatz-Gemeinden“. Ich habe von Gemeinden gehört, die sich in Umkleideräumen treffen, in Studentenvereinigungen und in Firmen. Einer unserer Gemeindegründer hat eine Arbeit mit dem Namen „Jesus in der Bar“ begonnen; sie treffen sich in einer Kneipe. Ich habe sogar von einer Frau gehört, die wegen ihres Mitgefühls für von Männern missbrauchte Frauen eine Gemeinde in einem Strip-Club gründete! Wir halten deshalb jetzt keine Seminare zum Thema „Wie starte ich eine Gemeinde in einem Strip-Club“ – auch wenn wir zweifelsohne viele Menschen für einen solchen Workshop begeistern würden. Natürlich hoffen wir, dass die Gemeinde irgendwann den Strip-Club verlässt, aber ich habe nichts dagegen einzuwenden, dass das Reich Gottes auch einen solchen Ort beeinflusst.
Wir verlangen von unseren Gemeinden nicht, dass sie klein bleiben und sich in Privathäusern treffen; das würde am Ziel vorbeigehen. Unser Ziel ist, dass die Gemeinden gesund sind und sich reproduzieren. Der Grund, weshalb unsere Gemeinden eher klein bleiben, ist die dynamische, lebensverändernde Eigenschaft einer „Clique“ von Brüdern und Schwestern, die aktiv miteinander einem Auftrag nachgehen. Unsere Art von Gemeinden sind also von Haus aus so angelegt, dass sie klein, vertraut und missionarisch sein wollen.
Diese neuen Gemeinden waren anders als die, zu denen wir bisher gehört hatten. Sie waren die Folge dessen, dass wir den Samen (des Evangeliums) in guten Boden aussäten und beobachteten, dass sich die Gemeinde auf natürliche, organische Weise entwickelte. Diese organischen Gemeinden schossen praktisch überall aus dem Boden, wo wir den Samen säten: in Cafés bzw. Kaffeehäusern, Hochschulen, Firmen und in Privathäusern oder Wohnungen. Wir glauben, dass Gemeinde überall da stattfinden sollte, wo sich das Leben abspielt. Es sollte nicht so sein, dass wir das Leben verlassen müssen, um zur Gemeinde zu gehen.
Weil wir Gemeinde als etwas Lebendiges sahen, als ihrem Wesen nach organisch, folgten wir gewissen natürlichen Entwicklungsphasen. Dies hatte eine Multiplikation auf allen Ebenen des Gemeindelebens zur Folge: Jünger, Leiter, Gemeinden und schließlich Bewegungen. Bei allem Leben beginnt die Reproduktion auf der Stufe der Zelle: Durch Multiplikation und Verwandlung entstehen daraus schließlich komplexere lebendige Einheiten. Das Leben reproduziert sich und entwickelt sich normalerweise vom Mikro- zum Makro-Organismus. Auch bei unserer Bewegung war es so.
Wenn wir neue Dinge entdeckten, teilten wir dies anderen mit, und bald entstanden in den ganzen USA und auf der ganzen Welt solche organische Gemeinden. Es sieht vielleicht so aus, als hätten wir klar verstanden, was wir taten, aber wir hatten keinen ausgeklügelten Plan. Es war eher so, dass wir aus unseren Fehlern und unseren zufälligen Erfolgen lernten.
Ursprünglich hatten wir die originelle und einzigartige Idee, ein Kaffeehaus zu eröffnen. Erkennen Sie hier den Sarkasmus? Wir hatten alles genauestens geplant: Wer backt Muffins und anderes Gebäck, wer kocht den Kaffee, wer spielt Gitarre und singt coole Jesus-Lieder in der Ecke? Wir hatten sogar schon ein Ladenlokal dafür angemietet. Dann trat der Herr dazwischen und flüsterte mir zu: „Warum wollt ihr Kaffeehäuser eröffnen, um die Verlorenen anzuziehen? Warum geht ihr nicht in die Kaffeehäuser, wo sie schon sind?“
Das war für uns ein Wendepunkt. Unsere ursprüngliche Strategie erfordert, dass wir die Leute von den Kaffeehäusern, in denen sie zu Hause waren, zu unserem Kaffeehaus „bekehrten“, um dann ein paar davon zu Jesus zu bekehren. Der Herr der Ernte hatte aber wieder einmal eine bessere Idee. Er gab uns eine einfache Umdenk-Lektion: Statt nur eine weitere „Kommt alle zu uns“-Form von Gemeinde zu sein, die möglichst attraktiv für die Leute sein will, wollte er, dass wir eine „missionale“2 und inkarnatorische Gemeinde sind, die zu den Verlorenen geht. Sechs Jahre später sind die Auswirkungen davon nun schon in 32 Bundesstaaten der USA und in 23 Ländern zu spüren.
Die meisten Christen versuchen herauszufinden, wie sie Menschen zu Jesus bringen können. Für die Gründung von Gemeinden, die sich auf natürliche Weise reproduzieren, ist jedoch entscheidend, Jesus zu den verlorenen Menschen zu bringen. Wir sind nicht daran interessiert, eine regionale Gemeinde zu gründen, sondern wir möchten Jesus für die ganze Region verfügbar machen.
Die ersten sieben Wochen in Long Beach waren meine Familie und ich ohne Zuhause. Ein befreundetes Paar besaß ein Haus, das sie uns vermieten wollten, also packten wir unsere Sachen, um umzuziehen. Dann mussten wir aber feststellen, dass die vorhergehenden Mieter ihre Meinung geändert und das Haus nicht verlassen hatten. Uns blieb nichts anderes übrig, als all unser Hab und Gut in meinem Büro unterzustellen und die Nächte auf geliehenen Betten und Sofas oder in Motels zu verbringen. Wir waren wie Nomaden, die umherzogen – mit einem Hund, einer Katze, einem Vogel und drei Kindern. Zwei Wochen verbrachten wir in einem Motel, aber wir konnten die Haustiere dorthin nicht mitnehmen. Sie blieben in meinem Büro. So musste ich mehrmals am Tag meinen Hund ausführen. Ich weiß noch, wie ich eines Abends mit dem Hund auf den Signal Hill hinaufging, um den die Stadt Long Beach herumgebaut ist. Während der Hund an jedem Busch schnüffelte, hatte ich mit Gott eine heiße Diskussion. Warum hatte er uns von unserem Zuhause weggeführt? Ich fragte ihn, was er mir durch das alles sagen wollte, und er gab mir eine Antwort.
In dieser Nacht hörte ich die Stadt, und Gottes Stimme sprach zu meinem Herzen. Ich hörte, wie sich Ehemänner und Ehefrauen gegenseitig anschrien. Ich hörte Hunde bellen, Autos quietschen, Sirenen heulen und Pistolen schießen. Ich hörte die Dinge, die Jesus hört, wenn er der Stadt zuhört, und ich fing an zu weinen. In diesem Moment brach der Herr mir das Herz für diese Stadt und für diese Menschen, die in der Dunkelheit versklavt sind. Ich flehte Gott an, er möge die Gefangenen freilassen und in Long Beach sein Reich, wie es im Himmel besteht, zu errichten.
Nach dieser Begebenheit wurde das Haus, in das wir ursprünglich einziehen sollten, frei und wir zogen ein. Das neue Haus war in einer schmalen Gasse, etwas nach hinten versetzt, aber ohne Garten. Da wir aber immer noch den Hund hatten, ging ich jeden Abend mit ihm auf einen Gebetsspaziergang raus – also zumindest ich betete, ich kann natürlich nicht für den Hund sprechen. Ich entdeckte ein Kaffeehaus in der Nähe, das voller junger Leute war, die jeden Abend dort waren. Ich betete für diesen Ort und die Leute, die ich dort jeden Abend sah, wenn ich mit dem Hund unterwegs war. Ich verbrachte Stunden damit, Gott um die Seelen dieser jungen Menschen zu bitten. Dann fing ich an, regelmäßig mit einigen Mitarbeitern in dieses Kaffeehaus zu gehen.
Wir spielten Schach, Dame oder Domino mit den Stammgästen und wurden so langsam Teil der Gruppe. Wir hörten ihnen aufmerksam zu und boten denen, die Probleme hatten, an, leidenschaftlich für sie zu beten. Wir hielten ihnen keine Predigten, aber sie fragten uns immer wieder nach unserem geistlichen Leben. Es muss etwas Attraktives an uns gewesen sein, denn viele wollten mehr über Jesus erfahren.
Bald war mein Wohnzimmer mit neuem Leben erfüllt. Aber anstatt ein größeres Haus zu suchen, schickten wir kleine Gruppen von zwei bis drei Leuten in andere Kaffeehäuser, um andere Gemeinden zu gründen.