Kitabı oku: «Warum es Bullshit ist, andere ändern zu wollen», sayfa 3

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Auswertung:

Zählen Sie nun zusammen, wie oft Sie a), b), c) oder d) angekreuzt haben:

a) ____

b) ____

c) ____

d) ____

Beim Lesen der Antwortmöglichkeiten haben Sie vielleicht schon bemerkt, dass hier vier Wertungstypen angenommen werden, je nachdem, ob jemand ablehnend oder zustimmend reagiert und ob er seine Meinung laut äußert (aktiv ablehnt oder zustimmt) oder sich eher zurückhält (passiv ablehnt oder zustimmt). Abbildung 1 auf der folgenden Seite fasst das zusammen.

Abb. 1: Wertungstypen

a) Aktiv ablehnend: laute/-r Kritiker/-in

Sie halten mit Ihrer Meinung nicht hinter dem Berg und äußern sich gern unmissverständlich. Ihr Gegenüber weiß gleich, woran es bei Ihnen ist. Dabei riskieren Sie allerdings, den anderen zu verletzen oder die Beziehung zu beschädigen – bis zum Kontaktabbruch.

Mögliches Handlungsfeld: Mehr Toleranz für andere Sichtweisen und Lebensmodelle entwickeln, zurückhaltender werten und gelegentlich lieber erst mal nach dem Warum fragen und neugierig auf andere Lebensmodelle sein.

b) Aktiv zustimmend: Supporter/-in

Sie sind eine echte Unterstützung und geben lieber Tipps, als zu kritisieren. Auf Sie kann man zählen, ohne kritische Worte befürchten zu müssen.

Mögliches Handlungsfeld: Etwas mehr Zurückhaltung üben. Nicht jeder möchte gleich Hilfe und gut gemeinte Ratschläge. Und manchmal kann auch vorsichtige und konstruktive Kritik ein wahrer Freundschaftsdienst sein.

c) Passiv ablehnend: stille/-r Kritiker/-in

Sie ziehen sich eher zurück, als einen offenen Konflikt zu riskieren. Doch Ihre Mimik und Gestik sprechen häufig eine eindeutige Sprache: Ihr Umfeld spürt dann, dass Sie nicht begeistert sind, kann Ihre Reaktion aber schwer einordnen.

Mögliches Handlungsfeld: Wenn Sie in wichtigen Fällen formulieren, was Sie fühlen und wo Ihre Bedenken liegen, können Sie als Sparringspartner/-in wertvoll für Ihr Gegenüber sein.

d) Passiv zustimmend: Akzeptierer/-in

Sie wollen sich nicht einmischen, selbst wenn Sie gut finden, was ein anderer tut oder plant. Ihr Gegenüber weiß daher nicht so recht, woran es bei Ihnen ist, und wünscht sich gelegentlich eine eindeutige Reaktion von Ihnen.

Mögliches Handlungsfeld: Trauen Sie sich ruhig etwas mehr aus der Deckung. Sie können ja vorher fragen, ob Ihre Meinung erwünscht ist.

Vielleicht haben Sie auch mal a), mal b) oder auch c) und d) angekreuzt und ordnen sich daher nicht eindeutig einem dieser (zugegeben sehr plakativen) »Typen« zu. Unsere Wertungen haben eben genauso viel mit uns selbst wie mit dem jeweiligen Gegenüber zu tun. Auch wenn wir glauben, wir reagieren »objektiv« und »vernünftig« auf eine Situation, wurzeln unsere Urteile immer stark in eigenen Überzeugungen und Erfahrungen. Unabhängig davon gibt es Menschen, die eher meinungsstark und schnell im Urteil sind, solche, die sich eher zurückhalten, solche, die vor allem auf negative Punkte hinweisen, und solche, die spontan eher wohlwollend reagieren. Wie ist das bei Ihnen? Nehmen Sie das Ergebnis meines spielerischen Tests nicht als festgemeißeltes Urteil, sondern als Anregung, sich selbst und andere im Alltag einmal genauer zu beobachten. Wie sehr neigen Sie und andere zu Urteilen? Wie stark folgen Sie (bzw. die anderen) dabei spontanen Impulsen und eigenen Überzeugungen, ohne sich in die Situation des Gegenübers zu versetzen? Dabei unterstützt Sie das WEWAW-Modell (s. übernächste Seite), mit dem ich auch in Unternehmen arbeite, die zum Beispiel verschiedene Mitarbeitergenerationen oder Persönlichkeiten im Team erfolgreich zusammenführen wollen.

Unser Urteil sagt viel über uns aus.

Wenn Sie die WEWAW-Schritte am Modell durchgehen, schauen Sie sich Ihre Wertungen praktisch in Zeitlupe an. Dabei wird Ihnen wahrscheinlich bewusst, dass es keineswegs so ist, dass wir rational (mit dem Verstand) auf unsere Umgebung reagieren. In der Regel flammt zuerst spontan und blitzschnell eine Emotion in uns auf (etwa Ärger, Überraschung, Angst oder auch Freude, Neugier). Erst dann bewerten wir unsere Wahrnehmung und handeln. Die Bewertung (Idiot! Zicke! Feigling! Wow, das ist ein Toller!) erfolgt direkt nach der Emotion, dazwischen liegen oft kaum Sekunden. Auch an die Auswirkungen Ihrer Reaktion und Ihres Handelns werden Sie im Alltag umso öfter denken, je häufiger Sie diese kleine Übung machen.

Sie können nur einen Menschen ändern: sich selbst!

Im ersten Schritt geht es in diesem Modell darum, die eigenen Mechanismen zu verstehen. Wenn Sie sich öfter hinterfragen und sich selber besser verstehen, gelingt Ihnen im nächsten Schritt möglicherweise eine neue Bewertung (was gar nicht so einfach ist) oder zumindest ein anderes Verhalten: Sie reagieren anders, etwas überlegter und vorsichtiger, oder sparen sich den einen oder anderen Kommentar ganz. Denn die einzige Person, die Sie wirklich zuverlässig ändern können, sind – Sie selbst! Warum hier der echte Hebel für Veränderungen in Ihrem Leben liegt, werden wir uns später noch genauer anschauen (vgl. Kapitel 2 »Mehr Durchblick für Gelassenheit«).

WEWAW-Modell: Wie werte ich im Alltag?

Nehmen Sie ein Blatt Papier zur Hand und notieren Sie sich in welcher Situation Sie sich selbst als wertend wahrgenommen haben. (Seien Sie ehrlich zu sich selbst: Notieren Sie auch Wörter, die Sie eigentlich niemals sagen oder gar aufschreiben würden. Das ist Ihr Übungsfeld, hier werden Sie nicht bewertet!)


W Wahrnehmung Was nehme ich wahr? Was fällt mir besonders auf? (Z. B. unpassende Kleidung des Partners beim Geburtstagsfest einer Bekannten.)
E Emotion Welche Emotion löst das bei mir aus? (Z. B. genervt sein.)
W (Be-)Wertung Wie bewerte ich (aufgrund dieser Emotion) das Wahrgenommene bzw. die Person? (Z. B.: »Idiot! Wie oft habe ich das schon angesprochen!?«)
A Aktion Wie verhalte ich mich? Was sage ich (falls ich etwas sage)? Auch Nichthandeln ist eine Aktion! (Z. B. Augenrollen, ich strafe ihn, indem ich ihn beim Fest meide …)
(Aus-)Wirkung Welche Auswirkung hat mein Handeln auf den anderen und auf unser Miteinander? (Z. B.: Er denkt: »Oh Mist, ich hab schon wieder was falsch gemacht und weiß nicht was.« Oder andere sprechen über uns: »Was ist bei denen denn los?«) Welche Auswirkung hat mein Handeln auf mich? (Z. B. weniger Freude bei dem Fest.)

Bedeutet der kritische Blick auf unsere Neigung, zu bewerten, dass man einfach alles akzeptieren soll? Diese Frage wird mir manchmal gestellt. Die Antwort ist: Eindeutig nein! Etwas zurückhaltender, selbstkritischer und toleranter zu sein beim Formulieren von (Be-)Wertungen ist nicht gleichbedeutend mit einem Freifahrtschein für jede, jeden und alles. Da, wo die eigenen Werte massiv verletzt oder bestimmte Grenzen überschritten werden, sollten wir handeln. Das gilt nicht nur für juristische Grenzen (wie etwa bei Beleidigungen, Hetze, Verleumdungen oder Ähnlichem), sondern auch für persönliche Grenzen, die sich aus unseren Kernwerten ergeben. Wer für Toleranz und Weltoffenheit steht, wird hoffentlich die Stimme erheben, wenn am Kaffeetisch oder im Sportverein gegen Ausländer gehetzt wird. Auch da, wo die eigene seelische oder körperliche Unversehrtheit bedroht ist, muss man handeln. Wem als Kind Kälte oder gar Gewalt entgegengebracht wurde, der hat jedes Recht dazu, den Kontakt zu seinen Eltern abzubrechen. Behandeln Sie sich selbst genauso liebevoll, wie Sie eine enge Freundin oder einen engen Freund behandeln würden. In der Praxis belasten wir uns und unsere Beziehungen jedoch häufig mit Werturteilen zu Fragen, bei denen man durchaus unterschiedlicher Meinung sein kann – wie die Frage nach der »richtigen« Art und Weise, eine Hochzeit zu feiern. Wenn es dann geknallt hat, reiben wir uns mit etwas Abstand die Augen und fragen uns: War es das wirklich wert?

»Ich weiß, was gut für dich ist!«
Von Hobbypsychologen, Besserwissern und den Tücken guter Ratschläge

Wie oft haben Sie in den letzten Jahren eigentlich etwas gemacht, nur weil Ihnen ein anderer dazu geraten hat? Damit meine ich jetzt nicht Ihren Hausarzt, der Ihnen rät, die Tabletten morgens nach dem Frühstück einzunehmen, oder den Automechaniker, der neue Winterreifen empfiehlt. Diese Ratschläge machen oftmals Sinn. Sondern ich meine beispielsweise die eigene Mutter, die dazu rät, doch etwas strenger mit den Kindern zu sein: Die würden Ihnen doch auf der Nase herumtanzen! Oder den Freund, der sagt, es wäre Zeit, etwas gegen Ihren Waschbärbauch zu tun, und Sie drängt, ihn ins Fitnessstudio zu begleiten. Kurz: Ich meine Ratschläge, die tatsächlich unbequeme (und für Sie vielleicht gar nicht passende?) Verhaltensänderungen nach sich ziehen würden. Vielleicht haben Sie spontan gedacht: »In meine Erziehung lasse ich mir nicht reinreden, von meiner Mutter schon gar nicht!«, oder: »Fitnessstudios habe ich schon immer gehasst, wie kommt der nur auf die Idee!« Willkommen im Klub: Gerade die Personen, die am eifrigsten Ratschläge verteilen, werden plötzlich störrisch, wenn sie nun selbst welche annehmen sollen.

Warum gute Ratschläge meist scheitern.

Die meisten guten Ratschläge sind von vornherein zum Scheitern verurteilt, weil Menschen sich – stark vereinfacht gesagt – nur dann ändern, wenn die in Aussicht stehende Belohnung größer ist als die erforderliche Anstrengung. Wichtig dabei: Wie verführerisch eine Belohnung (bzw. ein Zielzustand oder Zielverhalten) ist, entscheidet die Adressatin oder der Adressat eines guten Ratschlags, nicht etwa die Rat gebende Person! Vielleicht mögen Sie Ihre Kinder so lebhaft, wie sie sind, und Sie legen gar keinen Wert auf einen Waschbrettbauch. Da ist sie wieder: Die persönliche Brille, durch die jeder von uns die Welt sieht. Die meisten Ratgeber/-innen blicken mit ihrer Brille auf das Leben des anderen, was in Formulierungen wie »Also, ich an deiner Stelle würde ja xy machen!« oder »Wenn ich du wäre, würde ich …« ziemlich deutlich durchschimmert. Ich bin aber nicht du. Auch Sätze wie »Warum machst du nicht einfach …?« leiden unter diesem Fehlschluss, denn was für Person A »einfach« ist, muss es für Person B noch lange nicht sein. Sonst hätte B es vielleicht ja schon probiert. Je unterschiedlicher die Lebensmodelle und Werte sind, desto krasser unterscheiden sich die Dioptrien unserer Wertungsbrillen. So kommt es dann zu unfreiwillig komischen Ratschlägen, nach denen der Punkrocker die E-Gitarre in die Ecke stellen, sich die Haare kämmen und bei Onkel Werner als Azubi anheuern soll.

Wenn der Änderungswunsch an eine andere Person gleich mit einem guten Ratschlag kombiniert wird (also einer Empfehlung, wie die oder der andere die Änderung hinkriegen kann), macht man oft alles nur noch schlimmer. Gründe für das Scheitern guter Ratschläge gibt es viele:

•Die oder der andere möchte vielleicht gar keinen Rat. Auch wenn sie/er das Thema selbst angesprochen hat, will sie/er vielleicht gar keinen Lösungsvorschlag, sondern sich nur etwas »von der Seele reden«. Mein Eindruck ist, dass viele Wortgefechte zwischen Frauen und Männern auf diesem Missverständnis beruhen. Frauen wollen reden, Männer präsentieren zackig Lösungen. Dann ist Frau enttäuscht, weil Mann nicht geduldig zuhört, und Mann findet die Reaktion zickig. Ein Klischee, sicher, aber oftmals beobachtet.

•Mit einem Ratschlag manövriert man sich in eine überlegene Position (ich sage dir, was du tun sollst). Insbesondere bei ungebetenen Ratschlägen weckt dies häufig Abwehr oder sogar Aggressionen. Der Inhalt dringt dann gar nicht mehr durch.

•Die oder der andere ist gerade emotional so aufgewühlt, dass sie/er keinen klaren Gedanken fassen kann und den Ratschlag gar nicht richtig versteht bzw. nicht in der Verfassung ist, ihn aufzunehmen.

•Der Ratschlag geht an der Lebenswirklichkeit und an den Werten des Gegenübers vorbei. Sie oder er fühlt sich unverstanden und reagiert enttäuscht (»Wie kann der/die mir so etwas raten? Das passt doch gar nicht zu mir!«).

•Der Ratschlag wird überlagert von einer (momentan oder dauerhaft) problematischen Beziehung: Von meinem unfreundlichen Chef lasse ich mir gar nichts sagen; meine Mutter hat schon immer versucht, sich in alles einzumischen; im Moment bin ich nicht gut auf meinen Kollegen zu sprechen usw.

•Der Ratschlag streut Salz in eine offene Wunde: »Genau das habe ich schon vergeblich versucht! Das funktioniert bei mir nicht.« (Oder aggressiver: »Meinst du nicht, da wäre ich auch schon selbst draufgekommen?!«)

Es ist also heikel, jemanden mit Ratschlägen zu beglücken. Ratschläge sind eben auch Schläge, wie ein Sprichwort warnt. Das gilt zumindest häufig und trägt dazu bei, dass mehr oder weniger »gut gemeinte« Ratschläge verpuffen. Was Sie dagegen tun können? Erteilen Sie Ratschläge nur dann, wenn Sie darum gebeten werden. Wenn Sie unsicher sind, ob der andere jetzt gerade einen Rat möchte, fragen Sie ihn: »Willst du meine Meinung dazu hören?« Und seien Sie nicht beleidigt, wenn die Antwort »Nein« lautet.

Warum wir wissentlich das Falsche tun.

Und dann gibt es ja noch die Fälle, wo jemand Ihren Rat sucht oder Ihnen zumindest für hilfreiche Hinweise dankt und dann zur Tür herausspaziert und genau das Gegenteil tut, so weitermacht wie bisher oder das macht, wovor Sie gewarnt haben. In der Beziehungskomödie »Harry & Sally« gibt es dazu eine passende Situation.

Sallys beste Freundin Marie hat seit Jahren ein Verhältnis mit einem verheirateten Mann, der immer dann bei seiner Familie ist, wenn sie sich eigentlich nach Zweisamkeit sehnt: an Weihnachten, an Feiertagen, in den Ferien. Marie ist jedes Mal kreuzunglücklich und weint sich dann bei Sally aus. Nach dem letzten Schluchzer sagt Sally jedes Mal: »Marie, du musst dich von ihm trennen! Er wird seine Frau nie verlassen.« Worauf Marie jedes Mal antwortet: »Du hast recht! Ich weiß, dass du recht hast!« Scheinbar ist der Trennungsvorsatz gefasst. Doch wenige Wochen später klagt sie Sally erneut ihr Leid. Erst eine neue Liebe ändert die Situation.

Was haben Sie gerade gedacht, als Sie diese Geschichte lasen? Hatten Sie Verständnis oder haben Sie die Wertungskeule hervorgeholt und Marie Inkonsequenz, Feigheit oder Schwäche unterstellt? Der Neurobiologe und Philosoph Gerhard Roth hat eine bessere Erklärung dafür, warum wir einem Rat mitunter selbst dann nicht folgen, wenn wir ihn als richtig erkennen und eigentlich umsetzen wollen. Unser Verhalten wird eben nicht nur von rationaler Einsicht geprägt, sondern von genetischen Dispositionen, frühkindlichen Prägungen, unserer Sozialisation, das heißt vor allem jenen Erfahrungen, die wir bis zum frühen Erwachsenenalter machen. Diese Eindrücke graben sich tief in die emotionalen und zum Teil unbewussten Bereiche unseres Gehirns ein, in das limbische und mesolimbische System. Sie machen unser »unbewusstes Selbst« aus, das von »emotionalen Konditionierungen« bestimmt wird, von tief verwurzelten Prägungen, die unser Denken und Verhalten steuern, ohne dass sie rationaler Überlegung zugänglich sind.2 So kommt es, dass wir uns manchmal selbst nicht verstehen und wider besseres Wissen Dinge tun, von denen wir eigentlich wissen, dass wir sie später bereuen werden. Wir können nicht anders, ohne sagen zu können, warum. Das mag einerseits ein frustrierender Gedanke sein. Andererseits kann man es als Anregung sehen, etwas geduldiger und nachsichtiger zu sein: mit sich selbst und mit anderen!

»Wenn nur alle so wären, wie ich das will …«
Wie die Welt aussähe, wenn unser Traum wirklich in Erfüllung ginge

Spötter sagen, es gibt nur eins, was noch schlimmer ist als unerfüllte Träume: die Erfüllung eines Wunschtraums. Wie sähe die Welt tatsächlich aus, wenn die anderen sich uns zuliebe ändern würden?

Harmonische Partnerschaft, rücksichtsvolle Schwiegermutter …

Stellen Sie sich vor, Sie stehen am Morgen auf und Ihr Partner verhält sich jeden Tag zuverlässig exakt so, wie Sie sich das wünschen: Er oder sie nimmt sich mehr Zeit oder beeilt sich, ganz nach Ihrem Gusto, ist redselig oder schweigt, wenn Sie das lieber haben. Achtlos aufgehängte Handtücher, Socken unterm Bett oder die nicht zugeschraubte Zahnpastatube gehören längst der Vergangenheit an. Sie brauchen nur einen kleinen Hinweis zu geben und schon hat sich ein Problem dauerhaft erledigt. Kulturmuffel entdecken ihre Vorliebe für argentinische Autorenfilme und moderne Malerei, Fußballhasser regen sich nicht mehr über die Bundesligakonferenz im Radio auf, Couch-Potatoes gehen klaglos mit Ihnen joggen. Seit Sie Ihrer Mutter mitgeteilt haben, dass sie sich bitte nicht in Ihre Kindererziehung einmischen soll, ist dieses Thema erledigt und Sie ernten nicht einmal mehr kritische Blicke oder hochgezogene Augenbrauen, nein: Sie erleben selige Harmonie auf jeder Familienfeier! Sollten Sie keine Kinder haben, auch gut: Das ist ebenfalls kein Thema mehr. Ihr Umfeld verschont Sie mit bohrenden Nachfragen, Hinweisen auf die tickende biologische Uhr und fragenden Blicken auf Ihren Bauch.

Hilfsbereite Kolleginnen und Kollegen, nette Vorgesetzte …

Auch auf dem Weg zur Arbeit gibt es keinerlei Anlass zur Aufregung: Endlich sind Sie nicht mehr der Einzige, der vernünftig Auto fährt! Keine Mittelstreifenbummler, keine Sonntagsfahrer oder Drängler, sondern überall zügige und rücksichtsvolle Autolenker. Ihre Führungskraft redet Ihnen endlich nicht mehr in die Arbeit rein, sondern lässt Sie in Ruhe machen. Es gibt regelmäßig Anerkennung statt kleinlicher Kritik. Der Kollege, mit dem Sie das Büro teilen, telefoniert leiser, seitdem Sie ihn darum gebeten haben. Er isst keine überreifen Bananen oder müffelnden Döner mehr im Büro und hält jede Absprache ein. Die Azubine daddelt nicht mehr auf ihrem Smartphone herum und hängt gespannt an Ihren Lippen, wenn Sie ihr etwas erklären. Der Vertrieb schickt nur noch sorgfältig ausgefüllte Aufträge mit allen erforderlichen Daten, sodass Sie nicht mehr herumtelefonieren und nachfragen müssen. Wenn Sie im Kundenkontakt oder als Handwerker/-in tätig sind, haben Sie es tagein, tagaus ausschließlich mit geduldigen, freundlichen Leuten zu tun, die sich herzlich für Ihre Hilfe bedanken. Auch im Freundeskreis herrscht eitel Sonnenschein. Ob man sich nun besser vegan, vegetarisch, lowcarb oder paleo ernährt, ist kein Thema mehr, weil jede und jeder den anderen einfach in Ruhe essen lässt, was sie oder er möchte. Die egozentrische Freundin hört Ihnen plötzlich aufmerksam zu, der Aufschneider im Bekanntenkreis gesteht seine Schwachstellen ein. Ach ja, und die Nachbarn beschweren sich natürlich auch nicht mehr über laute Musik und finden Ihren leicht verwilderten Garten plötzlich cool.

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