Kitabı oku: «Schlüssellochfantasien», sayfa 4
Für einen Moment wusste sie nicht, wo sie war und schaute sich benommen im Zimmer um. Flüchtig streifte ihr Blick das Dachgeschoss.
Sascha entfernte das Kissen und Stella setzte sich in eine aufrechte Position. Die Wellen, die sie eben mitgerissen hatten, ebbten nur langsam ab. Hastig öffnete sie die Hose des Mannes, der noch immer vor ihr kniete, damit sein eingeklemmter Schwanz mehr Platz bekam. Vor ihr bäumte sich eine riesige Latte auf, die mehr als appetitlich aussah und deren Eichel majestätisch glänzte. Stürmisch packte sie zu und begann mit einer lustvollen Massage. Während den Auf- und Abwärtsbewegungen ließ sie sich auf die Seite fallen und streckte ihr oberes Bein in die Luft, um ihm freie Sicht in ihren Schritt zu gewähren. Sie hatte am eigenen Leib erfahren, mit welcher Wonne er ihre Muschi vernascht hatte und wollte ihm dieses Bild noch einmal darbieten. Sie tat sich vor ihm auf, immer noch feucht glänzend, angeschwollen und gut durchblutet. Sie nahm ihre linke Hand und spielte an sich herum. Die andere Hand griff nach seinem Schwanz und steckte ihn in ihren Mund. Das große Finale stand unmittelbar bevor. Gekonnt quetschte sie seine Eier, als wollte sie ihn melken. Dadurch beschleunigte sie nicht nur den Zeitpunkt, sondern verstärkte den Samenerguss, der sich die ganze Zeit angestaut hatte. Dieser verfehlte ihren Mund nicht. Nun war es an ihr, ihn auszutrinken und sie schluckte genauso dankbar, wie sie gegeben hatte.
Stellas Nachbar aus dem Dachgeschoss tat es Sascha gleich, nur mit dem Unterschied, dass er dabei litt. Es hatte ihn große Überwindung gekostet, das Schauspiel der beiden zu ertragen. In gleichem Maße hatte er sich daran ergötzt. Freud und Leid lagen eben sehr nah beieinander.
Noch eine ganze Weile lagen die erschöpften Akteure nebeneinander auf der Couch, ohne ein Wort zu wechseln. Es war herrlich, die Stille und das was gewesen war, sacken zu lassen. Nur der Regen erinnerte daran, dass sie sich nicht im Paradies befanden. Stella stand auf, um für kühle Getränke zu sorgen, und Sascha beobachtete ihre feinen Bewegungen, die nur vom matten Schein einer kleinen Lampe auf dem alten Buffet in Szene gesetzt wurden.
Als sie ins Wohnzimmer zurückkam, war ihr Zungenakrobat aufgestanden und im Bad verschwunden. Sie schaltete das Internet-Radio ein und landete bei einem mallorquinischen Sender, der zum fortgeschrittenen Abend passende Lounge-Musik brachte. Es war kurz nach Mitternacht, ihr Hormonhaushalt im Gleichgewicht und Wochenende. Was wollte sie mehr?
»Sag mal, dein Abfluss ist ja verstopft?«
Seine Beobachtung passte nicht ganz zur Stimmung, aber damit hatte er recht.
»Stimmt, ich muss mich um einen Klempner kümmern.«
»Wie wäre es mit dem hier?«
Sascha baute sich in der Mitte des Wohnzimmers auf wie John Wayne und zeigte mit beiden Daumen auf sich. Da er splitterfasernackt helfen wollte, wirkte die Nummer sehr lustig.
»Du hast doch gar kein Werkzeug dabei?«
»Frauen …«
Kopfschüttelnd verließ er den Raum und forderte Stella auf, ihm zu folgen. Zwei nackte Körper tapsten im Dunkeln zusammen ins Bad. Natürlich besaß Stella eine Handwerkskiste, nach der sie gefragt wurde. Der Rest war in Sekundenschnelle erledigt. Im Nu war der Siphon abgeschraubt, überprüft und wieder dran. Sascha ließ für einen Augenblick das Wasser im Handwaschbecken laufen, um zu überprüfen, ob das S-förmige Rohr seine Versorgung gut überstanden hatte. Er machte seine Sache gut, soweit Stella das beurteilen konnte, und sie war in jeder Hinsicht zufrieden.
»Nennt man so etwas nicht Schwarzarbeit?«
»Nur, wenn man dafür eine Gegenleistung bekommt.«
Stella fackelte nicht lange, beugte sich über die Waschmaschine und streckte ihm ihr blankes Hinterteil entgegen. Lasziv ließ sie ihren geilen Arsch vor ihm kreisen, um deutlich zu machen, dass sie bezahlen wollte. Ihr Klempner trat auf sie zu, nahm sein wachsendes Genital in die eine Hand und steckte den Mittelfinger der anderen in ihre Möse. Während sein Schwanz hart wurde, flutschte sein Finger in das immerwährend feuchte Loch und schmatzte vor sich hin. Ohne Vorwarnung rammte er seinen Schwengel in sie hinein, bis sie aufschrie. Endlich bekam sie das, was sie vorhin von ihm gewollt hatte. In groben Stößen ließ er die angestauten Gefühle heraus. Jetzt ging es nur noch um ihn. Stella bäumte sich auf, drückte ihre Arme auf der Waschmaschine ab und stöhnte rhythmisch. Ihr ›Ja! Mehr! Ja!‹ animierte ihn und er steckte seinen mit Muschi-Saft getränkten Finger in ihren Mund. Das gierige Saugen, ihr forderndes Becken und seine enorme Lust auf sie ließen ihn ein zweites Mal abspritzen. Er pumpte alles in sie hinein und diesmal war es ihm egal, was sie dazu sagte. Das Tier steckte einfach in jedem Mann.
Als die wenigen Sekunden seines Höhenflugs vorüber waren, stützte er seine Arme neben den ihren ab und atmete keuchend in ihr Ohr.
»Du hast es nicht anders gewollt!«
»Niemand will sich beschweren.«
Da es mittlerweile drei Uhr war, entschieden sie sich, den Abend zu beenden. Während Sascha schweigend seine Sachen anzog, warf sich Stella ihren Bademantel über und lief in die Küche. Sie war voll und ganz auf ihre Kosten gekommen.
Wie er so an der Wohnungstür auf sie wartete, kam Stella um ein Haar in die Versuchung zu denken, dass dies mehr war als nur ein One-Night-Stand. Doch da das nicht zu ihrem Leben passte, würde sie ihn nicht um ein Wiedersehen bitten. Stattdessen legte sie ihr freundlichstes Lächeln auf, als sie ihn zum Abschied in die Arme nahm. Von ihm kam kein Kommentar und es bestätigte ein weiteres Mal, dass Männer nach gutem und schlechtem Sex kategorisierten, nicht nach einer guten oder schlechten Frau. Sie war eine seiner Eroberungen und morgen würde er das gleiche Spiel mit einer anderen durchziehen. Und das war in Ordnung.
Schweigen ist Gold
Als Stella ihre Augen öffnete, war es bereits viertel vor elf. Der Blick aus dem Fenster verriet, dass sich das Regengebiet noch nicht verzogen hatte. Berlin konnte, wie jede andere Stadt auch, anstrengend sein und war dann besonders hässlich. Kein Wetter, um sich unbedingt aus dem Bett zu quälen. Nur die Gewissheit, dass Janosch ihr in einer guten Stunde den Glanz in ihren Haaren wieder herstellen würde, war Ansporn genug; der Frisör, dem sie seit Ewigkeiten treu geblieben war, obwohl sie deshalb jedes Mal nach Mitte fahren musste.
Sie duschte, zog ihre hautenge Jeans und eine blaue Bluse an und besorgte sich um die Ecke Brötchen für ein schnelles Frühstück. Ihr privates Outfit war meist eine Kombination aus bequem und lässig. Aufgepeppt mit roten Tods und farblich passendem Gürtel ging sie aus dem Haus. Sportlich und dennoch elegant.
Den Milchschaum für ihren Kaffee stellte sie selbst her, indem sie den Aufschäumer kräftig in die Mangel nahm - hoch und runter pumpen. Keine schlechte Fingerübung, dachte sie, die hatte Sascha gestern nicht nötig gehabt. Die Erinnerungen an seine Männlichkeit ließen sie schwelgen. Wenn alle Stricke rissen, könnte sie immer noch mal auf seine Dienste zurückgreifen. Sie hatte sich in seiner Nähe wie eine Göttin gefühlt. Das schafften die wenigsten Männer.
Apropos Neigung, ein gewisser Pascal drängte seit geraumer Zeit auf ein Treffen. Er war, genauso wie Janosch, Frisör. Eigentlich konnte sie sich den Weg nach Mitte doch sparen und die Arbeit mit dem Vergnügen kombinieren? Stella, Stella, sie musste sich sehr über sich wundern. Nein, zuerst würde sie bei ihrem Lieblingsstylisten auflaufen, ein Heidengeld dafür hinlegen, dass sie eine Vorzeigeblondine blieb und später ein Date mit Pascal für die kommende Woche ausmachen. Der stand auf Lack und Leder. Im Anschluss an ihren Janosch-Termin wollte sie deshalb über den Ku‹Damm zurückfahren und in der Uhlandstraße einen Abstecher in den ultimativen Laden für das besondere Darunter machen.
Eine Stunde später sorgte der Figaro aller Klassen dafür, dass Stellas Haare in zwei Nuancen heller leuchteten als zuvor. Beim Bezahlen nahm sie sich vor, wie alle anderen Male auch, den nächsten Besuch so lange wie möglich hinaus zu schieben. Im Grunde genommen war es eine Frechheit, was Frauen für ihre Haare bezahlten. Bei aller Liebe und dem, was sie von Janosch hielt, stand das in keinem Verhältnis. Dennoch war auch klar, dass sie in acht Wochen wieder bei ihm sitzen würde.
In Ku‹Damm Nähe einen Parkplatz zu bekommen, stellte für Autofahrer in Berlin eine Geduldsprobe dar, weshalb Stella es gar nicht erst versuchte. 2,50 Meter fahrbarer Untersatz konnten in zweiter Spur den Verkehr nicht übermäßig strapazieren, außerdem hatte sie den Wagen im Auge. Die fünf Minuten, in denen sie sich im Geschäft inspirieren lassen wollte, würden mit Sicherheit ungesühnt bleiben.
Zwanzig Minuten später stand Stella mit einer Einkaufstüte in der Hand vor ihrem Auto, das mit einem Strafzettel gespickt war, und ärgerte sich maßlos. Die Ordnungsamt-Dame beugte sich bereits über die Windschutzscheibe eines Leidensgenossen und das mit großem Elan. Für das Vergehen sollte Stella satte zwanzig Euro berappen. Das war unverschämt und Willkür. Angriff war die beste Verteidigung. Zielstrebig marschierte sie auf die Politesse zu, um ihrem Ärger Luft zu machen.
»Das darf doch nicht wahr sein, wieso zwanzig Euro?«, monierte Stella so ruhig wie möglich.
»Grobes Vergehen gegen die Straßenverkehrsordnung, Missachtung und Behinderung anderer Verkehrsteilnehmer, ungerechtfertigtes …«
Es war offensichtlich, dass die Dame ihre Rolle genoss. Ohne zu überlegen, wandte Stella sich um und blaffte zurück:
»Blöde Frigatte.«
Es war nur ein Murmeln gewesen, dumm dazu, und Stella handelte sich eine unnötige Klage wegen Beamtenbeleidigung ein. So schnell war der Glanz vom Morgen wieder ab.
Zurück in ihrer Kreuzberger Wohnung, fiel ihre Laune noch mehr in den Keller. Das größte Problem zweier Behausungen war, dass alle Arbeit doppelt anfiel. Eine Putzfrau zu engagieren, dazu war sie zu geizig und wegen ein bisschen mehr Putzen brach sie sich natürlich keinen Zacken aus der Krone. Nur manchmal, an Tagen wie diesen, fehlte zu allem der Antrieb. Mürrisch machte sie sich an die Arbeit, wobei sie, der Politesse sei Dank, über ihre Möglichkeiten hinauswuchs. Nach gut einer Stunde erstrahlte die Wohnung in neuem Glanz, der Müll war entsorgt und Stella konnte sich endlich ihrer Lieblingsbeschäftigung Nummer eins widmen, die sie schließlich aus dem Tief holte.
Der sündige Chat mit Pascal, dem sie sich mit Leidenschaft widmete, brachte eine Verabredung für nächsten Mittwoch. Schade eigentlich, denn Mister Dachgeschoss würde nicht dabei sein können. Sie hoffte der Lackrock, den sie sich extra für dieses Treffen gekauft hatte, würde seine Wirkung nicht verfehlen. Schließlich hatte sie ihn sich einiges kosten lassen.
Am Abend stand ein Treffen mit Else und Carola an, die sie eine halbe Ewigkeit nicht gesehen hatte. Ein schlechtes Gewissen brauchte sie nicht zu haben, denn ihre Freundinnen hatten ebenso selten Zeit für sie. So gesehen blieben Verabredungen dieser Art leider eine Rarität.
Carola kannte sie aus der Schule. Es war die älteste und einzige Freundin, die ihr aus dieser Zeit geblieben war. Die beiden verstanden sich blind und vertrauten einander. Das Einzige, was ihre Freundschaft trübte, war Carolas Mann Klaus. Nicht er war das eigentliche Übel, sondern seine Frau, die sich seither schwer gehenließ. Stella hatte mit der Zeit den Eindruck gewonnen, als hätte ihre Freundin aufgehört zu leben. Beide Frauen hatten sich dermaßen in verschiedene Richtungen entwickelt, dass es gelegentlich sogar daran haperte, gemeinsame Themen zu finden. Deshalb freute sie sich umso mehr auf den heutigen Abend.
Gegen 19 Uhr traf Stella in einem argentinischen Steakhouse ein. Die Mädels liebten es deftig. Bei einem üppigen Stück Fleisch konnte so richtig vom Leder gezogen werden. Für Stella bedeutete so ein Abend immer auch abschalten – von ihrem Job, den vielen Männern sowie ihren Eltern, die ihr ständig wegen Enkelkindern in den Ohren lagen.
»Ich werde nächsten Donnerstag auf eine Schwulen-Afterwork-Party gehen«, erklärte Else, nachdem die Bestellung aufgegeben worden war. »Nick, mit dem ich schon zwei Veranstaltungen ausgerichtet habe, hat mich gefragt, ob ich ihn und seinen Freund begleite.«
Stella guckte zuerst irritiert und prustete dann los.
»Else, was ist denn in dich gefahren? Als ich dir das letzte Mal geraten habe, dich anderweitig umzusehen, da meinte ich das doch nicht so!«
Irgendwie fühlte sie sich für diese Entscheidung verantwortlich, aber natürlich war ihr klar, dass Else nicht vorhatte, sich auf einer Schwulenfeier nach einem neuen Mann umzusehen.
»Felicitas Pfeifer, nicht jeder Frau rennen die Männer die Bude ein, also müssen andere Mittel und Wege gefunden werden. Und danke, ich hatte nicht vor, schwul zu werden.«
Else spielte die Beleidigte. Es war aber auch wie verhext: Die eine war besessen von der Idee, endlich einen Mann zu finden und sich schwängern zu lassen, die andere wurde von den Kerlen umschwärmt und wollte nur Sex. Ungerecht ging die Welt zugrunde.
»Wie weit seid ihr eigentlich?«
Else machte ihrem Namen alle Ehre und unternahm ein Ablenkungsmanöver, indem sie Carola ins Kreuzfeuer nahm, auf die die Frage nach Familienplanung abzielte.
»Kinder ja, aber dazu müsste ich Sex mit Klaus haben.«
Stella verschluckte sich halb an ihrem Bissen und spannte nun auch die Ohren auf. Hatte sie da eben das Wort müsste gehört? Ihre Freundinnen wussten schon, dass sie es gerne und oft trieb, die ganze Wahrheit über ihr Doppelleben kannten die beiden jedoch nicht. Es war besser, so etwas nur mit sich allein auszumachen. Und mit einer Freundin, vor der die Männer reißausnahmen beziehungsweise eine andere, die ihren Ehemann nicht ranließ, war es ohnehin schwer zu diskutieren.
»Wie hält Klaus das aus?«, hakte Stella nach.
»Was denn?«, fragte Carola perplex.
»Ohne Sex!«, ereiferte sich Stella.
Ihre Freundin schüttelte nur den Kopf.
»Der braucht das nicht!«
Das gab’s doch gar nicht.
»Hast du keine Angst, dass er sich anderweitig orientieren könnte?«, erkundigte sich Else kleinlaut.
»Quatsch, er liebt mich doch«, beharrte Carola.
»Der muss doch Schwielen an den Händen haben?«, provozierte Stella, die nicht umhinkam, in der Wunde zu pieken.
»Gar nicht, ich sage doch, der braucht das nicht.«
Immerhin hatte Carola die Frage verstanden, das war nicht immer zu erwarten. Oft schalteten ihre Ohren bei diesem Thema auf Durchzug.
»Willst du einen anwaltlichen Rat von mir?«, erkundigte sich Stella. »Bei einer Scheidung würde er recht bekommen.«
Deutlicher konnte man kaum werden. Zurück blieb eine Carola mit dickem Fragezeichen im Gesicht. Gut so. Sie hatte die Polemik in Stellas Aussage nicht verstanden. Jeder lebte nun mal sein Leben.
Der Abend endete feucht fröhlich, was insbesondere an allgemeineren Gesprächsthemen lag. Daher landete Stella erst spät mit einem dicken Kopf und Taxi am Paul-Lincke-Ufer, um endlich in ihrer Wohnung anzukommen. Oben angekommen ließ sie einen letzten Blick über die schlafende Stadt schweifen. Nach Katzenwäsche und Präventiv-Aspirin schlummerte sie weg in einem Bett, das nur ihr ganz allein gehörte, und wo kein Mann der Welt Zutritt hatte.
Der Montagmorgen war nie der beste Tag der Woche, aber die beste Möglichkeit, um mit neuen Vorsätzen durchzustarten. Der Termin mit der Schauspielerin stand an und dort war sie es gewesen, die außerehelichen Sex gehabt hatte. Leider mit schwerwiegenden Folgen.
Da Stella noch etwas Zeit hatte, kontrollierte sie in ihrem Büro die Termine für die gesamte Woche, die sie fein säuberlich in einem digitalen Kalender ablegte. Sie war so vertieft in ihren Rechner gewesen, dass sie erst jetzt das Buch auf ihrem Schreibtisch bemerkte, das vorhin noch nicht dort gelegen hatte. Lexikon der Rechtsirrtümer. Welcher Scherzkeks war das denn? Eigentlich kamen nur zwei in Frage, aber die würde sie sich später vorknöpfen. Zuerst musste sie arbeiten. Flugs verließ sie ihr Büro.
Die Schauspielerin wohnte nicht weit von der Kanzlei entfernt in einem charmanten Haus aus rotem Backstein. Stella war mit dem Auto gekommen. Das Domizil des Schauspielerehepaares lag in einer ruhigen Seitenstraße und das Auffälligste war mit Abstand der marode Zaun, der fast auseinanderfiel. Wenn der mal nicht aus Kriegszeiten stammte. Ein Seil, das zum Betreten entfernt werden musste, hielt die Eingangstür zusammen.
Nachdem ihr eine Stimme von oben ›Bitte reinkommen‹ zugerufen hatte, folgte sie den Anweisungen und als Stella die sechs Stufen zum Hauseingang emporgestiegen war, stand sie plötzlich vor ihr. Sie sah ganz anders aus, als im Fernsehen und wirkte auf den ersten Blick sofort sympathisch. Von einer Babykugel war sie weit entfernt und präsentierte sich gertenschlank.
»Guten Tag, Meyer-Bergbach mein Name.«
Die Frau in Jogginghose, die ihr auf den Hüften saß, und einen grauem Sweater war in etwa so groß wie Stella.
»Sehr angenehm, Pfeifer«, stellte sich Stella vor. »Sie hatten am Telefon davon gesprochen, dass die Trennung von ihrem Mann bereits beschlossene Sache ist?«
Maria Meyer-Bergbach verzog das Gesicht, lächelte gequält und ging voran. Stella wurde ins Wohnzimmer gebeten und die beiden Frauen setzten sich mit einer Tasse Tee an einen riesigen Esstisch.
»So ganz stimmt das nicht«, widersprach die Klientin. »Ich will die Scheidung, weil er mich mit Nutten betrügt. Ich bin ihm auf die Schliche gekommen. Er weigert sich aber und streitet alles ab.«
Stella saß da und hörte zu. Die mit Abstand wichtigste Aufgabe eines guten Anwalts. Das gab Aufschluss über den weiteren Verlauf des Gespräches. Lübben hatte ihr gegenüber bereits angedeutet, dass Frau Meyer-Bergbach schwanger war. Aus irgendeinem Grund kam sie jedoch nicht darauf zu sprechen.
Am Ende gab es offiziell kein Baby und ihrem Mann sollte der Ehebruch zum Vorwurf gemacht werden. Schön und gut, das Problem war nur, dass der Ehemann von der gleichen Kanzlei vertreten werden wollte. Stella versuchte behutsam, dieses Thema anzuschneiden, und dass Herr Bergbach bei Lübben & Partner ebenfalls vorgesprochen und um ein Mandat gebeten hatte.
»Das erstaunt mich nicht«, erklärte Meyer-Bergbach. »Die Frage ist nur, wie Sie sich entscheiden.«
»Ich werde, wenn Ihnen das recht ist, Ihren Mann zu diesem Thema auch noch befragen. Vielleicht ergibt sich eine passende Lösung, mit der allen geholfen ist.«
Für den Moment kamen sie nicht weiter. Niemand hatte einen Vorteil davon, die Sache unüberlegt in die eine oder andere Richtung zu entscheiden. Letzten Endes lag es bei Lübben, wem von beiden er den Zuspruch erteilte.
»Wo kann ich Ihren Mann antreffen, ich nehme an, er wohnt nicht mehr bei Ihnen?«
»In den Freudenhäusern hier in der Gegend?«
Die Antwort einer gehörnten Frau. Stella spürte ihren Schmerz. Da half es auch nicht, wenn man Schauspielerin war.
»Er hat einen Manager, bei dem wohnt er. Hier ist seine Karte.«
Stella nahm das Stück Papier und verabschiedete sich von einer traurigen Frau Meyer-Bergbach, die alleine in ihrem Haus zurückblieb.
Als sie wieder in der Kanzlei eintraf, waren die meisten zu Tisch. Natürlich, welcher Bürohengstmagen gab nicht schon um zwölf Uhr knurrende Geräusche von sich? Deshalb erstaunte es sie umso mehr, Gregors Stimme aus seinem Zimmer zu hören. Leider war sein Büro nicht weit genug von ihrem entfernt, denn sie konnte diesen Schnösel nicht ausstehen.
In der Gemeinschaftsküche kam es dann zur Begegnung. Sie wollte sich gerade einen Joghurt aus dem Kühlschrank nehmen, als seine durchdringende Stimme hinter ihr ertönte. Er hätte auch Schauspieler werden können, dachte sie.
»Hallo Prinzessin. Wie wäre es, wenn wir uns in zehn Minuten zum Lunch treffen?«
Das war genau seine Masche – Augen zu und durch.
»Tut mir leid, aber ich bin heute noch gar nicht zum Arbeiten gekommen. Das werde ich jetzt nachholen.«
»Hm?«, Gregor überlegte. »Ich würde es mir an deiner Stelle noch einmal überlegen. Du tätest gut daran, dich mit mir zum Essen zu treffen. Also, in zehn Minuten bei Paolo.« Sein Gesicht verzog sich zu einer Fratze. Dann verließ er die Küche genauso schnell, wie er sie betreten hatte.
Was war das denn für ein Auftritt gewesen? Und diese Ausdrucksweise zum Lunch? Stellas Appetit war mit einem Mal verflogen, doch ein seltsamer Beigeschmack blieb. Der hatte ja wohl nicht mehr alle Tassen im Schrank. Da sie mit ihm noch ein Hühnchen zu rupfen hatte, würde sie sich auf den Weg machen und bei Paolo vorbeischauen. Und nur deshalb!
Wenig später betrat sie die Pizzeria, die sich in der nahe gelegenen Hubertusallee befand und nicht zum zentralen Stützpunkt der Kanzlei gehörte. Die meisten gingen lieber ins Il Buco, das größer und angesagter war. Gregor saß bereits an einem Tisch in der hintersten Ecke und fummelte an seinem Smartphone herum. Als er Stella erblickte, grinste er noch dümmer als sonst. Dem würde das Lachen schon noch vergehen und wenn der sich einbildete, dass sie ab sofort öfter mit ihm dinieren würde, dann hatte er sich ordentlich geschnitten. Es gab nur etwas zu klären. Seine merkwürdigen Andeutungen vorhin hatten Stella stutzig gemacht, aber im Prinzip wusste jeder, dass Gregor sonderlich war.
»Setz dich«, forderte er sie auf. »Die haben ausgezeichnete Pizza.«
Als ob sie das nicht wusste.
»Bilde dir nicht ein, dass wir das hier wiederholen«, zischte sie angriffslustig.
Stella setzte sich auf die gegenüber liegende Seite des Tisches. Sie hatte nicht vor, lange zu bleiben.
»Was willst du?«
Mit diesen Worten knallte sie ihm das Buch, das er freundlicherweise auf ihrem Schreibtisch hinterlegt hatte, vor den Latz.
»Danke, aber aus den Kinderschuhen bin ich lange raus!«
Erstaunt drehte er das Cover zu sich herum, um den Titel besser lesen zu können. Dann lachte er laut auf.
»Soll das ein Geschenk sein? Wie reizend von dir.«
Entweder, dieser Mann taktierte, oder er hatte wirklich nichts mit der Aktion zu tun. Stella war fast gewillt zu glauben, dass er das Buch tatsächlich zum ersten Mal sah.
»Also hast du mir das nicht in mein Büro gelegt?«
»Ich? Dir? Warum sollte ich, ich habe schließlich andere Dinge zu tun.«
Dann hatte sie sich getäuscht? Trotzdem war und blieb Gregor ein Vollidiot. Stellte sich nur die Frage, was er von ihr wollte? Da sie nun schon einmal hier war, bestellte sie ein Mineralwasser und ein Vitello tonnato, da sie am Morgen nur ein paar Cornflakes gegessen hatte. Sie wiederholte ihre Frage:
»Was willst du von mir?«
»Ok.« Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »Kommen wir mal auf den Punkt: Ich kenne dein Geheimnis.«
Erwartungsvoll lauerte Gregor auf eine Reaktion, doch so einfach ließ seine Kollegin sich nicht aus der Reserve locken. Sie schaute ihm tief in die Augen, wobei ihre grauen Zellen zu arbeiten begannen.
»Ich weiß, was du so treibst, werte Kollegin.«
Langsam wurde Stella unruhig. Worauf wollte er hinaus? Er konnte unmöglich über ihr Doppelleben im Bilde sein. Sie versuchte zu pokern.
»Woher denn?«
»Aus dem Rechner natürlich.«
Was sollte das heißen ›Aus dem Rechner‹?. War sie zu unvorsichtig gewesen? Es war einige Male vorgekommen, dass sie abends, nachdem alle Kollegen die Kanzlei verlassen hatten, im Chat mit ihren Sexpartnern kommunizierte. Sicherlich wusste sie, dass das gefährlich war, aber wie sollte jemand dahinter kommen? Dieser verfluchte Mistkerl.
»Das geht dich gar nichts an!«, wiegelte sie ab. »Wie kommst du überhaupt dazu, in meinem Privatleben herumzuschnüffeln?«
Gregor verstand nur Bahnhof. Aber wiederum passte es zu ihr, dass sie die Kanzlei mit ihrem Privatleben gleich setzte.
»Es ist mir egal, wie du es nennst; Fakt ist, ich werde der Presse einen Wink geben. Es sei denn, du tust mir einen kleinen Gefallen.«
Stella war mehr als irritiert. Was hatte die Presse mit ihrem Doppelleben zu tun? Plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Es ging gar nicht um sie persönlich. Gregor hatte geschnüffelt und etwas herausgefunden, was er für wichtig hielt. Natürlich. Der aktuelle Fall, den Lübben ihr anvertraut hatte. Scheidungen unter Prominenten waren immer eine heikle Sache. Dieses kleine Arschloch, was bildete der sich ein!
»Das kannst du knicken, wie komme ich darauf, dir einen Gefallen zu tun?«
Stella versuchte, Ruhe zu bewahren.
»Ganz einfach«, entgegnete Gregor. »Ich weiß, wenn erst einmal die Presse auf die bevorstehende Schlammschlacht im Hause Bergbach aufmerksam geworden ist, wird Lübben eins und eins zusammenzählen und alles fällt auf dich zurück. Seine Prinzessin ist nämlich die Einzige, die solche Fälle auf den Tisch bekommt.«
Damit hatte er gar nicht so unrecht. Bei Prominenten aus der A-Liga verstand Lübben keinen Spaß. Die sollten nicht nur positiv mit seinem Namen in Verbindung gebracht werden, sondern bedeuteten zudem ein äußerst lukratives Geschäft. Nun saß sie in der Falle und es lag außerhalb ihrer Vorstellungskraft, wie weit Gregor mit seiner Drohung gehen würde. Und herauszufinden, wie Lübben auf diesen Fauxpas reagierte, dass Stella mit streng geheimen Informationen so achtlos umgegangen war, bereitete ihr Unbehagen. Dieser schmierige Typ, der ihr gegenüber genüsslich in seiner Pizza stocherte, hatte sie am Wickel. Sie war wütend über ihre eigene Nachlässigkeit. Sie erinnerte sich daran, wie sie das Büro heute Vormittag überstürzt verlassen hatte, um pünktlich bei der Schauspielerin zu erscheinen. In der Eile hatte sie vergessen, ihren Computer auszuschalten und Gregor dadurch ein Ass zugespielt.
»Was willst du?«, drängte sie.
Stella verspürte zwar gar keinen Hunger mehr, aber um Selbstsicherheit vorzutäuschen, nahm sie den nächsten Happen Vitello auf die Gabel.
»Wenn du mich so fragst«, genoss Gregor seinen Triumphzug, »dann lass uns zusammen ausgehen. Mal sehen, was der Abend so bringt.«
Erwartungsvoll suchte er in ihrem Gesicht nach Zuspruch.
Da lag also der Hase im Pfeffer. Wie primitiv er war, seine Dreistigkeit auf diese Art und Weise auszuspielen und sie zu einem Date zu verpflichten. Das Schlimmste, was er ihr hätte vorschlagen können! Wenn sie sich vorstellte, mit ihm einen ganzen Abend zu verbringen, damit er Ruhe gab, wurde ich jetzt schon schlecht.
»Woher weiß ich, dass du mich dann in Ruhe lässt?«
»Aber Prinzesschen, das ist doch Ehrensache, oder möchtest du, dass ich einen Vertrag aufsetze?«
Dabei schüttete er sich aus vor Lachen über seinen eigenen Witz und zum ersten Mal bemerkte Stella noch etwas anderes als Dummheit in seinen Augen.
Die Situation mit Gregor ärgerte sie maßlos. Den gesamten Rückweg über hatte sie nachgedacht, wie sie aus der Sache rauskam, doch leider war ihr auf die Schnelle nichts eingefallen.
Nun saß sie abwesend an ihrem Schreibtisch und starrte vor sich hin. An arbeiten war nicht zu denken. Zum Glück hatte sie keinen Termindruck, sodass sie zumindest hier auf der sicheren Seite war. Ein weiterer Punkt zum Aufatmen war mit Abstand der, dass das Trüffelschwein nicht hinter ihr privates Geheimnis gekommen war. Wie hätte sie jetzt dagestanden und um was würde er sie unter Umständen bitten, wenn er von ihrem Doppelleben wüsste?
Diesmal konnte sie niemanden um Rat fragen. Lübben würde ihr den Kopf abreißen für so ein unprofessionelles Verhalten, ihre Eltern hielten sie für eine kompetente Fachfrau, die sich niemals in solch zweifelhafte Angelegenheiten hineinziehen ließ und ihre Freundinnen fänden das alles wahrscheinlich halb so wild, weil sie Gregor für einen extrem smarten Typen hielten. Stella hatte Else und Carola letztes Jahr zu einem Tag der offenen Tür im Hause Lübben & Partner mitgenommen und sie in das Reich der Schönen und Reichen eingeführt. Es hätte ein netter Tag werden können, wenn Else nicht spät abends volltrunken jeden Kerl mit ihren Männerproblemen vollgelallt und Carola das halbe Buffet alleine leergegessen hätte. Es blieb bei diesem einzigen Mal, dass Stella ihre Freundinnen mitgenommen hatte.
Da kam ihr eine Idee. Wie wäre es, wenn sie statt ihrer Else in den Kampf mit Gregor schicken würde? Die beiden waren sich nicht unsympathisch gewesen und sie hätte zwei Fliegen mit einer Klappe erschlagen?
Nach kurzer Überlegung verwarf sie den Gedanken wieder. Sie durfte diesem Ekel keine weitere Angriffsfläche bieten und wer wusste schon, was Else ihm noch alles stecken würde. Somit schieden alle möglichen Alternativen aus und ihr war klar, dass sie um das Treffen mit ihrem unbeliebten Kollegen nicht herumkam. Also gut, so schlimm würde es nicht werden; die beiden arbeiteten zusammen und deshalb konnte er sich nicht zu viel erlauben.
An diesem frühen Montagabend schloss Stella sich beim Verlassen der Kanzlei den meisten ihrer Kollegen an, was nur deshalb auffiel, weil sie es sonst nie tat. Lübben dümpelte noch in seinem Zimmer herum, wie sie dem Lichtkegel entnehmen konnte, und ihrem neuen Erzfeind wollte sie heute kein zweites Mal über den Weg laufen.
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