Kitabı oku: «Raban und Röiven Eine magische Freundschaft», sayfa 4

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Zur Erinnerung an

Erdmuthe

Sie half ohne Vorbedingung

und rettete ihre Freunde.

Die sie liebten, weinen um sie.

Du bist immer in unseren Herzen,

wir vermissen dich!

»Ihr Name ist also nicht verändert worden! Dieser Platz gefällt mir! Deine Wahl ist gut. Aber wo steckst du, Röiven?«

Obwohl er den schwarzen Vogel nirgends entdecken kann, hofft er, dass dieser doch bald auftaucht. Sehr weit entfernt sollte er doch wohl nicht angekommen sein.

»Hier auf dem Gelände des alten Klosters gibt es sicher keinen Hühnerstall, in dem er jetzt feststecken könnte. Vermutlich kommt er gleich hier an, laut auf den blöden Verband schimpfend!« Der Junge muss unwillkürlich grinsen. Große Sorgen macht er sich nicht. Warum auch?

Er beginnt damit, direkt neben Erdmuthes Grab, eine kleine Grube auszuheben. Er nutzt sein Taschenmesser und einen flachen Stein. Auch wenn es nur langsam voran geht, stört ihn das nicht. Er hat ja Zeit. Anschließend kleidet er die Vertiefung mit Moos aus.

»Hat Eila das nicht auch so gemacht, wenn sie Vögel hier beerdigt hat, denen nicht mehr geholfen werden konnte? Ja, aber es fehlen noch schöne bunte Blütenköpfe.«

Als auch diese platziert sind, bettet er das tote Kolkrabenmädchen vorsichtig hinein.

»Wo bleibt mein Freund bloß? Er wollte doch Abschied nehmen!«

Der Junge deckt etwas Moos über Roya, dann verschließt er das Grab provisorisch mit mehreren Ästen. Darauf häuft er die Erde und klopft sie etwas fest.

»Ich muss jetzt meinen Freund finden. Wir kommen dann zu dir zurück. Bis dahin!«

Raban freut sich über die gewählte Stelle. Die Sonne erwärmt das Grab, genau wie das daneben liegende.

»Der Spruch auf dem Stein passt auch ausgezeichnet zu dir, Roya!«

Er dreht sich um und wandert suchend über die Wiese. Der Junge wählt die Richtung, in der er das Haus von Erdmuthe und die Ruinen des Kloster vermutet.

Wo steckt Röiven?


Der Wolf

Der Junge erblickt etwas abseits ein niedriges Gebäude. Das muss das Haus sein, in dem Erdmuthe gelebt und Eila ausgebildet hat. Aus dem Schornstein, der aus dem offensichtlich stark einsturzgefährdetem Dach aufragt, steigt keine Rauchsäule in den Himmel.

»Das ist auch nicht zu erwarten. Hier lebt sicher kein Mensch«, ist Raban überzeugt. Darauf weisen auch die tief in den Mauern liegenden Fenster hin. Sie sind so blind und von Spinnweben eingerahmt, wie er es noch nie zuvor gesehen hat. Hindurch schauen ist nicht möglich. Ob Röiven darin angekommen ist? Der Junge tritt zur Tür und versucht sie zu öffnen. Die Klinke ist stark verrostet, lässt sich aber hinunterdrücken. Die Tür selbst ist dagegen nicht zu öffnen. Sie ist entweder abgeschlossen oder sie hat sich sehr stark verzogen und klemmt. Verzweifelt hämmern seine Fäuste dagegen. Aber es erfolgt keine Reaktion von innen.

Der Junge schüttelt den Kopf.

»Da komm ich nicht rein. Ich müsste schon eines der Fenster einschlagen. Weil ich jedoch nicht weiß, ob mein Freund dort drinnen ist, lass ich das lieber. Ich bekäme womöglich Ärger, wegen Sachbeschädigung oder Hausfriedensbruch.« Erneut ruft er mehrmals nach dem Vogel, erhält aber keine Antwort.

»Ich hoffe, ihm ist nichts Schlimmes passiert. Wer weiß, was alles bei verunglückten Zaubern passieren kann!«

Als er auf dem Gelände suchend weitergeht, kommt das verfallene Kloster in Sicht. Es muss einmal eine gewaltige Anlage gewesen sein. Reste eines Kirchturms zeigen in den Himmel. Von dort führen eingefallene Verbindungsgebäude zu weiteren Gebäuderesten. Vereinzelte Teile großer Giebel stehen noch, zwischen denen Raban nun sucht. Viele der ehemaligen Gebäude sind jetzt nur noch Schutthaufen. Die mächtigen Mauern, vor denen Raban jetzt steht, lassen ein ehemaliges Vorratshaus erahnen.

Aber nirgends ist Röiven zu sehen!

Dafür erblickt der Junge nun die Torpfosten des ehemaligen Eingangs zum Klostergebiet. Dort gab es in der von ihm gelesenen Geschichte, also vor etwa einhundert Jahren, einen Kampf mit zwei Wölfen. In dem Moment der Erinnerung läuft ihm ein leichter Schauer über den Rücken. Wie sollte er mit so einem gefährlichen Tier fertig werden?

»Ich kann nicht zaubern und eine Waffe habe ich auch nicht. Mein Taschenmesser wird mir kaum gegen ein derartiges Raubtier nützen.« Der Junge versucht sich zu beruhigen. Er atmet bewusst langsamer. Warum sollte ausgerechnet jetzt ein Wolf auftauchen. Hier gibt es doch nichts für ihn zu erjagen, oder? Zweifelnd schaut er um sich. Nein, hier sind nur einige Vögel. Amseln und Rotkehlchen bemerkt er. Ach ja, und eine grünblau schillernde Eidechse wärmt sich im schönen Sonnenschein auf einem der Steinhaufen. Aber das ist doch alles nichts für einen hungrigen Wolf!

Raban seufzt und sucht weiter.

»Wann werde ich meinen gefiederten Freund finden?« Er schaut zu den Resten eines kleinen Turmes.

Erschrocken dreht sich der Junge um. Er spürt ein Kribbeln im Nacken. War da nicht eben ein Geräusch? Es könnte von einem größeren Tier verursacht worden sein. Gibt es noch Ziegen hier? Vielleicht verwilderte aus Erdmuthes Herde? Oder könnte das eine Wildkatze gewesen sein? Die sind aber doch nicht zu hören, wenn sie auf ihren Samtpfoten auf Jagd sind!

Raban fühlt, wie sich die Härchen in seinem Nacken aufrichten. Lauert hier doch eine Gefahr?

Sein Blick irrt hastig umher. Wo ist die mögliche Bedrohung und wo gibt es eine Waffe? Neben dem Turm wuchern Brombeersträucher und ein alter Haselbusch.

»Ich breche mir eine langen Stab von der Hasel ab. Genau. Dann habe ich wenigstens eine kleine Verteidigungsmöglichkeit.«

Mit wenigen Schritten steht Raban bei dem Busch. Schnell hat er einen etwa zwei Finger dicken, langen Trieb ausgewählt. Das Abbrechen hat er sich aber einfacher vorgestellt. Er greift weit nach oben und zieht den geraden Zweig zu sich. Der Junge rüttelt verzweifelt, aber der Stab bricht nicht. Er blickt sich um. Nein. Noch ist kein Angreifer zu sehen.

Plötzlich hat Raban eine Idee. Schnell kniet er sich nieder und macht mit seinem Messer möglichst tiefe Einschnitte in den Trieb. Der Junge greift wieder nach oben und zieht an dem Holz. Ein leises Knistern ist zu hören. Plötzlich ertönt ein scharfes, lautes Knacken. Es ist geschafft. Doch der von ihm verursachte Lärm muss weit zu hören gewesen sein! Hastig schweift sein Blick über das Gelände. Ist dort ein Schatten vor dem Steinhaufen vorbeigehuscht? Ach, das war nur eine Amsel auf Futtersuche.

»Was soll ich machen?« Den langen Stecken in der linken Hand, werden die Treppenstufen des Turms erklommen. Reicht die gewonnene Höhe? Nein, lieber bis ganz nach oben, jedenfalls so weit, wie es möglich ist. Etwa zehn Meter über dem Boden muss Raban schnaufend anhalten. Die Stufen enden im Nichts.

Wenn der Junge nicht so aufgeregt wäre, könnte er einen traumhaften Ausblick auf den jenseitigen Höhenzug genießen. Seine Augen suchen hastig das Gelände ab.

»Was war das für ein Schatten? Er muss zu etwas Großem gehören.« Während der Anstrengung, den Stab von dem Haselbusch zu brechen, war das Kribbeln im Nacken nicht zu spüren gewesen. Aber jetzt ist es wieder da.

Unruhig sucht er den Boden und das Gelände ab, während er den Stab automatisch entblättert und auf eine Länge kürzt, die etwas mehr als seine Körpergröße beträgt. Tiefe Kerben und sein Körpergewicht reichen aus, den Stab wie gewünscht zu brechen. Erneut knackt es dabei laut.

»Die Suche muss systematisch erfolgen! Wo hatte ich den Schemen gesehen? Richtig! Das war bei dem Schutthaufen dort drüben.« Doch der Schatten ist ebenso wenig wie dessen Verursacher auszumachen.

Halt, was ist das? Etwas Schwarzes mit einem weißen Fleck liegt dort unterhalb stehengebliebener Reste eines Giebels. Ist das der Schemen gewesen?

»Ist das nicht …?« Raban beugt sich weit vor und strengt seine Augen an. »Röiven?«

Er will sich bereits freudig umdrehen und den Turm hinabeilen, um zu seinem Freund zu kommen. Da sieht er den Schatten wieder. Nein, nicht den Schatten. Es ist ein großer, grauer Hund mit einer langen Rute.

Es ist: »Ein Wolf!«, weiß er sofort.

Das Tier streift, wohl auf der Nahrungssuche, über das Gelände. Voller Sorge erkennt der Junge: der Wolf wird unweigerlich zu der Stelle kommen, an der der Kolkrabe liegt.

»Was kann ich machen? Der wird Röiven eher erreichen, als ich dort sein kann. Wie ist Hilfe möglich?« Raban sucht verzweifelt nach einer Lösung, während er bereits die Stufen hinuntereilt. Unten angekommen, läuft er laut schreiend in die Richtung des Wolfes.

»Du gemeine Bestie. Hau ab. Du elendes Vieh. Wehe du kommst meinem Freund zu nahe! Gleich hab ich dich. Dann kannst du was erleben! Ich werde dich über offenem Feuer rösten. Dein Fell wird vor meinem Bett auf dem Boden liegen.«

Der Wolf hört Raban sofort. Scheinbar erstaunt bleibt dieser stehen und blickt herüber. Kann es so was geben? Ein kleiner Mensch will ihn angreifen? Was der ruft, ist für das Tier unverständlich. Aber es kling bedrohlich. Darum senkt es seinen Kopf und beginnt gefährlich zu grollen, tief in seiner Kehle. Die Ohren sind nach hinten an den Kopf gelegt.

Meistens sind die Menschen nicht allein, und sie sind schlau! Der Wolf wartet. Doch der kleine Mensch kommt weiter auf ihn zu gestürmt. Er hat einen langen Stab in seiner Hand und hält diesen auf ihn gerichtet. Wenn das eins dieser Dinger ist, mit denen die großen Menschen einem aus großer Entfernung Verletzungen zufügen können, dann sollte er besser verschwinden. Sein Grollen verstummt. Es gibt hier sowieso nur Federvieh zu fressen, und die Federn sind kaum auszuspucken.

Als der Wolf mit seinen Überlegungen hier angelangt ist, jault er kurz auf und dreht sich hastig um. In langen Sätzen stürmt er davon.

Raban kann es nicht fassen. Ist es ein Traum?

Das Raubtier flüchtet tatsächlich!

Er blickt gebannt dem sich entfernenden Wolf hinterher. Völlig außer Atem und verschwitzt schüttelt er sich kurz.

»Ich muss sehen, was mit Röiven passiert ist!« Der Junge rennt erneut los, diesmal in Richtung des Giebels, wo der Kolkrabe zu sehen war. Und da liegt der sonst so gern plappernde Vogel. Die Augen sind geschlossen. Raban lauscht, aber die knarzende Stimme ist nicht zu hören.

Niedergehockt auf den Knien streichen seine Finger das schwarze Gefieder. Er beugt sich über ihn und horcht am Brustkorb des Vogels. Schlägt das Herz noch? Raban muss nach seinem Lauf noch heftig schnaufen. Auch die Auseinandersetzung mit dem Wolf wirkt wohl noch nach. Jedenfalls hört der Junge nur das Rauschen seines eigenen Blutes.

»Nein, bitte nicht!«, schluchzt er auf. »Du darfst nicht tot sein!« Raban versucht sich zu beruhigen und atmet mehrmals langsam tief ein und aus.

Mit: »Bitte!«, beugt er sich wieder zu seinem Freund hinab. Sein Ohr ruht lange auf dessen kleinem Körper. Nicht ganz sicher, atmet er noch ein paarmal langsam ein und aus und horcht erneut. Dann ist er sich sicher.

»Ja! Ja!«, ruft er jubelnd. »Du lebst!«

Er überlegt: »Was kann ich machen? Ich muss wohl warten und Geduld haben. Die Bewusstlosigkeit dauert schon lange und muss tief sein, sonst wäre er längst aufgewacht. Hm. Es ist für ihn sicher nicht so gut, im direkten Sonnenschein zu liegen. Durch das schwarze Gefieder wird die Wärme richtig angezogen. Bevor Röiven noch gegrillt wird, bringe ich ihn lieber in den Schatten.«

Vorsichtig nimmt Raban den Kolkraben auf seine Arme und trägt ihn zu dem ehemaligen Heim von Erdmuthe. Dort hatte er vorhin eine Regentonne unter dem überstehenden Dach bemerkt. Daneben befinden sich samtig grüne Moosflecken, auf die er den immer noch bewusstlosen Vogel legt. In der hölzernen Tonne findet er sogar etwas Wasser. Der Junge beugt sich tief hinein und hält sein Taschentuch in das kühle Nass. Er wringt es etwas aus und legt das feuchte Tuch vorsichtig auf den Kopf des Vogels.

Jetzt heißt es abwarten und hoffen.

»Krch«, klingt es nach einer Weile. Der Kolkrabe bewegt sich etwas. »Dämlicher Verband! Wie soll man denn damit fliegen?«

»Röiven?«, fragt der Junge aufatmend. »Wie geht es dir?«

»Krch. Es brummt in meinem Kopf. Gibt es hier einen Bären? Wer spricht zu mir? Ich kann kaum etwas verstehen.«

»Ich bin’s, Raban« ist die lautere Antwort. »Mach doch deine Augen auf. Du wirst mich doch hoffentlich noch kennen?«

»Das mach ich lieber nicht. Wenn ich meine Augen öffne, sehe ich wieder diese große Steinmauer vor mir. Dann geht es wieder abwärts, in die Dunkelheit!«

»Ach komm schon. Mach die Augen auf. Das Brummen in deinem Kopf wird dann sicher auch besser. Du solltest etwas Wasser trinken. Kühles und klares Wasser! Eine Mauer gibt es hier nicht, versprochen.«

»Ehrenwort?«

»Ehrenwort!«

Der Junge muss grinsen, als der Kolkrabe vorsichtig erst nur ein Auge öffnet. Sofort darauf öffnet sich das zweite auch.

»Warum grinst du so? Du lachst mich doch nicht aus?«, knarzt es.

»Nein, ich freu mich nur so, dass es dir gut geht. Erzähl, was passiert ist. Ich bin in der Nähe von Erdmuthes Grab angekommen, aber du?«

»Ja, wie war das noch?« Ein kurzes Zittern läuft durch den kleinen Körper. »Ich kam direkt vor einer Mauer an und merkte, dass es plötzlich abwärts ging. Ich versuchte mit den Flügeln zu schlagen, um den Sturz abzufangen. Mit dem blöden Verband war das völlig unmöglich. Ich drehte mich und sah die Erde schnell auf mich zukommen, dann war alles dunkel.«

»Ich glaube, du hast großes Glück gehabt. Darf ich dich abtasten, ob nichts gebrochen ist?«

»Wenn du vorsichtig bist. Aber nicht kitzeln!«

Die Untersuchung ist schnell aber gründlich. Jedenfalls so gründlich, wie ein 14-jähriger Junge, mit den Kenntnissen über Vögel aus dem Schulunterricht, das kann.

»Es scheint alles in Ordnung zu sein. Möchtest du noch etwas liegen bleiben oder kannst du dich aufrichten?«

»Mit deiner Hilfe werde ich sicher hochkommen. Gut so. Danke!«

»Alles gut, soweit?«, erkundigt sich Raban besorgt. »Es dreht sich nichts und das Brummen wird nicht schlimmer?«

»Nein. Es geht mir gut. Jetzt gib mir nur keine guten Ratschläge, so wie es deine Eltern mit dir gemacht haben.«

»Du alter Schlingel. Ich glaube, du grinst bereits wieder!«

»Ha, ha. Ich und grinsen? Wie geht denn das? Es geht mir wirklich gut. Aber vor dem nächsten magischen Sprung nimm mir bitte den vertrackten Verband ab. Es könnte sonst weitaus Schlimmeres als bisher passieren.«

»Einverstanden«, antwortet Raban, während er an den Wolf denken muss. Mit dem Raben bei vollem Bewusstsein wäre die Auseinandersetzung sicher einfacher gewesen. Schließlich kann der ja zaubern.


Ein neuer Plan

Raban geht mit seinem Freund auf dem Arm zu Royas Grab hinüber. Er setzt den Kolkraben ab und entfernt den provisorischen Erdhügel und die Abdeckung aus Ästen. Traurig blicken der Vogel und der Junge auf die leblose Gestalt.

»Ich habe eine Idee. Wenn du damit einverstanden bist, werde ich jetzt Moos und viele Blüten über Roya streuen!«

»Ist gut«, knarzt es traurig.

Schnell sind Moosflocken und Blüten von Wiesenblumen auf einem Haufen zusammengetragen und vermischt. Der Junge bedeckt damit vorsichtig das tote Kolkrabenmädchen. Jetzt rollen zwei Tränen über Röivens Schnabel und tropfen in das Grab. Vorsichtig wird Erde darauf gehäufelt und nur ganz sachte festgeklopft.

»Ich werde dich nicht vergessen!« verspricht der Kolkrabe.

Raban schluckt einen Kloß in seinem Hals hinunter.

»Der Platz hier ist gut gewählt. Die Sonne wärmt ihn und durch die klare Luft sind die Lieder vieler Vögel zu hören. Das würde Roya sicher gefallen!«, hofft der Junge.

»Sicher!«, ist alles, was er nach einem Moment von seinem Freund hört.

»Wir müssen überlegen, wie wir das Vorhaben von Baran – verfluchter Zauberer – verhindern können«, fordert der Vogel. »Bisher haben wir noch nichts erreicht.«

»Leider! Kannst du mir sagen, wo wir weitere Trupps junger Fithich finden könnten? Ich kenne eure Lieblingsplätze oder Reviere nicht.«

»Nun ja. Lass mich überlegen. Ich habe bisher nicht alle Plätze gesehen, dann wäre ich vermutlich auch schon steinalt, oder? Hm, hm. Wenn möglich versuchen junge Fithich so leicht wie möglich an Futter zu kommen. Das ist für sie, die noch relativ unerfahren sind, gar nicht so einfach. Da ihre Trupps manchmal groß sind, können sie anderen das Futter gut abjagen. Wo gibt es aber viel Futter? Hm. Wenn Tiere geschlachtet werden und Menschen nicht gut aufpassen, können sie dort etwas ergattern. Oder wenn Menschen andere Vögel halten, füttern sie diese. Dort gibt es auch etwas zu holen.«

»Die Idee ist gut. In Zoos und Tierparks werden Vögel gehalten, je nach Art auch in offenen Gehegen. Außerdem gibt es andere Tiere dort, denen das Futter durch schnelle Aktionen stibitzt werden kann. Wo gibt es solche großen Anlagen? In der Nähe der Hauptstadt und anderer großer Städte. Gut. Damit beginnen wir.«

»Du solltest mir jetzt aber besser den Verband abnehmen. Wir wollen ja nicht in einem Gehege mit gefährlichen Tieren landen. Möglicherweise bei einem Bären, Tiger oder Wolf!«

»Ja, besser nicht.«

Raban entfernt vorsichtig den Verband. Röiven schüttelt sein Gefieder.

»Das geht schon ganz gut und schmerzt auch nicht«, knarzt dieser. »Die Federn sind aber so komisch verklebt. Das Fliegen ist so nicht gut möglich.«

»Verzeihung. Das sind Reste der Salbe. Hätten wir jetzt warmes Wasser, könnte ich das reinigen.«

»Das ist unnötig«, antwortet der Rabe und gibt knarrende Laute von sich. Der Junge versteht sie nicht. Es sind aber offensichtlich Zauberworte, denn das Gefieder ist plötzlich völlig normal. Die Reste der Salbe sind verschwunden. Der Kolkrabe schlägt kräftig mit beiden Flügeln und erhebt sich vom Boden.

»Es klappt. Ich kann wieder fliegen.« Der Vogel jauchzt mehrmals und fliegt hoch hinauf. Der Junge folgt ihm mit seinen Augen.

»Jetzt zeige ich es dir, du blöde Mauer!«, knarzt es. Er sieht, wie der Kolkrabe direkt auf die Reste des Giebels zufliegt, an dessen Fuß er ihn gefunden hat.

»Halt! Bist du verrückt geworden?«, ruft Raban seinem Freund hinterher.

»Nein, bin ich nicht. Ich schaffe das!«

Jetzt fängt sich der Vogel knapp vor der Mauer ab und lässt sich nach unten fallen. Kurz vor dem Aufprall breitet er seine Flügel aus, fliegt zu Raban zurück und landet auf dessen ausgestrecktem Arm. Der Junge war dem Vogel gefolgt und hatte seinen Haselstab im Gras liegen sehen. Er hebt ihn auf, um ihn mitzunehmen.

»Du siehst. Ohne diesen blöden Verband kann ich gut fliegen!«, knarzt Röiven selbstbewusst.

»Das hätte ich auch nicht bezweifelt. Darum war diese Flugeinlage völlig unnötig!«

»Nein, war sie nicht! Ich musste doch probieren, ob meine Flügel voll in Ordnung sind. Jetzt kann es losgehen. Lass uns die jungen Fithich retten!«

»Achte aber darauf, dass wir nicht sofort gesehen werden. Menschen reagieren komisch, wenn andere Menschen aus dem Nichts auftauchen.«

»Keine Sorge! Ich weiß was ich tue.«

Die Luft flirrt und sie sind verschwunden.

Im selben Moment hört Raban protestierende Stimmen.

»Was soll das, Junge. Drängle nicht so.«

»Hast du keine Augen im Kopf? Stell dich gefälligst hinten an!«

»Pass auf, du hast mich mit deinem Rucksack gestoßen.«

Verdattert antwortet er:

»Entschuldigung. Das wollte ich nicht.«

»Warum hast du denn diesen komischen Vogel auf dem Arm? Willst du den abgeben?«

»Äh, nein. Das will ich nicht.«

Sie sind neben dem Eingang zu einem offensichtlich gut besuchten Tierpark angekommen. Der Kolkrabe sitzt noch auf Rabans Arm.

»Ich dachte, du weißt was du tust. Hier wimmelt es nur so von Menschen!«, richtet er sich vorwurfsvoll an den Vogel.

»Ich weiß nicht, was du willst. Wirst du wegen des plötzlichen Erscheinens erstaunt angesehen? Nein. In diesem Gewimmel fällt das nicht auf. Wir sind jedenfalls ohne große Verzögerung und möglichst nahe am Ziel angekommen. Was willst du mehr? Ich gehe auf Erkundung. Du kannst ja nachkommen.« Damit fliegt Röiven auf und verschwindet in Richtung des Tierparks.

Raban stellt sich in der Schlange zum Eingang an und löst ein Eintrittsticket. An den erstaunten Blicken auf seinen Rucksack und das Zelt stört er sich nicht. Beim nächsten Mal will er diese aber dennoch in einem Versteck deponieren, bevor sie einen weiteren öffentlichen Ort aufsuchen. Es ist nicht nur das Gewicht, was gewöhnungsbedürftig ist. In einer großen Ansammlung von Menschen ist seine Beweglichkeit eingeschränkt, wenn er diese nicht anrempeln will.

In welche Richtung soll er den Tierpark erkunden? Das ist vermutlich egal. Sobald sein Freund die anderen Raben findet, wird er sich bestimmt melden. Der Junge wandert mit zügigen Schritten an den ersten Gehegen vorbei, den Haselstab als Wanderstock nutzend. Er sieht Flamingos, Kängurus, Zebras und Antilopen. Rabenvögel oder seinen Freund entdeckt er aber nicht.

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