Kitabı oku: «Kratzen, beißen, schubsen»
Kratzen, beißen, schubsen - Hamburger Gerichtsfälle
1 Titel Seite
2 Vorwort
3 Interview
4 Impression aus dem Hamburger Strafjustizgebäude 1
5 Die Fälle
6 Besonders beschleunigter Führerschein?
7 „Kiki Klein“
8 „Stirb, stirb“
9 Straßenteilnehmerkrieg
10 Urinstrahl
11 Günstige Kippen
12 „Taxi“
13 Kickerkreisklasse
14 Finderlohn
15 Nazi-Propaganda
16 Prügel und Falschgeld
17 Drogengeschäfte
18 Abstecke
19 Tod im Jobcenter
20 Big Betrugsbusiness
21 Nahrungsergänzungsmittel
22 Fluchtpunkt
23 Wiederholungstäter
24 Abgeräumt
25 Impression aus dem Hamburger Strafjustizgebäude 2
26 Vordrängeln
27 Winkeladvokat
28 Falscher Schöffe
29 Messerstecher
30 Faule Eier
31 Spanner
32 Rentnerraub
33 Teure Kiezgetränke
34 Tödlicher Schuss in die Luft
35 Facebook-Erpressung
36 Sohn als Lebensretter
37 Schlüsseldienst
38 Brandbeschleuniger
39 Prügel im Bus
40 „Geh mal in dein Land zurück“
41 Abgebissener Mittelfinger
42 Brutaler Verkehr
43 Große Fische
44 Kratzen, beißen, schubsen
45 864 Kilogramm Nettoexplosionsmasse
46 Impressionen aus dem Hamburger Strafjustizgebäude 3
47 Rabenmutter
48 Renitenter Gast im Bus
49 Fahrradraser
50 Häusliche Gewalt
51 3.675,- € mit Leitungswasser
52 Kleingartenkrieg
53 Mobiltelefon
54 Axt, Beil und Elektroschockgerät
55 Falschgeld
56 Opium
57 Bank des Vertrauens
58 Kein Freund und Helfer
59 Kleingartenkrieg 2
60 Teurer Chemieunterricht
61 Fake News
62 Zum zweiten Mal
63 Gürtel mit Klebeband
64 Familiendrama
65 Briefmarken für über 100.000 Euro
66 20 Prozent Songanteil
67 Impressionen aus dem Hamburger Strafjustizgebäude 4
68 Größere Gaseinlagerungen im Weichgewebe
69 Nächtlicher Austritt einer Darmschlinge
70 HSV gegen Werder Bremen
71 Harter Nektarinenwurf
72 Ruhe oder ewige Ruhe?
73 Bandenmäßiger Computerbetrug
74 Abgetrennte Nasenspitze
75 Fahrzeugentführung
76 Guck mal
77 Katzenkannibalismus
78 Gegenseitiges Kräftemessen
79 Plagiat
80 Wiederherstellung des Friedens für 20.000 Euro
81 Indoor-Marihuana
82 51.000 Euro teure Stimmungslage
83 Faustschlag, Hammer, Brotmesser
84 Transsexuelle Venezolaner
85 Krankenkostenpreller
86 Radioaktive Fracht
87 Keine gute Ehe
88 Immer wieder: Enkeltrick-Betrug
89 Impressionen aus dem Hamburger Strafjustizgebäude 5
90 Auf dem Kiez
91 Irreversible Asymmetrie der rechten Brust
92 Windbö
93 Tankwaschwasser und Palmöl
94 Hitlergruß auf Facebook
95 „Das Schreien nicht hören müssen“
96 Unfall?
97 Fass meinen Bus nicht an!
98 „Lügenpresse“
99 Eifersucht
100 Eine bekennende Rassistin
101 Schutzgelderpressung mit Folgen
102 Kalaschnikow
103 Demenzkriminalität
104 Christenhass
105 „I will help you“
106 Die Bankangestellte ihres Vertrauens
107 Lebenswandel des Halbbruders
108 Bombendrohung
109 Falsche Handwerker
110 Behindertenparkplatz
111 Volksverhetzende Inhalte
112 Tauchspiele
113 Impressionen aus dem Hamburger Strafjustizgebäude 6
114 Lude
115 Teleskopschlagstock
116 Fisch ist nicht gleich Fisch
117 Spielhallen-Gang
118 Knastwirtschaft
119 Gefälschtes Bier
120 Taxidriver
121 Schuldeneintreiber und Buchautor
122 Prügel-Polizistin
123 Blutzuckerteststreifen
124 Illegales Autorennen
125 Suizidversuch mit Folgen
126 Handflächenabdruck mit allen fünf Fingern
127 95 Straftaten
128 S-Bahnhof Reeperbahn, gegen 03.00 Uhr
129 Alkohol und Fremdenhass
130 Kollision mit dem Anlegerponton
131 100,- € Schadensersatzforderung
132 Putzhilfe
133 Presseeinschüchterungsversuch
134 „Handelsgut“
135 Kriegswaffen
136 Impressionen aus dem Hamburger Strafjustizgebäude 7
137 Tischbein als Waffe
138 Drei große kräftige Männer
139 „Verhakung“ mit Todesfolge
140 LKW-Unfall
141 Hellseherin
142 „Heute werden alle sterben“
143 Erpressung via Facebook
144 Brandstifter
145 Machete
146 367 PS
147 „Telefonmarketing“
148 Misslungene Schlichtung
149 Schleuser
150 Enthauptungsvideo in der S-Bahn
151 Familienstreitigkeiten
152 Nacktaufnahmen
153 Krankschreibung
154 Impressionen aus dem Hamburger Strafjustizgebäude 8
155 Hamburger Kriminalstatistiken
156 Impressum
Kratzen, beißen, schubsen
Hamburger Gerichtsfälle
Ausgewählt und bearbeitet von Oliver Hein-Behrens
Vorwort
Ein Blick auf die kriminelle Schattenzone
Jeden Sonntagabend werden über zehn Prozent unserer Gesamtbevölkerung - konkret zwischen acht und dreizehn Millionen Deutsche - ab 20:15 Uhr zu TV-Detektiven und helfen, den ARD-Tatort zu inspizieren und den oder die Täter zu finden.
Crime, ein Magazin des Hamburger Verlagshauses Gruner & Jahr, das sich ausschließlich mit echten Kriminalfällen beschäftigt, verzeichnet nach nur einem Jahr über 10.000 Abonnenten und stattliche 80.000 verkaufte Magazine pro Ausgabe. Auch bei den Buchverkäufen liegen Krimis ganz weit vorne.
Man kann es drehen und wenden, wie man will: Der gesetzestreue Bürger wirft scheinbar gerne einmal einen Blick auf die kriminelle Schattenzone. Sei es, um sich dadurch unterhalten zu lassen, oder, um sich durch die kriminellen Beispiele in seinem gesetzestreuen Lebenswandel bestätigen zu lassen.
Als ich als Herausgeber und Chefredakteur des Hamburger Stadtteilmagazins „Ottensener“ die Inhalte plante, musste ein journalistisches Augenmerk auch darauf gerichtet sein, was für Straftaten in Altona/Ottensen begangen worden sind. Hierfür war und ist eine wöchentliche Presseliste, die als Information für die Vertreter der Medien von der Pressestelle der Hamburger Staatsanwaltschaften erstellt wird, Gold wert. Sie bildet eine Auswahl von laufenden Verfahren ab, die laut Staatsanwaltschaft „nach Abwägung für die Berichterstattung interessant sein könnten“.
Das Stadtteilmagazin wurde nach zwei Ausgaben wieder eingestellt (sie sind aber unter www.ottensener.de noch abrufbar), die E-Mails von der Pressestelle der Staatsanwaltschaft kamen weiter bei mir an und ich ertappte mich dabei, wie ich sie regelmäßig las – und sie mich je nach Thema und Fall zum Schmunzeln, Nachdenken oder Erschaudern brachten. Der Grund hierfür: Dies waren und sind echte Fälle mit echten Tätern und Opfern, kein Tatort-Drehbuch oder Hollywood-Buster mit Special Effects.
Irgendwann sah ich das Projekt, dessen Ergebnis sie nun in diesem Moment in Papierform oder auf dem E-Reader vor sich haben, ganz klar vor meinen Augen: Ein Buch, das diese „Pressemeldungen“ der Hamburger Staatsanwaltschaft sichtet, bearbeitet und in einer Auswahl lesbar verpackt, in dem schnörkellosen, manchmal fast brutal direkten typischen Juristendeutsch zusammenfasst - für alle Krimifans, Drehbuchschreiber, angehenden Staatsanwälte, Richter und Strafverteidiger sowie sonstige Interessierte. Es ist also, wenn man so will, eine Art belletristische Zusammenfassung der Pressestelle der Hamburger Staatsanwaltschaften mit ihren rund 185 Staatsanwälten und 30 Amtsanwälten, die jährlich über 300.000 Ermittlungsverfahren ausführen, von denen sich knapp 150.000 Verfahren gegen namentlich bekannte Beschuldigte richten. Unnötig, zu sagen, dass es sich dabei nicht um Verurteilte, sondern nur um Angeklagte handelt. Oder?
Und nun, geneigte Leserin und geneigter Leser, noch einige Hinweise und Tipps, bevor Sie in die Welt der echten, ungeschminkten Kriminalität bei „Kratzen, beißen, schubsen – Hamburger Gerichtsfälle“ eintauchen:
Zum einen habe ich aus Gründen der Ad-hoc-Unschuldsvermutung und des Persönlichkeitsrechtes die ohnehin von der Staatsanwaltschaft anonymisierten Kurznamen nochmals abgewandelt sowie viele genaue Ortsangaben gelöscht oder geändert. Mit geht es nicht darum, mit dem Finger auf einzelne Angeklagte zu zeigen, sondern das breite Spektrum der Alltagskriminalität in Hamburg zu demonstrieren.
Zum anderen empfehle ich keinesfalls, das Werk in einem Stück durchzulesen, sondern es wie eine Anthologie der schwarzen Seite des Lebens zu behandeln, sich immer wieder nur einzelne wenige „Fälle“ anzusehen, um sich danach eine Abstands-Pause zu gönnen. Zumindest ging es mir, dem braven Vorwortschreiber, Sichter, Auswähler und Bearbeiter all dieser kleinen, mittleren, großen und riesengroßen menschlichen Abgründe - vom Urinstrahl, der beinahe einen Schuh trifft, bis zum Vorwurf des Kindsmordes - bei dieser Methode wesentlich besser.
Vorab noch ein einleitendes Interview mit Nana Frombach, Oberstaatsanwältin bei der Generalstaatsanwaltschaft Hamburg und Pressesprecherin der Staatsanwaltschaften - der Institution, die die „Pressemeldungen aus der kriminellen Realität“ verfasst und versendet - verbunden mit einem großen Dankeschön meinerseits an die freundliche Kooperationsbereitschaft der Hamburger Staatsanwaltschaften und an das Landgericht Hamburg, das mir die im Buch enthaltenen Fotos im Hamburger Strafjustizgebäude ermöglicht hat.
Oliver Hein-Behrens
Interview
mit Nana Frombach, Oberstaatsanwältin bei der Generalstaatsanwaltschaft Hamburg und Pressesprecherin der Staatsanwaltschaften:
Das größte Interesse besteht bei Tötungsdelikten
Seit wann gibt es die Pressestelle bei der Hamburger Generalstaatsanwaltschaft?
Die Pressestelle bei der Generalstaatsanwaltschaft wurde wahrscheinlich 1946 gegründet, hierauf lassen jedenfalls entsprechende Aktenvermerke aus diesem Jahr schließen.
Wie muss ich mir eine Pressestelle bei der Generalstaatsanwaltschaft vorstellen? Was ist Ihre Aufgabe?
Als Pressesprecherin vertrete ich die Staatsanwaltschaft und die Generalstaatsanwaltschaft gegenüber Medienvertretern und erfülle die Auskunftspflichten meiner Behörden im Rahmen des Hamburgischen Pressegesetzes. Ich bin also das Sprachrohr der Behörden bei Presseanfragen und auch bei aktiven Pressemitteilungen.
Beschreiben Sie bitte einen typischen Tag in der Pressestelle der Hamburger Generalstaatsanwaltschaft.
Mein Tag ist oft fremdbestimmt, ich versuche aber, Ihnen einen Überblick zu geben: Ich beginne morgens in der Regel damit, die Tagespresse auszuwerten. Dann klingelt ab 9.00 Uhr eigentlich auch schon das Telefon. Daneben gehen Presseanfragen per Mail ein, die ich möglichst zeitnah beantworte. Wenn meine Kollegen spannende Fälle haben, berichten sie mir davon. Ich lege dann Presseakten an, damit ich die Fälle nicht aus den Augen verliere. Auch die Pressearbeit der Polizei läuft über meinen Tisch: Alle Veröffentlichungen bei Tötungsdelikten, Sexualdelikten, Wirtschaftsdelikten, organisierter Kriminalität, Jugendsachen und politischen Straftaten werden vor der Veröffentlichung von mir freigegeben. Beginnen medienrelevante Hauptverhandlungen, gehe ich in das Gericht und stehe dort den Journalisten für O-Töne zur Verfügung. Gerne kommen die Kamerateams auch in mein Büro, um entsprechende O-Töne zu laufenden Verfahren einzuholen. Jede Woche werte ich zudem sämtliche Terminhandakten für beginnende Hauptverhandlungen der Folgewoche aus und entscheide, welche Prozesse ich in die hiesige Presseliste zur Veröffentlichung aufnehme. Diese Presseliste stelle ich dann auch selbst zusammen. Nachmittags um 15.30 Uhr bespreche ich alle eingegangenen Medienanfragen mit dem Generalstaatsanwalt und dem Behördenleiter der Staatsanwaltschaft. Nach Feierabend und am Wochenende bin ich für Journalisten, die Polizeipressestelle und die Kollegen im Bereitschaftsdienst auch über mein Mobiltelefon zu erreichen.
Wie viele Personen arbeiten in der Pressestelle und was sind ihre einzelnen Aufgaben?
Ich selbst leite die Pressestelle als Pressesprecherin. Daneben bearbeite ich in geringem Umfang auch Rechtssachen. Neben mir arbeitet als Vertreter Herr Oberstaatsanwalt Rinio überwiegend in meiner Abwesenheit oder zur Unterstützung bei sog. Presselagen als Pressesprecher neben seinem eigenen Dezernat. Die Aktenverwaltung der Pressestelle wird von einem Geschäftsstellenmitarbeiter der Generalstaatsanwaltschaft neben dessen anderen Tätigkeiten mit übernommen.
Haben Ihre Mitarbeiter journalistische Grundkenntnisse?
Die Pressesprecher nehmen an Schulungen der Deutschen Richterakademie teil, in denen in geringem Umfang auch journalistische Grundkenntnisse vermittelt werden. Außerdem haben wir an einer alle zwei Jahre stattfindenden Tagung niedersächsischer Staatsanwaltschaften teilgenommen, bei der die staatsanwaltschaftlichen Pressesprecher auch journalistisch geschult worden sind.
Haben auch Privatbürger einen Anspruch auf Informationen von der Pressestelle bei der Hamburger Generalstaatsanwaltschaft? Welche Zielgruppen dürfen auf welcher Grundlage bei Ihnen anfragen oder in den Presseverteiler aufgenommen werden?
Wir erteilen Auskünfte grundsätzlich nur an Medienvertreter. Jeder Medienvertreter erhält gemäß § 4 des Hamburgischen Pressegesetzes Auskunft und wird auf Anfrage in den hiesigen Presseverteiler aufgenommen.
Nach welchen Kriterien wählen Sie die Fälle aus, über die Sie in Pressemeldungen berichten?
Bei der aktiven Pressearbeit berücksichtige ich in erster Linie das öffentliche Interesse an einem Fall. Dann muss ich natürlich prüfen, ob einer Veröffentlichung gewichtige Interessen der Verfahrensbeteiligten wie zum Beispiel die Persönlichkeitsrechte der Betroffenen, Geheimhaltungsvorschriften sowie insbesondere der Ermittlungszweck entgegenstehen könnten. Bei den von uns wöchentlich veröffentlichten Terminen über strafrechtliche Hauptverhandlungen versuche ich zudem, unterschiedliche strafrechtliche Themen abzubilden, um nicht einseitig zu unterrichten.
Ist das Medieninteresse an der Arbeit der Hamburger Generalstaatsanwaltschaft in den letzten Jahren gestiegen oder nicht? Sind Journalisten häufig im Gerichtssaal anzutreffen?
Wir haben keine Zahlen, die dies belegen könnten, aber nach meiner Einschätzung ist das Medieninteresse im Verlauf der letzten zehn Jahre auf jeden Fall gestiegen. Gerade bei großen Landgerichtsprozessen sind Journalisten regelmäßig in den Gerichtssälen anwesend.
Sie versenden Ihre Pressemeldungen via E-Mail. Wie war das eigentlich in den Vor-Internet-Zeiten?
In früheren Zeiten wurden die Pressemitteilungen an Nachrichtenagenturen übermittelt, die dann für die Verbreitung gesorgt haben.
Bei welchen Fällen melden sich Medienvertreter am häufigsten?
Das größte Interesse besteht bei Tötungsdelikten und Verfahren unter Beteiligung prominenter Personen. Tötungsdelikte führen alleine schon wegen der Schwere der Tatfolgen und wegen des gelegentlich mit ihnen verbundenen Einblicks in menschliche Abgründe zu großer Betroffenheit. Das ist natürlich für die Öffentlichkeit und damit für die Medien interessant. Das Interesse an Prominenten besteht in der Öffentlichkeit für alle Lebensbereiche, das gilt natürlich auch für Straftaten – und seien sie noch so gering.
Stehen Sie in Kontakt mit den Pressestellen von anderen Staatsanwaltschaften, um sich auszutauschen, welche die neuesten Trends oder Vorgaben für die Pressearbeit sind?
Ein solcher Austausch findet gelegentlich auf Tagungen statt, dies könnte meiner Meinung nach aber durchaus intensiviert werden.
Wie bekommen Sie mit, was die Medien auf der Basis Ihrer Pressemeldungen veröffentlicht haben? Haben Sie einen Ausschnittservice, der das für Sie macht?
Den Service leiste ich in erster Linie selbst, indem ich täglich mehrere Tageszeitungen und die Internetseiten der lokalen Fernsehsender auswerte. Daneben wird mir täglich der Senatspressespiegel übermittelt, in dem aber in erster Linie politische Beiträge gesammelt werden.
Ist es eine Gratwanderung, auf der einen Seite juristisch formulieren zu müssen und auf der anderen Seite so verständlich, dass die Medien und die Öffentlichkeit interessiert sind?
Ja, das ist eine der großen Herausforderungen meiner Tätigkeit. Die juristische Sprache, die ich in meiner mehr als 20-jährigen Tätigkeit als Staatsanwältin verinnerlicht habe, ist oft schwer verständlich für juristische Laien. Ich versuche deshalb, sie – wo möglich – zu vermeiden. Andererseits muss ich darauf achten, dass ich auch bei vereinfachten Formulierungen immer noch die Rechtslage korrekt darstelle.
Hat sich einmal ein Strafverteidiger oder ein Kollege der Staatsanwaltschaft „beschwert“ über eine zu „tendenziöse PR-Meldung“ der Pressestelle? Wie garantieren Sie Objektivität und Anonymität?
Beschwerden kommen nur sehr selten vor. Ich versuche immer, die Rechte der Verfahrensbeteiligten zu schützen, indem ich ohne Namensnennung oder Identifizierungsmöglichkeit berichte und während des laufenden Verfahrens die Unschuldsvermutung stets beachte.
Messer spielen scheinbar eine große Rolle bei schweren Körperverletzungen und Morden. Stimmen sie dem zu?
Ja, das stimmt!
Welche Rolle spielt das Internet heute bei Straffällen?
Wie in nahezu allen Bereichen spielt das Internet auch bei Straftaten eine immer größere Rolle. Das betrifft Betrugstaten genauso wie Kinderpornografie oder sogenannte Hate-Postings.
Es gibt viele TV-Serien über Rechtsanwälte oder Polizeistationen. Eine TV-Serie über die Arbeit einer Staatsanwaltschaft fällt mir dagegen nicht ein. Haben Staatsanwaltschaften vielleicht ein Imageproblem bei Medienmachern?
Mir fallen hierzu spontan zwei Serien ein: „Der Staatsanwalt“ und „Im Namen des Gesetzes“, die sich mit unserer Arbeit beschäftigen. Aber natürlich ist es für das Fernsehen spannender, die eigentliche Ermittlungstätigkeit zu zeigen als das rechtliche Auswerten der Beweisergebnisse. An ein Imageproblem glaube ich nicht, auch wenn der Staatsanwalt in Krimis oft als „Ermittlungsverhinderer“ dargestellt wird.
(Das Interview wurde im Februar 2017 realisiert.)