Kitabı oku: «Hör nie auf zu träumen»

Yazı tipi:


Aus dem Englischen übersetzt von Paul Fleischmann


www.hannibal-verlag.de

Hinweis

Es war Olivias Traum, ein Zentrum für Wellness und Forschung zu eröffnen, das den Menschen und nicht die Krankheit behandelt. Das Olivia Newton-John Cancer Wellness & Research Centre (ONJ Centre) war das erste seiner Art in Australien, das klinische Behandlung auf Weltniveau, bahnbrechende Forschung und Ausbildung sowie ergänzende Wellness-Therapien vereinte.

Heute bietet das ONJ Centre weiterhin alle Vorteile einer begleitenden Unterstützung in Form von ergänzenden Therapien, da man hier erkannt hat, dass die Zeit rund um eine Krebsdiagnose und die Behandlung eine körperlich wie emotional äußerst anstrengende Phase darstellen. Das Centre befindet sich in einem wunderschönen restaurierten Gebäude, das den Patienten und den Menschen, die sich um sie kümmern, Entspannung in einer ruhigen Umgebung fern von klinischer Betriebsamkeit bieten soll.

Die Labore des Olivia Newton-John Cancer Research Institute befinden sich gleich neben den Behandlungseinrichtungen, damit Forscher und Ärzte eng zusammenarbeiten können. Das ONJ Centre ist zurzeit in über 300 klinische Studien involviert. Unsere Forscher arbeiten eifrig daran, ihre bedeutenden wissenschaftlichen Erkenntnisse in die klinische Praxis einfließen zu lassen, um diese zu verbessern. Das heißt, dass die Patienten am ONJ Centre früher Zugang zu vielversprechenden neuen Behandlungen und Therapien erhalten.

Das ONJ Centre fungiert als kooperative Partnerschaft, in der Patienten und ihre Familien, Wissenschaftler, Ärzte, Pflegekräfte und Therapeuten zusammenarbeiten, um die beste personenbezogene Behandlung zu gewährleisten und auf diese Weise Fortschritte auf dem Gebiet der Krebsbehandlung zu erzielen.

Die Krebsforschung und die Wellness-Therapien finanzieren sich ausschließlich über Spenden. Unterstützen Sie Olivia und Menschen, die sich einer Krebsbehandlung unterziehen, indem Sie unter onjcentre.org Geld spenden.

„Jedes Jahr kommen Tausende von Krebs betroffene Menschen ins Olivia Newton-John Cancer Wellness & Research Centre. Sie stellen sich voller Hoffnung der größten Herausforderung ihres Lebens, weil sie hier die beste Pflege basierend auf neuesten Erkenntnissen erhalten und mit Hingabe, Liebe, Herzlichkeit und Verständnis behandelt werden. Patienten, ihre Angehörigen, Forscher und Angestellte sind Olivia äußerst dankbar für das, was sie hier dank ihrer Vision, ihres grenzenlosen Enthusiasmus und ihrer Liebe mit aufgebaut hat, nämlich ein wahrlich einzigartiges Zentrum zur Behandlung von Krebs.“

Professor Jonathan Cebon, Medizinischer Direktor am Olivia Newton-­John Cancer Wellness & Research Centre

Widmung

Ich widme dieses Buch meiner geliebten Tochter Chloe.

Damit du mehr über mein Leben vor deiner Geburt erfährst.

Du bist meine Welt, meine Liebe zu dir sprengt

die Grenzen des Universums.


Impressum

Titel der Originalausgabe von Penguin Random House Australia Pty Ltd 2018

„Don’t Stop Believin’“

© Olivia Newton-John 2018

Dieses Buch beschreibt meinen selbst gewählten Weg. Ich maße mir nicht an, medizinische Ratschläge zu erteilen. Sollten Sie sich dazu entscheiden, hier dargelegte Informationen auf Ihren eigenen Gesundheitszustand anzuwenden, sollten Sie zunächst abwägen, inwiefern dies Ihrer Situation zuträglich ist, bzw. Rücksprache mit einem Arzt halten.

Deutsche Erstausgabe 2019

Layout und Satz: Thomas Auer, www.buchsatz.com

Coverdesign: Alex Ross © Penguin Random House Australia Pty Ltd

Basierend auf einem Konzept von Michael Caprio

Coverabbildung: © Denise Truscello

Foto Buchrückseite: © Kathryn Burke

Übersetzung: Paul Fleischmann (Nachwort übersetzt von Alan Tepper)

Lektorat: Otmar Fischer

Redaktion/Korrektorat: Dr. Matthias Auer

Hannibal Verlag, ein Imprint der KOCH International GmbH, A-6604 Höfen

www.hannibal-verlag.de

ISBN 978-3-85445-669-8

Auch als Paperback erhältlich mit der ISBN 978-3-85445-668-1

Hinweis für den Leser:

Kein Teil dieses Buchs darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, digitale Kopie oder einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlags reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet werden. Alle durch dieses Buch berührten Urheberrechte, sonstigen Schutzrechte und in diesem Buch erwähnten oder in Bezug genommenen Rechte hinsichtlich Eigennamen oder der Bezeichnung von Produkten und handelnden Personen stehen deren jeweiligen Inhabern zu.

Inhalt

Anmerkung der Autorin

Prolog

1 „Sail into Tomorrow“

2 „Trust Yourself“ I

3 „The Power of Now“

Bildstrecke 1

4 „I Honestly Love You“

5 „Have You Never Been Mellow“

6 „You’re the One That I Want“

7 „Grease“ ist das Zauberwort

Bildstrecke 2

8 „Suddenly“

9 „Physical“

10 „Warm and Tender“

11 „The Flower That Shattered the Stone“

Bildstrecke 3

12 Frag nicht „Why Me“

13 „No Matter What You Do“

14 „Dare to Dream“

15 „Right Here With You“

16 „Gaia“

17 „Let Go Let God“

18 „Magic“

19 „Pearls on a Chain“

Bildstrecke 4

20 „Silent Ruin“

21 „Trust Yourself“ II

22 „Liv On“

23 „Love Is a Gift“

Epilog

Nachwort: „Overnight Observation“

Danksagungen

Nachweise

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Anmerkung der Autorin

Ich bin ein zurückhaltender Mensch, dessen Leben sich aber im Rampenlicht abspielt.

Ich erzähle deshalb nur Geschichten über mein Leben, die hoffentlich unterhaltsam oder interessant sind – und an die ich mich immer noch erinnern kann!

Ich bin allen Menschen dankbar, denen ich auf meiner Lebensreise begegnet bin, auch wenn wir nur einen Augenblick lang in Kontakt standen. Aber ganz unabhängig von den Umständen oder der Länge unserer Beziehung, seid euch gewiss, dass ich euch im Herzen trage.

Entschuldigt, falls ihr nicht erwähnt werden solltet, da mir nur so wenige Seiten zur Verfügung stehen!


Hinweis des Verlags:

Die Song- bzw. Album- und Filmtitel in den Kapitelüberschriften wurden im Original belassen.

Prolog

Don’t stop believin’, you’ll get by

Bad days will hurry by.

30. Mai 2017

Meine liebste Tageszeit ist jene „magische Stunde“, wenn die Sonne hinter den schroffen Gebirgsketten versinkt und der Himmel in einem umwerfenden Lila-Pink erscheint. Hier sitze ich gerade auf einer verwitterten Bank aus Stein, umgeben von Liebe und Licht, und lasse den Tag Revue passieren.

Ich rieche die frühsommerlichen Rosen und lächle, als mir unsere quicklebendige Deutsche Schäferhündin Raven ihren Ball bringt, damit ich ihn erneut werfe. Mein wunderbarer Ehemann John wird jeden Moment in unserer Auffahrt erscheinen. Das Leben ist und bleibt schön – auch wenn ich die Welt vor wenigen Stunden über meine neuerliche Krebserkrankung informiert habe.

Gestern ließ ich mich untersuchen. Wenn man sich einer Photonentherapie unterzieht, muss man jedes Mal die exakt gleiche Haltung einnehmen. Deshalb tätowieren sie dem Patienten kleine Punkte, um sicherzustellen, dass der Körper auch genau auf die Maschine ausgerichtet ist.

„Ich nehme mal an, dass das der lustige Teil ist“, sagte ich zum Techniker, als er mit einem kleinen kugelschreiberähnlichen Gerät meine Haut durchstach, um so meine Hüften zu markieren.

Als ich sah, dass er mir bloß kleine Kreise gestochen hatte, fragte ich ihn: „Haben Sie nichts Interessanteres für mich?“ Mein Mann John und ich tragen aufeinander abgestimmte Tattoos auf unseren linken Fußgelenken – ein Spiralmuster, das wir entwarfen, als wir unseren fünften Hochzeitstag in Australien verbrachten.

„Moment mal, ich dachte, ich würde mir nur einmal im Leben ein Tattoo stechen lassen“, scherzte ich. „Das ist doch unfair gegenüber John, wenn ich jetzt noch eines habe.“

Wir mussten herzhaft lachen.

Positiv zu sein ist nicht immer einfach, aber uns bleibt immer die Wahl.

Dies ist bereits die dritte Reise, die ich mit dem Krebs unternehme. Das mag überraschen. Meine letzte Erkrankung ereilte mich vor fünf Jahren; ich versuchte, sie geheim zu halten, was nicht immer leichtfällt, wenn man sein Leben in der Öffentlichkeit zubringt.

Im Mai 2013 hatten John und ich mit unserem Toyota Prius im dichten Verkehr von Los Angeles auf dem Highway 101 einen Auffahrunfall. Wir waren unterwegs zum Haus meiner Schwester Rona. Meine Nichte Tottie und ihre Tochter Layla hatten uns besucht und saßen auf der Rückbank. Unsere neue Hündin Raven saß in einer Kiste ganz hinten im Wagen. Der arme Welpe war umgeben von Glasscherben, so hart wurden wir getroffen. Noch Monate danach würde Raven schon nervös werden, wenn ich unser Auto auch nur ansah.

Dieser Unfall war nur eine Episode in einer für unsere Familie sehr schwierigen Phase. Meine geliebte Schwester Rona litt unter einem Gehirntumor und verstarb nur kurze Zeit später, am 24. Mai, daran. Und schon bald sollte auch meine Gesundheit einer schweren Prüfung unterzogen werden.

Bei unserem Unfall schnitt der Sicherheitsgurt stark in meine rechte Schulter. Schon bald bemerkte ich, dass sich dort eine Schwellung gebildet hatte.

Ich suchte schließlich Ronas Hausärztin auf, die sich nicht sonderlich besorgt zeigte. „Höchstwahrscheinlich stammt die Schwellung vom Unfall“, meinte sie. Sie machte eine Röntgenaufnahme, konnte aber nichts feststellen.

Im Laufe der Zeit vermochte ich meinen Arm nur mehr mit Mühe zu heben, was auf eine leichte Fraktur zurückgeführt wurde. Doch warum ging der Schmerz nicht weg? Mein Bauchgefühl sagte mir, dass die Sache nicht so einfach sei, weshalb ich weiterfragte und nachhakte. Immerhin handelte es sich hier um meinen Körper, und meine Instinkte befahlen mir, nach den wahren Gründen zu forschen.

Ich bestand auf weiteren Tests. So fand ich schließlich heraus, dass es sich bei der Geschwulst um eine neuerliche Erkrankung an Brustkrebs handelte.

Mein unmittelbarer Heilungsplan sah eine Behandlung mit Infusionen zur Stärkung des Immunsystems vor. Ich sollte sie in einer Klinik in Georgia erhalten, wo Patienten dabei geholfen wurde, sich mit ihrer Krankheit auf natürliche Weise und ohne verschreibungspflichtige Medikamente auseinanderzusetzen. Ich hielt mich auch weiterhin an eine gesunde Diät, zu der etliche der pflanzlichen Tinkturen meines Mannes gehörten. Zusätzlich beriet ich mich mit meinem onkologischen Team vom Olivia Newton-John Cancer Wellness & Research Centre in Melbourne. Auch dank seiner Beratung, die vorsah, ein Antiöstrogen einzunehmen, fühlte ich mich auf dem richtigen Weg.

Zu diesem Zeitpunkt weihte ich weder meine Familie noch sonst jemanden ein, abgesehen von John natürlich. Nach dem Tod meiner Schwester war einfach zu viel los.

Meine zweite Computertomografie ergab, dass sich der Tumor zurückgebildet hatte. Wir beschlossen, ihn im Auge zu behalten.

Das Leben ging weiter.

Vor drei Jahren spielte ich bei meiner engen Freundin Pat Farrar zu Hause eine Runde Tennis. Ich hatte schon eine Weile nicht mehr gespielt, und die drei Stunden auf dem Platz waren die reinste Freude. Ich amüsierte mich also, setzte mich zum Mittagessen hin und konnte anschließend nicht mehr aufstehen. Das hätte daran liegen können, dass ich seit Monaten nicht mehr gespielt hatte und daher meine Muskeln streikten. Doch es fiel mir schon schwer, überhaupt nur zu stehen, und ich schwankte, wenn ich mich zwang, aufrecht zu stehen. Daraufhin sollte ich monatelang unter qualvollen Schmerzen leiden, die mich sogar um den Schlaf brachten.

Abend für Abend schleppte ich mich zu der Zeit dennoch in Las Vegas auf die Bühne, wo ich im berühmten Flamingo Hotel auftrat. Die lähmenden Rückenschmerzen machten sich in den unpassendsten Augenblicken bemerkbar, nahmen mitunter aber auch wieder ab. Zum Glück! Während einer Phase, in der es gerade wieder besser ging, rief mich meine Freundin Joanne, eine tolle Tennisspielerin, an und sprach die magischen Worte.

„Komm doch vorbei, Liv. Lass uns ein paar lockere Bälle schlagen.“

Bereits nach ungefähr einer halben Stunde sah ich plötzlich vor lauter Ischiasschmerzen Sterne. Trotz meines Leidens weigerte ich mich jedoch, auch nur einen Auftritt abzusagen. Das lag an meiner lebenslangen Disziplin, die mir bereits im zarten Alter von gerade einmal fünfzehn Jahren eingetrichtert worden war.

Komme, was wolle – die Show muss weitergehen!

Aber wäre ich überhaupt in der Lage dazu? An manchen Abenden, nachdem der letzte Vorhang gefallen war, humpelte ich hinter die Bühne und legte mich vorsichtig auf den Boden meiner Garderobe, wo ich dann weinte vor Schmerzen. Es fühlte sich so an, als würde ich mit heißen Schürhaken, die man mir in die Seite stieß, gefoltert. Ein sengender Schmerz schoss mein Bein hinunter und hinauf.

Wie ich da so in meiner Garderobe auf dem Bauch lag und meine Tränen mir das Make-up verschmierten, wusste ich nicht, wie ich jemals wieder würde aufstehen können. Aber … die Show muss weitergehen, und sie ist noch nicht vorüber. Ich sollte nämlich noch meine Fans treffen. Die Einnahmen aus diesem Meet & Greet sollten meinem Olivia Newton-John Cancer Wellness & Research Centre zugutekommen. Daher gönnte ich mir gerade einmal fünf Minuten Ruhe, bevor mir mein Mann wieder auf die Beine half.

Meine Checkliste sah folgendermaßen aus:

1) Tränen wegwischen

2) Mein Gesicht in Ordnung bringen

3) Wieder rausgehen und sich im Backstage-Bereich mit den Fans treffen.

Manche dieser lieben Menschen hatten ein ganzes Jahr darauf gewartet, mich auf die Schnelle kennenlernen zu dürfen, und ich würde sie nun nicht im Stich lassen. Ich riss mich also irgendwie zusammen, lächelte und posierte für ein paar Fotos. Es war das Mindeste, was ich ihnen für ihre Treue schuldete.

Meine letzte Show vor meiner Diagnose 2017 war ein Konzert für Militärangehörige, die mit der Tapferkeitsmedaille Purple Heart ausgezeichnet worden waren. An meiner Seite standen meine Unterstützerinnen bei Liv On und lieben Freundinnen Amy Sky und Beth Nielsen Chapman. Wir ehrten unter anderem meinen Schwiegervater Tom, der Träger eines Purple Heart ist.

Es hätte ein schöner Abend werden sollen, den ich niemals vergessen würde. Unvergesslich war der Abend dann auf jeden Fall. Der Schmerz war grausam, unnachgiebig und qualvoll. Ich konnte nicht mehr laufen. Es ging nicht mehr darum, mich einfach aufzuraffen: Ich musste der Tatsache ins Auge sehen, dass ich es nicht länger schaffen würde.

Am nächsten Tag führte Johns Nichte Corinne, eine Wirbelsäulenspezialistin, in ihrer Klinik ein Ganzkörper-Infrarot-Screening durch. Es zeigte mehrere Stellen mit erhöhter Temperatur im Bereich meines Kreuzbeins. Sie schlug eine Magnetresonanztomografie im Sitzen vor. Die wiederum ergab, dass etwas Verdächtiges Druck auf die Nerven in meinem Kreuzbein ausübte. Wegen der Empfindlichkeit dieses Bereichs empfahl niemand eine Biopsie. Doch tief drinnen wusste ich Bescheid.

Da stimmte etwas nicht.

Ich halte es für äußerst wichtig, immer auf seinen Körper und seine Instinkte zu achten. Ich kann es nicht oft genug sagen: Niemand kennt euren Körper besser als ihr selbst.

Corinne und John bestanden darauf, dass ich mich sofort darum kümmerte. Also verschob ich den Rest der Tour. Das fiel mir aufgrund meiner schon erwähnten Arbeitsmoral sehr schwer. Aber ich hatte nun keine Wahl mehr. Ich fuhr für zwei Wochen in die Klinik in Georgia zur Untersuchung und zu einer natürlichen Infusionstherapie. Innerhalb von nur einer Woche sank mein Schmerzniveau von zehn auf eins, was mich sehr ermutigte.

Und dann platzte die Bombe.

Die Ergebnisse meines ONCOblot-Tests lagen vor. Brustkrebs – schon wieder.

Dieses Mal hatten sich Metastasen in meinem Kreuzbein gebildet.

Es wurde eine Wucherung festgestellt.

Ich gab daraufhin eine Pressemitteilung heraus, da ich wollte, dass meine Fans von mir und nicht durch Gerüchte davon erfuhren.

Zur sofortigen Freigabe:

Olivia Newton-John verschiebt ihre für Juni angesetzten Konzerte

30. Mai 2017, Las Vegas, Nevada. Nur ungern verschiebt Olivia Newton-John ihre für Juni angesetzten Konzerte in den USA und Kanada. Die Rückenschmerzen, die sie ursprünglich dazu veranlassten, die erste Hälfte ihrer Tour zu verschieben, haben sich als Brustkrebs herausgestellt, der Metastasen im Kreuzbein gebildet hat.

An jenem Tag, als dies der Welt mitgeteilt wurde, saß ich auf meiner Steinbank und sah, wie die Sonne hinter den Bergen versank. Die Anteilnahme, die mich in den darauffolgenden Stunden erreichte, rührte mein Herz auf eine Weise, die ich niemals vergessen werde. Ich erhielt Anrufe, E-Mails, Briefe und sogar Blumen, mit denen mir baldige Genesung gewünscht wurde.

Als ich so dasaß, wusste ich, dass mir eine weitere herausfordernde Reise bevorstand. Doch würde ich niemals aufhören, daran zu glauben, dass ich wieder gesund werden würde.

Ich saß da und stellte mir mich selbst, viele Jahre in der Zukunft, glücklich und gesund vor. Dann fing ich an, über mein unglaubliches Leben nachzudenken.


If a ship of dreams bid me come,

would I board it?

Ich bin ein junges Mädchen und laufe über den Rasen meiner Schule, des Ormond College im australischen Melbourne, nach Hause. Meinen Lauf begleitet die Musik der Natur. Die Vögel bringen mir ein Ständchen – Kookaburras, Papageien, Krähen und die Elstern mit ihren großen Flügeln und unheimlichen Schnäbeln, die sich in den Bäumen verbergen. Ach, diese Elstern! Manchmal musste ich meinen kleinen blonden Kopf mit meinen Schulbüchern bedecken, wenn diese großen schwarz-weißen Vögel auf mich herabstießen. Ich habe immer noch den Klang des kräftigen Windes zwischen ihren Federn in den Ohren, den ich hörte, wenn ich so nahe an ihnen unter den Gummibäumen hindurchging, in denen sich ihre Nester befanden. Im Frühling verhalten sich Elstern besonders fürsorglich und bewachen sorgsam ihre Nester und ihre Familien.

Musik spielte auch bei meiner Familie zu Hause eine wichtige Rolle. Laut meiner Mutter konnte ich bereits mit zwei Jahren einen Ton halten. Bald schon kannte ich Liedtexte und sang Harmonien zu jedem Song im Radio. Ich glaube, ich habe diese Gabe von meinem Vater Brinley „Brin“ Newton-John geerbt. Er stammte aus Wales und verfügte über eine wunderschöne Bass-Bariton-Gesangsstimme. Er hätte Opernsänger werden können, zog es jedoch vor, eine akademische Laufbahn einzuschlagen, weil er so selbstkritisch war. Er hielt sich einfach nicht für gut genug. Vater besaß eine Aufnahme von sich auf einer alten schwarzen Acetat-Platte, die er aber vernichtete, weil sich darauf eine einzige schief gesungene Note befand. (Ich frage mich nur, von wem ich wohl meinen Perfektionismus habe?)

Meine Mum, Irene Helene Born, war die Tochter des deutschen Physikers und Nobelpreisträgers Max Born, der zu den Begründern der Quantenmechanik zählte. Albert Einstein gehörte zu seinen engen Freunden, und als meine Mum ein kleines Mädchen war, verbrachte Einstein viele Abende im Hause Born und spielte Geige, während mein Großvater ihn auf dem Klavier begleitete. Meine Mutter sollte später einmal die gesammelte Korrespondenz der beiden unter dem Titel The Born-Einstein Letters übersetzen. Mein deutscher Großvater war der erste Mensch, der einen Vertrag über die Nichtverbreitung von Kernwaffen unterzeichnete, weil er ein solcher Kriegsgegner war. Außerdem war er gut mit J. Robert Oppenheimer befreundet, jenem Physiker, der weithin als Vater der Atombombe gilt, doch weigerte er sich, mit ihm an einem Projekt zusammenzuarbeiten, das zerstörerisch und gefährlich für Menschen gewesen wäre. 1933 flüchtete mein Großvater mit seiner Frau Hedwig vor Hitlers Regime, denn er war Jude. Er war nicht nur ein brillanter Geist, sondern auch ein Humanist, der Juden bei der Flucht aus Deutschland unterstützte. Ich bin jedenfalls ganz besonders stolz auf meinen friedliebenden Großvater.

Mein Onkel Gustav, der leider kürzlich im Alter von 96 Jahren verstorben ist, hielt sich an seinen Vater, der ihm geraten hatte, Arzt zu werden. Schließlich müsse er da „keine Leute umbringen“ und es sei „nicht sehr wahrscheinlich“, selbst getötet zu werden.

Als ob meine Familiengeschichte damit nicht schon schillernd genug wäre, fand ich mit großer Freude heraus, dass sich auf der mütterlichen Seite meiner Familie, ganz weit oben im Stammbaum, auch Martin Luther, der große Reformator, befindet. (Kein Wunder, dass mich seit jeher Religionen und unterschiedliche Glaubenssysteme faszinieren.) Und dann gibt es da irgendwo auch noch einen spanischen König.

Ganz schön viel, dem man da gerecht werden sollte!

Zu den wenigen Dingen in meinem Leben, die ich aufrichtig bereue, zählt, dass ich meinen Großvater nie getroffen habe. Selbst als ich als Teenager von Australien nach Großbritannien zog, um meine Gesangskarriere zu beginnen, hatte ich keine Zeit. Zumindest dachte ich das. Meine Mutter mahnte mich stets, ihn zu besuchen, aber ich war immer zu beschäftigt. Das lehrte mich eine wichtige Lektion.

Die Zeit nimmt man sich einfach.

Mein Vater Brin stammte aus viel einfacheren Verhältnissen. Er wurde in Wales in eine Familie aus der Mittelschicht geboren; sein Vater Oliver John arbeitete als Zimmermann. Seine Mutter Daisy war eine sehr strenge Quäkerin, die seinen Mund jedes Mal mit Seife auswusch, wenn er geflucht oder etwas gesagt hatte, das als blasphemisch ausgelegt werden konnte. Dads angeborene Intelligenz brachte ihm ein Stipendium für die Universität Cambridge ein. Er war ein brillanter Mann, der sowohl Deutsch als auch Französisch fließend sprach. Tatsächlich beherrschte er Deutsch so perfekt, dass er, als er in der Royal Air Force zunächst als Wing Commander und später als Geheimdienstoffizier diente, deutsche Kriegsgefangene auf Deutsch befragen konnte. (Kein Wunder, dass ich nie etwas vor ihm geheim halten konnte!) Er arbeitete sogar am Enigma-Projekt in Bletchley Park mit, wo im Zweiten Weltkrieg geheime Codes geknackt wurden. Später war er daran beteiligt, den Stellvertreter des „Führers“, Rudolf Heß, dingfest zu machen.

Dad umgarnte berüchtigte Gefangene, in der Regel hohe Würdenträger des Dritten Reiches, um so Informationen aus ihnen herauszubekommen. Eines Tages nahm er Rudolf Heß mit in ein gehobenes Londoner Hotel, um dort mit ihm eine nachmittägliche Tasse Tee zu trinken. Schon bald unterhielten sie sich über Waffen. Dad entschuldigte sich bei Heß dafür, dass er nur eine einfache Pistole trug.

„Nehmen Sie doch meine“, antwortete Heß stolz und reichte ihm seine Luger, die er in seiner Kleidung versteckt hielt! Natürlich hatten damals keine Metalldetektoren Alarm geschlagen.

Das waren noch andere Zeiten.

Meine Eltern hätten sich vermutlich gar nicht an der Universität Cambridge kennengelernt, wenn meine Mutter nicht so ein gutes Gehör für wunderschöne Musik gehabt hätte – nämlich für solche, die ein Herz zum Schmelzen bringen konnte. Eines Tages hörte sie einen Mann mit einer herrlichen Baritonstimme singen und blieb wie angewurzelt stehen. Schließlich folgte sie der Stimme. Mum betonte stets, dass sie sich zuerst in Dads Stimme verliebt habe, noch bevor sie ihn überhaupt zu Gesicht bekam. Die beiden waren gleich alt, siebzehn, und voller Träume. Mum war eine brünette klassische Schönheit und von großer Anmut. Dad maß einen Meter neunzig und hatte blonde Haare. Er sah so gut aus wie ein Filmstar und besaß diese aristokratisch schöne Stimme. Muss ich noch mehr sagen? Was für ein strahlendes Paar.

Man könnte von Liebe auf den ersten Ton und dann den ersten Blick sprechen. Schon kurze Zeit später heirateten sie. Gleichsam im Handumdrehen kam mein Bruder Hugh, der später Arzt werden sollte, zur Welt, gefolgt von meiner Schwester Rona, die Mannequin, Schauspielerin und Sängerin wurde. Von uns dreien war ich das Nesthäkchen. Ich wurde acht Jahre nach Rona geboren und war offenbar das Baby, mit dem die Ehe gekittet werden sollte. Aber dazu in Kürze mehr.

Vor meiner Geburt machte meine Mutter eine sehr schwere Zeit durch. Mein Vater diente im Zweiten Weltkrieg in Bletchley Park, wo er, wie gesagt, am Enigma-Projekt arbeitete, während sie sich um zwei kleine Kinder kümmern musste. Sie war eine schöne deutsche Frau, und die Dorfbewohner misstrauten ihr. Zwei liebe Quäkerinnen brachten ihr und ihren Kindern aber Eier und Gemüse an die Haustür. Sie waren ihre einzigen Freundinnen. Meine Mutter wiederum unterhielt sich freundlich mit den deutschen Kriegsgefangenen. Zu den vielen Dingen, die mir meine Mutter beigebracht hat, zählt auch, dass man mit Freundlichkeit – egal, was auch geschehen mochte – immer weiterkommt.

Doch nicht jeder verhielt sich freundlich, nett und korrekt. Später erzählte mir Rona, dass unser Vater während seiner Zeit bei der Air Force eine Affäre hatte. Eines Tages klopfte eine Frau an die Tür meiner Mutter, um sie einzuweihen. Meine Mutter war daraufhin verunsichert und misstrauisch. Außerdem brach es ihr das Herz. Immerhin hatte sie meinen Vater geliebt, seitdem sie siebzehn Jahre alt gewesen war.

Man muss ihr zugutehalten, dass sie die Ehe nicht aufgab und zum Wohle der ganzen Familie versuchte, sie wieder kitten. Sie lehrte mich – ihr Baby, das die Ehe retten sollte –, ebenfalls zu vergeben. Ich sollte jedoch ihr letztes Kind bleiben.

Mein Vater war charmant, charismatisch und teuflisch attraktiv. Er erwartete von sich und seiner Familie stets das Beste. Ein „Gut gemacht!“ war da schon das höchste Lob von ihm, für das man sich ganz schön ins Zeug legen musste. Dad glaubte an harte Arbeit, Disziplin und daran, Dinge aus eigener Kraft zu schaffen. So hätte er ohne Weiteres meinem Bruder einen Freifahrtschein an die Universität verschaffen können. Stattdessen bestand er darauf, dass Hugh ausgezeichnete Prüfungsergebnisse lieferte und sich seinen Studienplatz gefälligst selbst verdiente. Tatsächlich schloss mein Bruder sein Studium mit Auszeichnung ab. Er spezialisierte sich später auf ansteckende Krankheiten und erfand die erste transportable Eiserne Lunge.

Während ich diese Zeilen hier schreibe, denke ich mir, welch Glück ich habe, singen zu können. Danke, lieber Dad, für deine musikalischen Gene.

Als ich noch ein kleines Mädchen war, sang Dad in der Kirche immer lauthals mit. Das war mir aber peinlich, da ich nicht auffallen wollte. Er verfügte über einen wundervollen Sinn für Humor und nahm mich auf den Arm, indem er vorgab, ein richtig alter Mann zu sein. Er krümmte seine Finger und sprach mit brüchiger Stimme. Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu lachen.

Ich verehrte meinen Vater und denke heute mehr an ihn als je zuvor – vor allem, wenn ich klassische Musik höre, weil sie bei uns zu Hause immer sehr laut lief. Wenn ich die Augen schließe, sehe ich meinen Vater, wie er jede Note dirigiert, lächelt und seinen abendlichen Sherry trinkt.

Nach der Scheidung meiner Eltern konnte ich viele Jahre lang keine klassische Musik hören. So wie meine Mutter auch. Sie brachte uns schlichtweg zum Weinen. Jahre später traf ich meine Mutter an, wie sie in einem Sessel saß. Im Radio lief schöne klassische Musik, und sie hatte Tränen in den Augen. Mir war klar, dass sie an meinen Vater dachte. Da befand sie sich bereits in ihren Achtzigern.

Nie werde ich ihren siebzigsten Geburtstag vergessen. Dad, der seither noch zweimal geheiratet hatte, schickte ihr sieben Veilchensträuße. Eines für jedes Lebensjahrzehnt.

Das waren ihre Lieblingsblumen.

Als ich ein kleines Kind war, lebten wir in England, wo Dad Direktor des King’s College in Cambridge war. Aus dieser Zeit habe ich nur sehr wenige Erinnerung, abgesehen davon, dass ich auf dem dicken blauen Teppich zwischen den Betten meiner Eltern in deren Schlafzimmer herumkrabbelte. Dieses Arrangement entsprach damals völlig der Norm. Sie waren wie eine englische Version von Lucy und Ricky [die Hauptfiguren aus der US-Sitcom I Love Lucy]!

Da ich als kleines Kind voller Energie steckte, gab es natürlich auch weniger schöne Augenblicke, etwa als ich versehentlich ein paar Schlaftabletten verschluckte. Mir musste daraufhin der Magen ausgepumpt werden. Diese Erfahrung war so traumatisch und unvergesslich, dass mich Drogen nie mehr interessieren sollten, was wenig verwunderlich ist.

Ich war jedoch gewillt, mich stattdessen auf andere Abenteuer einzulassen. Als ich noch ziemlich jung war, stieg ich vor dem Badezimmerspiegel auf einen Schemel. Ich hatte ein Fieberthermometer im Mund und wollte aus unbekanntem Motiv meine Temperatur messen. Da ich nicht wusste, wie ich das bewerkstelligen sollte, biss ich das Glas durch. Schlagartig schmeckte ich das Quecksilber auf der Zunge. An diesem Punkt angelangt, entschied ich, mich an einen verantwortungsbewussten Erwachsenen zu wenden. Ich jagte meinen Eltern einen schönen Schreck ein, obwohl ich mich weiterhin bester Gesundheit erfreute.

Zumeist war ich allerdings – abgesehen von gelegentlichen Fehltritten – ein artiges kleines Mädchen. Später, als wir bereits in Australien lebten, gab es bei uns an der Schule einen wöchentlich stattfindenden „Bank-Tag“, an dem wir Geld mitbrachten, das dann für uns auf die Bank gebracht wurde. Das war ein lobenswertes Unterfangen, und ich nahm tatsächlich Geld zur Schule mit. Allerdings verwendete ich es für ein viel dringlicheres Bedürfnis. Ich kaufte damit nämlich stattdessen Lutscher für alle. Ich hielt das für eine nette Geste! Leider sah das mein Schuldirektor ein wenig anders. Mit gestrenger Stimme ließ er mich vor die Klasse treten, wo er mich vor allen zur Schnecke machte.

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