Kitabı oku: «Die 40 bekanntesten archäologischen Stätten entlang der Via Agrippa in Deutschland, Luxemburg und Frankreich», sayfa 3
66 Räume, 14 Mosaike, drei Bäder, ein eigener Tempel und vier Ecktürmchen statt der üblichen zwei. Wer hier gewohnt hat, besaß eine Menge Geld und wollte das auch zeigen. Vielleicht traf sich hier die Trierer High Society, um Geschäfte zu machen und ausschweifende Partys zu feiern.
06 RÖMISCHE VILLA OTRANG BEI FLIESSEM – WER HAT DIE SCHÖNSTE VILLA?
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Nur 800 m östlich der Via Agrippa befand sich, einen Tagesmarsch nördlich von Augusta Treverorum, ein prunkvolles Anwesen von enormem Ausmaß: die Villa Otrang bei Fließem. Noch heute liegt sie außerordentlich malerisch und einsam an einem seichten zum Kylltal hin abfallenden Hang und ist über die Via Agrippa, auf deren Trasse die B51 gebaut ist, zu erreichen.
Die villa rustica wurde wahrscheinlich im 1. Jh. n. Chr. erbaut und anschließend immer wieder erweitert, bis sie im 5. Jh. vermutlich im Zuge des Germaneneinfalls zerstört wurde.
Ihre Grundform entspricht dem im nördlichen Gallien verbreiteten Typ der Eckrisalitvilla. Sie bestand aus einem langgezogenen rechteckigen Haupthaus, das von einem vorgelagerten Säulengang (Portikus) und zwei an den Enden vorspringenden Eckräumen, den sog. Risaliten, gesäumt wurde. Allerdings verfügte das Haupthaus noch über zwei weitere Risaliten an der Rückseite und umfasste somit eine Fläche von 360 m2, auf der sich im 3. Jh. 66 Zimmer befanden, von denen 14 mit einem Mosaikfußboden ausgestattet waren. Noch dazu verfügte die Villa über drei Bäder und einen eigenen kleinen Tempelbezirk südlich des Geländes, der heute leider nicht mehr sichtbar ist (Abb. 14).
Wer könnte in so einem luxuriösen Anwesen gewohnt haben? Die Ausstattung lässt vermuten, dass die Anlage nicht allein als wirtschaftliches Gut genutzt wurde, sondern die Sommerresidenz einer reichen Persönlichkeit aus der römischen Oberschicht war, vielleicht aus dem 40 km entfernten Augusta Treverorum. Die vielen Trakte und Zimmer wurden vielleicht auch als Gästewohnungen genutzt, so kann man sich gut vorstellen, dass in manch lauer Sommernacht Gesang und Musik bis zur Via hinüberdrang, wenn der Hausherr mit seinen Gästen aus der Stadt ein ausschweifendes Fest feierte. Dabei gab er sich sicherlich nicht bescheiden, denn immerhin hatte er die besonders weitläufige Konstruktion seines Hauses und die zahlreichen Mosaike mit ihren geometrischen und floralen Mustern nicht nur für sein eigenes Vergnügen oder gar für seine Dienerschaft anlegen lassen. Sie dienten vor allem auch der Repräsentation. Man kann sich gut vorstellen, dass die vielen reichen Großgrundbesitzer im südlichen Germanien um die aufwendigste und kreativste Ausstattung ihrer Gutshäuser konkurrierten. Man denke z. B. an das sagenhafte Mosaik in der nahe gelegenen Villa Nennig (siehe 14, S. 64) oder den repräsentativen Innenhof und das Bad in der Villa Borg (siehe 13, S. 58).
Abb. 14 Doppelter Denkmalschutz: Reste der Villa Otrang und Schutzhäuschen aus dem 19. Jh.
Wer die Villa heute besichtigt, wird anstatt von einem prächtigen Herrenhaus von lauter kleinen, z. T. hübsch im Fachwerkstil errichteten Hütten und einigen römischen Säulenresten auf dem Hof empfangen. Diese Schutzhütten stehen ebenso wie die unter ihnen verborgenen Mosaike und Bäderreste unter Denkmalschutz. Wilhelm IV. ließ sie noch als Kronprinz errichten, nachdem er 1833 die Ausgrabung besichtigt hatte und der Schönheit der gefundenen Mosaike verfallen war. In einer dieser Hütten ist heute ein kleines Restaurant untergebracht, in dem man römische Speisen und Getränke wie Fladenbrot mit Moretum (eine Käsepaste mit viel Knoblauch) oder Mulsum (süßer Honigwein) genießen kann.
Literatur:
Rheinisches Landesmuseum Trier (Hrsg.): Führer zu archäologischen Denkmälern des Trierer Landes. Trier 2008. 106 f.
Immer diese Germanen! Ihrer Heimsuchung im 3. Jh. ist es zu verdanken, dass von der Straßensiedlung Beda nichts übriggeblieben ist. Als neuer Wachposten für die Via Agrippa wurde anstelle des Dorfes später ein Kastell errichtet – das die Erscheinung der Altstadt bis heute prägt.
07 BITBURG – BEDA: RASTEN IN SICHEREN MAUERN
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Wahrscheinlich im Zuge der Baumaßnahmen der Via Agrippa wurde um 10 n. Chr. die Raststätte Beda als erste Station nördlich von Augusta Treverorum Richtung CCAA gebaut. Eine Bauinschrift für einen Wachturm aus dem Jahr 245 n. Chr. sowie die Erwähnung in dem antiken Straßenverzeichnis Itinerarium Antonini belegen, dass die Straßenstation sich zu einer richtigen Siedlung (vicus) entwickelt hat – die allerdings um das Jahr 275 n. Chr. von den Germanen wieder zerstört wurde.
Abb. 15 Im Grundriss der Altstadt von Bitburg zeichnet sich das spätrömische Kastell ab.
Abb. 16 Bitburg, Reste der Befestigungsmauer des spätantiken Kastells.
Um das Jahr 340 n. Chr. wurde dann anstelle der zerstörten Straßensiedlung ein Kastell erbaut, wahrscheinlich um die Via Agrippa im Falle erneuter Einfälle zu sichern (Abb. 15). Die Reisenden im 4. Jh. waren vermutlich froh, wenn nach einer anstrengenden Reise durch locker besiedeltes Gebiet und noch dazu in solch unsicheren Zeiten die ca. 3,80 m dicken Mauern der Befestigungsanlage mit ihren 13 Türmen in Sichtweite kamen. Wie früher durch den vicus führte die Via Agrippa auch jetzt noch mitten durch Beda hindurch, es gab im Norden und im Süden jeweils ein Tor.
Auf der 2 ha großen Fläche dieses Kastells steht heute immer noch die Altstadt von Bitburg, denn die gut befestigte Anlage bot nachfolgenden Generationen immer wieder Wohnraum und Schutz und wurde so in ihrer Grundform erhalten. Den Verlauf der Via Agrippa kann man heute auf der Hauptstraße nachvollziehen.
Auf einem archäologischen Rundweg kann der Besucher die sichtbaren Reste des Kastells erkunden und damit gleich die Altstadt kennenlernen, während ein leichter Duft von Bier (Bitte ein Bit!) von der nahegelegenen Brauerei die Sinne beflügelt.
An mehreren Stellen ist noch die römische Mauer zu sehen (Abb. 16, 17), z. B. am großen Parkplatz auf der westlichen Seite. Allerdings stammt das Mauerwerk hier aus dem Mittelalter und folgt lediglich dem antiken Verlauf der Mauer. Ein schöner Einfall der Stadt war es, die Altstadt mit mehreren auf dem Gelände des Kastells gefundenen Relikten zu bestücken. So stehen neben der Liebfrauenkirche drei Götterfiguren aus dem späten 2. oder frühen 3. Jh. – der Sonnengott Sol, Merkur der Götterbote, und Vulcanus der Schmiedegott. An der Nordseite wurde eine Jupitersäule wiederaufgebaut, deren Sockel die Reliefs von Jupiters Gemahlin Juno und des Halbgottes Hercules mit seiner Keule zieren. Jupiter selbst, der einst auf der Spitze der Säule thronte, hat sich seiner göttlichen Pflichten anderswo erinnert und ist leider verschwunden. In der Nähe der Säule hängt auch ein Abguss der Bauinschrift des Wachturms von 245, auf dem sich wie bei dem Meilenstein in Zülpich eine weggemeißelte Stelle befindet. Hier stand der Name des Kaisers Philippus, der nach dessen Sturz 249 n. Chr. entfernt wurde.
Literatur:
Rheinisches Landesmuseum Trier (Hrsg.): Führer zu archäologischen Denkmälern des Trierer Landes. Trier 2008. 86 f.
Abb. 17 Bitburg, Reste der Befestigungsmauer, in ein Wohnhaus eingebaut
Kurz vor Trier führt uns die Via Agrippa auf Marcus’ Spuren, des römischen Besitzers eines Steinbruchs, der Baumaterial für die Porta Nigra in Trier lieferte. Heute ist es still geworden um den urigen Ort, dafür locken ein schöner Wanderweg und ein Gläschen Viez – regionaler saurer Apfelwein – im Restaurant der Burg Ramstein.
08 DER RÖMISCHE STEINBRUCH ZWISCHEN BUTZWEILER UND KORDEL – DER STOFF, AUS DEM DIE PORTA NIGRA IST
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Zwischen Beda (Bitburg) und Augusta Treverorum (Trier) müssen tiefe Rinnen die Via zerfurcht haben, denn auf schwer beladenen Karren wurden Erze und Sandstein aus den umliegenden Wäldern Richtung Mosel zum Weitertransport oder in die Metropole CCAA geschafft. Etwas nordöstlich von Trier befindet sich in einem bergigen Wäldchen zwischen Kordel und Butzweiler eines dieser römischen Bergwerke, das später als Steinbruch genutzt wurde (Abb. 18).
Es ist über den Premium-Römerwanderweg zu erreichen, der an der Burg Ramstein beginnt und neben dem urigen Wald und kleinen Wasserfällen verschiedene Höhlen und ein Stück einer römischen Langmauer zu bieten hat. Ein anderer Zufahrtspunkt ist ein kleiner Parkplatz am Ende des Ramsteiner Weges, der in Butzweiler von der Hauptstraße in den Wald führt. Von beiden Punkten ist der Steinbruch etwa 750 m entfernt.
Schon der Waldspaziergang zum Bergwerk ist sehr romantisch mit seinen engen Hohlwegen zwischen steilen, bewaldeten Hängen und herausstehenden Felsen. Die auffallend geformten, mit Buchen bewachsenen Hügel gehören praktisch schon zum Bergwerk, denn das sind die Abraumhügel des antiken und auch neuzeitlichen Bergbaus und der Steinbrucharbeiten. In einer Biegung stößt man nun auf das Bergwerk – ursprünglich ein vorspringender Sandsteinfelsen, der durch Steinbrucharbeiten bis auf einen riesigen Quader fast vollständig verschwunden ist. Die Felsenreste sind mit neun kreisrunden Schächten, den sog. Pützlöchern, versehen, die sich an verschiedenen Stellen senkrecht in das Gestein bohren. Sie haben einen ziemlich schmalen Durchmesser von knapp über einem Meter, sodass ein Mann gerade hindurchpasst. Die Löcher weisen darauf hin, dass man den Ort zunächst als Bergwerk benutzte. Sie waren z. T. bis zu 20 m tief und sind durch die späteren Steinbrucharbeiten teilweise angeschnitten worden, sodass man zwei dieser Schächte sogar im Querschnitt sehen und die Spuren der Werkzeuge verfolgen kann. Die hier abgebauten Erze wurden im 2. Jh. n. Chr. ausschließlich durch diese Schächte abgebaut und an die Oberfläche gebracht. Es handelt sich bei ihnen um Azurit und Malachit. In der Antike wurden diese beiden Erze hauptsächlich zu Kupfer und Bronze weiterverarbeitet. Für eine lohnende Metallverarbeitung war die Ausbeute in diesem Steinbruch allerdings viel zu gering. Besichtigt man das Innere des Bergwerks, erkennt man in den Schachtwänden immer wieder kleine schwarze Aushöhlungen, in die z. T. kaum eine Männerfaust passt. Darin befanden sich die im Sandstein eingeschlossenen Erzvorkommen. Man kann sich vorstellen, dass das Herausschlagen- und kratzen solch kleiner Brocken sehr mühsam gewesen sein muss, vor allem, wenn man sich in einem engen, kreisrunden Loch befand. Nur an wenigen Stellen wurden kleine Höhlen und Gänge in die Horizontale geschlagen. Bei der geringen Abbaumenge liegt eine andere Verwendung der Erze nahe: Malachit ist grün, Azurit blau gefärbt (Azurblau), man verwendete es zum Glasfärben und vor allem das wertvollere Azurit zur Herstellung von blauer Farbe. Vielleicht wurde sogar das kostbare Deckengemälde, das unter dem Trierer Dom gefunden wurde, mit Farbe ausgemalt, die aus diesem Bergwerk stammt?
Schon gegen 180 n. Chr. wurde die Kupfergewinnung zugunsten eines Steinbruchs aufgegeben. Doch gerade diese zweite Nutzungsphase macht den Steinbruch zu etwas Besonderem, denn von hier stammen riesige Steinquader, die für den Bau der Porta Nigra verwendet wurden. Trotz der teilweise starken Verwitterung erkennt man an einigen Stellen, dass sich der Stein wie bei der Porta Nigra schwarz verfärbt hat. Zu den teilweise beschrifteten Quadern (z. B. ein großes V für 5) gibt es die entsprechenden Gegenstücke am Stadttor in Trier. Sehr gut kann man die Abbruchstellen der riesigen Felsblöcke sehen und z. T. sind noch die Schrotgräben zu erkennen, aus denen sie herausgebrochen wurden.
Abb. 18 Römisches Bergwerk und Steinbruch zwischen Kordel und Butzweiler.
Abb. 19 Inschrift MARCI „Des Marcus“, Name des römischen Steinbruchbetreibers.
An der Vorderseite, am Wanderweg gelegen, befindet sich heute ein horizontaler Zugang in den Felsen, der im 19. Jh. gehauen wurde und mit einer Führung besichtigt werden kann. Er führt auch in die römischen Abbaukammern. Rechts über diesem Zugang ist noch eine römische Inschrift, MARCI, zu sehen, „des Marcus“, ein Hinweis auf den römischen Besitzer des Steinbruchs (Abb. 19).
Ein Relikt der späten Nutzungszeit ist eine alte Lore, die vor dem Steinbruch auf den verrosteten Gleisresten liegt, über welche im 19. Jh. zum letzten Mal Steine von hier abtransportiert wurden – die übrigens ebenfalls zum Bau repräsentativer Bauwerke genutzt wurden. Einige machten den Weg bis nach Berlin, wo sie im Reichstagsgebäude verbaut wurden.
Literatur:
Heimatverein Butzweiler e. V. (Hrsg.): Butzweiler und seine Umgebung. Butzweiler 2004.
Das konstantinische Augusta Treverorum weckte als kaiserliche Residenzstadt und aufstrebendes christliches Zentrum mit Sicherheit große Erwartungen bei Neuankömmlingen. Ein großer Teil der Innenstadt jedoch war vermutlich gar nicht begehbar, denn Konstantin ließ im großen Stil bauen.
09 TRIER – AUGUSTA TREVERORUM: DES KAISERS EWIGE BAUSTELLE
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Wer sich zu Beginn des 4. Jhs. n. Chr. nach einer tage- oder gar wochenlangen Reise durch die nebligen Wälder der Eifel nach Trubel und den Annehmlichkeiten einer Großstadt sehnte, wurde in Augusta Treverorum mit Sicherheit belohnt. Von Köln auf der Via Agrippa kommend, betrat man das antike Trier vom jenseitigen Ufer der Mosel genau wie heute noch über die sog. Römerbrücke (Abb. 20) westlich der Altstadt und die heute nicht mehr vorhandene porta Inclyta („prächtiges Tor“). Die Brücke allein muss mächtig Eindruck gemacht haben, denn sie war so breit, dass zwei Wagen nebeneinander Platz hatten. Ihre steinernen längs in Fließrichtung ausgerichteten schiffchenförmigen Pfeiler waren bereits 150 Jahre alt und haben sich auch bis heute gegen die starke Strömung, Hochwasser und Eis bewährt. Zwischen 144 bis 152 n. Chr. erbaut, war die Brücke bereits der zweite Nachfolgebau einer ursprünglichen Pfahljochbrücke aus Holz, die zur Zeit der Stadtgründung um 17. v. Chr. etwas flussaufwärts der jetzigen Brücke erbaut wurde. Sie gilt als die älteste Brücke Deutschlands und gehört wie auch die meisten restlichen antiken Bauten der Stadt zum UNESCO-Kulturerbe.
Besonders gut ist das römische Mauerwerk am Altstadtufer auf der Nordseite zu sehen. Trotz der Verwitterungsspuren und Verunreinigungen durch Graffiti kann man noch die Bearbeitungsspuren an den großen Steinquadern erkennen.
Während der Unterbau die Zeiten überdauerte, wurde der obere Teil der Brücke mehrfach erneuert. Der römische Reisende fuhr mit seinem Pferdegespann über eine den Pfeilern aufgesetzte Holzkonstruktion. Die charakteristischen Bögen wurden erst im 12. Jh. gebaut.
Die heute sichtbaren Bögen stammen aus dem frühen 18. Jh., als die Konstruktion nach einer 1689 durch das französische Militär vorgenommenen Sprengung der Brücke neu aufgebaut wurde. Aus dieser Zeit stammen auch das Kruzifix und die Statue des Heiligen Nikolaus in der Mitte der Brücke.
Hatte man nun die Stadt aus Richtung Westen betreten, stieß man direkt auf eine riesige Thermenanlage – die Barbarathermen – die im 2. Jh. n. Chr. entstanden und nach den Traiansthermen in Rom die zweitgrößten ihrer Zeit waren. Bestimmt gab es Besucher, die nur ihretwegen die Reise nach Trier auf sich nahmen, zumindest aber boten die zahlreichen Wellnessangebote und Entspannungsmöglichkeiten in der 40.000 qm großen Anlage eine willkommene Abwechslung nach tagelanger Fahrt durch die Provinz.
Heute befindet sich die Ausgrabung der Thermen an der Ecke Südallee/ Friedrich-Wilhelm-Straße. Warum diese Thermen nicht so bekannt sind wie die einige 100 m weiter östlich gelegenen Kaiserthermen, wird auf den ersten Blick klar: von ihnen ist nicht annähernd so viel übriggeblieben. Leider dienten sie in späteren Jahrhunderten vor allem als Steinbruch, vielleicht auch für das heute nicht mehr existente Kloster St. Barbara, das sich in der Nähe befunden haben soll und der Thermenanlage ihren späteren Namen gab.
Drang der Reisende des frühen 4. Jhs. nun weiter ins Innere der Stadt vor, wird er ein geschäftiges Treiben vorgefunden haben, vor allem zahlreiche Karren mit zentner- oder gar tonnenschweren Steinen und anderen Baumaterialien. Holzbalken wurden geschleppt, große Glasscheiben vorsichtig durch die Menge manövriert. Konstantin, seit 306 Kaiser des Westlichen Römischen Reiches, baute seine Residenzstadt aus und das Zentrum von Trier war eine große Baustelle. Um das Gebiet des heutigen Doms herum war der Krach ohrenbetäubend und man sollte einen großen Bogen machen, denn ein ganzer Häuserblock wurde gerade abgerissen. Im Bereich der heutigen Dominformation waren noch die eingerissenen Reste einer Kirche zu sehen, hier befand sich der Kern des neuen Bauvorhabens: An der Stelle eines ursprünglich privaten christlichen Gebetsraumes, nicht größer als ein Wohnzimmer, dem später eine kleine Apsis hinzugefügt worden war, hatte man bereits eine Basilika errichtet, in der der erste Bischof Triers, Agritius waltete. Unter Konstantins Förderung sollte dieses Gebäude nun zu einer großen Kirchenanlage ausgebaut werden. Im Jahr 313 n. Chr. hatte er mit dem Kaiser des Ostens, Licinius, die Mailänder Vereinbarung unterzeichnet, die der Bevölkerung Religionsfreiheit gewährte und so den Weg für die nun legale Verbreitung des Christentums im Westreich ebnete. Heute kann man diesen wohl ersten christlichen Gebetsraum nördlich der Alpen mit einer archäologischen Führung besichtigen.
Abb. 20 Die Römerbrücke mit Blick nach Westen.
Einige Meter weiter auf Höhe des heutigen Doms funkelten blaue Brocken im Bauschutt eines eingerissenen edlen Hauses. Auf die aufwändigen Deckenmalereien wurde keine Rücksicht genommen, alles musste dem Kirchenvorhaben weichen. Um das bei Ausgrabungen unter dem Dom gefundene, zerstörte Deckengemälde, welches auf 15 Kassetten eine Vielzahl von Personen und mythologische Gestalten zeigt, ranken sich verschiedene Theorien. Eine geläufige besagt, dass Konstantin seinen eigenen Palast zugunsten des Kirchenbaus geopfert habe und es sich bei der im Zentrum des Gemäldes dargestellten Frau um seine Gattin Fausta handeln könnte. Eine andere, eher verklärende These schreibt die Gemächer Konstantins Mutter, der heiligen Helena, zu, die auch den heiligen Rock, die berühmte Reliquie des Trierer Doms, aus Palästina mitgebracht haben soll. Wer sich seine eigene Theorie aufstellen möchte, kann das wieder zusammengesetzte Gemälde im Dommuseum bewundern.
Auch dem, der in Augusta Treverorum nicht heimisch war, dürfte bei der Ankunft in der Kaiserstadt nicht entgangen sein, dass eine Reihe alter Gebäude für einen riesigen Kirchenkomplex zerstört wurde. Für Anhänger der heidnischen Religionen muss dieser Aufwand zugunsten einer aufstrebenden Religion, deren Anhänger bis vor Kurzem noch verfolgt worden waren, etwas Beängstigendes gehabt haben.
Das von Konstantin begonnene Bauvorhaben wurde erst lange nach seiner Zeit zum Ende des 4. Jhs. unter den Kaisern Valentinian und Gratian vollendet. In dieser Zeit wurde ein 1.600 qm messender Quadratbau eingebaut, welcher heute noch als Vierung des Doms unmittelbar vor dem Altarraum in das Domgebäude integriert ist. Die vier eckigen Säulen, die diesen Bereich eingrenzen, tragen, wenn auch verblasst, das typische, mit roten Ziegelbändern durchzogene Mauerwerk. Wer links um das Dom-Gebäude herumgeht, entdeckt außen an der Nordseite das gleiche römische Mauerwerk.
Etwas südlich dieser großen Baustelle wird der spätantike Besucher ein vermutlich frisch fertiggestelltes, beeindruckendes Gebäude gesehen haben, die Konstantinbasilika. Sie wurde wahrscheinlich zu Beginn des 4. Jhs. unter Kaiser Constantius Chlorus als Teil des kaiserlichen Palastbezirkes errichtet und diente später seinem Sohn Konstantin als königliche Empfangs- und Thronhalle. Um diesem Zweck gerecht zu werden, war sie damals mit Marmor ausgestattet und verfügte über beheizte Wände und Böden. Die heutige karge Innenausstattung der evangelischen Kirche lässt den riesigen Innenraum zu voller Geltung kommen. Will man das Gebäude umrunden, stellt man fest, dass es auf der Rückseite einen ausladenden barocken Anbau hat, der gar nicht zu dem schlichten Design der Basilika passen mag. Es handelt sich um die Residenz Lothar von Metternichs – Trierer Erzbischof und Kurfürst – für deren Bau er Anfang des 17. Jhs. die Rückwand der Basilika einreißen ließ. Die frisch renovierte Konstantinbasilika, die seit dem 19. Jh. die evangelische Kirche beherbergt, ist heute noch der größte römische freitragende Raum. Zwar müssen ihre Ausmaße damals schon beeindruckend gewesen sein, doch konnte der Prachtbau vermutlich nicht seine volle Wirkung ausstrahlen, denn südlich davon schloss sich eine weitere ausladende Baustelle an: hier entstand Konstantins neuer Badekomplex, die heutigen Kaiserthermen, bestehend aus einem weiten quadratischen Hof, der heute mit Gras bepflanzt ist, und einem großen Badekomplex am nördlichen Ende, dessen Mauern heute immer noch in die Höhe ragen. Auch sie wurden wahrscheinlich schon unter Constantius Chlorus begonnen, allerdings waren sie 324 n. Chr., als Kaiser Konstantin Byzanz als neue Residenz wählte, noch nicht fertiggestellt und standen seitdem als Bauruine leer. Erst im späten 4. Jh. nahm man sich der Anlage wieder an, allerdings wurde sie nicht fertiggebaut, um ihrem eigentlichen Zweck zu dienen, sondern erfuhr breit angelegte Umbaumaßnahmen und wurde wahrscheinlich als Kaserne für die kaiserliche Leibgarde genutzt. Neben der gut erhaltenen östlichen Außenfassade, an der man drei Apsiden und mindestens zwei angelegte Etagen ausmachen kann, liegt die Faszination dieser Ruine vor allem im unterirdischen Teil. Ein scheinbar endloses Labyrinth aus über 4 m hohen Versorgungs-Gängen lässt den Besucher bald die Orientierung verlieren. Von hier aus sollten die Bäder beheizt werden. Es ist auch noch ein Raum mit einer Hypokaustenheizung erhalten.
Augusta Treverorum bot sich dem Ankömmling also keineswegs als vollkommene Kaiserstadt dar, an allen Ecken und Enden war sie vielmehr unfertig. Nicht einmal das nördliche Stadttor war fertig, obwohl das schon lange vor Konstantins Zeit errichtet worden war. Aber wie auch seine Vorgänger brauchte Kaiser Konstantin sein Geld offensichtlich für andere Maßnahmen. Die Rede ist von der Porta Nigra (Abb. 21), die im 2. Jh. als Teil der Stadtmauer von Augusta Treverorum erbaut wurde. Ihre zwei Durchgangstore werden von zwei Etagen überragt sowie von zwei nach außen halbrunden Türmen mit je noch einer weiteren Etage flankiert. Damit ist sie insgesamt 30 m hoch. Diese massive Optik und die Verzierung mit Halbsäulen zwischen den Fenstern lassen auf eine repräsentative Funktion schließen. Nützlich hingegen waren die vielen Fenster, von denen aus man eindringende Feinde mit Geschossen bewerfen konnte.
Abb. 21 Die grob gehauene Außenseite der Porta Nigra.
Fertiggestellt wurde das massive Tor jedoch nie, die Steine sind noch roh gehauen und vermissen den letzten Feinschliff, der den Römern doch eigentlich so wichtig war. Vielleicht war am Ende des 2. Jhs. nach der Belagerung durch Clodius Albinus das Geld ausgegangen.
Dass wir heute die massive Porta Nigra noch bewundern dürfen, haben wir dem heiligen Simeon zu verdanken, der sich im 11. Jh., als Säulenheiliger aus dem Heiligen Land kommend, einen Teil des damals schon leeren Turms als Refugium erwählt hat, in dem er fünf Jahre lang bis zu seinem Tod wohnte. Ihm zu Ehren wurden die oberen Etagen des Bauwerkes zu einer Kirche umgebaut und der Durchgang wurde verschüttet. Die Verwendung als Kirche kann man an dem Absidenanbau, der bis heute erhalten geblieben ist, und an den vielen Reliefarbeiten im Inneren nachvollziehen. Napoleon I. ließ im frühen 19. Jh. die Kirche entfernen, da zu seiner Zeit das Interesse an antiken Gebäuden wuchs, und damit viele Bauwerke der Antike von mittelalterlichen Um- und Anbauten befreit wurden.
Wenn man als Händler Richtung Gallien und Mittelmeer unterwegs war, hielt man sich sicherlich nur so lange wie nötig in Augusta Treverorum auf, vielleicht hatte man Werkzeug oder Steinquader für die neuen Thermen angeliefert. Man arbeitete sich über die geschäftige Nord-Süd-Achse, den Cardo Maximus entlang (die heutige Saarstraße) und verließ die Stadt durch die heute nicht mehr erhaltene Porta Media. Hatte man aber etwas mehr Muße oder wollte seinen Weg nach Osten Richtung Koblenz fortsetzen, führte kein Weg am Amphitheater vorbei, das Unterhaltungsarena und Stadttor zugleich war, da es leicht schräg in die Stadtmauer integriert war, sodass man durch einen Eingang von außerhalb der Stadt hinein- und auf der anderen Seite innerhalb der Stadtmauer wieder herauskam. Diese in der Längsachse des Theaters verlaufenden Ein- und Ausgänge sind noch gut zu erkennen.
Auf der südlichen Seite sieht man vor dem Durchgang in die Arena auf der rechten Seite im Gras Reste des steinernen Fußbodens, der z. T. mit tiefen Rillen durchzogen ist, die durch jahrzehntelanges Benutzen durch Fuhrwerke entstanden sind. Scheinbar sind Ankömmlinge tatsächlich mitten durch die Arena ins Stadtinnere gelangt. Von der Pracht des Amphitheaters, das einst ca. 18.000 Zuschauern Platz bot, ist nicht mehr allzu viel zu sehen, da der Zuschauerraum, die cavea, nicht vollständig ausgegraben und mit Gras überwachsen ist. Dafür sind die Strukturen rund um die ovale Arena recht aufschlussreich. Diese schließt mit einem Graben und einer hohen Mauer ab, sodass das Publikum vor wilden Tieren geschützt war. Die Tiere waren in gemauerten Käfigen, die heute als leere Räume von der Arena aus betreten werden können, untergebracht, oder im Keller, von wo aus sie mit einer Hebebühne nach oben oder unten transportiert werden konnten. Dieser bis zu 3 m tiefe Keller kann vollständig durchlaufen werden.
Einen weiteren Blick in das römische Trier bietet dem modernen Besucher das Trierer Landesmuseum, das sich hinter den Kaiserthermen befindet. Über die Stadtgeschichte hinaus trumpft es mit beeindruckenden Funden aus der Region auf wie der Gräberstraße, einer Sammlung aufwendiger Grabmäler, die im Fundament eines im 4. Jh. erbauten Römerkastells entdeckt wurden. Vermutlich standen sie ursprünglich in der Region verteilt an gut sichtbaren Orten nah an der Straße oder an den Moselhängen, bis sie der militärischen Notwendigkeit zum Opfer gefallen sind und als Baumaterial zweckentfremdet wurden. Der berühmteste Grabstein ist das Weinschiff aus dem nahe gelegenen Moselort Neumagen, der sich seit dem Fund ältester Weinort Deutschlands nennt.
Eine weitere Sensation des Museums ist der Trierer Goldschatz, eine Ansammlung von 2.600 Goldmünzen aus dem 2. Jh., die in den 90ern zufällig beim Bau eines Parkhauses gefunden wurde. Der Schatz samt Gefäß ist hier im Original ausgestellt und die Münzen funkeln, als wären sie eben erst geprägt worden.
Literatur:
Schiffer, Thomas: Auf Römerwegen durch die Eifel. Rheinbach 2012. 41 – 47.
Rheinisches Landesmuseum Trier (Hrsg.): Führer zu archäologischen Denkmälern des Trierer Landes. Trier 2008. 36 – 76.
Cüppers, H. et al.: Römische Siedlungen und Kulturlandschaften. Geschichtlicher Atlas der Rheinlande. Beiheft I I/1–III/2. Köln 1985.
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