Kitabı oku: «Dein Leben heilen»

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Hinweise

Die im Buch veröffentlichten Ratschläge wurden von Verfasser und Verlag sorgfältig erarbeitet und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Ebenso ist die Haftung des Verfassers bzw. des Verlages und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ausgeschlossen.

Um den Lesefluss nicht zu erschweren, wurde meist auf die Doppelung männlicher und weiblicher Nomen und Pronomen verzichtet. Selbstverständlich soll in diesen Fällen die übliche »männliche« Form auch den weiblichen Teil der Bevölkerung umfassen.

Titel der Originalausgabe:

Healing Your Life.

A 12 Step Guide to Bringing Love,

Power & Purpose into Your Life.

Copyright © by Paul Ferrini

www.paulferrini.com

Deutsche Ausgabe:

© 2012 KOHA-Verlag GmbH Burgrain Alle Rechte vorbehalten Aus dem Englischen von Philippa Campling Lektorat: Dr. Felicitas Igel Coverbild: Annick vom Kolke

Gesamtherstellung: Karin Schnellbach

Ebook-Umsetzung Medialike GmbH, München

ISBN 978-3-86728-726-5

Inhalt

Vorwort

Einführung

Teil eins - Erwachen

SCHRITT 1 - Komme aus der Verleugnung

SCHRITT 2 - Erkenne deinen Schatten

SCHRITT 3 - Verbinde dich mit deinem Kernselbst

SCHRITT 4 - Gestehe dir deine Urteile ein

ÜBERGANG ZU PHASE ZWEI

Teil zwei - Heilung

SCHRITT 5 - Heile deine Kernwunde

SCHRITT 6 - Beende den Kreislauf des Missbrauchs

SCHRITT 7 - Beende die Muster des Selbstbetrugs

SCHRITT 8 - Gib dein Falsches Selbst auf

ÜBERGANG ZU PHASE DREI

Teil drei - Ermächtigung

SCHRITT 9 - Bringe deine Gaben und Talente zum Ausdruck

SCHRITT 10 - Pflege positive, gleichberechtigte Beziehungen

SCHRITT 11 - Folge deinem Herzen

SCHRITT 12 - Bestärke andere darin, zu erwachen und zu heilen

Nachwort

Vorwort

Vor acht Jahren lud ich meine Leser ein, in Florida zu einer Reihe intensiver Retreats mit mir zusammenzukommen. Menschen aus aller Welt reisten an, um die Grundlagen bedingungsloser Liebe, der Selbstheilung und Vergebung zu lernen und sich darin zu üben.

Viele Teilnehmer besuchten drei Retreats innerhalb von nur drei Monaten, und die Intensität ihrer Beteiligung führte zu kraftvollen Ergebnissen. Emotionale Wunden begannen zu heilen. Menschen begannen, ihre Muster des Selbstbetrugs zu durchbrechen und in ihre Kraft und Bestimmung zu treten.

Wir waren alle erstaunt über diese Erfahrung und wollten sie mit anderen teilen. Also habe ich auf Drängen meiner Schüler begonnen, einen intensiven Erfahrungsworkshop zusammenzustellen, der die wichtigsten Elemente meiner mehr als 35 Jahre währenden Tätigkeit als Lehrer und Schriftsteller umfasste und integrierte.

Der Real-Happiness-Workshop erfüllte, was wir uns von ihm versprachen: Er ermöglichte tiefe emotionale Heilung und spirituelle Transformation.

Während der letzten vier Jahre sind viele Lehrer ausgebildet worden, und unsere Real-Happiness-Intensivkurse wurden mit großem Erfolg in vielen Ländern angeboten. Der Lehrplan ist in eine Reihe von Sprachen übersetzt worden, und diese Art der Arbeit verbreitet sich kontinuierlich.

Die Lehrer sind wahrhaft Werkzeuge für die Verbreitung dieser wichtigen Arbeit geworden. Indem sie ihren Platz eingenommen haben und den Raum bedingungsloser Liebe und Akzeptanz hielten, haben sie Gemeinschaften geschaffen, in denen Menschen sich so geborgen fühlen, dass sie sich für die Heilung öffnen und bereit sind, ihr Leben zu verändern.

Es ist das erste Mal, dass diese Lerninhalte in Buchform angeboten werden. Meine Hoffnung ist, dass durch dieses Angebot mehr Menschen Zugang zu diesen Lehren bekommen und dann diese Arbeit persönlich mit einem meiner zertifizierten Lehrer machen möchten.

Unserer Erfahrung nach heilen die meisten Menschen jene Wunden, die von ihrer Ursprungsfamilie herrühren, nicht so leicht und durchbrechen die Muster des Selbstbetrugs nicht ohne Weiteres. Die meisten brauchen einen unterstützenden Rahmen, in dem sie energetisch auf den Heilungsprozess fokussiert bleiben. Deshalb haben wir die vergangenen acht Jahre damit verbracht, eine internationale Heilungsgemeinschaft zu entwickeln, die die Menschen aktiv bei der emotionalen Heilungsarbeit und ihrer Selbstermächtigung unterstützt.

Diese Gemeinschaft steht dir als hilfreiches Werkzeug zur Verfügung. Die Unterstützung gleichgesinnter und im Hinblick auf ihre Gefühle mutiger Menschen wird dich tiefer gehend und mit greifbareren Ergebnissen voranbringen.

Du musst nicht in Entsagung, ohne Liebe und Unterstützung leben. Diese Arbeit und die Gemeinschaft, die hinter ihr steht, kann dir helfen, dich für ein Leben echter Heilung und Eigenverantwortung zu öffnen. Du kannst lernen, dich aus deiner inneren Mitte heraus zu lieben, und so einen Prozess des Gebens und Empfangens einleiten, der dein Leben transformieren wird. Du kannst deinem Leiden ein Ende setzen und dich mit deiner Freude verbinden. Du kannst zu deiner Leidenschaft finden und lernen, deine Gaben zu nähren und ihnen Ausdruck zu verleihen. Du kannst lernen, der Bote der Liebe für deine eigene Erfahrung zu sein, und mehr und mehr Liebe in dein Leben hineinziehen. Du kannst deine Bestimmung erfüllen und mit deinem Partner in einer gleichberechtigten Beziehung leben, in der ihr euch gegenseitig unterstützt.

Dir stehen alle Gaben des Lebens und der Liebe zur Verfügung. Du musst nur deinen Teil tun und dein Herz öffnen, um sie zu empfangen. Dieses Buch wird dir dabei helfen, damit zu beginnen. Wisse, dass wir während dieser Reise bei dir sind und einen geschützten Raum für deine Heilung und Ermächtigung halten.

Mit liebevollen Segenswünschen

Paul Ferrini

Wegweiser der 12 Schritte
zu Heilung und Transformation


Einführung
Der Wegweiser zu Heilung und Transformation
Unser Schmerz ist ein Weckruf

Als wir begannen, den »Wegweiser der 12 Schritte zu Heilung und Transformation« zu entwickeln, fragte ich meine Schüler: »Womit beginnt wohl der Wegweiser?«

Viele meinten, der erste Schritt sei, sich mit der Liebe zu verbinden. Das macht Sinn. Aber ich wollte, dass sie noch weiter gehen.

Bitte beantworte diese Frage für dich: »Womit hat die Heilung deiner Ansicht nach begonnen? Was hat dich dazu bewogen, zu diesen Retreats zu kommen?«

Celia antwortete, ohne zu zögern: »Für mich begann alles damit, den Schmerz wahrzunehmen.«

Als sie das sagte, spürten wir alle eine Übereinstimmung. Für die meisten von uns begann die Heilungsreise, als Schmerz hochkam und sich nicht mehr unterdrücken, wegschieben oder ignorieren ließ. Für die meisten war Schmerz der Weckruf. Er zeigte uns, wo unser Leben aus der Bahn geraten war und was in Angriff genommen werden musste, damit Heilung eintreten konnte.

In unserer Welt wird Schmerz nicht als Botschafter betrachtet. Wir möchten, dass er verschwindet. Wir nutzen alle möglichen Substanzen, um unseren Schmerz auszuschalten oder zu betäuben. Alkohol, Arzneimittel und Drogen, sogar Nahrung, Arbeit oder Sex werden zu Mitteln, um dem Schmerz zu entfliehen, zu Mitteln, mit denen wir unseren Schmerz zu vermeiden oder zu verleugnen suchen. In unserem Bestreben, Vergnügen zu empfinden und dem Schmerz zu entfliehen, kommen wir nicht auf die Idee, dass wir auf die Botschaft hören müssen, die unser Schmerz uns bringt.

Aber Celia hatte recht. Wir müssen darauf hören. Solange wir nicht wissen, was uns wehtut und warum es schmerzt, werden wir kaum motiviert sein, die transformierende Reise auf uns zu nehmen.

Unserem Schatten begegnen

So hören wir in Phase eins unserer Arbeit damit auf, unseren Schmerz zu verleugnen oder zu betäuben, und beginnen, ihn zu spüren und die Botschaft zu hören, die er mit sich bringt. Das ruft bei jedem ein großes Gefühl der Scham hervor. Wir haben gesellschaftliche und spirituelle Masken entwickelt, hinter denen wir uns verstecken und vorgeben, glücklich zu sein, obwohl wir uns innerlich dreckig fühlen. Uns selbst und anderen unseren Schmerz einzugestehen bedeutet, unsere Maske abzunehmen und die Wahrheit darüber zu sagen, wie wir uns fühlen. Es bedeutet, emotional ehrlich und verletzlich zu sein.

Natürlich haben wir Angst davor, uns ohne unsere Maske in der Welt zu bewegen. Denn oft werden wir in der Welt draußen für jede Schwäche, die wir zeigen, gekreuzigt, verurteilt und beschuldigt. Es fühlt sich nicht sicher an, zuzulassen, dass andere Menschen sehen, wer wir wirklich sind und wie wir uns wirklich fühlen. Wir haben Angst und schämen uns für das, was in uns ist. Wie Adam und Eva verstecken wir unsere Angst und geben vor, glücklich zu sein, auch wenn wir es nicht sind.

In unserer Heilungsarbeit bauen wir behutsam einen Raum bedingungsloser Liebe und Annahme auf, damit es sich sicher anfühlt, anderen unseren Schmerz mitzuteilen. Wir nutzen die Richtlinien für den Affinity-Prozess, sodass jeder von uns die Verantwortung für seine Erfahrung übernimmt und seine Angst und Scham nicht auf andere projiziert. (Weitere Informationen zum Affinity-Gruppenprozess siehe in meinen Büchern »Im Herzen leben« und »Die Schlüssel zum Königreich«.)

Wir lernen, aus dem Herzen zu sprechen und zuzuhören. Wir lernen, einander zu vertrauen im Bewusstsein der Wahrhaftigkeit unserer Erfahrung, sodass wir uns nicht mehr verstecken müssen. Wir kommen aus unserem dunklen Kämmerchen heraus. Wir geben uns selbst die Erlaubnis, gesehen und gehört zu werden. Wir geben uns die Erlaubnis, geliebt und akzeptiert zu werden – so, wie wir eben sind.

Der Großteil der Arbeit in Phase eins besteht darin, eine Gemeinschaft der Heilung zu schaffen, einen sicheren Raum, in dem wir unserem Schatten und dem Schatten anderer mitfühlend begegnen. Und während wir dort unsere Wahrheit sprechen, bemerken wir, dass unsere Erfahrung sich gar nicht so sehr von der Erfahrung anderer unterscheidet. Unser Schmerz ist ihr Schmerz. Unsere Probleme und Sorgen, unsere Selbstverurteilungen, unsere Minderwertigkeitsgefühle sind gar nicht so verschieden von denen anderer. Wir leben in einer ähnlichen psychischen Welt, in der unsere Angst und Scham immer wieder aufkommen.

Jahrelang glaubten wir, die Einzigen zu sein, die sich so unzureichend fühlten. Wir dachten, alle anderen da draußen seien glücklich und ausgeglichen. Wir wussten nicht, dass wir nur auf ihre Masken sahen, die sie trugen. Aber in dem liebevollen, urteilsfreien Raum unserer Heilungsgemeinschaft, wo es ungefährlich ist, unsere Masken abzunehmen, begreifen wir, dass wir nicht die Einzigen sind, die Schmerz empfinden. Wir sind nicht die Einzigen, die sich mit Angst und Schamgefühlen plagen. Wir sind nicht die Einzigen, die sich schuldig, angsterfüllt und nicht liebenswert fühlen. Jeder in diesem Raum fühlt sich so. Es ist nur das erste Mal, dass wir anderen unseren Schmerz mitteilen. Das ist ein Meilenstein für uns alle, und daraus entsteht die Dynamik, die wir brauchen, um aus unserer Verleugnung zu kommen.

Wir bewegen uns aus einer Welt heraus, in der wir unsere Ängste und Schwächen nicht zugeben können, hinein in eine Welt, wo es sich sicher anfühlt, anderen gegenüber ehrlich zu sein. Wir bewegen uns weg von einer Welt, in der wir die Wahrheit verbergen müssen, hin zu einer Welt, in der alle die Wahrheit anerkennen können.

In Phase eins der Arbeit begegnen wir unserem Schmerz. Wir teilen ihn mit anderen. Wir werden Zeuge der Universalität unseres Schmerzes und lernen, mit uns selbst und anderen behutsam umzugehen.

Anstatt uns für unsere Gefühle zu schämen, lernen wir, sie zu akzeptieren und uns durch sie hindurchzubewegen. Wir unterstützen einander, indem wir einen Raum des Mitgefühls halten, innerhalb dessen wir uns mit unseren Ängsten konfrontieren können. Wir lernen, unsere Schattenseiten mit den Augen der Liebe zu betrachten. Das bedeutet, dass wir keine Angst mehr vor unseren ungeheilten Aspekten oder vor jenen der anderen haben müssen.

In der Gemeinschaft können wir einen Raum für die Heilung schaffen. Gemeinsam können wir eine liebevolle Umgebung hervorbringen und eine Kultur der Vergebung, die es uns ermöglicht, uns selbst zu erkennen und Verantwortung für unsere Urteile zu übernehmen, sodass wir aufhören, andere anzugreifen.

Uns mit der Liebe zu verbinden, wird zu einem wichtigen Aspekt der Arbeit in Phase eins. Wir können unseren Schatten und die Schattenseiten anderer nicht erkennen, solange wir uns nicht geliebt und akzeptiert fühlen. Ohne die Verbindung zur Liebe lehnen wir den Schatten entweder ab oder verleugnen ihn (wie wir das bislang gemacht haben) – oder aber wir identifizieren uns mit ihm und glauben, dass wir dieser Schatten sind. Dann wenden wir uns entweder von unserer Heilungsreise ab, weil sie uns zu viel Angst macht, oder wir begeben uns in unsere persönliche Unterwelt, ohne eine Taschenlampe mitzunehmen, mit der wir sie erhellen könnten. Keine dieser Alternativen ist konstruktiv.

Bevor wir die Unterwelt betreten, um unserem Schatten ins Auge zu sehen, müssen wir uns die Zeit nehmen, die wir brauchen, um uns mit dem Licht und der Liebe mitfühlenden Gewahrseins auszurüsten.

Phase zwei des Wegweisers zu Heilung und Transformation wird uns mit unseren tiefsten Verletzungen und dysfunktionalen Glaubensmustern konfrontieren, die uns selbst betreffen.

Wir müssen bereit sein, um all das anzuschauen. Wir müssen wissen, dass wir unsere Ängste und Schamgefühle ertragen und in behutsamer, liebevoller Weise halten können. Wir müssen wissen, dass wir all unsere abgelehnten und verleugneten Aspekte in uns sehen und akzeptieren können. Das hilft uns, sie aufzuarbeiten und zu integrieren. Auf diese Weise stellt sich ein Ganzsein in unserer Psyche ein.

Die Reise in die Unterwelt

Mach dir keine Illusionen. Es braucht Mut, um die Reise nach innen zu beschreiten.

In Phase zwei sind wir gefordert, unsere Mutter- und Vaterwunden anzuschauen und durch die Angst und die Schamgefühle, die damit verbunden sind, zu gehen. Wir sind gefordert hinzusehen, wo unsere Muster des Selbstbetrugs in der Kindheit begannen und auf welche Weise sie sich im Erwachsenenleben fortgesetzt haben, wo sie die Entscheidungen in Bezug auf unsere Arbeit und unsere Beziehungen beeinflussen.

Wir sind gefordert, die gesamte Konstruktion unseres Lebens zu betrachten: wie wir unsere Macht abgegeben und anderen erlaubt haben, Entscheidungen für uns zu treffen, oder wie wir uns als Aufseher oder Kontrollfreak gezeigt haben, indem wir anderen ihre Macht entzogen und unangemessenerweise für sie Entscheidungen trafen.

Wir sind gefordert, den ganzen generationsübergreifenden Kreislauf des Missbrauchs zu erkennen, zu verstehen, wie Opfer zu Tätern werden und wie wir zu Mutter oder Vater werden und die Verletzungen, die wir von ihnen empfangen haben, an unsere Kinder weitergeben.

Was wir da zu sehen bekommen, ist nicht gerade angenehm oder hübsch anzuschauen. Das ist der Grund, warum die meisten Menschen sich nicht auf diese Reise begeben, oder wenn doch, treten sie wieder den Rückweg an, bevor sie das Licht am Ende des Tunnels sehen.

Es braucht viel Mut, deine Kernwunde zu fühlen und zu transformieren. Als Kind warst du dazu nicht in der Lage. Es war zu beängstigend und übermächtig. Du hattest nicht die Ich-Stärke oder das Selbstbewusstsein, um dem ins Auge zu sehen. Du hattest die Unterstützung anderer nicht. Es war eine einsame Zeit, und du hast getan, was wir alle tun: Du hast sie verdrängt, verleugnet, versteckt, begraben: aus den Augen, aus dem Sinn. Das ist in Ordnung. Was hättest du sonst tun sollen?

Obwohl du sie eine Zeit lang los warst, kommen sie zwangsläufig wieder. Deine Verletzungen und die Muster des Selbstbetrugs kommen in jeder engen Beziehung, die du eingehst, erneut hoch.

Deine Kinder, deine Eltern, deine Geschwister und deine Mitarbeiter, selbst Fremde, denen du begegnest, bringen dich auf die Palme. Du wirst getriggert, wenn du es am wenigsten erwartest. Trotz deines Versuchs, deine Gefühle hinter deiner Maske zu verbergen, kann Wut (bis zur Raserei) hervorbrechen. Oder du lässt es vielleicht zu, dass du emotional oder physisch missbraucht wirst. All das ereignet sich in deinem Leben oder im Leben eines Menschen, der dir nahesteht. Das ist die Normalität. Trotzdem will niemand darüber reden.

Es gibt da offensichtlich ein Komplott des Schweigens. Niemand will sich damit auseinandersetzen. Und dann wundern sich die Menschen, warum jemand losgeht, ein Maschinengewehr kauft und zehn Menschen am Arbeitsplatz oder in der Schule erschießt oder seinen Ehepartner oder seine Kinder umbringt. Das sind schreckliche Ereignisse. Wenn man sich darum nicht kümmert, wenn man sich dem nicht stellt und es heilt, fördert das den Zyklus der Gewalt.

Gewalt beginnt in unseren Herzen und in unserem Geist. Sie dehnt sich auf unsere Familien und Gemeinschaften aus. Sie führt zu Krieg und Völkermord. Sie durchdringt das kollektive Bewusstsein. Die Menschen möchten das töten, was sie nicht verstehen oder akzeptieren können. Sie möchten ihren Schatten in Gestalt der anderen zerstören. Sie dämonisieren einander, damit sie den Schmerz ihrer Überschreitungen nicht wahrnehmen müssen. Sie denken, sie töten dreckigen Abschaum oder Teufel, nicht andere Menschen. In Wahrheit aber töten sie ihre Mütter und Väter. Sie töten ihre eigenen Kinder. Sie bringen ihre Brüder und Schwestern um. All das nur deshalb, weil sie sich selbst hassen. All das geschieht, weil sie nicht in der Lage waren, ihrem eigenen Schatten mit Mitgefühl zu begegnen. Nur weil sie nie gelernt haben, ihrem verwundeten Inneren Kind Liebe ent-gegenzubringen.

Das verletzte Innere Kind heilen

In Phase zwei lernen wir, die zurückgewiesenen Aspekte unseres Selbst zurückzuholen. Wir schauen uns an, was wir nicht leiden können, wofür wir uns schämen. Wir nutzen den Spiegel, den andere Menschen uns vorhalten, um zu erkennen, was wir an uns selbst verurteilen. Wir lernen, unser verletztes Inneres Kind, den Teil, der sich abgelehnt und unwert fühlt, den Teil, der sich fühlt, als ob er nicht einmal das Recht hätte, Luft zu atmen, anzuschauen und für ihn da zu sein. Für den Teil von uns, der glaubt, schlecht, böse, schmutzig, hässlich und nicht liebenswert zu sein. Wir lernen, bei dem Kind zu sitzen, während es schreit und tobt. Wir lernen, ihm geduldig zu folgen, wenn es wegrennt und sich versteckt. Wir lernen, es auf den Arm zu nehmen, wenn es versucht, sich an unsere Füße zu klammern.

Ganz egal, wie schwer das ist, und ganz egal, wie lange es braucht: Wir lernen, für dieses kleine Kind da zu sein und es in unsere Arme zu schließen. Wir lernen, ihm zu sagen: »Ich werde dich nicht mehr ablehnen oder verlassen. Ich werde dir keine Schuld zuweisen, dich nicht kritisieren oder an dir irgendetwas auszusetzen haben. Ich werde dir weder all das antun, was Mama oder Papa dir angetan haben, noch werde ich dir das zufügen, was ihr Beispiel mich lehrte. Ich werde niemand sein, der dich angreift. Ich werde hier bei dir bleiben und lernen, dein Freund zu sein. Ich werde dich akzeptieren, den Raum für dich halten, werde lernen, dich zu lieben, damit dein Schmerz heilen kann, damit du erwachsen werden und deine Gaben zum Ausdruck bringen kannst. Ich werde die mitfühlende Mutter und der mitfühlende Vater sein, die du nie hattest.«

Es versteht sich von selbst, dass dies ein tiefgreifender Heilungsprozess ist, der sich nicht von jetzt auf gleich vollzieht.

Es braucht viel Geduld und Überzeugung, für dich selbst in dieser Weise einzustehen. Es wir aber nichts anderes nützen. Du bist der Bote der Liebe für deine eigene Erfahrung. Kein anderer kann dir das abnehmen. Nicht Mama und nicht Papa. Nicht dein Mann oder deine Frau. Du bist die Person, die lernen muss, dir Liebe zu schenken. Einzig deine eigene Liebe wird deine Verletzung heilen.

Viele versuchen, den Weg der Heilung abzukürzen, doch diese Abkürzungen sind immer eine Form der Verleugnung. Sie versuchen, den Schmerz wegzukriegen. Sie laden ihn nicht ein, um seine transformierende Botschaft hören zu können.

Abkürzungen beschuldigen und bestrafen das Kind immer wieder von Neuem. Sie vermitteln ihm: »Du bist nicht spirituell, sonst wärst du schon längst geheilt. Du musst dieses oder jenes tun oder sagen.« Das ist zwar alles nur Hokuspokus, aber das Kind glaubt es, weil es sich für so etwas hält wie beschädigte Ware, die repariert werden muss. Allzu gern stimmt es einem weiteren Rettungsplan zu.

Natürlich wird keiner dieser Pläne je gelingen. Sie sind allesamt zum Scheitern verurteilt – und wenn sie dann scheitern, verschlimmern sie nur die Verletzungen des Kindes und verstärken den Glauben daran, dass es einfach nicht in der Lage ist, etwas richtig zu machen.

Das Einzige, was hilft, sind Liebe und Akzeptanz. Durch Liebe und Annahme bauen wir eine vertrauensvolle Beziehung zu dem Kind in uns auf; und mit der Zeit wird es allmählich neu geprägt und wächst geheilt und innerlich gestärkt auf. Es ist ein Prozess, der Jahre braucht, nicht etwa nur Tage oder Wochen oder Monate.

Diese Tatsache sollte dich nicht davon abbringen, dich darauf einzulassen. Wenn du echte Heilung und wahres Glück willst, wird das Zeit, Geduld und Einsatz erfordern. Wenn du das erkannt hast, wirst du gut gerüstet sein und Erfolg haben.

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