Kitabı oku: «Trevellian und der Tod in Chinatown: Action Krimi», sayfa 2
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Mein Kollege Milo faltete die Zeitung zusammen und legte sie zur Seite, trank einen Schluck von seinem Kaffee und sagte in meine Richtung: „Sie haben gestern Abend einen gewissen Herb Morgan aus dem Hudson River gefischt. Sagt dir der Name was?“
Ich hatte es ebenfalls schon gelesen. Der Name sagte mir nichts.
„Nein“, erwiderte ich. „Höre ich zum ersten Mal. Hatte Würgemale am Hals, der arme Hund.“ Ich zuckte die Schultern. „Sache der City Police, würde ich sagen.“
„Du magst recht haben.“ Milo schaute auf die Uhr.
„Wartest du auf den Feierabend?“, fragte ich und grinste.
„Wie kommst du darauf?
„Nun, du machst so ein richtiges der-Tag-vergeht-nicht-Gesicht.“
Jetzt grinste auch Milo. „Ich hab ‘ne Verabredung mit meinem Busenwunder. Heut Abend um acht. Bei ihr.“ Milo verdrehte die Augen. „Wir werden essen und vorzüglichen Rotwein trinken, Musik hören und vielleicht sogar tanzen, und wir ...“
Er wurde vom Läuten des Telefons in seiner schwelgerischen, geistigen Ausschweifung unterbrochen. Es war der Apparat auf meinem Schreibtisch.
Milos Blick, mit dem er auf die schrillende Anlage schaute, war wie ein Stoßgebet. Lieber Gott, lass nicht zu, dass mir der Abend vermasselt wird ...
Ich lachte in mich hinein, denn ich stellte mir vor, was sein würde, wenn Milo seinem Liebchen wieder einmal klar machen musste, dass die romantische Zweisamkeit warten musste, weil sein Job es so verlangte.
Ich hob ab und meldete mich.
Es war die Stimme unseres Chefs, Mr. Jonathan McKee, der mir erklärte, dass wir – also Milo und ich –, sofort bei ihm antanzen sollten.
Und im Tonfall von Mr. McKee lag etwas, das mir sagte, dass Milos Rendezvous auf wackligen Beinen stand.
Ich legte auf, nickte Milo zu und erhob mich. „Der Chef. Er will uns sehen – sofort.“
Milos Kinn sank auf die Brust. „Hoffentlich nur eine Routinesache.“ Und wie um sich selbst zu beruhigen fügte er hinzu: „Es ist doch nichts passiert, vergangene Nacht, was das FBI auf den Plan rufen müsste. Wir hätten es doch gehört. Die City Police oder das NYPD lassen doch nichts aus, um uns den schwarzen Peter zuzuschieben.“
Er sah mich an, als erwartete er von mir eine Antwort, die seinem verzweifelten Optimismus Nahrung gab.
Ich konnte meinem Freund und Kollegen nicht helfen. Und irgendwie weidete ich mich auch an seiner Panik.
Wie ein Schaf, das man zur Schlachtbank führt, trottete Milo neben mir her.
Mr. McKees Sekretärin grüßte freundlich und fragte, ob wir Kaffee haben wollten. Ich winkte dankend ab. Dann betraten wir das Zimmer des SAC, des Chefs des New Yorker FBI. Wir grüßten.
„Jesse, Milo, setzt euch“, forderte uns Mr. McKee auf und wies auf die Stühle um den kleinen Konferenztisch. Ernst sah uns unser väterlicher Freund dabei an.
„Ich hab heut Abend um acht eine Verabredung, Sir“, murmelte Milo und parkte seinen Body auf einem der Stühle. „Also seien Sie gnädig und nehmen Sie Jesse.“
Auch ich setzte mich, schoss Milo einen Blick zu, der diesen zur Vorsicht mahnen sollte, den er aber schlichtweg missachtete, und dann musterte ich fragend unseren Chef.
Mr. McKee lächelte irgendwie freudlos nach Milos Bemerkung und begann: „Wir haben einen Hinweis erhalten, dass in Chinatown ein gewisser Chu Han Chingh der große Macker werden will. Er setzt alles daran, Huang Li, den Vater aller Schlitzaugen von Chinatown, aus dem Geschäft zu drängen. Es hat bereits zwei Tote gegeben. Zwei Männer, die für Huang Li arbeiteten.“
„Ein Bandenkrieg also“, murrte Milo. „Soll sich die City Police darum kümmern.“
Mr. McKee schüttelte den Kopf. „Keine Auseinandersetzung zwischen zwei Rockerbanden, Milo, oder irgend welcher verfeindeter Streetgangs. Wie wir wissen – was wir allerdings noch nicht beweisen konnten –, ist Huang Li der Chef der Chinesen-Mafia. Mord, Rauschgifthandel, illegale Prostitution und was weiß ich noch alles läuft nach den Richtlinien ab, die er bestimmt. Wenn nun ein Bursche daherkommt, der dieses Monopol an sich zu reißen versucht, dann wird‘s turbulent. Und das ist dann eine Sache, die in die Zuständigkeit des FBI fällt.“
„Von wem kam der Hinweis?“, fragte ich.
„Anonym. Ich habe schon etwas recherchiert. Chu Han Chingh ist der Chef des Royal Dragon, eine üble Kneipe in Chinatown, in der schon mal eine Razzia wegen illegalen Glücksspiels stattfand.“
„Und?“, fragte Milo schlechtgelaunt.
„Ein Schuss in den heißen Ofen. Die Cops mussten unverrichteter Dinge wieder abzieh‘n.“
„Ein cleveres Kerlchen also“, murmelte ich wie zu mir selbst. „Woran starben die beiden Boys aus Huang Lis Verein?“, setzte ich dann hinzu, mehr aus Neugierde als einem besonderen Grund.
„Sie wurden stranguliert. Mit einem Würgedraht.“
In mir schrillte etwas, und ich gab meinem jähen Interesse Ausdruck, indem ich fragte: „Man hat einen Burschen namens Herb Morgan aus dem Hudson River gefischt. Mausetot – erwürgt. Ist das einer von den beiden Toten?“
Mr. McKee sah mich groß an. Schließlich schüttelte er den Kopf. „Nein. Die beiden, von denen ich sprach, waren Chinesen. Identität noch nicht geklärt, aber kaum vorstellbar, dass einer von ihnen Herb Morgan hieß. Woher haben Sie das, Jesse?“
„Es stand im Lokalteil der New York Times.“
„Hab ich noch nicht gelesen heute“, murmelte Mr. McKee. Dann ließ er seinen Blick zwischen mir und Milo hin und her wandern. „Ich dachte mir“, erklärte er schließlich, „ihr beiden kümmert euch mal darum. Nehmt diesen Chu Han Chingh mal etwas unter die Lupe.“ Und philosophierend endete er: „Man darf das Übel erst gar nicht gedeihen lassen, man muss es im Keime ersticken.“
Ich dachte kurz nach. „Wenn die beiden Chinesen nicht identifiziert sind – woher weiß man dann, dass sie für Huang Li arbeiteten?“
„Das ist ganz einfach“, antwortete der SAC grimmig. „Man hat jedem von ihnen einen Fetzen Papier zwischen die Zähne geklemmt, und darauf stand zu lesen, dass es jedem so ergehen wird, der für Huang Li künftig auch nur noch einen Finger krumm macht.“
„Also hat man ein Exempel zur Abschreckung statuiert“, murmelte ich wenig begeistert, „und Huang Li sozusagen den Fehdehandschuh hingeworfen. Huang Li wird nicht allzu lange mit einer Antwort auf sich warten lassen.“
„Und diese Antwort wird er mit Blut schreiben“, ergänzte Mr. McKee. „Um das zu verhindern, müssen wir sozusagen vorbeugend tätig werden.“
Milo seufzte.
„Bis acht Uhr sind es noch zehn Stunden, Milo“, meinte Mr. McKee. „Und ihr sollt dem Chinamann doch nur mal auf die Finger seh‘n.“
„Was sind zehn Stunden im Leben eines G-man“, murmelte Milo ergeben und drückte sich von seinem Stuhl in die Höhe.
„Wir kümmern uns drum“, versprach ich und nahm mir vor, über den toten Herb Morgan, den der Hudson River ausgespuckt hatte, einige Erkundigungen einzuziehen.
Wir verabschiedeten uns. Mr. McKee empfahl uns noch, vorsichtig vorzugehen, da Burschen wie Chu Han Chingh nicht zu trauen sei, wünschte uns Hals- und Beinbruch, und dann waren wir entlassen.
Auf dem Flur legte ich Milo brüderlich die Hand auf die Schulter und sagte: „Es ist eben so, alter Junge. Ein G-man ist vierundzwanzig Stunden im Dienst. Du musst es nur Miss Busenwunder verklickern.“
Der Unterton in meiner Stimme schien ihm nicht zu gefallen, denn er fauchte mich gespielt wütend an: „Und wie verklickerst du es deiner Tussy, wenn dir gleich die obere Zahnreihe fehlt?“
Er boxte mich in die Rippen.
Wir lachten beide.
4
Ehe wir uns auf den Weg machten, um das FBI-Building zu verlassen, rief ich Detective Lieutenant Harry Easton, genannt Cleary, von der Mordkommission an.
Mir ging etwas im Kopf herum, von dem ich noch nicht zu sagen wusste, was genau es war. Es hing aber damit zusammen, dass die beiden Chinesen ebenso wie dieser Herb Morgan, den sie aus dem Hudson River gefischt hatten, erwürgt worden waren.
„Hi, Harry.“
„Hallo, Jesse. Was willst du denn?“
Der Leiter der Mordkommission war manchmal ein ziemlich mürrischer Zeitgenosse. Das lag aber nicht daran, dass er etwas gegen uns G-men oder das FBI gehabt hätte. Es lag mehr am Frust, der entsteht, wenn man Tag für Tag nur mit Mord und Totschlag zu tun hat.
Ich sah Milo an und ließ meine Brauen nach oben zucken angesichts der freundlichen Begrüßung.
„Es geht um diesen Herb Morgan, Harry“, erklärte ich, „den Burschen, den ihr mit Würgemalen am Hals aus dem Hudson gefischt habt. Weißt du schon mehr über ihn?“
„Seit wann interessiert sich das FBI für angeschwemmte Leichen?“, kam es von Cleary.
„Schon mal was von Huang Li gehört?“, kam sofort meine Gegenfrage. Heute war Cleary wieder ausgesprochen nett.
„Natürlich. Zwei von seinen Leuten sind ebenfalls keines natürlichen Todes gestorben.“
„So ist es. Sie wurden erwürgt.“
„Aaah, du stellst eine Verbindung zu Herb Morgans Ableben her.“ Cleary schwieg sekundenlang, dann war seine Stimme wieder zu hören. „Und du hast nicht mal ganz so unrecht, Jesse. Die Art der Würgemale lässt darauf schließen, dass in allen drei Fällen ein Würgedraht benutzt wurde. Ich habe auch schon ein paar Gedanken daran verschwendet.“
„Was gibt es sonst über Herb Morgan zu berichten“, wollte ich wissen.
„Nun, er war vierunddreißig Jahre alt, wohnte drüben in Jersey City, von Beruf war er Computer-Designer.“
„Vorstrafen?“
„Yeah. Der Knabe hat siebenundneunzig eine Serie gefälschter Aktien und Pfandbriefe hergestellt und wollte sich ein paar Dollar nebenbei verdienen. Allerdings ging er damals ziemlich dilettantisch vor, und er brachte keine einzige Fälschung an den Mann. Weil er geständig war, kam er mit einer Bewährungsstrafe davon.“
„Habt ihr schon was Näheres über die beiden toten Chinamänner in Erfahrung gebracht“, hakte ich nach.
„Lieutenant Kerry ermittelt“, erhielt ich zur Antwort.
„Hältst du mich auf dem Laufenden, Harry?“
„Wenn du meinst, du musst deine Nase reinstecken – gerne.“
„Mein Dank wird dir ewig nachschleichen“, sagte ich grinsend.
„Mich aber nie erreichen“, grunzte Cleary und legte auf.
„Cleary ist mal wieder die Liebenswürdigkeit in Person“, wandte ich mich an Milo, während auch ich den Hörer zurücklegte. Ich klärte Milo mit wenigen Worten auf.
„Dann seh‘n wir uns diesen Chu Han Chingh mal an, der auf den Thron in Chinatown schielen soll“, meinte Milo, prüfte den Sitz seiner SIG Sauer im Schulterhalfter und nickte mir zu.
Wir nahmen den Sportwagen. Ehe wir losfuhren, schaltete ich das Bordfunkgerät ein. Ich kämpfte mich durch das Verkehrsgewühl, durch diese Lawine aus Blech und Chrom, die Aggressionen schürt und so manchen gebildeten Mann auf die unterste Stufe der Niveaulosigkeit sinken lässt, wenn Vorder- oder Nebenmann am Steuer nicht der eigenen Verkehrsanschauung entsprechen.
Das Hupkonzert, das sich in den Häuserschluchten erhob, war Ausdruck dieses Rückfalls in die Zeit des Faustrechts.
Mit viel Geduld und Spucke kamen wir endlich in Chinatown an. Eine chinesische Stadt mitten in New York. Bars, Restaurants, Geschäfte mit viel Kitsch in den Auslagen, Lebensmittel- und Fischläden, Gehsteige voll Menschen und – kein Parkplatz.
Im Schritttempo fuhr ich an der Reihe der abgestellten Fahrzeuge entlang, bog schließlich in eine ruhigere Seitenstraße ein, und es gelang mir, den Sportwagen zwischen einen Chevy und einen Müllcontainer zu quetschen, ohne dass er auch nur die kleinste Schramme abbekam.
Mein roter Flitzer war zwar nicht mehr der neueste, aber er rangierte bei mir an Platz 1, und ich hütete ihn wie meinen Augapfel.
Wir stiegen aus. Milo reckte und streckte sich demonstrativ. „Irgendwann müssen wir einen dritten Mann mitnehmen, der mich aus dieser Kiste heraushebt und auseinander faltet“, frotzelte er.
„Wenn es soweit ist, dann nehmen wir deinen alten Chevy“, versetzte ich und erntete von Milo dafür einen bösen Blick. „Aus dem können wir herauslaufen“, setzte ich noch eins drauf.
Wir bahnten uns einen Weg durch die hektische Betriebsamkeit auf dem Gehsteig. Wo wir hinsahen, es gab nur Chinesen. Sie beachteten uns kaum. Unser Ziel war der „Royal Dragon“. Wir brauchten nicht lange danach zu suchen. Es war schließlich nicht unser erster Einsatz in Chinatown.
Die Tür der Bar stand offen. Innen waren zwei Putzfrauen am Werk. Sie wischten den Boden. Die Stühle waren auf die Tische gekippt. Hinter der Theke spülte ein junger Chinese Gläser. An ihn wandten wir uns. Ich fragte ihn nach Chu Han Chingh.
„Der Boss schläft“, bekamen wir Bescheid, ohne dass der Spüler seine Tätigkeit unterbrach.
„Wir möchten mit ihm reden“, mischte sich Milo ein.
„Er schläft“, kam die lakonische Antwort.
Ich zückte meine ID-Card und hielt sie dem Knaben unter die Nase. Seine etwas schräg stehenden Schlitzaugen schienen sich noch um eine Idee zu verengen.
„Wir wollen deinen Boss sprechen“, sagte ich mich Nachdruck, jedes einzelne Wort betonend. „Er kann anschließend seinen erlauchten Kopf wieder in die Kissen betten.“
Im Gesicht des Burschen war nicht die geringste Gemütsregung festzustellen. Dass zwei G-men am hellen Mittag antanzten, schien ihn nicht besonders zu berühren.
„Ich werde dem Boss Bescheid sagen“, murmelte er und lief zu einer Hintertür.
Milo und ich folgten ihm einfach. Mein Ausweis war wieder in der Jackentasche. Wir betraten einen Korridor, der zu einem Hinterhof führte, von dem aus sich aber auch eine Holztreppe steil nach oben schwang. Linker Hand waren die beiden Türen zu den Toiletten, daneben gab es eine weitere Tür.
„Warum warten Sie nicht in der Bar?“, fragte der Chinese über die Schulter.
„Wir wollen deinen Chef doch nicht allzu sehr fordern“, antwortete Milo. „Er müsste ja aus dem Schlafanzug steigen und sich den Schlaf aus den Augen waschen. Es sind nur ein paar Fragen, die er uns gegebenenfalls sogar im Liegen beantworten kann.“
Unser Führer schwieg.
Wir standen vor einer Tür mit einem kleinen Schild, auf das einige chinesische Schriftzeichen gemalt waren. Der Spüler läutete. Einmal – zweimal – ein drittes Mal. Es schallte durch die Tür wie der Gong in einem buddhistischen Kloster.
Zwei Minuten dauerte es, bis jemand von innen öffnete. Es war eine zierliche, hübsche Chinesin mit rabenschwarzen Haaren, die ihr über Brust und Schultern fielen. Sie trug nur ein dünnes Seidennachthemd auf dem schlanken Körper und einen unübersehbaren Ärger im Herzen ob der Störung durch uns. Das verriet ihre Miene deutlich.
Wütend fuhr sie den Burschen an, der uns hierher geleitet hatte, dann erst sah sie scheinbar uns, und sie taxierte uns von oben bis unten.
Milo leierte aufs Neue herunter, dass wir Chu Han Chingh sprechen wollten.
Der Spüler wies darauf hin, dass wir G-men sind.
Ohne die geringste Spur von Fröhlichkeit nach dieser Eröffnung verschwand die Kleine.
„Dich brauchen wir nicht mehr.“ Milo tippte dem Spüler auf die Schulter. „Du kannst wieder Gläser spülen.“
Der Boy verzog sich schnell. Es schien, als wollte er nicht in der Schusslinie zwischen uns und seinem Chef stehen – natürlich nur bildlich gemeint.
Chu Han Chingh gab sich die Ehre. Sein ausdrucksloser, unergründlicher Blick tastete sich an uns hinauf und hinunter, dann nickte er. „Ich arbeite nachts, Gentleman. Und ich arbeite hart. Wenn Sie sich ausgeruht aus Ihren Betten erheben, kehrt bei mir erst Ruhe ein. Und dann bin ich rechtschaffen müde und muss schlafen. Was veranlasst Sie, den mir redlich verdienten Schlaf zu stehlen.“
Milo und ich wechselten einen schnellen Blick, und ich war nahe daran zu verlautbaren, dass er sich mit uns auch weniger gestelzt unterhalten könne. „FBI“, sagte ich stattdessen. „Mein Name ist Trevellian.“ Ich wies auf Milo. „G-man Tucker. Wir hätten gerne einige Fragen von Ihnen beantwortet, Mister Chingh.“
Er musterte mich fast mitleidig. „In welcher Sache?“
„Nun, man munkelt, dass sie drauf und dran sind, Huang Li hier in Chinatown abzulösen.“
Ich beobachtete den fetten Burschen im Pyjama und erwartete irgendein verräterisches Zeichen. Irgendwie tat mir die kleine, zierliche Chinesin leid, die in dieser Nacht mit diesem Koloss das Bett geteilt hatte. Mit Koloss meine ich nicht die Höhe des Kerls, sondern seinen Umfang.
Er zeigte nicht die geringste Reaktion. „Sie sind ziemlich direkt in Ihrem Vorgehen, G-man Trevellian“, knurrte er.
„Warum lange um den heißen Brei herumreden“, versetzte ich gelassen.
„Wie kommen Sie darauf, dass ich es auf diesen Huang Li – so sagten Sie doch – abgesehen haben könnte?“, fragte Chu Han Chingh lauernd.
„Vielleicht pfeifen es schon die Spatzen von den Dächern“, tönte Milo und zeigte dem Chinesen die Zähne wie ein zorniger Terrier.
„Das ist Blödsinn“, knurrte Chu Han Chingh. „Huang Li – wer soll das überhaupt sein?“
„Stellen Sie sich nur nicht an, Chingh“, schnarrte Milo. „Jedes Kind in Chinatown kennt Huang Li. Ausgerechnet Sie wollen ihn nicht kennen?“
Chu Han Chingh zog nur seine Mundwinkel nach unten.
„Okay.“ Ich ergriff wieder das Wort. „Sie kennen ihn also nicht. Schön. Dann haben Sie sicher auch keine Ahnung, dass zwei Männer, die auf Huang Lis Lohnliste standen, auf wenig galante Art vom Leben zum Tod befördert wurden. Man hat sie erwürgt. Mit einem dünnen Stahlseil.“
„Wahrscheinlich hatten sie einen Feind“, kam es von Chingh. „Krumme Geschäfte vielleicht, was weiß ich.“ Er hob die massigen Schultern, ließ sie wieder sinken und fügte hinzu. „Es stirbt sich schnell in Chinatown.“ Er griente hintergründig.
„Herb Morgan wurde ebenfalls erwürgt!“, stieß ich hervor, und es kam wie aus der Pistole geschossen.
In den Augen meines Gegenübers glaubte ich ein kurzes Aufblitzen wahrzunehmen. „Ich kenne keinen – äh, wie sagten Sie, G-man?“
„Herb Morgan.“
Er schüttelte den Kopf. „Sagt mir nicht die Spur. Tut mir leid, G-men, ich kann Ihnen nicht helfen. Dürfte ich jetzt weiterschlafen?“
„Gesegnete Ruhe“, sagte ich und stieß Milo an. „Dampfen wir wieder ab. War wohl nix. Vielen Dank, Mr. Chingh.“
Er drückte die Tür zu.
Als wir auf der Treppe und auf dem Weg nach unten waren, knirschte Milo gereizt: „Dieser schleimige Kakerlak kennt Morgan. Als du den Namen nanntest, zeigte er Reaktion. Im Übrigen haben wir den Weg wohl umsonst gemacht.“
„Was heißt umsonst. Wir wissen jetzt wenigstens, wie Mr. Chu Han Chingh aussieht. Er hingegen weiß, dass er nicht ungestört agieren kann. Das macht ihn vielleicht nachdenklich.“
Milo zweifelte an meiner Theorie. „Irgendwie habe ich es im Urin“, meinte er, „das eben war nicht unser letzter Smalltalk mit dem Chinamann. Wir werden uns an Kerrys Ermittlungen anhängen, denke ich.“
Wir verließen den „Royal Dragon“ und bildeten uns ein, etwas schlauer zu sein als vorher. Ich nahm mir vor, mit Lieutenant Kerry Verbindung aufzunehmen. Das sagte ich auch Milo, und fügte hinzu: „Du musst Miss Busenwunder heute nicht enttäuschen, mein Freund. Iss mit ihr, trink mit ihr, tanz mit ihr und ...“
„Was!“
„... bleib im Übrigen sauber“, vollendete ich hämisch. „Ab einem gewissen Alter geht‘s an die Substanz. Wenn du schon einen brauchst, der dich aus dem Sportwagen hebt ...“
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