Kitabı oku: «Hull Storys», sayfa 5

Yazı tipi:

11.

Zu Hause im Boganson-Cottage schaltete Robert das Smartphone wieder ein. Während seines Aufenthalts bei Beccy war es abgeschaltet. Bei geplanten Gesprächen mit anderen Personen schaltete er immer das Smartphone ab, vergaß aber häufig, es danach wieder zu aktivieren.

Es gab eine Textnachricht von Dick: „Hi Robert, der Notartermin morgen beginnt um 9 Uhr im Finnly-Stadthaus. Im Anschluss sprechen wir über den Job bei „Hull-Travel-Shipping“! Dein Dinghy parkst du bitte am nördlichen Ende des Connectionchannel, direkt an der Rückseite des Finnly-Hauses!“

Robert schrieb zurück: „O. k., Dick!“

Es war Abend, Robert ging in das Chapel-Inn, er wollte etwas essen.

Dora begrüßte ihn lachend: „Hi Robert, bist du noch solo oder wurdest du schon von einer Frau gekapert?“

Robert lächelte, hob abwehrend beide Hände: „Ich bin noch in Freiheit!“

Er bestellte ein Dinner, ein Pint Luna und mischte sich unter die Gäste.

Am folgenden Mittwochmorgen frühstückte Robert zu Hause. Conchita hatte um 6.30 Uhr das Cottage betreten, um ihre Hausarbeit zu erledigen. Als Robert gegen sieben Uhr geduscht den Wohnraum betrat, stand schon ein Frühstück mit Tee für ihn auf dem Tisch. Robert begrüßte Conchita mit Küssen auf die Wangen und dankte ihr für die ihm geschenkte Fürsorglichkeit. Sie seufzte genüsslich und sagte: „Wie in alten Zeiten, Robert, es ist zu schön!“ Dabei kullerten wieder einige Tränen über ihre Wangen.

Robert bekleidete sich mit Anzug, Hemd und Krawatte. In eine Sporttasche steckte er Jeans, langärmeliges Karohemd mit bereits sorgfältig aufgekrempelten Ärmeln, hellgraue Weste, Hull-Cap und Turnschuhe für die Session mit den Rollers.

Mit Tasche und Gitarrenkasten verließ er das Haus, nachdem er Conchita noch einmal über seinen zeitlichen Tagesablauf informiert hatte. Gegen acht Uhr steuerte er das Dinghy über den Sund Richtung Central-Channel. Heute lag der Sund spiegelglatt im Frühdunst und das Dinghy machte flotte Fahrt. Nachdem die Brücke am Channeleingang unterfahren war, begann Robert die links abzweigenden Nebenkanäle zu zählen: Channel 4, Channel 3, Channel 2, Channel 1!

Er bog nach links in Channel 1 ein, fuhr an der Rückseite des Story-Ville vorbei und weiter bis zum Ende des C1, wo er in den Sammelkanal der C1 Bis C4, den „Connectionchannel“, einbog und noch ein kurzes Stück weiter zum Finnly-Haus fuhr.

Dezente Schilder wiesen Finnly-Mooringplätze aus.

Robert machte das Dinghy fest und betrat das Finnly-Haus um 8.50 Uhr durch den Haupteingang von der Westbay-Boulevardseite.

Eine junge Dame im gut sitzendem finnlyblauen Jackenkostüm empfing ihn freundlich mit: „Guten Morgen, Mr. Finnly!“ Robert registrierte positiv, dass diese Empfangsdame ihn professionell begrüßte. Über eine breite Teakholztreppe gingen sie hinauf in das Obergeschoß, in einen kleinen Besprechungsraum. Susan, Dick und der Notar begrüßten ihn etwas aufmerksamer als noch am Montag. Beim ersten Termin hatte der Notar nicht einmal Notiz von ihm genommen. Robert amüsierte das stocksteife Gehabe des Notars.

Auf dem Tisch lagen vier schwarze Mappen, auch standen Tee und Snacks bereit.

Susan eröffnete, indem sie nochmals den Zweck des Gespräches nannte. Der Notar bat um gemeinsame Sichtung der vier gleichen Unterlagen. In präziser Juristensprache las er die in Schriftform gebrachten Vereinbarungen von Montag. Robert war diese Juristensprache fremd. Er schaute fragend Dick an. Dick nickte zustimmend und Robert vertraute ihm. Der Notar bat um Unterschriften und die unterzeichneten Dokumente erhielten das Notarsiegel.

Robert fragte: „Muss ich an dem Testamentseröffnungstermin am Freitag noch teilnehmen?“

Der Notar verneinte, bedankte sich und verließ den Raum und das Haus.

Das folgende Schweigen überbrückte Dick, indem er in aller Ruhe drei Tassen Tee einschenkte.

Er fragte: „Ist es o. k., wenn ich jetzt Bal Johnson, den Geschäftsführer der „Hull-Travel-Shipping“, dazurufe?

Susan nickte zustimmend, sagte: „Ihr entschuldigt mich bitte, ich habe Anschlusstermie!“ Sie entfernte sich.

Dick erklärte: „Wir besichtigen das Haus und die Wohnung gemeinsam mit Bal. Der hat hier die Funktion des Hausherrn!“

Bal Johnson betrat den Raum, Alter etwa vierzig Jahre, große, athletische Figur, im Ganzen sehr gepflegt. Robert fand ihn sympathisch.

Dick stellte Robert vor: „Kapitän mit langer Seeerfahrung, ehemals Schiffskonstrukteur bei der DF-Werft, geboren und aufgewachsen in Hull-Country, beste Revierkenntnisse!“

Beeindruckt schaute Bal Robert an. Er stellte sich selbst vor: „Bal Johnson, verheiratet, zwei Kinder, Nautikstudium und Wirtschaftsstudium, zwei Jahre praktische Seeerfahrung als Dritter Offizier auf einer Großfähre. Sechs Jahre Leitung des Kundenmanagements bei einer Fährrederei. Seit drei Jahren Geschäftsführer der DF Tochterfirma „Hull-Travel-Shipping“!

Dick erklärte die Firmenphilosophie: „Unsere Motor- und Segelyachten sind technisch High-End-Produkte in Luxusausführungen. Unsere Qualitätsstrategie begleitet den Schiffbau von A bis Z, d. h. bis zur hier stattfindenden Übergabe fertiger Schiffe an den Kunden, und das bedeutet:

1 Das sorgfältige Einarbeiten des Kunden in die Schiffstechnik.

2 Das komplette Handling der Schiffe im Fahr- und Liegebetrieb.

3 Den Kunden die Luxusqualität des Produktes praktisch erfahrbar machen.

Bal Johnson fuhr fort: „Jedes der drei Übergabekriterien lassen wir durch ein darauf spezialisiertes Team ausführen. Für die Schiffstechnik ist es ein mit dem Produkt vertrauter Ingenieur mit seinem Team. Für das Handling benötigen wir einen Kapitän, der das Produkt kennt und Probefahrten mit den Kunden hier im Revier durchführt. Die Vermittlung der Luxusqualität ist bei uns Aufgabe einer damit vertrauten Mitarbeiterin!“

Robert fragte: „Sollte ich also zum Einsatz kommen, so beträfe das Kriterium zwei?“

Ja, bestätigten Dick und Bal: „Für Kriterium zwei ist eine Rundfahrt um Hull-Island für zwei Tage vorgesehen, in der ein Ankermanöver, z. B. in einer Bucht ohne Pier, mit einer Übernachtung auf dem Schiff enthalten ist!“

„Und wie häufig findet das statt?“, fragte Robert.

„Etwa zweimal in der Woche, die Käufer bestimmen, an welchen Wochentagen die Fahrteinweisung stattfindet. Allerdings sind davon ausgeschlossen Samstag, Sonntag und Feiertage“, erklärte Bal. „Das Honorar für den Kapitän beträgt 400 Dollar je Einsatztag!“

„Mit wie viel Kapitänen arbeitet ihr zurzeit?“

„Derzeit mit zwei Kapitänen. Es gibt Zeiten, in denen wir vier Kapitäne einsetzen müssten!“

„Wie würde meine Einarbeitung ablaufen?“

„Sie nehmen an den drei Kriterien einer Schiffübergabe als Zuhörer teil, dann erarbeiten Sie nach ihrer eigenen Vorstellung ein Konzept zu Kriterium zwei. Das besprechen wir und bringen es in eine Gebrauchsform. Als Nächstes erproben Sie ihren Plan mit einem Yachtkäufer in der Praxis, wobei unsere Kollegin für Kriterium drei Sie begleitet und Sie berät!“

„Das hört sich wirklich gut an. Ich würde es gerne versuchen!“, bestätigte Robert.

„O. k.“, sagte Bal. „Wann können Sie anfangen?“

Robert: „Sofort!“

Sie tauschten Rufnummern und vereinbarten, dass Bal sich meldet, wenn ein Durchlauf gestartet werden kann.

Dick schlug vor, jetzt das Haus und die Wohnung zu besichtigen.

Zur Besichtigung der Wohnung verließen sie das Haus durch den Haupteingang am Westbay Boulevard und gingen zur Rückseite des Hauses, dort, wo Roberts Dinghy am Pier lag. An der Rückseite des historischen Hauses befand sich ein vollkommen verglaster Anbau, der eine Haustüre, einen Flur, einen Treppenaufgang und einen Fahrstuhl enthielt. Mit dem Fahrstuhl fuhren sie in das Dachgeschoß. Alle Gläser des Anbaus waren verspiegelt, sodass man von außen nicht hereinsehen, aber von innen hinaussehen konnte.

Im Dachgeschoß führte eine Wohnungstüre in eine geräumige Diele, die durch ein Oberlicht mit Tageslicht durchflutet war. Es gab zwei Schlafzimmer, ein Badezimmer, eine Einzeltoilette, einen Küchenraum und einen Wohnraum mit Balkon.

Robert staunte! Die Wohnung war komplett eingerichtet mit Möbeln und Accessoires im Jugendstil. Im Vergleich zu den Wohnverhältnissen in Boganson-Cottage handelte es sich hier um eine luxuriös ausgestattete Wohnung.

Verwundert fragte Robert: „Gehört die Einrichtung zur Wohnung?“

Dick bestätigte: „Ja, soviel ich weiß, wurde die Wohnung von deinen Eltern eingerichtet. Dein Grandpa hat, als deine Eltern nicht zurückkehrten, angeordnet, die Wohnung unberührt zu verschließen!“

Robert dachte: „Wie war es möglich, dass seine doch mittellosen Eltern eine solch luxuriöse Wohnungseinrichtung finanzieren konnten?“ Aber das wollte er in Gegenwart der beiden Männer nicht erörtern.

Dick händigte Robert die Wohnungsschlüssel aus. Sie verabschiedeten sich.

12.

Robert fuhr mit seinem Dinghy zum nächsten Termin bei den „Hull-City-Rollers“.

Er steuerte das Dinghy zurück in den C1, von dort kurz in den Central-Channel und dann in den Circle. Es war etwa 13 Uhr, nicht genügend Zeit, um noch einmal bei Antonio im Amiral vorbeizuschauen.

Er fuhr weiter in den East-Channel bis Middle-East. An der Nordseite des Kanals breitete sich der UNI-Campus aus. Er sah keinen freien Liegeplatz für sein Dinghy. An der Südseite des Kanals gab es freie Liegeplätze. Dort legte er an, wechselte seine Kleidung aus der mitgebrachten Sporttasche, nahm den Gitarrenkasten und ging zu Fuß über die Channelbrücke zur Nordseite. Die freie Durchfahrthöhe an allen Brücken des East-Channel betrug acht Meter. Oben auf der Brücke hatte er eine gute Übersicht auf die Ausdehnung des UNI-Campus nach Norden zur Abbruchkante.

Im Zentralgebäude der UNI erkundigte er sich nach der Musikfakultät. Dort angekommen, ließ er sich den Weg zum Musikübungsraum erklären. Auf einem der Flure traf er auf Kim Harvester. Sie erkannte ihn sofort, als er sie ansprach. Sie begrüßte ihn freudig: „Schön, dass du da bist. Die anderen sind auch schon eingetroffen, sodass wir gleich loslegen können!“

Im Übungsraum begrüßten ihn die Rollers mit Faustdrücken. Ein Junge, den Robert nicht in der Rollers-Formation am vergangenen Samstag gesehen hatte, wurde ihm vorgestellt: „Pete Hamilton, 17 Jahre, Schüler!“ Die Rollers arbeiteten daran, Pete zum Bassisten auszubilden. Das nahm Robert erleichtert zur Kenntnis, denn mit ihm, der Vater einiger Bandmitglieder hätte sein können, würde die Jugendband ein Imageproblem bekommen.

Robert nahm seine Bassgitarre aus dem Kasten. Die beiden Bandgitarristen staunten, als sie das kostbare Instrument sahen. Sie selbst arbeiteten mit viel einfacheren Instrumenten.

Die Instrumente wurden gestimmt und auf die räumliche Akustik angepasst.

Cliff Hutchinson hielt eine Ansprache: „Leute, Ihr wisst, dass der Termin am 30. Mai im Story-Ville der wichtigste für die Zukunft der Rollers ist. Wir werden die besten sein!“

Aggressives Gebrüll von den Rollers!

„Ab jetzt konzentrieren wir uns nur auf diesen Gig. Lautstärke und Dauer der Ovations werden uns zu Siegern machen!“

Aggressives Gebrüll von den Rollers!

„Unser stärkstes Pfund ist der Hull-Dream-Song, weil den schon fast alle kennen und weil er unser eigener Song ist!“ Wir dürfen zwei Nummern spielen. Welche zweite Nummer legen wir heute fest?“

Jenny meinte: „Der Hull-Dream-Song ist eine Rocknummer. Wir müssen an die Jury denken, die mitbewertet. Mein Gefühl rät uns, eine weichere Nummer als zweite zu nehmen, wobei wir die weiche Nummer als erste und dann den Hull-Hammer bringen!“

Zustimmendes Gemurmel.

Frank Colomba bestätigte: „Ja, Freunde, Jenny hat recht. Wir beweisen, dass wir die beste Coverqualität auflegen können, und ich schlage,Pink Floyd‘ mit der Nummer,Hey You‘ aus,The Wall‘ vor. Die Nummer habe ich mal umgeschrieben auf unsere Besetzung. Ich wette, dass keine andere Band sich an Pink Floyd ranwagt!

Cliff rieb sich begeistert die Augen. Er dachte an das Gitarrensolo von David Gilmore im Original dieser Nummer.

Tiefes Durchatmen der anderen, das war eine schwierige Nummer!

Frank drängte: „Die Zeit ist knapp, Freunde. Deshalb habe ich schon einmal ein Arrangement für uns mitgebracht. Wenn Ihr wollt, können wir heute schon anfangen!“

Alle Rollers wussten: Wenn Frank ein Arrangement schrieb, war jeder gefordert und konnte sich mit seinem Part profilieren.

„Frank, zeig mal!“, forderte Jenny.

„Frank, hast du auch schon eine instrumentale Bassspur in der Partitur?“, fragte Robert.

„Ja, Robert, alles da!“

Kim sagte: „Freunde, den Hull-Song haben wir drauf, den müssen wir nur verfeinern, präzisieren. Ich denke, wir haben genug Zeit, uns mit der Floyd-Nummer zu beschäftigen!“

Cliff rief: „Freunde, wer dafür ist, Hand heben!“

Alle hoben zustimmend ihre Hand.

Die Noten wurden verteilt und Frank bat, die Soundspur durch Drums und Bass einmal anzuspielen, damit die anderen ihre Parts auf dem Papier verfolgen konnten.

Jenny und Robert legten los. Alle arbeiteten konzentriert mehrere Stunden, einige schwitzend mit hochroten Köpfen. Irgendwann wurde die Türe zum Übungsraum aufgerissen. Der Hausmeister brüllte: „Schluss jetzt! Es ist bereits 23 Uhr!“

Ossy Carpenter rief: „Freunde, was machen wir jetzt? Wie kommen wir von unserem Powerlevel runter?“

„Wir gehen in den Pub und hauen uns ein paar Luna in den Kopf!“, meinte Cliff.

„Scheiße, Cliff, es ist schon Polizeistunde!“, bedauerte Jenny.

„Freunde, wir haben noch 23 Tage bis zum Story-Ville. Ich habe euch ein Sampling auf dem Keyboard eingespielt und mitgebracht, alles in der Hoffnung, dass ihr mitzieht. Versucht zu Hause das Sampling mit eurem Part zu bespielen. Außerdem ist das Original von Floyd auf der CD. Das ist besonders wichtig für die Vocals. Wir alle haben Vocal Parts, wobei Kim die Leadstimme singt und wir background!“, erklärte Frank.

Jenny rief: „Wir müssen uns öfter treffen. Geht das?“

„Ich versuche, den Übungsraum so oft wie möglich von 18 bis 20 Uhr zu bekommen und gebe die Termine per App durch. Wenn nicht alle können, bringt es uns trotzdem voran, wenn auch nur einige hier sind zum Arbeiten!“, erklärte Frank.

Robert gab Frank seine Kontaktdaten. Dann verabschiedeten sie sich.

Mit eingeschaltetem Bordscheinwerfer tastete Robert sich in der Dunkelheit nach Hause zum Boganson-Cottage.

13.

Am Donnerstagmorgen frühstückte Robert zu Hause. Er überlegte, ein im Obergeschoß nicht benutztes Schlafzimmer als Musikübungsraum umzubauen. Der Raum war minimal mit Möbeln bestückt, sodass nur Platz für Recorder, Verstärker, Notenständer und ein Stellplatz für seine verschiedenen Bassinstrumente geschaffen werden musste. Er besichtigte den Raum und stellte befriedigt fest, dass ein Bett mit einer Breite von 1,4 Metern nur etwas zu verschieben war.

Nachdem er die Einrichtung als Übungszimmer komplettiert hatte, studierte er die Partitur von Frank, insbesondere die Bassspur, auf welche Art sie mit der Drumspur korrespondierte. Auch hörte er mehrfach das Original der Floyd-Nummer „Hey You“. Das Stück fand er in den Vocal Parts und im Gitarrenpart sehr anspruchsvoll. Er war gespannt, ob die jungen Rollers das in der erforderlichen Qualität stemmen würden. Allerdings kannte er nicht die Anforderungskriterien des Musikwettbewerbes, um den es hier ging.

Gegen 11.45 Uhr ging Robert hinüber in das Rathaus zu dem Termin mit Joshua O’Bready.

Wie fast immer telefonierte Josh, anscheinend jetzt in seiner Funktion als Reverend, denn er winke Robert durch Zeichen, draußen zu warten. Nach etwa zehn Minuten rief Josh ihn herein.

„Hi Robert, wie geht’s bei der Suche nach deiner Zukunft?“, fragte er lächelnd.

„Ja, die Erbangelegenheit habe ich geregelt, wie ich andeutete. Auch steht ein Job als eine Art Hafenkapitän oder Regionalkapitän in Aussicht und ich habe die Rollers von Jennifer O’Toole getroffen, denen ich voraussichtlich als Bassist aus einer Klemme helfen kann!“

„Wow, das hört sich gut an, ist aber ziemlich viel für den Anfang! Was hast du auf dem Herzen oder wie kann ich dir helfen, Robert?“

„Josh, mit 27 Jahren bin ich zur See gegangen. Bis zu dem Alter habe ich es verpasst, über eine Frau und über Familie nachzudenken. Danach gab es keine Gelegenheit und es machte auch keinen Sinn, eine dauerhaft feste Verbindung einzugehen. Jetzt bin ich 45 Jahre und habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wie ich als demnächst sesshafter Mann mit einer Frau zusammenleben könnte. Ich möchte aber eine bürgerliche Frau als Partnerin haben. Um es genau zu sagen, ich habe Angst vor dem Schritt in die Richtung. Deshalb lebe ich im Augenblick mit der Vorstellung: Beziehung ja, aber in einem Haushalt zusammenleben, nein!“

Josh schaute Robert nachdenklich an: „Je älter Mann oder Frau werden, umso schwieriger ist es, eine nachhaltige Beziehung zu gestalten. Die zahlreichen Hemmnisse will ich jetzt nicht aufzählen, die kennst du zum großen Teil ja selbst. Deshalb deine Ängste! Du musst für dich überlegen und entscheiden, was du erwartest von einer Beziehung und was du ausklammerst. Wenn du glaubst, diese Positionen zu kennen, hast du wenigstens schon einmal einen Festpunkt, wie einen Poller am Pier. Von der Warte aus kannst du dann die Frauen betrachten und beurteilen, die in dein Gesichtsfeld kommen. So vermeidest du sinnlose Versuchsschleifen oder romantische Ansätze, die von vornherein zum Scheitern verurteilt sind. Wir beide wissen, dass schon vom elektrisierenden Aussehen einer Partnerin oder eines Partners spontan turbulente Ströme des Verliebtseins entfacht werden. Wir reden aber von nachhaltigen Beziehungen. Nach einer Phase des Verliebtseins mit Schmetterlingen im Bauch tritt immer, oft schleichend eine Ernüchterung ein. Der Sex ist weniger aufregend und wird zur Gewohnheit. Jeder Partner lebt gezwungenermaßen seinen individuellen Alltag. Es entstehen Reibungen auch dadurch, dass die Partner die Charaktereigenschaften des anderen scheibenweise kennenlernen und ggf. Enttäuschungen anwachsen. Partnerschaften sind nur dann dauerhaft, wenn die Beteiligten den Problemen nicht ausweichen, sondern gewillt sind, die Probleme gemeinsam zu lösen und in der Beziehung ständig nachzusteuern!“ Das Robert, mag sich ziemlich klar anhören, ist es aber nicht, weil die Abläufe in einer Partnerschaft in einem Sumpf von Enthusiasmus, Enttäuschungen, Missverständnissen, Fehldeutungen, Eifersucht, Misstrauen, Egoismus, Abhängigkeit stattfinden, mehr oder weniger!“

„O. k., Josh, das Szenario, das du da aufbaust, steht wie ein unüberwindbares Hindernis vor mir!“

„Eben Robert, deshalb empfehle ich dir genau zu überlegen, was du von einer Partnerschaft erwartest, damit du für die Zeit vor und nach dem Verliebtsein einen Kompass hast!“

„Mir wird klar, weshalb ich eine Beziehung mit einer Frau möchte, aber nicht in einer häuslichen Gemeinschaft mit ihr. Ich will mir eine Hintertür offenlassen, um sozusagen das Schiff verlassen zu können, wenn ich meine, dass es sinkt!“, sinnierte Robert.

„Ja, Robert, das ist sehr realistisch gesehen, aber in der richtigen Seefahrt wäre das unehrenhaft! Jedoch lohnt es sich darüber nachzudenken, ob es Frauen gibt, seriöse Frauen, die ähnlich über Partnerschaft denken, die sich der Vor- und Nachteile deines Partnerschaftsmodells bewusst sind und daraus etwas Tragfähiges mitgestalten wollen!“

Robert dachte an Beccy Balmore. Sie lebte ein ähnliches Partnerschaftsmodell, aber nur ein ähnliches. Aus Roberts Sicht war es nicht das, was er sich vorstellte.

„Josh, ich habe von dir Stoff zum Nachdenken bekommen. Du kannst dir kaum vorstellen, wie wertvoll das für mich ist. Ich danke dir und bitte dich, mir ab und zu dein Ohr in der Angelegenheit zu leihen!“

Josh lächelte und sagte: „Mach das Robert, ich würde mich freuen!“

Sie verabschiedeten sich. Robert ging nachdenklich nach Hause.

Er schaltete sein Smartphone an. Es waren Textnachrichten von Frank: „Hi Rollers, wir haben den Übungsraum von 18 bis 20 Uhr, mittwochs, freitags, samstags und sonntags. Ich konnte eine Kollegin, sie ist Gesangstrainerin in unserer Fakultät, dafür gewinnen, mit uns die Vokalparts zu üben, und zwar mittwochs, freitags und samstags bis zum 30. Mai. Wer einen Termin nicht kann, bitte vorher SMS an mich!“ Erster Termin, morgen am 10. Mai!“

Robert rief Pete Hamilton an: „Hi Pete, wäre schön, wenn du die Termine auch kannst. Ich will dir auf dem Bass alles zeigen!“

„Ja, Robert, ich habe alle Termine freigemacht und danke für dein Angebot!“, sagte Pete.

Robert ging in sein „Musikzimmer“ und begann zu arbeiten.

Freitag. Robert frühstückte zu Hause. Mit Erleichterung fiel ihm ein, dass er heute zur Testamentseröffnung bei den Finnlys nicht anwesend sein musste. Die Wohnung im Finnly-Stadthaus beschäftigte ihn. Er beschloss, heute die Wohnung aufzusuchen, und sich genauer umzusehen. Von dort aus wollte er zu den Rollers in die UNI fahren. 10.30 Uhr startete er das Dinghy und fuhr zum Westcorner, von dort in die Westbay, weiter zur Finnly-Pier. Auf zwei der etwa fünf festgemachten DF-Yachten herrschte rege Betriebsamkeit. Es sah danach aus, dass die Yachtcrews die Decks reinigten und laufendes Gut verstauten. Bal Johnson hatte erwähnt, dass an Wochenendtagen keine Schiffsübergaben stattfänden. Das passte Robert gut ins Bild, wenn er an die Rollers-Aktivitäten dachte. Er fuhr von der Westbay in den West Channel und fand in der Nähe des Finnly-Hauses einen freien Liegeplatz.

Mit seinem Gitarrenkasten und der Sporttasche fuhr er an der Rückseite des Finnly-Hauses mit dem Fahrstuhl in die Wohnung. Später, nach der Mittagspause, wollte er bei Bal Johnson vorbeischauen.

Robert begann mit einer Bestandsaufnahme:

Die Küche war mit allen erforderlichen Geräten komplett ausgestattet. Der Kühlschrank war ausgeschaltet und leer. Es gab keine Lebensmittelvorräte, z. B. Konserven oder andere haltbare Lebensmittel.

Im Wohnraum befanden sich in der Anrichte Essgeschirr und Essbestecke sowie Tischaccessoires.

Im Badezimmer gab es in geschlossenen Schrankfächern Handtücher, Badetücher, Reinigungsmittel.

Ein Test bestätigte, dass warmes und kaltes Wasser lief. In den Schlafräumen gab es Betten mit Matratzen, mit Staubschutztüchern abgedeckt. In den Schränken befanden sich Bettbezüge und wärmende Decken. Etwas enttäuscht registrierte Robert, dass keine Kleidungsstücke seiner Eltern vorhanden waren. In allen Räumen funktionierte die Beleuchtung.

An türlosen Wandabschnitten der großen Diele gab es Wandschränke. Robert machte sich daran, die Schränke nach Akten, seine Eltern oder die Wohnung betreffend, zu durchsuchen. Er wurde fündig! Es gab zahlreiche Akten, die eindeutig persönliche Unterlagen seiner Eltern enthielten. Ein unbestimmtes Gefühl ermahnte ihn, sobald wie möglich die Akten einzusehen.

Robert verließ die Wohnung und suchte Bal Jonson im Geschäftsbereich des Hauses auf. Mit Bal klärte er seinen freien Zugang zur Wohnung. Eine Anmeldung war nicht mehr erforderlich.

Aufgrund der Entwicklung bei den Rollers musste er Bal erklären, dass ein Einarbeitungstermin mit der Dauer von zwei Tagen für ihn im Mai nur montags und dienstags möglich war. Bal registrierte das mit ruhiger Miene und sagte: „O. k., Mr. Finnly, ich schaue, was sich machen lässt! Aber vielen Dank, dass Sie mich früh informieren!“ Robert verabschiedete sich und ging zurück in seine Wohnung. Online schaute er nach, ob es in der Nähe der Wohnung Einkaufsmöglichkeiten gab. Etwa in der Mitte des West Channel gab es auf der Nordseite des Kanals einen Store. Robert überlegte, wie er die Termine bei den Rollers organisieren konnte. Vom UNI-Campus nach Boganson-Cottage benötigte er mit dem Dinghy etwa eineinhalb Stunden. Vom Campus zum Finnly-Haus benötigte er dreißig bis vierzig Minuten auf nachts beleuchteten Kanälen. Wahrscheinlich war es sinnvoll, nach den Meetings mit den Rollers im Finnly-Haus zu übernachten.

Robert nahm das Dinghy und fuhr im West Channel 400 Meter Richtung Central-Place. Nach geraumer Wartezeit wurde am Store ein Bootsplatz frei. Er kaufte nach einer Liste ein und fuhr über den C1 zum Finnly-Haus, zu seinem Liegeplatz, zurück.

Das Dinghy bestückte er mit einem Sixpack Mineralwasser, mit Zahnpflegeset und elektrischem Rasierer sowie mit zwei Hand- und Frottiertüchern. Das Erste-Hilfe-Set beinhaltete neben einer Bordapotheke zwei Wärmedecken und eine aufblasbare Liegefläche. So ausgerüstet konnte man ggf. auf dem Dinghy übernachten.

Den restlichen Einkauf brachte Robert in die Wohnung. Den Kühlschrank reinigte er mit Essigreiniger und bestückte ihn mit Butter, Käse, pasteurisierter Milch, Dauerwurstsorten und Luna in Halbliterflaschen. Er hatte auch einen Pad-Kaffeeautomaten gekauft. Mit dem Automaten bereitete er einen ersten Kaffee, nahm Platz an einem runden Tischchen am Westfenster und genoss das Gefühl, hier in der Stadt eine zweite Basis zu haben.

Etwas nach 17 Uhr startete Robert in Jeans, Shirt, schwarzer Weste und Cap mit seiner Bassgitarre Richtung UNI. Gegen Abend gab es an der UNI-Pier freie Bootsplätze. Im Übungsraum waren die Rollers alle versammelt. Frank erklärte, dass sie um diese Tageszeit auch andere kleine Räume benutzen durften. Er schlug vor, Kim und die Gesangstrainerin in einem Nebenraum die Vocals bearbeiten zu lassen. Im Übungsraum sollten Bass und Drums als Basisbesetzung zur Verfügung stehen für die Übungssequenzen der anderen Instrumente. Frank fragte Jenny und Robert, ob sie mit ihren Parts zurechtkommen? Beide bestätigten das. Robert bat darum, einen zweiten Bass einzusetzen, damit Pete mittrainieren konnte. Alle Instrumente waren gleichzeitig eingesetzt, wobei die Konzentration nacheinander auf jeweils einen der Instrumentalparts gerichtet war. Frank erklärte die Tempi, die Betonungen, die Soundziele. Robert hatte den Eindruck, dass alle gearbeitet hatten. Natürlich war das Ergebnis noch weit vom Ziel entfernt. Um 20 Uhr schaltete Frank den Strom von den Anlagen ab und erklärte, dass der Schlusstermin strikt einzuhalten sei, um nicht die großzügige Raumzusage zu gefährden. Mit vor Konzentration roten Köpfen beendeten die Rollers maulend die Übungssession. Sie hätten weitergearbeitet, wahrscheinlich bis in die Morgenstunden.

„Hauen wir uns noch ein, zwei Luna rein?“, fragte Cliff.

Ossy rief: „Klar, drüben im E4, im,Backstreet‘!“

Frank ermahnte: „Freunde, ich darf daran erinnern, dass wir morgen und übermorgen auch hier sind und Fortschritte erkennbar sein müssen!“

Jenny unterstützte die Argumentation: „O. k., sehe ich ein. Heute mache ich Schluss. Schlage vor, dass wir am Sonntagabend zusammen abhängen!“

Damit waren alle einverstanden. Robert fragte Frank, welche Rolle er bei den Rollers habe?

Frank erklärte: „Eigentlich nur die des Keyboarders. Aber ich bin hier in der Fakultät für Jazz und populäre Musik wissenschaftlicher Assistent. Cliff und Kim sind Studenten und ich bin praktisch ihr Trainer im Studium. Mein Vater, Eduard Colomba, ist Professor und besetzt den Lehrstuhl.

Ich habe klassische Musik am Klavier studiert und bin nach dem Studienabschluss in unsere Fachschaft gewechselt.“ Robert staunte, aber es war klar, dass Frank ehrenamtlich als musikalischer Leiter der Rollers fungierte.

Robert fragte: „Was hältst du von Pete, Frank?“

„Pete ist ein talentierter Junge, ehrgeizig und geduldig. Ich glaube, dass wir ihn so weit bringen, dass er bei den Rollers bald mitarbeiten kann!“

„Das würde mich sehr freuen für den Jungen! Aber wie kommt es, dass du dich bei den Rollers engagierst?“

„Die Mädels und Jungen sind die talentiertesten, die mein Vater und ich in Hull zurzeit sehen. Unsere Fakultät benötigt dringend einen in der Öffentlichkeit gut sichtbaren Ausbildungserfolg bei der Jugend und den sehen wir bei den Rollers.“

„O. k., verstehe! Ich habe noch eine Bitte an dich, Frank. Schreibe für Pete einfache Bassspuren, und zwar für die beiden Story-Ville-Titel. Ich möchte, dass Pete den Basspart am 30. Mai spielt. Es geht um einen Talentwettbewerb für junge Nachwuchsmusiker. Wenn Ihr mich an den Bass stellt, ist das unglaubwürdig. Der Erfolg der Rollers könnte daran scheitern!“

„An dieses Problem habe ich auch schon gedacht. Mit Pete geht das meiner Meinung nach nur, wenn sich jemand mit viel Zeit intensiv um ihn kümmert!“, sagte Frank.

„Bis zum 30. Mai könnte ich einiges an Zeit investieren. Siehst du mich denn geeignet für diese Aufgabe?“, fragte Robert.

„Ich habe bemerkt, dass du deine Bassspur ständig variierst. Das klingt immer richtig und ansprechend, wird aber von unseren Rollers nicht bewusst wahrgenommen. Also ich würde dir Pete gerne anvertrauen!“ Morgen bringe ich vereinfachte Bassspuren mit!“

Robert dankte Frank und sie verabschiedeten sich.

Pete räumte mit den anderen den Übungsraum auf.

Robert sprach ihn an: „Na, Pete, kommst du mit, hier bei unserem speziellen Training?“

„Ich mache mit, so gut ich kann, aber keiner ist da, der mich kontrolliert und korrigiert. Ich weiß also gar nicht, ob ich alles richtig mache!“

Robert erklärte: „Ich habe mit Frank gesprochen und wir machen dir einen Vorschlag! Frank schreibt für dich neue Bassspuren, die du mit meiner Hilfe einspielst. Frank und ich wissen, dass du die Bassparts bis zum 30. Mai draufhast!“

„Ehrlich? Wissen das auch die anderen?“

„Nein, wir sagen es den anderen, wenn du den Bass perfekt vorführst. Bis dahin spiele und übe ich den Basspart weiterhin mit. Also, nicht drüber reden, immer alles mitmachen! O. k.?“

Die beiden klatschten ab und Pete ging mit leuchtenden Augen nach Hause.

Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.

₺602,77