Kitabı oku: «Gut, dass es Oma und Opa gibt», sayfa 2
Man lernt nie aus
Der alte Lebenszyklus hat sich längst überholt: in Kindheit und Jugendzeit zu lernen, als Erwachsener zu arbeiten und im Alter sich im wohlverdienten Ruhestand auszuruhen. Lernen und Bildung, Wissensdurst und Lebensneugier durchziehen das gesamte Leben und prägen zusehends auch das Alter. „Man lernt nie aus“, zumal in Zeiten der Schnelllebigkeit und des rasanten Wandels.
„Alter wird zunehmend ein biografisches Projekt, das der individuellen Gestaltung und Sinngebung bedarf“, so die Prognose des Deutschen Zentrums für Altersfragen (DZA). Eine ungeheure Herausforderung, aber auch eine Riesenchance für die ältere Generation. Das Ziel dürfte klar sein: ein aktives, erfülltes Leben, das die nächsten 20 bis 25 Jahre spannend und interessant bleiben lässt. Wir haben noch Leben vor uns und nicht (nur) hinter uns. Fürs Taubenfüttern sind wir einfach noch zu jung ...
Lernen im Alter bedeutet keineswegs weiterarbeiten im alten Stil oder in neue Hektik und Betriebsamkeit verfallen. Der Rede vom „Unruhestand“ liegen oft genug Versäumnisängste zugrunde. Jetzt, im Alter, scheint wohl „letzte Gelegenheit“ zu sein, mit aller Macht Versäumtes nachzuholen oder lange Zeit Aufgeschobenes schleunigst in die Tat umzusetzen. Diese Lebenshast führt dazu, dass nichts mehr gründlich getan und nichts mehr richtig genossen werden kann.
„Während der Flug der Vögel uns tagsüber ziellos vorkommt, scheinen sie gegen Abend immer ein Ziel wiederzufinden. Sie fliegen auf etwas zu. So vielleicht auch wir am Lebensabend ...“, so die Vermutung des französischen Philosophen Albert Camus.
Neue Lebensziele erschließen auch neue Lebensmöglichkeiten. Die „jungen“ Großeltern sind nicht mehr so sehr auf Kinder und Kindeskinder fixiert. Schließlich haben sie ihre eigenen Pläne, gehen auf Reisen, holen ein Studium nach, frönen ihren Hobbys, überwintern in südlichen Gefilden. Das alles hat nichts mit einem „Selbstverwirklichungstrip der Alten“ zu tun. Wohl aber mit einer Autonomie im Alter, die gelegentlich schon einmal kollidiert mit den familiären Erwartungen einer allzeit abrufbaren Unterstützung und Hilfestellung.
Großeltern „springen“ nicht sofort und zu jeder Zeit, aber sie springen ein, wenn es die Situation erfordert. Sie stehen sozusagen „in Rufweite“ (i.R.) und bilden so ein Sicherheitsnetz. Ihr „Enkel-Engagement“ ist weniger eine Frage der Zeit, vielmehr die einer intensiven Zuwendung. Und darin sind die vermeintlich so „egoistischen Alten“ unschlagbar. Heute mehr denn je, da erstmals in der Geschichte der Menschheit die meisten Großeltern erleben, wie ihre Enkelkinder aufwachsen, ja erwachsen werden.
Altersweisheiten
Auch mit sechzig kann man noch vierzig sein – aber nur noch eine halbe Stunde am Tag (Anthony Quinn).
Keine Grenze verlockt mehr zum Schmuggeln als die Altersgrenze (Robert Musil).
Im Alter bereut man die Sünden, die man in seiner Jugend nicht begangen hat (William Somerset Maugham).
Alt werden ist natürlich kein reines Vergnügen. Aber denken wir nur an die Alternative (Robert Lembke).
Wer im Alter noch herzhaft lacht, macht sich bei seinen Erben unbeliebt (Aristoteles Onassis).
Ich bin nun in ein Alter gekommen, in dem ich mein Hörgerät nötig habe, um zu fragen, wo meine Brille ist (Tina Turner).
Der einzige Mensch, der sich vernünftig benimmt, ist mein Schneider: er nimmt jedes Mal neu Maß, wenn er mich trifft, während alle anderen immer die alten Maßstäbe anlegen: in der Meinung, sie passten heute noch auf mich (George Bernard Shaw).
Das größte Übel der heutigen Jugend besteht darin, dass man nicht mehr dazugehört (Salvador Dali).
Kinder und Kindeskinder sind nicht nur ein Trost für das Alter, sondern auch ein Mittel, es schnell zu erreichen (Roberto Benigni).
2.
„Multilokal“ – die moderne Mehrgenerationenfamilie
Freilassende Nähe in sympathischer Distanz
Als Großeltern selten vorkamen
Familie ist „mehr“ geworden
So fern und doch so nah
Wie Großeltern so sein können
Freilassende Nähe in sympathischer Distanz
„Lieber Gott, es ist sehr gut, dass wir Kinder Omas und Opas haben. Sag mal, hast du lange dafür gebraucht, bis dir das eingefallen ist?“, so schreibt die achtjährige Tina an den lieben Gott voller Dankbarkeit.
Wenn man so will, hat der liebe Gott für diese Idee schon seine Zeit gebraucht. Denn etliche Jahrzehnte zuvor hätten nur wenige Kinder einen solchen Dankesbrief schreiben können. Sie kannten ihre Großeltern kaum, erlebten sie höchst selten, zumal wenn sie die Jüngeren in der großen Geschwisterreihe waren.
Als Großeltern selten vorkamen
Und doch hat sich lange Zeit, noch bis weit in unsere Tage, das Idealbild der Großfamilie in den Köpfen von Generationen festgesetzt. Wer kennt nicht vergilbte Fotos aus alten Familienalben, wo die Familie sich an Geburtstagen oder an Weihnachten feierlich in der großelterlichen Stube versammelte. Das aber waren „Ausnahmesituationen“.
Die durchschnittliche Lebenserwartung um den Beginn des letzten Jahrhunderts lag bei der Frau bei knapp 47, beim Mann sogar nur bei 45 Jahren. Etwa 5% der Menschen waren über 60 Jahre alt.
Nur in ganz wenigen Familien lebten damals drei Generationen unter einem Dach. Hof und Betrieb ernährten allenfalls eine Familie. Nach ihrer Übergabe an die nachfolgende Generation zogen sich die Alten in das Ausgedinge (Altenteil) zurück oder sie starben. Hohe Kindersterblichkeit, spätes Heiratsalter und geringe Lebenserwartung verhinderten das Zusammenleben mehrerer Generationen in einem Haushalt. Es gab damals viele Kinder und wenige Alte. Großeltern kamen zu der Zeit selten vor. „Auch die gute alte Zeit war einmal eine schlechte neue Zeit“, meinte einst etwas ironisch der Schauspieler Martin Held. Auch „damals“ lief nicht alles problem- und konfliktlos ab zwischen den Generationen. Es gab vielfältige Spannungen und Streitigkeiten. Zu unterschiedlich war die Interessenlage nicht erst bei der (frühzeitigen) Hof- bzw. Betriebsübergabe. Mitunter wurde mit harten Bandagen gekämpft. „Familienbande“ – dieses Wort ist mehr als doppeldeutig. Es hat „einen Beigeschmack von Wahrheit“ (Karl Kraus).
Familie ist „mehr“ geworden ...
Bloß nicht so werden wie die eigene Mutter. Bloß nicht politisch so denken wie der eigene Vater. Bloß nicht zu lange bei den eigenen Eltern wohnen. Bloß nicht zu viel ... Familie. So hieß es in den Zeiten, als die heutigen Großeltern ihre Sturm- und Drangzeit erlebten und viele aus der „Enge“ ihrer Familien ausbrachen. Davon kann nun, gut vierzig Jahre später, kaum mehr die Rede sein. Jung und Alt kommen gut miteinander klar – von wegen „Krieg der Generationen“! Von wegen „Familie als Auslaufmodell“!
Familie ist „mehr“ geworden, zwar nicht an Zahl, wohl aber an Generationen. Die „Mehrgenerationen-Familie“ mit drei Generationen ist bereits die Regel, mit vier Generationen nicht mehr die Ausnahme. Zwar wohnen Kinder, Eltern, Großeltern (und Urgroßeltern) nur selten unter einem Dach, aber meist doch in erreichbarer Nähe. Und selbst die, die weit entfernt wohnen, bleiben sich nahe. Die Generationen wohnen „multilokal“ in verschiedenen Haushalten an verschiedenen Orten. Aber sie leben nicht voneinander geschieden. Familie endet nicht an Haushaltsgrenzen ...
Nur noch etwa acht Prozent aller Dreigenerationen-Familien leben unter einem Dach, davon die Hälfte in getrennten Wohnungen. Etwa ein Drittel wohnt im selben Ort. Bei einem Fünftel beträgt die Distanz mehr als eine Stunde Fahrzeit. Der (noch relativ geringe) Anteil in aller Welt „versprengter“ Familien wird im Zuge der Mobilisierung und Globalisierung stark zunehmen.
Familie ist „mehr“ geworden, vor allem was die Zeit betrifft. Wie nie zuvor können die Generationen eine lange Lebenszeit über Jahrzehnte miteinander verbringen. Und wie nie zuvor haben die Alten so viel Zeit übrig für die Jungen. Frei von den Zwängen der Erwerbs- und Familienarbeit sind sie zeitlich ungebunden und können so einiges mit den Enkeln unternehmen. Heutzutage ist es völlig normal, dass Großeltern mit den Enkeln verreisen.
Die meisten Großeltern haben für das Alter vorgesorgt und können sich etwas „leisten“. Ihre materiellen Transferleistungen an die nachwachsende Generation können sich sehen lassen: Von größeren Geldgeschenken über monatliches Taschengeld bis hin zu Sparverträgen reicht die monetäre Hilfe. An den Enkeln wird nicht geknausert, da hat man Zeit und auch das notwendige Kleingeld ...
Familie ist „mehr“ geworden, vor allem was die Qualität der Beziehungen betrifft. Sie sind von großer Intensität und emotionaler Dichte, von starker Verbundenheit und wechselseitiger Anteilnahme. In den Familien gibt es Austauschbeziehungen vielfältigster Art zwischen den Generationen. Noch nie hatten sich gerade Großeltern und Enkelkinder so viel zu sagen und so viel zu geben. So entstehen – selbst über noch so weite Entfernungen – enge persönliche Beziehungen, die sich in der Regel als stabil und verlässlich, meist auch als unkündbar erweisen. Großeltern gewinnen zunehmend an Bedeutung!
Die Generationen werden mehr, aber sie sind weniger zahlenmäßig stark besetzt. Wegen des Geburtenrückgangs haben Kinder kaum mehr Geschwister. Fachleute sprechen von der „Bohnenstangen-Familie“ ohne (verwandtschaftliche) Zweige und Äste.
So sind viele Ältere froh, wenn sie überhaupt ein Enkelkind haben. Sie können sich ihm voll und ganz widmen. Enkel genießen diese Aufmerksamkeit. Sie dürfen bei Oma und Opa mehr als bei den Eltern, aber sie dürfen nicht alles dürfen. „Großmütterchen tut alles gern für Hänschen, ihren kleinen Herrn,“ spöttelte warnend einst Wilhelm Busch.
So fern und doch so nah
Persönliche Beziehungen unterliegen einer eigenartigen Ambivalenz. Da ist zum einen das Bedürfnis nach Nähe, Zuwendung und Solidarität, zum anderen das Streben nach Autonomie, Unabhängigkeit und Selbständigkeit (bei gleichzeitiger Abwehr sozialer Kontrolle). Jede Generation braucht ihr Eigenleben und ihre Eigenständigkeit, ohne darüber „eigen“ oder gar „eigenartig“ zu werden. Notwendige Abgrenzungen – bis hierher und nicht weiter – sind vorzunehmen, zu respektieren und vor allem auch einzuhalten.
Nur so können Jung und Alt auf Dauer zusammen leben, ohne sich mit der Zeit auseinanderzuleben. Nähe braucht Distanz, was keineswegs Distanzierung bedeutet. Im Gegenteil: Distanz kann zu einer neuen, oft unverhofften Nähe führen. Im notwendigen Abstand lösen sich manche Probleme von selbst auf. „Verwandte darf man nicht in Pantoffeln besuchen können,“ lautet eine alte irische Volksweisheit. Da schwingt viel an freilassender Nähe in sympathischer Distanz mit ...
„Multilokales“ Familienleben schafft mit dem (notwendigen) lokalen Abstand ein Gleichgewicht zwischen Gemeinsamkeit und Eigenständigkeit, zwischen Familiensinn und „Eigen“sinn, zwischen Be-ziehung und Ent-ziehung. Es ist ein Wechselspiel von Binden und Lösen. Hat Rainer Maria Rilke nicht recht, wenn er schreibt, dass wir lernen müssen, „einander (zu) lassen; denn dass wir uns halten, das fällt uns leicht“.
Entscheidend ist wohl, dass Jung und Alt die Familie als generationenübergreifende Solidargemeinschaft verstehen. Und dies auch praktisch im Alltag (er-)leben, indem sie einander helfen und füreinander einstehen. Sie bilden so ein soziales Netzwerk, das hält und die Familie – selbst über räumliche Distanzen – zusammenhält. Die Nähe ist zwar fern, aber die Ferne wird dann nah ...
Wie Großeltern so sein können
Die „Ersatzeltern“
Sie sind voll und ganz für ihre Enkel da und ersetzen die Eltern, die berufstätig oder alleinerziehend sind. Sie sehen sich stark in die Verantwortung genommen und fühlen sich ihren Enkeln gegenüber verpflichtet.
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