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TIERE UND MENSCHEN – DAS ZUSAMMENLEBEN

GESETZLICHE BESTIMMUNGEN

Die Rahmenbedingungen und gesetzlichen Regelungen für die Haltung von Haus- und Nutztieren variieren von Land zu Land und dann meist nochmals innerhalb der Verwaltungsgrenzen. Es ist daher wichtig, dass sich die Halter zunächst auf verschiedenen Wegen über die nötigen Erlaubnisse, Anforderungen und Meldepflichten informieren.

Bei vielen Haus- und Nutztieren sind einfache, formlose Meldungen ausreichend. Das Halten von Gänsen und Kaninchen ist meist mit weniger hohen Hürden ausgestattet als der Einstieg in die Schweine- oder die Hühnerhaltung.

INFO! Generell gilt:

Das Halten von Haus- und Nutztieren ist erlaubt, wenn man sich an die Vorschriften und Meldepflichten hält.

Bevor man sich mit den verschiedenen Verwaltungsebenen beschäftigt, sind gute Gespräche mit erfahrenen Tierhaltern der Weg zum Erfolg. Meist ist es motivierender und praxisnäher, wenn man sich dem Thema aus der Richtung der Erfahrungen nähert, als den Weg über die Vorschriften und Meldebögen geht. Das Ziel ist auf beiden Wegen dasselbe: gesunde Tiere in rassegerechter Haltung ohne Schädigung benachbarter Viehbestände und Anwohner.

In Deutschland, Österreich und in der Schweiz sind die gesetzlichen Bestimmungen unterschiedlich. So gibt die Organisation PROVIEH für Deutschland regelmäßig Auskunft, welche gesetzlichen Vorgaben für die einzelnen Tiere zu beachten sind.

Auch über das Lebensmittelrecht, die Lebensmittelhygiene, die Schlachtung – ein möglichst schonendes Ende – wird rechtlich fundierte Auskunft erteilt.

Für Österreich ist es ratsam, die gesetzlichen Bestimmungen im Einzelnen bei den entsprechenden Ämtern zu erfragen. Über die Nutztierhaltung erhält man bei der zuständigen Bezirkshauptmannschaft oder dem Magistrat rechtlich fundierte Auskünfte.

In der Schweiz regeln detailliert das Tierschutzgesetz (TSchG) und die Tierschutzverordnung (TSchV) die Haltung und Zucht von Nutztieren. Wie in Deutschland und Österreich so auch in der Schweiz ist der Halter von Nutztieren dem Tierwohl verpflichtet. Es ist selbstverständlich, dass man auch in der Schweiz wie in anderen Ländern den behördlichen Anordnungen Folge leistet.

HAFTPFLICHTVERSICHERUNG

Für das Halten von größeren Haustieren (v. a. Schafe, Ziegen und andere Weidegänger) empfiehlt es sich, eine Tierhalterhaftpflichtversicherung abzuschließen. So sind die Ziersträucher der Nachbarn abgesichert und das große Chaos nach einem unbeabsichtigten Ausbrechen aus der Koppel bereitet Ihnen keine Kopfschmerzen.

DAS ZUSAMMENLEBEN VON MENSCH UND NUTZTIER

Menschen und Nutztiere bilden durch die Domestikation eine eingeschworene Gemeinschaft. Durch den gegenseitigen Nutzen entsteht eine Vertrauens- und Schutzbeziehung. Die Aussicht auf eigene Eier, das Wissen um den Wert des zu erwartenden Fleisches und natürlich die emotionale Bindung zu den Tieren lässt Viehhalter ihre Tiere oft anders wahrnehmen, als dies ein Außenstehender tun würde.

In der Realität gibt es jedoch immer mehrere Ebenen: die Tiere, die Halter und die „Stakeholder“, also alle die Menschen, die in irgendeiner Form mit der Tierhaltung in Berührung kommen, seien es Familienmitglieder, Nachbarn, Passanten, Behörden oder Mitglieder der Gemeinde/Kommune. Dieses Netzwerk darf man nicht ausblenden, sondern sollte stets eine gute Kommunikation anstreben, die die anderen Akteure im Blick behält. Auch wenn es modern klingt, so sind Begriffe wie Moderation und Mediation auch in der Dorfgemeinschaft schon immer zentrale Bestandteile der Akzeptanzförderung. Das gute Gespräch mit dem Nachbarn, die gemeinsame Nutzung von Ressourcen und das Dulden von Nutzung – alle diese Aspekte brauchen die Kommunikation. Wenn die Gänse vor der Einfahrt des Nachbarn ruhen, dann kann das Angebot der Nachbarschaftshilfe über die Verunreinigungen hinweghelfen. Ein paar Eier hin und wieder sind Gold wert und als Geschenk äußerst beliebt. Die Beweidung ungenutzter Obstgärten wird oft gern gesehen.

Das Halten von Tieren war schon immer ein fester Bestandteil unserer Gesellschaft. Tierhaltung ist die Grundlage unserer sozialen und gemeinschaftlichen Entwicklung. Daher lohnt es sich, diese wieder zu fördern und die Akzeptanz zu fordern.

AKZEPTANZ UND WERTSCHÄTZUNG DES BÄUERLICHEN LEBENS

Das bäuerliche Leben und die partielle Selbstversorgung sind der Grundstock für ein gesundes Dorf oder ein solides Gemeinwesen. Gackernde Hühner sind das Symbol für Ernährungssouveränität. Weidende Schafe, Ziegen – und auch das Großvieh – sind Symbole für den Klimaschutz und die Förderung der biologischen Vielfalt. Die Tiere, wie wir sie hier präsentieren, schufen unsere Kulturlandschaft und schafften das, was wir lieben und im Urlaub genießen.

Daher sei allen Tierhaltern geraten, die kulturellen, ästhetischen und künstlerischen Aspekte ihrer Viehhaltung zu betonen und zu teilen. Durch schöne Ställe, durch einen plastikfreien Hof, durch gesunde Tiere und arkadische Weiden wird Akzeptanz und Wertschätzung geschaffen. Es ist dem Menschen zu eigen, dass er gesunde Tiere anerkennt und wertschätzt. Es liegt in unserem Instinkt, die gute Tierhaltung zu erkennen und zu honorieren. So müssen die Tierhalter und die Tierlosen gemeinsam für ein vielfältiges Dorf einstehen und voneinander lernen. Nur so entstehen Respekt und eine gesunde und nachhaltige Dorfatmosphäre.


Die Anwesenheit von Kleinvieh vervollständigt den schönen Anblick eines dörflichen Umfelds. Hier fühlen sich nicht nur Menschen wohl, sondern auch Insekten, Vögel und Wildtiere.

NUTZTIERE UND DIE NACHBARSCHAFT

Auch die beste Kommunikation im Dorf und in der Nachbarschaft wird nie alle Menschen zu Freunden machen. Immer wird es Kritiker, Unglückliche und Menschen, die sich gestört fühlen, geben. Der Dialog wird dann nicht reichen. Das Recht und die kulturelle Pflicht, Tiere zu halten und an der Nahrungssouveränität mitzuarbeiten, ist das stärkste Argument. Ein guter Zaun, eine gesunde Hecke, ein geräuschgedämmter Stall und ein gepflegter Misthaufen wirken Wunder.

MENSCH-TIER-KONFLIKTE

Das Thema der Mensch-Tier-Konflikte begleitet den Menschen schon immer. Die zunehmende Abgrenzung von der Natur schuf daraus „Mensch-Wild-nis-Konflikte“. Das Verhältnis des Menschen zu seiner belebten Umwelt gestaltet sich durch den Wunsch nach Handlungshoheit und der reflektierten Kommunikation sehr schwierig.

So ist die unbeherrschte Wildnis für die meisten Menschen ein Ort der Angst und der Inakzeptanz. Zugvögel, die temporär in großen Massen auftreten, werden als abnormal wahrgenommen und als störend empfunden. Gänse, die auf ihrem Zugweg einen Mauserplatz aufsuchen und dort nach Nahrung suchen, werden zum Problem deklariert. Stare oder Krähen, die im Winter in Plantagen und Parks rasten, werden, da sie als kulturfremd wahrgenommen werden, nicht akzeptiert.

Die Bezeichnung Raubtier stammt aus diesem Denken. Obwohl ein in der freien Wildbahn lebendes Tier niemals raubt, sondern nur Nahrung in Form von Beute entnimmt, nehmen wir diese Tiere als Gegenspieler wahr. Während der Adel und die großen Landbesitzer schon früh daran arbeiteten, die großen, wild lebenden Fleischfresser zu dezimieren und zu kontrollieren, blieben Fuchs, Marder und Ratte für die Kleinviehhalter eine große Bedrohung.


Ein gesundes Dorfumfeld zeichnet sich durch tierbelebte Straßen aus.

Durch die naturwissenschaftliche Beobachtung der Ökologie und der Netzwerke des Lebens zeigte sich der wahre Wert von Wolf, Luchs und Wildkatze in unseren Ökosystemen. Naturschutzfachlich ist daher ein Besatz mit diesen Tieren aus vielen Gründen nötig und zwingend erforderlich.

Allerdings führte der gesellschaftliche Wandel zu einer komplett neu gestalteten Landbevölkerung. Das Jagdrecht wurde verbürgerlicht und einer breiten Masse zugänglich. Die Hirten und Hutetraditionen (Beweidung auf Weiden, die vormals Wald waren, der aber nicht gänzlich gerodet worden ist. Die Weiden sind von lichtem Baumbestand durchsetzt.) wurden wegrationalisiert und das Vieh dem Weidezaun überlassen. Der Mensch entfernte sich vom Land und hinterließ eine hochspezialisierte Landschaft mit wenigen Arbeitsplätzen. Die Zahl der Jäger ist größer als die Zahl der Hirten, und das, wo es doch mehr Vieh als Wild gibt. Das führt zu einem Denken, dass allen Bedrohungen des Viehbestands durch Wolf, Bär und Luchs nur durch die Jagd begegnet werden kann. Kleinviehhalter mussten schon immer ihren Viehbestand hegen und pflegen und nachts sichern, damit der Fuchs nicht die Gans holt, den Weidetierhaltern ist diese Form des Einpferchens und Eingralens verloren gegangen. In einer Landschaft, in der Hirten wieder ein erträgliches Arbeitsumfeld finden, indem Einkommen, Regelungen und Infrastruktur positiv auf diese Arbeit wirken, ist ein Nebeneinander von Mensch und Wildnis möglich.

Alle romantisierenden Gemälde mit arkadischen Motiven zeigen den Hirten als Vermittler zwischen Wildnis und Menschen, niemals jedoch Gewehre, Fallen und Giftköder.


Die Haltung von Kleinvieh löst viele Probleme der fehlenden Kulturlandschaftspflege und reintegriert die wertvollen Flächen in Kreisläufe.

KLEINVIEHHALTUNG: VOM BALKON BIS ZUM BAUERNHOF

Kleinviehhaltung liegt in unseren Genen. Kaum jemand kommt 2 oder 3 Generationen zurück, ohne dass nicht zumindest ein Vorfahr einen Stallhasen (Kaninchen) gehalten hat. Meist sind sogar richtige Rossbauern in den Vorfahren vertreten. Das Meerschweinchen, das die Kinder heute halten, ist nur ein kleines Trostpflaster für den unbewussten Verlust.

Zwar sind wir meist froh, wenn wir nicht mehr um 5 Uhr in den Stall müssen, damit wir gemolkene Kühe zurücklassen, wenn wir um halb 7 in den Berufsverkehr starten. Dennoch ist der Anblick von gesundem Weidevieh, von glücklichen Tieren auf dem Urlaubsbauernhof – oder gar der Urlaub in Rumänien in guten Weidelandschaften – sehr befriedigend und spricht längst verborgene Instinkte an. Daher sollte man versuchen, in allen Lebens- und Wohnlagen zumindest ein Mindestmaß an tierischer Selbstversorgung zu ermöglichen.

KLEINVIEHHALTUNG AUF DEM LAND

Auf dem Land, also in den Dorf- und Mischgebieten der Dörfer und auf den alten Hofstellen ist die Tierhaltung meist gar kein Problem. Zwar ist es oft schwierig, angrenzende Weiden zu finden oder überhaupt Grünland zu pachten. Dennoch ist es möglich, einen leerstehenden Stall zu finden, eine Obstwiese zu pachten oder in einem kleinen Hof unterzukommen.

In den Neubaugebieten gibt es leider zunehmend Regelungen, die das Halten von Haus- und Nutztieren einschränken oder gar verbieten. Nach dem Einholen von Informationen sollte man dann noch von Fall zu Fall erörtern, inwiefern nicht doch ein paar Zwerghühner, drei Laufenten oder ein paar Kaninchen den Garten beleben können.

Beim Aufstellen eines neuen Bebauungsplanes sollte man die Gemeinde dahingehend aufmerksam machen, dass das Halten von Haus- und Nutztieren mit in den Plan aufgenommen wird und somit im neuen Baugebiet erlaubt ist.


Gänse halten den Bewuchs auch da kurz, wo Schafe und Ziegen nicht unbeaufsichtigt weiden können.


Die natürliche Nutzung eines Feuchtgebietes erhält Funktionen und Strukturen. Sie spart Kosten in der naturschutzfachlichen Pflege und wird auch in Notzeiten nicht eingespart. Denn die Hirten wissen, dass sie diesem Biotop die Vitalität ihres Viehs verdanken.

INFO! Bebauungsplan anpassen

Fordern Sie Ihre Gemeindeverwaltung auf, im Rahmen einer Neuausweisung von Baugebieten die Rahmenbedingungen für eine Kleinviehhaltung im Sinne der ökologischen und nachhaltigen Dorf- und Stadtentwicklung zu ermöglichen. Diese Forderung lässt sich im Einklang mit den Zielen „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ und „Artenschutz“ der vereinten Nationen bringen und unterstützt diverse Förderprogramme für mehr Natur im Siedlungsbereich.

KLEINVIEHHALTUNG IN DER STADT

In der Stadt gilt das Gleiche wie für Neubaugebiete und Wohngebiete in den Dörfern. Der Gartenplatz beschränkt die Anschaffung von Tieren und die Vorschriften und Akzeptanz im Wohnumfeld regeln den Rest.

Sollte man nur eine Wohnung zur Verfügung haben, so ist der Platz auf dem Balkon meist zu klein und Mietverträge reglementieren die Haltung sehr deutlich.

Das Tierhalten in Schreber- und Gemeinschaftsgärten mag hier eine Alternative sein, die neben dem Vorteil der Arbeitsteilung oft auch den Nachteil der ungewünschten Fütterung oder des Diebstahls mit sich bringt.

KLEINVIEHHALTUNG IM INDUSTRIEGEBIET

Für Gartenlose lohnt sich die Überlegung, ob sich auf dem Betriebsgelände des Arbeitgebers nicht ein Projekt zur Förderung der regionalen Ernährung starten lässt. Von Tomaten entlang der Firmenhalle bis hin zum kleinen Hühnerhof. Das Engagement der Mitarbeiter ist gewünscht und führt zu einem besseren Betriebsklima. Die Beweidung der Grünflächen und der Baulandreserve eröffnet bald neue Möglichkeiten und schon ist man in der Lage, das gesamte Industriegebiet ringsum zu beweiden.

Tierhaltungskonzepte für Industriegebiete werden im Rahmen von CSR-Maßnahmen (corporate social responsibility/soziale Verantwortung des Unternehmens) und für das betriebliche Gesundheits- und Umweltmanagement zunehmend von großer Bedeutung sein.

Eine beliebte Abnahmequelle für die Produkte ist die Betriebskantine und ein gemeinschaftlicher Kühlschrank/Tauschtisch, der die Arbeit für alle schmeckbar macht.


Esel sorgen für Arbeitserleichterung, wenn sie magere Standorte regelmäßig beweiden.


Enten und Gänse ernähren sich zudem aus dem Wasser und nutzen so die Gewässer nachhaltig.


Ruhendes Wassergeflügel wirkt beruhigend und entspannend.


Jeder Besucher wird sich freuen, wenn er schon am Hofeingang von der rastenden Hühnerschar begrüßt wird.

KLEINVIEHHALTUNG IN SCHULE, BILDUNGS- ODER SOZIALER EINRICHTUNG

Auch Schulen, Altersheime und andere soziale Einrichtungen sind ideale Plätze, den Menschen den Wert der Natur und regionaler Lebensmittel näher zu bringen. Es bieten sich vielfältige Möglichkeiten, den Schulgarten um die Bereiche der Tierhaltung zu erweitern. Hühner im Seniorenheim erwecken bei den Bewohnern vielfach sehr positive Empfindungen und sind ein beliebtes Ziel für Spaziergänge. Soziale Einrichtungen und Wohnheime für Menschen mit verschiedenen Einschränkungen sind für die Haltung von Kleinvieh ebenfalls prädestiniert. So bringt die Verantwortung für Tiere und die entgegengebrachte Wertschätzung oft ungeahnte therapeutische Wirkungen hervor. Bei einem Besuch in Genf entdeckten wir auf dem Gelände einer wirtschaftswissenschaftlichen Hochschule einen Gemeinschaftsgarten. Die Idee der gesunden und vielfältigen Ernährung kennt also keine Grenzen.

Mit diesem Buch wollen wir alle ermutigen, die Ernährungssouveränität auch wieder mit der Vielfalt der heimischen Nutztierrassen zu erweitern und einen Beitrag zu leisten, dass weniger Tiere in Massentierhaltung gehalten werden und Billigfleisch unsere Lebensgrundlage wie auch andere Kulturen bedroht.

KLEINVIEH, BERUF UND FREIZEIT: KLEINVIEH MACHT AUCH MIST

Die Kleinviehhaltung unterscheidet sich im Zweck: Während die einen nur als Hobby Tiere halten, dient sie anderen zur Erweiterung des Angebots im Hofladen oder für das Geschäft. Auch die Kleinviehhaltung zur Bereicherung der Schule oder der Betriebskantine kann eine ernsthafte Überlegung sein. Zunehmen werden auch die „Teilzeitbauern“, also die Menschen, die ihre reguläre Arbeit reduzieren, um einige Prozent der Woche für den Eigenbedarf oder zur Selbstverwirklichung zu arbeiten. Das Modell des bedingungslosen Grundeinkommens, welches vielerorts diskutiert wird, ist ebenfalls ein Grund, die Kleinviehhaltung zu thematisieren.

Die Übernahme von Verantwortung für Tiere erfordert Zeit. Es ist bei vielen Tierarten kein „Nebenher“ möglich. Auch Kaninchen kosten Zeit, Schweine mehr, Schafe und Ziegen schon viel mehr, vor allem dann, wenn die Milch ins Spiel kommt.

WIR TEILEN UNS DEN BAUERNHOF

Die solidarische Landwirtschaft und Modelle des geteilten Eigentums lassen sich auch auf private Tiergruppen anwenden. Gemeinschaftlich gehaltene Hühner sind ideal machbar. Gemeinsame Schafe ermöglichen es allen Parteien, in den Urlaub zu fahren und die Betreuung der Tiere zeitlich zu koordinieren. Es erfordert Vertrauen, Verantwortungsbewusstsein und gute Planung. Dann lassen sich in Wohngemeinschaften, in Straßenzügen oder in Wohnvierteln bestens Tiere gemeinschaftlich halten.

Die Idee vom wandernden Hasenstall, der reihum alle Rasenmäher überflüssig macht, wird dann schnell zur Realität. Kinder können gemeinschaftlich dafür sorgen, dass der Freilauf immer in einem anderen Garten steht und die umweltschädlichen Rasenmäher auch nur noch teilzeitaktiv sind, wenn überhaupt die Sense sie nicht ganz ersetzt.

Die Urlaubsvertretung hat die Aufgabe, die einzelnen Tiere auf ihren Gesundheitszustand zu überprüfen, für das Futter und reichlich frisches Wasser zu sorgen, die Funktionen der Automaten zu überprüfen und den Zaun auf undichte Stellen zu überprüfen.

CHECKLISTE! Urlaubsvertretung

Leben alle Tiere?

Gibt es kranke oder gar verendete Tiere? Wenn ja, Tierarzt konsultieren!

Ist der Zaun/Stall dicht oder zeigen sich Einbruchsspuren?

Ist die Tränke gefüllt und sauber?

Ist das Futter ausreichend und sauber?

Ergänzen des Futters.

Überprüfen der Funktionen (ggf. Elektrozaun, automatischer Schieber, Futter- und Getränkeautomaten)

Absammeln der Eier beim Federvieh (Hühnern, Enten und Gänse etc.)

Überprüfen der Nester und Stallungen auf Verunreinigungen. Im Bedarfsfall misten.


Ein Kaninchenstall und das gelagerte Holz machen die Fassade lebendig. Es ist selbstverständlich, dass auch Kaninchen Auslauf brauchen.

DIE INFRASTRUKTUR: STALLUNG, GARTEN, WIESEN UND WEIDEN

DER KLEINVIEHGARTEN

Der Kleinviehgarten ist das unmittelbare Umfeld um das Wohnhaus der Menschen beziehungsweise rund um den Kleinviehstall. Diese beiden Faktoren bestimmen die Ausstattung des Kleinviehstalls maßgeblich. Für den Menschen ist es interessant, dass unnötiger Schmutz, Geräusche und Gerüche vom Wohnhaus ferngehalten werden, was durch die Ausrichtung der Türen und Fenster und die Lage bezüglich zur Windrichtung beeinflusst werden kann.

So ist eine Stallung in Süd-West-Lage direkt vor dem Wohnzimmerfenster sicherlich nicht optimal. Auch die Rückseite eines Kaninchenstalls am Schlafzimmerfenster lässt auf eine ungünstige Raumnutzung im Kleinviehgarten schließen. Da sich die Witterung (Hitze, Feuchtigkeit …) oftmals negativ auf den Untergrund im Auslauf auswirkt, können hier auch Gedanken an die Platzierung gemacht werden. Die Kotecke einer Schweinekoppel und das Küchenfenster sind unpassende Nachbarn, während eine Weide vor der Terrasse dafür sorgt, dass man während der Mahlzeiten Tiere beobachten kann und alles im Blick hat.

Es lohnt sich auf alle Fälle je nach Tierart über die Gestaltung im Gartenraum nachzudenken. Ästhetische Gesichtspunkte spielen eine große Rolle bei der Vermittlung von Freude und Akzeptanz der Tierhaltung. Kurze Wege, gerade im Winter, erleichtern die Fütterung und Pflege und ermöglichen auch noch im höheren Alter eine gefahr- und mühelose Tierhaltung.

Ein wichtiges Merkmal ist die biologische Vielfalt des Gartens. Der Wert der Biodiversität macht sich im Kleinviehgarten bemerkbar. Bäume und Sträucher spenden Schatten und ermöglichen Staubbäder, zugleich reduzieren sie die Verdunstung von Schweinesuhlen und Schwimmteichen. Artenreiche Säume fördern die Selbstmedikation der Tiere und unterstützen Nutzinsekten bei der Parasitenkontrolle. Nisthilfen in den Bäumen steigern die Anzahl der Gartenvögel, was den Hausund Nutztieren zu Gute kommt, indem die lästigen Insekten auf natürliche Weise in Schach gehalten werden. Der Star übernimmt in unseren Breiten die Funktion des „Madenhackers“ und befreit die Weidetiere durch enge Begleitung von jeder Menge Lästlingen und Parasiten. Vielfalt ist demnach die beste Gesundheitsprävention für die Tiere. Artenreiche Hochstamm-Streuobstwiesen bieten durch den Frühjahrsschnitt der Bäume Knospen und Misteln. Die extensiven Wiesen und Weiden führen zu ausgewogener Ernährung. Strukturelemente ermöglichen den Ziegen das Klettern und bieten Schatten und Deckung für die kleineren Haustiere.


Ein schöner Anblick ist die gemischte Nutzung der Grünflächen hinterm Haus.


Ideales Areal für Kleinvieh. Gewässer für Wassergeflügel. Säume für Esel und Ziegen.

Vielfalt ist ein wichtiger Helfer bei der Gestaltung des Kleinviehgartens. Vielfalt ist tolerierte Natur und bewusste Wildnis. Sie ergänzt unsere Verantwortung für die Tiere und hilft bei der Gesundheitsprävention. Keinesfalls entbindet sie uns von unserer Sorgfalts- und Beobachtungspflicht. Ein naturnaher, wilder Garten ist sinnvoll und erstrebenswert, da er das klimaschädliche Kohlendioxid bindet. Verwilderte oder verwahrloste Haus- und Nutztiere sind dagegen nicht zu akzeptieren.

DER KLEINVIEHSTALL

Die Stallungen dienen den Tieren zum guten Leben. Das bedeutet, dass hier auf eine solide und art- bzw. rassegerechte Haltung geachtet werden sollte. Neben den typischen Anforderungen für die unterschiedlichen Tierarten spielen aber auch noch andere Aspekte eine große Rolle. Die Benutzerfreundlichkeit durch kurze Wege, sicheres Arbeiten und leichte Pflegbarkeit, die Schönheit im System, sodass der Stall zur Region, zur Landschaft zum Dorf und auch zum Haus passt. Ein Stall im Toskanastil wirkt in Schweden fremd und bei unbedachter Verwendung wie ein Fremdkörper. Dennoch kann es auch gut passen, wenn sich Kulturen vermischen und ergänzen.

In keinem Fall jedoch ist ein Stall im Baumarktstil zu rechtfertigen. Offen gezeigte Grobspanoder Siebdruckplatten, einfallsloses Wellblech, offen verbaute Hohlblocksteine haben in unseren Dörfern und in der Kulturlandschaft keinen Platz. Die Kleinviehhaltung muss schön sein, wenn sie Akzeptanz erfahren möchte. Es ist daher sinnvoll, den Baumärkten keinen Glauben zu schenken, wenn sie uns mit Lockangeboten überhäufen. Denn neben der Schönheit und den vorangegangenen Punkten spielt auch die Nachhaltigkeit und die Gesundheitsverträglichkeit eine große Rolle bei der Haltung von Nutztieren. Ökologisches Bauen mit heimischem Holz, mit Lehm und Fundsteinen geht in jedem Fall in die richtige Richtung. Regionale Ziegelsteine, Lehmflechtwände, Rundholzkonstruktionen, Natursteinmauern und Zimmermannshandwerk erfüllen alle Anforderungen an eine nachhaltige Gestaltung.

Bei den Fahrten mit der Bahn und durch Vororte fallen die Schrebergärten auf, die mit den Mitteln der Baumärkte hergerichtet werden. Keiner dieser Schrebergärten ist zukunftstauglich. Unverrottbare Bauteile zersplittern in der Witterung, Wind und Wetter machen Kunststoffe brüchig und verteilen sie in der Landschaft. Zersprungene Hohlblocksteine, geborstene Dachabdeckungen, aufgequollene OSB-Platten schaffen unnötige Probleme und Belastungen für die, die sie entsorgen müssen und somit für die Gemeinschaft.


Ein Storch zeigt an, dass es im Umfeld genug Futter gibt.


Dieses kleine Eindachbauernhaus bietet Platz für Mensch und Tier. Es beherbergt Wohnräume, Stallungen für Kleinvieh, Stroh, Heu und Futterrüben.

Der Bau von Stallungen ist ökologisch zu gestalten. Das Halten von Hühnern ist kein Grund, die zukünftigen Generationen mit Sondermüllbaustoffen zu belasten.

Unsere Freilichtmuseen geben wunderbare Beispiele für ökologisches und nachhaltiges Bauen. Sie zeigen, wie ein Leben zwischen Mensch und Tieren möglich ist, ohne dass chemisch verunreinigte Baustoffe das Leben belasten. Ein Besuch in diesen Museen gibt wichtige Ideen für tolle Stallbauten – vom Eindachbauernhaus bis hin zum Weideunterstand.


Ein harmonisches Ensemble, bestehend aus Wohnhaus, Stall- und Wirtschaftsgebäude sowie Lagerscheune. Die Anordnung ist gestaffelt, so steht das Wohnhaus leicht verschoben in der ersten Reihe im Süden. Zudem schützen die in Westrichtung gebauten Gebäude das Wohnhaus und den dahintergelegenen Wirtschaftshof vor der Witterung aus der Hauptwindrichtung. Das Einbauen einer Terrasse, eines Gemüsegartens und die Gestaltung der Weide vor dem Wohnhaus ermöglichen das Beobachten der Tiere vom Wohnzimmer aus. Außerdem kann durch das Pflanzen von Bäumen und Sträuchern die Kulissenwirkung sehr passend gestaltet werden.


Die flächendeckende Verfügbarkeit genormter Baumaterialien und die billigen Baustoffe der Großhändler sind kein Freischein dafür, dass Ihr Kleinviehstall nicht aus regionalen und ökologischen Baustoffen besteht und sich in seiner Optik harmonisch an die Region anpasst. Bauen Sie schön.

Grundbauform und Module

Die Freude an der Kleinviehhaltung bleibt lange erhalten, wenn die Infrastruktur praktisch angeordnet ist. So ist die Vermeidung langer Wege und das zeit- und kräftesparende Gestalten der Anlage ein wichtiger Faktor. Auch die Barrierefreiheit und die volle Nutzbarkeit bei Schnee und Eis beeinflussen die Tierhaltung positiv.

Der hier vorgestellte Kleinviehstall ist ein modularer Vorschlag zur Haltung verschiedener Nutztiere. Der dreigegliederte Stall bietet auf seiner Grundfläche drei variable Haltungsformen an, wobei der mittlere Teil auch als Werk- und Tierhaltungsraum fungiert und somit nur zum Teil für die Tiere zur Verfügung steht. Im Dach findet sich Platz für das Heu.

Da die Tiere unterschiedliche Anforderungen an ihren Stall haben, bespricht dieses Kapitel zunächst nur den Aufbau und die Grundbauform. Aufgrund von einzelnen Modulen gehen wir in den jeweiligen Kapiteln auf die speziellen Anforderungen der Tiere ein und besprechen die artspezifischen Anpassungen an Einrichtung und Ausstattung.

Selbstverständlich gibt es eine Fülle von Varianten und Eigenkonstruktionen, die alle für die Haltung von Kleinvieh genutzt werden können. Prädestiniert sind bestehende Stallungen in Gehöften, die durch eine Instandsetzung wieder benutzt werden können. Hierbei ist an mögliche Anpassungen in Bezug auf Tierwohl, Arbeitssicherheit und Arbeitserleichterung zu achten. Dennoch ist die Wiedernutzung bestehender Stallungen auch aus Gründen des Ressourcen- und Klimaschutzes sicherlich die sinnvollste Lösung. Die Trennung von Lagerscheune und Stall kann manchmal baulich sinnvoll sein, dennoch ist das tägliche Schleppen von Futter eine nicht zu unterschätzende Aufgabe, die durch einen integrierten Heustock erleichtert werden kann.


Grundriss

A: Hühnerstall

B: Legenester

C: Fluchtsicherer Zugang

D: Luke zu Heustock im Dach

E: Kaninchenstall

F: Vorraum

G: Futteranrichte

H: Schaf-/ Ziegenstall

I: Doppeltor

J: Voliere


Ein Kleinviehstall ist das optimale Gebäude für ambitionierte Halter und Familien mit der Freude an Haustieren. Hier finden neben den Hühnern auch noch Kaninchen und eventuell Pferde, Esel, Ziegen, Schafe oder Schweine einen sicheren Unterschlupf. Die Bauweise mit dem offenen Wirtschaftsraum ermöglicht ganzjährig geschütztes Arbeiten und einen Unterstand an nassen Tagen. Außerdem kann der zweite Anbau auch als Geräteschuppen genutzt werden, da er räumlich getrennt ist. Der Dachboden bietet ausreichend Stauraum für Heu und Stroh oder für Transport- und Obstkisten.

Multifunktionelle Futterkrippe

Die Erfahrung, welche sich durch das Halten von Tieren einstellt, wird Schritte zur Arbeitserleichterung und zur Schonung von Ressourcen hervorbringen. Dass im abgebildeten Futterstand das herausgezupfte und herunterfallende Heu durch einen Trog aufgefangen wird, erhält wertvolles Futter und schützt es vor Verunreinigungen durch Tritt. Das gerettete Heu kann in den Kaninchenstall verbracht werden.


DER AUSLAUF

Neben dem Stall und der Weide bietet der Auslauf für manche Tiere einen temporären Freigang. Der Auslauf ist für Geflügel die Voliere. Volieren bieten Schutz vor garstiger Witterung und sind für manche Tage eine Alternative zum Freilauf. Im Falle einer Stallpflicht ist die Voliere der einzige Kontakt zur Außenwelt und sollte daher für Geflügel vorschriftsmäßig und recht üppig gestaltet sein.

Ein Schweinekoben ermöglicht den Schweinen das Verlassen des Stalls, wenn die Weide zu nass ist oder anderweitig genutzt wird. Der Auslauf ist somit ein Vorhof am Stall, der den Tieren und Tierhaltern temporäre Entlastung bieten soll. Diese Entlastung sollte stets das Tierwohl als Ziel haben und zeigt, dass die Nutzung des Auslaufs zeitlich sehr begrenzt ist.


Beispiel zweier kleiner Geflügelställe: für Hühner, Gänse, Enten, Perlhühner und auch Wachteln.


Die Farben eines Schweinestalls ergänzen sich harmonisch.

DAS GRÜNLAND

Durch die Sesshaftwerdung des Menschen vergrößerten sich um die Siedlungsgebiete herum die offenen Flächen für die Haltung und Fütterung der Tiere. Während der Vegetationszeit wurden die Tiere nachts in Pferchen und Koppeln vor Raubtieren geschützt und während des Tages zogen sie – vom Hirten begleitet – auf die Weiden und Waldweiden. Zur Fütterung der Tiere während des Winters brauchte man Heu. Dieses wurde auf speziellen, unbeweideten Flächen erzeugt – den Wiesen.