Kitabı oku: «Gefährliche Liebschaften», sayfa 7

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Es war schon nicht recht, daß ich Ihnen davon etwas sagte, und Sie lassen mich das jetzt genug fühlen. Was für jeden andern bloß Aufrichtigkeit gewesen wäre, wird Ihnen gegenüber zum Leichtsinn, und würde gemeine Verleumdung, wenn ich Ihrem Verlangen nachgäbe. Ich appelliere an Sie selbst, an Ihre Ehrenhaftigkeit – halten Sie mich wirklich einer solchen Handlung für fähig? Durften Sie mir das zumuten? Doch sicher nicht; und ich bin fest davon überzeugt, Sie werden nicht mehr darauf zurückkommen, wenn Sie darüber nachdenken.

Der andere Wunsch, daß Sie mir schreiben wollen, ist kaum leichter zu gewähren. Ich will Sie nicht beleidigen – aber welche Frau könnte bei dem schlimmen Ruf, den Sie haben und den Sie nach Ihrem eigenen Geständnis wenigstens zum Teil verdienen, welche Frau könnte da ruhig sagen, daß sie mit Ihnen Briefe wechsle, und welche anständige Frau könnte etwas tun, was sie zu verheimlichen genötigt wäre? Ja, wenn Ihre Briefe so wären, daß ich niemals mich darüber zu beklagen Ursache hätte und ich es immer vor mir selber rechtfertigen könnte, sie empfangen zu haben, dann würde mich vielleicht der Wunsch, Ihnen zu beweisen, daß mich Vernunft und nicht Haß leitet, über die starken Bedenken wegkommen und mich mehr tun lassen als ich dürfte, indem ich Ihnen erlaube, mir manchmal zu schreiben. Wenn Sie das wirklich so sehr wünschen, wie Sie sagen, werden Sie sich gern der einzigen Bedingung fügen, unter der ich darein willige. Und wenn Sie nur etwas Dankbarkeit für das haben, was ich jetzt für Sie tue, werden Sie Ihre Abreise sofort ins Werk setzen. Sie bekamen doch heute morgen einen Brief und haben diese Gelegenheit doch nicht, wie Sie mir versprachen, benutzt, Frau von Rosemonde Ihre dringend nötige Abreise mitzuteilen. Hoffentlich hält Sie nun nichts mehr davon ab, Ihr Wort zu halten, und ich erwarte bestimmt, daß Sie nicht erst auf die von Ihnen verlangte mündliche Unterredung warten, zu der ich mich unter keiner Bedingung bestimmen lassen werde. Statt des Befehles, den Sie angeblich nötig haben, werden Sie sich wohl nun mit der wiederholten Bitte zufrieden geben. Und so Adieu. von T.

Schloß . . ., den 27. August 17..

Vierundvierzigster Brief

Der Vicomte von Valmont an die Marquise von Merteuil.

Nun wollen wir überlegen, meine schöne Freundin. Sie wissen wie ich, daß die höchst gewissenhafte und sehr anständige Frau von Tourvel die erste meiner zwei Forderungen einfach nicht gewähren kann – sie wird das Vertrauen ihrer Freunde nicht verraten, indem sie mir die Namen meiner guten Feinde nennt. Da ich aber alles nur auf die Erfüllung dieser Bedingung hin verspreche, verspreche ich gar nichts. Nun wird aber die abschlägige Antwort, die sie mir sicher geben wird, für mich ein Anrecht auf alles übrige, wobei ich nur gewinne: ich reise ab und korrespondiere mit ihr. Denn auf das verlangte Rendezvous lege ich keinen Wert und hatte das keinen andern Zweck, als sie so allmählich daran hinzuführen, mir spätere wichtigere und nötigere Zusammenkünfte nicht abzuschlagen.

Eines bleibt mir vor meiner Abreise noch zu tun: ich muß herausbekommen, wer die Leute sind, die sich bei ihr mit meiner Person so liebenswürdig beschäftigen. Vielleicht ihr Idiot von Mann, und das wäre mir nicht unangenehm. Abgesehen davon, daß die eheliche Notwehr dem Verlangen eine Lust mehr ist, bin ich sicher, daß ich von dem Augenblick an, da mein Schatz in die Korrespondenz einwilligt, nichts mehr von ihrem Manne zu fürchten habe, denn da betrügt sie ihn schon.

Sollte es aber eine intime Freundin von ihr sein, die bei ihr gegen mich hetzt, so muß ich die beiden natürlich auseinanderbringen, und das werde ich schon fertig bekommen. Aber wissen muß ich es vor allem. Gestern dachte ich schon, daß mir die nötige Aufklärung würde, aber diese sonderbare Frau tut alles anders als andere Frauen. Wir waren bei ihr, als man zum Diner ruft. Sie war gerade mit der Toilette fertig, beeilt sich, entschuldigt sich und läßt darüber, wie ich bemerkte, den Schlüssel zu ihrem Schreibtisch stecken; den zu ihren Räumen zieht sie nie ab. Während der Mahlzeit höre ich ihre Kammerjungfer herunterkommen, ich schütze Nasenbluten vor und gehe hinaus. Stürme an den Schreibtisch, dessen Schubladen alle offen sind – und finde nicht ein einziges beschriebenes Blatt. Und jetzt heizt man doch nicht! Aber was macht sie denn mit den vielen Briefen, die sie bekommt? Ich habe alles durchsucht und nichts dabei gewonnen als die Überzeugung, daß die kostbaren Briefe in ihrer Tasche bleiben. Aber wie sie da herausbekommen? Seit gestern denke ich über ein Mittel nach, und ich muß die Briefe haben! Man kann so viel und hat kein Talent zum Taschendieb. Die Liebe und ihre Künste sollten wirklich in den Erziehungsplan des Menschen aufgenommen werden. Aber unsere Eltern und Lehrer denken an gar nichts, und ich muß es tun und komme nur darauf, daß ich ungeschickt bin und das nicht ändern kann.

Ich setze mich also wieder und sehr verstimmt zu Tisch. Meine Dame besserte etwas meine schlechte Laune, da sie mich teilnahmsvoll nach meinem gar nicht vorhandenen Unwohlsein fragte, und ich versäumte es natürlich nicht, ihr zu gestehen, daß ich in letzter Zeit viel an heftigen Aufregungen litte, die meine Gesundheit zugrunde richteten. Sie ist doch davon überzeugt, daß sie davon die Ursache sein muß, aber ihre Frömmigkeit kennt die Barmherzigkeit nicht – sie verweigert die kleinste Liebesgabe, und das gibt doch ein Recht auf den Raub, nicht? Aber Adieu! Während ich Ihnen schreibe, denke ich an nichts sonst als an diese verfluchten Briefe.

Auf Schloß . . ., den 27. August 17..


Fünfundvierzigster Brief

Der Vicomte von Valmont an die Marquise von Merteuil.

Freuen Sie sich mit mir, schöne Freundin – ich werde geliebt! Ich habe dieses widerspenstige Herz gezähmt und besiegt. Umsonst verstellt sie sich noch und tut anders – meine Geschicklichkeit hat ihr das Geheimnis entlockt, und ich weiß nun alles, was ich zu wissen brauche. Seit der Nacht, seit der glücklichen gestrigen Nacht, bin ich wieder in meinem Element und lebe ich wieder mein Leben. Zwei Geheimnisse habe ich entdeckt: das der Liebe und das der Gemeinheit, das eine werde ich voll genießen und an dem andern mich rächen, und so ist mein Weg von Vergnügen zu Vergnügen. Der bloße Gedanke daran gibt mir solche Wonnen, daß ich mich zusammennehmen muß, um mit einiger Ordnung zu erzählen, wie alles das kam.

Also: Kaum hatte ich Ihnen gestern geschrieben, als ich von Frau von T. einen Brief bekam, den ich Ihnen beilege; Sie finden darin, wie sie mir so wenig ungeschickt als sie kann die Erlaubnis gibt, ihr zu schreiben. Sie drängt auf meine Abreise, und ich weiß wohl, daß ich sie nicht zu lange hinausschieben kann, ohne mir zu schaden. Aber mich plagte es noch immer, zu erfahren, wer gegen mich intrigiert haben konnte, und so wußte ich nicht was tun. Ich versuchte es bei der Kammerjungfer, sie sollte mir die Taschen ihrer Herrin ausliefern. Ich bot ihr zehn Louis für die kleine ganz gefahrlose Gefälligkeit, aber das Mädel ist eine ängstliche oder eine gewissenhafte Gans, die sich weder von meiner Beredsamkeit noch von meinem Geld gewinnen ließ. Ich rede noch in sie hinein, da läutet es zum Souper. Ich muß sie stehen lassen, froh genug, daß sie mir wenigstens versprach, reinen Mund zu halten, denn ich erwartete nicht einmal das. Ich war in einer miserablen Laune und machte mir den ganzen Abend Vorwürfe wegen meiner Unvorsichtigkeit.

Etwas beunruhigt zog ich mich zurück und sprach mit meinem Diener, der als glücklicher Liebhaber doch einigen Einfluß auf das Frauenzimmer haben mußte. Er sollte von dem Mädel verlangen, was ich gewollt hatte oder sich wenigstens ihrer absoluten Verschwiegenheit versichern. Aber diesem Menschen, dem sonst nichts unmöglich vorkommt, schien der Erfolg dieses Handels unsicher, und er machte darüber eine Bemerkung, deren tiefer Sinn mich verblüffte.

»Der gnädige Herr wissen gewiß besser als ich, daß mit einem Mädchen ins Bett liegen nichts weiter bedeutet als das zu tun, was ihr Spaß macht. Aber von da bis dahin, daß sie macht was wir wollen, ist's oft noch sehr weit. Für dieses Frauenzimmer steh ich um so weniger, weil ich, und mit Grund, glaube, daß sie einen seriösen Liebhaber hat, und ich ihre Gunst nur dem etwas regellosen Leben auf dem Lande verdanke – ich stellvertrete nur.« Der Junge ist doch ein Juwel, nicht? »Und was nun das Stillschweigen anlangt, was würde uns ihr Versprechen nützen, da sie doch gar nichts dabei riskiert, wenn sie nicht schweigt und uns anlügt? Mit ihr darüber reden, das würde ihr nur noch mehr zeigen, wie wichtig uns das ist, und da bekäme sie nur noch größere Lust, sich bei ihrer Herrin als treue Dienerin zu inszenieren.«

Das war alles nur zu wahr, und meine Situation wurde nicht besser. Glücklicherweise war der Schlingel im besten Zug und ich ließ ihn reden. Er erzählt mir also von seinem Verhältnis mit dem Mädchen und kommt dabei auch darauf, daß ihr Zimmer nur durch eine Art Verschlag von dem ihrer Herrin getrennt ist, und weil man da jedes Geräusch hindurch hören könne, kämen sie jede Nacht in seinem Zimmer zusammen. Darauf baute ich meinen Plan, zusammen mit meinem Diener, und führten ihn mit bestem Erfolg aus.

Ich wartete, bis es zwei Uhr morgens war und begab mich dann wie verabredet in das Zimmer, in dem die beiden ihre Zusammenkünfte pflegten. Mit einem Licht in der Hand trat ich ein: ich hätte wiederholt umsonst geklingelt. Mein Diener war vollendet in seiner Rolle, spielte sehr geschickt eine kleine Überraschungsszene mit Verzweiflung und tausend Entschuldigungen, die ich damit zum Schluß brachte, daß ich ihn wegschickte, mir Wasser wärmen zu lassen. Die treue Kammerjungfer wußte vor Scham nicht wohin; mein Junge hatte nämlich noch ein Übriges getan und die Kleine zu einer Toilette veranlaßt, wie sie die Jahreszeit wohl mit sich brachte, aber nicht ganz entschuldigte. Ich gestattete ihr natürlich weder die Position noch die Toilette zu ändern, denn je größer die Scham, desto leichter bekam ich das Geschöpf in meine Hand. Mein Diener erwartete mich auf meinem Zimmer, und so setzte ich mich ruhig neben die Kleine aufs Bett, das etwas sehr in Unordnung war, und fing an. Ich durfte die Macht, die mir die Situation über das Mädchen gab, nicht riskieren und blieb kalt, kalt ... ich erlaubte mir nicht den geringsten Scherz mit ihr, was zu erwarten ihr die Situation und ihr hübsches Gesicht wohl das Recht gaben, und sprach mit ihr, nüchtern und sachlich wie ein Magistratsbeamter. Ich würde ihr verliebtes Geheimnis bewahren, wenn sie mir nächsten Tages zur selben Stunde ausliefert, was ihre Herrin in den Taschen hat. Und bei den zehn Louis bliebe es außerdem. Wie Sie sich denken können, versprach das Mädchen alles; ich zog mich zurück und gestattete dem glücklichen Paar, die verlorene Zeit wieder einzubringen; die meine benutzte ich zum Schlafen.

Des Morgens dachte ich an einen Vorwand, den Brief meiner Widerspenstigen nicht zu beantworten, bevor ich nicht ihre Papiere durchgesehen hatte, ging also auf die Jagd und blieb fast den ganzen Tag aus. Bei meiner Rückkehr war es ein etwas kühler Empfang – man war sicher pikiert, daß ich so wenig Eifer zeigte, die kurze Zeit meines Bleibens auszunützen, besonders nach dem liebenswürdigen Brief, den sie mir geschrieben hatte.

Ich schließe das aus ihrer Antwort auf Vorwürfe, die mir Frau von Rosemonde über meine lange Abwesenheit machte; meine Dame sagte darauf nämlich etwas spitz: »Ach, machen wir Herrn von Valmont doch nicht Vorwürfe darüber, daß er sich dem einzigen Vergnügen hingibt, das er hier finden kann.« Ich beklagte mich natürlich über diese falsche Meinung und benutzte die Gelegenheit, zu versichern, daß ich mich in der Gesellschaft der Damen so wohl fühle, daß ich ihr zu Liebe einen sehr wichtigen Brief, den ich zu schreiben hätte, versäume. Und fügte noch hinzu, daß ich seit manchen Nächten den Schlaf nicht fände und versucht hätte, ob ihn mir vielleicht die Ermüdung bringen würde – und mein Blick erklärte genügend Brief und Schlaflosigkeit. Ich war den ganzen Abend sehr um eine melancholische Zärtlichkeit bemüht, was mir gut zu gelingen schien, und unter der ich die Ungeduld verbarg, mit der ich die Stunde herbeisehnte, die mir die Entdeckung des ängstlich gewahrten Geheimnisses bringen sollte. Endlich trennten wir uns, und bald darauf brachte mir die treue Kammerjungfer den bedungenen Preis meines Stillschweigens.

Ich war also endlich der Herr des Schatzes und ging mit aller Vorsicht an seinen Inhalt; denn es war wichtig, das alles wieder richtig auf seinen Platz kam. Zuerst fand ich zwei Briefe des Gatten, ein unverdauliches Gemisch von Prozeßdetails und ehelichen Liebestiraden, was ich mit Geduld zu Ende las und worin ich kein Wort fand, das mich betraf. Verstimmt legte ich dieses Geschreibsel wieder zurück, aber meine Laune wurde besser, als ich die Stücke meines hübschen Briefes aus Dijon fand, sorgfältig zusammengelegt. Ich hatte den guten Einfall, ihn durchzulesen und können Sie sich meine Freude vorstellen, als ich darin deutliche Spuren von Tränen meiner angebeteten Frau sah? Ich benahm mich wie ein Jüngling und küßte den Brief mit einer Leidenschaft, die ich mir gar nicht mehr zutraute. Ich suchte weiter und fand alle meine Briefe, einen um den andern nach dem Datum geordnet. Was mich höchst angenehm überraschte, war, meinen ersten, den ich mir schnöde zurückgegeben glaubte, von ihrer Hand sorgfältig abgeschrieben zu finden, mit einer zitternden bewegten Hand, dem Zeugen der süßen Erregtheit ihres Herzens.

Bis dahin war alles Liebe, nun kam die Wut. Wer, glauben Sie, ist es, der mich bei dieser angebeteten Frau verleumdet? Welche Kanaille halten Sie für niederträchtig genug, so etwas auszuhecken? Sie kennen sie, es ist Ihre Freundin, Ihre Verwandte – Frau von Volanges! Sie glauben nicht, was für Scheußlichkeiten diese Megäre über mich geschrieben hat.


Sie, nur sie allein, hat die Ruhe dieser engelgleichen Frau gestört, und auf ihre Ratschläge, auf ihre Befehle hin bin ich gezwungen, von hier weg zu gehen; diesem Weibe opfert man mich. Ja wahrhaftig,, man muß ihr ihre Tochter verführen, und nicht genug daran, sie soll sie verlieren! Da das Alter diese verdammte Frau in seinen Schutz nimmt, muß man sie in ihrer Tochter treffen.

Diese Frau will also, daß ich nach Paris zurückkehre! Sie zwingt mich dazu! Gut, ich kehre zurück; aber sie wird über meine Rückkunft jammern. Dumm ist, daß Danceny der Held dieses Abenteuers werden soll; er besitzt solche bedeutende Hintergründe von Ehrlichkeit, was uns die Sache erschweren wird. Aber er ist verliebt, und ich sehe ihn oft; man muß daraus profitieren. Mein Zorn macht mich ganz vergessen, daß ich Ihnen ja noch erzählen muß, was heute geschehen ist. Also weiter.

Heute morgen sah ich meine empfindsame Nonne wieder – nie noch habe ich sie so schön gefunden! Und das mußte wohl so sein: der schönste Augenblick im Leben einer Frau, der einzige, der diesen Rausch der Seele hervorbringen kann, von dem man immer spricht, den man aber so selten erlebt, ist der, wo wir die Gewißheit ihrer Liebe, aber noch nicht deren Gnaden haben. Und das war mein Fall. Vielleicht war es auch der Gedanke, daß ich bald nicht mehr die Lust ihres Anblicks genießen würde, was zu ihrer Verschönerung half. Endlich kam die Post und ich erhielt Ihren Brief vom 27.; und während ich ihn las, zögerte ich noch, ob ich mein Wort halten sollte; als ich den Blick meiner Schönen traf, da war es mir unmöglich, ihr nicht zu gehorchen.

Ich habe also meine Abreise angekündigt. Einen Moment darauf ließ uns Frau von Rosemonde allein – aber ich machte kaum vier Schritte auf meine scheue Freundin hin, als sie aufsprang und wie entsetzt rief: »Lassen Sie mich! lassen Sie mich! Um Gotteswillen. lassen Sie mich!« – Was mich nur noch mehr erregte. Schon war ich bei ihr und hielt ihre Hände, die sie mit einer rührenden Gebärde ineinander legte, und begann sehr zärtlich von meinen Qualen zu reden, als ein feindlicher Dämon Frau von Rosemonde zurückführte, was die fromme Schöne, die schon einigen Anlaß zur Furcht hatte, benutzte, sich zurückzuziehen.

Ich reichte ihr noch einmal die Hand und sie nahm sie, und ich drückte die ihre. Erst wollte sie sie wieder zurückziehen, aber ich bat, daß sie sie mir ließe. Doch sie antwortete auf das, was ich sagte, mit keiner Gebärde, mit keinem Wort. An ihrer Türe angekommen, wollte ich ihre Hand küssen und sie sträubte sich wieder sehr ernsthaft; aber ein sehr zärtliches »Bedenken Sie doch, daß ich fortgehe!« machte ihre Verteidigung zögernd und ungeschickt. Doch kaum fühlte die Hand den Kuß, als sie auch schon die Kraft fand, mir zu entschlüpfen, und sie trat in ihr Zimmer, vor dem meine Geschichte endet.

Wie ich vermute, sind Sie morgen bei der Marschallin von **, wo ich Sie sicher nicht aufsuchen werde. Wir dürften, glaube ich, sehr vieles zu besprechen haben, besonders auch die Geschichte mit der kleinen Volanges, die ich nicht aus den Augen verliere, und so lasse ich diesen Brief, so lang er auch ist, mir vorausgehen und will ihn erst schließen, wenn die Post abgeht: denn wie die Dinge jetzt stehen, kann ein Zufall alles wieder ändern, und diesen möglichen Zufall will ich noch abwarten.

P. S. Abends acht Uhr.

Nichts Neues; keinen Augenblick für die kleinste Freiheit, »Sie« zeigt aber so viel Traurigkeit, als es der Anstand mindestens erlaubt. Etwas vielleicht nicht ganz Unbedeutendes ist eine Einladung, mit der mich Frau von Rosemonde an Frau von Volanges beauftragt hat, einige Zeit bei ihr auf dem Lande zu verbringen.

Adieu, meine schöne Freundin – auf morgen oder spätestens übermorgen!

Schloß . . ., den 28. August 17..


Sechsundvierzigster Brief

Frau von Tourvel an Frau von Volanges

Gnädige Frau! Herr von Valmont ist diesen Morgen abgereist; es schien Ihnen an dieser Abreise so viel gelegen, daß ich glaube, Sie davon benachrichtigen zu müssen. Frau von Rosemonde bedauert sie sehr, denn die Gesellschaft ihres Neffen ist, wie man zugeben muß, sehr angenehm. So brachte sie den ganzen Vormittag damit zu, mir von ihm zu erzählen, mit jener Zärtlichkeit, die Sie an ihr ja kennen, und ließ nichts über ihn kommen. Ich glaubte ihr die Höflichkeit schuldig zu sein, zuzuhören ohne ihr zu widersprechen, und dies um so mehr, als man zugeben muß, daß sie in Manchem wirklich recht hat. Und ich fühlte um so stärker, daß ich mir die Ursache dieser Trennung vorzuwerfen habe und weiß, daß ich sie dafür nicht entschädigen kann. Sie wissen ja, daß meine Natur nur wenig heiter ist, und das Leben, das wir hier führen, ist nicht dazu angetan, meine geringe Heiterkeit zu vermehren.

Wenn ich nicht nach Ihrem Befehl gehandelt hätte, würde ich fürchten, etwas zu leichtsinnig gewesen zu sein; denn ich war wirklich betrübt über den Schmerz meiner würdigen Freundin, der mich in einer Weise rührte, daß ich gerne meine Tränen mit den ihrigen vereint hätte.

Wir leben jetzt in der Hoffnung, daß Sie die Einladung annehmen werden, die Herr von Valmont Ihnen von Frau von Rosemonde zu überbringen hat, und einige Zeit bei uns weilen. Sie zweifeln wohl nicht an der Freude, die ich darüber haben werde, Sie hier zu sehen; und wirklichn sind Sie uns auch diese Entschädigung schuldig. Ich würde mich freuen, bei dieser Gelegenheit die schnellere Bekanntschaft von Fräulein von Volanges zu machen und Ihnen mündlich die Versicherung meiner ehrfurchtsvollen Gefühle zu geben.

Schloß . . ., den 29. August 17..

Siebenundvierzigster Brief

Chevalier Danceny an Cécile von Volanges.

Was ist denn passiert, meine anbetungswürdige Cécile? Was konnte denn eine so schnelle und ach so grausame Änderung in Ihnen hervorrufen? Was wurde aus Ihren Schwüren der ewigen Gefühle für mich? Gestern noch wiederholten Sie sie mir – was konnte Sie sie heute vergessen machen? Ich mag mich fragen wie ich will, in mir kann ich keine Ursache finden, und doch ist mir schrecklich, sie bei Ihnen zu suchen. Ach, ich weiß! Sie sind weder leichtsinnig noch kokett, und selbst in diesem Augenblick der Verzweiflung kann ein kränkender Zweifel meiner Seele nichts anhaben. Durch welchen unseligen Zufall sind Sie nicht mehr dieselbe? Nein, Grausame, Sie sind es nicht mehr! Die zärtliche Cécile, die Cécile, die ich anbete, und von der ich diese Schwüre bekam, hätte meinen Blick nicht gemieden, wäre nicht dem glücklichen Zufall ausgewichen, der mich in ihre Nähe führte; oder, wenn irgendein mir unbegreiflicher Grund sie dazu veranlaßt hätte, mich so streng zu behandeln, hätte sie es nicht verschmäht, mich davon zu unterrichten.

Ah! Sie wissen nicht, Sie werden nie wissen, meine Cécile, was Sie mich heute leiden ließen, was ich jetzt noch leide. Glauben Sie denn, daß ich ohne Ihre Liebe leben kann? Als ich ein Wort von Ihnen verlangte, ein einziges Wort, das meine Furcht zerstreuen sollte, da haben Sie statt mir zu antworten getan, als ob Sie fürchteten, von Unberufenen gehört zu werden; und dieses Hindernis, das nicht einmal existierte, ließen Sie durch den Platz, den Sie sich im Kreise wählten, wachsen. Als ich gezwungen war, Sie zu verlassen, und ich Sie nach der Stunde fragte, zu welcher ich Sie morgen wieder sehen könnte, da taten Sie, als wüßten Sie es nicht, und es mußte Frau von Volanges sein, die mich davon unterrichtete! So wird der so sehr ersehnte Moment, mich Ihnen zu nähern, mich morgen unruhig finden, und das Vergnügen, Sie zu sehen, das bis jetzt meinem Herzen so teuer war, wird nun von der Furcht ersetzt werden, Ihnen lästig zu sein.

Schon jetzt fühle ich diese Furcht, die mich zurückhält, Ihnen von meiner Liebe zu sprechen. Das »ich liebe Sie«, das ich so gerne wiederholte, wenn ich es wieder hören könnte, dieses selige Wort, das meinem Glück genügte, gibt mir, wenn Sie sich geändert haben, nur noch ewige Verzweiflung. Ich kann es nicht glauben, daß dieser Talisman der Liebe seine ganze Macht verloren hat, und ich versuche noch ihn zu benutzen. Ja, meine Cécile, ich liebe Sie! Wiederholen Sie mit mir dieses Wort meines Glücks! Bedenken Sie, daß Sie mich daran gewöhnt haben, es zu hören, und daß mir es rauben heißt, mich zu einer Qual verdammen, die so wie meine Liebe nur mit meinem Leben endigt.

Paris, den 29. August 17..

Achtundvierzigster Brief

Der Vicomte von Valmont an die Marquise von Merteuil.

Ich werde Sie heute noch nicht sehen, meine schöne Freundin, und davon sind das meine Gründe, die ich Sie in Gnade hinzunehmen bitte.

Statt gestern direkt zurückzukehren, habe ich mich bei der Komtesse ** aufgehalten, deren Schloß beinahe auf meinem Weg liegt, und wo ich mich zum Diner einlud. So kam ich erst gegen 7 Uhr in Paris an und ging in die Oper, wo ich Sie zu sehen hoffte.

Als die Oper aus war, ging ich zu meinen Freunden hinter der Bühne und fand da meine alte Emilie, umgeben von einem zahlreichen Hof von Herren und Damen, denen sie am selben Abend noch ein Souper bei P ... gab. Ich war kaum hinzugetreten, als mich auch schon alles bat, mit von der Partie zu sein. Ein kleines, dickes und kurzes Gesicht war darunter, das mich in einem schrecklichen Holländisch-Französisch einlud und dessen Besitzer sich später als der wirkliche Held des Abends herausstellte. Ich nahm an.

Unterwegs erfuhr ich denn, daß das Haus unseres Rendezvous' der bedungene Preis für Emiliens Güte für das groteske kurze Gesicht und daß das Souper in aller Form ein Hochzeitsmahl wäre. Der kleine Mann kannte sich nicht mehr vor Freude und in Erwartung des Glückes, das ihm bevorstand; er schien mir so über die Maßen glücklich, daß mich die Lust ankam, ihn darin ein bißchen zu stören – was ich denn auch tat.

Die einzige Schwierigeit kam von Emilie, die der Reichtum dieses holländischen Bürgermeisters etwas nachdenklich machte. Nach einigem Hin und Her ging sie aber doch auf meinen Plan ein, dieses kleine Bierfaß mit Wein voll zu gießen und für den Rest der Nacht unschädlich zu machen.

Die großartige Idee, die wir uns von einem holländischen Trinker gemacht hatten, ließ uns alle Mittel anwenden. Und die Absicht gelang so gut, daß der Kleine beim Dessert schon nicht mehr die Kraft hatte, das Glas zu halten: die gütige Emilie half aber bereitwilligst zum Letzten, so daß er endlich unter den Tisch fiel, in einer Betrunkenheit, die wohl ihre acht Tage brauchen wird. Wir beschlossen also, ihn nach Paris zurückzubefördern, und da er seinen Wagen weggeschickt hatte, so luden wir ihn in den meinen, und ich vertrat seine Stelle. Ich erhielt die Komplimente und Gratulationen der ganzen Gesellschaft, die bald darauf verschwand und mich Herrn des Feldes ließ. Die lustige Stimmung und vielleicht auch die lange Enthaltsamkeit ließen mich Emilie so wünschenswert erscheinen, daß ich ihr versprach, bis zur Wiederauferstehung des Holländers bei ihr zu bleiben.

Meine Belohnung ist unter anderem auch dies, daß mir Emilie als Schreibpult dient, während ich an meine schöne fromme Liebe schreibe; es macht mir Spaß, ihr eine Epistel in dem Bette und beinahe in den Armen eines Mädchens zu schreiben, unterbrochen von vollkommenster Untreue, und ihr in dem Brief eine genaue Schilderung meiner Situation und meines Verhaltens zu geben. Emilie, die las, was ich schrieb, lachte darüber wie eine Verrückte, und ich glaube, Sie werden es nicht anders machen.

Da mein Brief von Paris aus gestempelt sein muß, schicke ich ihn Ihnen und ich lasse ihn offen. Wollen Sie ihn gütigst lesen, ihn schließen und zur Post befördern.

Bitte benutzen Sie aber nicht Ihr Siegel, auch sonst keines mit einem Liebesemblem, und Adieu, meine schöne Freundin.

P. S. Ich öffne noch einmal den Brief; ich habe Emilie ins Theater geschickt und will die Zeit benutzen, Sie zu sehen. Ich werde spätestens um sechs Uhr bei Ihnen sein, und wenn es Ihnen recht ist, gehen wir zusammen um sieben Uhr zu Frau von Volanges. Ich darf anständigerweise mit der Einladung, die ich ihr von Frau von Rosemonde zu überbringen habe, nicht mehr länger verziehen. Und dann wäre es mir auch lieb, die kleine Volanges zu sehen.

Adieu, meine schöne Dame. Ich werde ein solches Vergnügen haben, Sie zu umarmen, daß der Chevalier darüber eifersüchtig sein kann.

P..., den 30. August 17..

Neunundvierzigster Brief

Der Vicomte von Valmont an Frau von Tourvel (mit dem Poststempel Paris).

Nach einer stürmischen Nacht, während welcher ich kein Auge schloß, und die ich in einer verzehrenden Glut der Erregung zubrachte, oder in der völligen Niedergeschlagenheit aller Kräfte meiner Seele, komme ich zu Ihnen, gnädige Frau, um die Ruhe zu suchen, deren ich bedarf, und die zu erlangen ich noch kaum zu hoffen wage. Die Situation, in der ich mich befinde und aus der ich Ihnen schreibe, läßt mich wahrhaftig mehr denn je die unwiderstehliche Gewalt der Liebe erkennen, und es wird mir schwer, so viel Gewalt über mich zu gewinnen, nur einige Ordnung in meine Gedanken zu bringen; und jetzt sehe ich schon, daß ich diesen Brief ohne Unterbrechung nicht beendigen werde. Könnte ich hoffen, daß Sie einmal diese Erregung teilen, die ich in diesem Augenblicke empfinde? Doch wage ich zu glauben, Sie könnten nicht unempfindlich dagegen sein, würden Sie meinen Zustand ganz kennen. Glauben Sie mir, gnädige Frau, die kühle Ruhe, der friedliche Schlaf der Seele, das Bild des Todes – das führt nicht zum Glück, dies können nur die tätigen, wirkenden Leidenschaften; und trotz der Schmerzen, die Sie mich jetzt erdulden lassen, glaube ich Ihnen mit gutem Gewissen versichern zu können, daß ich in diesem Augenblicke glücklicher bin als Sie. Umsonst überschütten Sie mich mit Ihrer verzweifelnden Unerbittlichkeit; sie hindert mich nicht, mich ganz meiner Liebe hinzugeben und in dem Rausch, den sie mir gibt, die Verzweiflung zu vergessen, der Sie mich ausliefern. So räche ich mich für die Verbannung, zu der Sie mich verurteilen. Niemals machte mir das Schreiben an Sie so viel Freude; niemals empfand ich während dieser Beschäftigung eine so wunderbare weiche und doch intensive Erregtheit. Alles scheint meine Ekstase zu vermehren: die Luft, die ich atme, ist voll Wollust, der Tisch, auf dem ich Ihnen schreibe, ist zum erstenmal diesem Zwecke geweiht und wird zum geheiligten Liebesaltar für mich werden, und ich werde darauf den Schwur schreiben, Sie ewig zu lieben! ... Verzeihen Sie, ich bitte Sie, die Verwirrtheit meiner Sinne. Ich sollte mich vielleicht weniger einer Leidenschaft ergeben, die Sie nicht teilen ... und ich muß Sie für einen Augenblick verlassen, um eines tollen Rausches Herr zu werden, der mit jedem Augenblick wächst und stärker ist als ich ...

Ich kehre zu Ihnen zurück, gnädige Frau, und nicht anders als in der gleichen Ergebenheit. Doch ist das Gefühl des Glückes weit von mir geflohen, und hat dem der grausamsten Entbehrung Platz gemacht. Was nützt es, Ihnen von meinen Gefühlen zu sprechen, wenn ich umsonst nach den Mitteln suche, Sie davon zu überzeugen? So vieles habe ich versucht und nun verläßt mich das Vertrauen und die Kraft zugleich. Wenn ich mir noch die Freuden der Liebe zurückrufe, so nur um desto stärker deren Entbehrnis zu empfinden. Ich sehe nirgends sonst Trost als in Ihrer nachsichtigen Güte und ich fühle in diesem Augenblicke nur zu sehr, wie ich sie nötig habe. Niemals war meine Liebe ehrfurchtsvoller, niemals weiter von aller Kränkung, und ich darf es wohl sagen: sie ist so, daß die strengste Tugend sie nicht zu fürchten brauchte. Aber ich selbst fürchte, Ihnen allzulange von den Qualen zu erzählen, die ich empfinde. Da ich sicher bin, daß Sie, die Sie die Ursache meiner Schmerzen sind, diese nicht teilen, darf ich auch Ihre Güte nicht mißbrauchen, und das wäre es, wollte ich Ihnen noch länger meinen trostlosen Zustand beschreiben. Nur dieses noch: Ich beschwöre Sie, mir zu antworten, und niemals an der Wahrheit meiner Gefühle zu zweifeln.

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