Kitabı oku: «Wir sind irr und wenn klar, nicht Viele»

Yazı tipi:

Pseudo Nym

Wir sind irr und wenn klar, nicht Viele

Einer kuckte übers Fliegernest

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Der Psychia-Tree oder: Warum ich bin wie ich wurde

Der Psychia-Teer

Die Psycho-Patin

Impressum neobooks

Der Psychia-Tree oder: Warum ich bin wie ich wurde

Die Erschöpfungsgeschichte des Universums ist schnell erzählt. Am Baum der Erkenntnis hingen die tollsten Früchte, doch ich in meiner geistigen Umnachtung ergriff natürlich den einzigen faulen Apfel am Baum, biß hinein und wurde komplett verrückt. Das hier ist nichts weiter als der Versuch einer Versuchung. Ich möchte Dir erklären, warum wir Verrückten auf diesem Planeten das Sagen haben, aber andererseits natürlich auch auf mein extrem bedauerliches Einzelschicksal verweisen, das mich immer wieder in Dänen, äh, Tränen ausbrechen läßt, sobald ich daran denke. Mein Leben war das eines ganz normalen Menschleins, doch es dauerte nicht lange, bis ich auf meinen größten Widersacher traf und daß es sich dabei um meinen Erziehungsberechtigten handelte, machte die Sache auch nicht gerade leichter. Vater Staat nahm sich meiner an und brummte mir eine dämliche Schulpflicht auf, die sich gewaschen hatte. Gewaschen hatte ich mich nie, wenn ich in aller Herrgottsfrühe meinen unendlich weiten Weg zur Bildungsanstalt zurücklegte, bei der es sich definitiv um eine Anstalt handelte und die einzige Bildung, die es dort zu bestaunen gab, war die Einbildung. Die Schulpflicht zermürbte mich von Kindesbeinen an und ich verfluchte denjenigen, der dafür verantwortlich war. Nach zehn unendlich langen sowie langweiligen Jahren hatte die sinnlose Qual endlich ein Ende und ich trat in einen neuen Lebensabschnitt ein, zumindest hatte ich mir das so vorgestellt gehabt. Aber nichts da, denn schon wieder stand mir Vater Staat auf den Füßen und musterte mich, denn er hatte einst die Wehrpflicht eingeführt gehabt und das bedeutete, daß ich ihm ein weiteres Mal ausgeliefert sein würde und ihm nicht entkommen konnte. Wehr- oder Zivildienst, das war hier die Frage und da ich weder auf das Eine noch das Andere große Lust hatte, versuchte ich es mit einem dritten Weg und wurde über die Psycho-Schiene ausgemustert. Das war leichter als gedacht, doch fortan trug ich das Stigma des Psychos eingebrannt auf meiner Stirn und hatte deswegen auf dem ersten Arbeitsmarkt selbstverständlich keine Chance mehr, denn wer stellte schon jemanden ein, der ausgemustert worden war und das auch noch aus psychischen Gründen? Also ich ganz bestimmt nicht und so dachten selbstverständlich auch viele Arbeitgeber, weshalb ich es erst gar nicht mit einer Bewerbung bei ihnen versuchte. Vater Staat hörte nach wie vor nicht damit auf, sich in mein Leben einzumischen, doch als ich darauf verzichtete, Leistungen von ihm zu erhalten, ließ er mich plötzlich in Ruhe und ich hatte das Schlimmste scheinbar überstanden. Natürlich wurde ich von allen Seiten mißtrauisch beäugt, denn der Weg, auf den ich mich begeben hatte, war eben nicht der, den die Masse bevorzugte und so fiel ich halt auf, obwohl ich genau das eigentlich vermeiden hatte wollen. Nun ja, ich isolierte mich also immer mehr, hatte keinerlei sozialen Kontakte, mied meine Mitmenschen wie das Weihwasser den Teufel und wurde ein Autist, der bekanntlich immer und überall out ist. Ohne Kommunikation mit anderen Lebewesen verkümmerte ich innerlich und wurde von Tag zu Tag paranoider, bis ich eines Tages beschloß, meiner Heimat Lebewohl zu sagen und mich auf den Weg in mein neues Leben zu machen, das ganz bestimmt hinter der nächsten Straßenecke schon ganz sehnsüchtig auf mich wartete. So spazierte ich also durch meine Heimatstadt Augsburg und schwäbelte munter vor mich hin, aber ich konnte mein neues Leben leider einfach nirgends entdecken. Das machte mir sehr schwer zu schaffen, doch plötzlich hatte ich eine Eingebung. Auf der Autobahn ging alles schneller voran und deshalb ging ich zu ihr hin, euphorisch auf sie zu und als ich dann auf ihr in Richtung München unterwegs war, fühlte ich mich so frei wie noch nie zuvor in meinem Leben. Schnellen Schrittes marschierte ich auf dem Standstreifen voran und dabei handelte es sich dann wohl vermutlich um den größten Fehler meines Lebens, denn auf dem Standstreifen soll man bekanntlich stehen und nicht gehen. Noch vor der nächsten Ausfahrt hatte mich ein Schleuser zu sich ins Auto geholt und ich war dermaßen verwirrt, daß er sich fragte, wen er sich wohl da eingefangen hatte. "Ich möchte heim ins Österreich", faselte ich wirr, doch er entgegnete: "Tut mir leid, aber dort gibt es eine Obergrenze." "Na gut, dann will ich nach Ritalin." Er lachte laut auf und ließ mich am nächsten Rastplatz aussteigen. Wer rastet, der rostet, den Spruch hatte ich mir ausnahmsweise gemerkt gehabt und deshalb dauerte es nicht lange, bis ich mich wieder auf die Autobahn begab. Diesmal walkte ich on the Überholspur und war damit natürlich die allergrößte Attraktion der A 1, mal von irgendwelchen selbstfahrenden Autos abgesehen, doch die waren ja eher auf der A 9 zwischen München und Nürnberg unterwegs. Mein kurzer Marsch zu mir selbst endete abrupt, als mich ein Porschefahrer beinahe über den Haufen fuhr und wenige Minuten später wurde ich bereits in einen Krankenwagen geladen, der mich in eine geschlossene Anstalt brachte.

Das alles wäre schon absurd und schlimm genug gewesen, doch damit fing die ganze Scheiße, äh, Chose, erst an. Nur wenige Tage, nachdem ich im Irrenhaus gelandet war, flatterte eine Rechnung für mich herein. Der Mautbetreiber, also der private Investor, der einen Teilabschnitt der Autobahn mitfinanziert gehabt hatte, hatte vom deutschen Staat Geld dafür verlangt, daß ich seine Autobahn benutzt hatte und diese Kohle wollte sich Vater Staat wiederum von mir zurückholen. "Wenn ich nicht schon irre wäre, dann würde ich spätestens jetzt verrückt werden", fiel mir dazu nur ein und eine kranke Schwester nickte zustimmend. Es handelte sich dabei um die Schwester von Hunobert Rüdelwitz und der besuchte sie einmal pro Woche, um ihr das gute Gefühl zu geben, daß man sie in der freien Welt dort draußen noch nicht völlig abgeschrieben hatte, obwohl das natürlich schon längst der Fall gewesen war. "Rabenvater Staat ist ein Ungeheuer, das seine Kinder frißt!" behauptete ich verärgert und wenige Minuten später saß ich bereits in einer alten Gummizelle und mir gegenüber befand sich ein Mann, der so aussah, als wäre er der erstgeborene Sohn von eben jenem Vater Staat. "Ich bin doch nicht der Koloß von Rhodos!" begann ich die unfreiwillige Unterredung. Er blickte kurz von seinen unleserlichen Notizen auf und erwiderte: "Hä? Wie meinen?" "Na ja, ich bin doch kein Lastwagen und auch nicht so fett, daß man mich ernsthaft für einen LKW halten könnte." "Ach so, Sie meinen bestimmt diese peinliche Mautsache. Ja, das ist alles ziemlich blöd gelaufen, genauso wie Sie letztens auf der Autobahn." "Ich lebe in einem freien Land, also gut, momentan gerade eher nicht, aber grundsätzlich schon, zahle meine Steuern und deswegen habe ich auch das Recht, eine deutsche Autobahn zu benutzen sowie notfalls sogar zu verschmutzen." "Ja, aber doch nicht als Fußgänger. Was glauben Sie, warum das Ding Autobahn heißt?" "Vermutlich weil darauf Autos fahrn", spekulierte ich wild ins Ungewisse hinein. Er nickte anerkennend und lobte: "Sehr gut. Sie sind scheinbar gar nicht so verrückt wie Sie aussehen. Können wir uns jetzt bitte endlich darüber unterhalten, warum Sie hier sind?" "Gerne. Aber erst möchte ich diese Maut-Geschichte aus der Welt geschafft haben." Er schaute mich nachdenklich an, kratzte sich kurz mit einem Bleistift hinter den Ohren; es hätte mich auch nicht gewundert, wenn sich in seiner Ohrmuschel ein Spitzer befunden hätte, mit dem er ganz schnell seinen Bleistift gespitzt hätte, aber dem war nicht so und er sprach: "Diese Privatisierung der Autobahnen, also die teilweise, war mal wieder so ein Schildbürgerstreich, der die Steuerzahler einmal mehr zusätzlich belastet, aber es gibt halt mal für uns Kinder von Vater Staat nichts Schöneres, als Geld, das uns nicht gehört und eigentlich auch nicht zusteht, zum Fenster hinaus zu werfen, schließlich ist es ja nicht unser eigenes. Dieses dämliche Mautsystem kann dummerweise nur Autos von Lastwägen unterscheiden, mehr geht bei dem Ding leider nicht und deshalb wurden Sie, weil Sie ja größer als ein normaler PKW sind, leider als LKW identifiziert und aus diesem Grund haben Sie diese Rechnung bekommen. Keine Sorge, das werden wir schon irgendwie regeln, aber es geht hier um viel Grundsätzlicheres: Was haben Sie gegen Vater Staat?" Ich schluckte. Handelte es sich bei jenem vermeintlichen Beamten auf Überlebenszeit etwa am Ende gar um einen von diesen schrecklichen Psycho-Doktoren, vor denen in den Medien immer ganz eindringlich gewarnt wurde? "Ich habe das Recht zu schweigen", konstatierte ich, doch er widersprach sogleich, nachdem er sich mit einem Taschentuch voller Popel die riesige Nase geputzt hatte: "Nein, das haben Sie nicht. Wir befinden uns hier in der geschlossensten Gummizelle, die eine geschlossene Anstalt überhaupt haben kann und nicht in einem Schweigekloster. Wenn Sie nicht reden wollen, dann kommen Sie nie wieder hier heraus." "Sie aber auch nicht." "Doch, ich schon." "Aber das ist unfair." "So ist das Leben." "Mir doch egal, wie das Leben ißt." "So kommen wir nicht weiter." "Aber trotzdem bleiben wir heiter." "Sie nicht, ich dagegen schon." "Sie reden mit mir nicht in diesem Ton." Mit betretenen Mienen starrten wir uns etwas hilflos an. Ich streckte ihm die Zunge raus, doch das schien ihm nicht sonderlich zu imponieren, weshalb ich ein wenig in der Gummizelle herumhüpfte, wobei er mich prüfend beobachtete. Nachdem ich mich abreagiert sowie ausgetobt hatte, setzte ich mich ihm gegenüber und verkündete: "Vater Staat hat mir mein Leben versaut. Immer nur Pflichten und jetzt auch noch überall diese Rechten. Das ist doch alles zum Verrücktwerden! Ich habe die Schule gehaßt und sie konnte mich auch nicht leiden. Eigentlich müßte ich für jede abgesessene Schulstunde mindestens zehn Euro Schmerzensgeld kriegen, denn so eine Verblödung der Allgemeinheit müßte normalerweise strafbar sein. Vater Staat hat sich andauernd in mein Leben eingemischt, obwohl ihn das überhaupt nichts angeht. Er hat mich einfach nicht in Ruhe gelassen und selbst hier in der Klapsmühle setzt er mir nach und belästigt mich." Der Andere erhob sich und tönte: "So, Sie Wurm, nun werde ich Ihnen einmal deutlich machen, wer in diesem Spiel der Sieger ist: Vater Staat gibt es mittlerweile schon seit vielen Jahrzehnten, Sie dagegen sind höchstens 35. Vater Staat kümmert sich um das Wohl von über 80 Millionen Menschen, darunter auch so nichtsnutzige Gestalten wie Sie. Wenn Vater Staat die Meinung vertritt, daß auch so Vollidioten wie Sie kostenlose Bildung genießen sollten, dann haben sie sich ihm und seinen Anweisungen selbstredend zu fügen, denn Vater Staat ist viel weiser, mächtiger und kompetenter als Sie." Das saß. Nun hatte es mir der Staatsmann aber ordentlich gegeben. "Vater Staat soll mich gefälligst in Ruhe lassen. Ich lehne ihn und seine Schergen ab, denn Euch geht es doch nur um Euer eigenes Wohl." "Nein, wir kümmern uns ausschließlich um das Allgemeinwohl." "Von wegen! Ihr seid gemein wohl! Das ist alles, ich möchte nun mit meinem Irrenarzt sprechen", ließ ich laut verlauten und daraufhin verließ der Beamte auf Leberzeit mit mir die Gummizelle, in der ich mich bestimmt oft wiederfinden würde.

Mein Leben als Verrückter war durchaus abwechslungsreich und unterhaltsam, zumindest wenn ich mit mir selbst redete, aber eine Sache störte mich schon: "Wann bekomme ich denn endlich ein eigenes Zimmer?" wollte ich von einem kranken Pfleger wissen, der in der Arbeit erschien, obwohl er eigentlich daheim seine Grippe auskurieren hätte sollen. "Aber Sie haben doch ein eigenes Zimmer", wandte er leicht verwegen ein. "Wollen Sie mich verarschen? Mein Bett steht im Aufenthaltsraum und darin befinden sich tagsüber andauernd meine Mitpatienten!" beschwerte ich mich lautstark. "Na und? Dann sind Sie wenigstens nicht allein, haben immer sehr nette Gesellschaft um sich herum und so wird Ihnen auch ganz bestimmt nicht langweilig", versicherte er mir und ließ mich blöde im Regen stehen. Ja, Du hast richtig gelesen, denn das Dach jener Bruchbude namens Irrenhaus war so durchlässig, daß es sogar von der Decke tropfte, wenn es draußen regnete. "Hier bei uns sind nicht nur die Patienten nicht ganz dicht", pflegte das Personal jenen untragbaren Zustand lediglich zu kommentieren. Ich wäre beinahe ausgerastet, aber gerade noch fiel mir ein, daß das auch nicht des Rätsels Lösung war, denn wenn ich so richtig durchdrehte, dann würden mich die garantiert nie wieder in die Freiheit entlassen. Versteh mich bitte nicht falsch, mir fehlte es in der Klapsmühle an gar nichts. Ich bekam täglich ausreichend zu essen, mußte also nicht selber kochen, was ich ohnehin nie gern gemacht hatte und der Fraß dort schmeckte meistens wesentlich besser als das, was ich in meiner riesigen Küche für mich hergezaubert gehabt hatte, außerdem gab es für uns ja alle möglichen Therapien, die mich sowohl forderten als auch förderten und ich hatte sogar noch ein Dach über dem Kopf, durch das es zwar mal hereinregnete, aber niemand ist vollkommen. Es hätte mich wesentlich schlimmer erwischen können, dazu kam ja auch noch, daß ich das alles völlig umsonst genoß. In gewisser Weise war ich also dann doch irgendwie in mein neues Leben gestolpert, auch wenn ich vorher nicht geglaubt gehabt hätte, daß es sich dabei um einen unendlichen Aufenthalt in der Psychiatrie handelt. Richtig Probleme hatte ich nur mit den Leuten um mich herum, denn die waren echt total durchgeknallt. Also bitte bloß nicht mißverstehen, meine Mitpatienten waren alle voll normal und total in Ordnung, vielleicht manchmal nur etwas hypersensibel, aber ansonsten menschlich top, problematisch war jedoch das komplett verrückte Pflegepersonal. Diese Leute glaubten nämlich tatsächlich allen Ernstes, daß ich und meinesgleichen die Psychos, sie selbst aber dafür völlig normal wären und das war ja so eine gestörte Wahrnehmung, daß sie fast schon pathologisch und irgendwie unheilbar erschien. Mir taten diese armen Irren echt leid, die sich einredeten, sie wären völlig gesund und müßten dafür sorgen, daß wir genauso werden wie sie, aber in ihrer geistigen Verblendung überschritten sie andauernd sämtliche Grenzen und schikanierten uns dermaßen unerträglich, daß wir oft gar nicht mehr wußten, warum wir uns das alles überhaupt noch antaten.

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