Kitabı oku: «Begriffe der Psychologie», sayfa 3
Bindungsstil siehe S. 420 ff.
Der Bindungsstil ist ein besonders wichtiges Vorhersagekriterium psychischer Gesundheit einer Person. Die »Bindungstheorie« von Bowlby (1969, 1973, 1980) betont die evolutionäre Bedeutung des Bindungsbedürfnisses ab der Geburt bis ins Erwachsenendasein und beschreibt die Folgen positiver und negativer Bindungserfahrungen in der frühen Kindheit in Abhängigkeit von der Verfügbarkeit, Zugänglichkeit und Feinfühligkeit der primären Bezugsperson (meist Mutter). Mary Ainsworth entwickelte ein standardisiertes Beobachtungsverfahren zur Identifizierung von bestimmten Verhaltensmustern, wie Kinder im Alter von 11 bis 20 Monaten auf eine Trennung von der Mutter reagieren (Ainsworth et al., 1978). siehe → Bindungsverhalten.
Bindungsverhalten siehe S. 420
Mary Ainsworth entwickelte ein standardisiertes Beobachtungsverfahren zur Identifizierung von bestimmten Verhaltensmustern, wie Kinder im Alter von 11 bis 20 Monaten auf eine Trennung von der Mutter reagieren (Ainsworth et al., 1978). In diesen Bindungsmustern (→ Bindungsstilen) drückt sich zum einen das Bindungsverhalten gegenüber vertrauten Personen aus und zum anderen eine Repräsentation der erlebten Beziehungen (»Inneres Arbeitsmodell« nach John Bowlby), einschließlich einer Repräsentation von sich selbst und den anderen (Selbstwertgefühl und Vertrauen; s. Zimmermann et al., 1995; Gallo & Smith, 2001).
binokulare Tiefenhinweise siehe S. 140
Eine lebenswichtige Wahrnehmungsfunktion ist die Transformation zweidimensionaler Netzhautbilder in eine dreidimensionale Interpretation der Wahrnehmungswelt. Aus der Wahrnehmungsforschung wissen wir, dass für die räumliche Interpretation von visuellen Eindrücken sowohl spezielle Hinweisreize in den flächigen Bildern als auch Rückmeldungen aus dem Wahrnehmungsvorgang herangezogen werden. → Monokular sind dabei jene Indikatoren, die auch einäugig wirksam werden, während die binokularen Tiefenhinweise nur über beide Augen zustande kommen. Ein physiologischer Mechanismus, der sich nur für die Einschätzung naher Distanzen (etwa bis zu zwei Metern) eignet, ist das Ausmaß der → Konvergenz der Augenachsen in Richtung eines fixierten Objekts. Je stärker die Augenachsen von der parallelen Ferneinstellung in eine konvergierte Naheinstellung überwechseln müssen, als desto näher wird das Objekt empfunden. Ein zweiter Hinweis auf die räumliche Tiefe eines Objekts stammt von den unterschiedlichen Perspektiven beider Augen bzw. von den in beiden Augen unterschiedlichen Netzhautbildern für nahe Gegenstände, was auch als → retinale Disparität oder als »binokulare Querdisparation« bezeichnet wird. Die etwas unterschiedlichen linksäugigen und rechtsäugigen Abbildungen naher Gegenstände werden vom Gehirn für die Berechnung einer Räumlichkeitsinterpretation genützt, was am Beispiel sogenannter »magischer Bilder« eindrucksvoll demonstriert werden kann. Diese und andere → optische Täuschungen lassen sich durch den Versuch des Wahrnehmungssystems erklären, flächige Darstellungen unter Heranziehung von Tiefenhinweisen räumlich zu interpretieren.
Binomialverteilung siehe S. 73
Die besondere Bedeutung der → Normalverteilung (oder »Gauß’schen Glockenkurve«) und der (mit ihr verwandten) Binomialverteilung in der Statistik ist darauf zurückzuführen, dass beide als Idealformen zufallsbedingter Verteilungsprozesse angesehen werden. Bei empirischen Variablen wird angenommen, dass sich ihre Werte aus einer wahren Komponente und einer zufälligen Fehlerkomponente zusammensetzen.
Biofeedback siehe S. 194
Als Biofeedback bezeichnet man die zumeist elektronische Registrierung und optische oder akustische Rückmeldung von physiologischen Reaktionen (z. B. Herzschlag, Blutdruck, Muskelspannung). Damit werden im physiologischen System Funktionsveränderungen trainierbar, die sonst nicht willkürlich steuerbar sind.
biologische Perspektive siehe S. 50
Bei dieser Forschungsausrichtung werden psychologische Phänomene hauptsächlich durch die Funktionsweise der Gene, des Gehirns, des Nervensystems oder anderer biologischer Systeme erklärt.
biologischer Rhythmus siehe S. 109
Viele Lebensprozesse werden vom Tag-Nacht-Rhythmus beeinflusst, sodass sich im Laufe der Evolution auch beim Menschen eine Art »innere Uhr« herausgebildet hat. Dieser → zirkadiane Rhythmus (Biorhythmus) reguliert die Wachheit des Organismus in Phasen von »zirka« einem Tag (lat. »dies«: Tag), genauer 24–25 Stunden (»Chronobiologie«). Die kleinen individuellen Abweichungen des → Biorhythmus vom realen 24-Stunden-Tagesrhythmus werden durch die verantwortlichen Steuerungszentren im Gehirn (Suprachiasmatische Kerne, Hypothalamus, Zirbeldrüse) aufgrund von Lichtwahrnehmungen und Tagesrhythmus (z. B. Essintervalle) korrigiert (Birbaumer & Schmidt, 2006). Bei regulärem Biorhythmus sinken in der Nacht die Körpertemperatur, die Atemfrequenz, die Herzrate, die Sauerstoffaufnahme und der Appetit, hingegen nehmen die Ausschüttung von Wachstumshormonen, die Schmerzempfindlichkeit, die Reaktionszeit und die Fehleranfälligkeit des Verhaltens zu.
biologischer Speicher siehe S. 210
Da zu speichernde Erfahrungen und Wissensinhalte umso größere Lebensrelevanz besitzen, je häufiger sie in Erlebnisfolgen vorkommen, lösen dichte Wiederholungen von Erfahrungen einen raschen Lernprozess aus. Tatsächlich lässt sich sowohl bei einfachen als auch bei komplexen Lernvorgängen (z. B. Silbenlernen, Addieren, mathematisches Beweisen, schriftstellerische Fertigkeit) der erzielte Lernfortschritt mittels einer positiven Potenzfunktion beschreiben (0,0 < Exponent < 1,0; Anderson, 2000). Dieses → Potenzgesetz des Lernens (»power law of learning«; Newell & Rosenbloom, 1981) besagt, dass erste Wiederholungen von gleichartigen Erfahrungen relativ schnell zur Einprägung führen und die nachfolgenden immer langsamer. In analoger Weise sollte die Löschung von »statistisch unnützen« Einprägungen erfolgen, das sind solche, die nicht durch besondere Speicherfaktoren, wie zum Beispiel durch Aktivierung oder Emotionalität gefestigt werden. Tatsächlich lässt sich bei vielen Lerninhalten auch der Vergessensprozess annähernd durch eine Potenzfunktion charakterisieren – nun aber mit negativem Exponenten (→ Potenzgesetz des Vergessens). Der biologische Speicher hat also die Tendenz, alles wieder zu löschen, was nicht permanent in seiner Lebensrelevanz bestätigt wird. Anderson (2000, 233) sieht die Ursache für diese schnelle Vergessensbereitschaft in der evolutionären Anpassung des Gedächtnissystems an die jeweilige »statistische Struktur der Realität«. Als Indiz für diese Annahme führt er die Themen in den Headlines von Zeitungen an, deren Wahrscheinlichkeit, an einem bestimmten Tag in der Zeitung vorzukommen, sich relativ exakt über die (negative) Potenzfunktion ihres Erscheinens in vorangegangenen Zeitungsausgaben errechnen lässt.
biopsychosozialer Ansatz siehe S. 401
Da unter Umständen auch »normale« Alltagsbedingungen oder bestimmte Extremsituationen zu außergewöhnlichen bzw. speziellen Bewusstseinszuständen (z. B. durch Hyperventilation, Alkoholgenuss, Fieber) oder irrationalen Verhaltensweisen führen und auch diagnostische Fehlinformationen vorliegen können, müssen nach dem sogenannten biopsychosozialen Ansatz schon bei der Diagnose, besonders aber bei der näheren Analyse von psychischen Störungen sowohl biologische, psychische als auch soziale Situationsbedingungen mitberücksichtigt werden.
Biorhythmus siehe S. 109
Viele Lebensprozesse werden vom Tag-Nacht-Rhythmus beeinflusst, sodass sich im Laufe der Evolution auch beim Menschen eine Art »innere Uhr« herausgebildet hat. Dieser → zirkadiane Rhythmus (Biorhythmus) reguliert die Wachheit des Organismus in Phasen von »zirka« einem Tag (lat. »dies«: Tag), genauer 24–25 Stunden (»Chronobiologie«). Die kleinen individuellen Abweichungen des Biorhythmus vom realen 24-Stunden-Tagesrhythmus werden durch die verantwortlichen Steuerungszentren im Gehirn (Suprachiasmatische Kerne, Hypothalamus, Zirbeldrüse) aufgrund von Lichtwahrnehmungen und Tagesrhythmus (z. B. Essintervalle) korrigiert (Birbaumer & Schmidt, 2006). Bei regulärem Biorhythmus sinken in der Nacht die Körpertemperatur, die Atemfrequenz, die Herzrate, die Sauerstoffaufnahme und der Appetit, hingegen nehmen die Ausschüttung von Wachstumshormonen, die Schmerzempfindlichkeit, die Reaktionszeit und die Fehleranfälligkeit des Verhaltens zu.
Bumerang-Effekt siehe S. 342
Bei einer stabilen und argumentativ gut abgesicherten Meinung ist der Akzeptanzbereich für eine mögliche Einstellungsveränderung wesentlich kleiner als bei instabilen Meinungen. Wird dieser Akzeptanzbereich bei Überzeugungsversuchen überschritten, dann verfestigt sich eher die ursprüngliche Meinung oder entwickelt sich sogar in die unerwünschte Gegenrichtung. Dieser Bumerang-Effekt (Hovland, Harvey & Sherif, 1957; Rhine & Polowniak, 1974), der durch überzogene, rhetorisch aufdringliche Manipulationsbemühungen (von wenig glaubwürdigen Gesprächspartnern) entsteht, lässt sich durch eine »Schritt-für-Schritt-Technik« unterbinden, bei der wiederholt nur kleine Einstellungsveränderungen in die intendierte Richtung bewirkt werden.
Bystander-Phänomen siehe S. 366
Darunter versteht man die Abnahme der Hilfsbereitschaft des Einzelnen in dem Ausmaß, in dem er andere potenzielle Hilfspersonen wahrnimmt. In ihrem Experiment zum Bystander-Phänomen luden Darley und Latane (1968) 72 Studierende ein, an einem Kommunikationsexperiment teilzunehmen. Die Personen saßen einzeln in Versuchsräumen und kommunizierten über Mikrofon und Kopfhörer mit verschieden vielen (fiktiven) anderen Personen über Studienprobleme. Sie bekamen hintereinander jeweils zwei Minuten Redezeit, jeder war nur von allen anderen Versuchsteilnehmern gemeinsam zu hören, nicht aber vom Versuchsleiter; wechselseitig war keine Kommunikation möglich. Nach dem ersten Durchgang wurde von einem Teilnehmer (per Tonband) ein akustisch deutlich erkennbarer epileptischer Anfall eingespielt, und es wurde die Zeit gestoppt, wie lange jeder andere Teilnehmer brauchte, um Hilfe zu holen, wenn er sich mit dem »Opfer« allein glaubte oder wenn er annahm, dass eine weitere Person mithörte, oder aber vier weitere Personen. Als etwa nach 60 Sekunden die Verbindung mit dem »Opfer« abbrach, hatten in der 2er-Gruppe 85 %, in der 3er-Gruppe 62 % und in der 6er-Gruppe nur 31 % der eigentlichen Versuchspersonen Hilfe organisiert.
C
Begriffe im Überblick
Cannon-Bard-Theorie • Chemorezeptoren • Chunks • Claqueur-Effekt • Coping • Copingkompetenz • Cortisol
Cannon-Bard-Theorie siehe S. 300
Die Cannon-Bard-Theorie ist eine Emotionstheorie, in der Emotionen als Vermittlungsprozesse zwischen Reizen und Reaktionen gesehen wurden, die im Wesentlichen vom Thalamus ausgehen.
Chemorezeptoren siehe S. 161
Chemorezeptoren (Glukose, pH-Wert) sind an der Körperwahrnehmung beteiligten Rezeptoren. So wie → Mechanorezeptoren, → Thermorezeptoren, → Propriozeptoren und → Nozizeptoren leiten sie Information über thalamische Zwischenschaltung in die Projektionszentren des Kortex (postzentrale Gehirnwindungen) weiter.
Chunks siehe S. 218
Chunks (engl. »chunk«: Brocken) sind assoziativ verbundene Konfigurationen von Einzelheiten. So etwa merkt man sich eine Autooder Telefonnummer etwas leichter, wenn man sie nicht als lange Ziffernfolge, sondern als Folge von zweioder dreistelligen Zahlen genannt bekommt (z. B. 478 – 23). Durch Bildung von Chunks (z. B. bei Zahlen: 222 – 567 – 369), für deren Zusammensetzung beliebige Gesetzmäßigkeiten gefunden werden können (Ähnlichkeit, Nähe, Zahlenrelationen,…), ergeben sich wesentliche Einprägungserleichterungen, und zwar auch dann, wenn die einzuprägende Kombination früher bereits in anderem Zusammenhang verknüpft war (z. B. »Nine Eleven« als Datum des Terroranschlags auf das World Trade Center).
Claqueur-Effekt siehe S. 368
Der Claqueur-Effekt ist ein aus Opernbesuchen bekanntes Phänomen, nämlich die Tendenz, sich im Zweifelsfall den Beifallskundgebungen anderer anzuschließen.
Coping siehe S. 415 ff.
Nach Folkman und Moskowitz (2004) versteht man unter Coping all jene Gedanken und Verhaltensweisen, die dazu eingesetzt werden, schwierige interne oder externe Situationsanforderungen zu meistern (»to manage«), nämlich solche, die als stressend eingeschätzt werden (Skinner & Zimmer-Gembeck, 2007).
Copingkompetenz siehe S. 417
Bereits in den 60er-Jahren wurde von Richard Lazarus eine Differenzierung vorgeschlagen zwischen → problemorientiertem Coping, bei dem die Problemsituation selbst verändert werden soll, und → emotionsorientiertem Coping, bei dem an den kognitiven, emotionalen und körperlichen Reaktionen angesetzt wird (s. Folkman et al., 1986). Sich bei Stress auf die Lösung des verursachenden Problems zu konzentrieren, hat dann Sinn, wenn es eine realistische Chance für eine Situationsveränderung gibt, das wäre zum Beispiel dann, wenn eine soziale Konfliktsituation durch kompetente Kommunikation geklärt werden kann oder eine psychisch belastende Berufssituation durch aktive Maßnahmen veränderbar ist. Untersuchungen zeigen, dass Personen, die zu einer Vermeidung problemorientierter Stressbewältigung tendieren (indem sie z. B. sich ablenken, Gefühle verbergen, Schuld abschieben), durch unvermeidbare Stressauslöser stärker psychisch und physisch belastet werden als jene, die sich den Anforderungen stellen (Folkman et al., 1986; Holahan & Moos, 1985; Maderthaner & Maderthaner, 1985).
Cortisol siehe S. 415
Cortisol ist ein Stresshormon, das immunsuppressiv, entzündungshemmend und energiemobilisierend wirkt. Die längerfristige Wiederholung von Stresssituationen, die nicht vorhersagbar oder kontrollierbar sind, führt zu einem hohen Niveau von → Katecholaminen (mit Anstieg von Herzschlag, Blutdruck, Blutzuckerspiegel) und Cortisol, woraus sich viele stressbedingte Gesundheitsprobleme erklären (Segerstrom & Miller, 2004; Gunnar & Quevedo, 2007; Abdallah et al., 2019).
D
Begriffe im Überblick
deduktives Denken • Deindividuation • Deindividuierung • deklarativ • Depression • Deskriptivstatistik • Diagnosesysteme • Diagnostik • Diskrimination • DistinctivenessEffekt • Dominanz • Door-in-the-face-Technik • Doppel-blind-Verfahren • Dreifarbentheorie • Drogen • Drogenkonsum • DSM-IV • Durchschnittsgesichter • dynamische Eigenschaften
deduktives Denken siehe S. 264
Eine Form des → Schlussfolgerns. »Logisches oder schlussfolgerndes Denken bezieht sich auf den Prozess, durch den der Mensch von schon Bekanntem zu weiterem Wissen gelangt.« (Anderson, 1996, 303) Fast immer können aus einem explizit formulierten komplexen Wissensbestand auch implizite (indirekt erschließbare) Wissensinhalte abgeleitet werden. Wenn man zum Beispiel weiß, dass Gehirnerkrankungen das geistige Leistungsvermögen beeinträchtigen können, und wenn Enzephalitis eine Gehirnerkrankung ist, dann weiß man, dass diese Erkrankung eine intellektuelle Schädigung hervorrufen kann. Während in der Logik korrekt durchgeführte deduktive Schlüsse (»Syllogismen«) immer wahr sind, trifft dies für »psycho-logische« Schlüsse nicht unbedingt zu.
Deindividuation siehe S. 364
Die Deindividuation bzw. → Deindividuierung ist ein Gruppeneffekt, nämlich der teilweise Verlust der eigenen Identität und der persönlichen Verantwortung, wodurch die Tendenz zu impulsiven, irrationalen und situationsgesteuerten Reaktionen steigt. Diese Reaktionsweise kommt vor allem beim Eindruck von Anonymität in einer Gruppe zustande, kann aber auch durch starken Stress oder durch Drogen ausgelöst werden (Postmes & Spears, 1998).
Deindividuierung siehe S. 364
Siehe → Deindividuation.
deklarativ siehe S. 224
Meint hier deklarative Gedächtnisinhalte, eine Komponente des → Langzeitgedächtnisses. Als deklarative Gedächtnisinhalte gelten (episodische) Erinnerungen und (semantisches) Wissen über Sachverhalte bzw. Fakten (»Gewusst was«).
Depression siehe S. 405
Als depressive Episode bezeichnet man einen Zustand, der durch Traurigkeit, Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit, Interessemangel, Ängstlichkeit, Unruhe, Konzentrationsschwäche, Hoffnungslosigkeit, Appetitmangel, Schlafstörungen, Schuldgedanken sowie negatives Denken gekennzeichnet ist. Die übliche Dauer, ab der ein solcher Zustand als depressive Störung diagnostiziert wird, ist ungefähr zwei Wochen (HFA-DB, 2016). Depressive Episoden treten bei Frauen häufiger auf als bei Männern, in mehr als 50 % der Fälle findet man daneben noch andere mentale Störungen (z. B. Panik- und Angststörungen), die oft auch als Mitverursachung von Depressionen gesehen werden können. Unbehandelt dauert eine depressive Episode von einem halben (ca. 50 %) bis zu einem Jahr (ca. 70 %), wobei Pharmakotherapie die Dauer nicht verkürzt, sondern nur die Intensität der Symptome abschwächt. Die Rückfallrate ist für unbehandelte Fälle relativ hoch und beträgt für zwei Jahre zwischen 60 und 70 %. Als erfolgreiche Therapieformen bei Depressionen erwiesen sich besonders die Verhaltenstherapie, die interpersonale Therapie und die medikamentöse Therapie mit Antidepressiva.
Deskriptivstatistik siehe S. 72 f.
Die deskriptive Statistik bietet charakteristische, formelhafte Beschreibungen oder grafische Darstellungen für eine große Zahl von Fällen, Variablen oder Variablenrelationen an.
Diagnosesysteme siehe S. 402
Seit etwa 50 Jahren bedient man sich in der Psychiatrie und in der Klinischen Psychologie normierter Diagnosesysteme (z. B. DSM-IV). Als nachteilig an der Verwendung von Diagnosesystemen mag zwar die Gefahr von Stigmatisierungen oder Etikettierungen angeführt werden, doch klare, statistisch überprüfbare Diagnoserichtlinien erlauben es sowohl Therapeuten wie Forschern, präzise miteinander zu kommunizieren (Schneider & Margraf, 2003). Ein Vorteil ist auch die Möglichkeit einer Standardisierung der Befunderhebung mittels → diagnostischer Interviews und Checklisten (z. B. DIPS), womit die Güte (Objektivität, Reliabilität) von Störungsdiagnosen gesteigert wird (Margraf et al., 2017).
Diagnostik siehe S. 400 f.
Hier ist die Diagnostik → psychischer Störungen gemeint. Ob das Erleben oder Verhalten eines Menschen von Expertinnen und Experten als krankhaft eingestuft wird, hängt im Allgemeinen von vier Kriterien ab (Kryspin-Exner, 2006; Davis & Palladino, 2007), kann aber bei Bedarf in einem detaillierten Prozess der Diagnostik anhand von speziellen Diagnosesystemen noch genauer abgeklärt werden:
•Subjektiv empfundene Belastung (»Leidensdruck«)
•Behinderung bei der Bewältigung alltäglicher Lebenssituationen (»Beeinträchtigung«, »Dysfunktionalität«)
•Selbstgefährdung oder Bedrohung der Sicherheit anderer Personen (»Gefährdung«)
•Abweichung von gesellschaftlichen Regeln, Normen und Wertvorstellungen (»Irrationalität«, »Devianz«)
Diskrimination siehe S. 188, 191
→ Generalisation und Diskrimination sind hier Aspekte, die das instrumentelle Konditionieren als Lernform kennzeichnen: Die Prozesse der Verallgemeinerung und der Spezifizierung können sich auf die Situationen, auf die Reaktionen sowie die Konsequenzen beziehen. In manchen sozialen Situationen müssen zum Beispiel für die Auswahl eines erfolgreichen Verhaltens spezielle Bedingungen beachtet werden, für die eine gute soziale Wahrnehmung Voraussetzung ist. Ebenso können dem Erfolg enge Verhaltensgrenzen etwa im Sinne sozialer Kompetenz gesteckt sein. Aber auch angenehme Konsequenzen wirken auf manche Menschen nur in differenzierter Form (z. B. Lob nur, wenn nicht schulmeisterlich), während etwa Geld als generalisierter (erlernter) Verstärker gelten kann.
Distinctiveness-Effekt siehe S. 228
Einer von fünf relevanten Effekten für die Aufnahme von Gedächtnismaterial in das → Langzeitgedächtnis. Die Originalität (Einmaligkeit, Besonderheit, Eigentümlichkeit, Exklusivität) von Speicherinhalten bzw. deren Unähnlichkeit zu anderen Speicherinhalten ist eine Einprägungshilfe. Je markanter das Eigenschaftsprofil von Informationseinheiten subjektiv hervortritt, desto klarer (weniger verwechselbar) prägt sich dessen Inhalt im Gedächtnis ein.
Dominanz siehe S. 317
Das Bedürfnis, das Verhalten anderer Menschen zu beeinflussen.
Door-in-the-face-Technik siehe S. 344 f.
Durch eine überzogene Bitte oder Forderung, die erwartungsgemäß von der angesprochenen Person abgelehnt wird, kann deren Bereitschaft für ein kleineres Entgegenkommen aufbereitet werden.
Doppel-blind-Verfahren siehe S. 83
Wird eingesetzt, um → Artefakte bei Experimenten zu reduzieren. Weder die Versuchspersonen noch die unmittelbar das Experiment betreuenden Forscherinnen und Forscher dürfen über die Art der experimentell gesetzten Einwirkungen Bescheid wissen.
Dreifarbentheorie siehe S. 153
Seit mehr als zweihundert Jahren ist bekannt, dass sich das gesamte Farbenspektrum durch Mischung von drei Grundfarben erzeugen lässt. Bereits in der Dreifarbentheorie von Thomas Young (1737–1829) und Hermann von Helmholtz (1821–1894) wurden drei Arten von Zapfen in der Retina (Netzhaut) vermutet, aufgrund deren unterschiedlich starker Reizung alle möglichen Farbvariationen wahrnehmbar sind. Tatsächlich entdeckte man später drei Zapfenarten (»trichromatisches Farbsehen«), die bevorzugt auf kurze (419 nm), mittlere (531 nm) oder lange Wellenlängen (558 nm) reagieren, sodass aus den jeweils zugeordneten Empfindungen »Blau«, »Grün« und »Rot« alle anderen Farbempfindungen kombiniert werden können.
Drogen siehe S. 116
Drogen wie z. B. Rauschgifte sind psychoaktive Substanzen, die besonders starke Auswirkungen auf das Bewusstsein haben und massive Erlebnisveränderungen herbeiführen können.
Drogenkonsum siehe S. 118 f.
Der Konsum von → Drogen führt zu psychischer oder physiologischer → Abhängigkeit (»craving«) oder zu Sucht. Kontinuierlicher Konsum einer Droge erhöht die → Toleranz, sodass immer größere Mengen benötigt werden, um den gleichen Effekt auszulösen. Bei Abhängigkeit von einem Stoff entsteht ein zunehmend unwiderstehlicher Drang danach, bei → Sucht bewirkt das Absetzen des Stoffes → Entzugserscheinungen. Bei manchen Substanzen (z. B. Kokain) kann bereits die einmalige Einnahme zur Sucht führen. Dass manche Drogen bei Jugendlichen eher rückläufig sind, zeigen einschlägige Umfragen zum Drogenkonsum, während hingegen die Gefährdung durch Internet- und Computerspielsucht zuzunehmen scheint (Spitzer, 2015) – zumindest für die männliche Jugend (60 % spielen häufig, nur 8 % der Mädchen; Kraus & Piontek, 2016). Die Wirkung psychoaktiver Substanzen ist bedingt durch die Produktion, Ausschüttung oder Hemmung von Neurotransmittern, also jenen Stoffen, die für die Übertragung elektrischer Impulse im Nervensystem verantwortlich sind. Das gesteigerte Bedürfnis nach psychoaktiven Substanzen (bei Abhängigkeit oder Sucht) erklärt sich nach derzeitigem Wissen durch ihre Wirkung auf das Belohnungssystem des Gehirns, wodurch über das Vorderhirn verhaltensverstärkende Effekte erzeugt werden (Pritzel et al., 2003).
DSM-IV siehe S. 402
Von der »American Psychiatric Association« (2006) herausgegebenes Manual, welches zwar ähnlich dem Diagnoseschlüssel der WHO ist, sich aber mehr als dieser um eine empirisch bestätigte, systematische und integrative Betrachtungsweise von Störungen bemüht (»multiaxiales Klassifikationssystem«). Kritisiert wird bei der neuen Fassung DSM-V (www.dsm5.org) eine noch immer geringe Validität der Diagnosen, eine nicht immer nachvollziehbare Vermehrung der Störungen sowie eine Nahebeziehung von Autorinnen und Autoren zu Pharmafirmen.
Durchschnittsgesichter siehe S. 149
Gesichter, die aus vielen Fotografien mittels Computer erzeugt wurden (Rhodes, 2006), werden als besonders schön empfunden, wobei die Ausmaße der einzelnen Gesichtsmerkmale (Augen, Nase, Mund, Stirn) und deren Abstände gemittelt sind.
dynamische Eigenschaften siehe S. 151
Ein aufschlussreiches Experiment von Johansson (1986) zeigt auf, dass im Gehirn nicht nur statische Muster für Objekte gespeichert sind, sondern auch dynamische Eigenschaften (mögliche Veränderungsmuster). Er befestigte schwach leuchtende Lämpchen an den »zwölf wichtigsten Gelenken« von Personen, die in schwarze Trikots gekleidet waren, und ließ sie durch einen völlig abgedunkelten Raum gehen oder miteinander tanzen. Wenn die gefilmten Lichtspuren Versuchspersonen gezeigt wurden, konnten diese innerhalb von Sekunden erkennen, dass es sich hier um Menschen in Bewegung handelt. Die dynamischen Eigenschaften von Objekten und von Situationen sind als Transformationsmuster im Wahrnehmungssystem gespeichert und können zur Identifikation von Objekten und zur Einschätzung von Abläufen genutzt werden.