Kitabı oku: «Flarandil Grünauge»

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Ralf Feldvoß

Flarandil Grünauge

Der Wichtel aus dem Hammawald

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Kapitel 1 - Flarandil und der Hammawald

Kapitel 2 - Familie Fuchswiese und die Burg Hamma

Kapitel 3 - Das Dorf Halmingen und seine Bewohner

Kapitel 4 - Flarandil auf seinem Baum

Kapitel 5 - König Demodius und Christon

Kapitel 6 - Sophelia und Capriala

Kapitel 7 - Demodius hält Familienrat und Dorfrat

Kapitel 8 - Flarandil und Capriala

Kapitel 9 - Blöglöbuuh macht Beobachtungen

Kapitel 10 - Lorina und Nusidron gewinnen Turniere

Kapitel 11 - Lancius und Blöglöbuuh

Kapitel 12 - Zaramusa in ihrer Hütte

Kapitel 13 - Die Verwandlung

Kapitel 14 - Halmingen und Merben

Kapitel 15 - Burg Hamma und der Hammawald

Impressum neobooks

Kapitel 1 - Flarandil und der Hammawald

Es war einmal ein kleiner Wichtel namens Flarandil Grünauge. Er lebte nördlich der Burg Hamma, die von der Königsfamilie Fuchswiese bewohnt wurde. Flarandil tat alles, um nicht entdeckt zu werden. Warum konnte er selber nicht sagen, es war ein inneres Gefühl, dass ihn dazu trieb sich zu verstecken.

Dort, nördlich der Burg, befand sich ein großer Wald, in dem Flarandil zu Hause war, der Hammawald. Durch diesen Wald floss ein Fluss, die Tarels. Flarandil wanderte gerne am Flussufer entlang, vorbei an der Burg, bis hin zum Dörfchen Halmingen im Süden der Burg. Stets blieb Flarandil aber im Schutz der Bäume.

Am Inneren des nahezu kreisrunden Waldes standen große und alte Laubbäume, Buchen und Eichen hauptsächlich mit starken Ästen und dicken Stämmen. Der äußere Rand des Hammawaldes bestand aus hohen Nadelbäumen, Kiefern und Fichten im Wesentlichen. Diese Nadelbäume waren es, die dem Wald ein stetes, saftiges grün verliehen, so als kehrte niemals der Herbst in den Wald ein.

Ziemlich genau in der Mitte befand sich eine natürliche Lichtung, gute zehn Meter im Durchmesser. Am Rand dieser Lichtung hatte sich Flarandil sein Heim gebaut. Es sah aus wie ein Fuchsbau, nur eben größer und geräumiger, damit er sich dort drinnen aufrecht bewegen konnte und nicht kriechen musste. Außerdem hatte so ein Erdloch auch seine Vorteile. Man musste keine Fenster reinigen, man hatte es im Winter einigermaßen warm und im Sommer war es verhältnismäßig kühl.

Flarandil war ein lustiger Geselle. Er lief gerne fröhlich pfeifend durch den Wald und beobachtete dabei die Waldbewohner, wie sie auf der Suche nach Futter durch das Unterholz schlichen, oder friedlich grasten. Er selber ernährte sich ebenso, wie die Tiere, ausschließlich von den Wurzeln und wild wachsendem Gemüse, von allem was der Wald halt so hergab.

Flarandil war nicht sehr groß, vielleicht gerade mal etwas mehr als einen Meter hoch, was für einen Wichtel ungewöhnlich viel war. Die weiter entfernt wohnenden Genossen kamen doch höchstens auf achtzig Zentimeter, manche gar nur sechzig. Allerdings lebte der nächste Wichtel mehrere Tagesmärsche von Flarandil entfernt.

Flarandil hatte große, strahlend grüne Augen, aus denen seine Spitzbübigkeit sprühte und denen er seinen Namen verdankte. Seine langen, leicht gelockten, knallroten Haare wippten stets im Takt seiner Bewegungen unter seinem braunen Hut. Sein Bart, der ihm fast über die Knie reichte, war etwas heller, als seine Haare. Im Sommer, bei starkem Sonnenschein, schimmerte der Bart in einem kräftigen orange.

Unter seiner beigen Latzhose trug er stets einen türkisfarbenen Pullover mit quitschgelben Saumen. Seine Füße steckten in schwarzen, ledernen Stiefeln. Die Stiefel waren sein ein und alles. Er hegte und pflegte sie, wo und wann er nur konnte und versuchte sie so glänzend, wie möglich zu halten, was natürlich durch den Wald nicht immer leicht war.

Während seiner Spaziergänge machte Flarandil häufiger eine Pause. Dabei versteckte er sich in der Nähe der Burg auf einem Baum, es war immer dieselbe Buche. Oben auf seinem Lieblingsast sitzend beobachtete er dann das Treiben auf dem Burghof. Irgendetwas, einer inneren Stimme gleich, zog ihn unerklärlicherweise immer wieder dorthin.

Die meiste Zeit seiner Tage verbrachte Flarandil Grünauge jedoch damit, dass er faul vor seinem Bau lag. Am liebsten in der Sonne, so sie denn schien, was hier, in diesen nördlichen Landen leider nicht sehr häufig der Fall war. Zu essen suchte er sich meist erst zum Abend hin etwas.

Er genoss seine Zeit und dachte viel nach. Über Dieses und Jenes. Doch in letzter Zeit kam immer mehr ein unbestimmtes Gefühl dazu. Er glaubte dass er nicht der war, der er zu sein schien. Flarandil konnte sich dies nicht erklären. Es gruben sich Gedanken in seinen Kopf, wie aus einer fernen Welt, einem früheren Leben.

So suchte er häufiger das Gespräch mit seinem einzigen Freund, den er im Hammawald hatte, dem weißen Einhorn Capriala. Flarandil hegte die Hoffnung, dass sie ihm weiter helfen konnte, und sei es auch nur durch das einfache Zuhören. So war es auch heute.

„Sag Flarandil, was bedrückt Dich?“ Capriala lag neben ihm auf dem weichen, mit Moos bedecktem Boden. Ihr schneeweißes Fell glänzte in dem Sonnenlicht und ihr Horn schimmerte dazu silbrig grau. Gemeinsam genossen sie die ersten warmen Strahlen der Frühlingssonne in diesem Jahr.

„Ach Capriala, wenn ich das doch nur wüsste!“, seufzte Flarandil. Er senkte gedankenverloren den Kopf. Er wusste einfach keine Antwort, grübelte er doch schon einige Zeit lang darüber, warum er nicht mehr so fröhlich war, wie sonst.

„Jedes Mal, wenn ich in die Nähe der Burg komme, beschleicht mich so ein seltsames Gefühl. So, als wenn ich dazu gehören würde, verstehst Du? Als wäre ich ein Teil der Familie, oder zumindest des Gesindes.“ Flarandil machte einen leicht verzweifelten Eindruck auf Capriala. So kannte man ihn gar nicht. Sie legte sanft ihren Schweif um seine Schulter, um ihn ein wenig zu trösten.

„Ach Flarandil, wenn ich Dir doch nur helfen könnte.“ Capriala atmete tief ein und stieß die Luft hörbar schnaufend wieder aus ihren Nüstern. Sie legte ihren Kopf auf die Vorderläufe und schloss die Augen.

So verweilten die beiden eine Weile stumm nebeneinander im Moos liegend, Flarandil lehnte an dem kräftigen Körper von Capriala. Um sie herum waren nur die Laute des Waldes zu hören.

„Hier herumsitzen bringt auch nichts!“, rief Flarandil plötzlich und sprang förmlich auf. „Ich werde einen Spaziergang machen, mich auf meinen Baum setzen und die Burg beobachten. Vielleicht hilft es ja und mir kommt dabei eine Idee. Magst Du mitkommen, Capriala?“ Flarandil griff nach seinem abgewetzten Wanderstock, bereit sofort loszugehen.

„Nein, wenn es Dich nicht stört. Ich würde lieber zum Fluss gehen und dort ein wenig mein Fell waschen.“, antwortete Capriala. „Außerdem käme ich ja gar nicht auf den Baum hinauf.“

Gemeinsam gingen sie zum Flussufer. Nachdem sie sich dort voneinander verabschiedet hatten, trabte Capriala am Ufer nach Norden entlang, wo sich ihre Lieblingsstelle befand. Flarandil schlug währenddessen den Weg nach Süden ein, in Richtung der Burg und seinem Baum.

Kapitel 2 - Familie Fuchswiese und die Burg Hamma

Auf der Burg Hamma, südlich des schönen und friedlichen Hammawald, lebte die Königsfamilie Fuchswiese. Das Familienoberhaupt war der König Demodius Graubart. Seine Gemahlin war die reizende Königin Cynania Langhaar. Sie hatten vier Kinder. Der älteste war der Prinz Nusidron Schmetterhand. Dazu kamen die Prinzessinnen Sophelia Schwimmflosse, Lorina Kampffaust und, das Nesthäkchen der Familie Fuchswiese, Marelia Frohsinn.

Den ersten Beinamen bekamen die Familienmitglieder der Fuchswieses, wie es Familientradition war, zum zehnten Geburtstag verliehen, nachdem vorher der Familienrat, also die Eltern, darüber beraten hat, welcher denn der geeignetste war. Und so hatte jeder einen zum Charakter, zum Aussehen, oder zu besonderen eigenen Fähigkeiten passenden Beinamen. Diese Tradition begründete vor über achthundert Jahren der erste König aus der Familie Fuchswiese, den großen und warmherzigen Nahag Tiefstimme.

Im Laufe des Lebens konnte sich der Beiname aber auch wieder ändern. Der König zum Beispiel hatte ursprünglich einen anderen gehabt, denn als Kind trug man schließlich ja noch keinen Bart, geschweige denn einen grauen. Spätestens jedoch nach zehn Jahren bekam man einen neuen Beinamen. Es konnte aber auch passieren, dass sich durch besondere Vorfälle im Leben der Beiname änderte.

Die wichtigsten zum Hofstaat gehörenden Personen waren zum einen natürlich die persönlichen Diener. Aber es gab auch andere, die für die Gesamtheit des Hofstaates bedeutend und beratend tätig waren. Allen voran war da der Zauberer Lancius. Dann gab es noch den Hofnarren Blöglöbuuh, oder auch den Koch Smut.

Die Burg war nicht besonders groß. Es gab bedeutend gewaltigere Burgbauten, vor allem in den weit südlicher gelegenen Königreichen. Der Norden war stets etwas ärmer als der Süden des Landes und dies spiegelte sich auch in der Burg Hamma wieder.

Es gab aber auch hier ausreichend Platz, wie es Mitgliedern einer Königsfamilie eben gebührte. Aber auch die Bediensteten konnten sich nicht über zu enge Wohnräume beklagen.

Gebaut war die Burg in strahlend weißem Kalksandstein. Der Mörtel für die Fugen zwischen den Steinen war in einer besonderen Mischung hergestellt worden, so dass es schien, als schimmerte er golden in der Sonne, obwohl gar kein Gold darin enthalten war. Die Verwendung dieses edlen Metalls hätte die Familie für Verschwendung gehalten. Was genau dieses Schimmern hervorbrachte blieb Lancius Geheimnis. Sogar die Baumeister hatten nicht gewusst, woraus der Mörtel bestand.

Die Burg verfügte über vierzehn Schlafräume mit jeweils direkt angrenzenden Badezimmern und einem Privatraum, wo sich jeder, wenn er wollte, zurückziehen konnte.

Alle Schlafräume waren mit einem doppelseitigen Kamin zum Befeuern der Räumlichkeiten während der kalten Jahreszeiten ausgestattet. Es gab einen großen Speisesaal für Feste, wenn Gäste geladen waren und einen kleinen, wenn die Familie alleine bei den Mahlzeiten beisammen war. Von der Küche, in der Smut das absolute und alleinige Sagen hatte, er ließ sich nicht einmal von der Königin, oder vom König in seine Kochkünste reinreden, gelangte man in beide Speisesäle, so dass es keine unnötigen Umwege für die Bediensteten gab. Man musste lediglich einen anderen Ausgang aus der Küche nehmen.

Ein schöner und gepflegter Garten umgab die Burg, in dem viele verschiedene Blumen und Bäume wuchsen. Eine große Rasenfläche war für Spiele angelegt worden. Abgegrenzt wurde die Burg von einer üblichen, etwa fünf Meter hohen Mauer. Um die Burg herum floss an einer Seite die Tarels. Die Tarels war es auch, die den Burggraben mit Wasser versorgte. Man hatte einen künstlichen Graben angelegt und das Wasser hinein geleitet. Von den beiden Burgtürmen, die sich am Ende des Ostflügels, sowie des Westflügels befanden, hatte man einen herrlichen Blick über den Hammawald und das Reich des Königs.

Die Familie Fuchswiese war eine sehr glückliche und gütige Familie. Alle, die bei ihnen arbeiteten, waren sehr zufrieden, weil die Familie stets sehr sorgsam mit ihren Leuten umging und immer auf deren Wohl bedacht war. So gab es keine Strafen für Fehlverhalten, weil es überhaupt kein Fehlverhalten gab, von manchen schlechten Scherzen die Blöglöbuuh machte vielleicht mal abgesehen. Mit denen brachte er regelmäßig die Familie, besonders aber die Königin, zur Weißglut.

Nun war es aber leider so, dass es in den letzten Jahren zu Veränderungen des Königs kam. Keiner konnte sich erklären woran es lag und wann genau es begann. Demodius wirkte grimmiger, als früher, nicht mehr ganz so freundlich, wie einst. Seine Hofstaat und die Leute aus dem Dorf Halmingen wussten nicht so recht, wie sie ihn einschätzen sollten. Früher konnte man auch mal einen Witz machen in dem Wissen, dass der König darauf eingehen und mitmachen würde. Heutzutage musste man befürchten, dass es zu einem Wutanfall kam. Demodius bemühte sich zwar stets gütig zu sein, doch man merkte, dass es ihm offensichtlich Schwierigkeiten bereitete, hingegen es ihm in früheren Zeiten leicht gefallen war.

Natürlich hatte auch Königin Cynania diese Veränderungen bemerkt, denn dieses unberechenbare Verhalten zeigte der König auch im Privaten. Die Königin schlief daher schon eine ganze Weile nicht mehr im selben Raum und Bett, wie ihr Gemahl. Der gesamte Umgang mit seiner Familie hatte sich sehr zum Negativen entwickelt. Cynania hatte das Gefühl, als wäre es mehr oder weniger über Nacht passiert, dass sich der König so sehr verändert hatte. Es machte sie sehr traurig, konnte aber nichts tun, hatte sie es doch schon oft versucht, sie fühlte sich einfach hilflos.

Allerdings erinnerte sich Cynania häufiger an einen Jagdausflug vor einigen Jahren, der ein paar Tage dauerte. Als Demodius von dieser Jagd heimkehrte, war er verändert. Etwas musste an diesen Tagen passiert sein, da war sie sich mittlerweile sicher. Aber darüber reden wollte sie nicht, weil sie sich doch nicht absolut sicher war, was diese Jagd anging. Schon gar nicht mit dem Zauberer Lancius. Obwohl, oder gerade eben weil er bei dieser Jagd dabei gewesen war. Wäre an ihrer Annahme überhaupt nichts dran, würde sie sich ihm gegenüber lächerlich machen. Das wollte sie auf gar keinen Fall.

Es tat ihr in der Seele weh, aber wurde Demodius nicht wieder der liebenswürdige Mann, der er einst war und den sie in aller Überzeugung geheiratet und lieben gelernt hatte, würde sie diesen Umstand im Schlafgemach nicht wieder ändern. Sie hatte schon oft mit ihren Kindern gesprochen, wie man den alten König wieder hervorlocken könne, aber auch diese wussten keinen Rat.

Selbst die Dorfbewohner aus Halmingen, die kaum direkten Kontakt zur Königsfamilie hatten, bemerkten Veränderungen am König. Es wurde getuschelt und gerätselt, aber auch von denen hatte niemand einen Rat, wie Lancius öfter erwähnte, wenn er von Besuchen aus Halmingen auf die Burg heimkehrte und Königin Cynania ihn danach fragte. Selbst der Dorfvorsteher Christon hatte keine Idee woran es liegen mochte, oder was man tun konnte, um den König in den gewohnten Zustand zu versetzen.

Nur der Hofnarr Blöglöbuuh schien mit seinen Liedern versteckte Hinweise zu geben, glaubte Lancius manchmal herauszuhören, auch wenn er sich keinen Reim darauf machen konnte.

Die Familie saß an diesem schönen Frühlingsmorgen im Garten der Burg beim Frühstück zusammen, ohne Demodius allerdings, wie so oft seit seinen Veränderungen. Hatte er doch sonst stets und gerne dabei gesessen, nunmehr schien es eine große Belastung für ihn zu sein.

„Ach Kinder!“, seufzte Cynania. „Was können wir nur tun, damit wir wieder unseren gewohnten König wiederbekommen?“

Ratlose Gesichter schauten sie an.

„Wieso? Was ist denn mit Papa?“, fragte die Jüngste der Familie, die elfjährige Marelia. Verständlicherweise konnte Marelia die Situation nicht so einschätzen, wie ihre älteren Geschwister, war sie doch noch sehr klein, als die Veränderungen eintraten.

„Du kennst ihn halt nicht so, wie wir ihn kannten.“, antwortete ihre ältere Schwester, die achtzehnjährige Lorina.

„Genau, Du weißt gar nicht so sehr wovon wir reden.“, bestätigte dies auch die einundzwanzig Jahre alte Sophelia. Nur der Älteste der Königskinder, der zweiundzwanzigjährige Prinz Nusidron, konnte in diesem Moment nichts dazu sagen, da er sich auf dem Weg nach Halmingen befand, um ein paar Dinge zu klären und Aufträge zu vergeben. Es stand nämlich die alljährliche Frühsommerfeier an, die in einem Monat stattfinden sollte, und dazu musste die Burg, wie jedes Jahr, auf Hochglanz gebracht und die Folgen des Winters beseitigt werden, sowie Aufträge für die Verpflegung vergeben werden.

So saßen die vier Frauen eine Weile schweigend am Tisch, bis Marelia die Stille nicht mehr aushalten konnte. „Warum erzählt Ihr mir nicht etwas über Papa, wie er früher war? Vielleicht verstehe ich das dann besser.“, fragte sie.

„Oh je, wo sollten wir da bloß anfangen?“ Cynania ließ die Schultern hängen und wusste keine Worte für ihre Tochter. Es tat weh, über die Vergangenheit zu sprechen. Die Frage von Marelia blieb somit unbeantwortet in der Luft hängen, weil auch Sophelia und Lorina nichts dazu zu sagen wussten.

In diesem Moment kam Demodius forsch aus der Burg gestürmt und kam schnurstracks zu den Frauen. „Wo ist Nusidron?“, fragte er herrisch und ohne einen guten Morgen zu wünschen. Früher hatte er seine Kinder geherzt und die Königin geküsst.

„Ins Dorf.“, antwortete Cynania zerknirscht und kurz angebunden. „Er wollte die ersten Aufträge für unser Frühsommerfest vergeben und noch ein paar Besorgungen machen.“

„Aufträge für das Fest? Dann werde ich ihm besser schnell nachreiten. Seine Aufträge kenne ich, das mache ich dann doch lieber selber! Da kommt doch nichts Vernünftiges bei raus.“ Demodius machte auf dem Absatz kehrt, und ging festen Schrittes in den Stall, um seinen schwarzbraunen Hengst Guinness satteln zu lassen. Keine fünf Minuten später preschte er über den Burghof, ohne ein weiteres Wort, oder einen Blick an seine Familie zu verlieren, an ihnen vorbei und verschwand Staub aufwirbelnd durch das Burgtor.

Nachdenklich und sehr, sehr traurig schaute Cynania ihrem Gatten hinterher. Als der von Guinness verursachte Staub sich langsam wieder gelegt hatte, sprach sie zu den Prinzessinnen: „Kommt Kinder, lasst uns den Tisch abräumen. Hoffen wir, dass es im Dorf keinen Ärger gibt. Ihr wisst ja, wie Nusidron sein kann.“ Die Prinzessinnen nickten wissend.

Cynania begann die Teller zusammenzustellen. „Smut!“, rief sie nach ihrem Koch, damit er und seine Küchenhilfen den königlichen Damen beim Abräumen des Tisches zur Hand gingen und den Abwasch machen konnten.

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