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Antonio van Leeuwenhoek

(24.10.1632–27.8.1723)

Mit Hilfe selbst geschliffener Linsen baute er Mikroskope, die in ihrer Leistung seiner Zeit weit voraus waren. Damit machte Leeuwenhoek sich zum Pionier der Mikroskopie. Er beobachtete die unterschiedlichsten Mikroorganismen, entdeckte und beschrieb Bakterien im Zahnbelag. Er verfolgte, wie sich Tierarten aus einem Ei entwickeln und gelangte dadurch zu der Überzeugung, dass die damals herrschende Meinung der spontanen Entstehung von Lebewesen nicht richtig sein konnte. Seine vielfältigen Entdeckungen erregten großes Aufsehen, so dass nicht weniger als 12 Regenten bei ihm vorsprachen und durch seine Mikroskope blickten.

Der Sohn eines Delfter Korbmachers wurde am 24. Oktober 1632 als Thonis Philipszoon geboren. Trotz des frühen Todes seines Vaters im Jahr 1638 konnte er das Gymnasium in der Nähe von Leiden besuchen. Die Grundlagen in Physik und Mathematik brachte ihm sein Onkel bei. Mit 16 verließ er die Schule und ging nach Amsterdam, wo er eine Anstellung bei einem schottischen Tuchhändler fand. 1654 kehrte er nach Delft zurück und ließ sich dort dauerhaft als Tuchhändler und Kammerherr des städtischen Gerichtshofs nieder. Er wurde zudem Eichmeister für alkoholische Getränke und erhielt die Zulassung als Landvermesser. So brachte er es zu bescheidenem Wohlstand und konnte sich ein für die damalige Zeit exklusives Hobby leisten.

Die Anregung dazu erhielt er wahrscheinlich durch ein Buch des Engländers Robert Hooke (1635–1703), das 1664 unter dem Titel Micrographia erschien. Es beschreibt mikroskopische Untersuchungen. Van Leeuwenhoek, wie er sich später nach der Lage seines Geburtshauses in Delft nannte, wollte wie Hooke mit dem Mikroskop in die unsichtbare Welt der Mikroorganismen vordringen. Er ließ sich zum Glasschleifer ausbilden und begann, mit selbst geschliffenen Linsen zu experimentieren. Es gelang ihm, zwar sehr kleine aber auch sehr reine Linsen herzustellen, mit denen er die Vergrößerung und vor allem die Auflösung der ersten frei verfügbaren Mikroskope deutlich übertraf.

Leeuwenhoek hat sicher nicht das Mikroskop erfunden, wohl aber die Mikroskopie, denn vor ihm war noch keiner so weit in die Welt des mit bloßem Auge unsichtbaren Kleinen vorgedrungen. Mikroskope wurden in jener Zeit allenfalls eingesetzt, um Feinstrukturen an Insekten, Pflanzen oder Mineralien zu beschreiben. Auch Leeuwenhoek begann seine ersten mikroskopischen Untersuchungen an großen Objekten. Im Ohr des Kaninchens und in der Haut des Frosches sah er das Blut durch kleinste Kapillaren strömen. Die vom italienischen Anatomen Malpighi (1628–1694) aufgestellte Behauptung, das Blut zirkuliere im Körper, fand auf diese Weise 1668 seine Bestätigung. Leeuwenhoek lieferte in der Folgezeit die erste Beschreibung eines roten Blutkörperchens.

Dann richtete er seine Linse auf in seinem Umfeld verfügbare Flüssigkeiten. In einem Wassertropfen tummeln sich seltsame Kleinstlebewesen, die er Animalcules nannte. Auch im menschlichen Speichel fand er sie. Man lachte über seine Beobachtungen und verspottete ihn, der keine Universität besucht hatte und Latein, die Sprache der Gelehrten, nicht beherrschte. Erst sehr viel später wurde er rehabilitiert und 1680 ehrenvoll in die Royal Society of London aufgenommen. Nun rühmte man sein umfassendes Wissen auf den Gebieten der Naturwissenschaften, der Mathematik und der Philosophie.

1677 folgte die nächste Überraschung. Er entdeckte die Samenzellen in der Spermaflüssigkeit. Dann verfolgte er, wie Käfer und andere Kleintiere aus abgelegten Eiern schlüpften und heranwuchsen. Die Beobachtungen sprachen klar gegen die noch immer generell akzeptierte Vorstellung einer Spontanentstehung von kleinsten Lebewesen. Immer weiter führte ihn die Mikroskopie in eine unbekannte Welt. Er beschrieb Skelett- und Herzmuskeln und fand 1683 zu seiner Überraschung, dass der Zahnbelag voller Bakterien ist. Diese unterschied er nach ihrer Form in Bazillen, Kokken und Spirillen.

Seine Entdeckungen erregten Aufsehen. Immer mehr »Schaulustige« aus Adel, Wissenschaft und Bildungsbürgertum kamen zu ihm und ließen sich seine Entdeckungen vorführen. Leeuwenhoek stellte sich darauf ein, indem er für jedes Objekt, das er zeigen konnte und wollte, ein eigenes kleines Mikroskop baute. Es bestand im Prinzip aus einer Messingplatte, in die die von ihm geschliffene, stark vergrößernde Linse eingelegt war, und einer Halterung für das Objekt. Am Ende seines Lebens hatte er fast 500 Stück hergestellt und hielt sie fein säuberlich in Holzkistchen gelagert für die Vorführung bereit.

Neben diesen Vorführmikroskopen einfachster Bauart musste Leeuwenhoek einige sehr viel leistungsfähigere Arbeitsmikroskope besessen haben, die aber kein Besucher je zu Gesicht bekommen hat. Er gab keines seiner Geräte aus der Hand. Selbst gekrönten Häuptern, deren sich gleich zwölf bei ihm einfanden, gelang es nicht, ein Instrument von ihm zu erhalten.

Nach seinem Tod am 27. August 1723 wurden 460 Mikroskope versteigert, bis heute erhalten geblieben sind sieben Stück der einfachen Bauart.

Leeuwenhoek schrieb mehr als 350 Briefe (wissenschaftliche Kurzberichte über eigene Arbeiten) an die Royal Society of London. Die in Niederländisch abgefassten Texte wurden in London redigiert und zusammen mit einer englischen Kurzfassung in den Philosophical Transactions in der Originalsprache sowie in einer lateinischen Übersetzung abgedruckt.

Werke

Leeuwenhoek, A. v., 1686: Ontledingen en ontdekkingen: van levende dierkens in de teel-deelen van verscheyde dieren, vogelen en visschen: van het hout met der selver menigvuldige vaaten: van hair, vlees, en vis: als mede van de groote menigte der dierkens in de excrementen – vervat in verscheide brieven, geschreven aan de wyt-vermaarde Koninglijke Wetenschap-Zoekende Societeit, tot Londen in Engeland. Leiden, 75 S.

Leeuwenhoek, A. v., 1695: Arcana naturae detecta ope microscopiorum. Delphis Batavorum, Krooneveld, 568 S.

Leeuwenhoek, A. v., 1700: Part of a letter concerning the worms in sheeps livers, gnats and animalcula in the excrements of frogs. Phil. Transactions 22: 509–518

Leeuwenhoek, A. v., 1706: Microscopical Observations on the structure of the proboscis of a flea. Phil. Transactions 25: 2311–2312.

Leeuwenhoek, A. v., 1719: Epistolae physioligicae super compluribus naturae arcanis. Delphis, 446 S.

Maria Sibylla Merian

(2.4.1647–13.1.1717)

Die Rollenverteilung zwischen Mann und Frau wurde von Martin Luther im 16. Jahrhundert eingeleitet und setzte sich als bürgerliches Ideal bis zum 18. Jahrhundert allmählich durch. Maria Sibylla Merian wuchs noch nach dem aus dem Mittelalter überlieferten Frauenbild auf, das selbständige Kauffrauen anerkannte und auch in die Zünfte aufnahm. So war es ihr als Frau gestattet, sich bei ihrem Stiefvater und dessen Gesellen in den Techniken des Malens, Aquarellierens und Kupferstechens ausbilden zu lassen. Außerdem lernte sie Lesen, Schreiben und Rechnen. Dies bildete die Grundlage für ihr künstlerisches und wissenschaftliches Wirken. Mit ihrer Arbeit als Malerin, Kupferstecherin, Naturforscherin, Lehrerin, Autorin und Kauffrau war sie ihrer Zeit weit voraus. Sie widerlegte die klassische Vorstellung der Urzeugung und widersprach dem mittelalterlichen Glauben, dass Insekten eine gottgesandte Strafe seien. Durch ihre eigenständige, wissenschaftliche Arbeitsweise gehört sie zum Kreis derjenigen, die die Insektenkunde (Entomologie) begründet haben.

Ihr Vater war der bekannte Kupferstecher und Kartenzeichner Matthäus Merian d.Ä. Die gebildete Handwerkerfamilie Merian lebte in Basel und übersiedelte 1624, mitten im Dreißigjährigen Krieg, in die Freie Reichsstadt Frankfurt am Main. Es gelang dem Vater, den Verlag für theologische, medizinische und geographische Werke trotz des herrschenden Krieges zu erhalten und aufzubauen. Dabei war seine geschäftstüchtige und strenge Frau eine wertvolle Stütze. Maria Sibylla wurde im Jahr 1647, kurz vor dem Ende des langen Krieges, geboren. Schon drei Jahre später starb der Vater. Die Mutter heiratete noch im selben Jahr den niederländischen Maler und Kunsthändler Jacob Marrell. In der Werkstatt ihres Stiefvaters lernte Maria Sibylla, wie die Farben zubereitet werden und wie man damit malt. Auch das Stechen in Kupfer wurde ihr beigebracht. Oft betrachtete sie die Werke, die in der Werkstatt entstanden, Bilder mit Blumen- und Tierdarstellungen. Bald schon besaß sie, versteckt unter dem Dach des Hauses, ihr eigenes kleines Atelier. Heimlich entstanden hier ihre ersten Bilder. Eines Tages, sie war gerade 13 Jahre alt, nahm sie der Stiefvater mit zu den niederländischen Seidenraupenzüchtern, die sich als Kriegsflüchtlinge in Frankfurt niedergelassen hatten. Sie durfte sich einige Raupen mitnehmen und erlebte zum ersten Mal, wie sich die Raupe in einen Kokon einspinnt und dann als Schmetterling schlüpft. Das Wunder der Insektenverwandlung ließ sie von da an nicht mehr los. Sie begann, alle möglichen »Würmer« einzusammeln, um ihre Verwandlung in Schachteln und Gläsern zu verfolgen. Dass etwa zur gleichen Zeit im fernen Messina auf Sizilien der italienische Naturforscher und Arzt Marcello Malpighi (1628–1694) die gleichen Beobachtungen machte, ahnte sie nicht. Auch seine daraufhin im Jahr 1669 erschienene Schrift über die Metamorphose der Seidenspinnerraupe bekam Maria Sibylla nicht zu lesen.

Mit 18 heiratete sie Andreas Graff, den sie in der Werkstatt ihres Stiefvaters kennengelernt hatte. 1668 kam ihre erste Tochter, Johanna Helena, zur Welt. Die junge Familie zog nach Nürnberg, in die Geburtsstadt Graffs. Unabhängig von ihrem Mann, dessen Geschäfte nicht genügend Ertrag abwarfen, begann Merian, sich auf eigene Füße zu stellen. Sie scharte Frauen um sich, die sie gegen Bezahlung im Zeichnen, Malen und Sticken unterrichtete. Der erste Teil ihres Werkes Der Raupen wunderbare Verwandlung und sonderbare Blumennahrung erschien 1679. Es sind 50 in Kupfer gestochene Protokolle ihrer in fünf Jahren durchgeführten Insektenzuchten. Sie berichten, wie sich die von Maria Sibylla eingetragenen Raupen und Maden schließlich in Fliegen, Käfer und Schmetterlinge verwandelten. Zum ersten Mal erschienen die Entwicklungsstadien verschiedener Insekten, vor allem der Schmetterlinge, nebst ihren Futterpflanzen auf herrlich kolorierten Bildtafeln, so lebendig dargestellt, wie Merian sie in ihren Zuchtgefäßen gesehen hatte. Die Bilder bewiesen, dass Insekten und »Würmer« keineswegs durch Urzeugung entstehen, wie man bis dahin zu glauben bereit war, sondern aus Eier hervorgehen, heranwachsen, sich häuten und schließlich verwandeln.

Ebenfalls noch in Nürnberg erschien ihr Neues Blumenbuch, das dreimal 12 Blütenpflanzen abbildet, die auch als Vorlagen für Stickmotive dienen sollten. Außerdem belieferte sie ihren Frauenkreis mit Farben. Schließlich begann Merian, Latein, die Sprache der Gelehrten und Gebildeten, zu lernen. Längst war sie nicht mehr nur die Frau an der Seite ihres Mannes. Sie war eine eigenständige Geschäftsfrau geworden. 1677 brachte sie ihre zweite Tochter, Dorothea Maria, zur Welt. Die Ehe begann zu kriseln. Nachdem ihr Schwiegervater 1681 gestorben war, verließ Merian ihren Mann und kehrte mit ihren beiden Töchtern nach Frankfurt zurück, wo sie sich um ihre alleinstehende Mutter kümmerte. Ihr Mann versuchte ihr nach Frankfurt zu folgen, pendelte mehrfach zwischen Nürnberg und Frankfurt, doch Maria Sibylla entzog sich ihm und ging mit ihren beiden Töchtern und ihrer Mutter nach Holland, wo sie sich auf Schloss Waltha einer christlichen Glaubensgemeinschaft anschloss. Im Kreise der Gemeinschaft, die sich nach ihrem Gründer Jean de Labadie Labadistengemeinde nannte und etwa 350 Mitglieder aus Frankreich, Deutschland und Holland umfasste, fand sie Schutz, materielle Sicherheit und religiöse Geborgenheit. Dennoch war es kein leichter Gang, denn sie musste sich von all ihrem Besitz trennen und nach den Regeln der Gemeinde leben. Zuvor war allerdings 1683 in Frankfurt Teil 2 ihrer Verwandlungen erschienen.

Das glückliche Zusammenleben auf Schloss Waltha währte nur wenige Jahre. Wieder musste Maria Sibylla einen neuen Anfang finden. Ihr Entschluss stand fest, sie würde in die neue niederländische Kolonie Suriname reisen und tropische Insekten malen. Der Weg dahin führte sie über Amsterdam, dem blühenden Zentrum der Kunst, der Wissenschaften und des Handels. Dort traf sie Antonio van Leeuwenhoek (1632–1723), bestaunte dessen selbst gebaute Mikroskope und studierte das in lateinischer Sprache abgefasste Werk Historia Insectorum Generalis des 1680 verstorbenen Insektenkundlers Jan Swammerdam (1637–1680).

Im Juni 1699 war sie an Bord des Schiffes, das sie nach Panamaribo, der Hauptstadt Surinames brachte. Von der Malaria angegriffen kehrte sie schon zwei Jahre später wieder nach Amsterdam zurück und arbeitete sofort an der Herausgabe ihres vielleicht bedeutendsten Werkes, der Metamorphosis Insectorum Surinamensis – 60 großformatige Kupferplatten mit den prächtigsten Insekten Surinames. Wieder wurden alle Entwicklungsstadien und im Zentrum der Tafeln die jeweiligen Futterpflanzen lebensnah abgebildet und die Entwicklungsgeschichte dieser tropischen Insekten dargestellt. Darunter befindet sich auch der mit 15 cm Körperlänge größte Käfer der Welt, der Riesenbockkäfer Titaneus giganteus.

Nach vier Jahren waren die gelungenen Tafeln fertiggestellt und koloriert. Maria Sibylla Merian starb am 13. Januar 1717 und wurde auf dem Amsterdamer Kerkhof beigesetzt.

Bis 1771 erschienen noch zwei weitere Auflagen dieses dreibändigen Insektenwerks.

Werke

Merian, M. S., 1675: Neues Blumenbuch allen kunstverständigen Liebhabern zu Lust, Nutz, und Dienst mit Fleiß verfertiget. Nürnberg, Teil 1, 12 Tafeln

Merian, M. S., 1677: Neues Blumenbuch allen kunstverständigen Liebhabern zu Lust, Nutz, und Dienst mit Fleiß verfertiget. Nürnberg, Teil 2, 12 Tafeln

Merian, M. S., 1677: Neues Blumenbuch allen kunstverständigen Liebhabern zu Lust, Nutz, und Dienst mit Fleiß verfertiget. Nürnberg, Teil 3, 12 Tafeln

Merian, M. S., 1679: Der Raupen wunderbare Verwandlung, und sonderbare Blumennahrung. Nürnberg, Bd. 1, 50 Tafeln

Merian, M. S., 1683: Der Raupen wunderbare Verwandlung, und sonderbare Blumennahrung. Frankfurt, Leipzig, Bd. 2, 50 Tafeln

Merian, M. S., 1705: Metamorphosis Insectorum Surinamensis. Amsterdam, 60 Tafeln.

Merian, M. S., 1726: Dissertation de generatione et metamorphosibus insectorum surinamensium. Den Haag, 72 Tafeln.

John Ray

(29.11.1627–17.1.1705)

Ray war einer der herausragenden Köpfe des 17. Jahrhunderts, der mit seinen naturkundlichen Arbeiten die Grundlagen der Botanik und der Zoologie einschließlich der Insektenkunde legte. Einige seiner Erkenntnisse haben bis heute Bestand in der Biologie. So unterschied er erstmals zwischen ein- und zweikeimblättrigen Pflanzen, zwischen Insekten mit unvollständiger und vollständiger Verwandlung und legte die Art (= Species) als kleinste natürliche Einheit fest. Sogar die Definition der Art klingt bei Ray bereits sehr modern, fasste er Arten doch als natürliche Fortpflanzungsgemeinschaften auf. Außerdem verwendete er zur Benennung seiner Arten ein binäres System aus den Namen für die Gattung und der Art und nahm damit ansatzweise die von Linné (1707–1778) aufgestellte und in der Wissenschaft heute anerkannte binominale Nomenklatur um fast 100 Jahre vorweg. Er stellte der Lehre des Aristoteles, die bis dahin seit etwa 1.500 Jahren das naturkundliche Denken in Europa bestimmt hatte, eine neue wissenschaftliche Methode gegenüber und leitete dadurch die Ablösung von der klassischen Auffassung ein.

John wurde am 29. November 1627 im Nordosten von London in der kaum 600 Einwohner zählenden Gemeinde Black Notley in der Grafschaft Essex als Sohn des Hufschmids Wray geboren. Nach dem Besuch der Schule im benachbarten Braintree konnte sich John Wray (erst später wechselt er zur Schreibweise »Ray«) im Jahr 1644 als 16-Jähriger an der berühmten Universität von Cambridge einschreiben. Ermöglicht wurde dies dem aus einfachen familiären Verhältnissen stammenden, hochbegabten John durch ein Stipendium der Hochschule. Zwei Jahre lang studierte er Theologie und Naturkunde in St. Catherine’s Hall und wechselte dann zum Trinity College. Neben dem regulären Studium, das er zügig durchzog, betrieb er im Kreise von Freunden anatomische und chemische Studien. Nach vier Jahren schloss er sein Studium mit dem Bachelor’s degree ab und wurde sofort zum Fellow at Trinity gewählt.

Die folgenden 13 Jahre arbeitete er fleißig, aber weitgehend unauffällig an der Hochschule. Er schrieb theologische Abhandlungen und beschäftigte sich mit den Pflanzen in der Region um Cambridge. Seine Erkenntnisse mündeten in ein Pflanzenverzeichnis der Umgebung, das 1860 erschien. Nun dehnte er seine botanischen Exkursionen auf weiter entfernt liegende Gebiete aus. Er lernte den Naturkundler Francis Willughby (1835–1672) aus Warwickshire kennen. Beide beschlossen, eine gemeinsame naturkundliche Fahrt nach Wales und Cornwall zu unternehmen. Auf dieser Reise fällt eine Entscheidung, die das zukünftige Leben des John Ray entscheidend bestimmte. Man nahm eine große Studie der Naturgeschichte in Angriff, in der Willughby den zoologischen und Ray den botanischen Teil übernehmen sollte.

Wieder zurück am Trinity wartete jedoch Ärger auf den jungen Wissenschaftler. Nach dem Tod von Oliver Cromwell, der England durch die Gefangennahme und Hinrichtung von König Karl I. zur Republik gemacht hatte, gelang die Restauration des Königtums. Karl II. wurde 1660 feierlich zum neuen König von England ausgerufen. Eigentlich keine Veränderung, mit der der den hinter den Klostermauern von Trinity lebende Ray nicht hätte leben können. Das änderte sich, als zwei Jahre später der Act of Uniformity erlassen wurde. Er verlangte, dass alle Riten und Zeremonien des 1662 veröffentlichten Book of Common Prayer anzuwenden seien. Für den strenggläubigen Puritaner Ray waren die anglikanischen Gebetbücher, die christlichen Kreuze, die priesterlichen Gewänder, die Bilderverehrung und die steinernen und reich geschmückten Altäre in den Kirchen nicht annehmbar. Ray weigerte sich, den durch den Act of Uniformity verlangten Eid zu leisten und verlor daraufhin sein Fellowship at Trinity. Vermögende Freunde unterstützten ihn von nun an und so konnte er seine naturkundlichen Studien vorantreiben.

Zunächst entfloh er der geistigen Enge Englands und reiste für die folgenden drei Jahre nach Kontinentaleuropa, um sich ganz dem Studium der Pflanzen zu widmen. Wieder zurück in England veröffentlichte er 1670 zunächst einen viel beachteten Katalog der englischen Pflanzen (Catalogus plantarum Angliae). Außerdem berichtete er auf gerade einmal drei Druckseiten über eine Säure bei Ameisen, die er Formic acid, Ameisensäure, nannte. In dieser Zeit änderte er auch die Schreibweise seines Namens.

Als sein Mitstreiter Francis Willughby am 3. Juli 1672 überraschend starb, übernahm Ray auch den zoologischen Teil des gemeinsam geplanten naturkundlichen Werkes. Obwohl er mindestens genauso viel zu dem Band beigetragen hatte, veröffentlichte er ihn allein unter dem Namen seines Freundes. The Ornithology of Francis Willughby erschien 1678 in Latein und zwei Jahre später auch in englischer Sprache.

Man habe alles weggelassen, was sonst bei anderen Autoren bezüglich Symbolik, Moral, Vorlieben, Vorahnungen, Ethik, Theologie und jeglicher Art menschlichen Lernens einbezogen worden sei, betonte Ray in der Vorrede. Es war tatsächlich ein erster gelungener Ansatz für eine wissenschaftliche Klassifikation der Vögel. Viele der von Ray aufgestellten Gruppen, wie zum Beispiel die Krähen, Hühnervögel, Spechte und Gänse, werden in modernen Biologiebüchern kaum anders zusammengefasst. Bemerkenswert und seiner Zeit weit voraus war weiterhin die Art und Weise der Benennung der in dem Buch aufgeführten Vogelarten. Neben einem englischen Trivialnamen erhielt nahezu jeder Vogel einen wissenschaftlichen Namen, bestehend aus den Namen für die Gattung und für die Art. Linné übernahm diese Namen weitgehend in seiner Systema naturae.

Bei der Bearbeitung der Pflanzen führte er Kreuzungsexperimente durch, um die verschiedenen Arten trotz ihres variablen Erscheinungsbildes sicher voneinander unterscheiden zu können. 1682 konnte er dann den botanischen Teil unter dem Titel Methodus Plantarum Nova der Öffentlichkeit präsentieren. Darin unterscheidet er erstmals zwischen einkeimblättrigen, die er monocotyledon nennt, und zweikeimblättrigen Pflanzen, die er als dicotyledon bezeichnet. Diese grundlegende Unterscheidung hat bis heute Bestand, so dass auch die Bezeichnungen Eingang in die moderne Biologie gefunden haben.

Drei Jahre später erschien der Fischband als History of Fish. Die Kosten wurden von der ehrwürdigen Royal Society of London getragen. Auch dieser Band brach mit einer traditionellen Sichtweise, in dem er die Fische als natürliche Gruppe erkannte und von anderen Wassertieren abgrenzte. Rays größtes Werk aber ist die Historia generalis plantarum. Sie erschien in drei gewaltigen Bänden zwischen 1686 und 1704. Gut 6.000 Arten werden benannt und unterschieden. Die darin gegebene Definition für die Art als natürliche Fortpflanzungsgemeinschaft klingt nicht nur modern, sie war für die damalige Zeit geradezu visionär.

Die großen und kleinen Wunder, die er entdeckte und beschrieb, die perfekten Anpassungen der Strukturen an ihre Funktion waren für ihn jedoch nicht das Ergebnis einer Evolution im darwinistischen Sinn, sie waren für den tiefgläubigen Puritaner vielmehr der schlagende Beweis für die Größe des Schöpfers. Dieser Erkenntnis widmete er 1691 ein umfangreiches Buch, das den eindeutigen Titel The Wisdom of God Manifested in the Works of Creation trägt. Seine letzten Lebensjahre gehörten vornehmlich dem Studium der Insekten. Auch hier führte sein klarer Verstand ihn auf die richtige Fährte. Er erkannte die grundsätzlich verschiedenen Entwicklungswege und unterschied zwischen Insekten mit vollendeter und mit unvollendeter Verwandlung. Der Tod riss ihn am 17. Januar 1705 aus seinem erkenntnisreichen Leben. Die Aufzeichnungen über seine Insektenstudien wurden posthum 1770 veröffentlicht.

John Ray überraschte mit seinen genauen Beobachtungen, seinen hervorragenden Beschreibungen und Zeichnungen, die ihn immer wieder zu den richtigen Schlussfolgerungen führten. Er kann mit Recht als Vater der wissenschaftlichen Biologie bezeichnet werden. Mit seinen Erkenntnissen hat er diese Wissenschaft einen gewaltigen Schritt nach vorne gebracht und die Grundlagen für herausragende spätere Entdeckungen gelegt. Vielleicht lebte er einfach nur ein Jahrhundert zu früh, um in einem Atemzug mit Linné und Darwin genannt zu werden.

Werke

Ray, J., 1654: Clavis philosophiæ naturalis, seu, Introductio ad naturæ contemplationem, Aristotelico-Cartesiana. Leiden, 219 S.

Ray, J., 1677: Catalogus plantarum Angliæ, et insularum adjacentium tum indigenas, tum in agris passim cultas complectens: In quo præter synonyma necessaria, facultates quoque summatim traduntur, unà cum observationibus & experimentis novis medicis & physics. London, 311 S.

Ray, J., 1682: Methodus Plantarum Nova, brevitatis et perspicuitatis causa synoptice in tabulis exhibita, cum notis generum tum subalternorum characteristicis, observationibus nonnullis de seminibus plantarum et indice copioso. London, 166 S.

Ray, J., 1686: Historia Plantarum, species hactenus editas aliasque insuper multas noviter inventas et descriptas complectens. In qua agitur primò de plantis in genere, earúmque partibus, accidentibus & differentiis; deinde genera omnia tum summa tum subalterna ad species usque infirmas, notis suis certis & characteristicis definita, methodo naturæ vestigiis insistente disponuntur. London, Bd. 1, 983 S.

Ray, J., 1688: Joannis Raii Historiæ plantarum tomus secundus: cum duplici indice; generali altero nominum & synonymorum præcipuorum; altero affectuum & remediorum: accessit nomenclator botanicus anglo-latinus. London, Bd. 2, 959 S.

Ray, J., 1691: The Wisdom of God Manifested in the Works of Creation. London, 316 S.

Ray, J., 1693: Synopsis Methodica Animalium Quadrupedum et Serpentini Generis. London, 336 S.

Ray, J., 1696: De variis plantarum methodis dissertatio brevis: In qua agitur I. De methodi origine & progressu. II. De notis generum characteristicis. III. De methodo sua in specie. IV. De notis quas reprobat & rejiciendas censet D. Tournefort. V. De methodo Tournefortiana. London, 48 S.

Ray, J., 1703: Methodus plantarum emendata et aucta in qua notae maxime characteristicae exhibentur. London, 452 S.

Ray, J., 1704: Historiæ plantarum tomus tertius: qui est supplementum duorum præcedentium: species omnes vel omissas, vel post volumina illa evulgata editas, præter innumeras fere novas & indictas ab amicis communicatas complectens: cum synonymis necessariis, et usibus in cibo, medicina, & méchanicis: addito ad opus consummandum generum indice copioso. London, Bd. 3, 983 S.

Ray, J., 1710: Historia Insectorum (Opus posthumus, ed. William Derham). London, 375 S.

Ray, J., 1713: Synopsis Methodica Avium et Piscium. Opus posthumus, ed. William Derham. London, 235 S.

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