Kitabı oku: «Der blaue Hopsmajor», sayfa 2

Yazı tipi:

Der Esel und der Hund (Jean de la Fontaine)

Man muß einander helfen, fordert die Natur.

Der Esel, sonst die beste Kreatur,

Versäumte einmal dies;

Weiß nicht, warum er's unterließ.

Er trabte in gemessnem Schritt

Gedankenlos durchs Feld,

An seiner Seite lief der Bauer mit,

Dem sich sein treuer Hofhund zugesellt.

Der Mann legt unter Bäumen sich zum Schlaf,

Der Esel macht sich drauf ans Grasen

Und freut sich, daß er's günstig traf:

Rings grünt ein schmackhaft frischer Rasen.

Zwar fehlt die Distel, doch er fügt sich drein.

Für heute nicht zu anspruchsvoll zu sein,

Obschon ein Mahl, das keine Distel würzt,

Dem Tafelnden die reinste Freude kürzt.

Nun, Langohr weiß es zu ertragen

Und sich für diesmal zu bescheiden.

Der arme Hund sah zu mit leerem Magen

Und sprach: „Ach Freund, wie muß ich Hunger leiden!

Wenn du dich bücken möchtest, könnte ich mein Essen

Aus deinem Korbe mir von deinem Rücken nehmen.“

Doch Langohr hatte keine Lust, beim Fressen

Zu diesem Freundschaftsdienst sich zu bequemen.

Er blieb den Bitten stumm und kalt,

Und schließlich sprach er mit Bedacht:

„Freund, warte, bis der Herr erwacht,

Der gibt dir dann, was dir gehört.“

Kaum ist's gesagt, stürzt aus dem Wald

Ein Wolf, den auch der Hunger plagt.

„Zu Hilfe!“ ruft der Esel ganz verstört.

Der Hund bleibt regungslos und sagt:

„Freund, warte, bis der Herr erwacht

Und sich zu deinem Schützer macht.

Flieh nur einstweilen, bis er kommt!

Das ist mein Rat, der dir am besten frommt.

Und holt der Wolf dich etwa ein,

So schlage unbedenklich drein,

Es ist nicht lange her, daß man dich neu beschlagen.“

Er brauchte weiter nichts zu sagen,

Schon nahm der Wolf den Esel fest beim Kragen.

Ich meine, daß es stets das beste sei,

Der eine steht dem andern treulich bei.

Aus: Fontaine, Jean de la, Fabeln, übers. von Theodor Etzel, Berlin 1923, S. 154-154.

Der Mann und der Hund (Gotthold Ephraim Lessing*)

Ein Mann ward von einem Hunde gebissen, geriet darüber in Zorn, und erschlug den Hund.

Die Wunde schien gefährlich, und ein Arzt musste zu Rat gezogen werden.

„Hier weiß ich kein besseres Mittel“, sagte der Empiricus, „als dass man ein Stück Brot in die

Wunde tauche, und es dem Hunde zu fressen gebe. Hilft diese sympathetische Kur nicht, so“

– hier zuckte der Arzt die Achsel.

„Unglücklicher Jähzorn!“, rief der Mann, sie kann nicht helfen, denn ich habe den Hund

erschlagen.

Aus: Lessing´s Werke, Erster Theil: Gedichte und Fabeln, hg. von Carl Christian Redlich,

Berlin 1868-1877, S. 213.

*1729-1781

Die Hunde (Gotthold Ephraim Lessing)

„Wie ausgeartet ist hierzulande unser Geschlecht!“ sagte ein gereister Budel. „In dem fernen

Weltteile, welches die Menschen Indien nennen, da, da gibt es noch rechte Hunde; Hunde,

meine Brüder - ihr werdet es mir nicht glauben, und doch habe ich es mit meinen Augen

gesehen - die auch einen Löwen nicht fürchten und kühn mit ihm anbinden.“

„Aber,“ fragte den Budel ein gesetzter Jagdhund, „überwinden sie ihn denn auch, den

Löwen?“

„Überwinden?“ war die Antwort. „Das kann ich nun eben nicht sagen. Gleichwohl, bedenke

nur, einen Löwen anzufallen!“

„Oh“, fuhr der Jagdhund fort, „wenn sie ihn nicht überwinden, so sind deine gepriesene

Hunde in Indien - besser als wir, soviel wie nichts - aber ein gut Teil dümmer.“

Aus: Lessing´s Werke. Erster Theil: Gedichte und Fabeln, hg. von Carl Christian Redlich,

Berlin 1868-1877, S. 213.

Der Hund und der Wolf (Johann Ludwig Gleim*)

Ein armer, mag´rer Wolf, der wenig Lämmer stahl,

Begegnete bergab in einem engen Tal

Dem fettesten und schönsten Hund

Mit Namen Sigismund.

Ach, dacht' er gleich, ach wär' ich doch nun nicht

So ganz entkräftet. Ei! wie schön wollt ich mich rächen

Für manchen Biss von solchem Bösewicht!

Doch, was er denkt, das wagt er nicht zu sprechen.

So freundlich, als wenn er

Kein Hundefeind gewesen wär',

Red't er ihn an:

„Mein schöner Herr,

Gott grüße Sie! Ei! wie gesund

Seh'n Sie mir aus, Sie wohlgepflegter,

Sie schöner, großer, lieber Hund:

Was Sie so schön macht und so rund,

Ach! das kommt nicht in armer Wölfe Mund!“

„Und wer ist schuld?“ fragt Ritter Sigismund,

„Ihr armen Schlucker, ihr,

Dass ihr so rund nicht seid wie wir?

Seid ihr es denn nicht selbst? Warum behaltet ihr

Den fürchterlichen öden Wald

Zu eurem Aufenthalt,

Worin ihr euch so kümmerlich ernähren,

Den ihr bei Nacht mit Angst durchtraben müsst,

Euch einen Tag des Hungers zu erwehren;

Und oft kommt es, dass es nicht möglich ist.

Was für ein besser Los, Herr Wolf, erwählten wir,

Als wir den öden Wald verließen?

Der Mensch, man glaubt es nicht, ist ein gesellig Tier,

Er lässt uns ohne Neid, was er genießt, genießen,

Speist uns von seinem Tisch, und wenn er Gäste hat,

So macht er uns sogar mit Leckerbissen satt!“

„Ei!“ fragt der Wolf mit spitzem Ohr,

„Was tut ihr ihm davor?“

„Nichts“, sagt der Hund:

„Wir bellen nur ein wenig

Und haben unser Fest,

Sobald ein Bettler oder König

Vor uns'rer Tür sich sehen lässt.

Dann schmeicheln wir dem Herrn und auch der Frau

im Hause,

Und täglich schmausen wir dafür von ihrem

Schmause

Kurz, Freund, wir sind getreue, faule Diener,

Dagegen nehmen wir mit Knochen junger Hühner

Und zarter Tauben gern vorlieb.

„Das tät‘ ich auch“, fiel ihm der Lämmerdieb

Schnell in das Wort, „Ich bitte, nimm mich mit!“

Und plötzlich trabten sie, wie Brüder, einen Schritt

Nicht lange. Denn der Wolf, der so gesellig trabt,

Betrachtet seinen Freund, sieht seinen Hals geschabt,

Steht hurtig still und fragt: „Ei, was ist das

Am Halse da?“ — „Nur eine Kleinigkeit;

Mein Halsband war ein wenig zu enge,

Nun hab' ich eines, das ist weit.“ „Ein Halsband? Ei! ist denn dein Herr so strenge?

Legt er dich an?“ — „Nicht allezeit,

Zuweilen nur der kleinen Kinder wegen.

Was ist daran gelegen?“

„So viel", sagt Meister Wolf, „dass ich

Nicht neidisch bin auf dich.

Die Freiheit ist ein viel zu edles Gut,

Ich tausche nicht; ein Schelm ist, der es tut!

Freund, lebe wohl!" Der Hund sagt: „Warte doch!“

„Nein", sagt der Wolf, läuft fort und läuft wohl noch.

Aus: Gleim, Johann Wilhelm Ludwig, Ausgewählte Werke, Leipzig 1885, S. 122-124.

*1719-1803

Die Hunde und der Vogel (Heinrich von Kleist*)

Zwei ehrliche Hühnerhunde, die, in der Schule des Hungers zu Schlauköpfen gemacht,

Alles griffen, was sich auf der Erde blicken ließ, stießen auf einen Vogel.

Der Vogel, verlegen, weil er sich nicht in seinem Element befand , wich hüpfend bald hier,

bald dorthin aus, und seine Gegner triumphierten schon; doch bald darauf, zu hitzig gedrängt,

regte er die Flügel und schwang sich in die Luft: da standen sie, wie Austern, die Helden der

Triften, und klemmten den Schwanz ein, und gafften ihm nach.

Wiß, wenn du dich in die Luft erhebst: wie stehen die Weisen und blicken dir nach!

Aus: Kleist, Heinrich von, Gesammelte Schriften 3. Teil, hg. von Ludwig Tieck, Berlin 1826,

S. 331.

*1777-1811

Der Hund (Christian Felix Weiße*)

Damon und Phyllis.

Damon.

Du küssest deinen kleinen Hund:

Warum? das möcht ich wissen!

Ist eines jungen Schäfers Mund

Nicht reizender zu küssen?

Phyllis.

Ist eines jungen Schäfers Mund

Gleich reizender zu küssen:

Sind Schäfer, wie der kleine Hund

So treu? das möcht ich wissen!

Aus: Weiße, Christian Felix, Scherzhafte Lieder, Leipzig 1758, S. 146-147.

*1726-1804

Der Hund (Christian Fürchtegott Gellert*)

Phylax, der so manche Nacht

Haus und Hof getreu bewacht,

Und oft ganzen Diebesbanden

Durch sein Bellen widerstanden;

Phylax, dem Lips Tullian,

Der doch gut zu stehlen wußte,

Selber zweimal weichen mußte;

Diesen fiel ein Fieber an.

Alle Nachbarn gaben Rat.

Krummholzöl und Mithridat

Mußte sich der Hund bequemen

Wider Willen einzunehmen.

Selbst des Nachbar Gastwirts Müh',

Der vordem in fremden Landen

Als ein Doktor ausgestanden,

War vergebens bei dem Vieh.

Kaum erscholl die schlimme Post,

Als von ihrer Mittagskost

Alle Brüder und Bekannten,

Phylax zu besuchen, rannten.

Pantelon, sein bester Freund,

Leckt ihm an dem heißen Munde.

„O!“ erseufzt er, „bittre Stunde!

O! wer hätte das gemeint!

„Ach!“ rief Phylax, „Pantelon!

Ist's nicht wahr, ich sterbe schon?

Hätt' ich nur nichts eingenommen,

Wär' ich wohl davon gekommen.

Sterb' ich Ärmster so geschwind:

O! so kannst du sicher schreien,

Daß die vielen Arzeneien

Meines Todes Quelle sind.

Wie zufrieden schlief' ich ein!

Sollt' ich nur so manches Bein,

Das ich mir verscharren müssen,

Vor dem Tode noch genießen.

Dieses macht mich kummervoll,

Daß ich diesen Schatz vergessen,

Nicht vor meinem Ende fressen,

Auch nicht mit mir nehmen soll.

Liebst du mich und bist du treu,

O! so hole sie herbei;

Eines wirst du bei den Linden,

An dem Gartentore finden;

Eines, lieber Pantelon,

Hab' ich nur noch gestern morgen

In dem Winterreiß verborgen;

Aber friß mir nichts davon.“

Pantelon war fortgerannt,

Brachte treulich, was er fand;

Phylax roch, bei schwachem Mute,

Noch den Dunst von seinem Gute.

Endlich, da sein Auge bricht,

Spricht er: „Laß mir alles liegen!

Sterb' ich, so sollst du es kriegen;

Aber, Bruder, eher nicht.

Sollt' ich nur so glücklich sein

Und das schöne Schinkenbein,

Das ich – doch ich mag's nicht sagen,

Wo ich dieses hingetragen.

Werd' ich wiederum gesund;

Will ich dir, bei meinem Leben,

Auch die beste Hälfte geben;

Ja du sollst –“ Hier starb der Hund.

Der Geizhals bleibt im Tode karg,

Zween Blicke wirft er auf den Sarg,

Und tausend wirft er mit Entsetzen

Nach den mit Angst verwahrten Schätzen.

O schwere Last der Eitelkeit!

Um schlecht zu leben, schwer zu sterben,

Sucht man sich Güter zu erwerben;

Verdient ein solches Glück wohl Neid?

Aus: Gellert, Christian Fürchtegott, Poetische und prosaische Werke, Erster Theil: Fabeln und

Erzählungen, Berlin o.J., S. 24-26.

*1715-1769

Der Hirsch, der Hund und der Wolf (Friedrich von Hagedorn*)

Ein jeder Frommer thut, was man in Hamburg thut:

Das Gute glaubt er oft, allein das Böse selten.

Ihn lehrt der Lauf der Welt, daß Neid und Frevelmuth

Der Tugend Henker sind, und auch die Frömmsten schelten.

Sonst ist's ein bloßes Glück, wenn einen Bösewicht

Die Unschuld und das Recht, trotz seiner Kunst! beschämen.

Ein Wolf jagt' einen Hund. Der bat, aus Zuversicht,

Den Hirsch, ihn ungesäumt in seinen Schutz zu nehmen.

Der Flüchtling wird erhört; doch ihn verfolgt sein Feind,

Und spricht: Ich komm', o Hirsch, dein einzig Kalb zu rächen.

Der Schnapphan hat's erwürgt; ich sah es, ich, dein Freund,

Und den verwirkten Hals soll ihm kein andrer brechen.

Der Hund verneint die That. Er fleht, und schwört dabei:

Es sei ihm, von Natur, das Wildpret recht zuwider.

Ihm zeigt der strenge Hirsch sein fürchterlich Geweih.

Beklagter seufzt und heult, und wirft sich vor ihm nieder.

Als drauf sein Kläger ihm mit neuen Zeugen droht,

Kömmt, gleich zu rechter Zeit, das Hirschkalb hergesprungen.

Den frechen Lügner trifft Verwirrung, Furcht und Tod;

Doch dieses Beispiel schreckt nur wenig Lästerzungen.

Aus: Hagedorn, Friedrich von, Sämmtliche poetische Werke, Leipzig o.J., S. 114-115.

*1708-1754

Als der Hund tot war (Matthias Claudius*)

Alard ist hin, und meine Augen fließen

Mit Tränen der Melancholie!

Da liegt er tot zu meinen Füßen!

Das gute Vieh!

Er tat so freundlich, klebt´ an mir wie Kletten

Noch als er starb an seiner Gicht

Ich wollt´ ihn gern vom Tode retten,

Ich konnte nicht.

Am Eichbaum ist er oft mit mir gesessen,

In stiller Nacht mit mir allein;

Alard, ich will dich nicht vergessen

Und scharr´dich ein.

Wo du mit mir oft saß´st bei unsrer Eiche,

Der Freundin meiner Schwärmerei. –

Mond, scheine sanft auf seine Leiche!

Er war mir treu.

Aus: Claudius, Matthias, Werke in einem Band, München 1976, S. 45-46.

*1740-1850

Texte der Moderne (ab 19. Jahrhundert)

Der alte Sultan (Jacob und Wilhelm Grimm*)

Es hatte ein Bauer einen treuen Hund, der Sultan hieß, der war alt geworden und hatte alle Zähne verloren, sodass er nichts mehr fest packen konnte. Zu einer Zeit stand der Bauer mit seiner Frau vor der Haustüre und sprach: „Den alten Sultan schieß ich morgen tot, der ist zu nichts mehr nütze.“

Die Frau, die Mitleid mit dem treuen Tiere hatte, antwortete: „Da er uns so lange Jahre gedient hat und ehrlich bei uns gehalten, so könnten wir ihm wohl das Gnadenbrot geben.“ „Ei was“, sagte der Mann, „du bist nicht recht gescheit; er hat keinen Zahn mehr im Maul, und kein Dieb fürchtet sich vor ihm, er kann jetzt abgehen. Hat er uns gedient, so hat er sein gutes Fressen dafür gekriegt.“

Der arme Hund, der nicht weit davon in der Sonne ausgestreckt lag, hatte alles mit angehört und war traurig, dass morgen sein letzter Tag sein sollte. Er hatte einen guten Freund, das war der Wolf, zu dem schlich er abends hinaus in den Wald und klagte über das Schicksal, das ihm bevorstände. „Höre, Gevatter“, sagte der Wolf, „sei guten Mutes, ich will dir aus deiner Not helfen. Ich habe etwas ausgedacht. Morgen in aller Frühe geht dein Herr mit seiner Frau ins Heu, und sie nehmen ihr kleines Kind mit, weil niemand im Hause zurückbleibt. Sie pflegen das Kind während der Arbeit hinter die Hecke in den Schatten zu legen. Lege dich daneben, gleich als wolltest du es bewachen. Ich will dann aus dem Walde herauskommen und das Kind rauben, du musst mir eifrig nachspringen, als wolltest du mir es wieder abjagen. Ich lasse es fallen, und du bringst es den Eltern wieder zurück, die glauben dann, du hättest es gerettet, und sind viel zu dankbar, als dass sie dir ein Leid antun sollten; im Gegenteil, du kommst in völlige Gnade, und sie werden es dir an nichts mehr fehlen lassen.“

Der Anschlag gefiel dem Hund, und wie er ausgedacht war, so ward er auch ausgeführt. Der Vater schrie, als er den Wolf mit seinem Kinde durchs Feld laufen sah; als es aber der alte Sultan zurückbrachte, da war er froh, streichelte ihn und sagte: „Dir soll kein Härchen gekrümmt werden, du sollst das Gnadenbrot essen, solange du lebst.“ Zu seiner Frau aber sprach er: „Geh gleich heim und koche dem alten Sultan einen Weckbrei, den braucht er nicht zu beißen, und bring das Kopfkissen aus meinem Bette, das schenk ich ihm zu seinem Lager.“ Von nun an hatte es der alte Sultan so gut, als er sich es nur wünschen konnte. Bald hernach besuchte ihn der Wolf und freute sich, dass alles so wohl gelungen war. „Aber, Gevatter“, sagte er, „du wirst doch ein Auge zudrücken, wenn ich bei Gelegenheit deinem Herrn ein fettes Schaf weghole. Es wird einem heutzutage schwer, sich durchzuschlagen.“ „Darauf rechne nicht“, antwortete der Hund, „meinem Herrn bleibe ich treu, das darf ich nicht zugeben!“

Der Wolf meinte, das wäre nicht im Ernste gesprochen, kam in der Nacht herangeschlichen und wollte sich das Schaf holen. Aber der Bauer, dem der treue Sultan das Vorhaben des Wolfes verraten hatte, passte ihm auf und kämmte ihm mit dem Dreschflegel garstig die Haare. Der Wolf musste ausreißen, schrie aber dem Hund zu: „Wart, du schlechter Geselle, dafür sollst du büßen!“

Am andern Morgen schickte der Wolf das wilde Schwein und ließ den Hund hinaus in den Wald fordern, da wollten sie ihre Sache ausmachen. Der alte Sultan konnte keinen Beistand finden als eine Katze, die nur drei Beine hatte, und als sie zusammen hinausgingen, humpelte die arme Katze daher und streckte zugleich vor Schmerz den Schwanz in die Höhe.

Der Wolf und sein Beistand waren schon an Ort und Stelle, als sie aber ihren Gegner daherkommen sahen, meinten sie, er führte einen Säbel mit sich, weil sie den aufgerichteten Schwanz der Katze dafür ansahen. Und wenn das arme Tier so auf drei Beinen hüpfte, dachten sie nichts anders, als es höbe jedes Mal einen Stein auf, wollte damit auf sie werfen.

Da ward ihnen beiden Angst.

Das wilde Schwein verkroch sich ins Laub, und der Wolf sprang auf einen Baum. Der Hund und die Katze, als sie herankamen, wunderten sich, dass sich niemand sehen ließ. Das wilde Schwein aber hatte sich im Laub nicht ganz verstecken können, sondern die Ohren ragten noch heraus. Während die Katze sich bedächtig umschaute, zwinste das Schwein mit den Ohren; die Katze, welche meinte, es regte sich da eine Maus, sprang darauf zu und biss herzhaft hinein. Da erhob sich das Schwein mit großem Geschrei, lief fort und rief: „Dort auf dem Baum, da sitzt der Schuldige.“ Der Hund und die Katze schauten hinauf und erblickten den Wolf, der schämte sich, dass er sich so furchtsam gezeigt hatte, und nahm von dem Hund den Frieden an.

Aus: Grimm, Jacob und Wilhelm, Kinder- und Hausmärchen, hg. von Paul Neuburger,

Leipzig 1916, S. 166-168.

*Jacob Grimm 1785-1863

Wilhelm Grimm 1786-1859

Der Hund und der Sperling (Jacob und Wilhelm Grimm)

Ein Schäferhund hatte keinen guten Herrn, sondern einen, der ihn Hunger leiden ließ. Wie ers nicht länger bei ihm aushalten konnte, ging er ganz traurig fort. Auf der Straße begegnete ihm ein Sperling, der sprach „Bruder Hund, warum bist du so traurig?“ Antwortete der Hund „ich bin hungrig und habe nichts zu fressen.“ Da sprach der Sperling „lieber Bruder, komm mit in die Stadt, so will ich dich satt machen.“ Also gingen sie zusammen in die Stadt, und als sie vor einen Fleischerladen kamen, sprach der Sperling zum Hunde „da bleib stehen, ich will dir ein Stück Fleisch herunterpicken,“ setzte sich auf den Laden, schaute sich um, ob ihn auch niemand bemerkte, und pickte, zog und zerrte so lang an einem Stück, das am Rande lag, bis es herunterrutschte. Da packte es der Hund, lief in eine Ecke und fraß es auf. Sprach der Sperling „nun komm mit zu einem andern Laden, da will ich dir noch ein Stück herunterholen, damit du satt wirst.“ Als der Hund auch das zweite Stück gefressen hatte, fragte der Sperling „Bruder Hund, bist du nun satt?“ „Ja, Fleisch bin ich satt,“ antwortete er, „aber ich habe noch kein Brot gekriegt.“ Sprach der Sperling „das sollst du auch haben, komm nur mit.“ Da führte er ihn an einen Bäckerladen und pickte an ein paar Brötchen, bis sie herunterrollten, und als der Hund noch mehr wollte, führte er ihn zu einem andern und holte ihm noch einmal Brot herab. Wie das verzehrt war, sprach der Sperling „Bruder Hund, bist du nun satt?“ „Ja,“ antwortete er, „nun wollen wir ein bißchen vor die Stadt gehen.“

Da gingen sie beide hinaus auf die Landstraße. Es war aber warmes Wetter, und als sie ein Eckchen gegangen waren, sprach der Hund „ich bin müde und möchte gerne schlafen.“ „Ja, schlaf nur,“ antwortete der Sperling, „ich will mich derweil auf einen Zweig setzen.“ Der Hund legte sich also auf die Straße und schlief fest ein. Während er da lag und schlief, kam ein Fuhrmann herangefahren, der hatte einen Wagen mit drei Pferden, und hatte zwei Fässer Wein geladen. Der Sperling aber sah, daß er nicht ausbiegen wollte, sondern in der Fahrgleise blieb, in welcher der Hund lag, da rief er „Fuhrmann, tus nicht, oder ich mache dich arm.“ Der Fuhrmann aber brummte vor sich „du wirst mich nicht arm machen,“ knallte mit der Peitsche und trieb den Wagen über den Hund, daß ihn die Räder totfuhren. Da rief der Sperling „du hast mir meinen Bruder Hund totgefahren, das soll dich Karre und Gaul kosten.“ „Ja, Karre und Gaul,“ sagte der Fuhrmann, „was könntest du mir schaden!“ und fuhr weiter. Da kroch der Sperling unter das Wagentuch und pickte an dem einen Spundloch so lange, bis er den Spund losbrachte: da lief der ganze Wein heraus, ohne daß es der Fuhrmann merkte. Und als er einmal hinter sich blickte, sah er, daß der Wagen tröpfelte, untersuchte die Fässer und fand, daß eins leer war. „Ach, ich armer Mann!“ rief er. „Noch nicht arm genug,“ sprach der Sperling und flog dem einen Pferd auf den Kopf und pickte ihm die Augen aus. Als der Fuhrmann das sah, zog er seine Hacke heraus und wollte den Sperling treffen, aber der Sperling flog in die Höhe, und der Fuhrmann traf seinen Gaul auf den Kopf, daß er tot hinfiel. „Ach, ich armer Mann!“ rief er. „Noch nicht arm genug,“ sprach der Sperling, und als der Fuhrmann mit den zwei Pferden weiterfuhr, kroch der Sperling wieder unter das Tuch und pickte den Spund auch am zweiten Faß los, daß aller Wein herausschwankte. Als es der Fuhrmann gewahr wurde, rief er wieder „ach, ich armer Mann!“ aber der Sperling antwortete „noch nicht arm genug,“ setzte sich dem zweiten Pferd auf den Kopf und pickte ihm die Augen aus. Der Fuhrmann lief herbei und holte mit seiner Hacke aus, aber der Sperling flog in die Höhe, da traf der Schlag das Pferd, daß es hinfiel. „Ach, ich armer Mann!“ „Noch nicht arm genug,“ sprach der Sperling, setzte sich auch dem dritten Pferd auf den Kopf und pickte ihm nach den Augen. Der Fuhrmann schlug in seinem Zorn, ohne umzusehen, auf den Sperling los, traf ihn aber nicht, sondern schlug auch sein drittes Pferd tot. „Ach, ich armer Mann!“ rief er. „Noch nicht arm genug,“ antwortete der Sperling, „jetzt will ich dich daheim arm machen,“ und flog fort.

Der Fuhrmann mußte den Wagen stehen lassen und ging voll Zorn und Ärger heim. „Ach,“ sprach er zu seiner Frau, „was hab ich Unglück gehabt! der Wein ist ausgelaufen, und die Pferde sind alle drei tot.“ „Ach, Mann,“ antwortete sie, „was für ein böser Vogel ist ins Haus gekommen! er hat alle Vögel auf der Welt zusammengebracht, und die sind droben über unsern Weizen hergefallen und fressen ihn auf.“ Da stieg er hinauf, und tausend und tausend Vögel saßen auf dem Boden und hatten den Weizen aufgefressen, und der Sperling saß mitten darunter. Da rief der Fuhrmann „ach, ich armer Mann!“ „Noch nicht arm genug,“ antwortete der Sperling, „Fuhrmann, es kostet dir noch dein Leben,“ und flog hinaus.

Da hatte der Fuhrmann all sein Gut verloren, ging hinab in die Stube, setzte sich hinter den Ofen und zwar ganz bös und giftig. Der Sperling aber saß draußen vor dem Fenster und rief „Fuhrmann, es kostet dir dein Leben.“ Da griff der Fuhrmann die Hacke und warf sie nach dem Sperling: aber er schlug nur die Fensterscheiben entzwei und traf den Vogel nicht. Der Sperling hüpfte nun herein, setzte sich auf den Ofen und rief „Fuhrmann, es kostet dir dein Leben.“ Dieser, ganz toll und blind vor Wut, schlägt den Ofen entzwei, und so fort, wie der Sperling von einem Ort zum andern fliegt, sein ganzes Hausgerät, Spieglein, Bänke, Tisch, und zuletzt die Wände seines Hauses, und kann ihn nicht treffen. Endlich aber erwischt er ihn doch mit der Hand. Da sprach seine Frau „soll ich ihn totschlagen?“ „Nein,“ rief er, „das wäre zu gelind, der soll viel mörderlicher sterben, ich will ihn verschlingen,“ und nimmt ihn, und verschlingt ihn auf einmal. Der Sperling aber fängt an in seinem Leibe zu flattern, flattert wieder herauf, dem Mann in den Mund: da streckte er den Kopf heraus und ruft „Fuhrmann, es kostet dir doch dein Leben.“ Der Fuhrmann reicht seiner Frau die Hacke und spricht „Frau, schlag mir den Vogel im Munde tot.“ Die Frau schlägt zu, schlägt aber fehl, und schlägt dem Fuhrmann gerade auf den Kopf, so daß er tot hinfällt. Der Sperling aber fliegt auf und davon.

Aus: Grimm, Jacob und Wilhelm, Kinder- und Hausmärchen, hg. von Paul Neuburger, Leipzig 1916, S. 206-208.

Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.

₺146,41

Türler ve etiketler

Yaş sınırı:
0+
Hacim:
143 s. 6 illüstrasyon
ISBN:
9783864080258
Telif hakkı:
Bookwire
İndirme biçimi: