Kitabı oku: «Liebesgeschichten der Bibel», sayfa 2

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Wie Paare sich finden

Die Geschichten des Alten Testamentes entstanden größtenteils in der Zeit des Alten Orients – und so spiegeln sie auch die damalige Gesellschaftsform wider: Die Menschen lebten in Großfamilien und Sippen zusammen. Oberhaupt war der älteste Mann der Hauptfamilie. Er sorgte für die Seinen und musste sie durch die Unbilden des Lebens führen.

Der Bestand der Großfamilie war durch Hungersnöte, Kriege und Krankheiten gefährdet. Oberstes Ziel war die Erhaltung der Sippe, ihm musste sich alles andere unterordnen.

So hatten auch Liebe, Partnerschaft und Ehe meist wenig Romantisches an sich. Sie dienten der Fortpflanzung. In der Regel wurden Mann und Frau – oftmals auch ein Mann und mehrere Frauen – »verbunden«, d.h. auf Rat und Beschluss der Sippenältesten verheiratet. Welche Gefühle die beiden dabei hegten, spielte, wenn überhaupt, eher die zweite Rolle. Wichtig war, dass die Herden und Äcker in der Hand einer Familie blieben und die Sippe durch viele Kinder im Bestand gesichert wurde.

Umso erstaunlicher ist es, dass die Bibel auch »Ehefindungsgeschichten« erzählt, die durchaus unserer Vorstellung von romantischer Liebe nahe kommen.

Liebe auf den ersten Blick
Adam und Eva

Von Gefühlen ist in der ersten Liebesgeschichte der Bibel zunächst gar nicht die Rede, sondern vom Brauchen. Der erste Mensch braucht nämlich Hilfe, braucht eine Partnerin und ein Gegenüber. Gott hatte den Menschen geschaffen, zunächst als Einzelwesen, und ihn in die Welt gesetzt. Als Bauer sollte er das Land bestellen und pflegen. Doch schnell wird klar: Das kann er nicht allein. Er braucht dazu ein anderes Wesen an seiner Seite, das ihn ergänzt und verantwortlich ist wie er. Können ihm die Tiere helfen? Er schaut sie alle in Ruhe an, gibt ihnen Namen – doch ein wirklicher Partner kann keines von ihnen sein. Und so erschafft Gott die »Menschin«, die Frau. Ganz eng ist sie dem Mann verwandt, quasi aus demselben Holz geschnitzt. Der Mann schaut die Frau an und sieht sofort: Die passt zu mir. Die gehört zu mir. Die versteht mich. Es ist tatsächlich »Liebe auf den ersten Blick«.

Alles, was die Beziehung von Mann und Frau bis heute ausmacht, ist schon in den Anfängen angelegt: Sie sind einander ähnlich und doch verschieden. Weil sie einander zum Leben brauchen, suchen sie sich. Und weil sie doch unterschiedlich sind, reiben sie sich aneinander. Hinter dieser alten Geschichte steht ein fortschrittliches Bild von der Liebe, das durchaus nicht selbstverständlich ist: Mann und Frau leben als Partner und ergänzen sich. Und ihre Zweisamkeit hat ein Ziel: Sie sollen in dieser Welt segensreich wirken. (1.Mose/Genesis 2,4-9.15-25)

Dies ist die Geschichte der Entstehung von Himmel und Erde; so hat Gott sie geschaffen.

Als Gott, der HERR, Erde und Himmel machte, gab es zunächst noch kein Gras und keinen Busch in der Steppe; denn Gott hatte es noch nicht regnen lassen. Es war auch noch niemand da, der das Land bearbeiten konnte. Nur aus der Erde stieg Wasser auf und tränkte den Boden.

Da nahm Gott, der HERR, Staub von der Erde, formte daraus den Menschen und blies ihm den Lebensatem in die Nase. So wurde der Mensch ein lebendes Wesen.

Dann legte Gott im Osten, in der Landschaft Eden, einen Garten an. Er ließ aus der Erde alle Arten von Bäumen wachsen. Es waren prächtige Bäume und ihre Früchte schmeckten gut. Dorthin brachte Gott den Menschen, den er gemacht hatte.

In der Mitte des Gartens wuchsen zwei besondere Bäume: der Baum des Lebens, dessen Früchte Unsterblichkeit schenken, und der Baum der Erkenntnis, dessen Früchte das Wissen verleihen, was für den Menschen gut und was für ihn schlecht ist.

Gott, der HERR, brachte also den Menschen in den Garten Eden. Er übertrug ihm die Aufgabe, den Garten zu pflegen und zu schützen. Weiter sagte er zu ihm: »Du darfst von allen Bäumen des Gartens essen, nur nicht vom Baum der Erkenntnis. Sonst musst du sterben.«

Gott, der HERR, dachte: »Es ist nicht gut, dass der Mensch so allein ist. Ich will ein Wesen schaffen, das ihm hilft und das zu ihm passt.«

So formte Gott aus Erde die Tiere des Feldes und die Vögel. Dann brachte er sie zu dem Menschen, um zu sehen, wie er jedes Einzelne nennen würde; denn so sollten sie heißen. Der Mensch gab dem Vieh, den wilden Tieren und den Vögeln ihre Namen, doch unter allen Tieren fand sich keins, das ihm helfen konnte und zu ihm passte.

Da versetzte Gott, der HERR, den Menschen in einen tiefen Schlaf, nahm eine seiner Rippen heraus und füllte die Stelle mit Fleisch. Aus der Rippe machte er eine Frau und brachte sie zu dem Menschen. Der freute sich und rief: »Endlich! Sie ist’s! Eine wie ich! Sie gehört zu mir, denn von mir ist sie genommen.«

Deshalb verlässt ein Mann Vater und Mutter, um mit seiner Frau zu leben. Die zwei sind dann eins, mit Leib und Seele.

Die beiden waren nackt, aber sie schämten sich nicht voreinander.

Brautschau am Brunnen
Rebekka und Isaak

Isaak und Rebekka kamen auf sehr traditionelle Weise zueinander. Abraham, der Stammvater Israels, hatte auf Gottes Befehl seine alte Heimat verlassen und war in das Gebiet des heutigen Israel/Palästina gezogen – ungefähr um 1500 v.Chr. dürfte das gewesen sein. Als er für seinen Sohn Isaak eine passende Frau suchte, wollte er, dass Isaak eine Frau aus der »alten Heimat«, aus der eigenen Sippe heiraten sollte. Als Eheanbahner sandte er seinen ältesten Knecht, seinen engsten Vertrauten, dorthin. Er hatte die schwierige Aufgabe, eine gute, d.h. äußerlich und innerlich attraktive Frau für den Sohn des Stammvaters zu finden. Auf der weiten Reise in die alte Heimat überlegte er sich die Kriterien: Gastfreundlich, zuvorkommend, höflich und weit blickend sollte sie sein. Der erste Eindruck würde entscheiden: Daran, wie sie sich ihm und seinen Kamelen gegenüber verhielte, würde er erkennen, wer die Richtige wäre.

Der Vertraute Abrahams machte an einem Brunnen Halt. Dies war die »Infobörse« der damaligen Zeit: Dort traf man sich beim Wasserholen, dort wurden die neuesten Neuigkeiten ausgetauscht, Geburten und Todesfälle bekannt gegeben – und auch Ehen angebahnt. Der Knecht traf tatsächlich auf eine junge Frau, die alle seine Kriterien erfüllte … Später, im Zelt der Familie wird deutlich, dass er nicht nur auf die richtige Frau, sondern auch auf die passende Sippschaft gestoßen ist. Wer diese Geschichte liest, erkennt: Gott hat seine Hand im Spiel bei dieser Eheanbahnung. Er überlässt es nicht dem Zufall, wen der Sohn von Abraham heiratet, geht es doch um die Geschicke seines Volkes Israel.

Die Eheleute, die einander vorher noch nie begegnet sind, gewinnen einander lieb. Dies ist eine bemerkenswerte Notiz am Ende der Geschichte – denn normalerweise spielten die Gefühle in einer Eheanbahnung kaum eine Rolle.

Und noch etwas ist bemerkenswert: Die Ehe mit Rebekka tröstete Isaak über den Tod seiner Mutter Sara. Dies ist sicher eine Erfahrung, die viele Menschen machen: dass Liebe den Tod anzunehmen hilft. (1.Mose/Genesis 24,1-67)

Abraham war sehr alt geworden. Der HERR hatte ihn gesegnet und ihm alles gelingen lassen. Eines Tages sagte er zu seinem ältesten Knecht, der seinen ganzen Besitz verwaltete: »Leg deine Hand zwischen meine Beine und schwöre mir! Versprich mir beim HERRN, dem Gott des Himmels und der Erde, dass du für meinen Sohn Isaak keine Frau auswählst, die hier aus dem Land Kanaan stammt. Gib mir dein Wort, dass du in meine Heimat gehst und ihm eine Frau aus meiner Verwandtschaft suchst.«

Der Besitzverwalter sagte: »Was soll ich aber tun, wenn die Frau mir nicht hierher folgen will? Soll ich dann deinen Sohn wieder in deine Heimat zurückbringen?«

»Auf keinen Fall!«, sagte Abraham. »Das darfst du niemals tun! Der HERR, der Gott des Himmels, wird seinen Engel vor dir herschicken, sodass dein Auftrag gelingt und die Frau dir folgen wird. Er hat mich aus meiner Sippe und Heimat weggeholt und mir mit einem Schwur zugesagt, dass er meinen Nachkommen dieses Land geben wird. Wenn die Frau dir nicht folgen will, bist du nicht mehr an deinen Schwur gebunden. Aber auf keinen Fall darfst du meinen Sohn dorthin zurückbringen!«

Da legte der Verwalter seine Hand zwischen die Beine Abrahams und schwor ihm, alles so auszuführen, wie er es verlangt hatte. Dann machte er zehn von den Kamelen seines Herrn reisefertig, nahm wertvolle Geschenke mit und reiste nach Mesopotamien, in die Stadt, in der die Familie von Abrahams Bruder Nahor lebte.

Als er dort ankam, hielt er an der Quelle vor der Stadt an und ließ die Kamele niederknien. Es war gegen Abend, um die Zeit, wenn die Frauen zum Wasserholen herauskommen.

»HERR, du Gott meines Herrn Abraham«, betete er, »gib mir Glück zu meinem Vorhaben! Sei gut zu meinem Herrn und erfülle seinen Wunsch! Gleich werden die jungen Mädchen aus der Stadt hierher kommen und Wasser schöpfen. Dann will ich eins von ihnen bitten: ›Reiche mir deinen Krug, damit ich trinken kann!‹ Wenn das Mädchen sagt: ›Trink nur; ich will auch deinen Kamelen zu trinken geben‹, dann weiß ich: Sie ist es, die du für deinen Diener Isaak bestimmt hast. Daran werde ich erkennen, dass du zu meinem Herrn gut bist und seinen Wunsch erfüllt hast.«

Kaum hatte er zu Ende gebetet, da kam aus der Stadt ein Mädchen mit einem Wasserkrug auf der Schulter. Es war Rebekka, die Tochter von Betuël und Enkelin von Milka, der Frau von Abrahams Bruder Nahor. Sie war sehr schön und noch nicht verheiratet; kein Mann hatte sie berührt. Sie ging die Stufen zum Wasser hinab, füllte ihren Krug, hob ihn auf die Schulter und kam wieder herauf.

Schnell trat der Verwalter Abrahams auf sie zu und bat sie: »Gib mir doch einen Schluck Wasser aus deinem Krug!«

»Trink nur, Herr!«, sagte das Mädchen, ließ sogleich den Krug auf ihre Hand herunter und hielt ihn so, dass er trinken konnte. Als er genug getrunken hatte, sagte sie: »Ich will noch mehr Wasser holen, damit auch deine Kamele trinken können!«

Sie leerte den Krug in die Tränkrinne, stieg rasch wieder zur Quelle hinab und schöpfte so lange, bis alle Kamele genug hatten. Abrahams Verwalter stand schweigend dabei und schaute ihr zu. Er wartete gespannt, ob der HERR seine Reise gelingen lassen würde.

Als die Kamele getrunken hatten, holte er für Rebekka einen kostbaren goldenen Nasenring und zwei schwere goldene Armreifen hervor und sagte zu ihr: »Wessen Tochter bist du? Hat dein Vater in seinem Haus vielleicht Platz für uns, damit wir übernachten können?«

»Ich bin die Tochter von Betuël«, antwortete sie; »es ist der Betuël, den die Milka dem Nahor geboren hat. Wir haben Platz genug und auch Stroh und Futter für die Tiere.«

Da warf sich der Verwalter Abrahams vor dem HERRN nieder und betete: »Dank sei dir, HERR, du Gott meines Herrn Abraham! Du hast ihm deine Güte und Treue bewahrt und hast mich geradewegs zu den Verwandten meines Herrn geführt.«

Das Mädchen lief inzwischen nach Hause zu ihrer Mutter und erzählte, was sie erlebt hatte. Sie hatte einen Bruder, der hieß Laban. Als der den goldenen Schmuck sah und hörte, was der Mann zu ihr gesagt hatte, lief er hinaus an die Quelle. Dort wartete Abrahams Besitzverwalter noch mit den Kamelen.

»Komm herein zu uns!«, rief Laban. »Du bringst den Segen des HERRN mit. Warum bleibst du hier draußen? Ich habe schon alles herrichten lassen, auch für deine Kamele ist genug Platz.«

Da ging der Verwalter mit ins Haus. Laban ließ die Kamele abzäumen und Streu und Futter für sie holen. Dem Gast und seinen Leuten brachte man Wasser, damit sie sich die Füße waschen konnten. Als sie ihm aber etwas zu essen brachten, sagte er: »Ich esse erst, wenn ich meinen Auftrag ausgerichtet habe.«

Laban forderte ihn auf zu reden, und er begann:

»Ich bin Abrahams Besitzverwalter. Der HERR hat meinen Herrn reich gesegnet und zu hohem Ansehen gebracht. Er hat ihm viele Schafe, Ziegen und Rinder gegeben, dazu Silber und Gold, Sklaven und Sklavinnen, Kamele und Esel. Auch hat Sara, die Frau meines Herrn, ihm in ihrem Alter noch einen Sohn geboren, dem er seinen ganzen Besitz vermacht hat. Nun hat mein Herr mich einen Eid schwören lassen und hat mir aufgetragen: ›Du darfst für meinen Sohn Isaak keine Frau aus dem Land Kanaan wählen. Geh zu meinen Verwandten, zur Familie meines Vaters, und hole ihm von dort eine Frau.‹ Als ich einwandte, dass die Frau mir vielleicht nicht in das fremde Land folgen werde, da sagte er: ›Der HERR, nach dessen Willen ich mich immer gerichtet habe, wird seinen Engel mit dir schicken und deine Reise gelingen lassen, sodass du für meinen Sohn eine Frau aus meiner Verwandtschaft, aus der Familie meines Vaters, findest. Wenn meine Verwandten dir aber keine Frau für meinen Sohn geben wollen, bist du nicht mehr an deinen Schwur gebunden.‹ Als ich nun heute an die Quelle kam, betete ich zum HERRN und sagte: ›Gott Abrahams, meines Herrn, wenn du doch meine Reise gelingen lassen wolltest! Ich stehe hier an der Quelle und bitte dich um ein Zeichen: Zu dem ersten heiratsfähigen Mädchen, das herauskommt, will ich sagen: Gib mir doch einen Schluck aus deinem Krug! Wenn sie darauf sagt: Trink nur, und auch deinen Kamelen will ich zu trinken geben – dann weiß ich: Sie ist es, die du, HERR, für den Sohn meines Herrn bestimmt hast.‹ Kaum hatte ich diese Worte in meinem Herzen gesprochen, da kam Rebekka mit dem Krug auf der Schulter, stieg die Stufen zur Quelle hinab und schöpfte Wasser. Ich sagte zu ihr: ›Gib mir doch etwas zu trinken!‹ Da ließ sie sogleich ihren Krug von der Schulter herunter und sagte: ›Trink nur, und auch deinen Kamelen will ich zu trinken geben!‹ Als alle Tiere getrunken hatten, fragte ich sie nach ihrem Vater, und sie sagte mir, dass es Betuël sei, der Sohn Nahors von seiner Frau Milka. Da legte ich ihr den goldenen Ring an die Nase und die Goldreifen um ihre Arme. Und dann warf ich mich nieder und dankte dem HERRN, dem Gott meines Herrn Abraham, dass er mich geradewegs zum Bruder meines Herrn geführt hat und ich jetzt dessen Tochter als Frau für den Sohn meines Herrn erbitten kann. Sagt mir nun also, ob ihr meinem Herrn gut seid und seinen Wunsch erfüllen wollt! Wenn nicht, dann muss ich anderswo suchen.«

Laban und seine Familie erwiderten: »Das hat der HERR gefügt! Wir können seine Entscheidung nur annehmen. Hier ist Rebekka, nimm sie mit! Sie soll den Sohn deines Herrn heiraten, wie der HERR es bestimmt hat.«

Als Abrahams Verwalter das hörte, warf er sich auf die Erde und dankte dem HERRN. Darauf packte er Silber- und Goldschmuck und festliche Kleider aus und gab sie Rebekka. Auch ihrem Bruder und ihrer Mutter gab er kostbare Geschenke. Dann aßen und tranken die Gäste und legten sich schlafen. Am anderen Morgen sagte Abrahams Verwalter zum Bruder des Mädchens und zu seiner Mutter: »Lasst mich jetzt zu meinem Herrn zurückkehren!«

Die beiden baten ihn: »Lass sie doch noch eine Weile bei uns bleiben, nur zehn Tage; dann kann sie mit dir gehen!«

Er aber sagte: »Haltet mich nicht auf! Gott in seiner Güte hat meine Reise gelingen lassen. Ich möchte jetzt zu meinem Herrn zurückkehren.«

»Wir rufen das Mädchen«, sagten die beiden, »sie soll selbst entscheiden.«

Sie riefen Rebekka und fragten sie: »Willst du mit diesem Mann mitgehen?«

Rebekka sagte: »Ja, das will ich.«

Da verabschiedeten sie Rebekka und ihre Amme und auch den Verwalter Abrahams mit seinen Leuten. Sie segneten Rebekka und sagten: »Schwester, du sollst die Mutter von vielen Tausenden werden! Mögen deine Nachkommen ihre Feinde besiegen und ihre Städte erobern!«

Rebekka und ihre Dienerinnen machten sich reisefertig, setzten sich auf die Kamele und zogen mit dem Besitzverwalter Abrahams. So brach er mit Rebekka in seinem Gefolge auf.

Isaak wohnte zu der Zeit im südlichsten Teil des Landes in der Nähe des Brunnens Lahai-Roi. Eines Abends, als er gerade auf dem Feld war, sah er auf einmal Kamele daherkommen. Auch Rebekka hatte Isaak erblickt. Schnell stieg sie vom Kamel und fragte den Verwalter Abrahams: »Wer ist der Mann, der uns dort entgegenkommt?«

»Es ist mein Herr«, erwiderte er; und Rebekka bedeckte ihr Gesicht mit dem Schleier.

Der Besitzverwalter erzählte Isaak, wie alles gegangen war, und Isaak führte Rebekka in das Zelt seiner Mutter Sara. Er nahm sie zur Frau und gewann sie lieb. So wurde er über den Verlust seiner Mutter getröstet.

Ein Schuh entscheidet
Rut und Boas

Einen ganz anderen Weg zur Ehe gehen Rut und Boas. Rut war von Hause aus Moabiterin, sie stammte also aus einem Nachbarstamm der Israeliten. Sie lebte in Moab zusammen mit ihrem Mann, mit Schwager, Schwägerin, Schwiegervater und Schwiegermutter. Dann geschah das größte Unglück, das einer Frau in jener Zeit um 1100 v.Chr. zustoßen konnte: Ihr Mann starb, ihr Schwager starb und auch der Schwiegervater. Rut, ihre Schwägerin und die Schwiegermutter Noomi blieben verwitwet zurück. Noomi war Israelitin und entschied sich, zu ihrer eigenen Sippe zurückzukehren. Sie riet ihren Schwiegertöchtern, ebenfalls zu ihren Heimatfamilien zurückzugehen. Während die Schwägerin dies Angebot annahm, versprach Rut der Noomi: »Wo du hingehst, da will auch ich hingehen.« Und so kam die Moabiterin Rut nach Israel, wo sie wie eine Tochter Noomis angesehen wurde.

Noomi setzte nun alles daran, Rut wieder einen Mann zu verschaffen. Denn nur als verheiratete Frau war sie beschützt und versorgt. Aber Noomi wollte Rut nicht an irgendwen verheiraten, sondern dachte an eine »standesgemäße« Verbindung mit einem Mann aus ihrer Sippschaft. Die Sippe war rechtlich auch dazu verpflichtet, eine verwitwete Frau zu versorgen – und das bedeutete, dass einer der Verwandten sie heiraten musste. Es gab dazu eine festgelegte Reihenfolge, welcher Mann für welche Frau zunächst als Versorger in Frage kam.

Der Mann, den Noomi für Rut ins Auge fasste, hieß Boas. Und sie fädelte es geschickt ein, dass Boas die Rut als freundliche, fleißige und ehrliche Frau kennen lernte – und sorgte auch dafür, dass er ihre weiblichen Reize entdeckte …

Vor der Hochzeit galt es noch ein juristisches Problem zu lösen: Noomi besaß ein Stück Land, das ein anderer für sie verwaltete. Dieses Land wollte sie vor der Eheschließung zurückbekommen. Als Frau war sie aber nicht geschäftsfähig. Also musste ein so genannter Löser her, also einer, der für Noomi das Land auslöste. Wer dies tun konnte, war von den Verwandtschaftsgraden her in einer bestimmten Reihenfolge festgelegt. Boas suchte den in Frage kommenden Löser auf. Dieser wäre auch bereit gewesen, das Land zu kaufen – aber die weiteren Verpflichtungen wollte er dann doch nicht eingehen: nämlich Rut zu heiraten und mit ihr einen Sohn zu zeugen, der das Land später erben würde. So überließ der Löser dem Boas das Land. Als Zeichen für den Landkauf wurde traditionell ein Schuh überreicht.

Boas war sehr stolz auf seine junge Frau Rut: »Du hast mir die Gnade erwiesen, mich zu erwählen – und nicht einen von den jungen Männern«, bedankt er sich bei ihr. Einer der Nachkommen von Rut und Boas war der bekannteste Staatsmann Israels: König David. Weil die beiden seine Urgroßeltern sind, wurde diese Liebesgeschichte aufgeschrieben und überliefert. (Rut 3–4)

Eines Tages sagte Noomi zu Rut: »Meine Tochter, ich möchte, dass du wieder einen Mann und eine Heimat bekommst. Du weißt, dass Boas, mit dessen Leuten du auf dem Feld warst, mit uns verwandt ist. Er arbeitet heute Abend mit der Worfschaufel auf der Tenne, um die Spreu von der Gerste zu trennen. Bade und salbe dich, zieh deine besten Kleider an und geh zur Tenne. Sieh zu, dass er dich nicht bemerkt, bevor er mit Essen und Trinken fertig ist. Pass gut auf, wo er sich hinlegt, und wenn er schläft, schlüpfe unter seine Decke und lege dich neben ihn. Er wird dir dann schon sagen, was du tun sollst.«

»Ich werde alles so machen, wie du gesagt hast«, antwortete Rut. Dann ging sie zur Tenne und verfuhr genau nach den Anweisungen ihrer Schwiegermutter.

Als Boas gegessen und getrunken hatte, legte er sich gut gelaunt und zufrieden am Rand des Getreidehaufens schlafen. Leise ging Rut zu ihm hin, schlüpfte unter die Decke und legte sich neben ihn.

Um Mitternacht schrak Boas auf und tastete um sich. An ihn geschmiegt lag – eine Frau.

»Wer bist du?«, fragte er und bekam die Antwort: »Ich bin Rut, deine Sklavin! Breite deinen Gewandsaum über mich und nimm mich zur Frau; du bist doch der Löser!«

Boas erwiderte: »Der HERR segne dich! Was du jetzt getan hast, zeigt noch mehr als alles bisher, wie treu du zur Familie deiner Schwiegermutter hältst. Du hättest ja auch den jungen Männern nachlaufen können und jeden bekommen, ob arm oder reich. Nun, meine Tochter, sei unbesorgt! Ich werde tun, worum du mich gebeten hast. Jeder in der Stadt weiß, dass du eine tüchtige Frau bist. Doch da ist noch ein Punkt: Es stimmt zwar, dass ich ein Löser bin und dir helfen muss; aber es gibt noch einen zweiten, der den Vortritt hat, weil er näher verwandt ist als ich. Bleib die Nacht über hier! Morgen früh werde ich ihn vor die Wahl stellen, ob er der Verpflichtung nachkommen will oder nicht. Wenn nicht, werde ich es tun. Das verspreche ich dir, so gewiss der HERR lebt. Bleib jetzt liegen bis zum Morgen!«

Rut blieb neben ihm liegen; aber in aller Frühe, noch bevor ein Mensch den andern erkennen konnte, stand sie auf. Denn Boas sagte: »Es darf nicht bekannt werden, dass eine Frau auf der Tenne war.«

Dann sagte er noch zu ihr: »Nimm dein Umschlagtuch ab und halte es auf!« Er füllte einen halben Zentner Gerste hinein und hob ihr die Last auf die Schulter. Dann ging er in die Stadt.

Als Rut nach Hause kam, fragte ihre Schwiegermutter: »Wie ist es dir ergangen, meine Tochter?«

Rut erzählte alles, was Boas für sie getan und zu ihr gesagt hatte. »Und diese ganze Menge Gerste hat er mir mitgegeben«, fügte sie hinzu. »Er sagte: ›Du darfst nicht mit leeren Händen zu deiner Schwiegermutter kommen.‹«

Noomi antwortete: »Bleib nun hier, meine Tochter, und warte ab, wie die Sache ausgeht. Der Mann wird nicht ruhen, bis er sie noch heute geordnet hat.«

Boas war inzwischen zum Versammlungsplatz am Stadttor gegangen und hatte sich dort hingesetzt. Da ging gerade der andere Löser, von dem Boas gesprochen hatte, vorbei. Boas rief ihm zu: »Komm hierher und setz dich«, und der Mann tat es. Dann holte Boas zehn Männer, die zu den Ältesten der Stadt gehörten, und sagte zu ihnen: »Setzt euch hierher zu uns!«

Als sie sich gesetzt hatten, sagte er zu dem anderen Löser: »Du weißt, dass Noomi aus dem Land Moab zurückgekehrt ist. Sie bietet den Landanteil zum Verkauf an, der unserem Verwandten Elimelech gehört hat. Ich wollte dir das sagen und dir den Vorschlag machen: Erwirb den Landanteil Elimelechs in Gegenwart der hier sitzenden Männer und in Gegenwart der Ältesten meines Volkes! Sag, ob du deiner Verpflichtung nachkommen und von deinem Recht als Löser Gebrauch machen willst oder nicht. Ich will es wissen, denn du bist als Erster an der Reihe und nach dir komme ich.«

Der andere antwortete: »Ich mache das!«

Boas fuhr fort: »Wenn du von Noomi das Feld Elimelechs übernimmst, musst du zugleich die Verpflichtung übernehmen, für die Moabiterin Rut zu sorgen und anstelle ihres verstorbenen Mannes einen Sohn zu zeugen. Dem wird später das Feld zufallen, damit der Name des Verstorbenen auf dessen Erbbesitz weiterlebt.«

»Wenn es so ist, verzichte ich«, sagte der andere. »Ich schädige sonst meinen eigenen Erbbesitz. Ich trete dir mein Recht als Löser ab. Ich kann es nicht wahrnehmen.«

Dann zog er seinen Schuh aus und gab ihn Boas mit den Worten: »Erwirb du das Feld!« Mit diesem Zeichen bestätigte man früher in Israel bei Geschäftsabschlüssen den Wechsel des Besitzrechtes an Grund und Boden.

Boas wandte sich an die Ältesten und die anderen anwesenden Männer und sagte: »Ihr seid heute Zeugen, dass ich von Noomi alles erworben habe, was Elimelech und seinen Söhnen Kiljon und Machlon gehörte. Ich habe damit auch die Moabiterin Rut, die Witwe Machlons, als Frau erworben und die Verpflichtung übernommen, an Machlons Stelle einen Sohn zu zeugen, dem sein Erbbesitz gehören wird. Machlons Name soll in seiner Sippe nicht vergessen werden, und seine Familie soll in dieser Stadt und in Israel bestehen bleiben. Ihr habt meine Erklärung gehört und seid dafür Zeugen.«

Die Ältesten und alle Männer auf dem Platz am Tor sagten: »Wir sind dafür Zeugen! Der HERR mache die Frau, die in dein Haus kommt, kinderreich wie Rahel und Lea, die zusammen das Haus Israel groß gemacht haben. Mögest du in der Sippe Efrat zu Reichtum und Einfluss gelangen und möge dein Name berühmt werden in Betlehem. Durch die Nachkommen, die der HERR dir durch diese Frau geben wird, soll deine Familie so bedeutend werden wie die Familie von Perez, dem Sohn von Tamar und Juda.«

So nahm Boas Rut zur Frau. Der HERR ließ sie schwanger werden und sie gebar einen Sohn.

Da sagten die Frauen zu Noomi: »Der HERR sei gepriesen! Er hat dir heute in diesem Kind einen Löser geschenkt. Möge der Name des Kindes berühmt werden in Israel! Es wird dir neuen Lebensmut geben und wird im Alter für dich sorgen. Denn es ist ja der Sohn deiner Schwiegertochter, die in Liebe zu dir hält. Wahrhaftig, an ihr hast du mehr als an sieben Söhnen!«

Noomi nahm das Kind auf ihren Schoß und wurde seine Pflegemutter. Ihre Nachbarinnen kamen, um ihm einen Namen zu geben, denn sie sagten: »Noomi ist ein Sohn geboren worden!« Und sie gaben ihm den Namen Obed. Obed wurde der Vater Isais, Isai der Vater des Königs David. Dies ist die Liste der Nachkommen von Perez: Perez zeugte Hezron, Hezron zeugte Ram, Ram zeugte Amminadab, Amminadab zeugte Nachschon, Nachschon zeugte Salmon, Salmon zeugte Boas, Boas zeugte Obed, Obed zeugte Isai und Isai zeugte David.

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