Kitabı oku: «Next Energy», sayfa 5
Elektrizität erobert die Haushalte
Um die Mittagszeit, wenn in den Fabriken Mittagspause gemacht wurde, entstand bei den Energieversorgern ein Versorgungstal: Die Maschinen ruhten, sodass der Strom der Kraftwerke nicht abgenommen wurde. Da die Kraftwerke so kurzfristig nicht herab- und anschließend wieder heraufgefahren werden konnten, sollte stattdessen die Nachfragelücke durch höheren Verbrauch in den Haushalten aufgefangen werden. Im Vordergrund stand die Elektrifizierung der Küche. Den Großteil der bekannten Haushaltsgeräte, vom Herd bis zur Waschmaschine, hatte die 1887 gegründete „Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft“ (AEG) zu Beginn des 20. Jahrhunderts bereits entwickelt.
Trotzdem scheiterte die flächendeckende Verbreitung von elektrischen Haushaltsgeräten zunächst an den hohen Kosten für Stromanschluss, Geräte und Energie (Feldmann 2010: 273). Eine Brennstunde einer Glühlampe kostete 1907 in Oldenburg drei Pfennige (EWE 1980: 23). Als Werbemaßnahme richteten elektrotechnische Firmen wie AEG oder die Berliner Elektrizitätswerke ab 1905 Versuchsstellen für elektrische Haushaltsgeräte ein. In diesen Schauräumen konnten Ausstellungen und Vorträge besucht und die modernen Geräte ausprobiert werden. Die Berliner Elektrizitätswerke boten öffentliche Kochkurse und Kochveranstaltungen an, die in den 1920er-Jahren mit teilweise über 150 000 Besuchern pro Jahr auf enorme Resonanz stießen (Heßler 2001: 157ff). Auch auf dem Land erschloss der Strom immer neue Anwendungsgebiete. Kirchenglocken und Orgeln wurden ebenso mit Strom betrieben wie Melkmaschinen (EWE 1980: 29).
Lange herrschte in großen Teilen der Bevölkerung noch die Ansicht vor, Elektroartikel seien Luxusgegenstände und damit für einkommensschwächere Haushalte unerschwinglich. Die Elektroindustrie versuchte deshalb zwischen den beiden Weltkriegen, die Einstellung der Bevölkerung zu ändern. Um breitere Bevölkerungsschichten zu gewinnen, setzte die Werbung nun auf die Botschaft: Mit elektrischen Haushaltsgeräten lässt sich Geld sparen (Günter 2010: 298, Heßler 2001: 135ff).
Nach dem Ersten Weltkrieg eroberten zunächst Staubsauger und Bügeleisen, seit 1925 Koch- und Heizapparate die Haushalte, nicht zuletzt dank neuartiger Zahlungsmodalitäten wie der Ratenzahlung (Weber 2010: 280). Ab 1933 wurde der Verkauf von Elektroherden und Kühlschränken vorangetrieben. Bis 1937 wurden zudem mehr als 2,6 Millionen Volksempfänger verkauft – Radiogeräte, die gezielt für Propagandazwecke eingesetzt wurden (www.oldradioworld.de). Trotzdem waren bis zum Zweiten Weltkrieg nur etwas mehr als die Hälfte der deutschen Haushalte elektrifiziert, da vorhandene, meist noch mit Gas oder Kohle betriebene Geräte so lange wie möglich in Gebrauch blieben (Feldmann 2010: 276; Klemm 2001: 80ff., Radkau 2008: 249).
Zu Massengütern wurden Elektrogeräte erst in den 1950er-Jahren, zu Zeiten des Wirtschaftswunders. Fließbandproduktion ermöglichte sinkende Preise, so konnten neue Käuferkreise erschlossen werden. Ein reichlich gefüllter Kühlschrank stand symbolisch für die Überwindung des Mangels und die neue Lust am Konsum. Er schuf sinnbildlich Abstand zum im Zweiten Weltkrieg erlittenen Hunger und den erst 1950 abgeschafften Lebensmittelkarten (Günter 2010: 299f.). Die Elektrifizierung der Haushalte schritt auf dem Land langsamer voran als in den Städten, doch schon 1955 konstatierte ein regionales Energieversorgungsunternehmen, dass die vorwiegend ländlich geprägte Region im Nordwesten Niedersachsens „nahezu lückenlos erschlossen“ sei: 70 000 Haushalte kochten und 15 000 wuschen hier nun elektrisch, in 10 000 Haushalten stand ein elektrischer Kühlschrank. Nur 2300 Anwesen war es „nicht vergönnt, teilzuhaben an den für jeden Städter selbstverständlichen und doch einzigartigen Errungenschaften der Elektrizität“, resümierte das Unternehmen (EWE 1980: 46). Erst seit den 1960er-/1970er-Jahren zählen Staubsauger, Herd und Kühlschrank zur Grundausstattung deutscher Haushalte (Feldmann 2010a: 277f.).
Energiewirtschaft, die große Unbekannte – ein Blick auf die Energiemärkte
Tausende örtliche Stromversorger lieferten Anfang des 20. Jahrhunderts Strom an Abnehmer in ihrem näheren Umkreis. In den 1920er- und 1930er-Jahren schlossen sich viele Stromlieferanten zu größeren städtischen oder regionalen Versorgungsunternehmen zusammen. Vor allem auf dem Land galt elektrisches Licht in allen Räumen noch als unvorstellbarer Luxus. Mit dem Energiewirtschaftsgesetz von 1935 wurde die Elektrifizierung endgültig zum staatlichen Vorsorgeauftrag der Kommunen. Der Staat unterstützte die öffentlichen Stromunternehmen beim Ausbau ihrer Stromnetze, indem er ihnen für jeweils festgelegte Gebiete ein Alleinversorgungsrecht, ein Monopol, garantierte. Denn wegen der hohen Kosten wäre es nicht sinnvoll gewesen, in einem Gebiet mehrere parallele Netzstrukturen aufzubauen. Bis in die 1950er-Jahre hinein war man auf Elektrizität noch lange nicht so angewiesen wie heute. Der Aufbau des flächendeckenden Stromnetzes, wie wir es heute kennen, dauerte Jahrzehnte und erforderte hohe Investitionen.
Seit den 1980er-Jahren wurden viele Energieversorgungsunternehmen ganz oder teilweise privatisiert. Dieser Veränderung ging ein Umdenken voraus: Zuvor war man davon ausgegangen, dass der Staat durch eigene Einrichtungen die Versorgung der Bürger in manchen Bereichen wie Energie- und Wasserversorgung, Gesundheit, Bildung oder Nahverkehr gewährleisten müsse. In den 1980er-Jahren setzte sich dagegen die Überzeugung durch, dass private Träger diese Aufgaben besser als staatliche Betriebe erfüllen könnten. Zudem waren viele Kommunen verschuldet und hofften, durch den teilweisen oder vollständigen Verkauf öffentlicher Einrichtungen ihre Haushalte entlasten zu können.
Die Privatisierung stieß einen Konzentrationsprozess auf den Energiemärkten an. Zahlreiche Energieversorgungsunternehmen schlossen sich zu größeren, zum Teil international agierenden Unternehmen zusammen, um ihre Position am Markt gegenüber anderen neuen Unternehmenszusammenschlüssen verteidigen zu können. Zahlreiche Anbieter produzierten Strom in eigenen Kraftwerken, transportierten ihn über eigene Netze und vertrieben ihn direkt an ihre Kunden. Damit kontrollierten sie die gesamte Wertschöpfungskette von der Herstellung bis zum Verkauf des Stroms – ohne den preissenkenden Einfluss von Wettbewerbern. Deshalb mussten Stromversorgungsunternehmen in Deutschland jede Preiserhöhung vorab von einem zuständigen Landesministerium prüfen und genehmigen lassen. Diese staatlichen Einflussmöglichkeiten griffen jedoch zu kurz: Unverändert verfügten wenige sehr große Stromproduzenten über enorme Marktmacht und hatten damit großen Einfluss auf die Preise.
Vom Monopol zum Wettbewerbsmarkt
Die Staatschefs der Mitgliedsländer beschlossen 1990, einen gemeinsamen europäischen Energiebinnenmarkt zu schaffen. Energiepreise senken durch mehr Wettbewerb: Diesem verbraucherfreundlichen Ziel sollte die Öffnung (Liberalisierung) der nationalen Energiemärkte dienen. Eine 1996 verabschiedete EU-Richtlinie leitete die Liberalisierung der Strommärkte ein, zwei Jahre später folgte eine weitere Richtlinie zur Liberalisierung der Gasmärkte. Diese Richtlinien mussten von den Mitgliedsländern innerhalb einer festgesetzten Frist in Landesrecht umgesetzt werden. Das bedeutet: Jedes Mitgliedsland musste geeignete gesetzliche Rahmenbedingungen schaffen, um den Wettbewerb auf dem Strom- und dem Gasmarkt im eigenen Land zu stärken. Bis heute ist der Energiebinnenmarkt jedoch erst teilweise verwirklicht, denn nicht alle Länder haben ihre Energiemärkte im gleichen Umfang für Wettbewerber aus anderen EU-Ländern geöffnet. Zudem mangelt es an grenzüberschreitenden Übertragungsnetzen, um mit noch größeren Strommengen über die innereuropäischen Landesgrenzen hinweg Handel treiben zu können.
Auf dem deutschen Strommarkt sind derzeit etwa 1100 Stromanbieter tätig, auf dem Gasmarkt rund 850 Anbieter (BDEW, 2013). Viele bieten ihre Leistungen nicht bundesweit, sondern nur regional oder lokal an, zum Beispiel nur in einer Stadt. Trotzdem kann jeder Haushalt heute im Durchschnitt unter etwa 100 Stromanbietern und 40 Gasanbietern wählen. Nicht alle Anbieter betreiben eigene Kraftwerke zur Stromproduktion, viele beziehen den Strom, den sie an Industrie- und Haushaltskunden weiterverkaufen, über Lieferverträge oder über die Börse. Unterschiedliche Einkaufs- und Vertriebsstrategien sorgen für Preisunterschiede zwischen den verschiedenen Anbietern und Produkten. Einige Anbieter vertreiben Strom oder Gas ausschließlich über das Internet, andere unterhalten Service- und Beratungsstandorte. Falls ein Anbieter seiner vertraglich vereinbarten Stromlieferpflicht nicht nachkommt, springt das Versorgungsunternehmen ein, das in einem Netzgebiet die meisten Haushaltskunden versorgt. Es übernimmt in diesem Gebiet die Aufgabe des Grundversorgers. So muss niemand, der seine Stromrechnung bezahlt hat, im Dunkeln sitzen.
Den Stromtransport übernehmen in Deutschland rund 900 Energieversorgungsunternehmen. Die Vielzahl dieser Unternehmen betreibt regionale oder lokale Mittel- und Niederspannungsnetze. Die Höchst- und Hochspannungsnetze in Deutschland werden von vier großen Übertragungsnetzbetreibern (50Hertz, Amprion, TenneT und TransnetBW) kontrolliert und betrieben. Darüber hinaus verfügt die Bahn über Stromnetze zur Eigenversorgung. Damit Wettbewerber bei der Durchleitung von Strom nicht benachteiligt werden, muss jeder deutsche Netzbetreiber die Entgelte, die er für die Durchleitung durch seine Netze von anderen Anbietern verlangt, von der staatlichen Bundesnetzagentur zuvor prüfen und genehmigen lassen.
Sinken die Preise?
Hat die Liberalisierung der europäischen Strommärkte ihr Ziel erreicht, die Strompreise für Bürger und Unternehmen in der EU verbraucherfreundlich zu senken? Zunächst ja, unter anderem in Deutschland. Doch zwei bis drei Jahre nach der Marktöffnung 1998 stiegen die Strompreise weiter – allerdings in jedem EU-Land unterschiedlich stark und aus unterschiedlichen Gründen. In Deutschland zum Beispiel trieben in den vergangenen Jahren vor allem steigende Steuern und staatliche Abgaben den von durchschnittlichen Haushaltskunden zu zahlenden Strompreis in die Höhe. Der Steuer- und Abgabenanteil an den Stromkosten eines Durchschnittshaushalts erhöhte sich seit 1998 von knapp 25 Prozent auf über 50 Prozent (BDEW, 2013a). Die (staatlich kontrollierten) Netznutzungsentgelte machen durchschnittlich rund 20 Prozent des Strompreises aus. Das bedeutet: 70 Prozent des Strompreises werden durch Steuern, Abgaben und festgesetzte Erlösobergrenzen von staatlicher Seite bestimmt, Energieversorgungsunternehmen können so letztlich nur etwa 30 Prozent des Endpreises durch ihre Einkaufs- und Vertriebsstrategien beeinflussen.
Der Abgabenanteil des Strompreises steigt durch die politisch beschlossene Energiewende weiter. Hierfür sorgt vor allem die EEG-Umlage, die Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz. Nach der Mehrwertsteuer macht sie den zweitgrößten Abgabenanteil am Strompreis aus. Die öffentliche Diskussion über diese steigenden Kosten und ihre gesellschaftliche Verteilung ist wesentlicher Anlass für die 2014 beschlossene Änderung des EEG. (Ein Blick auf unsere Stromrechnung, Kapitel 5)
Die Energiepolitik ist zudem eng mit der Klimapolitik verbunden. Konkrete Klimaschutzziele legte die Europäische Kommission 2007 im „Energie- und Klimapaket“ fest. Demnach soll der Treibhausgasausstoß in der EU bis 2020 um mindestens 20 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Wert von 1990 sinken. Mindestens 20 Prozent des Primärenergiebedarfs sollen aus erneuerbaren Energien gedeckt werden. Zugleich soll die Energieeffizienz steigen und so der Energiebedarf bis 2020 um 20 Prozent sinken. Laut EU-Roadmap 2050 sollen die EU-Länder ihre Energieversorgung bis 2050 klimafreundlich umgestalten und weitgehend unabhängig von fossilen Energieträgern werden. (Hinterm Gartenzaun geht’s weiter, Kapitel 5)
Welche Energien nutzen wir heute? Eine Frage der Umwandlung
Welche Energieträger oder Energiequellen in einem Land eingesetzt werden, um den Energiebedarf zu decken, hängt in der Regel davon ab, welche heimischen Energien vergleichsweise günstig verfügbar sind. Beispielsweise beruhen die Energieversorgung Russlands und der Niederlande zu großen Teilen auf ihren inländischen Erdgasvorkommen, Polen setzt vor allem heimische Kohle ein. Norwegen verfügt über günstige natürliche Voraussetzungen zur Nutzung von Wasserkraft, Island setzt auf Geothermie. Frankreich und Deutschland gehören zu den rohstoffarmen Industrieländern, die ihren hohen Primärenergiebedarf überwiegend durch Importe decken müssen. Frankreichs Energieversorgung stützt sich auf Kernenergie und damit auf den importierten Primärenergieträger Uran.
Wie viel aus eigenen Lagerstätten?
Gemessen an seinem hohen Energiebedarf verfügt Deutschland nur über geringe eigene Energiereserven. Inländische Förderung deckt lediglich 2 bis 3 Prozent des jährlichen Erdölbedarfs, 11 Prozent des Erdgasbedarfs und 13 Prozent des Kohlebedarfs. Die ergiebigsten deutschen Energiequellen sind deshalb künftig erneuerbare Energien.
Die technisch und wirtschaftlich förderbaren fossilen Reserven Deutschlands beschränken sich im Wesentlichen auf Braunkohle und Erdgas. Große Braunkohlevorkommen gibt es im Rheinland, in der Lausitz und in Mitteldeutschland, Erdgasvorkommen in Norddeutschland, vor allem in Niedersachsen. Der traditionelle heimische Steinkohleabbau ist längst unwirtschaftlich gegenüber dem Import billigerer Kohle, weil die verbliebenen Steinkohleflöze schwerer zugänglich und damit weniger abbauwürdig sind als Vorkommen in anderen Förderregionen der Welt. Die bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts in Niedersachsen und Schleswig-Holstein geförderten Erdölmengen können nur unwesentlich zur Deckung des Inlandsbedarfs beitragen.
Mit welchen Primärenergieträgern einzelne Länder – oder Ländergruppen mit gemeinsamen politischen Zielen wie Europa – ihren Energiebedarf künftig decken werden, hängt nicht nur von ihren verfügbaren Energiereserven ab, sondern ist auch eine Frage der jeweiligen energie- und umweltpolitischen Weichenstellungen. Die Weichen für eine nachhaltige und klimafreundliche Energieversorgung Deutschlands oder Europas werden bereits heute gestellt. Der Übergang dorthin wird aber Jahrzehnte in Anspruch nehmen.
Je langfristiger die Perspektive gewählt wird, desto stärker rücken bei den Plänen zur Weiterentwicklung der Energieversorgung ethische Fragen in den Vordergrund. Denn je mehr fossile Energieressourcen heutige Generationen verbrauchen und je stärker ihre Treibhausgasemissionen das Klima beeinflussen, desto unsicherer werden die Zukunftschancen nachfolgender Generationen. (Den Klimawandel bremsen, Kapitel 4)
Fossile Energien
Die fossilen Energieträger Erdöl, Kohle und Erdgas decken rund 80 Prozent des weltweiten Energiebedarfs. Die wichtigste Primärenergie in unserer hoch industrialisierten und motorisierten Welt ist Erdöl. Es dient als Grundstoff zur Herstellung von Benzin, Heizöl und Petroleum. Zudem werden daraus Kunststoffe und viele weitere Produkte der chemischen Industrie hergestellt. Erdgas wird heute überwiegend zur Wärmeproduktion verwendet, gewinnt jedoch zunehmend an Bedeutung für die Stromerzeugung und als Treibstoff für Fahrzeuge und Schiffe.
Kohle, Erdgas, Erdöl, Uran, Windkraft, Sonnenenergie und Biomasse werden als Primärenergieträger bezeichnet, weil sie am Anfang einer Umwandlungskette stehen. In Kraftwerken werden sie in den Sekundärenergieträger Elektrizität umgewandelt. In einem weiteren Umwandlungsschritt wird aus Strom Nutzenergie wie Licht, Wärme oder Bewegung. Bei jedem dieser Schritte entsteht als (unerwünschtes) Nebenprodukt Abwärme. Dadurch geht ein Teil der eingesetzten Energie für den eigentlichen Umwandlungszweck verloren.
Hauptbestandteil fossiler Energieträger ist Kohlenstoff. Die unterirdischen Vorkommen entstanden über viele Millionen Jahre durch die Lagerung und Umwandlung von abgestorbenem organischem Material. Erdöl entstand am Meeresboden aus herabsinkenden, abgestorbenen, fast mikroskopisch kleinen Meerestieren und -pflanzen, dem Plankton. In großer Tiefe zersetzten Mikroorganismen die abgestorbenen Reste zu einem kohlenstoffreichen Schlamm. Diese Schichten wurden von Sand und Sedimenten überlagert und durch Bewegungen der Erdkruste in tiefere Erdschichten gedrückt. Im Laufe dieses Jahrmillionen dauernden Prozesses entstand unter Luftabschluss je nach Druck- und Temperaturverhältnissen Erdöl oder Erdgas. Sie stiegen in höhere Gesteinsschichten auf, bis sie auf eine undurchlässige Schicht stießen, und sammelten sich darunter in Poren und Klüften der Gesteinsschichten an. So liegen die Fundstätten von Öl und Erdgas oft nahe beieinander.
Strom wird heute vor allem aus Stein- und Braunkohle erzeugt. Heutige Kohleflöze waren vor Jahrmillionen riesige Urwälder. Die Wälder wurden überschwemmt, und über den im Wasser vermodernden und verfaulenden Bäumen lagerten sich neue Erdschichten ab. Unter Luftabschluss und steigendem Druck veränderte sich das kohlenstoffreiche organische Material. Je tiefer die abgestorbenen Pflanzenteile (Holz, Wurzeln, Blätter) lagerten, desto höher wurde der Energiegehalt. So entstanden daraus die Energieträger Torf, Braun- und Steinkohle. Das Braunkohleaufkommen in Deutschland wird fast vollständig zur Stromerzeugung eingesetzt, das Steinkohleaufkommen zu rund zwei Dritteln, ein Drittel verbrennt in den Hochöfen der Stahlindustrie.
Wie viel Treibhausgase?
Bei einer ganzheitlichen Betrachtung verschiedener Stromerzeugungsarten müssen auch die Emissionen einbezogen werden, die bei Brennstoffgewinnung, Transport und Bau/Abbau inländischer konventioneller Kraftwerke freigesetzt werden. Wie viel Kohlendioxid (CO2) so insgesamt bei der Produktion einer Kilowattstunde Strom (kWh) entsteht, wurde in mehreren Studien untersucht, deren unterschiedliche Ergebnisse nachfolgend als Bandbreite angegeben werden:
Braunkohlekraftwerk: 969 bis 1.190 Gramm CO2/kWh
Steinkohlekraftwerk: 898 bis 952 Gramm CO2/kWh
Erdgaskraftwerk: 398 bis 544 Gramm CO2/kWh
(Wagner, 2007)
Die in fossilen Energieträgern gespeicherte (Sonnen-)Energie lässt sich wieder freisetzen. Allerdings ist die Rückumwandlung ein aufwendiger, die Umwelt und das Klima belastender Prozess. Beim Fördern, Aufbereiten und Verbrennen werden die lange unterirdisch gespeicherten Kohlenstoffmengen in Form von Kohlendioxid wieder frei und verändern das natürliche Stoffgleichgewicht der Atmosphäre. (Den Klimawandel bremsen, Kapitel 4)
Die Förderung von Energierohstoffen ist ein risikoreiches und kapitalintensives Geschäft. Bereits das Suchen und Erkunden neuer Lagerstätten ist sehr aufwendig. Das Erschließen erfordert hohe langfristige Investitionen, spezielle Ausrüstung und Fachkräfte. Zudem ist das Fördern von Energierohstoffen mit erheblichen Umweltrisiken verbunden. Dennoch macht das hohe und weiter steigende Energiepreisniveau Investitionen selbst in riskante und aufwendige Erschließungen schwer zugänglicher Lagerstätten lukrativ. Solche hohen Investitionen und unternehmerischen Risiken können in der Regel nur große Konzerne tragen. Viele dieser Energieproduzenten befinden sich ganz oder teilweise in staatlicher Hand und sind über Lizenzen international tätig.
Umweltrisiken beschränken sich nicht nur auf die Förderung fossiler Energieträger, sondern erstrecken sich auch auf deren Aufbereitung und Transport. In Deutschland werden die Umwelteingriffe der Rohstoffförderung besonders sichtbar beim Braunkohletagebau. Ganze Landschaften und Orte müssen den Baggern weichen. Sinkende Grundwasserspiegel oder Bodenabsenkungen sind weitere Folgen des Kohleabbaus über und unter Tage. Bei der Ölgewinnung an Land und auf dem Meer und beim Transport kam es in der Vergangenheit wiederholt zu schweren Umweltkatastrophen durch Havarien von Förderplattformen und Öltankern sowie Unfällen und Leckagen bei Pipelines.
Wie groß die fossilen Energieressourcen der Erde noch sind und wie viel davon gefördert werden kann, lässt sich nur grob schätzen. Wie viele Jahre sie den weltweiten Energiebedarf noch decken können, hängt zudem davon ab, wie sich dieser Bedarf in den kommenden Jahren und Jahrzehnten entwickeln wird. Deshalb müssen Reichweiteprognosen laufend angepasst werden. (Mehr Menschen brauchen mehr Energie, Kapitel 4)
Potenzial: Potenzial bezeichnet die vermutete Energiemenge, die ein beliebiger Energieträger zur Deckung des zukünftigen weltweiten Energiebedarfs beitragen kann. Um das geschätzte, aber noch nicht sicher nachgewiesene Potenzial verschiedener Energieträger vergleichen zu können, wird deren Energiegehalt meist einheitlich umgerechnet in Petajoule (PJ). Das Potenzial setzt sich zusammen aus Reserven und Ressourcen.
Reserven: Als Reserve gilt nur der Teil des Potenzials, der nachgewiesen ist und mit derzeitiger Technik auch wirtschaftlich gefördert werden kann.
Ressourcen: Als Ressourcen werden Vorkommen bezeichnet, die entweder nachgewiesen, aber mit heute verfügbaren Techniken noch nicht wirtschaftlich förderbar sind, oder die geologisch noch nicht genau erfasst sind.
Schätzungen zufolge reicht das Gesamtpotenzial fossiler Energien aus, um den Weltenergiebedarf noch weit über ein Jahrhundert lang zu decken. Werden jedoch nur die heute bereits bekannten, sicher verfügbaren und wirtschaftlich förderbaren Reserven betrachtet, schrumpft die prognostizierte Reichweite der meisten fossilen Energieträger auf einige Jahrzehnte. Bis dahin werden Energiereserven nicht in physikalischem, sondern höchstens in wirtschaftlichem Sinn „knapp“ sein. Wirtschaftliche Knappheit spiegelt sich in der Preisentwicklung. Zu Preissprüngen an den Energiebörsen kann es zum Beispiel kommen, wenn erwartet wird, dass die vorhandenen Lagerbestände, Förder- oder Raffineriekapazitäten kurz- oder mittelfristig nicht ausreichen. Zudem können die Produzenten ihre Angebotsmengen auf den Weltmärkten drosseln, um höhere Preise zu erzielen. Je höher das Energiepreisniveau, desto eher lohnt es sich für Produzenten, ihre Fördermengen wieder auszuweiten und gegebenenfalls neue Lagerstätten zu erkunden.
Die erwartete Reichweite förderbarer Reserven kann sich durch technische Fortschritte schlagartig erhöhen. Seit Langem ist zum Beispiel bekannt, dass in porösen Stein- und Sandschichten enorme Erdgas- und Erdölvorkommen lagern. Diese Vorkommen galten aber noch vor wenigen Jahren als nicht wirtschaftlich förderbar. Seit dem erfolgreichen Einsatz des Hydraulic Fracturing (kurz: Fracking) werden die Vorkommen jedoch als förderbare Reserven eingestuft. Entsprechend hat sich in jüngeren Prognosen die geschätzte Reichweite von Erdöl und Erdgas deutlich verlängert. Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) schätzt die weltweiten Gasressourcen aus unkonventionellen, per Fracking erschließbaren Lagerstätten auf über 700 Billionen Kubikmeter. Die derzeit nachgewiesenen konventionellen Erdgasreserven betragen demgegenüber lediglich rund 197 Billionen Kubikmeter.
Beim Fracking wird das Gestein mit hohem Wasserdruck „aufgerissen“. Anschließend werden Öl und Gas aus den entstandenen Ritzen unter Einsatz von Chemikalien herausgelöst und in Bohrungen aufgefangen. Diese Fördermethode wird in Kanada und in den USA bereits großflächig angewandt, in Europa werden die möglichen Risiken dagegen kritischer gesehen. Die EU-Länder sind viel dichter besiedelt, deshalb wiegt hier das Risiko einer möglichen Grundwasserverunreinigung durch die eingesetzten Chemikalien schwerer als in den weitgehend unbewohnten Gas- und Ölfördergebieten der USA und Kanadas.
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