Kitabı oku: «Oberhausen:Eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet Bd.1», sayfa 2
Latènezeit (450 bis 50 v. Chr.)
Die Latènekultur entwickelte sich unter mediterranem Einfluss zu Beginn des 5. Jahrhunderts v. Chr. aus der Hallstattkultur zu einer eigenständigen Kunst- und Kulturform. Diese war etwa zwischen 450 v. Chr. und 50 v. Chr. in Frankreich, der nordalpinen Schweiz, Süddeutschland bis zu den Mittelgebirgen, Österreich, der Tschechischen Republik und Teilen Ungarns verbreitet. Träger der Latènekultur sind seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. hauptsächlich die Kelten. Zu den Besonderheiten der Kultur gehört Schmuck aus Glas wie Glasarmringe, Fingerringe und Ringperlen. Bisher sind auf dem Stadtgebiet Oberhausen keine Funde aus dieser Zeitepoche bekannt. Dennoch wird nicht von einem Besiedlungsabbruch ausgegangen. Dies beweist ein Fund aus dem Jahre 2009 in Duisburg-Bergheim (Julius-Leber-Straße), wo vier Graburnen aus der vorrömischen Eisenzeit (700 bis 100 v. Chr.) gefunden wurden.
Römisch-Germanische Zeit (50 v. Chr. bis 200 n. Chr.)
Mit der römischen Expansion an den Rhein sind erstmals Stammesnamen für den Raum Oberhausen überliefert. Zur Zeit Caesars werden am rechten unteren Niederrhein die germanischen Sugambrer (auch: Sigambrer, Sygambrer) genannt, nördlich und südlich davon siedeln in augusteischer Zeit Usipeter bzw. Tenkterer.
Die Sugambrer wurden vollständig oder nur zum Teil unter Tiberius im Jahre 7 v. Chr. in linksrheinische Gebiete umgesiedelt. Der so entvölkerte rechtsrheinische Streifen diente als Sicherheitszone und wurde angeblich als Acker- und Weideland von den römischen Truppen genutzt. Seit dem Jahr 9 n. Chr., als mit der Varus-Niederlage die Aufgabe weiterer römischer Eroberungspläne in Germanien eingeleitet wurde, versuchten verschiedene germanische Stämme, sich zunächst erfolglos in Besitz des siedlungsleeren Gebietes am Niederrhein zu bringen, darunter Chamaven, Friesen, Ampsivarier und Tubanten. Infolge des Bataveraufstandes im Jahr 70 n. Chr. hat Rom seine Ansprüche auf das Limesvorland fallengelassen und es gelang den in der Nachbarschaft sitzenden Tenkterern und Usipetern die erfolgreiche Besiedlung dieses rechtsrheinischen Streifens. Schließlich zogen die Brukterer gegen Ende des Jahrhunderts ebenfalls an den Niederrhein.
Nach einer anderen Quelle siedelten zur Zeit der Varusschlacht die Marser zwischen Ruhr und Lippe. Sie kämpften als Verbündete der Cherusker gegen die römischen Legionen des Varus. Im Jahr 14 n. Chr. schlug Germanicus in einer Strafexpedition die nichtsahnenden Marser, als sie zusammen mit ihren Verbündeten, den Brukterern, ein kultisches Fest feierten. Ein Jahr darauf trat Germanicus erneut siegreich gegen die germanischen Marser an, denen er diesmal einen während der Varusschlacht erbeuteten Legionsadler abnehmen konnte. Auch im Zusammenhang mit der Wiedergewinnung des zweiten erbeuteten Legionsadlers im Jahr 41 n. Chr. nennt der Historiker Cassius Dio den Stamm der Marser.
Einige römische Funde auf Oberhausener Gebiet lassen auf einen Handel zwischen Germanen und Römern im Grenzgebiet am Rhein schließen. Es wurden u. a. Amphorenreste, Keramikteile, Bronzefibeln und auch einige Münzen entdeckt.
So wurden auf dem Gelände des Westfriedhofs in Lirich Amphorenfragmente der Form Dressel 20 aus der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr gefunden, die das Transportgut Olivenöl aus Südspanien enthielten. An gleicher Stelle wurden auch zwei mit Fingernageltupfen verzierte Wandungsscherben eines von Hand aufgebauten einheimischen Gefäßes gefunden, die aber nicht näher bestimmt werden konnten.
Interessant ist auch ein auf dem Westfriedhof 1931 gefundenes Brandgrab, das neben zwei Bronzefibeln (Frühformen der zweigliedrigen Armbrustfibeln der Form Dragendorff 37, um 180 n. Chr.) eine Terra sigilata-Schale und einen reliefverzierten Becher mit Jagddarstellungen enthielt.
Zwei germanische Brandschüttungsgräber aus dem 2. Jahrhundert n. Chr., die ebenfalls auf dem Gelände des Westfriedhofs Lirich gefunden wurden, mit Resten von Holzkohle, Scherben und Knochen, beweisen die Anwesenheit von Germanen im Grenzgebiet zum Römischen Reich (Ausgrabung 1932). Trotz der wenigen erfassten Funde und der unzureichenden Dokumentation lässt sich für den Bereich des Westfriedhofs in Lirich ein Gesamtkomplex von Siedlung und dazugehörigem Gräberfeld erschließen, der mindestens vom Ende des 1. Jahrhunderts bis zum Ende des 2. Jahrhunderts genutzt wurde.
Abb. 5: Amphorenfragmente und Wandungsscherben aus Lirich
Eine weitere römerzeitliche Fundstelle auf dem Stadtgebiet von Oberhausen liegt im Bereich des Rhein-Herne Kanals bei Kanalkilometer 10,0. In einer Tiefe von etwa zehn Metern wurde eine Abfallgrube freigelegt, die den Unterteil einer Amphore, einen Spinnwirtel sowie Reste von situalförmigen Gefäßen mit abgesetztem Standfuß der Form Uslar I enthielt. Derartige Gefäße sind im rheinisch-westfälischen Raum eine häufig anzutreffende Form, die hauptsächlich aus dem 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. stammt. Im Bachtal an der Kirchstraße/Ecke Vikariestraße wurden bei Ausschachtungsarbeiten u. a. eine römische Gürtelschnalle und eine kleine römische Plastik (Frauenkopf) gefunden.
Wenige römische Münzfunde in Oberhausen, die allesamt Einzel- bzw. Streufunde sind, ergänzen das kaiserzeitliche Fundspektrum und bestätigen eine erhöhte Siedlungsaktivität im bzw. ab dem 2. Jahrhundert n. Chr. So wurden in der Dieningstraße ein Sesterz (Motiv vorne: Diva Faustina (Faustina maior, Gemahlin des Antonius Pius, gest. 141 n. Chr.) und ein As (Motiv vorne: Marcus Aurelius, 161 – 180 n. Chr.; belorbeerter Kopf) sowie am Werksgasthaus der Gutehoffnungshütte ein Dupondius des Hadrian (117 – 138 n. Chr.) entdeckt. Leider sind alle drei Münzen heute nicht mehr auffindbar.
Am Heidenkirchhof wurde außerdem noch eine Bronzemünze (Sesterz) des Kaisers Antoninus (138 – 161 n. Chr.) gefunden. Die Beschriftung der Vorderseite lautet: Antoninus Augustus Germ(aniae) Sarm(aticae) vic(tor) – Antoninus, Besieger der Germanen und Sarmaten.
Fränkische Zeit (ab 200 n. Chr.)
Seit etwa 200 n. Chr. begannen sich einige der kleinen westgermanischen Stämme entlang der römischen Grenze, etwa die Usipiter, Tenkterer, Sugambrer und Brukterer, zu einem größeren Stammesverband zusammenzuschließen, der sich selbst als Franken („die Mutigen, Kühnen“; wohl erst später „die Freien“) bezeichnete.
Die Franken wurden erstmals in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts als „Franci“ in römischen Quellen erwähnt, anlässlich eines ihrer vielen Raubzüge über die Grenze in die römische Provinz Gallien hinein. Die Franken waren Bauern und damit ein sesshaftes Volk. Bauern nehmen aber als Scholle nur solche Äcker unter den Pflug, die ihre Existenz für die Zukunft sichern. Dies waren die fruchtbaren Gebiete an Flüssen und Bächen. Für ihr Vieh, insbesondere ihre Schaf- und Schweineherden, sicherten sie sich zusätzlich weitere und meist weniger ergiebige Böden, wie Heideflächen, Brüche und Wälder als „Hude” oder Weidegebiete. Denn neben dem Ackerbau war die Viehzucht die Grundlage ihres bäuerlichen Seins. Die noch während der Frankenzeit vorhandenen riesigen Waldbestände zwischen Ruhr und Lippe sind aber im Laufe der Zeiten aufgrund stetig steigender Bevölkerungszahlen immer mehr der Axt zum Opfer gefallen. In unserer Heimat sind von diesen Wäldern nur noch einige geringe Reste erhalten geblieben, nämlich der Dunkelschlag, der Hiesfelder Wald und die Hühnerheide.
Viele heimische Ortsnamen legen noch heute davon Zeugnis ab, dass unser Gebiet ehemals Waldgebiet war. Denn was bedeuten die Namen Holten, Barmingholten, Buschhausen anderes als Wald, ebenso wie die Orts- und Flurnamen mit „-loh”, wie Marxloh oder Lohberg, oder auch Sterkrade von der Rodung her.
Die häufigen Kriegszüge der Franken zwischen der zweiten Hälfte des 3. und dem frühen 5. Jahrhundert n. Chr. ins römische Reich blieben nicht ohne Folgen auf die grenznahe Besiedlung im Ruhr- und Emschermündungsgebiet, was durch die starke Abnahme von Funden in dieser Zeit belegt ist. In Oberhausen fehlen spätkaiserzeitliche und frühvölkerwanderungszeitliche Funde gänzlich, obwohl ein Siedlungsabbruch in Hinblick auf den besser erforschten Duisburger Raum eher unwahrscheinlich ist.
Erst ab dem 6. Jahrhundert n. Chr. kann im Oberhausen-Sterkrader Raum (u. a. im Alsbachtal) durch mehrere archäologische Befunde eine fränkische Besiedlung bezeugt werden. Deren Wichtigster ist ein fränkisches Gräberfeld aus der ▶ Merowingerzeit (2. Hälfte des 6. Jahrhunderts), das 1921 bei Bauarbeiten im Bereich Weseler Straße/Oskarstraße/Georgstraße zufällig gefunden und 1936 durch Ausgrabungen erschlossen wurde. Es wurden insgesamt 13 Gräber aufgedeckt, wobei zehn Gräber näher untersucht wurden. Zwei dieser Gräber konnten wegen der Waffenbeigaben eindeutig als Männergräber und fünf wegen der Perlen- und Schmuckbeigaben sowie Spinnwirtel als Frauengräber bestimmt werden. Zu den schönsten Schmuckfunden zählen Bügel-, S- und Almandinscheibenfibeln; bei den Waffenfunden sind insbesondere die Lanzenspitzen und Knopfschildbuckel hervorzuheben. Neben diesen Metallfunden wurden auch eine Reihe von Tongefäßen, insbesondere die typisch fränkischen Knicktöpfe, mit charakteristischer Rillen- und Rädchenverzierung entdeckt. Insgesamt wird die Größe dieses Sippenfriedhofes auf etwa 50 Gräber geschätzt, der spätestens von der Mitte des 6. Jahrhunderts bis zur ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts genutzt wurde. Die dazugehörige Siedlung hat sich möglicherweise im Bereich der heutigen Westhoffstraße in Sterkrade auf dem Gelände des ehemaligen Schulte-Westhoff-Hofes befunden. Weitere archäologische Untersuchungen in der Zukunft müssen zeigen, ob diese Vermutung richtig ist.
Auf dem Oberhausener Stadtgebiet sind zwei weitere Stellen mit Funden aus der Frankenzeit bekannt. Auf dem Gelände des Barmscheidshofs in Schmachtendorf wurden 1937 in den Überresten einer abgetragenen Sanddüne Bruchstücke fränkischer Tongefäße gefunden. Der Barmscheidshof wurde erstmalig im Jahre 1139 urkundlich erwähnt und gehörte zum Eigentum des Klosters Hamborn. Auch beim Abtragen eines kleinen Hügels in Osterfeld (Brockhofsfeld) wurden mehrere merowingisch-fränkische Gefäße geborgen, die auf das Jahr 500 n. Chr. datiert wurden. Die Gefäße wurden bis auf wenige Scherben vernichtet.
Etwa 900 Meter vom fränkischen Gräberfeld in Sterkrade entfernt gefundene Goldmünzen aus der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts unterstreichen die frühmittelalterlichen Anfänge Oberhausen-Sterkrades (Bremenerstraße/Reinerstraße). Zusätzlich wurden am Heidenkirchhof in Osterfeld und am Tackenberg zwei weitere spätrömische Münzen entdeckt.
Mittelalter (ab 800 n. Chr.)
Zu den wichtigsten historischen und archäologischen Fundstellen des Mittelalters in Oberhausen gehören die Burg Vondern, das Kastell Holten und das Kloster Sterkrade. Auf dem Gelände bzw. in der Umgebung dieser Gebäude wurden eine Reihe von Ausgrabungen (meistens Notgrabungen aufgrund von Bauaktivitäten) durchgeführt. Hierbei wurde eine Reihe von archäologischen Funden (u. a. Keramik, Metallfunde, Gläser) gemacht.
Zunächst ist auf die Burg Vondern einzugehen. Auf dem Gelände bzw. in der Umgebung der Burg Vondern wurde, insbesondere ab 1986, eine Reihe von Ausgrabungen durchgeführt. Hierbei wurden eine Reihe von archäologischen Funden (u. a. Keramik, Metallfunde, Leder, Gläser) gemacht. Der älteste Fund, ein Kugeltopf, stammt aus dem 11./12. Jahrhundert und beweist die frühe Besiedlung dieses Gebietes.
In einem Plan aus dem Jahre 1822 gibt es dazu auch noch einen Hinweis auf einen Vorgängerbau, eine sogenannte Motte. Archäologisch konnte die Lage, Existenz und Beschaffenheit der Motte bisher nicht nachgewiesen werden. Der Verein „Freunde der Archäologie Raum Oberhausen (FARO) e. V.“ hat dies nun mit Hilfe der Ruhr-Universität Bochum mit der Methodik der Geomagnetik im Jahre 2011 nachgeholt. Verifiziert wurde das Ergebnis der Geomagnetik durch bodenkundliche Untersuchungen. Aufgrund der vorliegenden Ergebnisse kann fast sicher davon ausgegangen werden, dass die Motte als Vorgängerbau eindeutig identifiziert wurde. Im Zusammenhang mit den bereits erwähnten archäologischen Funden (u. a. Kugeltopf) wird von einer Besiedlung und Befestigung des Geländes spätestens ab dem 11. Jahrhundert ausgegangen.
Kastell und Stadt Holten: Auf dem Gebiet von Holten wurden im Laufe der Zeit auch eine Reihe von Funden ab dem Mittelalter gemacht und auch Ausgrabungen durchgeführt. Hierbei wurden eine Reihe von archäologischen Funden (u. a. Keramik, Münzen, Gläser) gemacht. Interessant waren z. B. Ausgrabungen aus dem Jahre 1930 auf dem Gelände des Kastells Holten, bei denen eine meterdicke Kulturschicht freigelegt wurde. Die gefundenen Steinreste, Keramikscherben, Eisen- und Gewichtssteine sowie Tierknochen weisen auf eine Zeitstellung der Anlage ab dem 10. Jahrhundert hin und bestätigten die Vermutungen über das hohe Alter der Burg.
Ein aktuelles Projekt des Vereins FARO e. V. aus dem Jahre 2011 umfasste eine Baustellenbeobachtung auf Grund eines Gebäudeabrisses in der Krumme Straße, ein Grundstück im Herzen des mittelalterlichen Holten. Aufgrund von Verzögerungen im weiteren Baustellenfortschritt war es Mitgliedern des Vereins FARO e. V. möglich, eine ausgiebige Bestandsaufnahme (Profilaufnahme, Befund- und Fundsicherung) durchzuführen. Beim Anlegen eines Profilschnittes wurde z. B. eine alte Wegestruktur gefunden, die aufgrund des vorhandenen Fundmaterials auf das 17. Jahrhundert datiert werden konnte. Selbst der große Stadtbrand von 1631 konnte anhand einer vorhandenen Brandschicht archäologisch eindeutig nachgewiesen werden. Die aufgefundene Fundpalette beinhaltete viele Keramikfunde, Glas, Holz, Knochenreste und sogar Leder und kann größtenteils auf das 15. bis 17. Jahrhundert datiert werden. Diese Funde beweisen einen gewissen Wohlstand der Holtener Bürger im späten Mittelalter.
Abb. 6: Schmuckfibeln
Schließlich sind einige mittelalterliche Funde aus dem Kloster Sterkrade zu erwähnen. Bei Ausgrabungen aufgrund von Bauaktivitäten der Jahre 1984 und 1989 auf dem Gelände des ehemaligen Klosters Sterkrade (gegründet 1254) wurden einige interessante Befunde und Funde gemacht. So wurden einige Brunnen und eine alte Teichbefestigung aufgefunden und dokumentiert. Bei diesen Notgrabungen wurden auch die ältesten Keramikfunde aus dem 9./10. Jahrhundert gemacht, die je im Ortskern von Sterkrade gefunden werden konnten.
Abb. 7: Kugeltopf aus dem 11./12. Jahrhundert
Abb. 8: Verschiedene Keramikfunde
Abb. 9: Lederreste
Abb. 10: Münzen aus dem 19. Jahrhundert
Abb. 11: Bartmannkrüge
Abb. 12: Siegburger Steinzeug, 15./16. Jh. (mit Zentimeterskala)
Helmut Rönz
Osterfeld
Von den Anfängen der Besiedlung bis zum Durchbruch der Industrialisierung um 1870
Lage und erste Siedlungsspuren
Nicht nur politisch ist der Oberhausener Stadtteil Osterfeld jener Grenzgänger zwischen den beiden Landesteilen von Nordrhein-Westfalen, als der er sich noch heute gerne in Szene zu setzen vermag. Nennt Osterfeld sich doch nach wie vor auf so manchen Internetseiten „Osterfeld/Westfalen“, obwohl es bereits 1929 durch die Zusammenlegung mit Oberhausen an das Rheinland kam. Die westfälischen Beharrungskräfte des Stadtteils von Oberhausen sind nach wie vor stark, und auch geographisch liegt Osterfeld in der Tat in einem Grenzraum, nämlich im Emschertal, im äußersten Südwesten des Emscherlandes und dort am Übergang der Westfälischen Tieflandbucht in das westlich anschließende Niederrheinische Tiefland. Im Nordwesten begrenzen die Königshardter Sandplatten die Talzone bei Osterfeld, im Nordosten ist es der Recklinghäuser Landrücken und im Südosten die Hellwegsbörden des Westerhellwegs, die bis an den Ruhrfluss reichen. Insofern ist Osterfeld hinsichtlich der Geographie Bindeglied zwischen Westfalen und dem Rheinland.1
Erste Siedlungsspuren lassen sich innerhalb der ▶ Gemarkung Osterfeld in die Mittelsteinzeit datieren. 1911 fand man beim Bau einer Brücke über den Rhein-Herne-Kanal den so genannten Oberhausener Schädel. Weitere menschliche Überreste aus dem gleichen Zeitalter fand man zudem in der näheren Umgebung des Kanals. Auch jungsteinzeitliche Funde hat Osterfeld in geringerer Zahl vorzuweisen. So fand man auf dem Vonderberg eine Axt aus der Jungsteinzeit.2 Ein hallstattzeitliches Gräberfeld des 7. bis 4. Jahrhunderts vor Christus von regionaler Bedeutung3 erstreckte sich über den Bereich Klosterhardt. Dort wurden bisher Reste von 25 Urnen ausgegraben.4 Ein Hügelgrab, der so genannte Kickenberg, mit Urne und Brandfunden stammt ebenfalls aus vorrömischer Zeit.5 Auf dem Osterfelder Stadtgebiet sind indes nur wenige römerzeitliche Funde gemacht worden; lediglich eine Münze aus der Zeit des Kaisers Antonius (138 – 161 nach Christus) wurde am Tackenberg gefunden, außerdem Scherben und eine römische Amphore am Rhein-Herne-Kanal.6
Vielfältiger sind die Funde aus fränkischer Zeit. So fand man 1929 auf dem Osterfelder Stadtgebiet (südlich des Bahnhofs Osterfeld-Süd) fränkisch-merowingische Siedlungsreste sowie Keramik aus ▶ merowingischer Zeit. Die Siedlungsfunde datieren in das 4., 5. und 6. Jahrhundert nach Christus.7 So ist von einer stetigen Besiedlung des Raumes seit der Steinzeit auszugehen, Siedlungskontinuitäten lassen sich aus den steinzeitlichen, römischen und fränkischen Funden jedoch nicht ableiten; ob es eine ständige und lückenlose Besiedlung des Raumes gab, muss nicht zuletzt aufgrund der Lücken in der archäologischen Überlieferung offen bleiben. Und auch die schriftlichen Überlieferungen geben zu der Annahme einer Kontinuität einer örtlichen Besiedlung seit der Römerzeit oder gar zuvor keinen Anlass – nicht zuletzt, weil die erste Erwähnung des Ortes erst einige Jahrhunderte später im Hochmittelalter erfolgte.8
Siedlung und Siedlungsstrukturen bis 1816: Namensnennungen und Bezeichnungen
Bevor Osterfeld selbst namentliche Erwähnung findet, wird ein Hof am Rande des heutigen Gemeindegebietes, nämlich in Vonderort, genannt. Diese erste Erwähnung eben jener Hofsiedlung in der Osterfelder Gemarkung datiert in das 10. Jahrhundert. Das ▶ Heberegister des Klosters Werden verzeichnet eine Herrenhufe in Armbugila, womit der in Vonderort gelegene Oberhof Arenbögel gemeint war.9 Dieser Hof lag wie bereits erwähnt an der Peripherie der Gemarkung und war demnach auch nicht siedlungsbildend für den Ort. Osterfeld selbst wurde 1047 (Osteruelde) erstmals erwähnt und war bis ins 19. Jahrhundert eine Höfesiedlung nördlich der Emscher und westlich von Vonderort.10 Dies zeigen nicht nur die wirtschaftlichen Strukturen bis zur Industrialisierung, die später noch dargestellt werden, sondern auch die allein auf ▶ Kötterwirtschaft und landwirtschaftliche Nutzung hinweisenden wenigen überlieferten Flurnamen, wie etwa molenacker (137911), langkamp (173412) oder wertvelde (147613). Darüber hinaus kamen in den Quellen noch die Flurnamen heide (151614), nyevelt (152315), Kusenberge (156416), Varenhorst (161717), Vennisches Kamp (164518) und Ruhrkamp (170319) vor. Weitere Erwähnungen des Ortes folgten nach der Ersterwähnung dann um 1050 (Ostarfeld)20, im 11./12. Jahrhundert, laut Datierung des Niederrheinischen Urkundenbuchs um 1085, als Osteruelde21, schließlich im 12. Jahrhundert wiederum in den Werdener ▶ Urbaren als Osterfelde22, beziehungsweise Ostenfelde23, als Osteruelda24 und Ostervelda.25 Im Verlauf des 13. Jahrhunderts erfolgte eine Stabilisierung des Namens, beziehungsweise der Namensschreibweise. So heißt der Ort 1220 in der kleinen Essener ▶ Vogteirolle Oesterfelde26, ebenso um die gleiche Zeit in der Großen Essener Vogteirolle.27 In fast allen folgenden Nennungen bis gegen Ende des 14. Jahrhunderts lautete der Name schließlich Osterfelde beziehungsweise Osterfeld.28
Der Ort war bis zur Industrialisierung immer durch einen Dorfcharakter gekennzeichnet und die Siedlung wurde in den Quellen, in denen der Ort charakterisiert wird, mit wenigen Ausnahmen stets als Dorf bezeichnet. So heißt es im 11./12. Jahrhundert neutral „in Osteruelde“29; 1426 wird der Ort als „Dorf“ bezeichnet30, ebenso 1657 (Dorfschaft)31 und schließlich 1782, als es heißt: „Auch wird Bottrop besonders und Besonders Osterfeld als ein Dorff genommen, dieses sind aber würcklich keine Dörfer, weil nur aus negst anlieggenden
Abb. 1: Gemeindekarte von Osterfeld 1825
Abb. 2: Grundriss von Osterfeld 1821
Baurschaften, die ihre Besonderen nahmen haben, bestehen.“32 Vor allem die letztere Quelle ist insofern bemerkenswert, als dass sie nicht nur eine Bezeichnung der Siedlung vorhält, sondern darüber hinaus auch eine Beschreibung des Ortes, der eher einer ▶ Bauerschaft, einem Höfekonglomerat glich als einem Dorf mit gewachsenen gemeindlichen Strukturen. Auch die Bewohner des Ortes werden in den Quellen bis Ende des Alten Reiches (1803) entsprechend der Stellung der Siedlung mal als Nachbarn (157133, 162434), Hußlude (152335), Eingesessene und Weidgenossen (162436) oder underthanen (165737) bezeichnet. Im späten Mittelalter kamen die Begriffe „parrochiani“ (Pfarrgenossen, 142638) und „cerecensuales“ (▶ Wachspflichtige, Mitte des 13. Jahrhunderts39) vor.
Eine besondere Erwähnung, die nicht nur für die kirchliche Geschichte des Ortes von Bedeutung ist, stammt aus dem Jahr 1382.40 In diesem Jahr ist erstmals von einem ▶ Kirchspiel Osterfeld die Rede, zu dem neben dem Ort selbst auch die Bauerschaft Vonderort sowie Lehmkuhle und Bottrop gehörten.41 1660 wird jedoch im Vestischen Lagerbuch Osterfeld neben Lehmkuhle, Fuhlenbrock und Welheim zum Kirchspiel Bottrop gezählt;42 1782 firmiert das Kirchspiel hingegen unter dem Namen Bottrop-Osterfeld.43 1803 ist in den Quellen schließlich eine Unterteilung zwischen Dorf und Kirchspiel zu erschließen: Demnach gehörten zum Dorf Osterfeld die Bauerschaften Vondern, Batenbrock, Lehmkuhle, zum Kirchspiel Osterfeld hingegen nur Osterfeld und Vondern, während Lehmkuhle und Batenbrock zu Bottrop zählten.44 Mit der kommunalen Neugliederung durch Preußen im Jahr 1816 waren schließlich Gemeinde und Kirchspiel Osterfeld eins und zählten zur Bürgermeisterei Bottrop (1844 Amt Bottrop45).
Abb. 3: Grundriss von Klosterhardt (St. Antony-Hütte) 1821